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der neuen Altburger Steige werde aber später sich als notwendig und nützlich erweisen. Es könnte nun der Aufgang am Armenhaus zur Hermann- straße verbessert werden, aber die Kosten stünden in keinem Verhältnis zum erreichten Zweck. Es werde nichts übrig bleiben als die Anlagen da zu durch- schneiden, wo außerhalb des Georgenäumsgartens oberhalb an der Mulde bet der Steingruppe sich schon ein Weg hinziehe. Der Straßenzug, der nicht breiter als 4 m anzulegen sei, werde in keiner Weise einen störenden Eindruck machen. Zum Schluß gab der Vortragende seiner Freude darüber Ausdruck, daß die bürgerlichen Kollegien ihre Bereitwilligkeit zur Aufstellung eines Bauplans ausgesprochen hätten, von dem er wünsche, daß er zum Wohle der Stadt und ihrer Bewohner führe, damit spätere Geschlechter kein Vorwurf gegen die jetzige Stadtverwaltung erheben können. Reicher Beifall folgte dem eingehenden und interessanten Vortrag. Stadtschultheiß Tonz sprach dem Redner den wohlverdienten Dank ans und schloß daran die Hoffnung, die Stadt möge durch größere Erweiterung immer mehr steuerkräftig werden und sich, da Stillstand und Rückschritt gleichbedeutend sei, von Jahr zu Jahr vergrößern. Baugelände sei genügend vorhanden, jeder Bürger könne sich nun ein Bild über die zukünftige Ausdehnung der Stadt machen und darnach seine Pläne einrichten. Selbstverständlich werde der Stadtplan aber nur stückweise und nicht auf einmal zur Ausführung kommen. Die aufgehängten Pläne wurden von den Anwesenden eingehend besichtigt, wie sich überhaupt bei der Versammlung großes Interesse an den, behandelten Thema zeigte.
C a l w 16. Febr. Der Hilfswärter Marquardt ist heute Nacht seinen Verletzungen erlegen.
Sontheim 15. Febr. Der Streik in der Schuhfabrik von Wolff u. Co. ist nach 1 wöchentlicher Dauer beigelegt worden, durch gegenseitiges Entgegenkommen. Die streikenden Arbeiter werden alle mit Ausnahme von drei bis zum 7. März wieder eingestellt.
Berlin 15. Febr. Die Aufsehen erregenden Nachnahme-Schwindeleien im Güterabfertigungsdienst der Eisenbahn, durch die der preußische Eisenbahnfiskus um 21300 ^ geschädigt worden ist, haben jetzt eine überraschende Aufklärung ge- stunden. Als der Betrüger ist der Eisenbahn- Praktikant Kückrer in Hamburg gestern verhaftet worden. Die blaue Brille, deren er sich bei dem Abheben der Gelder in Berlin bediente, wurde in seiner Wohnung gefunden. Bei seiner Verhaftung versuchte er zwei Nachnahme-Begleitscheine, die zu zwei Sendungen vom Anhalter Bahnhof gehörten und mit einer gleichfalls von ihm gefälschten Quittung versehen waren, zu verschlucken. Die Scheine konnten aber in Sicherheit gebracht werden. Bei einer in der Wohnung des Täters vorgenommenen Hausaussuchung wurden noch 810 ^ in Gold und Papier vorgefunden und beschlagnahmt. Ob der Täter noch Helfershelfer besitzt, konnte noch nicht ermittelt werden. Darüber, ob die bestehenden Abfertigungsvorschriften mit Rückficht auf den vorliegenden Fall einer Abänderung zu unterziehen sein werden, ist eine Prüfung eingeleitet worden.
Berlin 15. Febr. Die Verhandlung im Pöplau-Prozeß begann heute mit einer erheblichen Verspätung. Der Andrang zum Zuhörerraum ist groß. Landgerichtsrat Pauli, der
im Sanatorium zu Eberswalde war, um den Zeugen Schneider kommissarisch zu vernehmen, erstattete Bericht. Der Arzt habe erklärt, Schneider sei so nervenleidend, daß er, der Arzt, gegen die Vernehmung Schneiders protestieren müsse. Seit der Pöblau-Prozeß begonnen habe, habe sich Schneiders Befinden verschlechtert. Vor 2 Monaten werde er nicht verhandlungsfähig sein. Der Staatsanwalt erklärt, den Punkt der Anklage, der sich auf das Zeugnis Schneiders stützt, fallen zu lassen.
