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und Änzeigeblatt für den Sejirk Calw. 82. Jahrgang.

Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag. Sams- rag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Donnerstag, de« 11. April 1S07.

LbonnementLpr.ind. Stadt pr. Viertelt. Mk.l.ivincl.Drägerl. BiertelfLhrl. PoftdezugSpretS ohne Vestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortSverkehr 1 M., f. d. sonst. Verkehr Äk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

Amtliche Bekairrrtmachttngeir

Bekanntmachung.

Durch Erlaß des K. evang. Konsistoriums vom 18. Marz 1907, Nr. 8064, sind für die Arbeits­schulen der nachstehenden Gemeinden die beigesetzten Beiträge verwilligt worden: Agenbach 18 Alt­bulach 15 Altburg 18 Deckenpfronn 20 Dennjächt 10 ^., Hirsau 25 Holzbronn 20 Monakam 20 ^., Möttlingen 22 Neubulach 15 Oberhaugstett 10 Oberkollbach 18 Oberreichenbach 12 Ottenbronn 10 ^L, Simmoz-

heim 30 Teinach 40 ^., Unterhaugstett 20 Unterreichenbach 12 Zavelstein 20 ^

Calw, 6. April 1907.

K. gem. Oberamt in Schuls.

I. V.: Amtm. Rippmann. Schund.

K. Oberamt Neuenbürg.

Sekauntinachuug betr. Maul- u. KlMchvche.

Für den Biehmarkt in Feldrennach am 16.

ds. Mts. und denjenigen in Neuenbürg am 17. ds.

Ms. wurden folgende Anordnungen getroffen:

1) Der Zutrieb von Vieh aus den verseuchten württ. Oberamtsbezirken (Leutkirch, Wangen, Maulbronn, Calw, Nagold, Horb, Freuden­stadt, Oberndorf, Rottweil und Ludwigsburg) und aus dem Großherzogtum Baden ist «uter- fagt,

2) alles zu Markt gebrachte Vieh ist an den Ein­gängen zum Marktplatz Stück für Stuck durch den Oberamtstierarzt zu untersuchen. Tiere, welche sich bei diesen Untersuchungen nicht als ganz unverdächtig erweisen, dürfen zu den Märkten nicht zugelaffen werden.

Nenenbürg, 6. April 1907.

Amtm. Gaiser.

Kekllllntvtllchllng betr. Maul. u. Klauenseuche.

Die Gehöftsperre über die Viehbestände von

1. Georg Koch und Christian Walz in Egen­

hausen,

2. Joh. Georg Bauer in Altensteig-Dorf,

3. Jakob Bihler, Schmied in EttmanuSweiler wird hiemit ausgehoben.

Die für die Gemeinden Alteusteig-Dorf und Sttmannsweiler angeordnete polizeiliche Be­obachtung wird ebenfalls aufgehoben, da die Maul­und Klauenseuche in diesen Gemeinden nunmehr erloschen ist.

Nagold, 9. April 1907.

K. Oberamt. Ritter.

Tagesueuigkeiteu.

** Calw. Am letzten Sonntag hielt der Bezirksbienenzüchterverein Calw im Bad. Hof seine Frühjahrsversammlung ab. Die- selbe war gut besucht. Der Vorstand. Hr. Knecht, gab zuerst einen Rückblick über ^das vergangene, sehr schlechte Bienenjahr. Wo seine Ratschläge betr. Ueberwinterung und Fütterung befolgt wurden, kamen die Völker gut durch den strengen Winter; wer aber glaubte, er könne auch im Winter füttern, ging diesmal schwer an. Leider sind manche Stände durch die Nachlässigkeit der Bienen­züchter und durch übel angebrachte Sparsamkeit recht dezimiert worden. Die gut überwinterten Völker entwickelten sich bis jetzt sehr schön, weil die Bienen nicht durch warmes Wetter zu vor­zeitiger Brut getrieben wurden. Da nun jetzt erst der Honigverbrauch groß wird, gilt es, recht­zeitig nach den Vorräten der Stöcke nachzusehen.

Durch Neuwahlen wurde der seitherige Vorstand und die alten Ausschußmitglieder wieder gewählt; als neue Ausschußmitglieder kamen dazu: Hr. Dürr, Althengstett und Hr. Luibrand, Calw. Dem so eifrigen und sachverständigen Vorstand wurde von einem Ausschußmitglied im Namen des Vereins der wohlverdiente Dank ausgesprochen. An die Wahlen reihte sich eine Verlosung von Kunstwaben und Jmkergeräten; auch zum Verkaufe hatte Graze-Endersbach eine Kollektion Jmker- geräte geschickt. Zum Schluß gab der Hr. Vor- stand eine Belehrung über Verhütung und Heilung der Faulbrut.

X Gechingen 8. April. Im Laufe dieses Sommers findet hier das Sängerfest des Westgäusängerbundes statt- Die Bundes­leitung hat als Massenchöre folgende Lieder zur Uebung hinausgegeben:Ein Mann ein Wort" von Marschner,Im Maien" von Billeter und Abschied" von Haafis.

Böblingen 9. April. Gestern abend V»9 Uhr brach in der gemeinsamen Scheuer von Wirt Teurer und Buchbinder Mayer in der Marktstraße Feuer aus. Die rasch herbeige­eilte Feuerwehr hatte bei dem enggebauten Stadt­teil anstrengende Arbeit um das Feuer auf den Herd zu beschränken. Die Entstchungsursache ist noch unbekannt.

