Jahrgang 1634 Nr. 203
„8kl Elüüükl
Blilltes Ms M Welt
Von der Micky Maus
Die bei uns in den Kinos so viel gezeigte Micky Maus beschäftigt zurzeit zweihuuderl Leute. Jeder der Micky-Maus-Filmc erfordert zu seiner Herstellung etwa hunderttau. send Mark. Im ganzen werden von dem Hersteller der Filme, Walt Disney, etwa zwei Millionen jährlich verausgabt, während die Filme ihm.eine Einnahme von mehr als mns Millionen bringen.
Schuhputzautomaten in London
Auf den Straßen in London sind vielfach Shuhputzautomaten aufgestellt. Unten hl eine Leffnung angebracht, in die man dev Fuß stellt, nachdem man seine Münze ein- geworfen hat. Nach wenigen Sekunden kann man den Füß mit dem spiegelblank geputz- ten Stiesel wieder herausziehen.
Wann passieren die meisten Unfälle?
Die Stunde der Woche, in der die meister Derkehrsunsälle Vorkommen, ist die Zeit vor 5 bis 6 Uhr am Samstag nachmittag.
- Mord in den Dolomiten
, Am Karer See in den Dolomiten wurde eine dort zum Sommeraufenthalt weilende Frau aus Messina erschossen, als sie mit ihrem Gatten einen Spaziergang durch den Wald machte. Plötzlich tauchte ein Mann auf, der zwei Schüsse auf die Frau abgab. Sie wurde schwer verletzt in eine nahe gelegene Villa gebracht, wo sie kurz daraus starb. Die Hintergründe der Tat sind noch völlig ungeklärt. , . „
Der Pulsschlag
Der durchschnittliche PulZfchlag der Kinder beträgt 126 in der Minute, bei erwachsenen Männern 80, bei Sechzigjährigen etwa 60. Der Plusschlag der Frauen ist schneller als der der Männer.
' Beobachtungen im Alltag
Der Juli ist in bezug auf Geburten der schwächste Monat des Jahres. Es werden nur halb so viele Kinderbettchen gekauft wie im Februar. Im Februar, März und April ist die Nachfrage nach Babybetten größer als in allen anderen Monaten des Jahres. Die Verlo- bungssaison des Jahres ist jetzt auch vorüber. In den drei Monaten April, Mai und Juni werden ebensoviele Verlobungsringe verkauft wie in allen übrigen Monaten zusammengenommen.
25 Meter lange Brücke gestohlen
Lus Opfer eines nicht alltäglichen Diebstahls wurde die Gemeinde Treviso (Vene- tien), wo in dem Dörfchen Canizzano zur Nachtzeit von unbekannt gebliebenen Tätern die Brücke über den Sile-Fluß vollständig gestohlen wurde. Es handelt sich dabei um eine unmittelbar nach der Kriegszeit aus amerikanischem Lürchen- holz konstruierte 25 Meter lange Brücke, die auf drei großen Holzpseilern ruhte.
Hetzblatt erneut beschlagnahmt
Die Samstagausgabe des in Kattowitz erscheinenden sozialdemokratischen Hetzblattes „Volkswille" wurde ebenso wie die letzte Ausgabe am Dienstag von den polnischen Behörden wenige Stunden nach Erscheinen beschlagnahmt. Auch die Samstagausgabe enthielt unflätige Angriffe gegen das deutsche Staatsoberhaupt.
Rußlands Vevölkerungsziffer wächst
Die Bevölkerungszahl in Rußland wächst mit Riesenschritten. Das Land hat 161 Mil- lionenEinwohner und hat sich seit dem vorigen Jahre um 3 Millionen vermehrt.
Die Jacht als Vergnügungsdampfer
Die Jacht „H o h e n z o ll e r n" des ehemaligen Kaisers gehört jetzt einer schwedischen Gesellschaft und wird als Vergnügungsdampfer benutzt.
Na» 63 Jahren gefreit ^
Vor einigen Tagen erschien von dem Standesamt in Bukarest als Bräutigam der drei- undachtzigjährige Ivan Biljuc mit seiner Braut Lucia, die achtundsiebzig Fahre zählte. Das „junge Paar" strahlte vor Glück. Und vor allem Ivan hatte auch alle Ursache zur Freude, denn nicht weniger als dreiundsechzig Fahre mußte er auf seine endgültige Vereinigung mit seiner Jugendgeliebten warten...
