Ein Film ven dMMr Wehr
Tag der Wehrmacht in Nürnberg
Berlin, 3l. Dezember.
Nach der glänzenden LösiurH der ebenso schwierigen wie neuartigen Ausgabe, den Verlaus eines Parteitages der Bewegung mit den M ein des f?ilms sestzuhalten. wie
im T n B ^schätz sah
man der PESchöpfung Leni N l e s e n .
sta blöden Tag der Wehrmacht auf dem AÄlaq der Freiheit in Nürnberg 1935 ^Mederzuaebcn. mit Spannung entgegen.
Der Film ist keineswegs nur eine gut photographierte Wiedergabe dieses eindrucksvollen Tages, dem am Vor- und Nachmittag des 16. September 1935 jeweils mehr als 200 000 Menschen beiwohnten. Der Inhalt umfaßt nicht einmal den ganzen Verlauf der Vorführungen und vermittelt trotzdem mehr vom deutschen Soldatentum und volksver- bundener deutscher Wehr, als es eine noch so wort- und bildreiche Schilderung zu tun ver- möchte. Wie einzigartig ist die Stimmung dieses Tages vom morgendlichen Wecken im Lager der Wehrmacht über den Aufbruch zu den Vorführungen, dem Vorbeimarsch an dem obersten Befehlshaber Adols Hitler und den Hebungen selbst wiedergegeben, wie überzeugend bringen ein paar Grotzausnah- men uns das Gesicht des deutschen Soldaten, den stolzen Träger unserer Wehr, den begeisterten und hingebungsvollen Kämpfer, den vorbildlichen Kameraden, wie genial sind die Ausschnitte zu einem wahren Epos der deutschen Wehrmacht komponiert. In den Mittelpunkt ist die mitreißende Ansprache des obersten Befehlshabers der deutschen Wehrmacht gerückt, und jedes Wort des Frontsoldaten Adolf Hitler gewinnt in diesen Bildern lebendige und überzeugende Gestalt.
So ist nicht nur ein nationales Epos ge- wattigster Art. sondern zugleich ein Film- kunstwerk entstanden, das. wie der ..Triumph des Willens" bisher in seiner Gattung ohne Beispiel ist. Aus der begeisterten Zustimmung während der Wiedergabe und dem brausenden Beifall am Schluß klang der unauslöschliche Tank an den Schöpfer der deutschen Wehrmacht wieder, die unser Stolz und als Instrument des Friedens unser Glück zugleich ist.
Ser FMrer bel der Uraufführung des Wehrmachl'Mmes
Berlin, I. Januar
Am Montagabend nahm der Führer um 21.15 Uhr an der Uraufführung des Films »U n s e re W e h r m a ch t" im Ufapalast am Zoo teil. Ehrengäste dieser Festaufführung waren außer dem Führer ferner der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine. Admiral vr. k. e. Naeder, der Chef des Wehrmachtsamtes im Neichskriegsministerium, Generalmajor Keitel, und eine große Anzahl von
Films,
immer wieder auf offener Szene Beifallskundgebungen erhielt, dankte der Führer der Regisseurin Leni Niese n st ahl für dieses wirklich atemraubende Filmwerk, das ein unerhörtes Tempo hat, und überreichte ihr einen großen Blumenstrauß. Der andere Film des Abends war ebenfalls eine Urauf- sührnng. Der Film «Auf höheren Befehl' lehnt sich an eine Begebenheit an, die im Jahre 1810 vor der Befreiung Preußens in Perleberg in der Mark Brandenburg sich abspielte.
Bei der An- und Abfahrt wurden dem Führer von der Bevölkerung begeisterte Huldigungen dargebracht.
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Sie Mitgliedersperre -er NSDAV.
München, 1. Januar.
Der Neichsschatzmeister der NSDAP, gibt über die bestehende Mitgliedersperre der NSDAP, die folgende Bekanntmachung her- aus: Aus gegebener Veranlassung wird bezüglich der zurzeit bestehenden allgemeinen Sperre, hinsichtlich der Ausnahme von Mitgliedern in die NSDAP, folgendes bekannt- gegeben: Die unter dem 19. April 1933 ergangene Verfügung über eine allgemeine Mitgliedersperre (Verordnungsblatt der Reichsleitung Folge 45/46 vom 30. April 1933) und die hierzu ergangenen Ergän- zungsverfügungen bestehen nach wie vor zu Recht.
