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Jahrgang 1934 Nr. 202

Freitag den 31. August

Guter Sommer im Flugverkehr

Mies aus aller Welt

Unser neuer Zeppelin

DerLZ. 129" wird zum Herbst fertig­gestellt werden der größte und erste Zep­pelin, in dein das Rauchen erlaubt sein wird. Die Aushebung des Rauchverbots ist deshalb möglich gewesen, weil die Gaszellen des Nie s e n lu f t s ch i s s e s nicht mehr wie bisher mit Wasserstoff gefüllt werden, son­dern mit dem unbrennbaren Heliu m.

Wettflug nach Australien

In wenigen Wochen wird der große Flug LondonMelbourne vor sich gehen, dessen Gewinner den Preis von 10 009 Pfund be­kommt. In der Hauptsache werden Eng­länder, Amerikaner. Italiener, Franzosen und Holländer daran teilnehmen. Man hofft, die Flugzeit nach Australien aus drei bis vier Tage Herabdrücken zu können. Sicherlich wird es gelingen.

Erziehung zur Sauberkeit ~

In Neuyork hat man einen Weg ge­funden, dem Uebel des Papierwegwersens auf der Straße zu steuern. Wer dabei er­tappt wird, daß er Papier aus die Straße oder auf den Rasen wirft, muß Straft zahlen. Kann er das nicht, so muß er zwei Stunden lang Papier aufsammeln. Auf diese Weise wird er dazu erzogen, von seiner schlechten Angewohnheit zu lassen. Rur schade, daß man nicht jeden Sünder gleich beim Kragen hat!

Lachen macht gesund

Der französische Arzt Dr. Pierre Pachet in Paris hal eine Schule des Lachens eingerichtet, in der Ueberzeugung, daß die Menschen im Lachen das allerbeste Heilmittel besitzen. Er versammelt seine griesgrämigen Patienten in einem völlig dunklenZim- iner und entläßt sie erst dann wieder, wenn lie durch Lachen in gute Stimmung gekom­men sind.

Fliegerabwehrturm bei Paris geplant

Wie aus Paris verlautet, sind die zu­ständigen Behörden gerade mit der Prü­fung eines überaus kühnen Gedankens be- schästigt. Dabei handelt es sich um den Bau eines Stahlbetonturms von 2000 Meter Höhe, der sich nahe Paris in der Gegend von Jssy-les-Moulineaux erheben soll, um dort künftig der Luftverteidigung der französi­schen Hauptstadt zu dienen. Er soll im Innern mit Aufzügen versehen sein und außerdem eine schraubenartige Rampe be­sitzen. Bei jeweils 600, 1300 und 1800 Meter Höhe sind Plattformen vorgesehen, die von dem Turm herausragen und einen Durch­messer von 400 und 357 Meter haben sollen, Sie dienen als Startflächen oder Rollfelder für die Verteidigungsflugzeuge. Noch weiter oben an der Spitze des Turms sollen dann Luftabwehrbatterien, die Kommandoräume. Beobachtungsstellen und Unterkunstsräume eingerichtet werden.

Die längste Brücke der Welt

Im Jahr 1937 wird die Brücke, die San Franzisko mit Oakland verbindet, und die die längste Brücke der Welt sein wird, fertig.

Gymnastik Pflicht

In Jugoslawien ist kürzlich ein Ge­setz herausgekommen, das allen Einwoh­nern des Landes, Männern wie Frauen, die im Alter zwischen 7 und 20 Jahren sind, gebietet, an Gymnastikkursen teil­zunehmen.

Das neue ^breivkeo der Oeutsekea

Der keieksiuwister kür lluktksdrt Kai kür dis ^ngekörigeii der Oeuisckeo l.uktkallsa diese» neue ^dreicüell geaelnuigt, das eine Zlücldicü» Verbindung des Uobeitsreickens des neuen Keicbes init dem bisberigen llultbansaabreicben darstellt. r

Berlin, 29. August.

