NvInIM Kundgebung gegen Mauen
Warschau, 6. Januar.
In Wilna fand unter Beteiligung zahl- reicher Organisationen am 5. Januar eme Protestkundgebung gegen die Bedrückung der polnischen Minderheit in Litauen statt. Tie Versammlung nahm einstimmig eine Entschließung an. in der sie scharfen Einspruch erhebt gegen die Gewalttaten der litauischen Nationalisten, gegen die Beleidigung der Polen durch die litauische Presse und den litauischen Rundfunk und gegen die Unter- stützung der ukrainischen Terrororganlsatlo- neu durch die litauische Negierung. Die Ent- schließung verlangt weiter die Freilassung der aus Politiken Gründen verhafteten Polen in Litauen und fordert die Bevölkerung Polens auf. durch öffentliche Sammlungen eine Hilfskasse für das Polentum in Litauen zu schaffen und allenthalben Kundgebungen gegen die Ver- so lg er der Polen in Litauen zu Veranstalten.
Der regierungsfreundliche Krakauer „Ku- rjer Jlustrowany" kommt auf die Anklagerede des polnischen Staatsanwalts im Warschauer Prozeß gegen die ukrainischen Ver- schwörer zurück und verlangt ein Eingreifen des Völkerbundes, da die offene Unterstützung der ukrainischen Verschwörerorganisation durch Litauen und die Tschechoslowakei erwiesen sei. Das Fehlen diplomatischer Beziehungen zwischen Polen und Litauen, so schreibt das Blatt, könne nicht zur Anwendung von Näubersitten im inter- nationalen Leben berechtigen, zu Ministerbesprechungen mit Mördern, zur Ausstellung falscher Pässe sür Verbrecher. Die Anklagen des Staatsanwaltes gegen die Tschechoslowakei und Litauen seien keine innerpolitische Angelegenheit, sondern eine Frage, die die ganze Welt angehe. Alle Völkerbundsstaaten müßten hören, daß die Tschechoslowakei im Prozeß wegen der Ermordung eines polnischen Ministers mitange- klagt fei. Es unterliege keinem Zweifel, daß ein solcher „friedlicher Ueberfall". der sich der Bomben. Revolver und Dolche von Meuchelmördern bediene, für den Weltfrieden ebenso gefährlich sei wie ein Angriff auf
fremdes Gebiet.
Tie Polnische Presse erklärt, daß von den tschechoslowakischen Behörden die Ausweisung polnischer Staatsbürger aus dem Teschener Grenzgebiet fortgesetzt werde. In den letzten Teigen seien wiederum einige Polen ausgewiesen worden, die seit Jahrzehnten im Teschener Schlesien lebten. In der Gegend von Stanislau (Ost-Galizien) wurden in den letzten Tagen an drei Stellen Sabotageakte durch Unter- brechung der Telephonleitungen verübt. Als mutmaßlicher Täter wurde ein gewisser Lu- komskiel, der als Mitglied der verbotenen ukrainischen Terrororganisation OUN. bekannt ist, verhaftet.
Sie -roßte Luktslette der Welt
Die Plane zur Vermehrung der USA.»
Luftstreitkräfte
Washington. 6. Januar.
Nach einer Konferenz des Generalstabschefs Malin Craig und des Vorsitzenden des Militärausschusses des Abgeordnetenhauses. Me. Swain, wurde hier bekannt, daß der amerikanische Generalstab die Schaffung der „größten Luftflotte der Welt" beabsichtigt. Das gesamte Lustaufrüstungsprogramm soll, wie verlautet. 525 Millionen Mark kosten, und zwar hat
Kriegsminister Dern den Bau von 8 0 0 Flugzeugen jährlich für eine Zeit von drei Jahren vorgesehen. Generalstabsches Craig erklärte jedoch, daß die jährlich« Erhöhung der Luststreitkräfte um 80V Flugzeuge noch keineswegs eine angemessene Luftverteidigung für die Vereinigten Staaten be-
Das Kriegsministerium verfügt zur Zeit nur über einen Nüstungsfonds von 17500000 Dollar. Davon ist bereits ein Kontrakt für 100 Bombenflugzeuge im Wert von 2,5 Mil- lionen Dollar vergeben worden. Die zur Durchführung des neuen Bauprogramms jährlich erforderlichen 70 Millionen Dollar müßten vom nächsten Kongreß, der im Januar zusammentritt, bewilligt werden. Es
unterliegt keinem Zweifel, daß die Befürworter dieses Programms im Kongreß viele Anbänaer finden werden.