Ausnahmen von dieser allgemeinen Aufnahmesperre bestehen nur in soweit, als sie von dem Unterfertigten im Einvernehmen mit dem Führer verfügt worden sind. Die zurzeit in Kraft befindlichen Ausnahmen von der allgemeinen Aufnahmesperre sind fol- gende:
1. Meine Anordnung 25/35 V. 25. 10. 1935 im Verordnungsblatt der Reichsleitung der NSDAP., Folge 108, S. 840, betref- send die Aufnahme von Angehörigen der Hitler-Jugend und des Bundes Deutscher Mädel in die NSDAP.
2. Meine Anordnung Vom 15. 11. 1935 be- trefsend die Aufnahme von Mitgliedern des aufgelösten Nationalsozialistischen Deutschen Frontkämpferbundes (Stahlhelm) in die NSDAP. (Rundschreiben 147/35 an sämtliche Gauschatzmeister der NSDAP.).
Andere Ausnahmen der allgemeinen Ausnahmesperre als die beiden vorgenannten bestehen nicht.
Ich habe bereits in meiner Anordnung vom 3. 7. 1935, betressend Mitgliederausnahme (Rundschreiben 77/35 an sämtliche Gauschatzmeister der NSDAP.), alle diejenigen Volksgenossen, die bei einer künftigen Lockerung der Mitgliedersperre in erster Linie zu berücksichtigen sind, im einzelnen ausge- kükrt.
Ich betone jedoch nachdrücklich, daß bisher eine Lockerung der Aufnahmesperre nach meiner Anordnung vom 3. 7. 1935 (Rundschreiben 77/35) nicht verfügt worden ist, und daß auch mit einer Lockerung der Mitgliedersperre für absehbare Zeit nicht gerechnet werden kann. Die verwaltungstechnischen Schwierigkeiten, die einer Lockerung der Mitgliedersperre entgegenstehen, bestehen nach wie vor fort und zwar so lange, als nicht der Umzug der zuständigen Dienststellen der Reichsleitung der NSDAP, in das neue Verwaltungsgebäude der NSDAP, erfolgen kann.
Ferner bemerke ich,, daß alle Verfügungen und Anordnungen, betreffend die Mitgliedersperre oder die Aufnahme von Volksgenossen in die NSDAP., ausschließlich von dem Unterfertigten im Einvernehmen mit dem Führer erlaffen werden.
Ich ersuche alle Volksgenossen, von der Einreichung von Aufnahmegesuchen, solange nicht eine Lockerung der allgemeinen Mitgliedersperre verfügt ist, Abstand zu nehmen.
Sämtliche Anträge auf Aus. nähme in die NSDAP, nach einer Lockerung der Mitgliedersperre sind ausschließlich an die zuständigen Ortsgruppen oder Stützpunkte der NSDAP, zu richten. Die Einreichung von Aufnahmeanträgen unmittelbar bei der Reichsleitung der NSDAP, ist zwecklos, verursacht der Reichsleitung eine völlig unproduktive Arbeit und verzögert die Erledigung der Gesuche.
Die Volksgenossen, welche Ausschluß über die einschlägigen Bestimmungen der Reichsleitung der NSDAP, wünschen, werden gebeten, sich mit den zuständigen Ortsgruppen oder Stützpunkten der NSDAP, ins Benehmen zu setzen.
Die Ortsgruppen und Stützpunkte sind an- gewiesen, die notwendigen Auskünfte an die ansragenden Volksgenossen zu erteilen.
gez.: Schwarz.
München, den 2. Januar 1936.
ReuiahrsbMl an das REM.
Berlin, 1. Januar,
Korpsführer Hühnlein erließ den nach- stehenden Neujahrsbefehl an das NSKK.:
„NSKK.-Münnerl Das Jahr 1935 ist vergangen. Als das „Jahr der wiedergewonnenen Wehrfreiheit' wird es m der Geschichte der Deutschen fortleben für alle Zeit.
In zäher, stiller Kleinarbeit fügte das Korps Stein an Stein. Ein jeder gab sein Bestes. Vieles ist erreicht worden, doch manches bleibt noch zu tun übrig. Nürnberg und Coburg heißen die Marksteine dieses Jahres, auf die das Korps mit Stolz zurückblickt. , «„A ^»nuzrMschcffi der Tat fest und unlösbar zusamiüenffeschworei»-, «chss beste geschulte und disziplinierte Einheit des Stur- mes ist und bleibt unser Baustein! Mit ihm fügte das Korps sein ehernes Fundament.
