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Abend knüpfen wird. Aus dieser Haltung des liberalen Vereins mußte der jungliberale' Verein trotz der teilweise schmeichelhaften und versöhnen­den Worte des Herrn vr. Ohr, selbst wenn er nicht längst die Absicht einer direkten Bekämpfung der liberalen Vereine gehabt hätte, die Folgerung ziehen, daß mit solchen Elementen für die Einigung des Liberalismus und im Besonderen für eine gedeihliche Weiterführung des bereits bestehenden guten Einvernehmens zwischen der Volkspartei und den Jungliberalen hier am Platz lediglich nichts, eher das Gegenteil zu erreichen ist. Auch die übrigen Herren, welche sich um die Gründung des liberalen Vereins bemüht haben, sind nichts weniger, als dazu angetan, dessen Ziel in hiesiger Stadt auch nur annähernd zu erreichen. Um aber die praktische Seite der Sache gleich hier nach oben zu kehren, so muß gleich jetzt bemerkt werden, daß unter die Gründerliste keine anderen Namen es müßte denn versehentlich geschehen sein geschrieben standen, als diejenigen schon bisher demokratischer Wähler. Wenn nun bis zur nächsten Landtags mahl von links kein Anhang zu erwarten steht, von rechts her aber geflissent­lich jede Annäherung abgewiesen werden will, dann möchte man versucht sein zu fragen, wo die Volkspartei die Wähler für einen Wahlsieg sich holen will. Denn der liberale Verein zählt überhaupt nicht. Wozu ist er aber jetzt da?

Stuttgart 2. März. Ein frecher Raub - anfall wurde in der Nacht vom 27. auf 28. v. Mts. im oberen Afternhaldeweg verübt. Der 17 Jahre alte Julius Mitschele von Gechingen, die 19 Jahre alten Aug. Ekkardt von Feuerbach und Paul Wieland von Sontheim OA. Heilbronn haben den 40 Jahre alten Taglöhner Michael Nopper von Jppingen Amts Donaueschingen, bei dem sie eine größere Geldsumme vermuteten, unter dem Vorgeben, sie wissen in einem Heuschuppen eine günstige Gelegenheit zum Uebernachten, in einen abgelegenen Weinbergweg gelockt, haben ihn dort gemeinsam angegriffen, mißhandelt, seiner geringen Barschaft von 5 Mark beraubt und sich in den Hasenbergwald geflüchtet. Die Täter wurden an verschiedenen Orten aufgespürt und dingfest gemacht.

Zu den auf dem DampferBerlin" bei Hoek van Holland ertrunkenen Personen ge­

hört nach den Blättern auch der 35jährige Flaschner- meister Moebus aus Tailfingen O.A. Ba­lingen. Er hatte seinen in England lebenden Bruder besucht und auf der Rückfahrt dieBerlin" benutzt. Er hinterläßl eine Frau mit drei Kindern

Berlin 2. März. (Reichstag.) Graf Stolberg eröffnet die Sitzung um 11 Uhr 20. Am Bundesratstisch Graf Posadowsky und Kolonial­direktor Dernburg. In der fortgesetzten Etats- beratung führt Schädler (Ztr.) aus: Unser Antrag, bis zum 31. März neben der Heimsendung von weiteren 4000 Mann Vorbereitungen dafür zu treffen, daß die Gesamtstärke der Schutztruppe auf 2500 Mann herabgemindert werde, hatte seine Grund­lage in der Erklärung des Reichskanzlers, daß der Hauptaufstand gebrochen sei. Unser Antrag ging auf die Zukunft. Das ist das ganze Staatsver­brechen, das wir begangen haben. Wir verlangten nicht, daß am 1. April die Schutztruppe 2500 Mann betrage, sondern trafen nur die Vorbereitungen, damit, wenn der Friede hergestellt ist, die Regierung nicht sagen kann, es fehlte an den nötigen Vor­bereitungen, um die Truppen heimzuschaffen. Auch wir erkennen dankbar die Tapferkeit unserer Truppen an, die großenteils unserer Wählerschaft angehören. Wir sind eine Verfassungspartei, ein Hort zum Schutz des Rechts und der christlichen Ordnung. Im deutschen Reich ist durch Gesetz die Friedens- Präsenzstärke der Truppenmacht festgesetzt, aber es besteht kein Gesetz für den Reichstag, die Forderungen für die Unterhaltung einer bestimmten Truppenmacht in den Schutzgebieten zu bewilligen. Wäre die Ab­stimmung über die Bahn Keetmannshoop-Kubub im Plenum erfolgt, so hätte das Zentrum, ohne auf seinem Antrag zu bestehen, mit Ja gestimmt. So war der Mann mit der roten Mappe da und der Reichstag wurde aufgelöst. Der Redner kommt dann aus die von verschiedenen Seiten geforderte Abänderung des Reichstagswahlrechts zu sprechen, nennt einige Zeitungen in dieser Hinsicht und sagt, daraus gehe hervor, daß die durch die Reichstags­auflösung geschaffene Lage zur Wahlrechtsänderung ausgenutzt werden solle. Auch bezüglich der Ein­mischung von Beamten in die Wahlen haben wir andere Anschauungen. Bezüglich der Tätigkeit Dern- burgs während der Wahlen zitiert der Redner das Wort Bismarcks von 1881, daß es der Würde von Beamten nicht entspreche, sich in den Wahlkampf zu mischen, namentlich nicht durch öffentliche Reden. (Hört, hört im Ztr.) Der Redner fragt dann, wo eigentlich die Wahlgelder geblieben seien, die beim Reichskanzler zusammenliefen. Die Beamten dürfen nicht zu Handlangern der Regierung gemacht werden.

