Der Führer und Reichskanzler hat den Negierungsassessor Dr. Zeller beim Oberamt Besig- heim zum Negierungsrat im württembergischen Landesdienst ernannt.
Der Herr Kultminister hat den Hauptlehrer Dolde an der evangelischen Volksschule in Spielbach, Kreis Gerabrvnn, nach Degerschlacht. Kreis Tübingen versetzt.
Der Herr Kultminister hat an kathol. Volksschulen versetzt den Hauptlehrer R u nde l in Ein- lürnenberg, Kreis Waldsce, nach Ebingen, Kreis Balingen und den Hauptlehrer 3epf m Eggmannsried, Kreis Waldsec. nach Alch stet - ten. Kreis Leutkirch. ^
Der Herr Finanzminister hat den Verwaltung?- sekretür Knorr beim Fvrstamt Altensteig zum Bezirksbauamt Eßlingen versetzt.
Der Führer und Reichskanzler hat den Ober- regierungsrat Dr. Eich mann be, dem Landes, finanzamt mit Nblaus des Monats Januar 1936 in den dauernden Ruhestand versetzt.
Der Herr Präsident des Landesfinanzamts Stuttgart hat namens des Führers und Reichskanzlers für den Herrn Neichsminister der Finan- zen ernannt: zum Obersteuerinspektor de,, Land- Messer Langbei der Bezirksgeonicterstelle Obern- dors unter Üebertragung dieser Bezirksgeometer- stelle, zu Zollsekretären den Zollassistenten Rupf- lin bei der Zollaussichtsstelle (St) Dellmensingen unter Belastung an seiner bisherigen Dienststelle und den Zollassistenten Zimmermann bei der Zollaussichtsstelle <G, Kreßbronn unter Versetzung an die Zollaussichtsstelle (St) Wiesensteig Im Bereiche des Landesfinanzamts Stuttgart wurden versetzt:
Obersteuerinspektor Landbeck bei dem Finanzamt Crailsheim an das Finanzamt Göppingen. Zollsekretär Klenk bei der Zollaussichtsstelle Stl Neckarsulm an das Hauptzollamt Heilbronn, Zollsekretär Schoch bei der Zollaussichtsstelle <Stl Lausten an die Zollaussichtsstelle (St) Neckarsulm. Zollsekretär Kleinknecht bei der Zollaussichtsstelle (St) Heilbronn an die Zollaussichtsstelle (St) Laussen, Z'ollsekretär Funcke bei der Zollauf- sichtsstelle (St) Klosterreichenbach an die Zollaus- sichtsstelle (St) Heilbronn, Zvllsekretär Hass- ner bei der Zollaussichtsstelle (St) Heilbronn. Bückingen an die Zollaussichtsstelle (St) Heil- bronn, Zvllsekretär Heil mann bei der Zoll- Zweigstelle für Branntwein-Abfertigung L. Brüg- gewann K G. Heilbronn an die Zollaufsichtsstelle (St) Heilbronn-Böckingen. Zvllsekretär Rieß bei der Zollaussichtsstelle (St) Heilbronp an die Aollzweigstelle für Branntwein-Abfertigung L. Brüggemann K.G. Heilbronn. Steuerassistent Hai- der bei dem Finanzamt Heilbronn an das Finanzamt Ellwangen. Zollassistent Haust bei der Zollaussichtsstelle <G) Palzem an die Zollauf. sichtsstelle (St) Neuenstein.
Im Bereich der Reichsbahndirektion Stuttgart ist der außerplanmäßige technische Reichsbahninspektor Heilmann in Ulm (Bahnmeisterei 2) zum technischen Reichsbahninspektor ernannt worden.
