93. Jahrgang Nr. 204
Monrag, den 2. September 1938
Der EnztAer
Der tziibrcr und ReiKSkamler vat Im Namcn des Reichs den Negiermiasl-aiimeistek Klein- mann beim Bezirksbauamt Ludwlasbura »um
^Der'se« NÄ^smtnister der Justiz bat tm Namen des Reichs den.Bezirksnotar Schlecht in Nenen- stadt seinem Ansuchen gcmah an das Bezirksnotariat Weingarten versetzt und den Obersekretar Stale in Urach zum Bezirksnotar in Maienicls, den Oüer- sekrctiir N li a n e r von Stuttgart, HIlssnotnr in Psedelbach zum Vezirksnotar in Ebingen, den ^ber- lckretät Dtem er In Heilbronn zum Bczirksnotar >n Neuenstadt und den Obersekretdr Kualer in
Stuttgart zum Bezirksnotar bei dem Grün Stuttgart ernannt, . ^ ... ,
Km Bereich der Reichsbabndirektion Slnttgart
lind Neichsbabnrat Hiller, Borstand des Ma.
fchittenamtd Heilbtonn. nach Tübingen als Borstand des Niaschinenamts, die ssieichsbabnlnsoektvren Sonntag in Gövvingen sBabnbost nach Neul- 'iiigsn Sbt. «BabnbosI und Maurer in Sindel- kingen nach Böblingen «Babnlw i, ! eichsbaknober- s-kretär L u tz in Nenllingen Hbs. «BöbnboN nach Honau als Borsteber des Babnboss und .NeiÄs- babnsekretär Reinhardt in VaiSmgen Milder» „ach Stuttgart Hbs sGevKckabfcrtianna, versetzt, der Lokomotivführer N » d o l s, Borsteber des Bahn- betrievswer'S Miiblackek. und der ,te»nls»e Ne ck,?- babnassistcnl N o g g in Stuttgart lNelchsbabndirek. tion» ,u technischen Neichsbabninsvektorcn ernannt worden.
Der Herr Kandesbischoi bat am 27. August 1035 die Stadtpsarrei Stuttgart - M I! n st e r, Tck, Bad Cannstatt, dem Stadtvsarrverwcser Otto Lobst in Stutlgart-MIinster Übertragen. . ^ .
Der Herr Landcsbischos bat den l. Stadtvsarrer Fischer an der Stiftskirche in Stuttgart, Pfarrer Kraft in Wankheim. Dek. Tübingen, Pknrrer Fernand in Warmvronn. Dek. Leonberg, ihrem Ansuchen gemüst in den Ruhestand verletzt.
Der Herr Lündcsbischol hat die Stadtvsarret E b- l i n a e n ° S u l» « r i e s, Dek. Eßlingen, dem Pfar. rer »ras in Ovvenweiler, Dek. Backnang, über- tragen.
Bon dem Bischof von Roitenburg ist die katb. Stadtvfarrstelle Tailfingen dem Kaplan r i m m in ..
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Ebingen, die Psarrstcllen Bronnen- Ssarrer Ball,' ' ' "
dem Pfarrer Balte in Stcinbach. Dal kingen dem Stadtvsarrer Edelmann >n Bietiabeim und die Kaplaneisteste St, Augustin in Stuttgart -cm Vikar Wilhelm Kees in Eßlingen verliehen worden.
Bon dem Bischof von Roitenburg ist dem kalb. Pfarrer Eagart tn Langenargen der Eintritt in den Ruhestand au» Ansuchen verwtlligt worden,
Bon dem Bischos von Roitenburg ist die kalb, Psarrstelle Wellendingen dem Psarrverwcker Eugen N e u tn Ennetach verliehen worden,
Ter Herr R'.chsstatthalter bat tm Namen deS s-'Ä den O ersekretär Die hm beim Oberaml Nottwcil aut ein Ansuchen in den Ruhestand versetzt.
