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Ilmtsblatt sür clas Oberami Veuenbürg
Nr.»
Samstag den 11. Januar 1V36
S4. Jahrgang
Feierliche NeujahrSemplünge beim Führer
Wehrmacht. Vartei. Savoren — Der Empfang des diplomatischen Korps
Berlin, 10. Januar.
Der Führer und Reichskanzler hatte mit Rücksicht auf die Feiertagsruhe des Weih- nachts- und des Neujahrsfestes angeordnet, daß die traditionellen Neujahrsglückwunsch- empfange nicht mehr am 1. Januar selbst, sondern einige Tage später stattfinden sollen. In diesem Jahr war der 1 0. I a - nuar hiesür bestimmt worden. In althergebrachter Weise fand daher am Frei- tag im Hause des Reichspräsidenten. Wilhelmstraße 7. der Empfang der Vertreter der Wehrmacht, der Neichshaupt- stadt, der Halloren und des Diplomatischen Korps statt.
Obwohl es in Strömen regnete, fanden sich die ersten Schaulustigen, mit Klappstühlen und Regenschirm bewaffnet, schon um 9 Uhr morgens ein, deren Zahl von Minute zu Minute wächst. Nach 10 Uhr das erste militärische Schau, spiel: Eine Ehrenkompanie des Berliner Wachregiments marschiert auf — zum ersten Male eine Kompanie (früher bestand die Ehrenwache nur ans einem Zug) zum Zeichen, daß die deutsche Wehrmacht wieder hergestellt ist. Um 10.30 Uhr geht die Standarte des Führers und Reichskanzlers am Flaggenmast hoch. Kurz daraus stürmische Heilrnfe: Die Ehrenkompanie prüfen- tiert das Gewehr, der Führer betritt das Hans.
Der Glückwunsch der Wehrmacht
Kurz daraus fahrt, jubelnd begrüßt, der Oberbefehlshaber der Luftwaffe. General der Flieger, Hermann Göring, im offenen Wagen vor. Ihm folgen der Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Generaloberst von Blomberg, der Oberbefehlshaber des Heeres, General der Artillerie, Freiherr von Fritsch, der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Admiral Dr. h. c. N a e d e r. Die Ehrenkompanie erweist die Ehrenbezeugungen. In einer kurzen Ansprüche übermittelte der Oberbefehlshaber der Wehrmacht dem Füh- rer die Wünsche der Wehrmacht, dann tauscht der Führer mit jedem der erschienenen Oberbefehlshaber Neujahrsglückwünsche aus.
Die Glückwünsche der Partei sind dem Führer bereits bei früherer Gelegenheit vom Stellvertreter des Führers, Neichsminister Rudolf Heß. überbracht worden.
Um 11.10 Uhr empfing der Führer den Staatskommissar von Berlin, Dr. Lip- Pert, der ihm die Neujahrsglückwünsche der N e i ch s h a u p t st a d t entbot.
12 Uhr betrat der Führer mit seiner Be- gleitnng den großen Saal, in dem das diplomatische Korps bereits Ausstellung genommen hatte.
Die Ansprache des Nuntius
Der Doyen des diplomatischen Korps, der apostolische Nuntius. Monsignore Cesare Orsenigo, richtete an den Führer eine französische Ansprache, die in deutscher Ueber- setzung lautet:
„Herr deutscher Reichskanzler! Der Beginn des neuen Jahres vereint wie immer die Missionschefs der zahlreichen Staaten, die mit Ihrer mächtigen Nation diplomatische Beziehungen unterhalten, um die Person Eurer Exzellenz. Ich habe in meiner Eigenschaft als Dopen des diplomatischen Korps
die Ehre, als Dolmetsch aller meiner Kollegen das Wort zu ergreifen, um Eurer Exzellenz in unserem eigenen Namen und im Namen der hier vertretenen Souveräne und Staatschefs die besten Wünsche für das neue Jahr auszusprecheri.