Stuttgart 8. April. Ein gefährlicher Privat-Detektiv ist der 31 Jahre alte Kaufmann Julius Kassar aus Wien, welcher sich auch Dellemont nennt. Einer Frau, in deren Auftrag er Beobachtungen anstellen sollte, hat er zur vorübergehenden Ueberlaffung eines wertvollen Brillantringes zu bestimmen gewußt; mit dem Ring ist er alsbald verschwunden und nicht wieder zurückgekehrt.

Stuttgart 9. April. Der Maler-j ausstand dauert fort. 400 Ausständige find abgereist und auswärts in Arbeit getreten. Im Ausstand befinden sich noch 230 Gehilfen. Ein Teil der Meister hat die Forderungen der Ge­hilfen bewilligt.

Cannstatt 9. April. Die hiesige Schreiner­genossenschaft macht bekannt, daß sich die Schreiner­meister infolge der fortgesetzten Steigerung der Preise für Rohmaterialien und der Arbeitslöhne genötigt sehen, die Preise für Schreinerarbeiten zu erhöhen. !

Heilbronn. Am 5. ds. Mts. brachte^ ein 14 Jahre alter Schüler ein scharf geladenes Terzerol in die Mittelschule mit und legte es neben sich auf seinen Platz. Ein anderer, 13 Jahre alter Schüler nahm es zur Hand, drückte es gegen den elfteren ab und schoß diesen in den Kopf. Der Verletzte ist in das städtische Kranken­haus verbracht; ob die Kugel entfernt werden kann, ist fraglich.

Heilbronn 9. April. Vor der Straf­kammer des K. Landgerichts hatte sich der Leim­fabrikant Wilhelm Plappert hier, dessen Fabrik am 21. Nov. v. Js. vollständig niedergebrannt ist, wegen fahrlässiger Brandstiftungzu verantworten. Das Feuer, das einen Schaden von 70 000 verursachte, ist wie man annimmt, durch un­gelöschten Kalk entstanden. Plappert soll bei der Unterbringung des Kalkes die nötige Vorsicht außer acht gelassen haben, so daß der Kalk feucht

eingelegt wurde und sich dann entzündet hat. Die Verhandlung, die den ganzen Tag in An­spruch nahm, ergab indes nicht den positiven Be­weis für eine Fahrlässigkeit des Angeklagten im Sinne der Anklage und so erfolgte die Frei­sprechung desselben.

Gmünd 9. April. Es ist eine Ver­schmelzung der hiesigen Ortskrankenkasse mit der Bezirkskrankenkasse geplant, eine am nächsten Montag stattfindende Versammlung, wird sich des Näheren mit der Sache befassen.

Riedlingen 8. April. (Ostermarkt.) Die heutige Zufuhr an Pferden betrug 135 Stück; der Handel ging lebhaft; Preise 150 bis 870 An Rindvieh waren 620 Sttzck

zugeführt; obgleich viele Händler am Platze waren, wollte der Handel anfangs nicht recht in Fluß kommen, erst später wurde er bei etwas zurück­gehenden Preisen lebhafter. Es wurden erlöst: für Fairen 250600 für Ochsen 420 bis 500 für Kühe 300450 für Kal- beln 300450 für Boschen 130240 Der Schweinemarkt wies eine starke Zu­fuhr auf; bei lebhaftem Handel galt da« Paar Milchfchweine 2436 LLuferschweine 60 bis 70

Von der bayerischen Grenze 9. April. Die Gendarmerie in Reiseusburg bei GünKurg griff einen 14jährigen Burschen aus Pforzheim auf, der mit Revolver, Munition, Messer und elektrischer Blendlaterne versehen war. Er war, durch die Lektüre von Jndianergeschichten ver­anlaßt, an Ostern seinen Eltern durchgegangen. Diese wurden von der Festnahme ihres Sohnes telephonisch verständigt und holten ihn dann ab.

Frankfurt a. M. 8. April. Aus einer kleinen Universitätsstadt wird demFranks. Gen.- Anz." geschrieben: Begegnet da neulich Abends ein Student einer eleganten ihm vollständig fremden Dame der besten Gesellschaftsklasse auf der Straße. Diese fährt direkt auf ihn ein und versetzt dem ahnungslosen jungen Menschen ein paar Maulschellen mit den Worten: Wie können Sie unverschämter Lümmel mich fixieren. Der Geohrfeigte, der sich keiner Schuld bewußt ist, läd die Dame vor den Schiedsrichter. Hier er­scheint der Ehemann der schlagfertigen Frau, entschuldigt deren Tat, erklärt, daß seine Frau damals sinnlos betrunken gewesen sei und über­nimmt die Zahlung einer Sühnesumme.

Hamburg 8. April- Der Zeichner des Simplizissimue, Gulbransson, hat gegen das im Wörmann-Prozeß gegen ihn ergangene, auf drei Monate Gefängnis lautende Urteil, Be­rufung eingelegt. Der Rheder Wörmann hat eine neue Beleidigungsklage gegen den verant­wortlichen Redakteur der Frankfurter Zeitung angestrengt, weil in einem parlamentarischen Bericht des Blattes in einer Rede Erzbergers gesagt war, Wörmann habe die Kolonial-Ver- waltung über das Ohr gehauen. Im amtlichen stenographischen Bericht stand dieser Passus nicht. Die Klage wird vor dem Schöffengericht zu Hamburg ausgetragen.

Im Prozeß Wörmanu gegen den Simplizifsimus hatten die Verteidiger folgende Beweisanträge gestellt: