MM „Der (Miller
Jahrgang 1934 Nr. LOS
Dienstag, 4. September
Brief aus Vwrzheim
Warum er so schweigsam war — Wasserfußball unter Breunig Leitung — Trok regt sich, Schauspielhaus folgt — Kino stark gefragt — Das „weiße Rötzl"
Es ist ein eigenartiges und garnicht mal unangenehmes Gefühl, eine zeitlang in den Regionen des Unbewußten zu leben; gleichsam einen wochenlangen Schlaf zu tun, während die Welt ihren Gang weiter geht. Das kommt davon, wenn ein Genosse von der Gilde der Motorradfahrer einen vom Rad schmeißt. Das Pflaster hats nicht gespürt, aber der Kopf. Doch nun: Drei Wochen war der Sänger krank — jetzt krächzt er wieder, gottseidank!
Viel ging nicht verloren, denn es ist die stille Zeit trotz allem Gewimmel auf den Straßen. Ferienzeit. Fremde, Durchreisende genug, sogar viele Ausländer, doch erscheinen sie leider nicht in der Pforzheimer Fremdenliste.
Die Goldstadt und die sie bewohnenden Menschen pflegen gegenwärtig ein Leben, das der Philosoph, sofern es ihn noch gibt, als ein Muster von Beschaulichkeit bezeichnen würde. Nichts besonderes lockt die Massen der Neu- und Wißbegierigen zu sich heran. Man muß sich regelrecht drehen und wenden, wenn man irgendwo etwas besonderes aufstöbern will. Lediglich die Sportler haben gute Zeit. Sie gehören zu den Menschen, die gleich der Jugend nie in verdrießlicher Stimmung sind und zudem als geborene Pforzheiiner stets ir- gendwo'einen Platz haben, der ihnen für den Abend oder über das Wochenende das bietet, was sie für Herz und Seele schlechthin benötigen, um sich neuen Geist und Mut für die kommende Woche zu verschaffen. So war es vergangenen Sonntag für die einen das Radrennen auf dem Buckenberg, das des Besuches wert war und für die anderen das unter Max Breunigs Regie veranstaltete Fußballwettspiel im Brötzinger Tal, wo dis aktiven Kräfte des „Klubs" mit Lenen des Kaiserslanterner Fußballklubs ihre Kunst verglichen. Mit Befriedigung stellten sie und die Zuschauer fest, daß es einen gewissen Unterschied gab und das war gut so. Wer weiß, wie sonst die Angelegenheit geendet hätte, die sowieso ganz den Charakter eines Wasserballspieles annahm, da kurz zuvor der sich über Pforzheim wölbende Himmel der Dreitälerstadt seine Grüße in Form eines überreichlichen Regens gesandt hatte. Wenn es sein muß, das heißt wenn es die Umstände erfordern, kann nämlich die Pforzheimer Sportlerschaft einen an sich eigenartigen Standpunkt oinnehmcn — einen Standpunkt, der etwa dem des Faustrechtes ähnelt und besonders stark mit Schme- lings „Ringhandwerk" konkurriert.
Nichtsdestoweniger — auch der übernächste Teil der Dreitälerbevölkerung kann sich unterhalten und amüsieren, wenn er nur die Schliche weiß, die ihm die Möglichkeit verschaffen, dem heimischen Herdfeuer zu entrinnen, um im Tempel der Kabarett- oder der Filmmuse zu landen. Die Gelegenheit der an Mittwochabenden sowieso häufigen Skat- und Schachpartien wurde letzte Woche von manchem diplomatisch ausgewertet, das heißt, man ließ sich die Neueröffnung des jetzt unter Di
rektor Frischs Leitung stehenden Trokaderos nicht entgegen. Wo es gelang, die Frau von einer dringenden geschäftlichen Unterredung oder sonst einem Ausredebehelf zu überzeugen, wurde der Umstand wahrgenommen, um sich da zu unterhalten, wo die „Wogen der Begeisterung und Freude" nachgewiesenermaßen immer noch am bewegtesten schlage::. Ein Programm mit lauter hundertprozentigenKa- barettkräften ließ den Eifer erkennen, mit dem die neue Verwaltung der Künstlerspiele sich der Angelegenheit bemächtigte. Die Zusammenarbeit mit dem hiesigen Bayer. Brauhaus kann nur gute Folgen haben. Der Pforzheimer ließ es sich übrigens sehr gern gefallen, daß man statt des überflüssig gewordenen Cafes ein Bierkabarett schuf. Bier und Wein steht in diesem Falle sowieso Höher im Kurs und erzeugt eine bedeutend „lebendigere" Stimmung, die ja schließlich da sein muß, um die auftretenden Künstler von der Dankbarkeit ihrer Aufgabe zu überzeugen.