Der Herr NeichSstaltballcr hat tm Namen des Reichs die Rcallebrer Gokenbach an der Neal- tchule In P ullingen, Hermann an der Mädchcn- realschule in Hcidcnbetm, 8! o t h e l s c r an der Mädchenr alichule tn Biberach, Schink an der Fangelsl.ich-Ncalschulc in Stuttgart. Stettner an dem Nealanninastum und der Oberrcalschule in Kir rbcim n T. l> l S b ö s e r, Albert an dem Gnmn Rum tn Ulm, UtVböser Wtlt elm an dem Nealeomnastum und der Obericalschuie in Heil- bron, ie zu Oberreallehrern de> Betoldungs- arueve k> an derselben Schule und die Neallcbrerin Sapper an dem Königin-Katbarina-Stisl in Stuttgart zur Oberreallehreri» der Bekoldunas- e.ruvve k an dieser Schule ernannt
Der Herr Ncichsstatthalter bat im Namen oes Reichs den Studicnrat Psleidcrer am evangelischen Lehrerseminar in Eßlingen in den Ruhestand versetzt.
Der Herr RcchSstattbaltcr bat im Namen des Reichs zu Oberlehrern der Gr, 7b an cvana. Volks- ichulen befördert die Oberlehrer A I b r e ch t tn Hvn- Lardt, OA. Crailsheim, Benignus in EnSlinaen OA. Hast, B r u k e r in Schivaikhcii» OA. Waiblingen, Linde! in Bodelsbanscn OA. Roitenburg. von Olnlsausen in Ncckarsulm, Ö st e r t a g In Bondorf OA. Herrcnber», „ „ .
die Hguvtlehrer Feeb in Eßlingen. G r li n t n - aer in Endinaen OA. Balingen. H c n » in Hetl- bronn, K « inatb in Murrt,ardt OA. Backnang. Pfau in Hetlbronn-Bvckinae», R e n » in Faurndau OA. Göppingen, Schmid in Ulm a. D„ Spatz in Göppingen, Bolck in Loffenau und Vollmert» Nlm-Söflinaen, , , . .
Der Herr Neichsstattbalter bat im Namen des Reichs auf je eine Hauvtlebrstelle ernannt
»1 an evanael. Volksschulen m Alvirsbach OA. Oberndorf . cn „Lebrer HannS Setzer in Möhringen AOA. Stuttgart. Baiers- bronn-Mitteltal OA. Sreudenstadt den Lebrer Ml- Helm MöürIe in Baiersbronn OA. Sreudenstadt. Biberach OA. Heilbronn den Lebrer Otto S az e,n-
kovfin Bre'ttach OA. Neckarsulm. Großvillars OA. Maulbronn den Amtsverwetcr Albert M a i er daselbst, Ludwigsbura die Lehrerin Camilla Schleicher daselbst, Markbronn OA. Blaubeuren chen Leb- rer Wilhelm Nebele In Bittenseld OA. Waiblin- en, Ncuneck OA. Sreudenstadt den Lebrer Willi lestle in Aalen. Neustadt OA. Waiblingen Len ebrcr Karl Schepttin Reutlingen:
d» an katbol. Volksschulen in Altbicrlingen OA. Ebingen den Lebrer Sranz schrode in Ebingen. Alvirsbach OA. Oberndorf den Lehrer Otto Bösch in Jsno OA. Wangen. B»b- menktrch OA. Geislingen den Lehrer Bernhard D ü - s e r in Wenncdach OA. Biberach an der Riß, Burs-
aen
§r Joseph ÄI l'e "in'Dünnlnacn OA. RottwcU. Heuchlinaen OA. Aalenden Lebrer Alfred Wel- lanö in Altbelm OA. Horb. Kö singen OA. Neresbcim den Amtsvcrivescr Konrad Pflüger dasctb», Laukcrbach OA. Oberndorf den Lebrer Mil- beim Wenzel daselbst, Orsenbaufen OA. Lauv- bclm den Lebrer Franz Geis in Fachsenfeld OA. Aalen. Nentlingendorf OA. Niedlinaen den Lehrer Karl Gütz in Niedlinaen, Sulaen OA. Oberndorf den Lehrer Franz WeingKrtner in Huttlmgen OA. Aalen, ttntertalbeim OA. Nagold denLebrer Alfred R e b m an n ln Aulenoorf O?l. Äaldsee. Nrsendors OA. Sanlgan den Lebrer Sebastian B t- b e r in Bodnegg OA. Ravensburg, Wcsterbeim OA. Geislingen den Lebrer Ottmar Biber in Schwab. Gmünd, Zcpfenban OA. Nvttweil den Lebrer Friedrich Kunz tn Deisltnaen OA. Nottweil.
