Bezugspreis,
Durch Träger monatlich NM. 1.40 gmMießUä» 20 Sipsg. ZustellM.^r. durch die ^osr R2)l. 1.76 (clnsch.i.';- lich 36 Npsg. P'stzeitnttgsgebüh.ctt-. Preis der Einzelnummer 10 Np^g. Zn Fallen höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder aus Rückerstattung des Bezugspreises. — Gerichtsstand für beide Teile ist Neuenbürg (Württ.) Fernsprech-Anschluß Nr. 404
Verantwortlicher Schriftleiter: Karl Steffin. — Arrzeigenleiter: Fridolin Biesinger. sämtliche in Neuenburg a. d. Enz (Württemberg).
parteiamtliche . ^Tageszeitung
Mldbad-r NS-Press- Birkenfelder, Calmbacher und Herrenalber Tagblatt
Anzeigenpreis,
Die kleinspollige Millimeter-Zeile 7 Npf., Familienanzeigen 6 Rpfg., amtliche Anzeigen 5.5 Rpfg., Reklamezeile 21 Rpfg. Schluß der Anzeigenannahme 8 Uhr vormittags. Gewähr wird nur für schriftlich erteilte Aufträge übernommen. 3m übrigen gelten die vom Werberat der deutschen Wirtschaft ausgestellten Bestimmungen. Vordrucke stehen zur Verfügung. Die Zeitung erscheint Mo., Di., Mi., Do., Fr., Sa.
Verlag: Der Enztäler, G. m. b. H., Neuenbürg. Rotationsdruck: C. Dteeh- sche Buchdruckeret (Inhaber Fr. Biesinger) Neuenbürg.
Amtsblatt für clas Oberamt Meuenbürg
Nr. 241
Dienstag den 16. Oktober 1934
92. Jahrgang
Klare Scheidung an -er Saar
Massenkundgebungen der Deutschen Front gegen die BaterlaudsverrSter
Deutsche Arbeitsfront wieder offen
Berlin. 16. öktober.
Der Stabsleiter der PO. und Führer der DAF.. Dr. Ley, erläßt nachstehenden Aufruf:
„Die Deutsche Arbeitsfront hat am 1. Oktober 1934 ihre organisatorische Gemeinschaft voll in Vollzug gesetzt. Wirtschastssührer und Gefolgschaften der Betriebe sind in einer gemeinsamen Organisation organisiert.
Außer Deutschland hat kein Land der Erde eine derartige Gemeinschaftsgesinnung bekundet. Diese gewaltigste Demonstration der nationalen und sozialen Solidarität bedeutet die Erfüllung einer jahrhunderte alten Sehnsucht aller Schaffenden.
Nur durch den genial gestaltenden Willen des Führers Adolf Hitlers wurden die Voraussetzungen geschaffen, welche die Entwicklung zu solcher Großtat ermöglichten. Seiner der DAF. gegebenen Schutz- und Schirmherrschaft ist es zu danken, daß das große Werk in kurzer Zeit gelingen konnte.
Nun beginnt die große Phase der Entwicklung. welche den restlosen Ausbau der NeichSbetriebsgemeinschaften und der Reichs- bernfsgrnppen znm Ziel hat.
Zur Mitarbeit an dieser gewaltigen Aufbauarbeit rufe ich alle Schaffenden in Stadt und Land auf und ordne an. daß vom heutigen Tage, dem 13. Oktober 1934. an, die Mitgliederaufnahmesperre zur DAF. ausgehoben ist. Alle Volksgenossen, die in die Gemeinschaft aller Schaffenden ausgenommen Werden wollen, haben wieder Gelegenheit, sie bei den Verwaltungsstellen der DAF. zu beantragen. Der Stabsleiter der PO., gez.: Dr. Robert L e h."
Kattowitz, 15. Oktober.
Ein schweres Einsturzunglück ereignete sich am Montagvormittag am Neubau der Katto- witzer Kathedrale. Die Bauleitung hatte am Montag etwa 100 Arbiter neu eingestellt, da nach einer längeren Pause die Banarbeiten ortgesetzt werden sollten. Vor Arbeitsbeginn ollten die Arbeiter über den Stand der Vau- arbeiten unterrichtet werden. Als sich etwa 70 Arbeiter auf dem zweiten Stockwerk des Bau- erüsts befanden, stürzte dieses zusammen und egrub die Arbeiter unter den Trümmern.
