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parteiamtliche nationalst);. ^Tageszeitung

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Amtsblatt für <ias Oberamt Aleuenbürg

Nr. 220

Freitag den 20. September 1S3S

93. Jahrgang

ller Unruhen"

Dr. ^ r. v. Nsursth. Göring und Gsehbels über Litauens Gewattpoitttt

Königsberg, 19. September.

In einer Memel-Sondernummer der Preußischen Zeitung" schreibt Reichsinnen- mtnister Dr. Fr-ict u. a.:Obzwar die Rechte der Memeldeutschen durch das Auto- nomiestatut vom Mai 1924 von England, Frankreich, Italien und Japan garantiert, vom Völkerbund bestätigt und von Litauen anerkannt worden sind, ist das Statut von Litauen niemals erfüllt worden. Im Gegen­teil, alle kulturellen und innerpolitischen Freiheiten, das Recht der eigenen Gerichts­barkeit, der Polizeihoheit, ist geraubt und selbst die frei gewählte Vertretung ist sür die Memeldeutschen ausgeschaltet worden. Seit Jahren betreibt Litauen eine aufreizende und Provozierende Gewaltpolitik in diesem Teil des vor dem Weltkriege zu Ostpreußen stnd damit zum Reiche gehörenden Landes, die zweifellos böse Folgen für das friedliche Zusammenleben der Völker haben muß."

Der Angriff der Litauer auf die auto­nomen Rechte der Memelländer ist, so stellt Reichsaußenminister Freiherr von Neu- rath fest, die Quelle aller Un­ruhen in diesem Winkel Euro­pas.Litauische Politiker haben die Welt rüit der Behauptung herausgefordert, die Autonomie für das Memelland bilde nur ein Uebergangsstadium. Demgegenüber muß ich mit allem Nachdruck feststellen, daß die Autonomie nach Wortlaut und Sinn der

Memelkonvention ein für allemal unantast­bar ist; sie bildet die Voraussetzung dafür, daß das Memelland dem litauischen Staate Überhaupt ungegliedert worden ist."

Ein kleiner Staat thranni- siert mit unglaublichen Metho­den deutsche Blutsbrüder", schreibt Ministerpräsident Göring.Wenn wir hiergegen entschiedensten Protest einlegen, mischen wir uns nicht in die Angelegen­heiten eines fremden Staates, sondern for­dern die Einlösung feierlich festgelegter Kon­ventionen. Die unerhörten Zustände im Memelland stellen eine Aufeinanderfolge gröb­ster Rechtsbrüche dar. Es ist Pflicht der Sig­natarmächte, gegen diese dauernden Ver­tragsbrüche einzuschreiten."

Der Grundsatz der Achtung vor frem­dem wie eigenem Volkstum wird", so betont Neichspropagandaministcr Dr. Goebbels, im Memellaud täglich verletzt. Nicht genug, daß es durch einen Gewaltstreich der letzten Garantien beraubt wurde, die ihm der Frie- densvertrag von Versailles in der Kontrolle der Garantiemächte bot, wird jetzt versucht, jedes eigenständige Leben im Memelland durch Planmäßige Entdeutschung aller Selbst- vcrwaltungskörperschaftcn, vom Landtag bis zu den Gemeindevertretungen einschließlich der Verwaltungsorgane, zu verfälschen."

Die Sondernummer zeigt auch in zahl­reichen Bildern die Not des Memellandes.

Ein groteskes System"

Die LondonerDaily Mail" veröffentlicht einen Sonderbericht über die Lage im Memelland, in der der litauische Terror ge­kennzeichnet wird. Den deutschen Einwohnern ist keine Wahlpropaganda gestattet worden, und die Exemplare ihrer einzigen Zeitung sind neuerdings beschlagnahint worden. Telephonanrufe und Telegramme sind einer genauen Zensur unterworfen und die Mehr­zahl der nach Deutschland geschickten Briefe ist geöffnet worden, um, wie behauptet wird, nach ausländischen Losen zu suchen (!). Die Tätigkeit des litauischen Direktoriums ist, wie versichert wird, durch beunruhigende Ungereimtheiten gekennzeichnet gewesen. Hit­lers Erklärung in Nürnberg, daß dieVor­bereitungen für die Memelwahlen eine Ver­achtung der Gerechtigkeit und der Verpflich­tungen zeigen", scheint voll und ganz durch das groteske System erwiesen zu sein, unter dem das Volk zu den Wahlen g"' m wird.

