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Rathaus das Telephon eingerichtet werden. Nächsten Montag hält hier Herr Redakteur Singer von Oberndorf einen Vortrag über Kaspar Kratten- macher, einen bedeutenden Genremaler des 19. Jahrhunderts, der von Horb gebürtig ist.
Psulliügen 24. März. O, diese Fremdwörter. In einem Gesuch an die Stadtverwaltung kamen die hiesigen sogenannten „Frohner" um eine „Reduzierung" ihres Lohnes ein. Die bürgerlichen Kollegien, in deren letzter Sitzung das Gesuch zur Beratung stand, beschlossen jedoch eine „Regulierung" der Frohntaglöhner dahin vorzunehmen, daß die Löhne erhöht werden.
Heidenheim 22. März. Dem gestrigen Viehmarkt wurden zugeführt: 2 Ochsen, 8 Stiere, 15 Kühe. 17 Kalbinnen und 23 Stück Jungvieh. Davon wurden im Ganzen 21 Stück verkauft. Preise für 1 Kuh 320—400 für 1 Kalbin 136—170 für 1 Stück Jungvieh 38—120 Der Markt war, wohl wegen der ganz schlechten Witterung, sehr schwach befahren und es wurde, da nur wenig Händler am Platz waren, nicht viel gehandelt und verkauft.
Ellwangen 21. März. Der heutige Pferd'emarkt war schwach befahren mit 73 Fohlen und 236 Pferden, zusammen 308 Stück. Die Fohlen und die von Bauern zugesührten Pferde waren gering, die von den Händlern in den Ställen aufgestellten Tiere waren durchweg gute Gebrauchspferde, für welche es jedoch an Käufern mangelte. Mittlere Ware war am meisten gesucht und entsprechend bezahlt. Der Umsatz der Fohlen war gleichfalls schleppend.
Karlsruhe 21. März. Das Ministerium des Gr. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten, dem die Staatsbahnen unterstellt sind, hat angeordnet, daß die badischen Bahnhofbuchhändler den „Simplizissimus" für die Folge nicht mehr zum Verkauf anbieten dürfen.
Karlsruhe 23. März. In Löffingen im Schwarzwald, bad. Bezirksamt Donaueschingen, find, wie die „Badische Presse" meldet, gestern Nacht 14 Häuser niedergebrannt. 22 Familien sind obdachlos, wovon 18 nicht versichert find. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch nicht aufgeklärt.
Berlin 23. März. Prinz August Wilhelm, der 4. Sohn des Kaiferpaares, der gestern ei»e Studienreise angetreten hat und bisher in Bonn seinen Studien oblag, wird am 1. Oktober die Universität in Straßburg i. E. beziehen.
Berlin 23. März. Große politische Überraschungen sollen für die nächsten Tage bevorstehen. Wie die „Berliner Morgenpost" aus guter Quelle erfährt, hat Fürst Bülow seine Abreise nach Rapallo von heute auf morgen verschoben. Es geschah dies aber nicht aus Gesundheits-Rücksichten, sondern weil die Studt-Krise zur Lösung gebracht werden soll. Der Kultusminister wird schon in den nächsten Tagen gehen. Sein Nachfolger ist bereits in feste Aussicht genommen.
Berlin 23. März. In der Umgebung des Lützow-Platzer ereignete sich gestern ein aufregender Vorfall. Eine mit drei Damen besetzte Automobildroschke sauste direkt in den Kanal. Nur mit Mühe konnten die Fahrgäste und der Chauffeur aus dem nassen Element gerettet werden. Das verunglückte Automobil und die darin befindlichen Pakete und Geldtäschchen konnten nicht geborgen werden.