Der Herr Neichsstattbalter hat im Namen s-ichö auf ibr O ' ' ' ----- -
Reichs auf ibr Ansuchen tu den Nuhestan- versetzt:
a» an evang. BolkSschmen: ^
Mittelfchuloberlebrer Fehrlein Stuttgart, Oberlehrer Niesch tn Pfullingen, Kreis Reutlingen. Oberlehrerin Marie Hguvterin Ulm:
Kl an katb. Volksschulen:
Oberlehrer Kanzler i» AlLstctten, Kreis Lcut- kirch, Hauvtlehrerln Genovefa Herter tn Deißlingen, Kreis Nottweil.
Der Herr Neichsstattbalter bat im Namen des Reichs den KaUographen Hü u b I e r beim Statistischen Landesamt «uni Oberkartogravhen ernannt.
DienstcrleLinuuaen
Die Bewerber um je eine Lehrstelle an vcr cvana. Volksschule in folgenden Gemeinden haben sich bis zum 21. Sevtember bei der Ministerialabteiluna für die Volksschulen z» melden: Gingen a. F. Kreis Geislingen: Grab Kr. Backnang, Dienstwohnung, Gelegenheit zur Uebernahme deS Organistendienstes: Holzgerlingen Kreis Böblingen. Dienstwohnung: Ludwtgsbnrg-EaloShetm, Bela- bigung zur Erteilung deS Turnunterrichts erwünscht: Stubersheim Kreis Geislingen, Dienstwohnung. Gelegenheit zur Uebernahme deS Organlsteu dienstes; Stuttgart, drei Lehrstellen an *
der
Mittelschule; ü l m, Befahiaung zur Erteilung des Werkunterrichts erwünscht.
ÄusMuettembergW
In einem unbewachten Augenblick stürzte das It/sjährige Kind Ewald des Erdarbeiters August Joos inNudersberg. OA. Welzheim. aus dem Fenster auf einen vor dem Haus lagernden Holzhaufen. Es muß beinahe als ein Wunder bezeichnet werden, daß, das Kind trotz der Sturzhöhe von über 4 Metern außer einigen Schürfungen und Prallungen keine schwereren Verletzungen erlitten hat.
Freuvenstadk, 30. August. (SeIvslmör - derischer Sturz.) Am Donnerstag früh h«at sich der 41jährige Sonnenwirt Johannes Lenk von Grüntal in selbstmörderischer Absicht in seiner Scheune von der 9 M e t e r hohen Bühne gestürzt. Unter dem Scheunenloch liegend wurde er von seinem 78jährigen Äater tot aufgefunden. Er hinterläßt eine Frau und drei Kinder. Lenk war ein leicht erregbarer Mensch. Seine Erregbarkeit wird auf eine Kriegsver- letzung zurückgeführt. Lenk hat denn auch schon verschiedentlich die- Absicht geäußert, daß er „das GraS unter dem Scheunenloch wegschafsen" und sich dann von der Bühne herabstürren wolle.
Besigheim, 30. August. („K omme nicht mehr. Albert".) Ein hiesiger Arbeiter, der seit 2 Jahren verheiratet und hier wohnhaft ist, ist seit 27. August abgängig. Er hatte kurz zuvor in seiner Arbeitsstätte seinen Zahltag von etwa 30 Mark erhalten und außerdem den Verdienst eines Arbeitskollege». der an diesem Tag abivesend war, etwa 36 Mark, mitbekommen, um es diesem aus- zuhändigen. Anstatt dies zu tun, nahm er daheim das Fahrrad seiner Frau an sich und verschwand. Als die Frau heimkam. fand sic auf dem Tisch einen Zettel vor mit folgender Aufschrift: „Komme nicht mehr, Albert." Fahndungsmaßnahmen sind eingeleitet.
