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^ 45 Amts-
und Änzeigeblatt für den Bezirk Calw. 82 . Jahrgang
Erscheinungstags: Dienstag, Donnerstag, 8ams- tag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Psg. pro Zeile für Stadt and Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Dienstag, Sen IS. März 1SS7.
ÄüonnemenrSpr.ind. Stadt pr. Viertels. Mk.r.iotncl.rrLgerl. Vierteljährl. PoftöezugSpceiL ohne Vestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortSverkehr 1 Mk.,f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 36Dfg.
Amtliche Bekauntmachunge«.
Landwirtschaftliche Bernfsgenossenfchaft für den Württ. Schwar?waldkreis.
Gemäß Art. 25 Abs. 2 des Gesetzes vom 4. März 1888, Reg.-Bl. S. 89, wird hiemit bekannt gemacht, daß der Beitrag für das Jahr 1906 auf 3 Mi. 45 Pfg. für 100 Mk. Steuerkapital festgesetzt worden ist.
Reutlingen, 16. März 1907.
Der Vorsitzende des Vorstands: Oberregierungsrat Stamer.
Tagesnenigkette«.
Calw 17. März. Heute fand im „Schwanen" die Vorständeversammlung des Bezirkskriegerverbands unter dem Vorsitz des Bezirksobmanns, Stadtschultheiß Conz, statt. Die Verhandlungen wurden mit einem Hoch auf Seine Majestät den König als den Protektor des Bundes eröffnet, welcher in dem abgelaufenen Geschäftsjahr 1906 durch sein lebhaftes Interesse an der nach ihm benannten V ete ra n e n s a mm l ung „König-Wilhelm-Trost" erneut bewiesen hat, wie sehr ihm die Sorge für feine alten Soldaten am Herzen liegt. Diese Sammlung hat nach dem Bericht des Bezirksobmanns im Bezirk Calw ergeben: 3698 20 -H. Hievon sind aus der
Stadt Calw geflossen: 1237^ 57 -H; aus dem Bezirk: 2460 ^ 63 Von der Amtskörpsr- schaft und den politischen Gemeinden wurden bei- gesteuert 1539 die militärischen Vereine selbst haben aufgebracht 320 45 an Kirchenopfern find gefallen 175 94 ; von Privaten
wurden ersammelt 1654 20 Bankzinsen
8 ^ 61 -H. Im ganzen Land hat die Sammlung ergeben: 270 722 ^ Nach der von Seiner Majestät genehmigten Stiftungsurkunde sollen hievon unter Zugrundlegung eines Verteilungszeit- raums von 20 Jahren und in Anrechnung der Zinserträgnisse durchschnittlich jährlich 18000 ^ zur Unterstützung bedürftiger Veteranen und ihrer Hinterbliebenen (auch Nicht-Bundesmitglieder) in Gaben von nicht unter 25 ^ verwendet werden.
Die Zinsen der dann noch vorhandenen 10000 sind für die dann noch vorhandenen Bedürfnisse zu verausgaben und erst, wenn 5 Jahre lang Unterstützungen nicht mehr zu verabreichen waren, soll dieses Restkapltal der Witwen- und Waisenkasse des Württ. Kciegsrbundes zufallen. Allen edlen Spendern und allen, die sich um die Sammlung bemüht haben, sei auch an dieser Stelle der herzliche Dank der Veteranen ausgedrückt. — Einen weitern Raum nahmen in den Verhandlungen die Angelegenheiten derBezirkssterbekasse ein. Der Vermögensstand der jetzt 1299 Mitglieder zählenden Kaffs ermöglichte unter Beibehaltung des Jahresbeitrags von 1 50 H eine
Erhöhung des Sterbegelds von 75 auf 80 —
Aus den Unterstützungskassen des Bundes wurden im Jahr 1906 an 28 Bezirksangehörige Unterstützungen in Höhe von 558 ^ verwilligt. — Der Bezirkskriegertag findet am 23. Juni d. I. in Verbindung mit dem 25jähr. Jubiläum des Militärvereins Calw in Calw statt. Den Rest der Tagesordnung bildeten Fragen der inneren Bezirks- und Vereinsverwaltung, an deren Verhandlung noch ein kurzes kameradschaftliches Zusammensein sich anfchloß. Die Versammelten, welche an den Verhandlungen mit lebhaftem Interesse teilnahmen, kehrten mit dem erneuten Bewußtsein in die Heimat zurück, daß der Bezirks- kriegerverband mit seinen rund 1700 Mitgliedern neben der Pflege vaterländischer Gesinnung die Betätigung allezeit hilfsbereiter Kameradschaft als seine schönste Aufgabe kennt.
* Calw 17. März. Den Ständen ist ein Nachtrag zum Finanzgesetz für 1905—1907 zugegangen, in welchem behufs Beschaffung weiterer Diensträume für die Oberämter, die insbesondere durch die Einrichtung der Bezirksrats erforderlich geworden ist, für das Etatsjahrs 1906 824 000 ^ gefordert werden. Für Calw ist eine Forderung mit 16 000 ^ eingestellt, die zu einem Aufbau auf das Ob er amt verwendet wird. Für den neuen Bezirksrat ist zu dessen Beratungen ein Sitzungssaal, ein Beratungszimmer und ein Warteraum erforderlich.
