Donnerstag de« 7. Februar 1938
Der Enzlöler
98. Jahrgang Nr. 32
Bunter sur aller Welt
Sine Grammophonaufnahme gefällig?
Im Ausland findet man jetzt auf Bahnhöfen, in Hotels und Restaurants vielfach Apparate, die die Stimme auf Gramophon- Platten aufnehmcn. Man kann sich gegen eine geringe Gebühr also eine langweilig eW a r t e z e i t vertreiben, indem man sich eine Grammophon au fnahme machen laßt, die man dann mit nach Hause nehmen kann.
Blcnd-Schüfle gegen Schmuggler
An der französisch-belgischen Grenze ist der T ab a k s ch m u g g e l jetzt so häufig geworden, daß man sogenannte Blendschüsse übgibt. Das Licht dieser Blendschüsse wird kilometerweit geworfen und blendet jeden, der in seinen Schein kommt, so daß er richtungslos wird und damit eine Zeitlang bewegungsunfähig ist.
Eulen wollen sich sonnen!
Es ist eine falsche Annahme, daß Eulen ^>as Tageslicht scheuen. Sie sind nur Nachtvögel, weil sie in der Dunkelheit auf Beute auszichen; im übrigen aber lieben sie es sehr, sich am Morgen, ehe sie sich zum Schlafen zurttckziehen. eine Weile zu sonnen.
Ein Elefant im Flugzeug
Zum erstenmal ist ein E l e f a n t in einem Plugzeug geflogen. Es handelt sich um einen zungcn, fünf Monate alte Elefanten, der ein Gewicht von zwei Zentnern hatte. Er wurde sim Flugzeug von Neuyork nach St. Louis gebracht, wo er im Zoologischen Garten abgeliefert wurde.
Paris kommt auf den „Hund*
In Paris ist kürzlich ein Hundecafs eröffnet worden. Außer allen möglichen Knochen bekommen die Hunde dort Hundekuchen, Brotwürfcl mit Leberwurst, Fleisch- Pudding mit Reis und Soße. Es gibt.sogar eine Abteilung für vegetarisch lebende Hunde, Wo ihnen nur Gemüse, also Bratkartoffeln, Mohrrüben, grüne Erbsen, Spinat und dergleichen vorgcsetzt werden.
Wenn Kaiser kindisch werden...
Vielfach findet man noch heute den alten Aberglauben, daß man stets zuerst den rechten Schuh anzieh en soll, weil man sonst Unglück hat. Die Erklärung für diesen Aberglauben sollt darin liegen, daß nach dem Glauben der Naturvölker die guten Geister stets an der rechten Seite des Menschen schwebten, während die bösen sich an der linken aushielten. Selbst der römische Kaiser Augustus glaubte an die Nichtigkeit des alten Aberglaubens. Als er eines TageS fast einem Meuchelmörder zum Opfer gefallen wäre, war er steif und fest davon überzeugt, daß diese Gefahr nur "ckiber ihn gekommen wäre, weil er an dem betreffenden Tage die linke Sandale zuerst angezogen hatte.
Ein Wort an dir ehemaligen Kriegsgefangenen!
Der Landesleiter der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener in Württem- berg. Kamerad Fritz Stoll, der unS die borausgehenden Gefangenschafts-Erlebnisse schilderte, bat uns, im Anschluß daran an
alle ehemaligen kriegsgefangenen Kamera- den die Bitte zu richten, sich in der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener in den überall entstehenden Ortsgruppen zusammenzuschließen. Fast eine Million deut- scher Soldaten erlebten das bittere Los der Kriegsgefangenschaft. 165 OVO von ihnen sahen die Heimat nicht wieder und ruhen in fremder Erde. Die anderen, die heimkehren durften, tragen noch heute an dem Erleben hinter dein Stacheldraht,, das ihre ganze Anschauungswelt beeinflußte. Sie find im Feindesland durch die beste Schule zum Nationalsozialismus gegangen. Gemeinsames
sammen und lehrten sie Heimat. Volk, Va- terland und Rasse tiefer erkennen und verstehen. Dieses Erleben verpflichtet alle, die teilgenommen haben, sich zusammen- ^lchUeßen, um ihre Erlebnisse lebendig zu erhalten und nutzbar zu machen im Dienst am Volk und besonders an der Heranwachsenden Jugend. Alle ehemaligen Kriegsge- fangenen werden gebeten, sich bei der nach- stm Ortsgruppe oder bei der Landesleitung des ReK., ber Kamerad Friedrich Stoll. Eß- lmgen a. N., Katharmenstraße 52, zu melden. °
Eine Woche Hupverbot!