HcüluäöiscHe
In Aalen starb nach kurzem, schwerem Leiden der Gründer und jahrzehntelange Führer der Sanitätskolonne Aalen, Ehrenkolonnensührer B. Beck, zuletzt Lohnbuchhalter in den Ostertagwerken. '
Auf der Landstraße Wiblingen — Unter- kirchberg bei Ulm ereignete sich ein tödlicher Verkehrsunfall. Eine Zugmaschine mit anhängendem Kohlenwagen einer Ulmer Firma blieb am Abhang der vereisten Straße bei Unterkirchberg stecken. Die Fahrzeugbegleiter versuchten durch Entlastung des Anhängers die Fahrzeuge weiterzubringen, was ihnen aber nicht gelang. Plötzlich erschien oben am Berg ei» Omnibus, der wegen der Vereisung nicht halten konnte. Der Fahrer lenkte den Omnibus in den Straßengraben, prallte aber mit dem Hinteren Teil seines Wagens auf die Zugmaschine. Der verheiratete Hilfsarbeiter Anton Frei von Ulm, Vater von sechs Kindern, wurde durch den Anprall so schwer verletzt, daß er in den Armen des Arztes am Platze verschied.
Stuttgart, 10. Januar. (Professor Dr. Münzinger-Hohenheim60Jahre alt.) Am 12. Januar kann der ordentliche Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Landw. Hochschule Hohenheim und Honorarprofessor an der Universität Tübingen, Dr. Adolf Münzinger, seinen 6 0. Geburtstag begehen. Der Jubilar, der in Kirchentellinsfurt, Kreis Tübingen, geboren wurde, erfreut sich um seiner hervorragenden praktisch-pädagogischen Eigenschaften willen in wissenschaftlichen Fachkreisen sowohl wie auch bei Studenten und Ackerbauschülern großer Wertschätzung und Beliebtheit.
Holzmaden, OA. Kirchheim, 8. Jan. (7000 bis 8000 RM. unterschlagen.) Als am 27. Dezember ein Revisionsbeamter die Kasse des Tarlehenskafsenvereins in Holzmaden revidieren wollte, ging der Kassier Fritz Attinger unter Mitnahme eines Betrages von etwa 2000 bis 4000 NM. flüchtig. Inzwischen wurde festgestellt, daß sich seine Unterschlagungen auf etwa 7000 bis 8000 NM. belaufen. Attinger ist noch flüchtig. Es wird nach ihm gefandet.
Stuttgart, 10. Januar. (Ein 5000- Mark-Gewinn der Winterhilfs- lotterte.) Wieder ist das Glück eines beträchtlichen Gewinns der Reichswinterhilfslotterie auf Stuttgart gefallen — um Neujahr war es ein Zweitausender —, und zwar ist dieser Segen auf fünf junge Stuttgarterinnen hereingebrochen in Gestalt eines 5000-Mark- Gewinns. Die Damen werden sich, soweit sie noch nicht in den Hafen der Eye eingelaufen sind, zu helfen wissen und in dem Gewinn einen wertvollen Beitrag zur Aussteuer er
blicken. Heute werden die Gewinnerinnen mit Tränen der Freude in den Augen, so hoffen wir, die 5000 RM. in den Räumen der Stutt- arter Geschäftsführung der Winterhilfs- otterie in Empfang nehmen könne,'.
Eine alte Unsitte
Verbrennungen durch Spiritusexplosion Trochtelfingen, OA. Neresheim, 10. Januar. Ein zehnjähriger Schüler von hier wollte am Mittwoch in seiner elterlichen Wohnung in einen brennenden Spirituskocher noch Spiritus aus der Flasche nachgietzen. Der Spiritus entflammte sofort und brachte die Flasche zur Explosion. Der Knabe erlitt dadurch und durch die Bekämpfung eines entstandenen kleinen Brandherdes schwere Verbrennungen im Gesicht und an den Händen,. so daß sofort der Arzt herbeigerufen werden mußte.
Dieser Vorfall bedeutet wiederum eine ernste Warnung an Erwachsene wie an Kinder, nie Spiritus einer offenen Flamme zuzugießen. Diese Unsitte herrscht ja auch noch bei manchen Hausfrauen beim Feueranmachen.
Vorsicht mit dem Schießgewehr'.
