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Amtsblatt für

üas Oberamt Fleuenbürg

Nr. 27«

Dienstag den 27. November 1934

92. Jahrgang

Me ewige Gefahr siir den Weltfrieden

Scharfe Angriffe einer amerikanische« Zeitung gegen Frankreich

Neuyork, 26. November. Da3 führende Hearst-BlattNewyork American" veröffentlicht unter der ganz­seitigen UeberschriftFranzösische Un­ehrlichkeit und französischer Mi- litarismus schlimme Vorzei- chen eines Weltkrieges" einen sen­sationellen Leitartikel, in dem es u. a. heißt:

Selbst wenn Frankreich aus keinen Krieg hinzielt, so ist doch klar, daß es wenig tat. um einen solchen zu verhindern oder auch nur hinauszuzögern. Immer herausfordernd, extrem in der Geltendmachung seiner Rechte aus allen Verträgen, immer geneigt, deren Wortlaut zu verdrängen, um durch künst­liche und anscheinend einleuchtende Aus­legung seine Ansprüche zu vergrößern, stellt Frankreich die ewige Gefahr für den Weltfrieden dar, während es frommerweise seine Ergebenheit zu ihm vor­schützt.

Frankreichs Verhalten hinsichtlich der be­vorstehenden Saarabstimmung, fährt das Blatt fort, ist nur ein Punkt und nur der letzte. Aus den halbamtlichen Aeußerungen französischer Staatsmänner geht hervor, daß Frankreich dabei ist, sich aus seinen Verpflichtungen des Versailler .Vertrages, soweit er das Saargebiet be­trifft. herauszuwinoen.

Frankreich bereitet den Weg vor sür einen neuen Fall der Verpflichtungsver­weigerung, die zum Eckstein der fran­zösischen internationalen Politik geworden ist, was auch Amerika durch die Zah­lungsverweigerung Frankreichs erfahren hat. Frankreich ist dieser Verpflichtungs­verweigerung so verfallen, es handhabt sie so meisterhaft und schamlos, daß es sie im selben zynischen Lichte betrachtet, in dem manche Leute eine Lüge betrachten, nämlich als kürzesten Weg zwischen zwei Punkten.

Nach einem kurzen Ueberblick über die Bedingungen des Versailler Vertrages, so- weit sie das Saargebiet betreffen und nach Wiedergabe von Aeußerungen französischer Politiker, im Notfälle französische Truppen ins Saargebiet marschieren zu lasten, fährt Newyork American" fort: Schon in diesem Punkte geht aus Frankreichs Haltung klar hervor, daß es den Geist des Ver­sailler Vertrages verletzt und entschlossen ist, diesen lieber vollkommen null und nichtig zu machen, als die gewinnbringende Besetzung desSaargebietes auf­zugeben, obwohl diese ursprüngliche nur als zeitweilig erklärt worden war.

Schon haben französische Wortführer ihrem Bedauern über die Vertragspunkte des Versailler Vertrages hinsichtlich der jSaarabstimmung Ausdruck gegeben: Die i Vertragsbedingungen werden jetzt alsmin- bestens zweifelhaft" bezeichnet.

Von keiner geringeren Persönlichkeit als dem früheren französischen Siaatsvräsiden- ten Millerand wird folgende Frage in einem selbstgezeichneten Artikel imNewyork American" vom 26. November d. I. erhoben: Haben wir nicht das Recht zu behaupten daß die Saarlösung nachlässig angenommen wurde?"

Da habe man, so unterstreicht das Blali die typisch französische Haltung, wenn sich eine Vertragsverweigeruug aniündigt. Zu­erst verwirrt Frankreich die Grundfrage; dann stellt es die bindende Wirkung seines Versprechens in Frage; dann bringt cs künftige Behauptungen vor in diesem Falle die angebliche deutsche Einmischung in die Freiheit zur Volksabstimmung; und schließlich erklärt es in großspuriger Selbst­befreiung von allen Eigenverpflichtungen daß es durch das Ziehen des Schwertes nur eineInternationale Mission" durch­führe, die die Zivilisation ihm aufgezwungen habe.