Unser erster Wunsch gilt Ihnen, Herr Reichskanzler. Möge dieses Jahr reich an Glück sür die Person Eurer Exzellenz sein. Den gleichen Wunsch hegen wir sür alle die, die bei der schweren täglichen Arbeitslast Ihre eifrigen Mitarbeiter sind. Sodann richten sich unsere Gedanken und unsere Wünsche auf Ihr ganzes Volk, angefangen von der stets so fleißigen und gastfreien Bevölkerung dieser Hauptstadt, und darüber hinaus auf alle Söhne Deutschlands. Die besten
EKMch-AegyptWes VLm-nis?
Der Aufbau der britische« BerteidiguugskrSfte i» Aegypten
London, 10. Januar.
lieber die Verhandlungen, die der britische Oberkommissar in Kairo zur Zeit mit den Führern der ägyptischen Parteien durchführt, liegt ein bemerkenswerter Bericht des Neuterbüros aus Kairo vor. in dem es u. a. heißt:
„Mikes Lampson. der Oberkommissar, bestätigte in seinen Besprechungen, daß Eng- land aufrichtig gewillt sei, den englisch- ägnptischen Vertrag von 1930 z» unterzeichnen und im Hinblick auf die internationale Lage über die Militürklauseln zu Verhandeln. Im Lichte der kürzlich--» Ent. Wicklungen soll das M i l i t ä r p r o b l e m nach folgenden Gesichtspunkten behandelt werden: Der Vertragsentwurf von 1930 sah lediglich für die Snezkanal-Zone eine britische Besatzung von 8000 Mann vor. Eng- lischerseits wird diese Stärke für unzureichend gehalten »nd man fragt, ob diese 8000 Mann im Falle eines Plötzlichen Angriffs genügen würden, um zusammen mit der ägyptischen Armee die westliche Grenze zu verteidigen. Die Beförderung britischer Truppen Von der Kanalzone nach dem Westen würde nach englischer Auffassung zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Hinzu kommt das Problem der Luftwaffe, die eine viel
größere Gefahr darstellen würden, als ein Landangriff. Solange Aegypten keine eige. neu Luftstreitkräfte von angemessener Stärke besitzt, hält England die Unterhaltung einer britischen Luftstreitkraft zur Verteidigung der westlichen Grenze für notwendig. Eine ausreichende Verstärkung der ägyptischen Armee, so wirb in dem Ncuterbericht weiter ausgeführt, würde rund 15 Millionen Pfund Sterling kosten und eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Für die Zwischenzeit muß daher die Frage gestellt werden ob nicht ein engktsch-ägyptisch es Mili. tärbündnis für den Schutz Aegyptens s e l b st w ü n s ch e n s w e r t ist. Alle diese neuen Fragen, so schließt Reuter, er- geben sich ans dem italienisch-abessinischen Streitfall und erfordern sorgfältige Prüfung. England möchte daher die Haltung der ägyptischen Parteiführer in dieser Frage einwandfrei kennen lernen.
Im übrigen glaubt Reuter, daß die bisherigen Besprechungen zwischen dem Oberkommissar und den Parteiführern bereits zu einer Besserung der Atmosphäre geführt zu haben scheinen, weil man in Aegypten die Schwierigkeiten des Problems zu erkennen beginnt.
Kruste Warnung an Japan
Ausscheide» Japans aus der Nolleukonfereur in den alleruüchsten Tagen?
Die Halloren
Um ll.15 Uhr überbrachte nach altem Brauch die Salzwirkerbrüderschaft im Tale zu Halle, die sogenannten Halloren, durch eine Abordnung Salz, Schlackwurst und den sogenannten Nenjahrscarmen. Herzlich dankte der Führer. Anschließend begaben sich die Halloren auch zum Reichsprvpagandamini- ster Tr. Goebbels, um auch diesem die Neujahrsglückwünsche zu überbringen.
Unermüdlich Harri indes die Menge aus, und bearüßt wieder herzlich die vom Hause des Reichspräsidenten absahrenden Vertreter der Wehrmacht, den Staatskvmmissar Dr. Lippert und auch die Halloren.
