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behörden den Auftrag, für die Erhaltung der Hecken tunlichst Sorge zu tragen. (Vergl. Art. 34 Ziff. 5 des württ. Polizeistrafgesetzes.)
Zugleich werden die Herren Ortsschulinspektoren und Lehrer ersucht, vorstehende Vorschriften unter entsprechender Verwarnung den Kindern in den Schulen einzuprägen und zu erläutern.
Calw, 15. März 1907.
K. Oberamt.
Amtmann Ripp mann.
Tagesuerüflkeiten.
* Calw 15. März. Im letzten Jahr haben sich verschiedene unserer Obstsorten gegen die Blattfallkrankheit nicht widerstandsfähig genug gezeigt Es dürste sich daher empfehlen nur solche Sorten zu pflanzen, die von dieser Krankheit verschont geblieben sind Ebenso dürfte ein Um- psropfen geeigneter Bäume mit widerstandsfähigen Sorten angezeigt sein. Als solche Sorten kommen hauptsächlich in Betracht: Baumanns Reinette, Schöner von Boskoop, Hagedornapfel, Cellini und bei Birnbäumen Herzogin Olga, Pastorenbirne, Gellerts und Diels Butterbirne. Von vielen Seiten wird sodann das Bespritzen der Bäume mit Kupferzuckerkalkbrühe und zwar vor der Vegetation mit einer dreiprozentigen und nach der Blütezeit und Heuernte mit einer je einprozentigen Lösung empfohlen. Die Anschaffung der Spritzen besorgen gewöhnlich die Gemeinden. Eine Belehrung und Vorführung des Bespritzen- durch den Oberamtsbaumwart und die Gemeindebaumwärter würde auf fruchtbaren Boden fallen. Auf diese Weise könnte unter Mithilfe der Gemeinden bei gemeinsamem Vorgehen der Baum- befitzer der Obstbau in unserer Gegend wesentlich gefördert werden.
X Calw 16. März. Voraussichtlich wird im Laufe der nächsten Woche hier Herr Landtagsabgeordneter Hiller von Stuttgart, Sekretär des Bundes für Gewerbe und Handel, über Rabattvereine sprechen. Dem Verlangen des Publikums nach Gewährung von Rabatt sollte seitens der Kaufleute und Gewerbetreibenden ent- sprachen werden, sonst wenden sich die Kunden der ansässigen Geschäfte den Warenhäusern, den Detailreisenden und den Konsumvereinen zu. Es ist daher auch hier die Gründung eines Rabatt- Sparvereins von Seiten des Gewerbevereins ins Auge gefaßt worden. Wir richten daher an die hiesigen Geschäftsleute (Kaufleute und Handwerker) das dringende Ersuchen, diesem Vortrage anzuwohnen, oenn es liegt im Interesse jedes Einzelnen, um nicht auf die Seite gedrängt zu werden, mit den Bewegungen der Zeit gleichen Schritt zu halten. Der Gewerbeverein wird den Vortrag zeitig bekannt machen.
Stuttgart 15. März Vorgestern mittag 12 Uhr wurde der Malermeister Braun von Biberach, der aushilfsweise wegen des Maleraus- standes hier arbeitet, im oberen Teil des Herdwegs von ausständigen Malergehilfen angegriffen und so mißhandelt, daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. Auf die Ermittelung der Täter wurde ein Preis ausgesetzt.
Stuttgart 15. März. In einer Fabrik in Cannstatt hat sich gestern früh ein Mechaniker beim Transport eines Petroleumfaffes die Kleider beschmutzt, diese mit Benzin gereinigt und sich zum schnellen Trocknen an einen geheizten Gasmotor gestellt. Plötzlich fingen die Kleider Feuer und brannten lichterloh. Obgleich ein Nebenarbeiter dem Unglücklichen sofort eine Decke umwarf und das Feuer erstickte, hat er doch im Gesicht und an den Händen heftige Brandwunden erlitten. Nach Anlegung eines Notverbandes durch die Feuerwehr wurde der Verunglückte ins Bezirk»- krankenhaus verbracht.
Stuttgart 15. März. Gestern nachmittag brachte ein 13 Monate altes Kind in der Traubenstraße einen Bohnenkern in den Schlund und ist an demselben erstickt.
Stuttgart 15. März. Die Ladenfleischpreise find mit Wirkung vom 15. März an von der Kommission für die Feststellung der Fleischpreise folgendermaßen festgesetzt worden: Ochsenfleisch 82 --Z, Rindfleisch I. Qual. 75 -H, II. Qual. 70 Kalbfleisch I. Qual. 90 H, II. Qual. 85 --Z,
Schweinefleisch 70 -H, Hammelfleisch 70 Schaffleisch 60 Ein Preisabschlag tritt demnach beim Schweinefleisch um 5 -g ein.