Damals wollte der schneidige, aber arme Ivan die fünfzehnjährige Lucia heiraten; und Lucia wollte das Gleiche. Die Eltern aber verweigerten ihr Ja und zwangen die Tochter zur Heirat mit einem steinreichen, aber alten Manne. Da packte Ivan die wilde Verzweiflung, er nahm sein Bündel und wandert« nach
Amerika aus, um sich ein Vermögen zu machen — und dann vielleicht, wenn Lucia frei geworden, noch einmal um ihre Hand zu Litten.
Ivan hatte schwer zu kämpfen, Jahre vergingen. Da lachte ihm das Glück. Er machte eine Erfindung, die ihm schnell Ruhm und Reichtum brachte. Gleich schrieb er in die Heimat — und mußte erfahren, daß Lucias erster Mann zwar verstorben sei, sie aber nach zwei Jahren wieder geheiratet habe und inzwischen Mutter von fünf Kindern geworden sei...
Was blieb zu tun, um zu vergessen? Ivan vergrub sich wie ein Rasender in wilde Arbeit— und fast Wider seinen Willen, ans Gram und Trotz, wurde er vielfacher Millionär. Lucia zu vergessen aber gelang ihm nimmer. Immer wieder fragte er in der Heimat an — die Jahrzehnte verrauschten — dann aber kam die Kunde, daß Lucia abermals Witwe geworden sei. Und nun eilte der Greis über das Weltmeer heim, stand nach 63 Fahren bittend vor der Unvergessenen — keines Wortes bedurfte es mehr, die Hochzeit fand kürzlich statt, und eine große Gesellschaft gab voller Rührung den endlich Vereinten das Ehrengeleit zum Standesamt und zur Kirche.
Das Testament des Frauenfeindes
Der kürzlich verschiedene amerikanische Rechtsanwalt Zing in Newyork galt schon zu Lebzeiten als größter Frauenfeind seiner Zeit, eine Behauptung, deren Beweis Zing selbst durch sein Testament lieferte. In diesem Testament sind vor allem große Geldpreise für den besten frauenfeindlichen Roman, der in den nächsten drei Jahren erscheint, ausgesetzt worden, außerdem aber — und das dürfte Wohl die seltsamste Forderung sein, die je ein Frauenfeind nach seinem Tode stellte — außerdem soll aus den 500000 Dollar des Ver
mögens, das der rührige Anwalt hinterließ, eine prunkvolle Bibliothek erbaut werden, in der nur Werke, die von Männern geschrieben wurden, vorhanden sein dürfen. Ueber dem Portal hat nach testamentarischer Feststellung in riesigen, goldpruukenden Lettern, die nachts erleuchtet werden, zu stehen: „Für Frauen ist der Eintritt verboten!" Zeitschriften, in denen Frauenbildnisse oder Artikel von Frauen zu finden sind, müssen beschnitten werden. Bücher von anerkannten Frauenfeinden jedoch stehen an sichtbar bevorzugten Stellen, ebenso werden in der Wandelhalle Büsten der größten Frauenfeiude aufgestellt werden. Auf einem Ehrenpodest: der deutsche Philosoph Schopenhauer, von dem Zing annahm, er sei der tiefste und ehrlichste Frauenfeind der Welt gewesen. — Es ist Wohl verständlich, daß die amerikanischen Frauenverbände (und es sind nicht wenige!) sofort Protest eingelegt haben, damit „Amerika die Schande erspart bleibe, ein so schmähliches Denkmal niedrigster Gesinnung als einziges Land der Welt zu besitzen." Wie unsinnig der Haß Zings sei, gehe doch schließlich aus der einfachen Tatsache hervor, daß er ohne eine Frau ja nicht hätte auf die Welt kommen können. Womit die Amerikanerinnen allerdings Recht haben.
Wie die ganze Angelegenheit ausgehen wird, weiß wahrscheinlich nur der Richter, dem die strittige Frage zur Bearbeitung zugewiesen wurde. Wenn der auch ein Frauenhasser ist —
Zeder dark
inNücnberg MlvoravUeren
Aber nur außerhalb der Sperrgrenze Berlin, 30. August.