Berlin 23. März. Unter großem An- dränge des Publikums hat in Swakopmund der Prozeß gegen den Farmer Wiehager stattgefunden, welcher der Ermordung von Eingeborenen und der Bestechung angeklagt war. Der Farmer Paul Wiehager, der aus einer angesehenen und begüterten rheinischen Familie stammt, kam vor 2.Jahren im Alter von 22 Jahren nach der Kolonie. Die Anklage legt ihm die Tötung von 3 Eingeborenen und Bestechung von Angehörigen der Schutztruppe zur Last. Der Angeklagte soll nämlich das Herero-Weib Zarote, das aus der Arbeit entlaufen war. erschossen haben, nachdem er wieder eingefangen war. Ferner soll er ein Herero-Weib und ein Kind, die ebenfalls fort
gelaufen waren, an einen Baum haben binden lassen. Da er die Beiden nicht wieder los machen ließ, soll die Frau gestorben sein, während das Kind, das noch schwache Lebenszeichen von sich gab, durch einen Bastard im Aufträge Wie- hagern erhängt worden sein soll. Der Angeklagte, der bei den Garde-Kürasfieren gedient hat, ist Reserve-Offizier. Er bekennt sich nicht schuldig. Die Angehörigen der Schutztruppe habe er nicht bestechen sondern ihnen nur Geld geben wollen, weil ihnen seinetwegen besondere Mühen verursacht worden seien. Das Urteil des Gerichtshofes lautete auf eine Gesamtstrafe von 3 Jahren Gefängnis. Der Gerichtshof hatte die Tötung der drei Personen als erwiesen angenommen, indessen das Moment der Ueberlegung verneint und angenommen, daß der Angeklagte im Affekt gehandelt habe. Das Gericht beschloß Fortdauer der Untersuchungshaft. Der Angeklagte wie auch der Staatsanwalt legten Berufung gegen das Urteil ein.
Paris 23. März. Dasinternationale Abrüstungs-Komite will am 12. Mai, dem Jahrestage des Zusammentrittes der Haager Friedens-Konferenz eine Kundgebung zu Gunsten der allgemeinen Abrüstung veranstalten Diese Demonstration soll gleichzeitig in den verschiedensten Hauptstädten ganz Europas stattfinden und in einem Umzuge bestehen, an welchem sich die verschiedenen Vereine beteiligen, die sich für die Abrüstung ausgesprochen haben. Eine Abordnung soll dem Oberhaupte oder dem Minister des Aeußern des betreffenden Staates ein Memorandum überreichen, welches für die Abrüstung eintritt. Mit der Abfassung des Schriftstückes ist man augenblicklich beschäftigt.
— Der Wetterwart vom Gotthard- Hospiz, Franz Herger, ist auf dem Weg von Hospental nach dem Hospiz im Schnee stecken geblieben und erfroren. Herger, 43 Jahre alt, aus Altdorf, ging am Mittwoch um 1 Uhr nach Hospental. Von Hospental ging er um 5'/- Uhr wieder weg. Da er zur festgesetzten Zeit nicht zurückgekehrt war, gingen 3 Männer zur Suche ab. welche ihn aber nicht fanden. Am Donnerstag wurden zwei Knechte und ein Fortsoldat mit Hunden abgesandt, die Herger erfroren bei der Lucendrobrücke auf der Landstraße fanden. Herger übernahm als vierter Beobachter den Dienst auf dem Gotthardspiz im Frühjahr 1905. Auch sein Vorgänger Richard Fink schied, im Juli 1904, durch einen Unglücksfall aus dem Leben.
Wien 23. März. In Vaslui fanden furchtbare Excesse statt. Die Aufrührer plünderten und verwüsteten die ganze Ortschaft. Heran- rückender Militär machte von der Waffe Gebrauch. 10 Bauern wurden erschossen und 5 mit Bajonnet- stichen durchbohrt.
London 23. März. Nach einer Meldung aus Lissabon entging der König von Sachsen bei einer Spazierfahrt in der Umgebung der portugiesischen Hauptstadt knapp dem Tode. Der königliche Wagen hatte eben eine Eisenbahn- Kreuzung passiert, als ein Zug heranbrauste. Ein dem königlichen Wagen folgender zweiter Wagen, in dem die Herren Marquis Ponte, Graf Tarouca, sowie zwei Herren der Gefolges saßen, wurde von der Lokomotive erfaßt und zur Seite geschleudert. Der Kutscher und der neben ihm sitzende Diener wurden getötet, Marquis Ponte und Graf Tarouca erlitten Verletzungen.
London 23. März. Die neue englilche Zeitschrift „The Nation", die Campbell Banner- mans viel besprochenen Abrüstungsartikel veröffentlichte, hat ihren Berliner Vertreter zum Fürsten Bülow gesandt und ihn anfragen lassen, was er über Campbell Bannermans Artikel zu sagen hätte. Der Berliner Vertreter der „Nation" berichtet: Fürst Bülow sagte mir, er habe den Artikel in der „Nation" mit großem Interesse gelesen. Mes was darauf abziele, einen dauernden Friedenszustand zu erhalten, werde von ihm immer verfolgt. Deutschland habe der Welt klare Be- weise seiner Friedensliebe gegeben. Ueber die Abrüstungsfrage sich zu äußern, lehnte der Reichskanzler beim gegenwärtigen Stande der Verhandlungen ab. Er erklärte: Gegenwärtig wünsche
ich mich jeder Meinungs-Aeußerung zu enthalten. Der Korrespondent glaubt zu wissen, daß der Reichskanzler zu dieser Frage wahrscheinlich nach Ostern im Reichstage das Wort ergreifen werde.
