>s-»«gsp»»rs,
Durch TrSgsr monatlich RM. 1.40 «Inschllkßllch A> Rpfg. Zustellgebühr, durch die Post RM. I.7S l-inschlleh. llch SS Rpsg. Postzeltungegebühren).
Prel» der Einzelnummer lS Rpfg.
In Fallen höherer Gewalt besteht tein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder aus Rückerstattung de,
Bezugspreise». — Gerichtsstand sür beide Teile ist Neuenbürg sWürtt.)
Fernsprech-Anschlust Nr. «04
Verantwortlicher Schriftleiter: Karl
Steffin. — Anzeigenleiter: Fridolin Btesinger. sümtlich» in Neuenbürg a. d. Enz (Württemberg!,
parteiamtliche nationalso;. ^Tageszeitung
Wildbader NS-Preffe Birkenfelder, Calmbacher und Herrenalber Tagblatt
Anzeigenpreis:
Di» Llemspaltige Millimeter-Zeile 7 Rpf., Familienanzeigen 6 Rpfg., amtliche Anzeigen ö,S Rpfg., Reklamezeile 2l Rpfg. Schluß der Anzeigenannahme 8 Uhr vormittags. Gewähr wird nur für schriftlich erteilte Aufträge übernommen. Im übrigen gelten die vom Werberat der deutschen Wirtschaft ausgestellten Bestimmungen. Vordruck« stehen zur Verfügung. Die Zeitung erscheint Mo., Di., Mi., Do., Fr., Sa.
Verlag: Der Enztäler, G. m. b. H., Neuenbürg. Rotationsdruck: C. Mech- sche Duchdruckerei (Inhaber Fr. Die« singer) Neuenbürg.
Amtsblatt für
üas Oberamt Fleuenbürg
Nr. 27«
Dienstag den 27. November 1934
92. Jahrgang
Me ewige Gefahr siir den Weltfrieden
Scharfe Angriffe einer amerikanische« Zeitung gegen Frankreich
Neuyork, 26. November. Da3 führende Hearst-Blatt „Newyork American" veröffentlicht unter der ganzseitigen Ueberschrift „Französische Unehrlichkeit und französischer Mi- litarismus — schlimme Vorzei- chen eines Weltkrieges" einen sensationellen Leitartikel, in dem es u. a. heißt:
Selbst wenn Frankreich aus keinen Krieg hinzielt, so ist doch klar, daß es wenig tat. um einen solchen zu verhindern oder auch nur hinauszuzögern. Immer herausfordernd, extrem in der Geltendmachung seiner Rechte aus allen Verträgen, immer geneigt, deren Wortlaut zu verdrängen, um durch künstliche und anscheinend einleuchtende Auslegung seine Ansprüche zu vergrößern, stellt Frankreich die ewige Gefahr für den Weltfrieden dar, während es frommerweise seine Ergebenheit zu ihm vorschützt.
Frankreichs Verhalten hinsichtlich der bevorstehenden Saarabstimmung, fährt das Blatt fort, ist nur ein Punkt und nur der letzte. Aus den halbamtlichen Aeußerungen französischer Staatsmänner geht hervor, daß Frankreich dabei ist, sich aus seinen Verpflichtungen des Versailler .Vertrages, soweit er das Saargebiet betrifft. herauszuwinoen.
Frankreich bereitet den Weg vor sür einen neuen Fall der Verpflichtungsverweigerung, die zum Eckstein der französischen internationalen Politik geworden ist, was auch Amerika durch die Zahlungsverweigerung Frankreichs erfahren hat. Frankreich ist dieser Verpflichtungsverweigerung so verfallen, es handhabt sie so meisterhaft und schamlos, daß es sie im selben zynischen Lichte betrachtet, in dem manche Leute eine Lüge betrachten, nämlich als kürzesten Weg zwischen zwei Punkten.
Nach einem kurzen Ueberblick über die Bedingungen des Versailler Vertrages, so- weit sie das Saargebiet betreffen und nach Wiedergabe von Aeußerungen französischer Politiker, im Notfälle französische Truppen ins Saargebiet marschieren zu lasten, fährt „Newyork American" fort: Schon in diesem Punkte geht aus Frankreichs Haltung klar hervor, daß es den Geist des Versailler Vertrages verletzt und entschlossen ist, diesen lieber vollkommen null und nichtig zu machen, als die gewinnbringende Besetzung desSaargebietes aufzugeben, obwohl diese ursprüngliche nur als zeitweilig erklärt worden war.