Zu dem Einsturzunglück am Neubau der Kathedrale wird noch folgendes bekannt: Bei den verunglückter. 60 Personen handelt es sich durchweg um Arbeitslose. Wegen Mangel an Geldmitteln wurde der Bau der Kathedrale, dessen Vollendung seit Jahren betrieben wird, auf dem Wege der freiwilligen Dienstleistung durchgeführt.
Am Montag früh war ein Schub von Arbeitslosen in Kattowitz eingetroffen, die geschlossen auf das Baugerüst geführt wurden.^ Auf dem 7 Meter hohen Gerüst am Presbyte-' rium sammelten sich die etwa 70 Arbeitslosen um den Priester Zajono und den Baumeister der Kathedrale, Asfa. Nach einer Ansprache des Priesters sollte der Baumeister mit den Erklärungen über den Stand der Bauarbeiter: beginnen. Da stürzte plötzlich dieser Teil des 65 Meter langen Gerüstes unter furchtbarem Krachen zusammen.
Nach dem Bericht eines Augenzeugen war die Baustelle nach dem Einsturz in eine riesige Staubwolke gehüllt. Die auf dem Bauplatz befindlichen übrigen Arbeiter machten sich sofort an die Bergung der Verunglückten und alarmierten die städt. Rettungswache, die in kurzer Zeit mit Aerzten und Krankenwagen eintraf. Da die Krankenwagen nicht ausreichten, wurden zahlreiche in der Nähe stehende Kraftwagen von der Polizei eingesetzt, um die vielen Verletzten in die Krankenhäuser zu schaffen. Zur Zen kann noch nicht gesagt werden, ob das Unglück bereits Todesopfer gefordert hat. Man spricht nach wie vor von 30 Schwerverletzten und ebenso vielen Leichtverletzten. Von 10 Schwerverletzten, die mit dem Tode ringe», haben 6 Wirbel säulen- Brüche erlitten.
Wie verlautet, hat die Polizei zwe' leitende Beamte, die für die Bauarbeiten verantwort- nch sind, i n Haftgenommen. *
Saarbrücken, 15. Oktober.
In zahlreichen Orten des Saargebiets fanden am Sonntag die Massenkundgebungen der Deutschen Front statt, in denen unter begeisterter Zustimmung ein Aufruf des Landesleiters Pirro verlesen wurde, der angesichts der ungeheuerlichen Angriffe und Verleumdungen in der separatistischen Presse zur klaren Trennung der Fronten aufforderte und an jeden Saarländer den Appell richtete, zwischen sich und den Vaterlandsverrätern im Saargebiet einen Tren» nungsstrich zu setzen. In dem Aufruf Pirros heißt es u. a.:
Der Königsmord in Marseille, dem auch der französische Außenminister Barthou zum Opfer siel, diese ungeheuerliche Bluttat, die in der gesamten gesitteten Welt maßlose Empörung ausgelöst hat, wird von den traurigen Helden der „Freiheitsfront" skrupellos für ihre dunklen Zwecke ausgenutzt. Diese Verleumder behaupten, daß der entsetzliche Mord dasWerkDeutsch- lands sei. Sie behaupten, daß diese Morde sogar der Neichsregierung gelegen kommen, daß Deutschland hinter den Mördern stünde. Sie wollen das Ausland aufreizen, diesem Deutschland in ihren Zeitungen den Krieg zu wünschen. Sie
Paris, 13. Oktober.
Der seit vier Tagen im Walde von Fontainebleau gesuchte Sylvester Malnh. der bei seiner ersten Festnahme im Zusammenhang mit dem Marseiller Anschlag den Gendarmen wieder entwichen war. ist am Montag nachmittag auf der
Landstraße am Ausgang der Melun festgenommen worden. Am Montag vormittag war das Gerücht verbreitet, daß sich Malnh das Leben genommen habe. Man hatte nämlich im Walde von Fontainebleau die Leiche eines Selbstmörders aufgesunden, der sich erhängt hatte und dessen Personalbeschreibung derjenigen Malnys ähnlich war.
Istanbul. l5. Oktober.
Der in Istanbul als Politischer Emigrant lebende Führer der Jmro (Jnnermazedo- nische revolutionäre Organisation). Michail off. ist seit mehreren Tagen spurlos verschwunden. Nach Gerüchten soll er aufgefordert worden sein, die Türkei zu verlassen. Er sei daraufhin abgereist. Er soll die Absicht geäußert haben, sich nach derSchweizzu begeben.
Anm Majerski ist sOMss
Budapest, 15. Oktober.