Diesen Baustein in Sorgfalt und Fleiß weiterhin zu bereiten und zu Pflegen, ist jedes NSKK.-Führers vornehmste Pflicht. Nicht in der Besichtigung größerer Einheiten, sondern in der festen Berwachsenheit mit seinen Stürmen und in der lebendigen Arbeit möge der mittlere wie der höhere NSKK.-Führer stets das Vordringlichere seiner Aufgabe erblicken. Die ab 1. Februar 1936 in Auswirkung des Führerbefehls vom 12. August 1935
für das gesamte Korps einschließlich der Motorgruppen- und Motorbrigadestäbe eingeführte schwarze Spiegelfarbe wird der Geschlossenheit und dem festen Zusammenhalt des NSKK. auch nach außen hin sichtbaren Ausdruck verleihen.
Mit uns marschiert die Jugend, der unser Herz gehört. Ein neues Jahr mit neuen Aufgaben zieht heran. Große Zeiten erfordern ganze Männer. Danken wir dem Herrgott, daß er uns in eine solche Zeit gestellt. Es lebe Deutschland! Es lebe der Führer!
1936 — Sieg Heil!
Oberstdorf, am 1. Januar 1936.
Hühnlein, Korpsführer.'
Apwrnationale Chirurgenkongre wurde am Dienstag in Kairo eröffnet. Bk ihrer Ankunft vor der Universität wurde- dre etwa 600 Teilnehmer von einer größere, Anzahl Studenten mit englandfeind empfangen. Auch in Saal selbst ereignete sich ein kurzer Zwischen fall, als vor der Erössnung des Kongreffei durch den Unterrichtsminister Studenten au der Tribüne einen Sprechchor bildeten. Au der Tagung selbst erstattete u. a. der deutsch Vertreter Professor Bauer (Breslau) eine, Arbeitsbericht.
Im Bereich der Neichspostdirektion Stuttgart ist der Oberpostinspektor Häring in Mülstacker zum Oberpostmeistcr daselbst ernannt worden.
Im Bereich der Reichspostdirektion Stuttgart ist der Postmeister Leibersperger in Bad Liebenzell im Einverständnis mit der Neichspost- dlrektivn Augsburg aus Ansuchen nach Neubur( (Donau) verseht worden.
Der Herr Landesbischos hat die 111 Stadtpfarr- stelle in Biberacha. d. N. dem Pfarrer Sey » bold in Hausen a. d. Z„ Del. Brackenheim, uw die Stadtpfarrei Hoheneck, Dek. Ludwigsbuch, dem Psarrer Meyding in Schnait. Dek. Schorn- dorf, übertragen.
Von dem Bischof von Rottenburg ist die kath. Münsterpfarrei Gmünd dem Stadtpfarrer Dr. Mager in Stuttgart und die Pfarrstelle Ober- kess ach dem Präsekt Ulrich Schwarz in Bad Mergentheim verliehen worden.
Der Herr Neichsstatthalter hat am 12. Dezember 1935 die Bauinspektoren der Gruppe 7 b Hugo Fischer beim Bezirksbauamt Stuttgart und Adolf Raff beim Bezirksbauamt Reutlingen in freie Bauinspektorstellen der Gr. 6 eingewiesen.
Der Herr Reichsstatthalter hat tm Namen des Reichs den Verwaltungspraktikanten Schecke- ler beim Oberamt Heilbronn zum Obersekretär im württembergischen Landesdienst ernannt.
Ministerialrat Rößler im Innenministerium tritt, nachdem er die Altersgrenze erreicht hat, mit Ablauf des Monats Dezember 1935 in den Ruhestand.
Negierungsrat Dr. Scitter beim Chemischen Unlersuchungsamt Ulm tritt, nachdem er die Altersgrenze erreicht hat, mit dem Nblaus des Monats Dezember 1935 in den Ruhestand.
Der Herr Innenminister hat im Namen des Reichs die Oberlandjäger Haug in Langenau. Kreis Ulm, und Müllerin Beimerstetten. Kreis Ulm. in den Ruhestand verseht.
Dirnstrrledigungen
An der LandwirtschasLichen Hochschule Hohen heim ist bi« Stelle des ersten Kassrnbeam. ten (Rechnungsrat der Bes.-Gruppe 6) mit einem tüchtigen Berwaltungsbeamten wieder zu besetzen. Gefordert werden namentlich gute Kenntnisse im staatlichen Kaffen- und Rechnungswesen. Bewerbungen unter Anschluß einer Stammliste, eines Abstammungsnachweises und der Zeugnisse sind binnen 10 Tagen an den Rektor der Landwirt- schastlichen Hochschule Hohenheim einzureichen.