Von anderen Parteien, namentlich von Seiten der Nationalliberalen, erfolgte ein viel heißeres Liebes- werben um die Gunst der Sozialdemokratie als auf unserer Seite. Die Erklärungen der bayrischen Bischöfe bedaure ich wegen der daran geknüpften falschen Deutungen. Der Redner polemisiert dann gegen den Flottenverein und sagt zum Schluß: Wir stehen auf unserem alten Standpunkt. Versuchen Sie noch einmal uns anzugreifen, so werden Sie wieder auf Granit beißen. Wir werden Treue um Treue bieten. (Beifall im Zentrum.) Gothein (frs. Vg.): Mich wundert die Aufregung des Zentrums über die Wahlbeeinflussungen. Gerade die Kanzel wurde hierzu benützt. Das Wahlbündnis mit irgend einer Partei nehmen wir niemand übel. Das Bündnis der Sozialdemokratie mit dem Zentrum bei der Bekämpfung unserer süddeutschen Kollegen Haußmann und Blumenthal ist aber viel schlimmer als unser Zusammengehen mit der Rechten in einigen Wahl­kreisen. Wir wollen nicht einen neuen Kulturkampf, sondern reinliche Scheidung von Kirche und Staat. Die Polenpolitik der Regierung machen wir aus nationalem Bewußtsein nicht mit, da sie stets das Gegenteil erreichte. Zu positiver Arbeit sind wir stets bereit, doch müssen wir unsere völlige Unab­hängigkeit wahren. (Beifall.) Staatsekretär Posa­dowsky: Meine gestrigen Aeußerungen über die Zollbelastung Englands halte ich vollkommen auf­recht. Die Antialkoholbewegung halte ich für un­geheuer wertvoll für das Volk. Nach einigen per­sönlichen Bemerkungen vertagt sich das Haus auf Montag, nachmittags 2 Uhr. Schluß 3'0 Uhr.

Rotterdam 2. März. Die tapferen Retter von Hoek van Holland, Sperling und seine zwei Neffen eiklären, daß sie keinerlei Belohnung für ihre Tat beanspruchen. Sie holten die drei letzten Frauen vom Wrack der Berlin, als die Gefahr auf; höchste gestiegen^war. Am Sonntag werden den drei Rettern im Dortrechter Ratbause in feierlicher Weise je eine goldene Uhr und Kette zum Gedächtnis und als Anerkennung der Heldentat überreicht werden.

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WieskmrpchtMg.

Am Mittwoch, de« 8. März, vormittags 11 Uhr, kommen auf der Stadtpflege

32 a 70 qm Wiese in Meisterswiesen und

73 u 90 qm Wiese in Schloßwiesen auf 1 Jahr zur Verpachtung, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Calw, 2. März 1907.

Stadtpflege.

Dreher.

Freimütige Fmermehr Mm.

Kamerad Adolf Wengert ist gestorben und wird am Mittwoch nachmittags 2 Uhr beerdigt.

Die I. Kompagnie hat auszurücken, die übrigen Kompagnien werden zum Anschluß eingeladen. Antritt um "-2 Uhr am Spritzenhaus.

Das Kommando.

4««« Mark

werden gegen gute Gütersicherheit von einem pünktlichen Zinszähler sofort oder auf Georgi gesucht. Anträge nimmt entgegen die Exped. ds. Bl.

Mauarbeiten.

Zum Stallgebäude des Joh. Jakob Talmon in Neuheugstett sollen die Grab-, Betonier-, Maurer-, Zimmer-, Gipser-, Flaschner- und Pflasterarbeiten im Akkord vergeben werden.

Bewerber haben ihre in Prozenten der Ueberschlagspreise ausgedrückte An­gebote bis

Samstag, den 9. ds. Mts., mittags 12 Uhr,

bei dem Unterzeichneten einzurcichen, woselbst auch Pläne, Kostenvoranschlag und Bedingungen zur Einsicht aufgelegt sind.

Calw, den 2. März 1907.

Im Auftrag:

Nberamtsballmkisttr

Kiefner.

Ein schwarzgrauer

Schnauzer

ist mir zugelaufen und kann innerhalb 8 Tagen gegen Ersatz der Kosten ab­geholt werden.

Adlerwirt Volz, Oberkollbach.

Circa 4045 Ztr. guteingebrachtes

he« «nd tvehind

hat zu verkaufen

Wilh. Laun, Simmozheim.

I kesAlgöMer

in großer Auswahl bei

k«!> keergü.

Todesanzeige.

Verwandten und Bekannten machen wir die schmerzliche Mitteilung, daß unser lieber Gatte, Vater, Sohn und Bruder

Adolf Wengert

heute früh sanft entschlafen ist.

Im Namen der trauernden Hinterbliebenen die Gattin:

^ Nanele Wengert.

Beerdigung Mittwoch Nachmittag 2 Uhr.

Hirsau, 3. März 1907.

ToSes-Anzeige.

Schmerzerfüllt teilen wir mit, daß unsere liebe Schwester

Emilie Knaus

heute früh durch einen sanften Tod erlöst wurde.

Die trauernden Geschwister:

Karoline K Gustav Knaus.

Beerdigung Dienstag 4 Uhr nachmittags.

Fme Mkl-IMU Mn.

Das verehrte Publikum von Stadt und Land wird gebeten, bei Brot- Einkäufen sich dasselbe in den Verkaufsräumen vorwägen zu lassen.

Obermeister I. Gehring.