In diesem Zusammenhang interessiert auch folgende Erklärung von Mc. Swain: „Die Luftstreitkräfte müssen stets in Bereitschaft sein. Wir müssen nicht innerhalb von 24 Stunden auf sie zurückgreifxn können, sondern innerhalb von 60 Minuten, wenn es einmal daraus ankommt. Wenn wir eine gut ausgerüstete und wirksame Luftflotte haben, so wird das eine Garantie gegen den Ausbruch von Feindseligkeiten sein. Die Tatsache allein, daß wir eine solche Flotte besitzen, wird den anderen Nationen genügen, um nicht auf unsere Zehen zu treten."
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In Wildbad wurde die bekannte Billa Wezel an der Olgastraße mit großem Garten und Park an einen Baumeister aus Schweidnitz verkauft. In Vorkriegszeiten war die Billa Wezel das Absteigequartier der Mitglieder des früheren württ. Königshauses bei ihren Besuchen in Wildbad. Das Anwesen gehörte bisher der Sparkasse Wildbad.
In Glatten. OA. Freudenstadt, ist bei Nacht der 22jährige Emil Genkinger, anscheinend in schlafwandlerischem Zustand, aus dem Fenster gestürzt und hat tödliche Verletzungen erlitten. Der Verunglückte war in Friedrichshafen beschäftigt und weilte über Neujahr bei seinen Eltern auf Besuch.
Altensteig OA. Nagold, 6. Jan. (Verkehrsstörung durch Erdrutsch.) Tie Schneeschmelze verursachte am Freitag im Zusammenhang mit den ausgiebigen Re- gensällen der letzten Tage nur wenige Meter unieryalb der utmoenscheune der „Anker" - Gerberei an der Bergseite einen Erdrutsch, der eine größere Verkehrsstörung zur Folge hatte. Schnell wurde das städtische Straßen- pcrsonal sowie der Arbeitsdienst zu Hilfe gerufen. Der 4-Uhr-Zug nach Nagold konnte zunächst nicht verkehren und die Reisenden wurden in der Hauptsache mit einem Post- Omnibus nach Nagold befördert. Von Nagold wurde schnell ein Gegenzug eingelegt, der die übrigen Reisenden beförderte. Mit IV-stündiger Verspätung konnte schließlich, nachdem das Gleis notdürftig freigemacht wurde, der 4-Uhr-Zug wieder Verkehren. Der Arbeitsdienst sowie das sonstige Personal hatten aber bis abends 9.30 Uhr zu tun. um die überschüttete Stelle von dem Schutt zu befreien. Auch am Samstagmorgen wurde an der Abrutschstelle von dem Straßenpersonal noch gearbeitet.
2an. Immer mehr häi sen sich die Fälle, daß Rehe von Füchse zerrissen aufgefunden werden. Das Naul zeug hat sich in letzter Zeit sehr stark vei mehrt. Die Bemühungen der Jäger, de Plage Herr zu werden, hatten bis jej keinen durchgreifenden Erfolg. Man b, fürchtet in Jägerkreisen, daß der Reh bestand größtenteils vernichte wird, wenn es so weitergeht. Le der kann das jetzt vorgeschriebene Fangeisei das das gefangene Tier sofort tötet, i Gegenden mit Wintersport nur sehr b schränkt verwendet werden, da es auch si den Menschen nicht ungefährlich ist. I Jägerkreisen wird daher in gewissen G bieten für die Wiederverwendung des Teller
eisens unter bestimmten Voraussetzungen eingetreten.
Freudenstadt, 6. Januar. (16 0 Liter Nahm im Straßengraben.) Oberhalb des Bahnüberganges in Lauterbad ereignete sich ein Verkehrsunfall. Ein Lie- ferwagen, beladen mit Rahm und Milch, fuhr in den Straßengraben, stürzte um, wobei rund 1 6 0 Liter Rahmund 250 Liter Milch ausliefen. Personen kamen nicht zu Schaden; der Sachschaden beträgt rund 200 NM. Es handelt sich um den Wagen eines Milchhändlers aus Dürre n m e t t st e t t e n, der angibt, daß er durch ein entgegenkommendes Auto, das aus der vereisten Straße keinen geraden Kurs hielt, von der Fahrbahn abgeleitet worden sei.