Berlin 15. Febr. Im Prozeß Pöblau ist bekanntlich Abgeordneter Erzberger morgen als Zeuge geladen. Wie bestimmt verlautet, wird er zwar erscheinen, aber sein Zeugnis verweigern. Er will aus dieser Angelegenheit einen Präzedenzfall konstruieren. Es ist" bereits bestimmt, daß am Montag die Verhandlung ausfällt, da indessen schon am Dienstag der Reichstag Zusammentritt so dürfte das Gericht der unangenehmen Aufgabe enthoben sein, den Abgeordneten Erzberger eventuell in Zwangshaft zu nehmen, da Abgeordnete bekanntlich nicht ohne Genehmigung des Reichstages während der Session nicht in Haft genommen werden dürfen. Im Zuschauerraum hatte heute Gouverneur Graf Götzen und zahlreiche frühere Beamte des Kolonialamtes während der Nachmittagssitzung Platz genommen.
Vermischtes.
Etwas vom Eichhörnchen. Manchem Besucher und Freunde des Waldes wird das massenhafte Auftreten der Eichhörnchen aufgefallen sein. Es ist dies der günstigen Witterung im letzten Jahre, namentlich dem guten Samenjahr zuzuschreiben. Der Garten-, Obstbaum- und Waldbesitzer, der schon genaue Beobachtungen angestellt hat, weiß wohl, welchen Schaden diese Tiere an Pflanzen, Samen, Obst u. s. w. anrichten können. Dazu ist er noch ein ganz gefährlicher Nesträuber! Infolge seiner großen Kletterkunst ist es ihm ein leichtes, jedes Nest in Baum und Strauch zu erreichen und auszurauben. Aber auch solche Gelege, die sich auf dem Boden befinden, fallen ihm zum Opfer. Genaue Beobachtungen und Magenuntersuchungen hauptsächlich von Forstmännern und Jägern haben ergeben, daß das gewandte Eichkätzchen ganz enormen Schaden anrichtet. Dagegen kann ihm ein Nutzen in keiner Weise nachgewiesen werden. Der Zweck dieser Zeilen soll zwar nicht der sein, über unser zierliches Wald- äffchen das Todesurteil ganz zu sprechen, aber es muß in Schach gehalten und ihm bei massenhaftem Auftreten wie dieses Jahr ganz energisch zu Leibe gerückt werden. Es sollte deshalb keine Gemeinde mit dem Aussetzen von Schußgeld für das Erlegen der Eichhörnchen knauserig sein, zumal ja sogar Privatwaldbesttzer und der Staat längst vorausgegangen sind.
Erziehungssünden. Zu den beliebiesten, aber auch törichtsten „Erziehungssünden" gehört das Einschüchtern der Kinder. Besonders in der Winterszeit wird damit viel Unfug getrieben. Der „Naturarzt" gibt dazu folgende beherzigenswerte Ratschläge: Man erzähle den Kindern keine Spuk- und Gespenstergeschichten, man drohe ihnen nicht mit dem schwarzen Manne. Durch
das erzählen von Spuk- und Gespenstergeschichten wird die Furchtsamkeit der Kinder geweckt und genährt. Unwissende Eltern und Dienstboten benützen die Furchtsamkeit der Kinder als be- quemes Erziehungsmittel. Tut ein Kind nicht, was es soll, sofort droht man ihm mit dem schwarzen Manne oder dem Schutzmann, und in der Regel wird das Kind dann auch gehorchen. Es bleibt aber doch ein verwerfliches Erziehungs- mittel. Die Kinder werden dadurch nur noch schreckhafter und furchtsamer, sie wollen nicht ohne Licht mehr schlafen, fürchten sich im Dunkeln über den Hof oder in eine unerleuchtete Stube zu gehen. Manches ältere Kind, das schon zu eigenem Nachdenken gekommen ist, hat an den Folgen dieser verkehrten Erziehung zu leiden, es hat noch beständig mit seiner Furchtsamkeit zu kämpfen. Man jage den Kindern keinen Schrecken ein und dulde auch nicht, daß sie sich untereinander erschrecken. Wir Erwachsene empfinden es als eine grobe Taktlosigkeit, wenn uns jemand durch ein plötzliches lautes Geräusch oder was es sonst sei, absichtlich erschreckt. Kinder können aber dadurch sogar schweren Schaden an der Gesundheit nehmen. So ist es vorgekommen, daß nichtsahnende Kinder durch den Anblick einer verkleideten Person, welche sich durch die Maskierung ein furchterregendes Aussehen gegeben, sich so erschreckt haben, daß sie vor Furcht wie gelähmt waren.
