.V 63 Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk Calw. 8-r.
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Calw 20. April. Die Dienststunden für den Telegraphen- und Fernsvrechverkehr an Sonn- und Festtagen sind für das hiesige Postamt von heute an auf die Zeit von Vorm. 8-12'/- Uhr und von 5—7 Uhr Nachm, festgesetzt worden.
Calw 28. April. (RathauSberiLt, Sitzung vom 11. April.) Die bürgerl. Kollegien beschlossen, die dem Fuhrmann Eppinger und Fabrikarbeiter Marquardt gehörenden Gebäude Marktplatz Nr. 3 und 3 u samt der dem Hirfch- wirt Schöning gehörenden Kellerhälfte nm den Gesamtpreis von 22 200 ^ anzukaufen, da das Haus für spätere städtische Bedürfnisse günstig gelegen erscheint und der Ankauf der Stadt die Verbesserung des in feuerpolizeilicher Hinsicht für das Rathaus nicht unbedenklichen Zustands des Hintergebäudes erlaubt. — Die bisherige Veranschlagung und Verrechnung der Holzerlöse auf das Rechnungsjahr, in welchem die Verkäufe statt- finden, verursachte eine Unsicherheit des Voranschlags und — infolge des langsamen Eingangs der Erlöse für Stammholz — eine Verzögerung des Rechnungsabschlusses und eine Verschiebung der hauptsächlichsten Einnahmen eines Rechnungsjahrs auf das nächstfolgende; es wurde daher die Hinausrückung der Verrechnung der Holzerlöse um ein Jahr, mithin die Verrechnung der Holzerlöse in dem Rechnungsjahr, in welchem sie tatsächlich zur Zahlung gelangen,, beschlossen. — Der seit 15 Jahren in städtischen Diensten stehenden Lehrerin Fräul. Braun, sowie der Arbeitslehrerin Fräul. Schwäble wurden ihre Gehälter auf 1. April 1907 von 1150 auf 1250 bezw. von 600 ^ auf 710 ^ vorgerückt. — Die Löhne der Kulturarbeiterinnen wurden den vom K. Forstamt Hirsau bezahlten gleichgestellt mit 14—20 ^
pro Stunde je nach Alter und Leistung. — Zur Beförderung der Verbesserung der Aborteinrichtungen wurden 200 ^ ausgesetzt, aus welchen unbemittelten Eigentümern schlechter Abortanlagen Beiträge zur vorschriftsmäßigen Instandsetzung derselben bewilligt werden können. — Die bürgerl. Kollegien sprechen ihre Geneigtheit aus, den Zugang zum „Hohen Felsen" mit dem Schwarzwald-, Verschön erungs- und Fremdenvsrkehrsverein zusammen zu verbessern. — Infolge des Wegfalls der Verbrauchsabgabe von Fleisch wurde der Gehalt des Konsumsteuerverwalters Kleinbub für die Verwaltung der noch verbliebenen Biersteuer aus 300 gekürzt. — Mit einer Neufestsetzung des Gehalts des Fleischbeschauers auf 1500 ^ machte sich die Notwendigkeit der Neufestsetzung der Fleisch- beschaugebührsn, welche schon den bisberigen durch die Fleischbeschau erwachsenden Aufwand nicht deckten, geltend. Es wurde davon ausgegangen, daß nach Wegfall der Fleischsteuer die Metzger ohne Beihilfe der Stadt den Aufwand für die Fleischbeschau allein zu tragen haben; deshalb wurden zur Aufbringung des gesamten Aufwands von 1850 ^ die Fleischbeschaugebühren auf die auch in Nagold, Altensteig, Schramberg rc. üblichen Mindestsätze der Min.-Verf. vom 1. Febr. 1903 von 1 ^ für 1 St. Rindvieh, 50 für 1 Schwein, 40 ^ für 1 Kalb, Schaf, Ziege, fest- gesetzt, welche nach der Schlachtstatistik des Jahres 1906 1882 ^ ergeben. Bisher waren dis Sätze 35, 20 und 10 -rZ. Auch für die Nachbeschau des von auswärts eingebrachten Fleischer werden die Mindestsätze von 50—10 iZ für den einzelnen Fall (bisher 30—5 --Z) erhoben.
Calw 20. April. In verflossener Nacht kurz nach 12 Uhr ertönten plötzlich die Feuerglocken. Im Hause von Otto Wick, Viktualien- handlungam Marktplatz (früher Dalkolmo), war ein
Brand ausgebrochen, der sich rasch ausbreitete und binnen kurzem den ganzen Dachstock in Helle Flammen setzte. Als die Feuerwehr eingriff, waren die Nachbargebäude sehr bedroht, doch ge- lang es nach kurzem die Gefahr von denselben abzuwenden und auch den Brand zu löschen. Vom Wick'schen Hause stehen noch 2 Stockwerke. Ueber die Entstehungsursachs ist noch nichts bekannt.