Winnenden, 29. Aug. Die Sommerpause im politischen Kampf benützte die Kreisleitung, um die Politischen Leiter des Bezirks zu eindr Drenstfahrt aufzurufen. Mehr als 250 Politische Leiter fuhren aus Lastwagen über den Schurwald, die Alb, die oberschwäbische Hochebene in das schöne Alpenvorland: das Reiseziel war Wangen.
Dort wurden frohe und werivoue Dlunven verbracht. Auf dem Heimweg wurde die Zeppelinwerft besichtigt. Dr. Ecke ner er- schien Persönlich..
Vom Allgäu, 30. August. (Ein Stuttgarter in den Bergen vermißt.) Der Schneider Nikolaus Horst aus Stuttgart, der seinen Urlaub in Oberstdorf verbrachte, wird seit längerer Zeit vermißt. Bei einer gemeinsamen Wanderung vor etwa 3 Wochen, die er mit seinem Freund Egner aus Stuttgart zur Kemptener Hütte machte, ging Horst seinem Begleiter voraus. Dieser hoffte, ihn in der Kemptener Hütte anzutref- sen. Dies war jedoch nicht der Fall. Seitdem fehlt jede Spur von Nikolaus Horst. Ob der Vermißte abgestürzt ist — an dem Tag herrschte starker Nebel — oder ob ihm sonst etwas zugestoßen ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Inzwischen wird die Nachforschung nach dem Vermißten fortgesetzt.
EilMgMer GroMgtag mit der ReWllijiwafse
Stuttgart, 30. August. Im Nahmen des diesjährigen Ca nn st att er Volksfestes bringt die Ortsgruppe Stuttgart des Deutschen Lustsportverbandes am Sonntag, den 29. September, auf dem Cannstatter Wasen einen großen Flug tag zur Durchführung. Dieser slugsportlichen Veranstaltung kommt besondere Bedeutung zu, weil sie in Verbindung mit der Neichslustwaffe durch- geführt wird, die damit zum ersten Male in Stuttgart zusammen mit den Sportfliegern des Deutschen Lustsportvcrbandes vor die Oesfentlichkeit tritt. Wenn nähere Einzelheiten über das Programm augenblicklich auch noch nickt angeführt werden können, so darf doch jetzt schon gesagt werden, daß die Darbietungen alle bisherigen derartigen Veranstaltungen weit übertreffen werden.
Ml Verletzte bel einer Explosion
Tuttlingen, 30. August. In der Metallwarenfabrik von Oskar Z e eb hat sich am Donnerstag eine Explosion ereianet.
die noch gut abgelaufen ist. Ein Mann, der an der Schmiede gearbeitet hatte, blickte, um etwas zu suchen, in das erst in den letzten Tagen frisch ausgehobene Senkloch. In die, sein Augenblick erfolgte eine furchtbare Ex» plosion der im Schacht befindlichen Gase. Die Fensterscheiben wurden zertrümmert und die Rahmen aus ihrer Fassung gedrückt. Der Mann wurde einige Meter beiseite geschleudert, ebenso zwei Männer, die sich gerade auf der Treppe befanden. Mit schweren Brandwunden im Gesicht mutzten sie sofort ins Krankenhaus übergeführt werden. Die Verletzungen sind nicht lebensgefährlich. Die Ursache ist noch nicht restlos geklart.
Neuschnee im Allgüu
Oberstdorf, 3V. August.