Die Presseabteilung der Budapester Obev- staatsanwaltschaft veröffentlicht eine Mitteilung über die sofort eingeleitete Untersuchung zur Klärung der Frage des beim Marseiller Mörder gefundenen gefälschten Passes der Anna Maierski.
Budapest. 15. Oktober.
Der Kohlenarbeiterstreik in Fünfkirchen hat sich trotz aller Vermittlungsversuche noch verstärkt. Seit 72 Stunden befinden sich 95VMannunterTage und verweigern die Nahrungsaufnahme. Am Sonntag wurden ihnen Lebensmittel zugesührt. Die Lcbensmittelkisten wurden aber von den Streikenden ungeöffnet zurückgeschickt. Auch das Eingreifen der Regierung zur Beilegung des Ausstandes blieb bisher erfolglos. Die Führer der Arbeitergewerkschaften, die sich am Sonntag in den Schacht begaben, stellten
Igehen sogar noch werter und kritisieren europäische Außenminister, weil sie nicht schon jetzt Deutschland in den Krieg verwickelt haben. Wenn jemals das wahre -Antlitz der „Freiheitsfront" unoerhüllt zum 'Vorschein kam, dann in diesem Augenblick. Dieses Antlitz aber ist die Fratze der Niedertracht, des Verrates, der Verleumdung, der Gemeinheit, der Gewissenlosigkeit. Jetzt scheiden sich endgültig die Fronten. Auf der einen Seite stehen die anständigen Deutschen und auf der anderen stehen Niedertracht und Verleumdung, steht der unbändige Haß gegen alles, was deutsch ist. Dieselben gewissenlosen Hetzer, die offen zum Krieg gegen Deutschland und das deutsche Volk Hetzen, geben vor. die Rechte des Arbeiters zu schützen. Ihr blinder Haß gegen die deutsche Regierung bedroht ein ganzes Volk, bedroht damit xistenz und Leben aller deutschen Arbeiter. Der Status quo wäre dieM örderzentraleDeutschlands, der Status quo wäre der ewige Kr iegsherd zwischen den Völkern Europas.
Der Aufruf schließt mit der Aufforderung: „Heraus aus der Front der Kriegshetzer, heraus aus der Front der Verleumder am eigenen Bruder!"
Es wurde 'festgestellt, daß die in Budapest lebende Erzieherin Anna Majerski ihren alten Paß bereits 1932 einem Beamten des tschechischen Generalkonsulats in Budapest abgelre- sert habe. Daraufhin habe sie damals vom tschechoslowakischen Generalkonsulat einen rreuenPaß erhalten, der sich no ch h eu te in ihrem Besitz befinde.
Völlig ungeklärt sei. wie ihr erster Paß. der damals nach lOjährigem Gebrauch infolge der zahlreichen Abstempelungen völlig abgenutzt gewesen sei, in die Hände des Mörders gelangt sei.
Bei Anna Majerski handle es sich um eine ältere Person, die auf Grund eines eingehen- den Verhörs in keiner Weise irgend einer Verbindung mit Terrororganisatronen verdächtigt werden könne. Anna Majerski genieße denbestenRuf. Ihre Tätigkeit als jahrelange Erzieherin sei nach allen Richtungen geprüft und als einwandfrei fest- gestellt worden. Die Verdächtigung, daß zwischen der Anna Majerski und dem Mörder Kalemen irgend eine Verbindung bestehe, habe sich aus Grund der eingehenden Untersuchung als völlig grundlos erwiesen.
Die Belgrader Blätter beschäftigen sich am Montag ausführlich mit der Person Wlada Georgieff, den die Politika als den Helfer im Dienst des Mazedonicrführers Mrchailloff bezeichnet. Für die Politika und die Breme ist es so gut wie sicher, daß er den Anschlag in Marseille ausgeführt ha*, Di Politika meldet in diesem Zusammenhang, daß Georgieff zu den zehn Mazedoniern gehörte, die von der bulgarischen Regierung nach Auflösung ihrer Organisation steckbrieflich verfolgt, wurde,».
fest, daß die Arbeiter infolge des Hungerstreiks völlig erschöpft sind, jedoch an der Wetterführung des Hungerstreikes festhal- ten. Man befürchtet, das; im Laufe des Montags weitere 3500 Arbeiter der christlich-sozialen Gewerkschaft erfaßt werden.
Aus Weisung der Wiener Generaldirektion der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft, der die Grube gehört, ist die Arbeit im gesamten Bergwerksgebiet stillgelegt worden, so- datz zur Zeit 4 800 Arbeiter ohne Beschäftigung sind. Von den streikenden Arbeitern be
fanden sich am Montag nachmittag i i,M unter Tage.
