Der Sielwerteeier des Führers in Kiel
Rudolf Hetz zeugt für die Führerschaft Adolf Httlers
KU, 1-!. August.
Der Stellvertreter des Führers. Rudolf Heß. nahm Dienstag abend in Kiel in einer Riesenkundgebung abermals das Wort.
Kaum je ist mir eine Rede — so begann Rudolf Heß — so schwer gefallen, wie diese.
' nn es ist schwer, etwas begründen zu fouen. was an sich eine solche Selbstverständlichkeit i wie die Nachfolge Adolf Hitlers auf Hi-mmburg.
W'mn jemand wie ich 14 Jahre hindurch die 'berzeugung hegie: Niemand anders als dieser Mann wird einst das Schicksal Deutschlands meistern, und wenn sich diese Ueber- zeugung von Jahr zu Jahr festigte und über das ursprünglich Gefühlsmäßige hinaus seine Begründurig fand in einer schier endlosen Reihe von Beweisen sür die überlegene Führerschaft Adolf Hitlers — dann ist es wirklich schwierig, dies heute nach der praktischen Erfüllung der 14jährigen Forderung festzu stellen und die einzelnen Gründe zusammenzusuchen. die es rechtfertigen sollen, daß Adolf Hitler nunmehr oberster und alleiniger Führer des deutschen Volkes ist.
Ich hatte doch das Glück — sei es durch Zufall — sei es durch Bestimmung — einst im Sommer 1920 im Sterneckerbräu zu München in ein kleines Zimmer zu kommen, in dem ein mir bis dahin völlig unbekannter Mann, ein gewisser Adolf Hitler, vor einem Dutzend Menschen einen Vortrag hielt.
Besonders eigenartig war es, daß ich und andere Zuhörer mit gesundem Menschenverstand nicht hell herauslachten, als dieser Redner mit seiner wenigen Gefolgschaft allen Ernstes, wie in einer Vision sagte, es würde der Tag kommen, da die Fahne der neuen Bewegung, für deren Sieg er kämpfe, über dem Reichstag, übe- dem Berliner Schloß, ja über jedem deutschen Hause wehen werde, als das siegreiche Symbol eines neuen ehrenhaften. nationalen und sozialistischen Deutschland!
Es gab in diesem Augenblick — damals m Sterneckerbrüu — nur zwei Möglichkei- en: Entweder sofort wieder von diesem „Narren" zu gehen, oder aber — wie ich es tat - von diesem Manne die Ueberzeugung )on innen zu nehmen: Dieser oder kein anderer rettet Deutschland!
Ich weiß es noch wie heute, wie Adolf Hitler, als ich ihn kurze Zeit, nach dem ersten Kennenleruen in seiner kleinen Bude besuchte, die er als Untermieter in München bewohnte, in Hellem Zorn eine Münchner Zeitung, die ihm seine Idee lächerlich zu machen suchte, hinwarf, und mir entgegen- sauchte: „Ich werde es denen schon noch beweisen. ob ich ernst zu nehmen bin oder nicht!". Aber sie nahmen ihn damals und noch lange danach nicht ernst — seine Gegner.
Aber wie so vieles andere im Leben des Führers, war es auch wohl vom Schicksal vorbestimmt, daß seine Umwelt verblendet genug war, ihn lange nur mit der Waffe des Lächerlichmachens zu bekämpfen und darüber kostbarste Zeit zu verlieren. Tie Vorsehung, von der der Führer oft so gläubig spricht, hat ihn und seine Bewegung vor der Vernichtung bewahrt und beide sür ihre Zwecke erhalten.
Ich kannte diesen Adolf Hitler, als er noch im abgeschabten feldgrauen Rock und oft
mit hungrigem Magen in Begleitung von ein Paar Getreuen nachts durch die Straßen Münchens zog, Zettel anzukleben. In der einen Hand einen dicken Eichenstock, mit dem er nur zu oft sich in der ursprünglichsten Weise mit Gegnern der damaligen USPD., häufig aber auch mit irgendeiner bürgerlichen Partei herumschlug, weil ihnen das Ankleben dieser Zettel mit primitiven Wahrheiten nicht paßte. Ich weiß noch, wie er an der Spitze seiner Partei, die sich in einem kleinen Lokal zusammenfand, Kundgebungen bayerischer Separatisten sprengte, wobei er stets sich selbst den meisten Gefahren aussetzte. Das erstaunlichste aber war, daß dieser Mann bei aller „Detailarbeit" nie die große Linie verlor, sondern als überlegener Führer seiner Anhängerschaft immer wieder das Zukunftsbild, das ihm vor Augen schwebte, in überwältigender Großmütigkeit entwickelte.