Am 1. September tritt im europäischen Luftverkehr der H e r b st f l u g p l a n in Kraft. Das Streckennetz der Deutschen Lufthansa er­fährt zu diesem Zeitpunkt lediglich insofern einige Aenderungen, als mehrere dem Erho­lungsreiseverkehr dienende Fluglinien weg­fallen. Der zwischenstaatliche und inner­deutsche Flugverkehr wird jedoch auch während der Herbstmonate im vollen Umfange aufrechterhalten. Im Vergleich zu den Vorjahren weist der Herbstflugplan erheb­liche Verbesserungen auf; während z. B. in den Jahren 1932 und 1933 der Ueber- gang vom Sommer- zum Herbstverkehr eine Verringerung der täglichen Flugleistung der Lufthansaflugzeuge um 22 v. H. bzw. 14 v. H. zur Folge hatte, liegt die Verkehrsleistung in diesem Jahr nur noch etwa 7 v. H. unter der Höchstleistung des Sommers.

Blitzflüge auch im Seplembe»

Auf 56 Fluglinien, von denen sieben dem Post- und Expreßgutverkehr dienen, be­stehen ausgezeichnete Schnellverbindungen zwi­schen 38 deutschen und 26 ausländischen Groß­städten. Zwischen vielen Verkehrszentren wird der Flugdienst auf mehreren Kursen durchge­führt, so z. B. von Berlin nach London, Am­sterdam, Paris, Wien, Zürich, Königsberg, Breslau, München, Stuttgart, Frankfurt/M., Köln, Hamburg u. a. Der erstmalig im Som­mer mit Schnellflugzeugen des Musters Heinkel He. 70 eingeführte Blitzverkehr zwischen

Berlin, Hamburg, Frankfurt a. Mi und Köln, der schnell große Beliebtheit beim reisenden Publikum erlangt hat, wirdäuchimSep- tember beibehalten. Ebenso besteht Sonntagsdienst weiterhin auf den Linien Ber­linLondon, BerlinParis, BerlinRom, BerlinKopenhagen, sowie BerlinMoskau und Leningrad. ,

Benutzt den Nachkexpreß für Güterverkehr

Neben den im Personenverkehr gebotenen sehr günstigen Reisemöglichkeiten verdienen die P o st- und Expreßgut st recken das In­teresse der Geschäftswelt. Da diese während der Nachtstunden beflogen werden, bieten sie für den Versand von Post- und Frachtgut nach den westeuropäischen und skandinavischen Län­dern außerordentliche Verkehrsvorteile; so trifft um nur einige Beispiele zu nennen eine Postsendung, die um 23 Uhr Berlin verläßt, bereits am anderen Morgen gegen 5.30 Uhr in London, Brüssel oder Paris ein, d. h. noch rechtzeitig vor der ersten Postbestellung. Eine Expreßgutsendung, die um 22 Uhr in Nürn­berg aufgeliefert wird, kann schon am frühen Vormittag des nächsten Tages dem Empfänger in Kopenhagen zugeleitet werden.

Luftpost Deutschland Südamerika allwöchentlich

Der regelmäßige Luftpost dien ft zwischen Deutschland und Südamerika verkehrt wie bisher weiter jedeWoche, am Samstag ab Deutschland.

Lunte entzündet ist und sich langsam schwe­lend Millimeter um Millimeter an den Sprengkörper heransrißt. Vor uns stehen steil die roten Warnflaggen, wir haben uns engandieWandgedrückt, und dann ist alles schneller vorüber und weniger auf­regend, als man geglaubt hatte.

Ein dumpfer Knall nur, dann ein Geräusch, als wenn eine Riesenschüssel Wasser ausgegos­sen wird, eine Staubwolke, sie verteilt sich schnell, und nun sind die Arbeiter schon wieder auf der Strecke, um mit Luftdruckhämmern die Wand zu glätten. Wie die Friseure den Bart mit dem Messer, nehmen sie der Wand die stei­nigen Stoppeln aus dem Gesicht, bis es ganz glatt und sauber geworden ist. Vierzig Meter hoch steht dieses Gesicht der Wand steil über uns. Was noch darüber hinausragt, kann man von der Straße aus nicht sehen, da das Blick­feld von dem herausgeschnittenen Profil be­grenzt wird. Aber zur anderen Seite hin, da ist der Blick frei.

Wir haben jetzt Standplatz an einer Stelle der Straße, die später Autoparkplatz und Aussichtskanzel fein soll. Es wird sich lohnen, den Wagen hier zum Halten zu brin­gen, denn was man hier zu sehen bekommt, ist Schönheit schlechthin. Es ist Erhabenheit und zaubervolle Romatik zugleich. Es ist Größe und Anmut, Kraft und Verträumtheit. Es ist ein überwältigendes Naturschauspiel auf der Frei­lichtbühne der deutschen Alpen.

