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möglich bestand die Hauprarbeit des Vereins in der Vollendung der Schillerweganlagen und der Her­stellung des Charlottenwegs. Der Mitgliederzuwachs war immer noch ein sehr erfreulicher. Fürs Jahr 1906 sind 380 Mitglieder zu verrechnen, gegenüber 340 -im Jahre 1905 und 279 im Jahre 1904. Damit werden wir aber unfern Höhepunkt wohl für immer erreicht haben. Denn durch das Ent­stehen einiger weiterer Nachbarvereine jetzt haben wir im 10 stm-Umkreis auher uns noch 6 Bezirks­vereine und deren zum Teil fleißige Arbeit ist unser Gebiet derart eingeengt worden, daß wir nur noch Dank unserer verschiedenfachen Darbietungen neue Freunde gewinnen konnten. Nunmehr sind aber in Calw und Hirsau alle Schwarzwaldfreunde und die willigen Benützer unserer Anlagen dem 8.V. beigetreten. Künftig wird cs sich darum in der Hauptsache bloß noch umPassanten" handeln, die für unsere Sache gewonnen werden können. Nach dem ebenfalls günstigen Kassenbericht des Rechners, Hrn. Kaufmann Georg ii, folgte die Wahl des Vor­standes, wobei sämtliche, in demselben noch tätigen Mitglieder wiedergewählt wurden. Als Ersatz für den schon im Laufe des Sommers wegen Zeitmangel ausgetretenen Herrn Stadtschultheiß Conz und den infolge Wegzugs ausgeschiedenen Herrn Kommerzien­rat Zöppritz wurden die Herren Stadtpfleger Dreher und Postsekretär Laible gewählt. Trotz vorgerückter Stunde lauschten die Anwesenden noch gerne dem Vortrag des Herrn Schullehrer Mäckle, der in überaus anziehender Weise von einer Reise ins schöne Graubündner Land berichtete und dannt großen Beifall erntete.

Stuttgart 3. März. Die Landesver­sammlung der Volksparrei fand heute im Fest­saal der Liederhalle bei reger Beteiligung statt. Neben den bekannten Führern der Partei, bemerkte man in der Versammlung Or. Naumann, sowie den Vertreter der Karlsruher Demokraten Prof. Hummel. Zum 1. Vorsitzenden wurde Landtagsabg. Käß, zum 2. Vorsitzenden Landtagsabg. Staudenmeyer gewählt. Bei der Erstattung des Parteiberichts wies der Landesvorsitzende Or. Elsas auf das Zustande­kommen der Verfassungsreform und die verflossenen Wahlkämpfe hin, verteidigte das Stichwahlabkommen mit der Sozialdemokratie, die Haltung der Partei bei der Proporzwahl und drückte seine Genugtuung über die Wiederwahl Payer's zum Kammerpräsidenten aus. Nach Verlesung des Frankfurter Mindest­programms schloß Or. ElsaS mit der Erklärung, daß wenn das jetzige demokratische Programm sich als zu eng begrenzt erweisen sollte, es auch noch einen Schritt vorwärts gebracht werden könnte. Der Vorsitzende der jungen Volkspartei Kercher kon­statierte die Uebereinstimmung der alten und jungen artet in allen politischen Fragen. Landtagsabg. iesching anerkannte die Tätigkeit des Ministeriums Pischek, forderte die fachmännische Bezirksschulaufsicht, mehr Sachlichkeit bei Besprechung politischer Fragen, Beseitigung des Parteigezänks und Schonung der religiösen Gefühle der katholischen Mtbürger. Der Leitstern der Politik der Volkspartei sei stets das Wohl und Glück des gesamten Vaterlandes. An Stelle PayerS sprach K. Haußmann über die politische Lage im Reiche. Die hervorstechendsten