Rottenburg (Neckar.) Wie allgemein verlautet, hat die letzijährige Gewerbeausstellung mit einem, wenn auch nicht zu bedeutenden, Defizit abgeschlossen, lieber die Höhe dieses Defizits, über welches offiziell noch nichts bekannt gegeben ist, verlautet nur soviel, daß die Uebernahme der Kosten für die gärtnerischen Anlagen und für das allgemein bewunderte Weingärtnerstandbild auf die Stadtkasse eine volle Deckung ermöglichen würde
Ulm 15. März. (Kriegsgericht der 2 7 Division.) Wegen Mißbrauchs der Dienstgewalt und vorschriftswidriger Behandlung Untergebener hatten sich heute die Sergeanten Erhardt und Beify der 6. Komp, des Jnfant.-Regts. 127 zu verantworten. Sergeant Erhardt hatte am 12 Februar einem Musketier aufgetragen, Wasser zu holen. Der Sergeant lag, els er diesen Befehl gab, aus dem Bette. Der Musketier soll deshalb bei der Entgegennahme des Befehls ge- lächelt haben. Erhardt befahl ihm nun, hinter einem Schrank einen Stock zu holen, Kehrt und Rumpfbeuge zu machen. Letzteren Befehl auszuführen, weigerte sich der Musketier, weil er merkte, was geschehen sollte. Der Sergeant wiederholte nun seinen Befehl und in diesem Augenblick trat der zweite Angeklagte ins Zimmer. Dieser faßte den Musketier, legte ihn übers Knie und Erhardt gab dem Soldaten einen Hieb übers Gesäß Beify befahl nun dem Musketier, den Kopf ins Wasser zu stecken, was aber ebenfalls nicht ausgeführt wurde. Beify packte den Mann deshalb an der Litewka und schüttelte ihn. D'es alles wollen die beiden Sergeanten nur zum Scherz getan haben und auch ein Unteroffizier und ein Vizefeldwebel, die im Zimmer dem Vorfall angewohnt hatten, bezeugten, daß sie die Sache so aufgefaßt hätten. Das Kriegsgericht hielt aber die Aussagen dieser beiden Zeugen für so unglaubwürdig, daß es sie nicht vereidigte. Die beiden Sergeanten wurden je zu 4 Wochen Mittelarrest verurteilt.
— Ein Brief des französischen Majors Driant über die Verbreitung seines Buch» „Einem neuen Sedan entgegen!" in Deutschland (Verlag Gerhard Stalling in Oldenberg i. Gr.), die binnen wenigen Wochen 40,000Exemplare erreichte, geht von neuem auf die Mißstände in der französischen Armee ein, denen jener Alarmruf sein Entstehen verdankt. Der Brief ist an den Verleger ge- richtet. Wir entnehmen ihm: „Als ich meine Zeitungsberichte über das deutsche Kaisermanöver in Broschürenform unter dem Titel „Einem neuen Sedan entgegen" — vsrs un nouveau 8öäan — veröffentlichte und sie durch einen Vergleich mit der französischen Armee ergänzte, verfolgte ich damit keinen andern Zweck als den, als guter Franzose einen Alarmruf in die Welt zu senden. Er sollte den Versuchen unserer Sozialisten ent- gegenwirken, welche diese Armee durch Untergrabung der Disziplin zerstören wollen, sowie den Bestrebungen unserer heutigen (französischen) Lehrer, die das patriotische Gefühl aus der Seele der Kinder reißen wollen. Sie haben den Wunsch gehabt, die Broschüre kurz vor den deutschen Reichstagswahlen zu übersetzen und Sie haben mir nicht verborgen, als Sie mich um die Erlaubnis dazu ersuchten, daß Ihre Absicht dabei war, den Kampf gegen die Sozialdemokratie wirksam zu unterstützen. Ich konnte Ihnen nur beistimmen in Ihrem Wunsch, dem Kaiser einen guten Dienst zu erweisen, weil ich nämlich an Ihrer Stelle genau so gehandelt hätte. Und in der Tat ist der Fall eingetreten, daß das Buch in Deutschland, wo das Nationalgefühl durch den Einfluß des Wahlkampfs in hohem Grade erregt war, eine sehr viel größere Verbreitung gefunden hat als in Frankreich, wo alle Welt in einer geradezu unbegreiflichen Lethargie zu schlummern scheint. Ich bedaure es deshalb jedoch nicht, diesen Alarmruf erhoben zu haben. Die Zukunft wird zeigen, ob es notwendig gewesen ist, aber ich wiederhole an dieser Stelle nochmals: ich habe das Bewußtsein, meine Pflicht durch die Vergleichung der beiderseitigen Armeen erfüllt zu haben, so peinlich mir auch die Fest