Ein rätselhafter Schuß / Mit einem Flobert- stutzen erschossen
Vom Härtsseld, 9. Jan. Der Bauer Io- Hann Oexler in Schretzheim fand sei- nen 13jährigen Sohn Theodor schwer verletzt im Stadel liegend aus. Man vermutete, daß der Junge sich die Verletzung durch einen Sturz von der Tenne zugezogen habe. Die ärztliche Untersuchung ergab, ,daH, die,Vcr-
Freiwillig in das Heer
Wer wird eingestellt? Wie meidet und bewirbt man sich?
Die Pressestelle des Generalkommandos V teilt mit:
Da über die Bestimmungen bezüglich des Eintritts als Freiwilliger in das Heer für Herbst 1936 in der Oeffentlichkeit noch vielfach Unklarheit herrscht, werden die Bedingungen nachstehend zusammengesaßt noch einmal bekanntgegeben:
Wer wird eingestellt?
1. Vorgeschriebenes Lebensalter: vollende- les 18. bis vollendetes 25. Lebensjahr. Stichtag l. 10. 1936.
2. Bewerber der Jahrgänge 1915 bis 1918 müssen sich im allgemeinen, sofern ihr Truppenteil es wünscht, verpflichten, länger als ein Jahr zu dienen. Ausnahmen sind möglich. Sie müssen vor Einstellung in das Heer ihrer Arbeitsdienstpflicht genügen.
8. Bewerber der Jahrgänge 1911 bis 1913 müssen sich über eine längere als einjährige Dienstzeit hinaus nicht verpflichten; sie kön- nen dies jedoch tun und werden dann, ebenso wie solche, die den Arbeitsdienst geleistet ha- den, bevorzugt behandelt. Eine Verpflichtung zur Ableistung des Arbeitsdienstes besteht für diese Jahrgänge nicht.
4. Allgemeine Voraussetzungen für alle Freiwilligen: a) deutscher Staatsangehöriger, b) wehrwürdig, c) arisch, d) unbescholten, e) unverheiratet, f) tauglich l oder 2 für Wehrdienst, g) Mindestgröße nicht unter 1.60 Meter.
Mo Meldung?
Im allgemeinen nur bei Trupventeilen. deren Standort in der Nähe des Wohnsitzes des Bewerbers liegt. Diese sind beim zuständigen Wehrbezirks-Kommando, in der ent
militarisierten Zone bei der Unteren Ersatzbehörde, zu erfragen. Die Wahl der Waffen- gattung ist freigestellt.
Wie bewirbk man sich?
Noch nicht gemusterte Bewerber beantragen bei der zuständigen Polizeilichen Meldebehörde den sogenannten Freiwilligenschein. Bei bereits gemusterten Angehörigen der Jahrgänge 1914 und 1915 ist dies nicht nötig, für sie genügt der Musterungsausweis. Danach schriftliche Meldung bei dem gewünschten Truppenteil. Bewerber, die ihren Wohnsitz in der entmilitarisierten Zone haben, melden sich jedoch ausschließlich bei der zuständigen Unteren Ersatzbehörde. Dem Gesuch ist beizufügen: von gemusterten Bewerbern Jahrgang 1915: der Musterungsausweis, von gemusterten Bewerbern Jahraang 1914: der Musterungsausweis und Krsatz- reserve-I°Schein, von noch nicht gemusterten Bewerbern: der Freiwilligenschein, von allen Bewerbern: Lebenslauf (selbstgeschrieben), 2 Paßbilder.
Letzter Meldekermln 31. Januar
Freiwillige mit Lust und Liebe zu den Bergen können sich bei einem Truppenteil der Gebirgstrnppe melden; Voraussetzuna hier- tttr ist, daß sie im Sommer und Winter grö- ßere Bergtouren gemacht haben.