Die Bewerberinnen um nachgenannte Lehrstellen an Frauenarbeitsschulen haben sich binnen 10 Tagen (unter Anschluß einer Stammlistc) bei der Ministerialabteilung für die Fachschulen zv melden:
die Stelle der Schulleiterin in Ulm a. D.. dit Stelle der Schulleiterin in Tübingen, je eim Lehrerinnenstelle in Ebingen. Geislingen a. Stg., Giengen a. Br., Künzelsau, Möhringen a. F., Münjingen, Neuenbürg, Oehringen, Stuttgart und Wildbad.
Sie erste Fahrt von LS 129
Ende Februar nach Rio de Janeiro Friedrichshafen, 1. Jan. Entgegen anderslautenden Behauptungen, daß der 18. Februar als Tag des ersten Aufstiegs von „LZ. 129" ausersehen sei, teilt Dr. Eckener der Berbo-Preffe (NS.-Preffe) mit, daß der Tag des ersten Aufstiegs mit Sicherheit noch nicht bestimmt werden kann. Ties ist schon deshalb nicht möglich, weil immer noch kleine Momente auftreten können, die eine Verzögerung im Gefolge haben.
An dem Aufstiegstermin in der zweiten Hälfte des Monats Februar dürfte sich jedoch nichts ändern. Nach Abwicklung der in Aussicht genomme- nen Probefahrten wird das neue Luftschiff in den SLd a m e r i k a d i e n st eingestellt und seine erste Fahrt nach Rio de Janeiro unternehmen, wo bis dahin die neue Luftschiffhalle fertiggestellt ist, die nach Ankunft des,LZ. 129' mit einem feierlichen Akt ihrer Bestimmung übergeben wird. Von Rio kehrt das Luftschiff nach Friedrichshafen zurück.
VON OWKI-IN
Copyright by Prometheus-Vei-Iag Dr. Eichacker, GrLbenzcll bei München
„Fräulein Dr. Kersting... hätten Sie Lust und Gelegenheit, mich als Sekretärin nach Indien zu begleiten?"
Eine Weile ist es ganz still im Zimmer.
Jo sieht den Professor fassungslos an.
„Ich will mich kurz fassen", sagt der Fremde kurz. „In Genua erwartete ich meinen Neffen, einen jungen Philologen, der mich als Sekretär und Helfer begleiten sollte. Er ist schwer erkrankt, tropenfest ist er sowieso nicht, jedenfalls . . . es ist nicht daran zu denken, daß er kommt. Ich sitze nun hier im fremden Land, ohne den erwarteten Sekretär., kann aber meine große Jndienstudienretse nicht länger verschieben ..."
„Ich würde selbstverständlich sehr gern mit Ihnen gehen - . . aber kann ich Ihren Ansprüchen genügen?"
„Schreiben Sie Schreibmaschine... beherrschen Sic Stenographie?"
„Tazu Ihre Sprachkenntnisse... das würde schon Aber darauf kommt es mir nicht allein an, Fräu brauche einen gebildeten Menschen um o brav^/d?-» meiner Arbeit sinnvoll unterstützen kann, brauche dazu einen sehr gesunden Menschen ... Sind Sie d-
sichln .' „Durchaus, ich kann es
KcrMn? ^verlässigen Menschen, Fräulei
^ ^ rhn ,n Ihnen gefunden zu haben . . ,
Jos Gesicht wird vor Freude wieder langsam rot. "Dochoines noch: denken Sie nicht, daß cs ein- Bergnr "" geringsten! Es wird eine a, strengend- Fayrt, voller Aufregungen und Schwierigkeit- Vu i f ^ warne Sie, wenn Sie darin eine bunte Lände-. ,ahrt sehen wurden. Indien ist nicht ungefährlich, chndie st vor allem für den Europäer gefahrvoll, gibt' Unke
quemlichkeiten und schwere Entbehrungen für Sie... Können Sie» wollen Sie trotzdem?"
Jo nickt. „Gern", sagt sie herzlich. „Ich glaube auch nicht, daß ich mich täusche . .
Er nennt ihr eine Vergütung. Jo wird rot. Daß sie sich das immer in Geldfragen noch nicht abgewöhnen kann!
„Wie ist es mit Ihrer Kündigung hier?" fragt Bernburg noch.
„Ich kann zu jeder Zeit meine Stelle aufgeben", sagt Jo froh. „Godin machte es damals mit wir aus."