Schon haben französische Wortführer ihrem Bedauern über die Vertragspunkte des Versailler Vertrages hinsichtlich der jSaarabstimmung Ausdruck gegeben: Die i Vertragsbedingungen werden jetzt als „min- bestens zweifelhaft" bezeichnet.
Von keiner geringeren Persönlichkeit als dem früheren französischen Siaatsvräsiden- ten Millerand wird folgende Frage in einem selbstgezeichneten Artikel im „Newyork American" vom 26. November d. I. erhoben: „Haben wir nicht das Recht zu behaupten daß die Saarlösung nachlässig angenommen wurde?"
Da habe man, so unterstreicht das Blali die typisch französische Haltung, wenn sich eine Vertragsverweigeruug aniündigt. Zuerst verwirrt Frankreich die Grundfrage; dann stellt es die bindende Wirkung seines Versprechens in Frage; dann bringt cs künftige Behauptungen vor — in diesem Falle die angebliche deutsche Einmischung in die Freiheit zur Volksabstimmung; und schließlich erklärt es in großspuriger Selbstbefreiung von allen Eigenverpflichtungen daß es durch das Ziehen des Schwertes nur eine „Internationale Mission" durchführe, die die Zivilisation ihm aufgezwungen habe.
Solche Taktiken auf die Saarabstimmung angiwendet. sind nichts anderes als eine Mischung von Frechheit und Unehrlichkeit, so folgert das Blatt.
„Newyork American" fährt fort: Aus dem oben erwähnten Artikel Millerands geht hervor, daß der Versailler Vertrag in allen
für Frankreich günstigen, aber nicht in den sür Frankreich ungünstigen Einzelheiten respektiert werden müsse. Deutschland muß den Polnischen Korridor ertragen; Oesterreich muß seine Zerfleischung ohne Klage hinnehmen; für Frankreich günstige Volks- abstimmungen müssen von anderen Nationen, die die Partner des Friedensvertrages sind, angenommen werden, aber, wenn die im Versailler Vertrag eigens vorgesehene Saarabstimmung zufällig gegen Frankreich ausfaken sollte, dann darf Frankreich straflos den Versailler Vertrag und den Willen des Saardolkes außer acht lassen, selbst wenn seine Haltung es selbst in einen neuen Krieg stürzen sollte.
Man sollte nicht zulasten, daß sich Frankreich der Vorteile feiner Abkommen erfreut, während es seine Verpflichtungen zurückweist. Das große Problem eines Krieges darf sich keinesfalls um Geist und Hinterhältigkeit (clookedneß) Frankreichs drehen.
Das Blatt schließt:
Falls der Versailler Vertrag, der zu neun Zehnteln zugunsten Frankreichs war, teilweise widerrufen wird, dann sollte er als Ganzes annulliert werden. Auf keinen Fall aber darf die selbstdienerische Doppel- köpfigkeit Frankreichs einen neuen Weltkrieg heraufbeschwören.
VerresÄ von Ungarn abgelehnt
Genf, 27. Nrv. Der ungarische Vertreter, Tibor Eckhardt, hat dem Generalsekretär des Völkerbundes am Montag abend eine Note überreicht, in der der tschechoslowakische Außenminister Dr. Benesch als Ratspräsident für die Verhandlungen über den ungarisch- südslavischen Streit abgelehnt wird. Als Ver. treter Ungarns in dieser Angelegenheit, so führt Eckhardt aus, sehe ex sich gezwungen, festzustellen, daß das Amt des Ratspräsidenten auch in der gegenwärtigen Sitzungrpause von einem Vertreter eines Staates wahrgenommen werde, der zum Teil an dieser Angelegenheit beteiligt sei.
MWttung
der österreichischen Truppen
an der südslawischen Grenze?
London, 26. November. „Daily Herald" behauptet, daß österreichische Truppen aus Wien, Linz und Burgenland an die südslawische Grenze zur Verstärkung der Grenzwache abgesandt worden seien. Es handle sich um Infanterie, die im Kraftwagen befördert werde, und leichte Artillerie. Auch Heimwehr sei an die Grenze geschickt.
Wien, 27. Nov. Amtlich wird mitgeteilt: Die Meldungen über die Verstärkung des Grenzschutzes sind erlogen und entsprechen in keiner Weise den Tatsachen.