Gebirgstruppenteile sind im Bereich des Vll. Armeekorps: Gebirgs-Jäger-Negiment 69 Kempten, Gebirgs-Jäger-Regiment 100 Neichenhall, Gebirgs-Artillerie-Nbteilung 66 Landsberg. Das gleiche gilt für die Mittel- gebirgs-TruPPen im Bereich des V. Armee- korps. Diese sind: I. Bataillon Infanterie- Regiment 75 Villingen, II. Bataillon Infanterie-Regiment 75 Tonaueschinaen.
letzung am Kops von einem Schutz herrlihrie. Der Knabe ist kurze Zeit daraus gestorben. Ter dunkle Fall ist noch nicht aufgeklärt. — In Dattenhausen vergnügte sich der 10 Jahre alte Landwirtssohn Karl Hitzler mit mehreren gleichaltrigen Schulkameraden beim Schießen mit einem Flobertstutzen auf eine Scheibe. Dabei entstanden Meinungsverschiedenheiten unter den Buben über die Neihensolge deS Schießens. Einige versuchten, ihrem Kameraden Georg Hailer. der die Waste gerade in der Hand hatte, diese zu entreißen. Der Stutzen entlud sich dabei und tras den kleinen Hitzlcr in die Leber. Ter frische, kräftige Junge erlag noch in derselben Stunde der schweren Verletzung. Das Gewehr hatten die Buben entlehnt.
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vom 11. Januar bis 20. Januar 1936 Großes Haus
Samstag, 11. Januar: 6 12: „Fra Diavolo". Anfang 7.80 Uhr. Ende 10 Uhr.
Sonntag, 12. Januar: XN/II 8: „Hansel und Gretel". Ans. 8 Uhr, Ende 9.45 Uhr.
Dienstag, 14. Januar: 610: „Nigoletto". Anfang 8 Uhr. Ende 10,30 Uhr.
Mittwoch. 15. Januar: NSKG. 88: „Amelia' („Ein Maskenball"). Ans. 7.30 Uhr. Ende 10.15 Uhr.
Donnerstag, 16. Januar: 610: „Fra Diavolo".
Ans. 8 Uhr. Ende 10.80 Uhr.
Samstag, 18. Januar: 614: .Ballettabend". Anfang 8 Uhr, Ende 10.15 Uhr.
Sonntag, 19. Januar: Außer Miete: „Götterdämmerung". Ans. 5 Uhr, Ende 10 Uhr.
Kleines Haus
Samstag. 11. Januar: ä!A/I 7: „König Lear".
Ans. 7.80 Uhr. Ende 10.45 Uhr.
Sonntag. 12. Januar: Außer Miete: „Meck, der Himmelsschneider". Ans. 3.30 Uhr, Ende 5.30 Uhr. — /I N: „Sprung aus dem Alltag". Ans. 7.30 Uhr. Ende 10 Uhr.
Montag, 13. Januar: NSKG. 35: „Karneval ohne Ende". Ans. 8 Uhr. Ende 10.30 Uhr. Dienstag, 14. Januar: O 13: „Die Notverwand- ten . Ans. 8 Uhr, Ende nach 10.30 Uhr. Mittwoch, 15. Januar: 611: „König Lear". Anfang 7.30 Uhr, Ende 10.45 Uhr.
Donnerstag, 16. Januar: 611: „Sprung aus dem Alltag". Ans. 8 Uhr. Ende 10.30 Uhr.
Freitag, 17. Januar: NSKG. 37: „Frösche von Büschebüll". Ans. 8 Uhr, Ende n. 10.30 Uhr. Samstag, 18. Januar: Außer Miete: „Meck, der Himmelsschneider". Ans. 3.30 Uhr, Ende 5.80 Uhr. — Außer Miete: „Sprung aus dem Alltag". Ans. 7.80 Uhr. Ende 10 Uhr. Sonntag. 19. Januar: Außer Miete: Tanzmorgen, seier: „Günther-Gruppe". Auf. 11.15 Uhr, Ende 1 Uhr. — Außer Miete: „Meck, der Himmelsschneider". Ans. 8.30 Uhr. Ende 5.80 Uhr. — Außer Miete: „Sprung aus dem Alltag". Ans. 7.30 Uhr, Ende 10 Uhr. Montag, 20. Januar: ^ 13: „Frühstück von Rudolstadt". Ans. 7.30 Uhr. Ende 9.30 Uhr.
Achtung Vauttlmmk!