Jetzt hat auch wieder die Stunde geschlagen, wo das Kino die Menschen in seinen Bann zieht. Während die vereinigten Lichtspiele ans früheren Jahrgängen sogenannte „Schmöker" hervorkramen, zündet im „Ufa" schon die Produktion der neuen Saison. Mit Erfolg zudem. Die „Czardasfürstin", von Martha Eggerth gesungen, läuft Abend für Abend vor ausverkauftem Haus und bildet — gewissermaßen vor dem Auftakt der Theaterabende das Tagesgespräch. Die Bühne vom Schauspielhaus wird übrigens gegenwärtig auch gerichtet, d. h. man verändert verschiedenes daran derart. Laß es den und jenen Uebelstand beseitigen und-dem Publikum Vorteile schaffen soll. Die gegenwärtig im Gang befindlichen Kulissenarbeiten und Umbauten greifen deshalb die Tageszeitungen als einzig
Landratten an i
Nach einiger Zeit sahen wir ein Weißes Wölkchen am Himmel, daneben einen Leuchtturm; beim Näherkommen sehen wir ein weiß gestrichenes Schiff, die „Königin Luise", auf die wir in Hörnum auf Sylt umsteigen und jetzt haben wir ein Schiff unter den Füßen, das MO Personen faßt. Im untersten Raum, den wir betreten dürfen, ist der Maschinenraum mit 12 Dieselmotoren für Antrieb, Licht und Kraft, dazu kommen Räume für Polizei- und Zollbeamte, Schiffsoffiziere und Reisende. Im nächsten Stockwerk ist Gesellschaftsraum und Restaurant, fünf Kellner bedienen hier. Auf Deck sind Schiebefenster und Bänke wie im Eisenbahnwagen an Leiden Seiten, Hocker und Liegestühle in der Mitte des Schiffes und ein Restaurationsraum zum Selbstbedienen; es springen aber auch, sieben Kellner hier herum, der Betrieb läuft fortwährend. Um Z^IO Uhr erfahren wir den Tod unseres verehrten Reichspräsidenten, die Flaggen gehen sofort auf Halbmast. Die See ist ruhig. Gegen 11 Uhr treffen wir vor Helgoland ein, draußen werfen wir Anker und nun kommen 10 bis 12 alte Kasten von Motorbooten mit je vier Mann Besatzung, um uns hinüberzubringen. Das Ausbooten ist ein altes Recht der Helgoländer; kostet mit Einbooten 1.30 Mk. Da schaukelts ganz gehörig und auch Spritzer bekommen wir ab.
gangbare „Sensation" auf und bringen Bilder über die Tätigkeit der Leute, die daran arbeiten.
Der Widerhall in der theaterbesuchenden Oefsentlichkeit blieb nicht aus; sichtlich steht die Bühne unter einem besseren Stern als in der vergangenen Spielzeit. Sehr viel neue Leute gehen am Pforzheimer Theaterhimmel auf, doch Jupiter-Wildberg (und Kapellmeister Leger) bleibt, der inzwischen auf der Kräheneck mit dem alten Stamm die Fahne hochhielt. Allerdings nicht zur reinen Freude. Man sieht ein, daß die Schauspieler auch im Sommer die Gelegenheit zum Spielen ergreifen und wird gegen den geschäftlichen Einschlag in dieser Hinsicht nichts einwenden. Aber daß gegen das „Weiße Rößl", ein Stück von — Blumenthal und Kadelburg, der Widerstand nicht rege wurde und Laß von denen, die Wallburg aus dem Sattel warfen, nichts dagegen unternommen wurde, das ist unverständlich.