In der Woche vom 7.-13. April wird von >er Abteilung Schadenverhütung der RS.» Kolkswohlfahrt und dem Amt für „Schönheit der Arbeit" in ganz Deutschland, also auch in Stuttgart, eine Lärmbekämpfungs- Woche durchgesührt. Den Anstoß dazu gab das Amt für Schönheit der Arbeit, dessen Sachberater. Diplomingen. Herbert Stein, wart, unserem Berliner klr.-Mitarbeiter mehrere Fragen über die geplante Aktion beantwortete.
Tie innerhalb eines halben Jahres vom Amt für Schönheit der Arbeit durchgeführ- ten Betriebsbesichtigungen in ganz Deutschland, so führte er aus, haben ergeben, daß gerade auf dem Gebiete der Lärmbekämpfung noch viele Maßnahmen notwendig sind, um die schaffenden Volksgenossen vor dauernden körperlichen Schäden. wie Ohrenleiden, übergroßer Nervosität usw. zu bewahren. Es ist statistisch ermittelt worden, daß in den Betrieben mit starker Lärmerzeugung 20—60 Prozent aller Be- schästigten schwerhörig, 10 Prozent fast taub und säst niemand normalhörig ist. und so wie im Betrieb der Lärm Lebensenergien verbraucht, so ist es auch im täglichen Leben aus der Straße und in der Wohnung. Aus diesen Gründen führt das Amt die Aktion durch.
Alles hilft mit!
Uebcr die Durchführung der Woche er
klärt oer Referent, daß zunacyfk einmal vre Gausachbearbeiter der Abteilung „Schaden- Verhütung' der NSV. und die Gaureferenten des Amtes für Schönheit der Arbeit Rede- und Propagandamaterial gegen den Lärm zur Verteilung bis in die Ortsgruppen erhalten. Die Gaureserenten sür Schönheit der Arbeit übernehmen besonders die Durchführung von Ausklärungsaktionen zusam- men mit den Reichsbetriebsgemeinschasten in den besonders lärmstarken Betrieben. In allen stark lärmanfallenden Gegenden Deutschlands werden örtliche Großveranstal- tungen mit PO., Polizei. NSKK. und Regierung durchgeführt. Der Erlaß eines allgemeinen oder zum mindesten eines be- schränkten Hupverbotes sür die lärm- freie Woche wird ebenfalls erwogen. Neben dem Rundfunk, der die Hörer nament- lich auch immer wieder auf die notwendige Rücksichtnahme beim Lautfprecherempfang hinweifen wird, werden sich auch die Kinos in den Dienst der Aktion stellen. Schließlich werden die NSDAP, und die Arbeitsfront einen gemeinsamen Aufruf erlaßen, aus dem nicht nur der gemeinsame Kampf gegen den Lärm zu lesen sein wird, sondern durch den auch aller Welt gezeigt wird, wie Partei und Arbeitsfront für den deutschen Volksgenossen gemeinsam Sorge tragen. Natur- lich kann eine solche Woche nur den Anstoß für die Beseitigung des unnötigen Lärms geben, das übrige muß Erziehung und wei- tere Aufklärung tun!
Vas Vorrecht -es KundftmkhörerS
Wir stehen an der Schwelle einer neuen Formung des RundsunkentstörungsrechtS. Schon frühzeitig hat sich die Deutsche Reichspost mit der Rundfunkentstörung be- schäfkigt. Allein das Bestreben, die Befreiung des Rundfunks von Störungen kräftig vor- würts zu treiben, stieß oft auf Widerstand. Schrankenloses Eigentumsrecht. Priorität des Störers. Ortsüblichkeit der störenden elektrischen Wellen waren die Dämme, die man der Entstörungsarbeit der Deutschen Neichspost entgegensetzte. Hier hat das na- twnalsozialistische Recht den Weg für eine Lösung freigemacht, die auf der Anschauung, baß Rundfunkhören teilnehmen am nationalen Leben und Erleben des Volkes bedeutet, beruht. So baut sich das Gefüge der Leitsätze für unser neues Nundfunkent- störungsrecht, aus das das Volk Anspruch hat. von selbst auf. Das Recht soll Schutz gegen Störung des RundfunkempsangS geben. und in der Beseitigung oder Vermei
dung von Rundsunkstörungen eine soziale Bstichi gegenüber der Allgemeinheit sehen.
Wester muß die Regelung eine technisch wirksame Befreiung des Rundfunks von Störungen verbürgen und die Entstörungs» stellen müssen das Recht haben, Anordnrm- gen mit staatlicher Zwangswirkung zu treffen.