Hundert Meter hoch, vom Bach aus steigend, wellt sich ein Hang aus Tanneu, Eichen und Buchen bis zum Rand der steilabfallenden Aus­sichtskanzel, die auf einem Quaderfundament weißgefugter Heller Betonformsteiue ruht. Diese Stützer der Straße" werden gerade verlegt. Eine halsbrecherische, gefahrdrohende Arbeit über der Schlucht.

Da ragen hoch Reiteralp und Watzmann, und wir sehen sie in ganz anderer Form, als man sie sonst von Berchtesgaden aus zu sehen gewohnt ist. Wuchtig schließen sie das Tal ab, während der Blick nun bewundernd zu den nahen Felswänden des Ristfeuchthorns hin­überschweift. Und da, was sehe ich, sehe ich recht, Gemsen! Gemsen klettern, und man erzählt mir, daß sie sich nach anfänglicher Scheu an die Arbeiter gewöhnt hätten und sich nicht mehr auf ihren Partien stören ließen. Sie sind sogar schon gemalt worden.

Ein Professor aus Berlin saß hier zehn Tage mit seiner Staffelei und malte Bilder dieses schönsten Abschnittes der Straßen Adolf Hit­lers. Er fing bei Mauthäusl, dem uralten ehemaligen Zollhäuschen, das jeder einmal ge­sehen haben muß, zu malen an, und jetzt soll er irgendwo an einem romantischen Gebirgs­tal bei Oberwössen sitzen und die Stimmung der Schönheit der deutschen Alpenstraßen fan­gen. Vielleicht werden wir eines Tages mit einer Sonderausstellung dieser Gemälde über­rascht. . .

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Es sind eine ganze Re:-? SNr Aussichtskan» zeln und Park- und Rastplätzen geplant. Man wird an diesen Blickpunkten auf die schönsten Abschnitte der Strecke nicht unaufmerksam vor- übersahren können, da sich jeder Aussichtsplatz dem fahrenden Wagen ankündigt. Nicht etwa durch Schilder oder Wegweiser, die hier völlig unangebracht wären, sondern bei der Annähe­rung zum Aussichtsplatz wird die Brüstung der Straße um einen Viertelmeter niedriger sein, als sonst auf der Strecke, und wird dem Fahrer melden, daß es sich lohnen muß, die Bremsen zu ziehen und den Leerlauf einzukuppeln. Ich glaube sicher, daß der Fahrer auch den Motor abstellen wird; denn jeder Aussichtsplatz zwingt längere Zeit zu verweilen.

Die Brüstung der Straße wird sich malerisch der Natur einzugliedern versuchen. Sie wird abschließend mit Moos gedeckt sein, was schön und nützlich zugleich ist. Damit wird es aber noch eine gute Weile haben. Die Arbeiten hier sind zeitraubend, da eine Gebirgsstraße zu bauen etwas anderes ist, als die Potsdamer Straße zu asphaltieren.

Besonders schwierig werden die Arbeiten nach großen Regenfällen, da die Niederschläge zahl­reiche Felsrutsche bringen. Sehr viel Mühe kostet auf dieser Strecke auch die Umleitung einer uralten hölzernen Salinenleitung, die von Berchtesgaden bis nach Rosenheim läuft. Man muß sich auch immer wieder vorstellen, daß hier aus einer ehemals viereinhalb Meter breiten Straße eine neun Meter breite Straße gemacht wird. Die notwendigen vielen Verle­gungen und Umlegungen ungerechnet, wird auch jedem, der nicht die Straße sah, die Ge­waltigkeit dieses Werkes aufdämmern.

Auf neuneinhalb Meter breiter Straße durch und über die Berge an der Schönheit der Alpenwelt vorüber, auf idealer Fahrbahn in die Gewaltigkeit der Natur! Von Bremen oder Königsberg, von Köln oder Berlin, von Sach­sen oder Westfalen, vom Rhein her oder von der Oder, aus Norddeutschland oder aus Süd­deutschland: die Straßen Adolf Hitlers führen uns heran! Die Welt wird von ihnen sprechen, wenn der Tag kommt, da die Startbänder der Straßen Adolf Hitlers zur Fahrt in das schöne Deutschland zerschnitten sind.