London 23. März. Der Mörder des Warenhaus-Königs Whiteley, namens Georg Rayner, wurde gestern wegen Mordes zu Tode verurteilt Rayner ist auch vor der Jury bei seiner Behauptung geblieben, daß Whiteley sein Vater sei.
Tanger 24. März. In Marakesch wurde der französische Arzt Mauchamps in seinem eigenen Hause von ungefähr 50 Arabern durch Sreinwürfe und Dolchstiche getötet. Mauchamps, der im Aufträge der französischen Regierung die ärztliche Praxis in Marakesch ausüben wollte, hatte sein Haus durch eine weiße Flagge den Eingeborenen kenntlich machen wollen, diese aber glaubten, daß es sich um die Errichtung eines Konsulates handle und wollten den vermeintlichen Schimpf rächen. Der hiesige deutsche Gesandte hat dem französischen Gesandten wegen der begangenen Gewalttat sein Beileid ausgedrückt, ebenso der Vertreter des Sultans. (Voss. Ztg.) Im Zusammenhangs mit der Ermordung des ör. Mauchamps hat die französische Regierung den Kapitän des Dampfers „Jeanne d'Arc" beauftragt, unverzüglich nach Tanger in See zu gehen.
Vermischtes.
Intimes aus dem chinesischen Kaiserpalast. Ebenso alt, wie der ungeheure Kaiier- palast in Peking, ist wohl das Zeremoniell, das in diesen geweihten Räumen herrscht, die bis zu dem Boxeraufstand wohl wenig profane Blicke geschaut haben. Aber alle, die einmal einen Blick in diese Wunder tun konnten, sind überwältigt von der Fülle erlesenster Kunstwerke, die in Bronzen, Porzellan, Gemäldern, Stickereien und Handarbeiten aller Art hier aufgespeichert liegen und die Zeugen einer großen Kultur sind, die schon ihre reichsten Blüten trieb» als die jetzigen Kulturvölker noch in voller Barbarei lebten. Hier herrscht dem Namen nach der „Sohn des Himmels", der aber in Wirklichkeit ohne Einfluß ist, denn alles gehorcht in dieser Kaiserstadt — so muß man wohl den Palast bezeichnen — dem Winke der klugen Tou-Si, der allmächtigen Kaiserin-Witwe. Hier ist jeder Minute ihre Bestimmung zuerteilt, und der Kais« muß genau die Vorschriften innehalten, zu welcher Zeit er opfern, zu welcher Zeit er essen und wann — er regieren muß. Die Kleider, die er zu den bestimmten Diensten und Verrichtungen anzulegen hat, sind natürlich ebenso genau bestimmt. Und da beinahe zu jedem neuen Dienst auch eine andere Kleidung angelegt wird, an Wochentagen eine andere vorgeschrieben ist, als an Feiertagen, so kann man sich vorstellen, daß der Garderobenschrank des himmlischen Sohnes recht umfangreich sein muß. Er soll über nicht weniger als 1300 verschiedene Trachten verfügen. Auch das Essen, das sein Hof erhält, ist ganz genau detailliert. Allerdings müßte er einen Riesenmagen haben, wenn er das alles aufeffen sollte; denn er bekommt „nur" 35 Pfund Rindfleisch, 50 Pfund Hammelfleisch, 3 Kälber, je 3 Hühner, Gänse, Enten, Butter, 300 Liter Milch, Tee in ungeheuren Massen und zum Schluß noch Reis. Natürlich verschwindet das meiste in den weiten Taschen der Verwalter, Eunuchen, Leibwachen und Diener aller Art, die viele Tausend Mann stark sind. Soll sich doch allein die Zahl der näher oder entfernter mit dem Kaiser ver- wandten Prinzen, die Abkömmlinge der verschiedenen Haremsdamen find, allein auf 5000 belaufen, jedenfalls die stärkste Familie der Welt.
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