Reform des Völkerbundes
London, 26. November.
Im Unterhaus wurde am Montag vom vormaligen Unterstaatssekretär des Aeußern, Godfvez Locker-Lampson die Frage der Reform der Völkerbundssatzung aufgeworfen. Nach einem Hinweis auf die riesig anwachsenden Rüstungen in Europa fuhr Locker- Lampson fort: Auf jeden Stein, der zu dem riesigen Friedenspalast in Genf hinzugefügt worden ist, entfällt ein weiteres Geschütz oder Gewehr, mit denen die Rüstungen der Weit vermehrt worden sind.
Die Ursache liegt in der Völkerbundssat- znng selbst — in der Klausel, die für die bestehenden Grenzen Europas garantiert und die in die Friedensverträge eingefügt worden ist.
Solange die Völkerbundssatzung mit den Frreöensbertrkgen verknüpft ist, wird man niemals eine Revision dieser Verträge erreichen. Dies wird Deutschland stets daran hindern, bereitwillig mit dem Völkerbund zusammenzuwirken und wird immer die Vereinigten Staaten davon abhaltn, dem Völkerbund beizutreten. Es ist, so bemerkte er, dringend nötig, daß Aenderunge« an der Völkerbundssatzung unverzüglich erwogen werde«. Der Völkerbund ist augenblicklich nicht rin Werkzeug für den Frieden.
Dse Gewalt gebeugt
Prag, 26. November.
Auf Grund der Montag früh erfolgten Vereinbarung des Rektors der Prager deutschen Universität, Professor Dr. Grosser, mit dem Unterrichtsminister erschien heute vormittag um 11 Uhr eine viergliedrige Ab- oronung' oes umerrlchlsimnisterimus, bestehend aus einem Präsidialchef, zwei Sektionschefs und einem Ministerialrat im Rektorat der Prager deutschen Universität. Hier wurden ihnen vom deutschen Rektor die Insignien der alten Karls-Universität übergeben. Es sind dies 15 goldene Ketten der akademischen Würdenträger, das alte goldene Szepter des Rektors, die vier Szepter der einzelnen Fakultäten und das alte Siegel aus dem Jahre 1348. Die alten Gewänder und Bilder blieben in den Händen der deutschen Universität. Die Ueber- gabe erfolgte in feierlicher und würdiger Weise. Wie verlautet, wurden diese Insignien noch Montag der tschechischen Universität übergeben.
Für die Austastung der tschechischen Studentenschaft erscheint bezeichnend, daß sie auf die Nachricht von der erfolgten Uebergabe der Insignien eine Art Siegesversammlung auf dem Wenzels-Platz abhielt.
Protestkundgebungen
an der Wiener Universität ^
Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen der tschechischen Studenten in Prag kam es Montag mittag auch an der Wiener Universität rn Kundgebungen. Zahlreiche Stu-
Berlin, 26. November.
Bekanntlich wird in Ostpreußen und im Memelgebiet der Deutsche Rundfnnkempfang durch litauische Schwarzsender gestört. Da der Sender Kowno auf Welle 1935 infolge der Störungen durch den vor einigen Tagen aufgetauchten Schwarzsender, der sich „Munke- Punke" nannte, überhaupt nicht mehr empfangen werden konnte, ist er jetzt dazu übergegangen, abwechselnd auf der Welle 1935 und der Welle 1955 zu senden. Seit drei Tagen meldet sich der Schwarzsender „Munke-Punke" nicht mehr und ist anscheinend von den Behörden gefunden worden. Das merkwürdige Rundfunkdurcheinander in Litauen scheint jedoch trotzdem immer tollere Formen annehmen zu wollen. Sonntag abend meldete sich auf der Kownoer Welle ein neuer Sender mit Telearavbie-Zeicben und einer Nachricht, hie
bei den'Deutschen der Grenzgebiete lebhafte Heiterkeit auslöste: „Wie du mir, so ich dir! Hier sind die Amateure vom Verein „Knatterkiste"! Solange HerrAngstuolis aus Memel den Rundfunkempfang mit seinem Telegraphiesender stört, werden wir mit unserer Kiste knattern! Wie du mir, so ich dir!" Sollte der angegebene Name des litauischen Störers richtig sein, so muß man annehmen, daß der ganze Spuk durch das Zugreifen der litauischen Behörden in den nächsten Tagen Wohl sein Ende finden wird.
