D,zug»p*»r»,

Durch Träger monatlich RM. 1.40 einschließlich 20 Rpsg. Zustellgebühr, durch di- Pas« RM. I.7S (-inschließ. Ilch SS Rpfg. Postzeitungsgebühren). Prel» d-r Einzelnummer IS Rgsg. Zn Fällen höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder aus Rückerstattung de» Bezug-preises. Gerichtsstand für beide Teile ist Neuenbürg (Württ.) Fernsprech.Anschlutz Nr. 404

VerantwortlicherSchrtstleiter: Fridolin Bieslnger. Anzeigenleiter: Friß Müller sämtliche In Neuenbüro.

DerEnztäler

partekamtltche nationalsoz. Wageszeitung

Mldbader NS-Preff- Birkenfelder, Calmbacher und Herrenalber Tagblatt

Anzeigenpreis,

Dir kleknspaltlge MMiniel^r-Zeile 7 Npf., Familienanzeigen 6 Npfq., amt­liche Anzeigen 5.5 Rpfg.. Tertzeile 18 Rpfg. Schluß der Anzeigenannahme 8 Uhr vormittags. G.w«hr wird nur filr schriftlich erteilte Aufträge über­nommen. 3m übrigen gelten die vom Werberat der deutschen Wirtschaft auf­gestellten Bestimmungen. Vordrucke stehen zur Verfügung. Zurzeit ist Preis­liste Nr. 3 gültig.. VIH. 35: 3850

Verlag und Rotationsdruck: C.Meek^ sche Duchdruckerei, 3nh. Fr. Biesinaer Neuenbürg (Württ.)

Amtsblatt für

clas Oberamt Aleuenbürg

Nr. 219

Donnerstag den 19. September 1985

93. Jahrgang

Vas wahre Gesicht de» Abessinien-StceitS

Entweder gerechte Verteilung der Erdreichtümer oder allgemeine Katastrophe

London, 16. Sept. Das bekannte liberale Oberhausmitglied Lord Lothian hielt auf einer Versammlung in Scarborough eine be­merkenswerte Rede über das Verhalten des Völkerbundes im Abessinienkonflikt.

Es handele sich, so betonte er, um einen viel größeren und umfassenderen Fragen­komplex als man gemeinhin annehme, näm­lich um das Problem der Uebervölkerung und Expansionsbedürfnisse gewisser Staaten. Falls der Völkerbund diese Frage nicht wirk­sam und schnell in Angriff nehme, werde der abeffinische Konflikt von einem Kriege, bei dem es «m viel größere Dinge gehe, ver­schlungen werden. Wenn der Völkerbund le­diglich eine Einrichtung zur Verewigung des status guo unter der Androhung von Sühne­maßnahmen wird, dann wird unser letzter Zustand viel schlimmer als der erste sein.'

1. werden alle unbefriedigten Mächte manche von ihnen sind mit vollem Recht un­befriedigt aus dem Völkerbund austreten und wir werden wieder auf das alte unheil­volle Bündnisshstcm zurückkommen. Die eine Seite wird sich der Völkerbund nennen und die andere eine Kombination, um die Völker- bundsmitgliedcr zu zwingen, den Reichtum und die Vorräte der Welt mit ihnen zu teile».

2. wird England unter der Völkerbunds- satznng gezwungen sein, in den Krieg zu ziehen, um den status guo für alle anderen aufrecht zu erhalten, selbst wenn es selbst eine Vertragsrcvision für dringend notwendig hält.

Diese Fragen könnten nun entweder durch Verhandlungen oder durch einen Krieg gelöst werden, und je früher es durch Verhand­lungen geschehe, desto geringer sei die Gefahr eines allgemeinen Krieges. Er hoffe, daß Mussolini diesen Gesichtspunkt dem Völker­bund unterbreiten werde, bevor er in Abes­sinien zum Kriege schreite.

Abschließend sagte Lord Lothian: So lange der Völkerbund nicht auf die Bedürf­nisse aller Staaten Rücksicht nehme und damit ihre Rückkehr nach Genf ermögliche, würde die Ergreifung von Sühnemaßnahmen ledig­lich die Wirkung haben, jeden lokalen Streit in einen allgemeinen Krieg zu verwandeln.

*

Die Pariser Blätter veröffentlichen aus­führliche Berichte über die militärischen Vor­bereitungen Italiens und Abessiniens. Nach den Sonderberichten desParis Soir" und desJntransigeant" verfügt die aüessinische Armee zurzeit über 500 000 Gewehre und 125 Millionen Patronen, ferner über 200 Ma­schinengewehre mit höchstens 10 000 Schuß pro Gewehr.