Bönnigheim, OA. Besigheim, 6. Januar. (Vorbildlicher Sozialismus.) Eine hiesige Firma, deren Semorchef zugleich Pächter der hiesigen Jagd ist, ließ das gesamte Ergebnis der letzten Treibjagd, über 250 Hasen, an die verheirateten Mitglieder der Gefolgschaft zur Verteilung bringen.
Sigmaringen, 6. Januar. (Hohenz. Lan- desbahn ganz der Reichsbahndirektion Stuttgart unterstellt.) Die für das Reich auszuübende Aufsicht über die Hohenzollerische Landesbahn war bisher für ihre auf württemberoischem Gebiet gelegenen Strecken der Reichsbahndirektion Stuttgart, für die auf preußischem Gebiet gelegenen Strecken der Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. übertragen. Vom 1. Januar an sind sämtliche Strecken der Hohenz. Landesbahn durch die Reichsbahndirektion Stuttgart zu beaufsichtigen.
Weingarten, 6. Jan. (Bei der Arbeit tödlich verunglückt.) Am Freitagvormittag ereignete sich in einem größeren hiesigen Jndustriewerk ein schwerer Betriebsunfall. Der rn den 50er Jahren stehende fleißige und beliebte Arbeiter Koblenzer aus Baienfurt wurde von einem umfallenden Maschinenteil getroffen und zwischen andere Montageteile eingeklemmt. -Dadurch erlitt er eine schwere Bauchverletzung, die den sofortigen Tod zur Folge hatte. Die Untersuchung des Unglückssalles wurde von Oberstaatsanwalt Bühler- Ravensburg vorgenommen.
Durch Verordnung ist zum Erwerb der für Zwecke des Baues einer Teilstrecke der Kraftfahrbahn Stuttgart—Karlsruhe Kilometer 0,0 bis 57,850 erforderlichen Eeländeslächen die Enteignung für zulässig erklärt worden.
2«o W'Srhlvesterli werden geschult
Geislingen, 6. Januar. Auf der Schwab. Alb, nahe der Stadt Geislingen, liegt der 800 Meter hohe Kuchberg. Auf der Hochfläche dieses Berges liegt ein Jngend- erholungheim der NS.-Volkswohlsahrt, erfüllt vom lustigen Leben und Treiben der dort zur Erholung weilenden Jugend. Nun wird sich für acht Tage das sonst gewohnte Bild ändern. Nicht fröhliche Kinder suchen Erholung, sondern NS.-Schwestern kommen dort zu ernster Schulungsarbeit zusammen.
Das Hauptamt für Volkswohlfahrt bei der Reichsleitung der NSDAP, hat 200 NS.-Schwestern aus 17 Gauen Süd- und Westdeutschlands zu einer Schn- lungswoche vom 6.—12. Januar 1936 nach dem Kuchberg einberusen. Mit der Durchführung der Schulungswoche wurde der Gauschulungsbeauftragte des Amtes sür Volkswohlfahrt der Gauleitung Württemberg. Hohenzollern der NSDAP., Pg. Mutschler, beauftragt.
Im Rahmen der Schulungswoche werden Vorträge gehalten werden von Beauftragten der Reichsleitung der NS.-Volkswohlsahrt ' und des Amtes sür Bolksgesundheii, vom Gauamtsleiter des Nassepolitischen Amtes, Pg. Lechler, Herrenberg, von der Reichsfachschaftsleiterin der Reichssachschast der deutschen Hebammen, Pgn. Conti, Verlin, von Gauschulungsleiter Pg. Dr. Klett, Stuttgart, und von Vertreterinnen der NS.» Frauenschaft und des BdM.
gkjratserlmldlm sür Dienstpflichtige
Heirat kein Zurückstellungsgrund
In einem Erlaß des Innenministers an die Standesbeamten und ihre Aufsichtsbehörden wird ein Runderlaß des Reichs- und preußischen Ministers des Innern an die Landesregierungen vom 12. Dezember 1935 zur Beachtung bekanntgegeben. Darin heißt es:
In letzter Heit mehren sich die Fälle, in denen Dienstpflichtige unmittelbar nach Erreichung der Volljährigkeit sich an die militärischen Dienststellen oder Wehrersatzdienststellen wenden und um die Erlaubnis zur alsbaldigen Eheschließung nachsuchen. Nach § 27 des Wehrges. vom 21. Mai 1935 bedürfen nur die Angehörigen der Wehrmacht zur Heirat der Erlaubnis ihrer Vorgesetzten. Dienstpflichtige, die nicht Angehörige oerWehrmacht sind, bedürfen dagegen zu ihrer Eheschließung keiner Erlaubnis einer Dienststelle der Wehrmacht, auch wenn sie ihrer aktiven Wehrdienstpflicht noch nicht Genüge geleistet haben.