*
Im „Figaro" fordert General Nießel die sofortige Rückkehr zur zweijährigen Dienstzeit tzn Frankreich.
Schwere NerlrtziiiWN des Memelstailiis
Der Bericht des Juristenausschusses Genf, 26. November.
Wie mehrere schweizerische Blätter melden, hat der Juristenausschuß, der von den Signatarmächten der Memelkonvention zur Prüfung des litauischen Vorgehens im Memelgebiet eingesetzt worden ist, in seinem vor kurzem fertiggestellten Gutachten schwere Verletzungen grundlegender Bestimmungen des Autonomiestatuts fe st g e st e l l t. Die Uebergabe dieses Gutachtens und damit die Aufforderung an die litauische Regierung, die festgestellten Mißbräuche abzustel- len, ist jedoch neuerdings verschoben worden. Wie es heißt, soll die litauische Negierung versuchen, durch unverbindliche Erklärungen in einigen nichtssagenden Punkten die Ueberreichnng des für Litauen unangenehmen Berichtes zu verhindern.
Die „Vaster Nachrichten" bemerken dazu, wie Litauen seinerzeit den Schritt der Signatarmächte amtlich dementiert hat. so möchte es auch das unausbleibliche Vorgehen auf Grund des Juristenqutachtens sabotieren, um dann die bisherige Politik im Memelgebiet Weitertreiben zu können. Sollte das zutreffen, so würde die ganze Welt nicht verstehen, wenn die Signatarmächte die Verletzung des von ihnen garantierten Memelabkommens zulasten und die vertragswidrigen und immer unhaltbarer «werdenden Zustände weiter dulden würden.
Zo-rslMil in Mls
Wien, 26. November.
Zum Tode durch den Strang wurde Montag vom Schwurgericht Wels der 22jährige Johann Schneidhofer aus Alkoven auf Grund des Sprengstoffgesetzes verurteilt, nach- dem er bereits wegen Teilnahme an den Juli- Ereignissen vom Linzer Landesgericht zu acht Jahren schweren Kerkers verurteilt worden war. Die Anklage richtete sich auch gegen eine Reihe weiterer Angeklagten. Am 16. Juli wur- den in einem Kraftwagen 5 Kisten mit 68 Kilo- gramm Ammonal nach Alkoven gebracht, wo üe einer der Anaekwaten i>> seinem Hause in Empfang nahm und versteckte. Die Mitangeklagten hatten von der Sache nur teilweise gewußt. 3 Angeklagte wurden zu 5 Jahren schweren Kerkers verurteilt. Das Urteil gegen Schneidhofer muß nicht sofort vollstreckt werden, da es sich um ein Geschworenen-Urteil handele.
Religionsnberkritte
aus politischen Gründen strafbar
Glaubensübertritt, die nachweisbar eine politische Demonstration zugunsten verbotener politischer Parteien darstellen, werden in Oesterreich im Sinne der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen behördlich best r a f t. In allen jenen Fällen, wo ein Glaubenswechsel aus politischen Gründen vollzogen wurde, gleichviel, zu welcher Konfession, Wird nunmehr die Behörde einschrei- t e n und, falls eS sich um eine Betätigung für eine verbotene Partei handelt, eineArrest- itrafe von sechs Wochen verhängen. Selbstverständlich Wird die Behörde in keiner Weise einen 'Glaubenswechsel behelligen, der nicht aus einem politischen, sondern lediglich aus einem anderen Grunde vollzogen wurde.
A MyM
Tokio, 26. November.
Nach einer halbamtlichen Mitteilung hat sich im Gouvernement Nagasaki in dem Kohlenbergwerk Matshisima ein furchtbares Berawerksunglück ereignest, das nach den bisherigen Schätzungen über 40 Todesopfer gefordert hat. Beim Anlegen eines neuen Stollens stießen die Bergarbeiter a u f Meeresboden. Mit rasender Geschwindigkeit drangen die Wastermasten in den Stollen ein, wobei über 40 Bergarbeiter ums Leben kamen. In dem Augenblick des Wasser- einbruchs sollte ein Förderkorb mit 15 Arbeitern herabgelasten werden, doch gelang eS noch im letzten Augenblick, den Korb zu stoppen und hochzuwinden, so daß die Arbeiter gerettet wurden.