Thronrede der Königin der Niederlande Den Haag, 17. September.

In der traditionellen feierlichen Weise wurde Dienstag mittag die neue Sitzungs­periode des Parlaments eröffnet. Königin Wilhelm ina begab sich hierzu in Begleitung der Thronfolgerin in der ver­goldeten Staatskarosse in einem festlichen Zug zum Rittersaal. Nach Eröffnung der Sitzung verlas die Königin die Thronrede, deren Inhalt diesmal mit besonders großer Span­nung zur Kenntnis genommen wurde.

Hinsichtlich der Außenpolitik wird be­tont, daß zwar der freundschaftliche Charakter der niederländischen Beziehungen zu den an­deren Mächten unbeeinträchtigt geblieben sei, daß die Regierung jedoch trotzdem die Entwick­lung der internationalen Lage mit größter Aufmerksamkeit verfolge. Die niederländische Regierung hoffe, daß es dem Völkerbund ge­lingen werde, die zwischen mehreren Staaten entstandenen Gegensätze zu überbrücken. Im Hinblick ans die in der internationalen Lage eiugetretcnen Aenderungen sehe sich Holland allerdings genötigt, besondere Vorkeh­rungen inbezugaufseineLan de s- verteidigung zu treffen. Entsprechende Vorlagen würden dem Parlament zugehen. Auf innerpolitischem Gebiet werden die Aen- derung mehrerer Bestimmungen der Berwi- jung und ein Gesetzentwurf zur Verhinderuna

der Miangung politischer Gruppen auf Ge. bieten, die dem Staat Vorbehalten seien, an« gekündigt. Ferner wird eine Revisionder Ausländergesetzgebung, insbeson­dere im Zusammenhang mit dem Problem der politischen Flüchtlinge in Aus- sicht gestellt. Mit Bezug auf die zukünftige Finanz, und Wirtschaftspolitik wird die Er- klärung abgegeben, daß eine Abwertung oder eine Prei s g a bedes Goldstandards nicht als Mittel betrachtet würden, die der Volksgemeinschaft in ihrer Gesamtheit Nutzen bringen könnten. Zur Be- Hebung der Arbeitslosigkeit will die Regierung große öffentlicheArbei- ten durchführen und namentlich die Trocken» legnng des Asel-Meeres fortsetzen. Die Wirt- schaftliche und finanzielle Lage der Kolonien wird als sorgenvoll bezeichnet.

Auch Amerika baut vor

Washington, 18. Sept. In der Presse­konferenz am Mittwoch erklärte Marinemini­ster Swanson, für den Fall eines italieuisch- abessinischen Krieges sei die Flotte vorbereitet, die Kriegsschiffe aus dem Stillen Ozean nach dem Atlantischen Ozean zum Schütze der

Was geht in

amerikanischen Schiffahrt zu verlegen. Bisher sei diese Frage jedoch noch nicht erwogen wor­den. Man würde auch keine Entscheidungen treffen, bevor nicht der Krieg ausgebrochen sei. Der Minister fügte dabei hinzu, er hoffe immer noch, daß es nicht zum Kriege kornmen werde.

*

Pressemeldungen aus Genf zufolge sind dort streng vertrauliche Besprechungen über die Frage der Anwendung von etwaigen Sühnematznahmen gegen Italien geführt worden. Die Anregungen hätten sich aber nur auf wirtschaftliche Sühnematznahmen bezogen.

Dabei soll, wie Reuter berichtet, eine inter­nationale Autorität erklärt haben, Oester - reich habe die Schlüsselstellung. Angenommen, es sei möglich, zu verhindern, daß Italien ans dem Seewege bestimmtes Material erhalte, dann liege die Frage der Belieferung vom Lande her über Frankreich, die Schweiz, Oesterreich und Jugoslawien nahe. Wenn Frankreich und Jugoslawien Sühnemaßnahmen zustimmen würden, die Haltung Oesterreichs aber ungewiß bleibe, dann würde die Schweiz leinen Schritt tun können.

Libyen vor?

London, 18. Sept. DemStar" zu­folge hat sich die Ministerbesprechung am Dienstag in der Hauptsache mit der durch die Entsendung zweier motorisierter italienischer Divisionen nach Lhbicn aufgeworfenen Frage der Sicherheit Aegyptens und des Suezkanals befaßt. Diese Tatsache lasse einen Zusammen­stoß am Suezkanal als möglich erscheinen. Während die britischen Flotten- und Luft­streitkräfte in Aegypten über eine ausreichende Stärke verfügten, sei die militärische Garni­son zahlenmätzig klein, werde aber zurzeit verstärkt.