Um Unruhen vorzubeugen, hat die Regierung zwei Regimenter und 100 Gendarmen bei den Grubenzufam- mengezogen. Die Lage ist zweifellos außerordentlich ernst, da infolge der Einstellung der Säugpumpe und der Luftventilatoren Explosionsgefahr besteht. Seit der Einstellung der Pumpen sei das Wasser "irrt-wietzt gestiegen. Die Streikenden sollen in völlig erschöpftem Zustand in Gruppen von 10 bis 20 in einer Tiefe von 500 Metern liegen. Sie sollen kaum noch sprechen können. Zahlreiche Arbeiter sollen Nervenschocks erlitten haben. Man befürchtet, daß bei einer weiteren Fortdauer des Hungerstreiks den Arbeitern innerhalb 48 Stunden die Gefahr des Ertrinkens droht.
Ministerpräsident Gömbös hat persönlich eingegriffen und einen Sekretär entsandt, der den streikenden Arbeitern einen Vorschlag des Ministerpräsidenten und des Handelsministers überbrachte, wonach die Verhandlungen zur Regelung der Lohnfrage sofort ausgenommen werden sollen, jedoch unter der Bedingung, daß die Arbeiter unverzüglich den Schacht verlassen. Die Bergleute wurden aufgefordert, innerhalb eine« halben Stunde den Streik einzustellen und ihre Antwort zu geben. Die Grubenarbeiter
lehnten jedoch zunächst diesen Vorschlag ab und schritten dazu, den Eingang der Grube zu verbarrikadieren. Nach einiger Zeit erklärten sich die Arbeiter schließlich doch bereit, einen Vertreter des Ministerpräsidenten zu empfangen, dem sie mitteilten, es handele sich um einen Wirtschaftskrieg. Sie seien gute Ungarn, hätten den Krieg mit- gemacht und führten jetzt ebenso einen Krieg, um ihre trostlose Lage zu verbessern. Sie achteten und ehrten die Person des Ministerpräsidenten, aber dieinternationaleLei- tung des Bergbaus, gegen die sie allein den Kampf führten, habe sie bereits so oft betrogen, daß sie irgend welchen Vorschlägen, sofern sie nicht verbrieft und versiegelt übermittelt würden, keinen Glauben schenken könnten.
>. Ser MM ' '
W ErMW Ammer
Lebend mit Petroleum begossen und verbrannt
Riga, 15. Oktober.
Die Leichenöffnung bei dem ermordeten griechisch-katholischen Erzbischof Johann Pommer hat letzt einwandfrei ergeben, daß der Erzbischof zwar durch die Revolver» schliffe tödlich verwundet worden ist, jedoch noch lebend mit Benzin und Petroleum be« gossen und angezündet wurde. Man hat in der Lunge Kohleteilchen gefunden, die beweisen, daß der Erzbischof noch gelebt hat, als Feuer angelegt wurde.
Die feierliche Ueberführung des ermordeten Erzbischofs in die Rigaer russische Kathedrale fand am Sonntag unter Beteiligung der gesamten griechisch-katholischen Geistlichkeit Lettlands statt. Annähernd 80 000 Einwohner bildeten für den Trauerzug Spalier.
..Sturm"-Adretten
Berlin, 15. Oktober.
Der Chef des Stabes sieht sich, um böswilligen Gerüchten entgegenzutreten, veranlaßt, folgendes bekanntzugeben.
Im Verordnungsblatt der obersten SA.- Führung, Nr. 29 vom 13. August 1934; habe ich grundsätzlich verboten, daß sich SA.-Dienststellen dazu hergcben, Empfehlungen an Firmen und deren Erzeugnisse zu geben und habe ferner angeordnet, daß überall dort, wo geschäftliche Bindungen mit irgendwelchen Firmen bestehen, diese sofort zu lösen sind.
Diese meine grundsätztrcye Einstellung ist bezüglich der Fabrikate der Sturm-Zigaretten- chbrik in Dresden in böswilliger Weise so ausgelegt worden, als ob die Sturm-Zigaretten- sabrik mit der Röbmrevolte zu tun gehabt hätte und vonoerSA. boykottiert werden müßte.
Es ist weder das eine richtig, noch das andere gewollt. Die Sturm-Zigarettenfabrik ist für die SA. ein reines Priva! unternehmen wie rede andere Firma a-ch
9er Hönigsmoed aufgeklärt
Der totgesagte Malay verhaftet — Zmroführer verschwanden
SV Vergleute unter Tag im Hungerstreik