Während es im Tal 24 Stunden ununterbrochen geregnet hat, ist in den Allgäuer Bergen bis auf 1600 Meter herab Neuschnee gefallen. Vom Rubihorn bis zum Söllereck zeigen sich die Bergspltzen schneebedeckt. Die Temperaturen sind auch im Tal stark zurück- gegangen und reichen bis nahe an den Nullpunkt heran.
rauben als sichere Wetterpropheten
Schon seit alten Zeiten stehen die Tauben im Rufe, verläßliche Wetterpropheten zu sein. Wenn sie auf den Dächern mit den Schnäbeln nach O st e n gerichtet sitzen, dann bedeutet dies den Eintritt von regnerischem Wetter, das spätestens am nächsten Tage zu erwarten ist. Gleichfalls deutet es auf schlechtes Wetter, wenn die Tauben sich nicht weit von ihrer Behausung entfernen, in der Nähe auf Zäune» oder auf Tachgiebeln sitzen oder ungewöhnlich früh in den Schlag zurückkehren. Fliegen sie jedoch weiter aus und kommen erst spät heim, so kann dies als ganz sicheres Zeichen für ein fortdauerndes gutes und beständiges Wetter angesehen werden.
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<24. Fortsetzung.)
„Da mag es lei», Plötz Wenn meine Frau geahnt hätte, was ich für Angst ausgestanden habe, sie wäre vergangen."
„Und ich erst! Ich war aus alles Mögliche gefaßt!"
Sie waren am Wagen. „Keine Vorwürfe, Herr Jägermeister, und fragen wollen Sie auch nicht, wenn ich bitten dürste: es könnte ihr bloß Aufregung schaffen. Dort kommt eins mit der Laterne aus dem Hause, da will ich gleich zum Leibarzt gehen und der Stallwache den Wggen ubergeben. Sie kommen schon allein zurecht."
Therese hatte sich aufgerichtet und wartete voll Unruhe aus die Eltern. Wie würden sie erschrecken! „Vater." sagte sie weinend ,/eid nicht bösel Wenn ich nicht so viel Angst vor dem Russen gehabt hätte, war' ich nicht iortgelaufen."
„Weil du nur da bist, mein Mädel, mag sein, was will "
Der Bursche gab dem Jägermeister die Laterne. „Wenn der Herr Jägermeister vorangehen wollen und die Türen vffenhchjen. Ich trag' die Tochter allein."
Im großen Wohnzimmer neben der Hausflur brannten alle Kerzen und die Frau Jägermeister empfing mit zitternden Knien den Transport. Außer Christel Uetz niemand seinen Schreck über Thereses Aussehen merken
Kaum, daß die Mutter sie mit Christels Hilfe gesäubert und ausgezogen hatte, war auch Plötz mit dem Leibarzt da Platz hatte dem alten Herrn unterwegs erzählt, wie er Therese gefunden hatte.
„Da müssen wir gleich Klarheit haben. Der Russe steckt hier dahinter, da könnt ihr sicher sein."
„Na. Resede. du mußt natürlich immer etwas ganz Extraes haben. Bitte keine Tränen! Die kann eure Christel einstweilen heulen, die hat mehr Uebung." Dabei besah er sich die Wunde und den Fuß. ^
„Die vache ist gar nicht so schlimm: der Fuß brachen und den schönen Schmiß flicken wir Bruder werden dich beneiden."
Während er seine Vorbereitungen traf, fragte er alles Wesentliche aus Therese heraus.
Wer der Bote war. der sie warnte wollte sie nicht sagen.
„Quält sie nicht." jagte Plötz, „wir wissen genug." Der Vater redete zu: „Therese, wir machen keinen unguten Gebrauch davon Dankbar müssen wir sein, ohne dies« Warnung wärest du dem Russen nicht entgangen."
„Reichenaus Franz."
„Ich denke, das bleibt unter uns, meine Herren, es wäre doch für Reichenau sehr fatal."
„Na ja," knurrte der Doktor, „dem Alten gönnte ich ja einen herzhaften Wischer für seinen hochnäsigen Sprossen, aber die arme Frau hat es dann noch schwerer."
„Dann mache ich morgen einige Meldungen wegen dem Landstreicher. Damit gut Cs gibt schon Gelegenheit, einmal höheren Orts inoffiziell etwas zu sagen. Bloß keinen Lärm schlagen, nicht wahr. Mutter?"