stellung ihrer Ueberlegenheit gewesen ist, wie hart auch diese Wahrheiten den Glauben mancher Franzosen erschüttert haben. Freilich, wenn unsere Soldaten morgen an die Vogesengrenze abrücken würden, so wäre ich ein Verbrecher, wenn ich ihre moralische Kraft durch diese Feststellungen schwächen würde. Aber weil jetzt noch Zeit ist, gegen diese Politik Front zu machen, die uns an das Schlepptau Englands fesselt, und weil ich Vertrauen in die schließlich« Einsicht meiner Landsleute setze, die sich gegenwärtig durch den englischen Agenten Clemenceau täuschen lassen, so sage ich die Dinge so, wie ich sie sehe.... Was die Militärvereine anbetrifft, deretwegen Sie mir schrieben, so kann ich nicht umhin, aufs höchste die Stärke der Fürstentreue zu bewundern, die sie beseelt, und ihre treue Ergebenheit, die den kaiserlichen Thron mit unvergleichlichem Glanz umgibt. Ich wünsche mir für mein Vaterland eine Macht, die dieser ähnlich wäre. Ich wünsche für unsere Armee die Rückkehr zu poli- tischer Neutralität und zur Förderung der Disziplin. Ich wünsche endlich für Frankreich einen Führer, der sich wie Ihr Kaiser in gleicher Weise die Verbesserung sozialer Mißstände angelegen sein läßt, welche die sozialistischen Umtriebe aussichtslos machen, wie auch die Größe des Vaterlandes durch Aufrechterhaltung der Ordnung, durch die Achtung vor den religiösen Ueber- zeugungen und die Pflege der historischen Uebsr- lieferungen." (Schw. Merkur.)
Zell a. See 15. März. Der Bergingenieur Ritsch, der Obersteiger Günther und der Träger Steiner wurden im Hollersbachtal von einer Lawine überrascht. Der erstere rettete sich, die beiden letzteren wurden verschüttet. Eine Bergung der Leichen ist unmöglich.
Toulon 15. März. Um Mitternacht hatte man insgesamt 114 Leichen von der „Jena" geborgen, sodaß noch 4 fehlen. Nur 60 konnten bisher rekognosziert werden. Gestern Abend ließ der Marineminister die Familien der Maschinisten und Heizer zu sich kommen, um ihnen Trost zuzusprechen und ausgiebige Unterstützung zuzusichern. Heute trifft der Abgeordnete Michel ein. Berichterstatter für das Marine-Budget. Zu der morgigen Beisetzung der Offiziere werden zahlreiche Deputationen, insbesondere aus Hafenstädten wie Marseille rc. erwartet.
Toulon 15. März. Auf dem Panzer „Jena" ist, wie man jetzt erfährt in den letzten Jahren zweimal Feuer zum Ausbruch gekommen. Die Verluste, welche die französische Marine in den letzten Jahren durch Schiffbruch und Explosion erlitten hat, werden abgesehen von dem Untergange verschiedener Unterseeboote auf 100 Millionen geschätzt.
Brest 15. März. Gestern abend ereignete sich ein Zwischenfall, der beinahe eine neue Katastrophe für die französische Marine nach sich gezogen hätte. Während der Schießversuche der Torpedoboote gegen einen Küstenpanzer wurde der letztere von einer Torpille getroffen und schwer beschädigt. Es gelang jedoch glücklicherweise das Leck zu stopfen und das Schiff in den Hafen zurück zu bringen, wo es ins Dock geht.
Petersburg 15. März. In der letzten Nacht ist die Decke des Sitzungssaales der Reichsduma im Taurischen Palais eingestürzt. Als Ursache des Einsturzes wird nach einer Version eine Explosion, nach der andern Baufälligkeit des Saales angenommen. Die heutige Sitzung der Duma fällt aus.
Letzte Nachrichten.
Saarbrücken 16. März. Auf der Grube Rasselen erfolgte gestern Abend zwischen 10 und 11 Uhr eine Schlagwetterexplosion. Von 80 Bergleuten, die eingefahren waren, wurden 65 tot, 12 schwerverletzt zu Tage gefördert, 3 sind noch in der Grube.
Völklingen 16. März. Heute früh 6'/« Uhr stürzte auf der Mathildengrube Ger ad der Förderkorb infolge Seilbruchs in die Tiefe. Von 30 Bergleuten sind 22 tot, die übrigen verletzt.
(Eingesandt.)
Der Metzger-Jnnung sei kurz erwidert, daß derjenige im Unrecht ist, der schimpft. Durch
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