Solche Taktiken auf die Saarabstim­mung angiwendet. sind nichts anderes als eine Mischung von Frechheit und Unehrlichkeit, so folgert das Blatt.

Newyork American" fährt fort: Aus dem oben erwähnten Artikel Millerands geht hervor, daß der Versailler Vertrag in allen

für Frankreich günstigen, aber nicht in den sür Frankreich ungünstigen Einzelheiten respektiert werden müsse. Deutschland muß den Polnischen Korridor ertragen; Oester­reich muß seine Zerfleischung ohne Klage hinnehmen; für Frankreich günstige Volks- abstimmungen müssen von anderen Natio­nen, die die Partner des Friedensvertrages sind, angenommen werden, aber, wenn die im Versailler Vertrag eigens vorgesehene Saarabstimmung zu­fällig gegen Frankreich ausfaken sollte, dann darf Frankreich straflos den Versailler Vertrag und den Willen des Saardolkes außer acht lassen, selbst wenn seine Haltung es selbst in einen neuen Krieg stürzen sollte.

Man sollte nicht zulasten, daß sich Frank­reich der Vorteile feiner Abkommen erfreut, während es seine Verpflichtungen zurück­weist. Das große Problem eines Krieges darf sich keinesfalls um Geist und Hinter­hältigkeit (clookedneß) Frankreichs drehen.

Das Blatt schließt:

Falls der Versailler Vertrag, der zu neun Zehnteln zugunsten Frankreichs war, teilweise widerrufen wird, dann sollte er als Ganzes annulliert werden. Auf keinen Fall aber darf die selbstdienerische Doppel- köpfigkeit Frankreichs einen neuen Welt­krieg heraufbeschwören.

VerresÄ von Ungarn abgelehnt

Genf, 27. Nrv. Der ungarische Ver­treter, Tibor Eckhardt, hat dem Generalsekre­tär des Völkerbundes am Montag abend eine Note überreicht, in der der tschechoslowakische Außenminister Dr. Benesch als Ratspräsident für die Verhandlungen über den ungarisch- südslavischen Streit abgelehnt wird. Als Ver. treter Ungarns in dieser Angelegenheit, so führt Eckhardt aus, sehe ex sich gezwungen, festzustellen, daß das Amt des Ratspräsidenten auch in der gegenwärtigen Sitzungrpause von einem Vertreter eines Staates wahrge­nommen werde, der zum Teil an dieser An­gelegenheit beteiligt sei.

MWttung

der österreichischen Truppen

an der südslawischen Grenze?

London, 26. November. Daily Herald" behauptet, daß österrei­chische Truppen aus Wien, Linz und Bur­genland an die südslawische Grenze zur Ver­stärkung der Grenzwache abgesandt worden seien. Es handle sich um Infanterie, die im Kraftwagen befördert werde, und leichte Artillerie. Auch Heimwehr sei an die Grenze geschickt.

Wien, 27. Nov. Amtlich wird mitgeteilt: Die Meldungen über die Verstärkung des Grenzschutzes sind erlogen und entsprechen in keiner Weise den Tatsachen.

Reform des Völkerbundes

London, 26. November.

Im Unterhaus wurde am Montag vom vormaligen Unterstaatssekretär des Aeußern, Godfvez Locker-Lampson die Frage der Re­form der Völkerbundssatzung aufgeworfen. Nach einem Hinweis auf die riesig anwach­senden Rüstungen in Europa fuhr Locker- Lampson fort: Auf jeden Stein, der zu dem riesigen Friedenspalast in Genf hinzugefügt worden ist, entfällt ein weiteres Geschütz oder Gewehr, mit denen die Rüstungen der Weit vermehrt worden sind.

Die Ursache liegt in der Völkerbundssat- znng selbst in der Klausel, die für die bestehenden Grenzen Europas garantiert und die in die Friedensverträge eingefügt worden ist.