Der Empfang -es diplomatischen Korps
Indessen sind der Neichsminister des Ae wartigen, Freiherr von Neurath, t ^ef der Präsidialkanzlei. Staatssekretär Z ^ der Reichskanzl
LamMerZ, angekomnu Bald folgt die Ansahrt der beim Reich l glaubigten n e u n B o t s ch a f t e r 3 3 G sandten. 1 ständigen Geschäft 9 interimistisch- Geschaftstrage r, viele in ihren präi tigen Uniformen. Die Ehrenkompanie l> stet jedem von ihnen die Ehrenbczeigu durch Präsentieren.
Der Empfang beim Führer fand in d gleichen Form statt, wie er schon zur Z- des verewigten Reichspräsidenten alljährli am Neujahrstaae abaelialten wurde. Dur
London, 10. Jan. Außenminister Eden gab am Freitag im Carlton-Hotel zu Ehren des amerikanischen Unterstaatssekretärs Philips ein Essen, an dem u. a. der amerikanische Botschafter Bingham, der Führer der amerikanischen Flottenaüordnnng Norman Davis und der erste Lord der Admiralität Lord Monsell teilnahmen. Philips gehört bekanntlich der amerikanischen Flottenaüordnmig an.
Das Ausscheiden Japans ans der Flottenkonferenz wird schon heute in London als sicher angesehen. Nach Reuter werde dieser Schritt höchstwahrscheinlich schon in den allernächsten Tagen vollzogen werden.
Ein späterer Reuterbcricht stellt eine Mahnung an Japan dar, vor seinem Austritt ans der Konferenz eine Reihe von Fragen sorgfältig zu überlegen. Reuter deutet hierbei drei Möglichkeiten an, die das Ausscheiden Japans im Gefolge haben werde:
1. Eine Ncuausrichtung der britischen Politik im Ferne» Osten,
2. die Streichung der Bestimmung der Nichtbefestignng aus dem Washingtoner Vertrage.
Obwohl, so sagt Reuter weiter, weder von der britischen noch von der japanischen Abordnung eine Bestätigung oder eine Leugnung zu haben sei, erhalte sich in Konferenz- krcisen hartnäckig das Gerücht, daß Außenminister Eden bei seinen gestrigen Besprechungen mit den Japanern diese Politische Frage aufgeworfen habe. Es wird hinzngefügt, daß ein Fallenlassen der Bestimmung des
Washingtoner Vertrages, die die Anlage neuer Befestigungen im Stillen Ozean verbietet, bedeutsame Rückwirkungen auf die Flottenpolitik sowohl Englands als auch Amerikas haben werde. England würde dadurch instandgesetzt, Hongkong zu befestigen, während Amerika einen Flottenstützpunkt ans den Philippinen errichten könne-
Reue Enthüllungen
im Munitionsausschutz des amerikanischen Senats
Washington, 10. Jan.
Vor dem Munitionsausschuß des amerikanischen Senats wurden im weiteren Verlauf der Ermittlungen Geheimdokumente des Weißen Hauses, deS Staatsdepartements und des Schatzamtes verlesen, aus denen der plötzliche Umschwung der Neutralitätspolitik Präsident Wilsons zugunsten Englands im Jahre 1915 hervorgeht. Das bemerkenswerteste Ergebnis des Tages war die Bekanntgabe eines Brieses des ehemaligen Schatz, sekretärs Mc. Adoo an Wilson, in dem dieser erklärt, daß sich der gesamte ameri- kanische Handel infolge des ständigen Fallend des Sterlingkurses in schwerster Ge- fahr befinde. Er billige daher eine sofortige Aufhebung des Verbotes der Gewährung von Anleihen an Kriegführende. Der Brief endet mit dem Satz: Großbritannien ist und war immer unser bester Kunde.
dieser Wünsche gelten vor altem den Söhnen der Arbeit, mögen sie sich in den Fabriken Ihrer Industriestädte mühen oder im Schweiße ihres Angesichts das Ackerland bestellen.
In dieser ernsten Stunde des internationalen Lebens, die sicherlich in der Geschichte der Völker denkwürdig bleiben wird, liegt uns auch daran, den Wunsch auszusprechen, daß das neue Jahr uns bald das so sehnlich erwartete große Geschenk bringen möge: den Frieden und die Ruhe derWelt.