^us diesen Leitsätzen formt sich das neue Recht der Entstörung des Rundfunks, das die bisherigen Mittel zur Rechtfertigung der Storungen — Priorität. Ortsüblichkeit — Nicht kennt. Rundfunkentstörung ist nicht mehr Sache des Staates. Als technische Auf- gäbe muß sie in Händen liegen, die technisch hierzu berufen sind. Das sind die Rundfunkentstörungsstellen der Deutschen Reichspost, die mit einem technisch erfahrenen Stab und mit entsprechendem Entstörungsgerät ausgerüstet sind.
Ueber 2 000 Personen der Deutschen Neichspost bemühen sich um die Feststellung der Störer. Hunderte von schnelllaufenden Kraftwagen mit einer vortrefflichen technischen Ausrüstung geben dem Dienst die nötige Beweglichkeit, so daß er sich auch bis in die entferntesten Gebiete erstrecken kann. Eine bedeutende Erweiterung des Rundfunkentstörungsdienstes der Deutschen Neichspost steht vor der Vollendung. Wurden im vergangenen Jahre schon rund eine Viertel Million Störfälle bearbeitet, so wird auch der in Zukunft vorerst noch zu erwartende größere Arbeitsanfall bewältigt werden können. Allerdings werden die Rundfunkentstörnngsstellen daS Recht erhalten, ..Austagen' zu machen, wie sie das Polizeirecht in seinen Polizeiverfügungen kennt. Wie die Polizei für Ordnung und für Vermeidung von Störung der Ordnung zu sorgen hat. sollen die Rundfunk- entstörungsstellen der Deutschen Neichspost für Ordnung im Aether sorgen. Berücksichtigung verständiger Wirtschaftlichkeit bei den Entstörungsmaßnahmen und Beachtung der Betriebssicherheit der Anlagen und Geräte ergeben sich aus der naturgegebenen technischen Verbundenheit elektrischer Einrichtungen und Geräte untereinander.
Wer trägt die Kosten der Entstörung eines störenden Geräts? — Diese früh«, unlösbar scheinende Frage, über die endlos Prozesse geführt worden sind, beantwortet sich im neuen Recht klar und einfach: Wer eme soziale Pflicht gegenüber der Allgemeinheit erfüllt, hat keinen Anspruch auf eine Entschädigung hierfür. Das gerade ist der Sinn der sozialen Pflicht. Das nationalsozialistische Entstörungsrecht kann daher dem Störer keinen Ersatzansprucb auf Entschädigung geben. In Ausnahmefällen jedoch, besonders den wirtschaftlich Schwachen, wird mit Beihilfen aus Mitteln des Reiches oder der Wirtschaft wie bisher auch künftig geholfen werden, um das große Ziel wirklich sachgemäßer Befreiung des Rundfunks von Störungen zu erreichen.
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Roman voll A. von Sazerchofen.
ürhsberrechtSschutz durch Drrlag-anstatt Manz,RegenSburg. hg. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
„Nein!" sagte er hart, „darüber kannst du beruhigt fein. Sie liebt meinen Namen, meinen Besitz. - - mich nicht. Wo ist diese... Nanna? Lebt sie noch?"
„Ich glaube schon. Ich habe sie damals selbst für meinen Bruder engagiert, als das Unglück über ihn kam, mit feiner Frau. Sie wohnte in der Sechsfchimmelgasse 8 in Wien, bei ihrer Schwester, und ich glaube, fis ist auch wieder dorthin zurückgekehrt, als Erika nach sechs Jahren ins Sacre Teuer kam."
^ Zfiga notierte sich. ^
„Darf ich ihr schreiben?" ^
Dann faßen sie beisammen beim Tee, den Friedrich lautlos servierte.
Erst" hatte die Puppe neben sich liegen, ihre Finger glitten zart über die etwas brüchige karrierte Seide des Röckchens.
„Das ist von einem Seidenkleid von meiner Mama selig. Als ich sie bekam, hat Papa zu mir gesagt, das Christkind habe das extra so gewollt, daß ich immer an die gute Mama denken solle. Viel später, da war ich schon fünfzehn etwa, fand ich solch kleine Fleckchen in einer Kommode. Ich habe mir davon einen Nadelbrief eingefüttert, für mein Ne- kessaire, ich habe es noch."
Sie stand auf und holte es und.. - sie verglichen. Zfiga war so ergriffen, daß er kein Wort mehr sagen konnte.