8.1. Calw 18. März. Nach viermonat- sicher Paust machte der hies. Schwarzwaldverein gestern wieder einen Ausflug, der von Teilnehmern besser begünstigt war als vom Wetter. Fast 50 Personen hatten sich in bestmöglicher Regenausrüstung im Georgenäum eingefundsn und wandelten mühesam aber doch frohgemut auf den fast überall noch schneebedeckten Wegen über Rötenbach, Oberreichenbach nach Hirsau. Dort wurde sodann durch eine innere Befeuchtung das Gleichgewicht wieder hergestellt und wohlbefriedigt wanderte beim unverhofften Mondenschein die kühne Schar wieder nach Calw zurück.
Calw. Die heutige Nummer enthält die amtliche Aufforderung zur Anmeldung der Schuldzinse, Renten und Lasten für die diesjährige Festsetzung der Einkommensteuer. Die Beachtung dieser Aufforderung ist für die Steuerpflichtigen, welche keine Steuererklärung abgeben, von besonderer Wichtigkeit, da amtliche Erhebungen über nicht angemeldete abzugsfähige Beträge zu unterlassen sind und derjenige Steuerpflichtige, welcher die Anmeldung in der Zeit vom 1. bis 8. April unterläßt, des Vorteils, welchen ein Abzug der Schuldzinse für den Steueransatz zur Folge hat, verlustig geht und auf nachträgliche Berücksichtigung unangemeldeter Abzüge keinen Anspruch hat. Kleine Beträge können schon die Einreihung in eine niederere Steuerstufe bewirken. Die vielfach verbreitete Meinung, es werden für die in dem Grundbuch eingetragenen Hypotheken die Schuldzinse von amtswegen ermittelt, ist unrichtig. Irgend welche Nachteile können den Steuerpflichtigen durch die Anmeldung der Schuldzinse nicht entstehen, da alle mit der Einkommensteuer beschäftigten Personen zur strengsten Wahrung des Dienstgeheimnisses verpflichtet sind.
(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j Die erledigte Stelle eines Straßenmeisters bei der Straßenbauinspektion Calw wurde dem Straßenmeister Höschle in Heidenheim auf dessen Ansuchen übertragen.
Von der Evangel. Oberschulbehörde wurde
Der Katechismus der Jamikie Musgrave.
(Abenteuer -es Sherlock Holmes.)
Von Conan Doyle.
(Schluß.)
Aber wie sollte ich mir nun den Fortgang des nächtlichen Trauer, spiels denken? Natürlich konnte nur einer in das Loch , hinuntersteigen und das war Brunton. Das Mädchen mußte oben gewartet haben. Brunton schloß den Koffer auf, reichte den Inhalt vermutlich seiner Helfershelferin und was geschah dann? —
War das glimmende Feuer der Rachsucht plötzlich in der leidenschaftlichen Walliserin entflammt, als sie den Mann in ihrer Gewalt sah, der sie betrogen und ihr vielleicht ein größeres Unrecht angetan hatte, als wir ahnten? — War das Scheit aus Zufall abgerutscht, so daß die Steinplatte sich über Bruntons schauerlichem Grabe schloß? Hatte Rahel nur durch ihr Schweigen seinen Tod verschuldet? Oder hatte sie durch einen plötzlichen Stoß mit eigener Hand die Stütze fortgeschleudert, so daß die Platte von selbst zufiel? Wie es sich auch zugetragen — mir war, als sehe ich die Gestalt in wilder Hast die Treppe hinauf entfliehen, während ihre Hände den geraubten Schatz umklammert hielten. In den Ohren gellte ihr fort und fort das dumpfe Angstgeschrei, das ihr treuloser Geliebter ihr nach- schtckte; sie hörte ihn wie wahnsinnig mit aller Kraft gegen die Steinplatte hämmern, die ihn abschloß von Luft und Leben.
Deshalb ihr totenbleiches Gesicht, ihre zerrütteten Nerven, ihr hyste
risches Gelächter am nächsten Morgen. — Aber was war in dem Kasten gewesen? Was hatte sie damit getan? — Es konnte nichts anderes sein, als das alte Metall und die Kiesel, die mein Klient aus dem Weiher aufgefischt hatte. Sie mußte den Leinwandsack bei der ersten Gelegenheit hineingeworfen haben, um die letzte Spur ihres Verbrechens zu tilgen.
Wohl zwanzig Mnuten lang hatte ich regungslos dageseffen. My«- grave stand noch immer mit bleicher Miene vor mir, schwang die Laterne hin und her und starrte in das Loch hinunter.
„Das find Münzen aus Karls I. Zeit," sagte er, mir einige der Metallstücke hinhaltend, die im Koffer zurückgeblieben waren. „Sie sehen, daß wir die Entstehungszeit des Katechismus ganz richtig angegeben haben."
„Vielleicht findet sich hier noch etwas anderes, das Karl I. angehört," rief ich, als mir die Bedeutung der beiden Fragen des Katechismus plötzlich aufdämmerte. „Lassen Sie mich den Inhalt des Sacker sehen, den Sie aus dem See herausgeholt haben."
Wir begaben uns in sein Studierzimmer und dort zeigte er mir die einzelnen Stücke. Daß er dem Funde keine Wichtigkeit beigelegt hatte, begriff ich wohl, als ich einen Blick darauf warf; das Metall war fast schwarz und die Steine matt und glanzlos. Ich rieb jedoch einen derselben auf meinem Äermel und er strahlte wie ein Feuerfunke in meiner halb geschloffenen Hand. Das Metall hatte die Form eines doppelten Ringes, war aber ganz krumm und verbogen, so daß sich nicht mehr erkennen ließ, was es ursprünglich gewesen sein mochte.
„Wir dürfen nicht vergessen," sagte ich, „daß die Partei der Königs-