25. Amts- und Änzeigeblatt für den Se;irk Calw. 82. Jahrgang

-

steöeöreft.

WM

M.i

T

Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt uno Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Dienstag, oe« 12. Februar 19V7.

Lbonnernc.ttSpr. in d. Stadt pr. Biertelj. Mk. 1.10 incl.TrLgerl. Bierreljährl.PostLezugSpreiS ohne Vestellg. f. d. Orts-u. Nachbar- ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

schuldenverwaltung gewählt werden. Damit ist die Tagesordnung erledigt und das Haus schließt die Sitzung um ft«12 Uhr wieder.

Stuttgart 9. Febr. Gestern nachmittag feierten die beiden Landtagsabgeordneten Zwillings­brüder Conrad und Friedrich Haußmann, Ab­geordnete für Balingen, bezw. Gerabronn, im engeren Kreise der Familie und einiger Partei­freunde ihren 5 Osten Geburtstag.

Wie man aus Reutlingen schreibt, ist die Wahl des sozialdemokratischen Landtagsabg. für Reutlingen Amt, Gemeinderat Kurz in Reutlingen, angefochten worden; die Anfech­tungsschrift ist an die Abgeordnetenkammer ab­gegangen. Die Anfechtung stützt sich auf Vorgänge bei der Nachwahl zum Landtag vom 18 Dezember v. I. in der Nachbargemeinde Betzingen, wo in­folge mangelhaft angelegter Wählerliste 4060 Wähler von der Ausübung ihres Wahlrechts aus­geschlossen waren. Die Anfechtungsschrift ist von zahlreichen Wählern sowohl der Deutschen als der Volkspartei unterzeichnet. Bei der Nachwahl vom 18. Dezember v. I. ging Kurz mit einer Mehr­heit von 32 Stimmen gegenüber dem Kandidaten der Deutschen Partei, Kommerzienrat Fischer, aus der Wahl hervor.

Tübingen 9. Frbr. Mit einem Aus- gebot von mehr als 40 Zeugen, 3 Klägern, 2 Rechtsanwälten wurde gestern den ganzen Tag gegen Schullehrer Neumayer von Unterjettingen wegen Züchtigung einiger Kinder von 4 und 5 Jahren verhandelt und der angeklagte Lehrer abends 9 Uhr freigesprochen.

Weinheim 8. Febr. In Viernheim ereignete sich ein schwerer Unglücksfall. Der Landwirt Karl Adler unternahm mit seiner Frau, die sich in gesegneten Umständen befindet, und zwei Verwandten eine Schlittenpartie. Plötzlich scheute das Pferd. Der Schlitten stürzte um. Zwei Insassen kamen mit heiler Haut davon, während Frau Adler, eine Mutter von 8 Kindern, mit schweren Wunden am Kopfe bewußtlos liegen blieb. Sie dürfte kaum mit dem Leben davon­kommen. Auch ihr Mann erlitt bedeutende Ver­letzungen.

Münchens Febr. Wie aus guter Quelle verlautet, besitzen die Zentrumsführer nicht nur Briefe Bülows an Keim, sondern auch solche an andere Persönlichkeiten. Es soll dadurch bewiesen werden, daß entgegegen der Versicherung Bülows im Reichstage dieser unter der Firma einer Volks­stimmung eine Katholikenhetze heraufbeschwören wollte. In diesen Briefen beruft sich Keim immer auf Weisungen von der Wilhelmrstraße. Diese Briefe find unanfechtbar. Aber es scheint, kein Brief Bülows vorhanden zu sein, worin dieser eine derartige oder ähnliche Weisung an Keim gibt.

München 9. Febr. Die Oberin Elise von Häußler hat für ihre unschuldig erlittene Zuchthausstrafe vom bayrischen Staat eine Entschädigung von 4450 ^ erhalten.

Berlin 9. Febr. Auf ein Schreiben des Direktoriums des Zentral-Verbandes deutsch »Industrieller an den Reichskanzler Fürsten Bülow hat dieser am 7. ds. Mts. eine Antwort gegeben, in welcher es derNorddeutschen

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Prämierung bäuerlicher Gcflügeihöfe.