„Nun einmal keine Erzählerei weiter. Jetzt zeige, daß du sin tapferes Mädel bist. Therese," sagte der Doktor energisch
Plötz hatte im Nu große Eile, fortzukammen; er ging auf Therese zu und drückte ihr die Hand Therese hielt ihn fest, drückte keine Hand an ihr Gesicht: „Lieber guter alter Plötz "
„Eine Liebeserklärung vor versammelter Gemeinde, so gut werde ich nicht wegkommen." sagte der Doktor.
Der Alt« hatte feuchte Augen. „Empfehle mich. Herrschaften. Am liebsten machte ich mich mit Lord aus die Suche nach dem Strolch. Herr Gott, wenn der mir in» Garn lieft"
Der Jägermeister ging mit Plötz h.naus. froh, daß er der weiteren Behandlung seiner Tochter nicht beiwohnen brauchte. „Plötz." sagte er am Tor. „wir stehen in Eurer Schuld."
„Das wäre gefehlt. Lord hat sie gefunden, und heimfahren konnte sie jeder."
Sie trennten sich mit festem Händedruck, und der Jägermeister bat ihm in stillen seine Rede ab, Plötz sei bloß zur Dekoration d«
12 .
^ Plötz. der Diplomat?
So spröde der Alte auch den Dank abwehrke. zufrieden war er doch, daß er Therese hatte heimbringen können. Da war es in Ruhe abgegangen. Wenn er sich ausmalte, daß
ein anderer sie gefunden hätte, totgefragt hätte man das arme Ding. Na, überhaupt, das viele Gerede in der Welt! Er warf einen Blick nach dem Schloß. Ganz oben brannte Licht. Da hielt sicher Lore die letzte Wache bei ihrer Dame.
Die Krumbholz, das war auch so eine gewesen, di« mit wenig Worten mehr sagte als andere in einer langen Rede. Nach dem denkwürdigen Abend hatte er sie einmal im Park gesehen, da war sie auf ihn zugekommen, hatte ihm die feine Hand gegeben und nur gesagt: „Plötz!" Was das alles hieß — Dank, Anerkennung und Bitte. Und er hatte gesagt: „Gnädiges Fräulein." An ihrem Händedruck hatte er gemerkt. daß sie ihn verstand und auf ihn rechnen würde, wenn sie einen Menschen brauchte. Plötz seufzte; wenn Theres« wüßte, und dabei hätte sie selbst weg sein können, wie ein Licht.
Cr war am Zwinger angekommen, wo er in einem Seitengebäude seine Wohnung hatte. Lauschend blieb er stehen. Aufschläge kamen näher. Sicher kam ein Kurier. Er wollte warten, er kannte ja die Leute alle. Was Gutes hakt« es nicht zu bedeuten, wenn nachts Meldungen kamen. In den letzten Jahren war es ruhiger geworden, aber um 1813 und 181S herum, das war eine Zeit. Wenn er jünger gewesen wäre, sicher hätte er mit den Preußen gekämpft.
Der Reiter war näher gekommen. Merkwürdig, er stieg ein Stück vorm Stallhof ab. Die Kuriere stießen doch ans Tor und ritten hinein.
Der Hund schlug an und der Reiter wurde auf den Mann aufmerksam. „Stallwachs!" ries er herrisch, und Plötz merkte zu seinem Erstaunen, daß es der junge Reichenau war.
„Keine Stallwache, Herr Junker!"
„Klopf er einmal!"
Das war der Ton, den Plötz vertrug: wart mein Jüngelchen. bist mir gerade recht schön ins Garn gelaufen!
„Ist eine ungewöhnliche Zeit, Herr Junker. Woher des Weges?" fragte Plötz und bemühte sich krampfhaft, einen gemütlichen Ton anzuschlagen, während er sich breitspurig vors Tor stellte. Der Junker erkannte Plötz: „Kümmerts Euck. ick krage auck nicht, weshalb Ihr hier herum'chleicbt."
„Das kann ich sagen, ich habe eben Jägermeisters Tochter schwer verletzt heimgebracht."
„So," sagte der andere unsicher, „das müßt Ihr dem Arzt melden. Laßt mich herein!" .
(Fortsetzung folgt.) ,