Der Neichssender Stuttgart bringt vom 12. bis 18. Januar 1936 für den Bauern folgende Sendungen:
Sonntag, den 12. Januar 1936: (Sonntags-Sendereihe .Bauer. hör zu!" 8.25—8.45 Uhr; Sendereihe „10 Minuten Erzeugungsschlacht": 13.50 bis 14.00 Uhr.) 8.25 Uhr: „Der Schwarzwaldbauer in der Crzeugungs- schlacht". Von Michael Kalmbach, Egenhausen. 10.00 Uhr: „Kamps ums Reich". 10.45 Uhr: „Die Götter Germaniens". Ein Lied in den Aether. Von Karl Kanig. 5. „Das Gold des Lebens". 13.50 Uhr: „Schädlingsbekämpfung im Obstbau". Von Friedr. Wenck. 18.00 Uhr: „Schwäbisch > alemannische Welt". 1 . Glückliche Kindheit. Reime und Lieder. 19.00 Uhr: „Deutsches Volk aus deutscher Erde" (III). .Bon Knecht und Magd, von Schiffs- und Handwerksmann".
VON OLMllN
Copyright by PronrethcuS-wcrlag Dr. Eichacker, Grsbenzcli bei München
Die beiden Menschen glitten übers Parkett. Terborg sah ihnen nachdenklich zu. Ein prachtvolles Paar. Gute Rasse, dieser westfälische Arzt, seine breite, hohe Gestalt überragte sogar die kraftvolle seiner Tochter noch um ein Beträchtliches.
„Morgen gehen Sie in See?" Julia fragte es, ein aufrichtiges Bedauern klang aus den Worten. „Werden Sie uns schreiben?"
„Gewiß, gnädiges Fräulein, es ist ja auch noch allerlei zu besprechen wegen der Expedition; es wird mich auch freuen, zu hören, daß es Ihnen gut geht, und Sie sich trotz Ihres Widerstrebens bei Ihrem Vater recht wohl fühlen. .
Julia lächelte. Ein weiches, berückendes Lächeln. „Daran haben Sie Schuld, Herr Schulmeister. Wenn ich mich bei meinem Vater jetzt zu Tode langweile und aus die tollsten Ideen komme, muß ich Ihnen die Schuld zumessen. Und wenn Neues aus der Mandschurei berichtet wird, wenn man da Verborgenheiten aufgespürt hat, von denen ich nichts weiß, klage ich Sie an."
Sie lächelte noch immer dabei. Als aber Hellmut Eroten- kamp sich kurz darauf von beiden herzlich verabschiedete, veränderte sich dieses Lächeln seltsam. Es war nicht mehr weich """ hockend, es wurde hart, ein tiefer, gesättigter Triumph sprach sich darin aus ...
„Sie sehen erschöpft aus, Fräulein Kersting", sagte P fossor Bernburg und zog die Sonnenschutzscheibe vor Fenster. „Aber bald ist^s überstanden, in emer Stunde s wir in Agra ..."
Jo schüttelte nur leicht den Kopf. „Es ist nicht so schlim sagte sie tapfer. „Was ist schon das bißchen Hitze!"
„Bißchen Hitze ist gut", lachte der Gelehrte und wis sich Stirn und Hände.
„Keine Beschönigung, es ist eine teuflische Glut . .
Der Zug raste durch braune, wüstenähnliche Gefilde, vorbei an Agaven und niedrigen Sträuchern. Auf all das brannte eine glutende Tropensonne hernieder. Der Zug war eingehüllt in graue Staubwolken, die trotz der dichtgeschlossenen Fenster sich auch in die Abteile drängten. Kein Wasser, keine Früchte vermochten den quälenden Durst zu stillen.
„Ich denke jetzt an einen winterlichen Wald in Deutschland", stöhnte Bernburg.
„Ein Königreich für ein bißchen Kühle . . . Wie ist'», Fräulein Kersting, legen wir uns jeder auf seine Polsterbank und schlafen bis Agra ..."
„Wenn's geht", seufzte Jo. „Ich glaub's nicht. .
„Na, wir wollen'» versuchen", sagte der Gelehrte und rollte sich behaglich in einer Ecke ein, schloß die Augen.