Während die bezirksamtlichen Stellen aber gegenwärtig die Anhäufung der Pforzheimer Verkehrsunfälle stört, betreibt die Stadtverwaltung neue Pläne, um den letzten Rest der Arbeitslosen in die Reihen der produktiven Kräfte einzugliedern. Es wird immer schwerer, in gerechtem Sinne die Bedürfnisse zu befriedigen, die jeder hat, der noch ohne Arbeit ist. Gottseidank besteht aber zunächst überhaupt der Wille der Menschen, für das, was ihnen billigerweise in Form von Unterstützung zuerkannt ist, zu arbeiten. Früher gaben sich viele mit dem Umstand zufrieden, sorglos unterstützt worden zu sein, während man sich den Tag über aufs Ohr legte, von innen besah oder als Demonstrationsobjekt der Kommune mißbrauchen ließ. So ist die Sinnesänderung eines Volkes sichtbar geworden. Ir-
»er Wasserkante
Helgoland
Am Strand Hotels und Schaufenster an Schaufenster. Wir sind im Unterland, gehen weiter, steigen über 100 Staffeltritte hinauf und sind nun im Oberland. Der Weg geht noch „bergauf", zur Rechten eine Verkaufsbude an der andern wie auf dem Jahrmarkt, zur Linken geht der Blick nach Süden und West«: über das offene Meer. Hier oben standen die Strandbatterien, die schweren waren im Felsen eingebaut, eine Rollbahn im Innern der Insel stellte die Verbindung her. Man sieht unten viel abgsbröckeltes Gestein liegen, da und dort ist eine Betonmauer zum Schutz aufgeführt. Eine nach Osten abfallende Grasfläche, die spärlich bewachsen ist, überschreiten wir, gehen um die frühere Kaserne herum, kommen wieder auf die Bergstraße und sehen hinüber zur Düne, auf der einige Häuser stehen. Sie war mit Helgoland verbunden und ist jetzt Badestrand. Fuhrwerke oder Autos haben wir nicht gesehen, die Straßen sind zu eng, der ganze Verkehr mit Lasten geschieht auf Schubkarren. Aecker und Gärten gibt es auf Helgoland nicht, der Verdienst kommt vom Aus- und Einbooten und vom Handel mit Waren, die alle zollfrei sind. Eine durchschnittliche tägliche Besucherzahl von ca. 1000 bis 1200 Leuten ist in den beiden Sommermonaten. Wir dürfen unverzollt 10 Zigarren, 20 Ziga
retten, ein Pfund Schokolade, >» Liter Schnaps usw. mitnehmen. Die Läden stehen alle voll Leute. Bei der Landungsbrücke steht ein Denkmal für Dr. Peters, der Deutsch-Ostafrika an Deutschland brachte, wovon die Insel Sansibar für Helgoland eingetaufcht wurde.
Hamburg
Bei Feuerschiff Elbe II kam ein Lotse an Bord, in Cuxhaven stieg ein Teil Leute aus, um ll Uhr kamen wir an St. Pauli-Lau- dungsbrücken an. Freitag früh machten Unreine Hafenrundfahrt, wobei wir bei der Werst von Blohm L Voß das Schwimmdock ansehen konnten. Einen traurigen Anblick bietet der Wald von Masten von Schiffen, die in Ruhe liegen, weil sie nichts zu tun haben. Wir sahen den Elbtnnnel, betraten mit einem Auto zugleich den Fahrstuhl in die Tiefe nach dem 450 Meter langen, 21 Meter unter der Elbsohle liegenden Tunnel. Am riesenhaften Bismarckdenkmal kommen wir vorbei, und besteigen den Turm der Michaelskirche, fahren im Fahrstuhl 120 Meter hoch und haben hier einen herrlichen Rundblick auf das Häusermeer der Stadt, auf den Hafen und die Außenbecken. Wir sahen auch in Las Abbruchviertel hinein, es ist kaum glaublich, daß es so etwas heute noch gibt. Nach einer Alsterfahrt entlang den Villen und Gärten verbringen wir den Rest des Tages bei Hagenbeck in Stellingen, dem schönsten und reichhaltigsten Tierpark Deutschland. An Stelle der Absperrgitter sind hier mehr oder weniger tiefe Gräben mit glatten Außenwänden, die Behausungen sind im Innern der künstlich hergestellten Felsenberge. Am Samstag brachte uns die Vorortbahn in den Sachsen-Wald mit seinen starken Buchen und Eichen und nach halbstündigem Marsch an die Gruft Bismarcks. Bei einem anderthalbstündigen Morgenspaziergang zum zweitnächsten Bahnhof, kommen wir an vielen ungepflegten Villengärten vorbei und lesen oft „Verkäuflich". Wir hören, daß die Besitzer Hamburger Großkaufleute sind, die die Steuern für die Villen nicht mehr zahlen können und teilweise Unterstützung durch die Bolkswohl- fahrt erhalten. Den Nachmittag benützen wir zu einer Fahrt nach Blankenese an der Elbe, einem Sonntagsausflugort der Hamburger. An einem 80 Meter hohen Berghang liegen malerische Häuschen zwischen Blumengärten, meistens Ruhesitze von Seeleuten. Auf der Terrasse des „Süllberges" trinken wir Kaffee; auf der Elbe ist reger Betrieb; Paddelboote, Ruder- und Segelboote, Motorboote, auch ein Ozeanriese, ein Engländer, geht elbabwärts. Stundenlang kann man hier scharren, ohne zu ermüden. Alle Schiffe, auch die Ausländer, haben auf Halbmast geflaggt.