Bölkerbundskontrolle für das Memelland?

In denBasler Nachrichten" wird in einem susfübrli^'l"' M»,mlland

den Garantiemächten nahegelegt, für das Memelland ein Statut nach dem Muster des Saarlandes oder Danzigs zu schaffen und den Völkerbund als Kontrollinstanz einzu­setzen. Sollten die umstrittenen Wahlen nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich ord- nungs- und rechtgemäß verlaufen, müsse das verzweifelt harthörige Litauen durch die Hauptmächte in eine ganz energische Kur ge- nommen werden:Wer nicht hören will, muß fühlen!"

gegen das EudeZen-eutWum

Prag, 19. September.

In der Tschechoslowakei fühlt man sich wie­der einmal berufen, die Moldaukultur vor der drohenden deutschen Gefahr" zu retten. Zahl­lose Versammlungen und Kundgebungen der Sudetenoeutschen Partei der zweitstärksten Partei des Prager Parlaments! sind in der letzten Zeit verboten worden. Nun geht man dazu über, die Versammlungen zwar nicht zu verbieten, aber kurz nach Beginn aufzulösen. So konnte kürzlich eine Versammlung in Franzensbad bis zur Begrüßung durch­geführt werden. Dann erfolgte die Auflösung und die tschechischen Gendarmen veranstalteten

noch eine Deutschenhätz mir zahlreichen Ver­haftungen. Sehnliches geschah in Teplitz, Weißkirchlitz und Aussig.

Noch gefährlicher erschien der tschechischen Gendarmerie in Prerau ein aktiver deut­scher Gerichtsrat. Er hatte sich einen Stadt- plan gekauft und bums! war er schon wegenAusspähung" verhaftet.

In diesem Zusammenhang soll nie vergessen werden, daß der tschechoslowakische Außen­minister Dr. Benesch im Jahre 1933 die Auf­lösung deutscher Parteien damit begründet hat, daß die Tschechoslowakeiein Hort der Demokratie" sei.

ES -Snnnsrt den Assnzslen

Paris, 19. September.

Die junge französisch-sowjetrussische Freund- schüft scheint allmählich den Franzosen unan­genehm zu werden. Die Erfahrungen von Toulon usw. waren denn doch zu deutlich, als daß man nicht.Vorsicht walten ließe. So wurde, wie die kommunistischen und marxisti­schen Pariser Zeitungen melden, Vertretern sowjetrussischer Gewerkschaften die Einreise nach Frankreich zu einem kommunistischen Ge­werkschaftskongreß verweigert.

ÄitSliiraufbi»« im nattonalsormliWcheti SeuWlan-

Ministerpräsident Göring in Kassel Festausführung im Staalstheater

Kassel, 19. September.

Das Preußische Staatstheater Kassel begann am Mittwoch abend seine neue Spielzeit mit einer Festausführung des Freischü tz", die durch die Teilnahme des Ministerpräsidenten Göring mit sei­ner Gattin ein ganz besonderes Gepräge erhielt. Die Festausführung stand auf einem hohen Niveau. Den Max sang Marcel! Wlttrisch von der Berliner Staatsoper. Während der Beifall des Hauses immer und immer wieder aufrauschte, nahm Mini­sterpräsident Göring Gelegenheit, der Künst- lerschast und dem technischen Personal seinen Dank für die einzigartige und hochstehende Festaussührung auszusprechen.

Um Mitternacht fand zu Ehren des Mini­sterpräsidenten Göring im Großen Rathaus» saal ein festlicher Empfang durch die Stadt Kassel statt, bei dem Ober­bürgermeister Dr. La hm eh er in einer herzlich gehaltenen Ansprache dem Minister­präsidenten in dankbarer Anerkennung die große Silberne Ehrenplakette derStadtKassel überreichte.