Punkte seien die Isolierung des Zentrums und die Dezimierung der Sozialdemokratie. Am interessan­testen sei der bürgerliche und nach oben freiere Ton Bülow's, der aber etwas Positives geben müsse in der Richtung des Fortschritts, wenn seine Politik sich nicht als Schaumschlägerei darstellen solle. Der energische Liberalismus würde jeder Befähigung bar sein, wenn er die Gegner nicht auch materiell ins Unrecht setzen würde. Der Redner kam dann noch auf die Einigung des Liberalismus zu sprechen. Den Gegnern gegenüber müsse man die Taktik ein- schlagen, daß man die Lehren des Wahlkampfes für sich selber reden lasse. Man müsse die Isolierung des Zentrums und ihre erzieherische Wirkung ruhig abwarten und auch den Prozeß nicht unterbrechen, den die Sozialdemokratie durchzumachen hat. Die Regierung müssen wir in dem Glauben stärken, daß das freie deutsche iBürgertum ein unentbehrlicher Mitarbeiter in jeder politischen Weiterentwicklung wäre. (Lebhafter Beifall.) Weiterhin sprach dann noch der Reichstagsabg. l)r. Naumann, der sich speziell mit der Einigung der Liberalen befaßte und betonte, daß die Gegner mit den Waffen aus dem Zeughaus des Liberalismus arbeiten und daß dessen Ideen überall an der Spitze marschieren, was sich in den Wehlen darin gezeigt habe, daß Dernburg und der Kaiser sich in Reden an die Massen ge­wendet haben. Demokratie und Liberalismus könnten viel mehr sein, wenn sie mehr arbeiten würden. Bülow sage, seid umschlungen Millionen, soweit ihr nicht Zentrumswähler oder Sozialdemokraten seid. Der Liberalismus dürfe aber den Gegensatz zu den Konservativen nicht vergessen. Er müsse sich erhalten aus denselben Kräften, aus denen er entstanden ist. (Stürmischer Beifall.) An die Ver­sammlung schloß sich ein gemeinsames Mttagessen.

Dornstetten 5. März. Die zuerst nach Rexingen eingeschleppte Maul- und Klauen, seuche ist in letzter Woche durch Händler auch in unsere Gegend gekommen, je in einem Fall ist dieselbe in den benachbarten Ortschaften Aach, Hallwangen und Herzogsweiler aufgetreten. Aus diesem Anlaß besuchte eine Kommission aus Stutt­gart, mit Oberregierungsrat Beißwänger vom K. Medizinalkollegium die Seuchengegend. Zur energischen Bekämpfung wurden von den Ober­ämtern Freudenstadt und Nagold gemeinsame Maßregeln erlassen, nach welchen aus den um­liegenden, noch nicht verseuchten Ortschaften keine Wiederkäuer oder Schweine ohne ausdrückliche Genehmigung des Oberamtes entfernt werden dürfen, überhaupt wird der gesamte Viehstand unter polizeiliche Beobachtung gestellt und das Durchtreiben von fremdem Vieh durch das Be­obachtungsgebiet verboten. Leider ist trotzdem die Maul- und Klauenseuche heute nun auch hier ausgebrochen.

Rottweil 5. März. Hier ist der Krankenstand gegenwärtig ein hoher. Mit Rücksicht hierauf richten die hiesige Aerzte an die Einwohnerschaft das dringende Ersuchen, Be- stellungen von ärztlichen Besuchen bis spätestens morgens 9 Uhr anzumelden, weil die Reihenfolge der Krankenbesuche für den ganzen Tag schon morgens festgesetzt werden müssen. Zugleich geben die hiesigen Aerzte bekannt, daß sie an Sonn- und Feiertagen nachmittags keine Sprech­stunden mehr abhalten.