Auch Jo schloß die Augen und versuchte in völliger Entspannung ein wenig Ruhe vor der Hitze zu finden. Aber ihre Gedanken schwangen quälend immer um einen Punkt: Hell. Keine Nachricht seit Wochen. Natürlich, die ganze Umstellung konnte daran Schuld sein. Er hatte ihre Briefe vielleicht später bekommen? Das Schiff konnte den Kurs ein wenig geändert haben, verspätet eingelaufen sein . . . Aber immer weiter schob sich eine Kluft auf zwischen ihnen, sie spürte e» doch ganz deutlich.
Professor Bernburg beobachtete unter halbgeschlossenen Lidern seine Sekretärin. Tapferes, kleines Mädel, diese Johanna Kersting. Wie reizend sie aussah in der hals- und ärmelfreien Weißen Bluse, dem Hellen Sportrock, den flachen, weißen Schuhen. Nein, er hatte sich nicht getäuscht. Zuverlässigkeit, Lebensernst und Tapferkeit zeichneten sie aus, er hatte es richtig erraten. Sie war ihm eine unentbehrliche Hilfe geworden. Fleißig bis zur Selbstverleugnung, tapfer im Ertragen der Strapazen der Forschungsreise und von einer liebenswerten, oft fast mütterlich anmutenden Besorgnis um sein persönliches Wohl. Allmählich hatte sich zwischen ihnen fast das Verhältnis eines Vaters und seiner Tochter heransgebildet.
Wie ernst das Gesichtchen war. Da gab es noch irgendein Geheimnis, um einen Mann natürlich. Schwierigkeiten, sicher. Sonst säße sie nicht hier.
Und doch eine tapfere Generation, diese Nachkriegsjngend, die sich da mutig und unter Einsatz aller Kräfte durch's Leben schlug. Fast etwas wie Rührung überkam ihn beim Nachdenken über diesen Lebensmut. Gut, daß er diesem tapferen Menschen über den Weg gelaufen war!
Der Zug raste und donnerte. Dann hielt er jäh.
„Agra, Herr Professor . . Jo Kersting hatte schon das Gepäck zusammengelegt und dem braunen Diener nach draußen gereicht.
„Donnerwetter, war ich fest eingeschlafen ... ja kommen Sie, Fräulein Kersting . . . wir werden uns noch ein Hotel suchen müssen. Ich möchte mich diesen braunen Söhnen nicht anvertrauen, sie verschleppen einen wieder in eine Räuberhöhle, von der sie Prozente bekommen . . ."
Er winkte den Trägern, Bettlern und Führern ab, die sich auf ihn stürzten.
Nach einer Weile wurden sie sie los und wandelten gemeinsam ein wenig in die Stadt hinein.
„Wir wollen nicht weit gehen . . . wenn wir nur erst für eine Nacht untergebracht sind, morgen können uns unsere deutschen Freunde raten, wo wir am besten tyohnen." Er wies auf ein nahegelegenes, kleines Gasthaus. „Luxuriös ist's nicht, aber es wird reichen für einmal", sagte er heiter. „Das beste ist, wir ruhen bald . . ."
„Auf Agra freue ich mich unbeschreiblich", sagte Jo eine Stunde später. Die beiden Reisegefährten saßen sich gegenüber in dem kleinen Gastraum des indischen Hotels.
„Freuen Sie sich nicht zu früh, hier wird's beiden viel Arbeit geben . . ." „Ich habe mich schon mit Agra beschäftigt. Fast 200 000 Einwohner, Religion: in der Hauptsache Mohammedaner, auch Hindus und einige Sekten. Vor allein aber der Taj Mahal und das Fort. . . wer in der Welt bekommt diese Meisterwerke zu sehen . .
Sie beugte sich vor und reichte Professor Bcrnburg die Hand. „Ich kann Ihnen nicht genug danken dafür, daß ich das alles sehen darf . . . durch Sie", meinte sie bewegt.
„Ich bitte Sie, Kind, keine Sentimentalitäten, gehen wir nach dem Essen, ach so, Tiffin nennt man das hier, gleich schlafen . . . sammeln Sie Kräfte für morgen ..."
(Fortsetzung folgt.)