Die Standesbeamten dürfen daher von den Dienstpflichtigen die Vorlage einer solchen Genehmigung zur Eheschließung nicht verlangen. Im übrigen ist die Verheiratung eines Dienstpflichtigen allein kein Zurückstellungsgrund. Wenn daher keine anderen Zurückstellunbsgründe vorliegen, wird ein verheirateter Dienstpflichtiger ebenso zum aktiven Wehrdienst wie der unverheiratete ein- berufen.
Me Wohlsahrtserwerbslosen Ende November 1935
Die Zahl der von den Fürsorgeverbänden lallend in offener Fürsorge unterstützten und von >en Arbeitsämtern anerkannten Wohlsahrts»r- werbslofen betrug Ende November 1935 in Württemberg 1102 oder 0,4 aus 1000 Einw. Aus Stuttgart entfielen davon 498 oder 1,2 auf 1000 Einw. Gegenüber Ende Oktober 1935 ist die Zahl der Wohlsahrtserwerbslosen in ganz Württemberg um 74 -- 6.3 v. H.. in Stuttgart um 41 — 7.6 v. H. zurückgegan- gen.
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VON 08 MUN
CopVt'isht bv Prometheus Dr. Eichacker» Groberrzell bei München
Schön ist es hier, wunderschön. Das Meer meistens tropisch blau, fern ein paar Bergketten, die Belütschihügel, und abends der fremde und klagende Schrei von Hyäne und Schakal . . . dazu die fremden Menschen, ein Völkergemisch, wie man es vor allem in den Hafenstädten findet. Afghanen, Perser, Mohammedaner . . . Karachi ist reger Handelspunkt.
Noch ein letztes, ehe ich diesen langen Brief schließe. Ein erschütterndes Bild ist für mich stets der „Turm des Schwelgen«", so nennt der Parsi die Begräbnisstätte seiner Religion. Der hohe Bau birgt hinter sich die Toten; sie werden der Sonne ausgesetzt und in primitivster Form dem Verfall übergeben, während die Hindus oder Mohammedaner oft ihre Toten unter feierlichen Zeremonien verbrennen. So ein Leichenzug ist unvergeßlich erschütternd, denn er bestimmt für einen Moment das ganze Straßenbild . . .
Du fragst nach Hell? weiß nichts von ihm. Zwar r- meinen Entschluß mitgetsilt, und auch Karachi
als nächstes Reiseziel genannt. Aber ich bin ohne Nachricht on ,ym. Und wenn wir jetzt unsere Reise durch das Innere ^"^ten, weiß ich noch nicht, wo er mich erreichen MI ... Da heißt es eben abwarten . . ."
leise"de'n den Brief sinken. Er schüttelte
Tina OIdenl°h'skchlich"^°" " ^ ^ umständlich", sagte
schreiben Sie nicht direkt an Ihren Bruder? Selbst wenn Sie eine Nachricht in irgendeinem Hafen liegen haben und er nichts davon weiß... es läßt sich dock bei der Schiffahrtsgesellschaft feststellen, wo das Schiff jetzt ist?"
Hannes Grotenkamp sah vor sich hin. „Ja", sagte cr karo SH weiß das wohl. Aber ich hoffte auf die Für-Macke ,:v:i
Fräulein Kersting..."
Einen Augenblick blieb es still im Zimmer. Tina Olden- loh sah den Mann. Welch' ein problematischer Charakter! Erst abweisend bis zur Bitternis, Härte und äußerster menschenfeindlicher Schroffheit. Dann ins Extreme schlagend.
Hannes Grotenkamp erhob sich. „Ja", sagte er mühsam. „Ich werde mal sehen, was ich tue. Vielleicht erreiche ich einen von den beiden doch noch . . ."
Tina nickte und begleitete den Gast bis zur Tür. „Sie sollten sich aber schonen", meinte sie freundlich. „Ihr Aussehen ist gar nicht besonders!"
