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Amis- unk» Rnzeigeblatt für den Se^irk Calw.
82. Jahrgang.
Erscheinungstage: Dienstag» Donnerstag, Sams- rag. Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Dienstag, Sen 26. März 1967.
'LbonnementSpr.in d. Stadt pr. Viertel). Mt. 1 .loincl.Lrägerl. BierteljLhrl. PosrbezugSpreiS ohne Besteüg. f. d. Orts- u. Nachbar» ortSverkehr 1 DU., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10. Bestellgeld 20 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.
Das württembergische Detachement des Telegraph en-Bataillous Rr. 1 in Berlin stellt zum Herbst dieses Jahres zweijährige Freiwillige ein, welche Interesse für den technischen Dienst haben.
Berufstelegraphisten, Mechaniker, Bauge- werkschüler, Tischler mit geläufiger Handschrift werden bevorzugt.
Baldige Mitteilung unter Einsendung eines Meldescheins, einer amtlichen Bescheinigung der Größe und eines selbstgeschriebenen Lebenslaufs an das Telegraphen-Bataillon Nr. 1, Berlin 8. 0. 33, ist erwünscht.
Calw 22. März 1907.
K. Bezirkskommando Calw.
Bekanntmachung
vetr. die Herstellung von Blitzableitern.
Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern vom 31. Januar d. I., Amtsbl. S. 79, wird den Schultheißenämtern nächster Tage je ein Exemplar der von Oberbanrat Findeisen verfaßten „Praktischen Anleitung zur Herstellung einfacher Gebäude- Blitzableiter" übersendet. Das Buch ist zunächst für den Gebrauch der Gemeindebehörden bestimmt, zugleich aber auch den Mitgliedern der Ortsbau- und Feuerschau zur Benützung zugänglich zu machen. Auch empfiehlt es sich einzelne bezüglich des Blitzschutzes der Gebäude besonders interessierte Gemeindeangehörige, insbesondere ländliche Handwerker, welche sich mit der Herstellung von Blitzableitern beschäftigen, auf die Schrift aufmerksam zu machen und ihnen deren Einsichtnahme zu gestatten.
Geeignetenfalls wäre die K. Gebäudebrand- vers.-Anstalt geneigt, die Schrift einzelnen Handwerkern als Antrieb zur Beschäftigung mit der Herstellung von Blitzableitern auf Ansuchen unentgeltlich abzulassen; im übrigen kann die Schrift durch den Buchhandel um 2 ^ 40 bezogen werden.
Calw 23. März 1907.
K. Oberamt.
Amtm. Rippmann.
Während des Sommers sind geöffnet die gewerblichen und kunstgewerblichen Sammlungen an den Wochentagen von 10 bis 12'/- und 2—5 Uhr, an den Sonntagen von 11—3 Uhr,
die Sammlung der Gipsabgüsse an den Wochentagen von 10—12*/- Uhr, an den Sonntagen von 11—3 Uhr,
die Bibliothek mit Lesesaal, Zeichensaal, und Zeitschristenzimmer an den Wochentagen von 10—12 und 2—6 Uhr (Samstags bis 5 Uhr), außerdem Freitags von 8—10 Uhr abends, an den Sonntagen von 11—1 Uhr.
An den höchsten Festtagen (Neujahrsfest, Erscheinungsfest, Palmsonntag, Karfreitag, Oster
fest, Himmelfahrtsfest, Pfingstfest, Weihnachtsfest) sowie am Haupttag des Volksfests bleiben die Sammlungen geschlossen.
Der Eintritt in sämtliche Sammlungen ist jedermann unentgeltlich gestattet.
Die PatentauSlegestelle mit, den deutschen Patentschriften und sonstigen Veröffentlichungen des Reichspatentamts über Patent-, Muster- und Zeichenwesen, ferner die Sammlung ausländischer Patentbeschreibungen usw. und die Sammlungen von Adreßbüchern, Ausstellungskatalogen, Preis- listen und ähnlichem Nachschlagmaterial find während der Kanzleistunden, der Museumsverwaltung (an Wochentagen von 8—12 und 2 bis 6 Uhr) zur Benützung zugänglich (Bureau der Museumsverwaltung, rechts vom Haupteingang).
Ausgeliehen werden nur innerhalb Württembergs Bücher und Vorbilder der Bibliothek sowie (auf kurze Zeit) Patentschriften, ferner auch Gegenstände aus den übrigen Sammlungen, soweit nicht bei einzelnen derselben aus besonderen Gründen abweichende Bestimmung getroffen ist.
Motoren und Maschinen werden auf Wunsch in Betrieb gesetzt.
Größere Gruppen von Besuchern können, sofern ein Beamter frei ist, auf dem Bureau des Musenms einen Führer erhalten.
Stuttgart, 18. März 1907.
Mosthaf.
Tagesuenigkeikeu.