Die Organisationsleitung des Reichsparteitages 1934, Abteilung Presseund Photo, teilt mit:
Eine Unzahl von Bildberichterstattern, Fach- und Amateurphotographeu hat direkt hei der Organisationsleitung oder bei anderen Bildstellen die Ausstellung eines Ausweises zum Photographieren auf dem ReichsparteitaK beantragt. Die Organisationsleitung sieht 'sich außerstande, jeden Antrag einzeln zu beantworten. Die Organisationsleitung hat sich, daher entschlossen, während des Parteitages 1934 den Bildberichterstattern der Zeitungen, sowie jedem Fach- und Amateurphotographön, gleichgültig ob In- oder Ausländer, dieuneinge- schränkte Herstellung von Photos und Schmalfilmausnahmen außerhalb der Sperrgrenze ohne besonderen Ausweis zu gestatten. Es ist lediglich nicht gestattet, die jeweils selbst gewählten Plätze zu verlassen, wenn dadurch die Veranstaltung gestört wird.
Innerhalb der Absperrung kann im Interesse der Würde der Veranstaltung nur eine ganz beschränkte Anzahl von Bildberichterstattern zugelassen werden. Die zugelassenen Bildberichterstatter sind direkt benachrichtigt worden. Antragsteller, die keine Benachrichtigung erhalten haben, können auf Zulassung innerhalb der Sperrgrenze nicht rechnen.
WAE
- - -.!
E.M.W
WWW
MWW
EWAW
Ein Umschulungslager für Grotzstadtmädels in Polkitten (Ostpreußen). Nach Ablauf der vier- bis sechswöchigen Kurse treten sie als Landhelferinnen ein.
WZ
KF
Roman von Klara Laidhausen.
Aryeberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, NegenSburg. 60. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Ditha freute sich wie ein Kind über die gelungene Überraschung. „Ich muß doch dafür sorgen, daß Sie auf der Tour Ihren geliebten Nachmittagskaffee nicht entbehren. Ganz umsonst sollen Sie mich nicht mitgenommen haben!"
„Umsonst!" wiederholte er und seine Augen sprachen so beredt, was sein Mund verschwieg, daß Ditha verwirrt den Blick auf ihren Teller senkte.
Zum Glück überbrückte eine willkommene Ablenkung fast augenblicklich das Schweigen, das sich nach diesem letzten Wort zwischen sie senken wollte. Mit rüstigen Schritten kam die betende Kreuzträgerir von vorhin von der Kapelle herüber gleichfalls dem Gasthaus zugeschritten und ließ sich bescheiden an einem der langen, ungedeckten Holztische nieder. Ditha beobachtete eine Weile schweigend, wie sie aus einer schwarzen Henkeltasche mitgebrachten Vorrat zog und zu essen begann — dann beugte sie sich näher zu Franz hinüber. „Glauben Sie, daß man nach ihrem Kummer fragen dürfte? Vielleicht könnte man irgendwie helfen!"
Statt einer Antwort wandte Doktor Hormann sich um und rief in dem anheimelnden altbayerischen Dialekt, der ihm als Münchner wohl geläufig war, zu der Frau hinüber: „Geh, Frauerl, setzens Eahna doch zu uns da her! So alloa schmeckt's ja net!"
Die Frau erhob sich sofort und nahm mit einem einfachen „Wenn's verlaubt is!" neben Ditha Platz. Sie hatte jetzt das Kopftuch abgenommen und sah mit dem noch vollen kastanienbraunen Haar, das straff an der Stirn gespannt und in einem Knoten am Hinterkopf festgesteckt war, wesentlich jünger aus als vorher. Wahrscheinlich war sie erst knapp in den Vierzigern, doch verrieten der schon gebückte Körper und das gefurchte Gesicht deutlich die Spuren harter Arbechh
Ihre Kleidung zeigte die Mischung bäuerlicher und städtischer Mode, die leider so vielfach die schöne alte Tracht verdrängt hat. Sie war, obschon offenbar sorgfältig gehüteter Sonntagsstaat, ziemlich mitgenommen — wie ja auch der Umstand, daß die Frau keinen der üblichen flachen Hüte mit goldenen Quasten und langen schwarzen Seidenbändern trug, deutlich für ihre Armut sprach.