Auch im Jahre 1907 sollen eine Anzahl guter bäuerlicher Geflügelhaltungen, die für die Einrichtung und den Betrieb der bäuerlichen Nutz­geflügelzucht vorbildlich sein können, mit Geldpreisen prämiert werden.

Die Zuerkennung einer Prämie ist in der Hauptsache an folgende Bedingungen geknüpft:

1) Die Geflügelhaltung muß mir einem land­wirtschaftlichen Betrieb in Verbindung stehen und sich dem Umfang desselben aupassen.

2) Es muß eine der in den Vorschriften des Landesverbands der Geflügelzucht- und Vogel­schutzvereine für Zuchtstationen vorgesehenen Nutzgeflügelrassen gehalten werden, nämlich bei Hühnern: Italiener aller Farben, Minorka-,

. Langshan-, Mechelner Kuckucksperber- oder Brahma, bei Gänsen: pommersche Riesen, Emdener oder Italiener, bei Enten: Peking-, Rouen-, Aylesbury- oder indische Laufenten.

3) Der Bestand des Geflügelhofs darf bei Hühnern nicht unter. 25, bei Wassergeflügel nicht unter 10, bei Haltung beider Arten zusammen nicht unter 25 Stück sein.

4) Die Größe der Stallung und des Auslaufs müssen dem Bestand entsprechen, die Einrichtung des Stalles muß eine praktische, die Wartung und Pflege der Tiere eine gute sein.

5) Neues weibliches Geflügel darf in der Regel nicht hinzugekauft werden, vielmehr ist all­jährlich mindestens l'- des Bestandes selbst nachzuziehen. Werden hiezu Eier vom eigenen Geflügel verwendet, so sind die männlichen Tiere alljährlich aus einem andern Geflügclhof zu beschaffen.

6) Ueber den Eierertrag sind Tagestabellen zu führen und der Verkauf an Brut- und Ge- brauchStieren, sowie der Erlös daraus gesondert anzugeben, ebenso die eigene Nachzucht und ! der Erlös aus verkauftem Geflügel. Bei s Wassergeflügel ist per Ertrag drr Federn nach Gewicht anzugeben.

7) Das Gewicht und der Wert der einzelnen, aus dem eigenen Betrieb verwendeten Futter­arten, sowie alle baren Aufwendungen auf die Geflügelhaltung sind aufzuschreiben.

Formulare zu den Tabellen Ziff. 6 und 7 können durch die Zentralstelle für die Land­wirtschaft bezogen werden.

Die Aufzeichnungen (Ziff. 6 nnd 7) haben sich auf den Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezember 1907 zu erstrecken.

8) Diejenigen Geflügelhalter, welche sich unter Erfüllung dieser Bedingungen für 1907 um eine Prämie bewerben wollen, haben dies unter Angabe von Art nnd Zahl des Ge­flügels, Größe des Stalles und des Aus­laufs durch den landwirtschaftlichen Be- zirksverein bei der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vor dem 1. April 1907 anzuzeige» und die in Ziff. 6 und 7 ver­langten Aufzeichnungen vor dem 18. Januar 1908 einzureichen.

9) Bäuerliche Geflügelhaltungen, welche bei den Prämierungen in den Jahren 1904, 1905 oder 1906 erfolgreich konkurriert haben, können bei der Prämierung im Jahre 1907 nicht in Be­tracht gezogen werden.

Die Zuerkennung der Preise erfolgt auf Grund einer im Laufe deS Jahres vorzunehmenden Besichtigung.

Stuttgart, 4. Februar 1907.

v. Ow.

Tagesveuigkeiteu.