Stuttgart 19. April. Die Finanz - kommission bewilligte auch in der heutigen Sitzung die für die Unterbeamten der Eisenbahnen von der Regierung vor geschlagenen Aufbesserungen bei den Lokomotivheizern 1. und 2. Klaffe und den Oberbahnwärtern durch Stretchungder untersten Stufe mit 1000 bei den Haltestellevorstehern, sowie den Weichen- und Stationswärtern, ferner den Stationsdienern je durch Streichung der Stufen mit 850 und 950 ^ und endlich bei den Bahnwärtern durch Streichung der Stufen von 750 und 850 Die vorliegenden Petitionen wurden der Regierung mit folgenden Empfehlungen übergeben : Das Gesuch der Lokomotivheizer und An- Wärter um Erhöhung des Taggelds und der Lokomotivheizer 1. Klasse um Erhöhung des Anfangsgehalts zur Erwägung, dis Bitte der Lokomotivheizer 2. Klaffe, welche Hilfssührer sind, um Pensionsberechtigung fürihreZulagevon 400 ^ und diejenigen welche nicht Hilfssührer sind, um Erhöhung ihres Endgehalts je zur Berücksichtigung, die Bitte der Oberbahnwärter um Verbesserung ihres Gehaltes und um Aenderung ihres Titels zur Erwägung, der Weichen- und Stationswärter, sowie der Stationsdiene.', endlich der Bahnwärter um Erhöhung des Endgehalts zur Berücksichtung. Die Titel für das unständige Personal wurden ohne Veränderung genehmigt und die Bitte der Güterboden-, Bauamts- und Stationsarbeiter um Einführung der neunstündigen Arbeitszeit und
Vas KjchermSdchen von der Bretagne.
Von BW. Howard.
(Fortsetzung.)
„Hier ist mein Studier- und Eßzimmer, drüben mein Schlafgemach; tun sie ganz, als ob sie zu Hause wären, meine Herren! Es mag ihnen wohl recht ärmlich und eng erscheinen, aber vielleicht macht es ihnen Spaß, die Wohnung eines Seemannspfarrers genauer zu besichtigen." Er öffnete verschiedene Schränke, in denen Bücher, alte Zeitungen und allerhand Flaschen in staubigem Durcheinander zu sehen waren. Ferner zeigte ec ihnen den Gang, der aus seinem Studierzimmer in die kleine Küche, links vom Chor der Kapelle führte, und eine ähnliche Verbindung auf der rechten Seite des Kirchleins, zwischen seinem Schlafzimmer und der Sakristei.
War es nun Thymerts schwankender Seemannsschritt, oder der Salzgeruch, oder das seemäßige Aussehen aller Dinge hier im allgemeinen: die jungen Männer fühlten sich wie auf einem Schiff, schritten vorsichtig einher wie auf Brettern und Planken, und würden sich nicht gewundert haben, wenn die Kapelle unserer lieben Frau plötzlich nach Spanien unter Segel gegangen wäre. Auch mehrere einfache Betten waren vorhanden und in einer abgelegenen Ecke ein Platz, um die Ertrunkenen aufzubahren, bis der kleine Friedhof sie zur ewigen Ruhe aufnahm.
„Sie sehen, wir find doch nicht so arm auf den I-amnions, daß wir nicht einem Gast ein Nachtquartier bieten könnten," sagte Thymert mit bescheidenem Stolze, „ich habe sogar einmal, als wir gar keinen andern Platz mehr hatten, einem Fremdling sein Lager dort drüben angewiesen," ein bedeutsamer Blick streifte die dunkle Ecke, er schlief deshalb nicht schlechter, da er von nichts wußte, und schließlich — lebend oder tot, sind wir alle Menschen!"
„Es sollen hier viele Verunglückte ans Land gespült werden?" bemerkte Hamor.
„Äon äisu oui," erwiderte der Priester traurig. „Wenn sie müde sind vom Umhertreiben auf den rastlosen Wogen, so kommen sie und heischen ein ehrliches Begräbnis unter dem Schutz unserer lieben Frau. Erst letzte Woche feierten wir ein Leichenbegängnis, das Ihnen gewiß fremdartig genug erschienen wäre. Die Wellen hatten einen armen Burschen bis unmittelbar vor die Tür des Gotteshauses gespült. Der Kommandant der „Llerle" war gerade hier mit mehreren seiner Leute. Kennen Sie den Kommandanten? Er ist ein hochherziger Mann. Sie hätten nur die Worte hören sollen, die er an seine Mannschaft richtete angesichts des Toten, den sie in die Flagge gehüllt hier begruben. Er sagte ihnen, daß dies früher oder später das Ende sei, dem er und sie entgegen gingen; es sei aber ganz gleichgültig, wo einen der Tod ereile, den wackern Mann müsse er stets auf Posten finden. Die See sei des Seemanns Grab, aber die Wellen, die ihn verschlängen, trügen ihn auch wieder ans Land in einen sichern Hafen. Der fremde Seemann sei jetzt glücklich, in die geliebte Flagge von Frankreich gehüllt, begleitet von einem letzten Scheidegruß von Seemannslippen, und einem warmen Gebet aus Seemannrherzen. „Ein jeder tue seine Pflicht und schaue dem Tod mutig ins Auge dann verdient er es in der Flagge seines Vaterlandes im Grabe zu ruhen und von wackern Männern betrauert zu werden; dann wird er auch bereit sein zu folgen, wenn ihn die See als ihr Eigentum verlangt, sei es nun heute, morgen oder erst nach Jahren." Mut und Pflichtgefühl legte der Kommandant seinen Leuten ans Herz, er lehrt sie ihnen täglich, nicht nur durch Worte, sondern durch sein eigenes Beispiel."
„Und Sie, mvnsisui-1« rsetsur, haben Sie nicht auch gesprochen?" fragte Staunton.
Thymert sah bescheiden auf. „Gewiß, nachdem der Trauergottesdienst