Re Straßen Adolf Hitlers

Großartige Vauarbeite« i« de« Alpen

Wir find wieder zur Baustelle gewandert. Gehupft und gesprungen, denn die Straß« ist sehr steinig, ist mitten in der Bearbei­tung, und es ist notwendig, etwas turnen zu können. Für meine Begriffe lagen zwei Kilometer lang Tausende von Findlingen umher, aber der Baurat, der mich führte, meinte, daß da nur etwas von der Wand abgeplatzt sei. Er sagte sogarScherbe n" zu den stattlichen Felsblöcken und sprach ge­ringschätzig von unbrauchbarem Material Die Arbeiter, die dieScherben zusammen­kehren", haben viel Spa^ Vielleicht nicht ft »iel an der Arbeit, als daran, mich zu sehen. )ch habe mich nämlich nach den Gründen hier unbändigen Heiterkeit erkundigt, und nan hat mir hinter der vorgehaltenen Hand perbindlich ins Ohr geflüstert, daß. mgn ach

einer Gebirgsstraße unter Gebirglern in langen Beinkleidern, mit randgenähten Schuhen und Schlips und Kragen immerhin eine besondere Note trägt. Dann aber, allen Spaß beiseite, steht man gebannt vor dem gigantischen Werk dieses Bau­abschnitts der Deutschen Alpenstraße. Jetzt hat man nur noch Ohr für die Pre ß. luftbohrer, die sich ratternd in das Ge­stein einwühlen, und nur noch Auge für di« Bergwand, die von Menschenkraft und Menschenwille zerbrochen wird, um der Straße Adolf Hitlers freie Fahrt zu bahnen.

Eben sind die Sprengpatronen eingesetzt. Ihre roten, warnenden Köpft ragen nur noch eine Winzigkeit aus der Wand heraus. Langgezogene Hörnerfignale fordern, die Sprengzone freizumachen. Wir suchen hastend Deckung, während bereits die

S«r SttlmnMmel lm Ecptrin»«

Im September müssen wir von dem bis­herigen Abendstern Jupiter Abschied neh­men, mit ihm auch von der leuchtenden Spika. Beide Sterne verschwinden sehr bald vom Dämmerungshorizont und lediglich in den Tagen des 11. und 12. mag es gelin­gen, Jupiter bei Sonnenuntergang zu beob­achten, wenn die junge Mond­sichel in seiner Nähe steht. Auch eine Reihe gewohnter Sternbil­der verschwindet vom abendlichen Himmel. Im Südwesten findet man anfangs noch die letzten Sterne des untergehenden Schüt­zen. Mit ihm verschwinden auch Schlangenträger und Schlange im Westen. Im Nordwesten stehen Bootes und Krone im Unter­gang. Dagegen kommt im Osten der Walfisch herauf. In mond» lichtfreien Nächten lohnt es, nach dem großen Andromedanebel in dem gleichnamigen Sternbild Ausschau zu halten, ebenso in der Morgendämmerung nach dem Tierkreislicht. Der Tierkreis er­hebt sich jetzt ganz steil über den Horizont.

Unter den Planeten ist Merkur unsichtbar. Venus strahlt nach wie vor am morgendlichen Himmel. Aber sie nähert sich all­mählich der Sonne und muß gegen Sonnenaufgangsehr nahe am Osthori­zont gesucht werden. Mars ist in der zweiten Nachthälste zu beobachten. Jupiters Unter­gang wurde bereits erwähnt. Dagegen er-^ scheint Saturn bereits in der Abendhelle über dem Südosthorizont und bleibt bis weit nach Mitternacht über dem Horizont. Am Ende des Monats geht er um etwa 2 Uhr unter. Auch Uranus kann von den ersten Abendstunden an gesehen werden. Neptun ist zunächst unsichtbar, zuletzt geht er etwa 2 Stunden vor der Sonne aus.

Die Hauptphasen des Mondes sind: 9. Neumond, 16. erstes Viertel, 23. Vollmond, 30. letztes Viertel. Da am 31. August letztes Viertel war, so ist diesmal bis zum Neumond am 9. September der Viertelmonat ungewöhnlich lang. Der Grund ist darin zu suchen, daß der Mond

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das Apogäum, seine Erdferne, erreicht September). Des Vorüberganges der Mond- sichel an Jupiter und Spika wurde bereits Erwähnung getan. In den Tagen vom 4. bis 7. ergibt sich dann noch etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang ein schöner Vorübergang der Mondsichel an den Zwil­lingen, Mars, Venus und Regulus.

Die Sonne tritt am 23. September aus dem Zeichen der Jungfrau in das Zeichen der Waage über. Es beginnt der Herbst.