Amüsiert lauschte Ditha dem lebhaften Gespräch, das sich bald zwischen Franz Hormann und der neuen Tischgensssin entwickelte. Wenn es ihr auch nicht gelang, den Dialekt, namentlich den sehr breiten der Frau, völlig zu enträtseln, so verstand sie immerhin genug, um verfolgen zu können, mit welchem Geschick und wieviel Kenntnis der Volksseele Franz die Frau allmählich aus sich herauslockte und auf beträchtlichen Umwegen schließlich dahin brachte, wo er sie haben wollte: von dem zu sprechen, was sie hierhergesührt hatte.
Es war keine außergewöhnliche Geschichte, die sie da zu hören bekamen und die ruhige, leidenschaftslose Art, mit der die Frau sprach, ließ kaum das Gefühl aufkvmmen. daß sie sehr darum litt. Das bayerische Landvolk ist rauh wie seine Berge und trägt sein Herz nicht auf der Zunge. Aber Ditha war hellhörig genug, den Unterton namenlosen Mutter- fchmerzes aus den schlichten Worten herauszuhören.
Sie hatte ein vierjähriges Kind — ,,S' oanzige Dirnei nach fünf Buam" — das seit Monaten gelähmt war. „An Dokta?" Sie schüttelte auf Dithas erregte Frage ein wenig müde den Kops. „Na, an Dokta Ham mer net g'holt. Mir san draußt in der Einöd und arme Häuslleut', mir Ham koa Geld für an Dokta. Da Vurgamoasta hat uns amoi g'hoaßn, daß von da Emoa was gschiecht—z' Minka drin gab s an Anstalt für solchem Kinda — aba 's is nix ausananda- ganga. Da bin i halt heunt da uma und Hab' mer denkt, d' Muatta Gottes kannt Helsa a ohne Dokta."
Gläubig vertrauend hing ihr Blick an dem Kapellentürmchen, indes einen kurzen Augenblick lang die rauhe Hülle wich und einen Strahl der heißen, leidensvollen Mütterlich«^ die mit all Wer Wacht auch « LW» LE»-
herzen brannte, über Franz und Ditha hinlodern ließ. „So a liabs Dirnei is!" Mühsam verhaltene Tränen zitterten durch das Wort.
Tröstend legte Ditha ihre weichen gepflegten Finger über die arbeitsroten der Frau. Ihr Blick ging bittend zu Dr. Hormann hinüber. Er mußte helfen, da ihr selbst noch die Hände gebunden waren. Sie zweifelte nicht, daß er helfen würde, sonst — ja sonst würde es ein Gebot heiliger Nächstenliebe sein, alles andere beiseite zu setzen und ihr Geheimnis preiszugeben. Sonst dürfte sie nicht mehr zögern zu sagen: Ich will dir helfen soweit Menschenkrast zu helfen imstande ist, denn sieh, ich bin Arzt und habe selbst eine Anstalt, in der schon manche Kinder wie das deine gesund geworden sind. —
Nein, es war nicht nötig. Behutsam um nichts von itz^em rührend kindlichen Glauben zu stören, sprach Dr. Hormann zu der Frau. Daß sie gewiß nicht umsonst um Hilfe gelltet, habe, ja daß diese Hilfe schon da sei. Er sei Arzt und wükbe in zehn Tagen, wenn er seine Bergtour beendet habe, kont- men und die Kleine abholen, um sie nach München zu bringen, wo dann für alles gesorgt würde. Und wenn es qM vielleicht mit dem Lisei nicht ganz gut würde, so könnte'es doch aus alle Fälle viel, viel besser werden.
In ungläubigem Staunen hingen die Augen der Frau an seinem Mund — sie konnte so schnell nicht fassen, was ihr da geboten wurde. Mechanisch gab sie Antwort auf die Fragen nach ihrem Namen und der Lage der Einöde, in der sie wohnte und nickte willig zu den einfachen, fachlichen Ratschlägen, die Franz für die Zwischenzeit gab.
Dann aber kam ihr das Verstehen. Sie machte auch jetzt nicht viel Worte, sah ihn nur an mit Augen, die durch Tränen schimmerten und streckte ihm zitternd die abgearbeiteten Hände über den Tisch: „Unser Herrgott wird's Eana Ver» gelt'n, Herr Dokta! S' Liefet und i — mir wern alle Tag für Eana bet'n, Und tagt — iazt gehn' i nomoi in d' Kapelln umij", . . , > ,
^ ^ < ^<-> 4.1, - ^ (Fortsetzung folgt.)