Aus guter Quelle verlaute, datz, falls Ita­lien zur Vergeltung britischer Sühnematznah- mcn England in Aegypten oder Palästina anzugreifen versuche, die englische Regierung in der Türkei einen bereitwilligen und tat­kräftigen Verbündeten finden werde, der eine erstklassige Armee zu diesem Zweck dem Völ­kerbund zur Verfügung stellen würde. Die Türkei wünsche, datz sich Italien Von den Dodekanes-Inseln entferne, wo die italieni­schen Streitkräfte sowohl die Türkei als auch die Küste Palästinas bedrohten.

144 britische Floiteneilcheiten zwischen Gibraltar und Aden

Die britischen Flottenansammlungen im Mittelmeer und im Roten Meer sind in vol­lem Gange. Insgesamt sind zwischen Gibral­tar lind Aden 144 Schiffseinheiten versam­melt. 23 davon liegen vor Alexandria, 20 längs der Küste von Palästina, 6 im Kanal von Suez, 20 vor Aden. Die übrigen 70 Schiffe liegen vor Gibraltar. Dauernd ! treffen noch weitere Verstärkungen ein. Auf

oen kleinen Inseln vor den Waba Golfs im Noten Meer werden überall Depots für die Versorgung der Schiffe angelegt. Um die Verbindung dorthin aufrechterhalten zu kön­nen, werden die Straßen auf der Sinai- Halbinsel ausgebessert und Wasserstellen an­gelegt. Am Dienstag haben zwei italienische U-Boote, begleitet von britischen Kreuzern, den Suezkanal südwärts durchfahren. In Alexandrien macht sich bereits eine erhebliche Steigerung der Lebensmitrelpreise bemerkbar.

Englands Truppenverschiffungen dauern an

Die englischen Truppenverschiffungen nach Malta und Aegypten dauern an. Am Mittwoch tritt das 7. englische Husarenregi- ment von England aus die Reise nach Aegyp­ten an. Die englischen Abendblätter be­schränken sich aus die Veröffentlichung von Lichtbildern, die Szenen beim Abschied aus den Verladebahnhöfen zeigen.

In Gibraltar sind gestern die briti­schen SchlachtschiffeHood" undRenown", einer das zweite Kreuzergeschwader und echs Fahrzeuge der 6. Zerstörerflotille ein- getrofsen. Vier Zerstörer sind bereits am Vortage in Gibraltar eingetroffen.

Die Blätter veröffentlichen ferner einen Bericht, wonach 12 Italien. U-Boote auf dem Wege nach Südenunter dem wach­samen Auge patrouillierender britischer Zer­störer" den Suezkanal passiert haben. Wie Daily Telegraph" aus Malta meldet, kehren z. Zt. Hunderte von englischen Frauen und Kinder, bei denen es sich zum größten Teil um Angehörige der auf der Insel lebenden eng­lischen Truppen handelt, nach England zurück.

«Val Sbee AdeWieu?

Dir Vorschlüße vom Sünferausschoß endgültig angenommen

Genf, 18. September.

Die Vorschläge zur Regelung des italienisch- abessinischen Streites sind vom Fünferausschuß Mittwoch vormittag endgültig an­genommen worden. Nachdem sie bereits Dienstag abend der italienischen Abordnung durch Laval und der abessinischen Abordnung durch Eden offiziös zur Kenntnis gebracht worden sind, wurden sie den beiden Abordnun­gen Mittwoch nachmittag durch Madariaga als Vorsitzendem des Fünferausschusses amtlich unterbreitet. Die Antworten der italienischen und der abessinischen Negierung werden für die nächsten Tage erwartet. Daraufhin soll der

Rat zu einer neuen Prüfung der Lage zu- sammentrelen.