„Schonen, mich? Wozu?" Abweisend kamen die Worte aus dem Mund des großen Mannes.
„Jeder sucht doch gesund zu bleiben", sagte Tina, etwas erstaunt über die Härte des Tons.
„Mir ist das alles gleich", sagte Hannes Grotenkamp schroff. „Ob ich lebe oder sterbe, danach kräht kein Hahn..." Er lachte bitter auf. Dann riß er sich zusammen:
„Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein, Einsiedler wie ich werden leicht wunderlich und ein bißchen verrückt. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe . . ."
Er verbeugte sich und Uetz schnell die Tür ins Schloß fallen. . .
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Colombo auf Ceylon! Märchenhafte Stadt in märchenhaften Land. Der Blick gleitet von der malerisch am Hafen gelegenen Stadt über ein tiefblaues Meer, in dem die Sonne in vielfach gebrochenem Strahl silbern aufglitzert. Fern grüßen die Gipfel hoher Berge herüber, leuchtende, klare Seen ziehen sich durch das Land, um die Stadt. Palmen ragen himmelhoch auf, und undurchdringlich scheinender Dschungel führt in die Berge empor.
In üppigster Vegetation entfaltet hier die indische Wunder- Welt ihren ganzen Zauber. Ans der malerischen Enge des Eingeborenen- und Geschäft-Viertels windet sich das bezaubernd schöne Wohnviertel an den Höhen empor. Dichte, grüne Berge beschatten cs, blaue, gelbe, rote Schlingpflanzen uinwnchern die Wohnstätten der Europäer und vornehmen Eolvwbcr, die Hellen Villen und Häuser sind fast zugedeckt unter Blüten, Blumen, Stränchern, vst von dickästigen
Bäumen beschattet. Vornehme Ruhe und Stille herrscht im idyllisch gelegenen Wohnviertel.
Umso bunter entfaltet sich das Leben in der Vettah, der Stadt der Eingeborenen. Bunt das Völkcrgemisch wie in allen Hafenstädten. Malaien, Singhalesen, Tamulsn, Mischlinge, blasse Europäer dazwischen. Wie in den meisten Tropenstädten, spielt sich das ganze Geschäftsleben in den Straßen ab. Hier rasiert ein brauner Barbier seinen Kunden, der auf der Erde hockt, und unbekümmert um das Gewühl um sich herum den Bartscherer seines Amtes walten läßt. Eine Malaiin, das Kind fest an die Brust gepreßt, sieht mit unbeweglicher Miene zu. Obstverkäufer drängen sich durch die Menge oder preisen ihre Waren allen Vorbeigehenden in schrillem Zuruf an. Kleine, dickbäuchige, bronze- braune Kinder mit schwarzen Funkelaugen drängen sich durch die Menge, betteln und laufen johlend neben den Rischkas der Europäer her, hohen, zweirädrigen Wagen, die ein Kuli zieht, und die schnell über die unebenen Wege rollen.
Unbeachtet hockt der Jogi am Wege, der Asket, der die Erfüllung seines Lebens und die Hoffnung auf ein gütiges Jenseits in der äußersten Askese zu erfüllen glaubt, der tage-, Wochen-, monatelang in der schmerzlichsten und Verkrümmtesten Stellung am Boden hockt und das Leben an sich vorbeifluten läßt. Häufig taucht im Stratzengewühl der Fez des Mohammedaners auf, sein weiter, wallender Burnus, sein tiefes Salam (grüßende Verbeugung). Doch gibt die buddhistische Religion dem Volk in Colombo und auf Ceylon überhaupt erst das eigentliche Gepräge. Die Eingeborenen auf Ceylon, Mischvolk aus Singhalesen, Tamnlcn. Malaien, tragen fast alle den Sarong, ein lang herabfallendes, enges Gewand; bronzebraun, oft schön und schlank gewachsen, mit aufrechter, geschmeidiger Haltung sind sie das Urbild des schönen, asiatischen Menschen.
Julia Terborg steuerte den kleinen, altmodischen Kraft- Wagen, den ein Freund ihres Vaters auf Colombo ihr zur Verfügung gestellt hatte, geschickt durch das Gewirr der Pettah aus der Stadt heraus. Hcllmut Grotenkamp, der sie begleitete, sah mit entzückten Augen um sich -
(Fortsetzung folg!.) .