Berlin 5. März. (Reichstag.) Die Ge­neraldebatte über den Reichshaushalts-Etat wird fortgesetzt. Abg. Paas che (nat.) führt aus, von dem was Herr v. Hertling gesagt habe, könne er manches unterschreiben, aber was er darüber gesagt habe, daß die Nationalliberalen z. Zt aus Macht­hunger in die Regierung gedrängt worden, sei nicht wahr. Sie haben ihre Machtstellung, die sie übrigens nicht aus eigener Kraft besaßen, nur infolge der Konstellation der anderen Parteien stets ausgenutzt, um bei wichtigen Vorlagen ihre Be­dingungen zu stellen. Redner erörtert weiter die Art, wie das Zentrum immer wieder mit dem Ver­langen nach Aufhebung des Jesuitengesetzes gekommen sei und die Aufgabe eines Teiles dieses Gesetzes durchgesetzt habe. Redner führt weiter aus, er denke nicht an einen Kulturkampf und Bedrückung der Konfessionen. Er lasse jeder ihr Recht. Abg. Kröcher (kons.) erklärt, er habe allerdings das all­gemeine Wahlrecht in Versammlungen heftig kritisiert, weil er es für eine Schande halte. (Gelächter links.) Wenn Graf Mirbach im Abgeordnetenhause gesagt habe, daß man das allgemeine gleiche Wahlrecht abschaffen solle, so mißbillige er das allerdings und zwar weil es ein Wunsch sei, der zur Zeit un­erfüllbar wäre. (Stürmische Heiterkeit links.) Abg. Erzberger (Ztr.) wendet sich zunächst gegen den Abgeordneten Paasche, der trotz an ihn durch Zwischenruf gerichteter Aufforderung die Staats­kühe nicht bezeichnet habe, die das Zentrum der Regierung weggetrieben haben soll. Auf die gestrige Erklärung des Herrn von Löbell eingehend erklärt Redner, eine einseitige Wiedergabe der Unterredung habe keinen Anspruch auf volle Glaubwürdigkeit. Den guten Glauben eines hohen Beamten wolle er gar nicht in Zweifel ziehen, aber es könnten doch auch Mißverständnisse vorliegen. Redner be­kräftigt dann nochmals, daß sein Zweck bei der Unterredung dahin gegangen sei, eine generelle Untersuchung zu veranlassen. Ueber die in Betracht kommenden Mißstände in dem Disziplinar-Prozeß gegen Pöplau, der bereits geschwebt habe, sei über­dies nur verhandelt worden über den Bruch der Amtsverschwiegenheit, nicht über die betreffenden Mißstände und ihm habe gerade daran gelegen, daß auch über diese letztere verhandelt werde. Ganz dasselbe Mißverständnis mit der Reichskanzlei, wie ihm selbst, sei übrigens auch deni früheren Abge­ordneten Müller-Sagan passiert. Daß Herr von Löbell absichtlich ein falsches Protokoll gemacht habe, das habe er ihm niemals vorgeworfen. Er selbst werde aber jetzt alle ihm zugehenden Beschwerden nur noch im Reichstage Vorbringen. (Beifall im Zentrum.) Chef der Reichskanzlei v. Löbell er­widert, trotz der dialektischen Geschicklichkeit des Herrn Vorredners würden die Herren, die seine gestrigen Darlegungen und die heutigen Aus­führungen des Herrn Erzberger im Stenogramm verglichen, doch wohl wissen, auf welche Seite sie sich zu schlagen hätten. Richtig sei, daß der Herr Reichskanzler persönlich Anweisung gegeben habe, das Disziplinarverfahren gegen Pöplau zu eröffnen. Das ganze Material sei der Kolonial-Verwaltung infolgedessen übergeben worden mit dem Anträge,