Calw. Die Macht der Gedanken lautet das Thema des zweiten öffentlichen Vortrags den Herr D. Ammon aus Stuttgart am Donners­tag, den 14. Februar, abends 8 Uhr, im Saale der Brauerei Dreiß halten wird. Redner wird besonders betonen, wie notwendig es ist, daß sich Jedermann über sein Gedankenleben Rechenschaft gibt, weil Ge­danken zu Taten werden, die entweder gute oder schlechte Früchte bringen. Wie innig damit das Geschick des Einzelnen verknüpft ist, wird den Zu­hörern erklärt werden. Ebenso wird der Vortragende die Geheimnisse des Gedankenlesens und der Ge­dankenübertragung beleuchten und Winke geben wie man durch systematische Willensübungen sowohl das eigene Gedankenleben beherrschen lernt wie auch sich vor nachteiligen fremden Einflüssen zu schützen weiß.

Neuenbürg 9. Febr. Beim Radfah: er­ball in Birkenfeld spielte ein junger Kaufmann aus Pforzheim den Protzigen, warf mit dem Geld nur so um sich, geriet aber in Streitigkeiten und wurde schließlich aus dem Lokal entfernt. Auf der Straße setzte sich der Streit fort wobei der Kaufmann mit seinem Stiletmesser einen Stein­hauer und einen Kutscher schwer verletzte. Beide wurden ins Krankenhaus Neuenbürg überführt.

Stuttgart 9. Febr. Die Kammer der Abgeordneten hatte heute hauptsächlich Wahlen vorzunehmen. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde von einer Note der 1. Kammer über die Zusammensetzung des Präsidiums der Kammer der Standesherrn zur Kenntnis genommen und eine Anzahl Petitionen an die entsprechenden Kommissionen verwiesen. Zwei Anträge sind eingezogen betr. Er­leichterung des Fernsprechverkehrs und Herabsetzung der Gebühren für Herbeiholung von Personen zur Fernsprcchstelle, ferner betr. Gewährung eines Dar­lehens an die landwirtschaftliche Zentralkasse Stutt­gart angesichts der gegenwärtigen Notlage. Dann tritt das Haus in die Tagesordnung ein und schreitet zur Wahl des 1. Vizepräsidenten. Nach dem Namens­aufruf sind 87 Abgeordnete anwesend. Es werden abgegeben für vr. v. Knene 81 Stimmen; 2 Zettel sind unbeschrieben, je 1 Stimme erhalten Rembold- Aalen, Hildenbrand, v. Balz und Damm­bacher. Abg. Or. v. Kiene (Z.) dankt dem Hause für die Wahl und gibt die Versicherung, daß er stets bestrebt sein werde, die Geschäfte des Hauses gut zu leiten. Als 2. Vizepräsident wird gewählt der Abg. Kraut (B. d. L.) mit 74 von 85 ab­gegebenen Stimmen. Es wurden 3 weiße Zettel abgegeben; 2 Stimmen erhielt Kloß, je 1 Stimme Röder, Berroth, Feuerstein, Wolfs, Jmmendörfer und Haug. Zu Schriftführern werden durch Akklamation gewählt der Abg. Schöck, Locher, Eisele, Stauden­meyer, Pergler von Perglas, Baumann, Feuerstein und Fischer. Darauf folgen die Wahlen in die Finanzkommission, in die Justizgesctzgebungskom- mission und in die Kommission für Gegenstände der inneren Verwaltung, wobei je 15 Mitglieder durch Akklamation gewählt werden. Die Wahl für die Volkswirtschaftliche Kommission wird zurück­gestellt. Ferner werden durch Akklamation gewählt je 9 Mitglieder in die Legitimationskommission und in die Geschästsordnungskommission. Damit ist die Tagesordnung erledigt und das Haus schließt die Beratung um 11 Uhr. Nächste Sitzung, Mittwoch, 13. Februar, mit der Tagesordnung: Kommissions­wahlen und erste Beratung des Hauptfinanzetats für 1907,08.

Stuttgart 9. Febr. Um '/,12 Uhr treten 1. und 2. Kammer zu einer gemeinschaftlichen Sitzung zusammen, worin fünf Mitglieder der ge­meinschaftlichen Kommission zur Leitung der Staats-