Solange die Völkerbundssatzung mit den Frreöensbertrkgen verknüpft ist, wird man niemals eine Revision dieser Verträge errei­chen. Dies wird Deutschland stets daran hin­dern, bereitwillig mit dem Völkerbund zu­sammenzuwirken und wird immer die Ver­einigten Staaten davon abhaltn, dem Völker­bund beizutreten. Es ist, so bemerkte er, dringend nötig, daß Aenderunge« an der Völkerbundssatzung unverzüglich erwogen werde«. Der Völkerbund ist augenblicklich nicht rin Werkzeug für den Frieden.

Dse Gewalt gebeugt

Prag, 26. November.

Auf Grund der Montag früh erfolgten Vereinbarung des Rektors der Prager deut­schen Universität, Professor Dr. Grosser, mit dem Unterrichtsminister erschien heute vormittag um 11 Uhr eine viergliedrige Ab- oronung' oes umerrlchlsimnisterimus, be­stehend aus einem Präsidialchef, zwei Sek­tionschefs und einem Ministerialrat im Rek­torat der Prager deutschen Universität. Hier wurden ihnen vom deutschen Rektor die Insignien der alten Karls-Uni­versität übergeben. Es sind dies 15 goldene Ketten der akademischen Würden­träger, das alte goldene Szepter des Rektors, die vier Szepter der einzelnen Fakultäten und das alte Siegel aus dem Jahre 1348. Die alten Gewänder und Bilder blieben in den Händen der deutschen Universität. Die Ueber- gabe erfolgte in feierlicher und würdiger Weise. Wie verlautet, wurden diese Insignien noch Montag der tschechischen Universität übergeben.

Für die Austastung der tschechischen Stu­dentenschaft erscheint bezeichnend, daß sie auf die Nachricht von der erfolgten Uebergabe der Insignien eine Art Siegesversammlung auf dem Wenzels-Platz abhielt.

Protestkundgebungen

an der Wiener Universität ^

Im Zusammenhang mit den Ausschreitun­gen der tschechischen Studenten in Prag kam es Montag mittag auch an der Wiener Uni­versität rn Kundgebungen. Zahlreiche Stu-

Berlin, 26. November.

Bekanntlich wird in Ostpreußen und im Memelgebiet der Deutsche Rundfnnkempfang durch litauische Schwarzsender gestört. Da der Sender Kowno auf Welle 1935 infolge der Störungen durch den vor einigen Tagen auf­getauchten Schwarzsender, der sichMunke- Punke" nannte, überhaupt nicht mehr empfan­gen werden konnte, ist er jetzt dazu übergegan­gen, abwechselnd auf der Welle 1935 und der Welle 1955 zu senden. Seit drei Tagen meldet sich der SchwarzsenderMunke-Punke" nicht mehr und ist anscheinend von den Behörden gefunden worden. Das merkwürdige Rund­funkdurcheinander in Litauen scheint jedoch trotzdem immer tollere Formen annehmen zu wollen. Sonntag abend meldete sich auf der Kownoer Welle ein neuer Sender mit Telearavbie-Zeicben und einer Nachricht, hie

bei den'Deutschen der Grenzgebiete lebhafte Heiterkeit auslöste:Wie du mir, so ich dir! Hier sind die Amateure vom VereinKnatterkiste"! Solange HerrAngstuolis aus Memel den Rundfunkempfang mit seinem Telegraphiesender stört, werden wir mit unserer Kiste knattern! Wie du mir, so ich dir!" Sollte der an­gegebene Name des litauischen Störers richtig sein, so muß man annehmen, daß der ganze Spuk durch das Zugreifen der litauischen Be­hörden in den nächsten Tagen Wohl sein Ende finden wird.

*

ImFigaro" fordert General Nießel die sofortige Rückkehr zur zweijäh­rigen Dienstzeit tzn Frankreich.

Schwere NerlrtziiiWN des Memelstailiis

Der Bericht des Juristenausschusses Genf, 26. November.