Er ging früher fort als sonst und in dieser Wegstund: durch den schweigenden Wald sammelte sich in seiner Brust eine Anklage gegen das Schicksal und ein maßloser Zorn Hegen Mia, die ihn wissentlich belogen hatte.
Als er in das Zimmer trat, faßen die vier Gäste noch
bei den Karten. Zfiga fing gerade noch einen von Andras heißen Blicken auf. die über Mia hinsprangen wie Funken, die Brand stiften sollen. - -
Da sprang Bela sofort aus,
„Komm, Zfiga? Wir find im Moment fertig.;, Mama übernimm meine Karten!"
Er nahm Zfiga am Arm und führte ihn hinaus.
„Heiliger Gott.. - was ist geschehen! Nimm es Nicht schwer. Du bist selbst schuld daran, weil du deine Braut so vernachlässigst. -. du mußt..
„Das ist es nicht," sagte Zsiga wegwerfend, „--.mag sie! Etwas anderes. .."
Und er riß Bela mit sich fort in fein Zimmer.
Als Bela wieder zu den andern trat, meldete der Diener eben: „Es ist serviert."
Bela sah sehr ernst aus und streifte Mia mit einem finsteren Blick.
Sie flüsterte Andras zu. während sie durch den Saal gingen:
„Er hat es gemerkt, Andras!"
Andras lachte heiser auf.
„Wenn er etwas von mir will,-, ich bin ja da" 1
„Er wird mich fortjagen!" ^
Er neigte sich zu ihrem Oh—
„Dann kommst du zu mir!" ,.- —
Die nächste Nacht lag Mia wachend und sinnierte.
Der Mond schien in ihr Zimmer und lockte aus den wertvollen Dingen auf ihrem Toilettetisch und aus den alten Rahmen dte sachte blaue Helligkeit, die solchen Räumen so wundervollen Zauber verleiht.
Sie mußte an ihr Mädchenzimmer denken, mit den billi- gen Nipps auf der Kommode und den schwarzen Balkenschatten der Schlote, mitten auf ihrem schmalen, weißen Bett.
Da war Zsiga gekommen. Wie der Prinz im Märchen war er in ihr Leben getreten, um sie aus ihrem Aschen- brödeldafein zu befreien. Wie ein Land der Verheißung war die Pußta, die Heimat ihrer Kinderjahre, vor ihr auf- aeüieaen. Doch auch dieser Zauber war jetzt schon verflogen.
Ihre Brautzeit? Es wäre tödlich langweilig gewesen, wenn Andras nicht gekommen wäre.
Es würde tödlich langweilig werden, wenn er einmal nicht mehr kam.
Alles das war nichts. Es gehörte nur so dazu, um heiß, um flott, um luftig zu leben, um etwas za erleben... st wie Andras Liebeswerben.
Sie verschränkte die Arme unter dem Kopf. Von ihren leicht geöffneten Lippen ging der Atem heiß und schnell.
Dann dachte sie wieder: Was Hab ich davon? Er wirb mich davonjagen..» Zfiga. -. das machen sie dann immer so.
Der Schlaf kam nicht.
Sie stand auf, nahm ihren seidenen, wattierten Schlafrock und ging in den gelben Salon-
Der Kronleuchter flammte auf.
Sie setzte sich an den kleinen Empirefchreibtisch and schrieb hastig:
Ich will dich erhören, Andras, wenn du mir versprichst mich zu heiraten. Das Leben mit Zsiga wird mir zu fad.
Deine Mia.
Am andern Tag wartete sie. Sie wartete fieberhaft- Er kam nicht. Er sandte keine Botschaft.
Nun sie es vor sich hingesagt und niedergeschriebe«,,, pun wußte sie es erst eigentlich... ihr Leben war öd.
Sie weinte zornig, daß es so öd war.
Wenn er nun nicht wollte? Wenn er sie ganz verließ?,
Wenn sie wieder allein reiten mußte... immer wiedeH die gestreckten Füße und Flügel der ziehenden Störche übet! sich, die sie zählen mußte... aus Langeweile.
In diesen Stunden Hatzte sie Zsiga.
Nicht einmal, daß er mit ihr in die Stadt gefahren wäre! Du hast dich doch so gesehnt nach der Pußta,,, jetzt hast du sie... hatte er einmal spöttisch gesagt.
Es wurde Mittag. , ^
Sie lief in den verschneiten Park und wartete., - nichts/
Bei Tisch sprach Zfiga keine Silbe. Sie würgt« ei» vaap Bissen hinunter und horchte auf jeden Tritt. »
Nichts. (Fortsetzung foigr.xI