Um 11 Uhr finden sich alle im Hauptbahu- hof wieder zusammen, dazu zehn Urlauber, die vor acht Wochen im Enztal waren. Heute noch sprechen sie begeistert vom Errztal. Um 12 Uhr donnert der Zug aus der Halle, die Lüneburger Heide liegt jetzt in Dunkelheit, als es Tag wird sind wir nahe bei Bebra, in weiter Ferne ein Gebirgszug sichtbar, Kornfelder und Weiden; erst hinter Fulda wirds abwechslungsreicher. In Würzburg gibts einen Sturm auf eine Schenke und als wir auch Weinberge am Main erblicken, wissen wir, daß die Heimat nicht mehr weit ist. ffl. /L
Roman von Klara Laidhausen.
Nrheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, Regen»»«eg. 62. Fortsetzung. - Nachdruck vcrvoren.
Dithas Herz schlug bis zum Hals herauf. Also doch, doch — er liebte sie! Oh, warum hatte sie jetzt nicht den Mut, sich in seinen Arm zu werfen und die unselige Lüge zu widerrufen, die sie selbst trennend zwischen sich und ihm aufgerichtet hatte? Warum war sie so erbärmlich feig, ihm nicht sagen zu können: „Es ist ja alles nicht wahr — ich gehöre ja nur Dir und sonst keinem, denn sieh: ich selbst bin Ditha."
Nein, sie konnte es nicht. Sie konnte sich keinem Manne an den Hals werfen, auch dem einen, einzigen nicht, nach dem ihr ganzes Herz in tausend Schmerzen schrie.
Und schon war auch der richtige Augenblick ungenützt verstrichen. Mit einer Handbewegung, die alles Schwere und Trübe beiseite schob, sprang Franz Hormann auf die Füße. „Wollen wir jetzt Kaffee kochen? Ich denke, wir können nun doch bald an den Aufstieg denken, damit wir droben noch freie Sicht haben. Sie werden sehen, wie wundervoll das ist!"
Seine Stimme klang wieder froh und leicht und auch Ditha mühte sich, ihre schmerzliche Erregung, die zugleich jubelnde Freude war über die gewonnene Gewißheit seiner Liebe, abzuschütteln. Gehorsam kramte sie die nötigen Utensilien aus der Tiefe ihres Rucksacks, aber ihre Hände zitterten, als sie ihm die geöffnete Maschine zum Füllen reichte. Sie war dankbar, daß er einige Zeit benötigte, bis er eine Stelle des Baches gefunden hatte, wo das Wasser ganz klar floß — so gewann sie doch eine Gnadenfrist, sich zu fassen.
Als Franz zu ihr zurückkehrte, schien sie wieder die alte und ging in Ruhe daran, den Kaffee zu bereiten. Ihr gegenüber auf dem Bauch liegend beobachtete Dr. Hormann mit genießerischer Freude jede ihrer anmutigen Bewegungen. Und dann saßen sie nebeneinander, den stark duffMdLN
Mokka in den blanken Aluminiumbechern. In wiedergefundener köstlicher Laune hob Franz den seinen: „Prosit, Lorle, und Berg Heil!"
Lorle, Lorle! Klang nicht ein tausendfaches süßes, schmeichelndes Echo zurück aus der Waldestiese und dem Bergbachrauschen? —
Bittend streckte Franz der Genossin das Zigarettenetui hinüber.