Ministerpräsident Göring dankte für die ihm zuteil gewordene Ehrung und sprach über die preußischen Staatstheater. Als ich das letztem»! in Kassel war, so führte der Ministerpräsident aus, hatte ich mich ent­schlossen. das Theater in Kassel neu auszu­bauen. Der Schwierigkeiten war ich mir voll bewußt. Wenn aber heute in einer so schwe­ren Zeit, die alle Mittel auf das Aeußerste anspannt, trotzdem Mittel eingesetzt werden sür das Schöne und Erhabene, so brauche ich nur auf die Worte des Führers aus der Kulturtagung in Nürnberg zu verweisen. Er hat darauf hinbewiesen, daß gerade in schwersten Kampfzeiten es erforderlich ist. daß man an der Gestaltung der schönen Dinge lebhaften Anteil nehmen müsse, um dem Menschen für seine Sorgen einen Aus­gleich zu schaffen. Die Schließung eines Theaters ist im Reiche Adolf Hitlers eine Unmöglich­keit. So galt es nur, den Nahmen für daS Staatstheater zu bestimmen. Es lag mir nicht daran, das Kasseler Theater nur küm­merlich zu erhalten als ein Provinztheater, sondern ihm eine besondere Gestaltung zu­teil werden zu lassen. Dies war nur mög­lich. wenn das Kasseler Theater wieder zum Staatstb-ater aemacbt mnrdc: denn nur w

gelang es auch, die starken Mittel des Staa­tes zu seiner Ausgestaltung in Anwendung zu bringen. Die preußischen Staatstheater sind heute nicht lediglich Staatstheater im Sinne wie früher als vom Staat betriebene, es ist mir vielmehr eine der vornehmsten Aufgaben, diese Staatstheater in eigener Negre zu führen. Grundsatz der Thea- terfüll rung ist die lebendige Gestaltung des Führerprinzips. Wenn heute die nationalsozialistische Bewe­gung an die Gestaltung dieser Dinge heran­geht. die auf dem Gebiete der Kultur und der Kunst liegen, so müssen noch viel här­tere Gesetze gelten als in anderen Dingen. Auf allen Gebieten des staatlichen Lebens kann ich Zugeständnisse nach dieser oder jener Richtung machen; auf dem Gebiete der Kunst ist eine Vorrangstellung des Gesichts­punktes der sozialen Fürsorge unmöglich. Hier herrschen ganz eherne Ge­setze. Diese Gesetze sind aus Lei­stung ab ge stellt. Wenn man das Theater nach sozialen Gesichtspunkten leiten wollte, so ist das Institut von vornherein verloren. Keinen Künstler schützt die lange Parteizugehörigkeit: denn der Kamps aus politischem Gebiet allein kann das künstle­rische Feuer, das Begabung ist, nicht er­setzen. Man kann vielmehr die Künstler nur nach ihrem Können beurteilen. Tann kann man mit allen Mitteln sie zu guten Ncnio- nalsozialisten zu machen suchen.

Der Ministerpräsident bat zu bedenken, daß, wenn das Publikum dem Theater nicht die erforderliche Unterstützung gewähre, es trotz aller Anstrengungen des Staates nicht zu halten sei; er habe aber fcststellen können, daß die Theaterfreudigkeit des Publikums größer geworden sei. Man habe es dein Führer und seiner Bewegung zu verdanken, daß wieder deutsche Kunst zur Geltung komme. In tiefer Dankbarkeit hätten sich die Künstler dies vor Augen zu halten, daß sie eine Dankesschuld abzutragen haben. Diese Schuld könnten sie nur dadurch abtragen, daß sie ihre ganze Person einsetzen und höchste Leistung vollbrächten. Unter der Künstlerschaft werde kein verwaschener In­ternationalismus geduldet, auch wenn es sich um die größten Genies handele. Das Thea­ter sei kein Versorgungsinstitut und kein Sammelsurium von Kritikastern.

England vor der WM

Wenn der Duce aus der Ablehnung der Vorschläge, mit dciSrn der Genfer Fünfer- Ausschuß das Skelett der Pariser Angebote umkleidet hat, die kriegerischen Folgerungen zieht, so wird das Wort wahr, das vor einiger Zeit im englischen Parlament ge­prägt wurde. Tann steht die britische Poli­tik tatsächlich vor der schwierigsten Entscheidung seit 1914.