Calw. Wie an dieser Stelle schon hervorgehoben wurde, und auch aus dem Anzeigenteil der heutigen Nummer ersichtlich ist, wird der hiesige Kirchengesangverein unter Mitwirkung verschiedener auswärtiger musikalischer Kräfte am Karfreitag Abend die Matthäuspassion von I. S. Bach zur Aufführung bringen. Es sei gestattet, mit einigen Worten, soweit es der zur Verfügung stehende Raum erlaubt, auf diese bedeutsame Aufführung hinzuweisen. Alljährlich am Karfreitag füllen sich in den großen Städten die Kirchen mit Tausenden von Andächtigen, die fich an der herrlichen Musik der Bach'schen Passionen erbauen wollen, einer Musik, die ihren unverlierbaren künstlerischen, wie religiösen Wert immer wieder und wieder auf den Hörer ausübt. Wir glauben nicht fehl zu gehen in der Annahme, daß da Stadt und Land die günstige Gelegenheit, das Riesen, werk hier hören zu können, eifrigst benützen wird. Auch der minder Musikalische wird, wenn er un- befangen diese Musik auf sich wirken läßt, von ihrer Gewalt und Größe, wie von der Macht religiöser Empfindung hingerissen sein. Die Passion folgt im allgemeinen den Worten des Evangeliums Matthäi. Der Evangelist, eine hohe Tenorstimme, erzählt die Leidensgeschichte unter kurzer Begleitung der Orgel. Von eigenartig ergreifender Wirkung ist die Begleitung der Worte Christi. Alle andern Instrumente schweigen, und nur die leisen Akkorde der Violinen geben den Worten Jesu eine lichte Folie, die man mit einem Heiligenschein verglichen hat. Die eingestreuten Arien und Rezitativs dazu schildern mit außerordentlich wechselnder In- strumentierung die Empfindung der Gläubigen. Die größte Macht mufikalicher Kunst und Größe
aber ist entwickelt in den Chören, sei es nun, daß sie in dramatischer Bewegung die Stimmung der Jünger und den wilden Haß der Juden wiederspiegeln, oder daß sie in den herrlichen Harmoniken der Choräle Ruhepunkte in dem Stimmengewirr bilden. Wenn noch auf einige besondere Schön- heiten des Werks verwiesen werden darf, so wäre hervorzuheben der mächtige 8stimmige Eingangschor mit Doppelorchester, über dem alles verklärend und erklärend der von Knaben gesungene Choral „O Lamm Gottes unschuldig" sich breitet; sodann die Worte Jesu bei Einsetzung des Abendmahls, der großartige Blitz und Donnerchor, die Scene vom Kreuzestod, und die herrliche Arie „Erbarme dich", bei der die Solovioline den Gesang der Altstimme wunderbar umrankt. Wer sich näher mit unserer Passionsmusik vertraut machen will, dem sei der Führer von Prof. Kretzschmar empfohlen. der in mustergültiger Weise in die Einzelheiten einführt. Selbstverständlich hat der Zuhörer einen um so größeren Genuß, je mehr er Kenntnis dazu mitbringt. Der Musikführer ist bei der Aufführung und schon vorher hier zu haben. Möge alles, die Begeisterung der Aus- führenden, wie die Andacht und Stimmung der Zuhörer, dazu beitragen, die Aufführung zu einer weihevollen, edlen Karfreitagsfeier zu gestalten. U.
(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.) Am 22. März ist von der Evangelischen Oberschulbehörde eine Volksschulstelle in Reutlingen dem Schullehrer Nagel in Agenbach übertragen worden.
Sindelfingen 23. März. Gestern Abend ereignete fich in der Sägerei von Betz und Angerbauer ein schwerer Unglücksfall dadurch, daß der 25 Jahre alte Glaser Mmer, der hier mit seiner Mutter, einer Witwe, sein Geschäft treibt, beim Holzzurichten seine beiden Hände so un- glücklich in die Säge brachte, daß die eine ganz und die andere zum größten Teil oberhalb des Knöchels abgeschnitten wurde. Der unglückliche junge Mann wollte fich nächsten Monat verheiraten und wird allgemein mit seiner Mutter sehr bedauert.
Stuttgart 23. März. Heute nachmittag 2 Uhr hat fich in der Marktstraße vor dem Reihlen'schen Laden ein junger Mann von 19 Jahren namens Karl Saley einen Rtvolver- schuß in den Kopf beigebracht. Ein Schutzmann entwand ihm den Revolver und hinderte ihn so an weiterem Schießen. Der Selbstmörder brach dann bewußttos zusammen und wurde ins Katharinenhospital überführt. Der Vorfall verursachte einen großen Auflauf.
Cannstatt 23. März. Gestern abend 7 Uhr blieb der Eisenbahnschaffner Burger beim Ankuppeln eines Wagens an einer Umschaltstange hängen. Der bedauernswerte wurde von einem anfahrenden Zuge erfaßt, überfahren und dabei so schwer verletzt, daß er auf dem Transport in« Krankenhaus starb.
Horb 24. März. Seitens der bürgerlichen Kollegien ist beschlossen worden, die Beiträge zur Kranken- und Invaliditäts-Versicherung für sämtliche Angestellte der Stadt auf die Stadtkaffe zu übernehmen. Ferner soll ein weiterer Polizeidiener angestellt und auf dem
In dieser Woche erscheinen -er Feiertage wegen nnr «ech 2 Blätter (Mittwochabend «nd Sanrrta-»orinittag).