Sie schüttelte lächelnd den Kopf: „Sie wissen doch, daß ich nie rauche, Franz!"
Ja, er wußte es. Sie rauchte nicht, ganz wie Ditha, die auch nie hatte glauben wollen, daß es ein Genuß sei, die zarten blauen Wölkchen mit ihrem feinen Aroma in die Luft zu blasen. Aber er ließ sich nicht so leicht abweisen.
„Machen Sie halt einmal eine Ausnahme," bettelte er, „mir zuliebe! Ein so altmodischer Mensch ich sonst bin — eine Zigarette in graziösen Frauenhänden, das habe ich gern und es erhöht meine Stimmung."
Natürlich widerstand Ditha diesem Bitten nicht länger, sondern nahm fügsam eine Zigarette zwischen Pie Lippen und ließ sich Feuer geben. Als sie aber die ersten bläulichen Wölkchen gen Himmel geblasen hatte — er hatte übrigens recht, es gab eine ganz prachtvolle Stimmung — sah sie ihn strafend an.
„Sind Sie nun zufrieden, Sie Tyrann? Wenn das so weitergeht, machen Sie mit mir überhaupt noch, was Sie wollen."
Franz sagte nichts als „Oho!" und paffte mächtig darauflos. Und dachte dabei: Wenn ich mit Dir machen dürfte, was ich wollte, Du süßes Ding Du, dann nähme ich Dich jetzt in die Arme und küßte Dich halbtot! —
Als die Glocke vom Tal herauf die dritte Nachmittagsstunde schlug, blies Franz zum Aufbruch. Unter Scherzen und Lachen half er Ditha, die benützten Geräte im Bergbach zu spülen und verstaute davon das meiste — ungeachtet ihres Protestes — diesmal in seinem Rucksack.
Nachdem Ditha dann noch ihre leichten Lederschuhe mit den kräftigen Bergstiefel» vertauscht hatte, begann der ApMeg.
Franz ließ Ditha vorangehen und beobachtete mit kundigem Blick, wie leicht, ruhig und regelmäßig sie ausschritt. Er hatte absichtlich für den ersten Tag der Wanderung diese leichte Tour gewählt, um sich erst ein Bild über ihre Leistungsfähigkeit machen zu können. Nun sah er mit Befriedigung, daß sie durchaus kein Neuling auf dem Gebiet des schönen alpinen Sportes war und sicher auch größeren Anforderungen mühelos gewachsen sein würde.
Sicher hatte sie schon größere Touren gemacht — warum nur schwieg sie sich auch darüber so hartnäckig aus wie über alles andere, was ihr früheres Leben betraf? Ob das auch jetzt nicht bald anders werden würde, jetzt, wo sie doch Freunde geworden waren? Er wollte die Hoffnung nicht fallen lassen, daß sie doch eines Tages, wenn diese Freundschaft erst erstarkt und gefestigt war, den Weg zu Vertrauen und Offenheit finden würde. An ihm wgr's. treu und un- ermüdet darum zu dienen.-
» E * _.
Cie hatten es geschafft. Wohl eine Stunde nlang weiltr. sie schon droben auf dem Gipfel des Wendelstein und wurden nicht müde, die trunkenen Augen in die Runde schweifen zu lassen.
Er hat keine sonderlich« Höhe, dieser mit Recht so besuchte Lieblingsberg der Altbayern. Nur etwas über eintausendachthundert Meter hoch gehört er noch zur Kette der Vorberge, von denen er allerdings der höchste und seiner Form nach auffallendste ist. Aber gerade dem Umstand, daß er zu diesen vorgeschobenen Bergen gehört und über alle ihm naheliegenden Gipfel hinausragt, verdankt er seine wundervolle Fernsicht. Hier tritt nirgends, wie dies tiefer in den Bergen wenigstens nach einer Seite meist der Fall ist, ein benachbarter Gipfel hemmend vor den Blick — frei schweift das Auge nach allen Seiten in die unendliche Ferne, auf die schneegekrönte Hochgebirgskette — von den Allgäuer Alpen angefangen bis zu den letzten Ausläufern der Tauern — und hinaus in die weite Ebene bis an die Donau und die grünen Höhen des Bayerwaldes.
^ LLorüMma iolat^ ^