„Dann werden wir schon in den nächsten Tagen reisen.." sagt Bernburg entschlossen. „Ich wollte vor meiner großen Reise mich hier noch etwas erholen, es ist mir auch gelungen."
Jo erhebt sich. „Wann soll ich kommen?", sagte sie höflich.
„In drei Tagen. . . vielleicht melden Sie sich dann bei mir . . . nicht Wahr?"
Jo ist ganz schwindelig bei dem Gedanken, welche Wendung ihr Geschick so plötzlich genommen hat.
„Vielleicht interessiert es Sie noch, wie die Reise sein wird . . ." sagt Bernburg höflich.
„Sie wissen ja Wohl, daß ich indischer Sprachforscher bin, daß mich die indischen Sprachen Sanskrit und Palo besonders interessiert haben. Natürlich will ich das Land meiner Sprachen auch einmal selbst durchreisen. Weniger in einer Vergnügungsreise, sondern vielmehr in einer Studienfahrt.. eine Reihe Universitäten, u. a. auch die Gandhi-Universität, lud mich zu Vorträgen ein. Ich bin deshalb ohne Hilfe eines Sekretärs so überlastet, daß ich es nicht schaffen würde..."
Jo hatte aufmerksam zugehört. War denn das kein Märchen . . . Sie sollte mit dahin? Fort aus dieser demütigenden Atmosphäre, unter gebildete Menschen, in ein fernes, interessantes Land?
„Wir reisen von Genua aus zuerst nach Karachi", sagte Bernburg. „Von da aus geht die Reise ins Innere Indiens los. Wir reisen kreuz und gner, besuchen die wichtigsten Städter Delhi, Nagpur, Jaipur, Bombay und Haiderabad und Madras. Bon da werden wir zu Schiss fahren bis nach Kalkutta, von dort nach Hinterindien, vielleicht Bangkok, Rangoon, eine Fahrt durch Siam. Ans der Rückfahrt fahren wir nach Ceylon., auf Colombo bleiben wir einige Wochen .. von da würde die Heimfahrt vor sich gehen . .
„Ich hoffe, daß ich all Ihren Wünschen genüge", sagt Jo atemlos.
„Ich glaube es zu wissen", lächelte der Gelehrte. „Stoßen Sie sich nicht an meiner rauhen Art. Ich bin ein Bär . . . vergessen Sie das nicht . . . aber ich denke, wir werden uns vertragen. Für die Reise setzte ich ein halbes Jahr an — vielleicht etwas länger noch . . . Wenn wir nach Deutschland zurückkehren, finde ich vielleicht auch da etwas für Sie . .
Tränen traten Jo in die Augen. „Ich danke Ihnen sehr", sagte sie. „Ich . . ." Sie brach ab.
„Schon gut", lächelte der froh Spendende. „Und nun denke ich, werden wir an die Vorbereitungen gehen . . ."
Jo sah ihn nachdenklich an. „Wünschen Sie denn gar keine Auskunft über mich?" sagte sie leise. „Sie kennen mich doch gar nicht, wissen doch nicht, ob ich Ihres Vertrauens würdig bin . . ."
Bernburg sah sie ruhig an. „Ich habe mich immer auf meine Menschenkenntnis verlassen können . . . diesmal wird sie mich auch nicht täuschen . . ."
Nach freundlichem Gruß verließ er Jo, die fassungslos hinter ihm hersah.
Mechanisch glättete sie die Decke des Tisches und schüttelte den Kopf. Langsam kam eine tiefe Freude über sie. Was Würden alle zu der Wendung ihres Lebens sagen, Tina, Hell?
Im Hotel Miramare gab'S in den nächsten Tagen zwei große Ueberraschungen.
Zuerst starrte Godin fassnngslos sein letztes Stubenmädchen an, als sie der Abmachung gemäß von einem zum anderen Tag kündigte.
Dann gab es im Speisesaal eine Sensation. Der bekannte deutsche Gelehrte erschien zum Essen mit einer Dame.
Aller Blicke flogen dem Paar zu. Der bekannte Forscher mit einer Dame? Ausgerechnet er, der niemals mit jemandem zu sehen war, der sich völlig abseits hielt?
Jo hält den Kopf hoch und hält den vielen forschenden Blicken mit einem kleinen, sicheren Lächeln stand.
Unterdessen untcrsiichen die Damen die Kleidung der Fremden. Nach einer Weile läßt man mit überlegenem Lächeln ab, das. einfache, dunkle Kleid ist von einer Schlichtheit, daß das Interesse bald erstirbt.
(Fortsetzung folgt.)