das weitere zur Klarstellung zu veranlassen. Red­ner stellt dann als Inhalt der Registraturnotiz nochmals fest, er habe sich gegenüber dem Vor­schläge des Abgeordneten Erzberger in jener Unter­redung unbedingt ablehnend verhalten. Er habe erklärt, ob Pöplau und Erzberger entwendetes Aktenmaterial hinter sich hätten und was sie damit Machten, das müsse ihnen überlassen bleiben und auch niemals die Behauptung aufgestellt, daß das Vorgehen des Herrn Erzberger erfolgt sei mit Wissen seiner Fraktion. Mt der Behauptung, daß er lediglich in die Reichskanzlei gekommen sei, um eine generelle Untersuchung der vorliegenden- stände zu erbitten, sei übrigens Herr Erzberger gestern zum ersten Mal in die Oeffentlichkeit ge­treten. Es sei das nun schon die dritte Version Erz­bergers über jene Unterredung und ihren Zweck. (Heiterkeit.) Vor Allem aber, so fährt Redner fort, verweise ich nochmals auf die eidliche Aussage des Herrn Erzberger. (Stürmischer Beifall bei mehreren Parteien.) Mit dieser deckt sich inhaltlich durchaus meine Registraturnotiz. (Beifall.) Abg. Neu mann-Hofer (frs. Vg.) weist auf die Benachteiligung der kleinen und mittleren Staaten im deutschen Reiche hin, die oft in großer Schwierigkeit seien, den Etat zu bilanzieren. Die Kultusaufgaben könnten nicht in genügender Weise befriedigt werden. Die Lehrer flüchteten in die großen Staaten. Die Steuerschraube müsse in einer Weise angezogen werden wie es in Preußen nicht bekannt sei. Da sei es kein Wunder, daß in kleinen Staaten oft der Wunsch ausgesprochen werde, die Selbständigkeit aufzugeben. Wir ver­langen keine Bevorzugung, eine gerechtere Verteilung der Matrikularbeiträge sei aber dringend am Platze. Es müsse eine Reichssteuer auf Eisenbahn-Reinerträge eingeführt werden. Auch die Militärkonvention der kleinen Staaten mit Preußen bedürften der Aen- derung. Abg. Gamp (Rp.) dankt dem Staats­sekretär dafür, daß eine kommissarische Untersuchung der Reichsbankfrage in die Wege geleitet werden soll. Zweifellos gehe die Bäckerei-Verordnung nach vielen Richtungen hin zu weit. Von verleumderischen und giftigen Angriffen, wie Graf Posadowsky gestern sich ausgedrückt habe, sei keine Rede. Staatssekretär Graf Posadowsky erwidert, daß grade gegen seine Person giftige und verleumderische Angriffe gerichtet worden seien, das sei doch wohl allgemein anerkannt. ES gebe aber Leute, die an dieser Stelle nicht einen Minister für Sozialreform sondern einen Minister für Sozial­politik zu sehen wünschten. (Starker Beifall.) Abg. Fürst Radziwill (Pole) führt kurz aus, man könne den Polen ihre ablehnende Haltung gegenüber der Kolonial-Politik in Anbetracht der Ausnahme­stellung, in die die Polen gedrängt seien, nicht ver­argen. Damit schließt die Generaldebatte und der übliche Antrag auf Verweisung größerer Teile des Etats an die Budget-Kommission gelangt zur An­nahme. In die ReichSschulden-Kommission werden durch Akklamation gewählt die Abgeordneten Schmidt- Marburg, Erzberger, Henning, Mugdan, Arndt und Ortel. Es folgt die erste Beratung des Gesetzent­wurfes betreffend Vornahme einer Berufs- und Be­triebszählung im Jahre 1907. Abg. Drescher (kons.) erklärt die Zustimmung seiner Faktion zur Vorlage. Die Abg. Stresemann (natl.), Trim- born (Zentrum), Doormann (frs. Vp.) äußern sich ebenfalls zustimmend und wünschen, daß die Fragebogen dem Hause vorgelegt werden. Staats­sekretär Posadowsky sagt dies für morgen zu. An der Debatte beteiligen sich noch die Abgeordneten Hoch (Soz.), Schack (w. Vg.) und Saß-Jaworski (Pole) worauf die Vorlage einer Kommission über­wiesen wird. Morgen 1 Uhr kolonialer Nachtrags- Etat. Schluß 5'/- Uhr.

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