Calmer Kolüenblait.

Donnerstag

Beilage zu Nr. 4«.

21. März 1907.

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Var Kschnmädchen von der vretagne.

Von B. W. Howard.

1. Kapitel.

Spät an einem Herbstnachmittag hielt die kleine rot und gelbe Post­kutsche vor dem Hotel ä«8 Voznxeurs in dem bretagnischen Dorfe Plan- venec. Von der Eisenbahnstation bis in diese entlegene Gegend, wo noch inmitten reicher, landschaftlicher Schönheit, Aberglauben und Unwissenheit herrschen, dehnten sich endlose weiße Wege zwischen sechs Fuß hohen gram- tenen Dämmen. Diese, tossös genannt, sind mit Erdreich bedeckt, mit Moos und üppigem Schlingkraut bewachsen und von knorrigen Eichen­stämmen gekrönt, die mit ihren gekappten Aesten ganz wesentlich zum dor­tigen Landschaftsbild gehören.

Während der vierstündigen Fahrt hatte der schwerfällige Kasten seine Jnsaßen erbarmungslos durchgeschüttelt. Mr. Everett Hamor, der zwischen Schachteln, Reisetaschen und den Musterkoffern verschiedener Handlungs­reisender eingekeilt saß, mit deren Ellbogen er häufig in unliebsame Be­rührung gekommen war, zweifelte stark an der Möglichkeit, sich jemals wieder aus der fürchterlichen Enge zu befreien. Um so angenehmer war er überrascht, beim Aussteigen noch alle seine Glieder beisammen zu finden. Behaglich streckte er seine langen Beine und schaute sich wohlgefällig um.

Die Dorfältesten saßen an kleinen Tischen vor dem Lass äss Vo^nAknrs und labten sich mit Absinth, Wermuth und politischen Gesprächen. In Plouvenec gab es zwei Cafes von Bedeutung. Besonders hervorragende Persönlichkeiten pflegten das eine nur zu verlassen, um quer über den Platz nach dem andern zu wandern. In beiden Cafes gab es alltäglich eine Ebbe- und Flutzeit, je nachdem sich der Hauptstrom der Besucher dem einen oder dem andern zuwandte. Als Hamor anlangte, war bei den VoMFenrs soeben die Flut eingetreten.

Da kommt wieder ein Pariser Maler," war die stillschweigende Annahme der ehrenwerten Stammgäste von Plouvenec, als der junge Mann, nach kurzer Musterung seiner nächsten Umgebung, mit raschem Schritt auf die unter der Tür stehende Wirtin zuging. Madame war entschieden eine Frau nach seinem Geschmack, das erkannte er sofort und die Zeit bestätigte seinen ersten Eindruck; auch Madame hörte niemals auf, den jungen Mann mit demselben beifälligen Lächeln zu betrachten, mit dem sie ihn, heute bei ihrem ersten, die Zimmerfrage betreffenden Gespräch, begrüßte.

Madame glich eigentlich einer stolzen Römerin mit bretagnischer Kopfbedeckung. Fünf Fuß acht Zoll hoch, von kräftigem Körperbau, eine angenehme Erscheinung und stark genug allzu lärmende Kunden zur Tür hinauszuwerfen ohne sich sonderlich anzustrengen, gehörte sie entschieden zu den wenigen Glücklichen, die das Schicksal ihrer Lebenssphäre richtig angepaßt hat.

Noch niemals hatte sie jemand zornig gesehen, ihre ganze Persönlich­keit war viel zu achtunggebietend, als daß man hätte wagen dürfen, ihren Unwillen zu erregen. Ruhe und Kraft drückten sich in jeder ihrer Be­wegungen aus. Madame war eine Macht, der sich zu wieversetzen Wahn, sinn gewesen wäre. Es gab auch einen Hausherrn, einen starken voll­blütigen Mann, den man jedoch nur wenig sah und von dem man nicht recht wußte, was für eine Rolle er in Madame's Haushalt spielte. Auch sieben Kinder waren vorhanden, schienen aber die Aufmerksamkeit ihrer Mama nicht eben sonderlich in Anspruch zu nehmen, auf eine oder die «n. ere Art ward für ihre leiblichen Bedürffnifle gesorgt, im übrigen kannte Madame die Angst und die Schwächen gewöhnlicher Erdenmüttrr nur vom Hörensagen.

Madame und Hamor fanden augenscheinlich Wohlgefallen an einander. Sie sah in ihm den hübschen, liebenswürdigen Burschen, der ihr nur wenig Mühe machen und voraussichtlich seine Rechnungen pünktlich bezahlen werde. Ihm erschien sie als eine tüchtige, wirtschaftliche Frau, die für seine per- sönlichen Bedürfnisse sorgen und ihn nie mit Weinen und Klagen belästigen würde, wie ländliche Wirtinnen zu tun pflegen, denen die Arbeit über den Kopf wächst. Solche Ansprüche an sein Mitgefühl waren Hamor ganz besonders widerwärtig, ob weil er zu viel oder zu wenig von letzterem besaß, darüber hatte er noch nie nachgedacht

Auf sein Befragen erfuhr er aus Madame« klaren verständigen Antworten, daß seine Freunde in der Nähe des Dorfes bei der Arbeit seien, so inachte er sich denn, durch einen Imbiß gestärkt, auf den Weg, um sie aufzusuchen.

Vor ihm lag ein offener Platz, auf dem außer ein paar Eichen, die dicht beim Wirtshaus standen, keinerlei Vegetation zu erblicken war. Die kahle Sandfläche, die den hochtönenden Namen in klues National« führte, schien der Gemeindeanger von Plouvenec zu sein, auf dem die Märkte, die Gavotten, Kampfspiele und andere Volksbelustigungen abgehalten wurden, die Menagerien und Wachsfigurenkabinette sich sehen ließen. Jenseits dieses Platzes sah man einen glänzenden Wafferstreifen, aus welchem sich das alte Festungswerk erhob mit seinen zackigen Granitmauern, Türmen und breiten Wällen. Ueber den Zinnen ragten Baumwipfel hervor und ein Kirchturm inmitten steiler Dächer.