Die weichen und elastischen Methoden, mit denen die britische Diplomatie seit dem Ab- schluß der Friedensverträge operierte und mit denen sie bisher jeder entscheidenden Stellungnahme auszuweichen wußte, hat Mussolini offenbar zu Fehlschlüssen über die Haltung verleitet, die England in jedem Fall einnehmen muß. wenn es sich um Lebens- interessen des Empire handelt. Er hat ier. ner übersehen, daß ein kriegerisches Vor- gehen gegen Abessinien gleichzeitig gegen zwei Grundauffassungen gerichtet ist. deren eine, die imperialistische, den konserva- tiven Nationalisten, deren andere, die völ­kerkundliche, den pazifistischen Libe­ralen und Arbeiterparteilern heilig ist. Diese grundsätzlichen Auffassungen greifen zwar im parteipolitischen Leben Englands hinüber und herüber. Ter Völkerbiuivsgedanke hat angesichts der Slrukturwaiidlung im Empire, die die Sicherung der Macht nicht mehr in allen Fällen durch die maritimen und mili­tärischen Mittel des Mutterlandes allein ver­bürgt erscheinen lassen, für die neue britische Außenpolitik eine sehr r e a t p o l i t i s ch e Bedeutung, die den modernen Konser­vativen durchaus bewußt ist.

Es ist also wohl nicht ganz zutreffend, wenn es auf der Gegenseite Englands so hingestellt wird, als wenn der Kampf für die Prinzipien der Liga und für die Auto­rität von Genf pure Heuchelei wäre. Aller­dings werden die idealistischen Gesichts­punkte, die von England auf der Genfer Bühne vorgetragen werden, auch an dieser Stelle stark von den realpolitischen Beweg- gründen überschattet. Jedenfalls aber liegen die Dinge nun so, daß sich alle politi­schen Richtungen in England an einem entscheidenden Punkt ihrer Grundauf- sassung durch die Pläne Musso- linis ernstlich bedroht fühlen. Das mußte eine seltene Geschlossenheit in der englischen öffentlichen Meinung zur Folge haben, wie sie, einheitlicher kaum vorstellbar ist, und diese Entschlossenheit versteift sich nach allen Berichten aus England von Tag zu Tag. Die englische Regierung scheint in der Tat Parlamentarisch und sonstwie innen­politisch auch dann nicht das geringste be­sorgen zu müssen, wenn sie so weitgehende sanktionspolitische Entscheidungen trifft, daß die Gefahr des offenen Konfliktes zwischen europäischen Mächten herausbeschworen wird. Die Hoffnung, daß dieenglische Dekadenz" sich nicht zu durchgreifenden Taten werde ausrafsen können, eine in der italienischen Presse immer wieder vorgetragene Ausfas­sung, könnte sich schließlich doch als eine ganz Verhängnis volle Illusion er­weisen.

Ten besonderen Zusammenhängen zwi­schen den außenpolitischen Notwendigkeiten Englands und der gegenwärtigen innenpoli tischen Lage kommt darum im Moment eim entscheidende Bedeutung zu, weil in Eng­land Neuwahlen vor der Tür stehen. Das Jnselreich steht somit im dop­pelten Sinne vor der Wahl. Die Oppositions- Parteien haben sich von Beginn an, teils aus grundsätzlichen, teils aus taktischen Er­wägungen, mit heftiger Leidenschaft für die restlose Anwendung der Völkerbundsbestim­mungen gegen ein angreisendes Italien ein- gesetzt. Sie dürsten allerdings jetzt etwa das Gefühl haben, innenpolitisch in eine Sackgasse geraten zu sein. Die Negierung hat die Sanktionsforderung zu ihrer eigenen gemacht, und nun zeigt sich, daß hinter die­ser Drohung die Gefahr eines euro­päischen Krieges lauert. Soweit ha­ben die pazifistischen Liberalen und die Är- beiterparteiler vielleicht nicht gedacht, daß auf den von ihnen befürworteten Wegen eine so furchtbare Möglichkeit auftauchen könnte. Jetzt können ihnen ihre innenpoliti­schen Gegner Vorhalten, daß sie um des Völ- Verbundes oder um Abessiniens willen einen europäischen Krieg nicht scheuen, daß sie sich aber in ihre pazifistische Ideologie hüllen wenn es allein um englische Interessen geHt.

Die Dinge mögen nun aber weiterhin ver

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