Ueber den Inhalt der Vorschläge verlauten hier gewisse Einzelheiten, die jedoch angesichts der strengen Geheimhaltung des Planes mit Vorbehalt aufzunehmen sind. Der Plan soll von dem Grundsatz einer finanziellen, wirt­schaftlichen und verwaltungsmäßigen Hilfe­leistung für Abessinien ausgehcn. Diese Hilfe soll unter der Aufsicht des Völkerbundes zum Zweck der Modernisierung des abessinischen Staatswesens gewährt werden. Die Spitze die­ser Organisation, die auf eine internationale Regierung hinauslaufen würde, soll der v o m Bölkerbundsrat zu ernennende

Veffaggung der öffentlichen Gr-SnLe

Eine Bekanntmachung des Reichs- und preußischen Ministers des Innern

Berlin, 18. Sept. Durch das Reichsflaggen- gesetz vom 15. 9. 1935 ist die Hakenkreuzflagge zur alleinigen Reichs- und Nationalflagge er­hoben worden. Unter Aufhebung aller ent- gogenstehenden Bestimmungen über das Be­flaggen öffentlicher Gebäude hat der Reichs­und preußische Minister des Innern daher aufgrund des Artikels 4 des Reichsflaggen­gesetzes mit sofortiger Wirkung folgendes an­geordnet:

1. Sämtliche öffentlichen Gebäude des Reiches, der Länder und der Körperschaften des öffentlichen Rechts flaggen künftig mit der Hakenkrvuzflagge.

2. Die Flagge schwarz-weiß-rot und die Flaggen der Länder und der Provinzialver­bände sind künftig nicht mehr zu zeigen.

3. Den Gemeinden 4m Sinne der Ge- meindeordnuug ist es gestattet, neben der an erster Stelle zu hissenden Hakenkreuzflagge bei festlichen Anlässen auch die Gemeinde­flagge zu zeigen.

Oberste Berater bilden. Ihm und den ihm untergebenen Beamten soll eine inter­nationale Polizeitruppe zur Ver- fügung stehen, jedoch soll vorgesehen sein, daß weder der Oberste Berater noch seine beiden Stellvertreter einer der drei angrenzenden Mächte angehören, also weder Franzosen, Eng- länder oder Italiener sein dürfen. Der gleiche Grundsatz soll für die Zusammensetzung der internationalen Polizei gelten. Während so eine politische und militärische Kontrolle über Abessinien ausgeschlossen wäre, sollen im Rah­men dieses Kollektivmandates die wirtschaft­lichen Bedürfnisse Italiens weitgehend berück­sichtigt werden. Auch wird von einem gebiet- lichen Ausgleich im Süden und im Osten Abessiniens gesprochen, wobei daran gedacht lein soll, Abessinien gegen die Abtretung der Provinzen Ogaden und Danakil einen Ge­bietsstreifen entlang der englisch-französischen Somaligrenze mit Zeila und Dschibuti zuzu- teilen. Diese territorialen Fragen sollen jecoch bis zur Annahme des Planes als Erörterungs- grundlage offen bleiben.

Entscheidung des ital. Ministerrakes auf Sonnabend vertagt

Der italienische Ministerrat hat sich ent- gegen der ursprünglichen Erwartung nicht von neuem in grundsätzlicher Weise mit dem italie- nisch-abessinischen Konflikt befaßt. Der nächste Ministerrat wird am kommenden Sonnabend zu einer neuen Sitzung und voraussichtlich zur Stellungnahme zu den Genfer Vcrhandlungs- ergebnissen zusammentreten.

Der wichtigste Beschluß des heutigen Mini­sterrats betrifft die Auflegung einer inneren Anleihe, deren Ertrag, wie es in dem amt­lichen Bericht heißt, für die Verteidigung der italienischen Kolonien bereitgestellt wird. Die Anleihe wird zum Zinssatz von 5 v. H. und zum Kurs von 95 ausgegeben. Der Termin für die Auflegung und den Schluß der Zeich- iinngsliste wird noch bekanntgegeben.

Außerdem hat der Ministerrat zum Aus­gleich der zu erwartenden Unterbilanz im lau­fenden Rechnungsjahr die Erhöhung der Um- sabsteuer """"

Erhöhung des Tarifes der Eisenbahn- und Lastkraftwagentransporte genehmigt.

Abessinien prüf! die Vorschläge des Fnnferausschusses

Die abessinische Regierung unterzieht gegen­wärtig die Vorschläge des Fünferausschusses einer eingehenden Prüfung, Es verlautet, man sei der Auffassung, daß diese Vorschläge den letzten Vorschlägen Abessiniens fast gleich­kämen und daher annehmbar erschienen.

In der britischen Gesandtschaft werden um­fassende Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Einige Gebäude wurden mit getarnten Verteidigungs- Mitteln versehen. Eine im Ausland verbreitete Meldung, wonach die Kaiserin die Hauptstadt verlassen haben soll, hat sich als unzutreffend herausgestellt. In Addis Abeba laufen ständig Nachrichten ein, nach denen an der Grenze von Eritrea große italienische Trnpprnbewc- auugen beobachtet we'-t""-