Wie mehrere schweizerische Blätter mel­den, hat der Juristenausschuß, der von den Signatarmächten der Memelkonvention zur Prüfung des litauischen Vorgehens im Memelgebiet eingesetzt worden ist, in seinem vor kurzem fertiggestellten Gutachten schwere Verletzungen grund­legender Bestimmungen des Autonomiestatuts fe st g e st e l l t. Die Uebergabe dieses Gutachtens und damit die Aufforderung an die litauische Regie­rung, die festgestellten Mißbräuche abzustel- len, ist jedoch neuerdings verschoben worden. Wie es heißt, soll die litauische Negierung versuchen, durch unverbindliche Erklärungen in einigen nichtssagenden Punkten die Ueberreichnng des für Litauen unangeneh­men Berichtes zu verhindern.

DieVaster Nachrichten" bemerken dazu, wie Litauen seinerzeit den Schritt der Signatarmächte amtlich dementiert hat. so möchte es auch das unausbleibliche Vor­gehen auf Grund des Juristenqutachtens sabotieren, um dann die bisherige Politik im Memelgebiet Weitertreiben zu können. Sollte das zutreffen, so würde die ganze Welt nicht verstehen, wenn die Signatar­mächte die Verletzung des von ihnen garan­tierten Memelabkommens zulasten und die vertragswidrigen und immer unhaltbarer «werdenden Zustände weiter dulden würden.

Zo-rslMil in Mls

Wien, 26. November.

Zum Tode durch den Strang wurde Montag vom Schwurgericht Wels der 22jährige Johann Schneidhofer aus Alkoven auf Grund des Sprengstoffgesetzes verurteilt, nach- dem er bereits wegen Teilnahme an den Juli- Ereignissen vom Linzer Landesgericht zu acht Jahren schweren Kerkers verurteilt worden war. Die Anklage richtete sich auch gegen eine Reihe weiterer Angeklagten. Am 16. Juli wur- den in einem Kraftwagen 5 Kisten mit 68 Kilo- gramm Ammonal nach Alkoven gebracht, wo üe einer der Anaekwaten i>> seinem Hause in Empfang nahm und versteckte. Die Mit­angeklagten hatten von der Sache nur teilweise gewußt. 3 Angeklagte wurden zu 5 Jahren schweren Kerkers verurteilt. Das Urteil gegen Schneidhofer muß nicht sofort vollstreckt wer­den, da es sich um ein Geschworenen-Urteil handele.

Religionsnberkritte

aus politischen Gründen strafbar

Glaubensübertritt, die nachweisbar eine politische Demonstration zugunsten verbotener politischer Parteien darstellen, wer­den in Oesterreich im Sinne der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen behördlich be­st r a f t. In allen jenen Fällen, wo ein Glau­benswechsel aus politischen Gründen vollzogen wurde, gleichviel, zu welcher Konfession, Wird nunmehr die Behörde einschrei- t e n und, falls eS sich um eine Betätigung für eine verbotene Partei handelt, eineArrest- itrafe von sechs Wochen verhängen. Selbstverständlich Wird die Behörde in keiner Weise einen 'Glaubenswechsel behelligen, der nicht aus einem politischen, sondern lediglich aus einem anderen Grunde vollzogen wurde.

A MyM

Tokio, 26. November.

Nach einer halbamtlichen Mitteilung hat sich im Gouvernement Nagasaki in dem Kohlenbergwerk Matshisima ein furcht­bares Berawerksunglück ereignest, das nach den bisherigen Schätzungen über 40 Todes­opfer gefordert hat. Beim Anlegen eines neuen Stollens stießen die Bergarbeiter a u f Meeresboden. Mit rasender Geschwin­digkeit drangen die Wastermasten in den Stollen ein, wobei über 40 Bergarbeiter ums Leben kamen. In dem Augenblick des Wasser- einbruchs sollte ein Förderkorb mit 15 Arbei­tern herabgelasten werden, doch gelang eS noch im letzten Augenblick, den Korb zu stop­pen und hochzuwinden, so daß die Arbeiter gerettet wurden.