Standesamt Calw.
Geborene.
7. Febr. Helene Marie, Tochter des Heinrich Christian Feldweg, Schlossermstr. hier. 9 „ Helene Katarine, Tochter des Wilhelm
Kolb, Jacquardwebers hier.
9. „ Gertrud, Tochter des Professors Stendel,
hier.
10. „ Gertrud, Tochter des Otto Wick, Kauf
manns hier.
Getraute.
11. Febr. Georg Julius Seeger, Bäcker von hier
mit Pauline Magdalene Braun, Sägwerkbesitzers Tochter von Teinachtal. Gestorbene.
10. Febr. Pauline Friedrike geb. Güntter, Witwe des Emil Georgii, gew. Kaufmanns hier, 72 Jahre alt.
13. „ Christine Katharine geb. Kleindrettle,
Ehefrau des Johann Ulrich Klöpfer, Gärtners hier, 61 Jahre alt.
16. „ Marie Karoline geb. Lotz, Ehefrau des
Zacharias Bauer, Sattlers hier, 68 Jahre alt.
Landwirtschaftlicher Wrksvereiu Calw.
Bekanntmachung.
Auf der Schweinezuchtstation in Sindlingen sind abzugeben drei 7 Monate alte Eber um 120 ^ pro Stück; ferner acht 3—4 Monate alte Eberferkel um 60—75 ^ pro Stück. Diese Tiere find sämtlich angekört, sehr schön und ohne Tadel.
Bestellungen seitens der Vereinsmitglieder nimmt Herr Vereinssekretär Amtspfleger Fechter entgegen.
Calw 15. Febr. 1907.
Der Vereinsvorstand Voelter, Regierungsrat.
Amtliche und Privatanzeigen.
Gechingen OA. Calw.
Krermkokz-«.8tarigerwerka»if.
Aus dem Gemeindewald, Abteilung „Schimpfentannen" und „Weilereck" kommen zum Verkauf am Montag, den 25. Februar d. I.,
418 Rm. DeMtangen, darunter sehr schöne Baustangen,
1355 St. Hopfenstangen I. Kl., meistens stchtene,
75 St. Hopfenstangen II. Kl.,
48 Rm. tannenes Scheiterholz,
25 Rm. buchenes Scheiterholz,
Am Dienstag, den 26. Februar d. I.,
22 830 St. Durchforstungswellen.
Zusammenkunft je morgens 9 Uhr beim Rathaus.
Den 15. Februar 1907.
Gemeinderat.
K. Forstamt Liebenzell.
Brennholz-Verkauf
am Samstag, den 23. Februar, vorm. 9 Uhr, im „Ochsen" in Liebenzell aus Staatswald Dennjächthalde. Bronnhalde, Tannbrunnen, Löneck, Bieselssteig, Spanagelsriß, Sommerhalde, Glasbrunnen, Hopf, Kohlbach, Stangenhau, Schwarzermann, Rattenkönig, Stutzackerwald, Tannberg: Rm.: Buchen: 72 Schtr., 117 Anbruch. Nadelholz: 2 Schtr., 5 Prgl., 377 Anbruch. Eichen: 7 Anbruch.
K. Forstamt Liebenzell.
NÄelftWchoh-Nerllims
am Mittwoch, den 27. Februar, vorm. 10 Uhr, im „Hirsch" in Liebenzell aus Staatswald Eichelgarten, Forchenhau, Auzenbiegel, Hochholz, All- mand. Birkhau, Wolfacker, Layle, Kaiserstein, Dennjächthalde, Tannbrunnen,
Löneck, Spanagelriß, Glasbrunnen, Kohlbach, Stangenhau: 2010 Tannen, 910 Fichten, 140 Forchen mit Langholz: Fm.: 130 I., 361 II., 604 Ul., 622 IV., 55 V. Kl. SSgholz: Fm.: 51 I., 43 II., 17 III. Kl. Schwarzwälderlisten vom Forstamt.
(Statt jeder besonderen ^nreiZe.)
Lopliie IVIsiei'
Kak! ttaug
Verlobte.
ö/lerlclinZen. XVeilderstadt.
lebrusr 1907.
Nächste Woche backt
Laugenvrezeln
Chr. Lutz jr.,
Badstraße.
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