Herr Reichskanzler! Das sind unsere aus- richtigsten Wünsche für das neue Jahr. In der Hoffnung, daß sie mit Gottes Hilfe eine glückliche Erfüllung finden werden, bringen wir sie Eurer Exzellenz mit der Bitte dar. sie wohlwollend anfznnebmen."
Die Antwort des Führers
Der Führer und Reichskanzler antwortete darauf:
„Herr Nuntius! Für die Glückwünsche, die Sie im Namen des diplomatischen Korps und zugleich im Namen der hier vertretenen Staatsoberhäupter mir. meinen Mitarbci- tern und dem ganzen deutschen Volk zum neuen Jahr dargcbracht haben, spreche ich Eurer Exzellenz meinen besten Tank aus. Ich danke insbesondere für die warmen Worte, die Sie sür die Berufs stände der arbeitenden Bevölkeruna Deutschlands ae- sunden haben. Sie werden überall einen lebhaften Widerhall finden.
Mit'Befriedigung können wir scststellen, daß das Jahr 1935 unserem Volk wichtige Fortschritte gebracht hat. Es ist uns gelungen, eine weitere gewaltige Anzahl arbeitsloser Volksgenosten neuer Tätigkeit zuznfnh- ren und dadurch immer größeren Kreisen arbeitswilliger Kameraden die Möglichkeit einer besseren Ernährung, Wohnung und Familienfürsorge zu verschaffen. Die deutsche Wirtschaft hat sich im abgelanfencn Jahr weiter gefestigt. Das verständliche Verlangen unseres Volkes, die Früchte seiner Arbeit — ebenso wie die anderen Völker auch — nach außen gegen die Wechselfälle einer Politisch bewegten Zeit zu sichern, ist im vergangenen Jahre endlich Wirklichkeit geworden. So blik- ken wir mit Tank gegen die Vorsehung, die unsere Arbeit gesegnet hat, auf das Jahr 1935 zurück und treten mit dem festen Willen, das begonnene Werk erfolgreich, fortzusetzen, in das neue Jahr ein.
Erfüllt von der Sehnsucht, mit den andere» Völkern der Erde in Frieden zu leben und mit ihnen auf allen Gebieten des Lebens in gegenseitigem Verständnis zusammen zu arbeiten zum Wohl und zum Fortschritt der Menschheit, wünscht das deutsche Volk aufrichtig, das gleiche Streben nach vertrauensvoller Mitarbeit und gegenseitiger Rücksichtnahme auch bei allen änderen Völkern z» sehen. Ich und die Neichsregierung, sowie das gesamte deutsche Volk vereinigen sich daher mit Ihnen, Herr Nuntius, in der Hoffnung, daß das neue Jahr die sehnlichst erwartete Entspannung und Beruhigung unter den Völkern und einen wirklichen Frieden bringen möge.
In dieser Hoffnung spreche ich Ihnen, Herr Nnntins, und Ihnen allen, meine Herren, zugleich für Ihre Staatsoberhäupter, Regie- ruiigeu und Völker in meinem und des deutschen Volkes Namen die herzlichsten Nen- jahrswttnsche aus."
Nach diesen Ansprachen begrüßte der Führer und Reichskanzler und nach ihm der Neichsminister des Auswärtigen die im Halb- kreis ihrer Rangfolge nach stehenden Botschafter, Gesandten und Geschäftsträger ein- zeln und nahm deren Persönliche Glückwünsche entgegen, woran sich kurze Unterhaltungen knüpften.
Das Volk jubelt dem Führer zu
Nach der Verabschiedung des diplomatischen Korps erschien der Führer auf dem Balkon des Hauses des Reichspräsidenten, um die stürmischen Jubelrnfe der nach Tausenden zählenden Menge entgegenzunehmcn. Dann begab er sich, begleitet von den herzlichen Kundgebungen der Menge, zur Reichskanzlei, wo die Ehrenkompanie Aufstellung genommen hatte. Er schritt die Front der aus Pommern, Mecklenburgern und Schleswig- Holsteinern bestehenden zweiten Kompanie des Berliner Wachregiments ab. Hieran schloß sich ein strammer Vorbeimarsch der Ehrenkompanie vor ihrem Obersten Befehlshaber.