Ich sah den Mann in späteren Jahren des Auf und Nieder seiner Bewegung, in den Augenblicken der schwersten Rückschläge, als seine Gefolgschaft oft der Verzweiflung nahe war — immer war er es, der die Klein
mütigen wieder aufrichtete, sie mit neuem Feuer beseelte, neuen Glauben verbreitete.
Ich war mit ihm zusammen in der Festung Landsberg, als alles endgültig verloren schien, als seine Bewegung verfiel im Streit der Unterführer gegeneinander, als die Gefahr bestand, daß er, der allein noch retten könnte, durch Streichung der Bewährungsfrist weitere 4 bis 5 Jahre hinter Schloß und Riegel bleiben mußte!
Mit der L-icherheit des großen Führers sagte er mir mitten im scheinbar endgültigen Zusammenbruch seines Werkes voraus, daß er einige Jahre brauche, um die Bewegung neu aufzubauen und daß er nach sieben Jahren die Macht in Deutschland darstellen werde, die notwendig sei, um den Gegnern im Innern seinen Willen aufzuzwingen. Dies war an der Wende des Jahres 1924/25. 7 Jahre später schrieben wir 1932!
Wie oft wiederholte der Führer damals das Wort: Die andern können tun, was sie wollen. Wenn eine Idee an sich richtig ist, wenn sie konsequent befolgt wird, wenn die Bewegung, die für sie kämpft, konstruktiv logisch aufgebaut ist, wenn sie trotz aller Rückschläge das Ziel verfolgt, muß mit mathematischer Notwendigkeit ihr der Sieg eines Tages doch zufallen! Ja, je länger die Gegner unseren Sieg hinauszuzögern vermögen, desto überwältigender muß er, einst sein! Die überreife Frucht fällt der Bewegung gewissermaßen in den Schoß!
Diese Worte aus dem Entscheidungsjahr 1932 bergen die Erklärung in sich, für die
besonders im Ausland unerklärliche Plötzlichkeit und Totalität der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus im Jahre 1933.
So bin ich rückblickend überzeugt, daß die lange Hinauszögerung des Sieges:
Die 14jäbriae Kampfzeit vor Errinauna der Macht schicksalsmähige Notwendigkeit war
Schicksalsmäßig notwendig war für Adolf Hitler die Revolten des Jahres 1918, weil sie trotz ihrer verbrecherischen Führung vieles aus der alten Begriffswelt vorwegnehmend aus dem Wege räumte, das später der nationalsozialistischen Revolution Schwierigkeiten bereitet hätte.
Der Versuch der Machtergreifung im November 1923
war ebenso schicksalsmäßige Notwendigkeit wie der blutige Zusammenbruch dieses Versuches: Hätte der Führer damals nicht gehandelt, hätten später die Massen seiner Anhänger, als er immer wieder zur Geduld mahnen mußte, und das An-die-Machtkom- men sich immer weiter hinauszögerte, den Glauben verloren, daß er wirklich ein Führer ist. Nur die durch Blut dokumentierte Ernsthaftigkeit seines Handelns vom November 1933 hatte den Beweis erbracht, daß er. wenn nötig, f ä h i g i st z u m l e tz t e n e n t- scheidenden Entschluß und daher nicht Feigheit ihn in den Jahren vor 1933 bestimmte, auf Gewaltanwendung zu verrichten. Und bereits 1923 LN d ie Mach t kam.-,
men durfte der Nationalsozialismus nicht, weil damals weder das Volk reif war sür den Nationalsozialismus, noch die nationalsozialistischen Führer reif waren zur Führung des Volkes.
Um Haaresbreite verhinderte es das Schicksal, daß der Führer bereits' 1 9 3 2 an die Negierung kam. Mit ihm wären mehrere Männer an die Macht gekommen, welche innerlich seine Feinde waren und später als Mitglieder der Negierung schwersten Schaden hätten anrichten können.
So schwer den Führer 1934 menschlich der Verrat Nöhms traf, so sehr aus ihm seelisch das blutige Gericht, das er halten mußte, lastete, so notwendig war auch dieses Zwischenspiel, das
die Führerschaft Adolf Hitlers vor dem Volke
endgültig erwies. Der 30. Juni zeigte den Geführten, daß sie die menschliche Güte des Führers, seine vorsichtige und weise Führung nicht mißverstehen dürfen.
Sichtbarlich hat die Vorsehung im Leben Adolf Hitlers gewaltet. Nur so ist es zu verstehen, daß dieser Mann aus dem Hause eines kleinen Zollbeamten heraus durch Hunger und Entbehrung ohne alle Hilfe, ja im ganzen Kampf mit einer Welt von mächtigen Gegnern, gegen die Macht der Presse, gegen die Macht'des Kapitals, gegen die mächtigen Parteien im Inland, gegen die internationalen Kräfte des Auslandes, aufstieg zum Führereines der ersten Völker der Erde, zum Kanzler des deutschen Reiches, zum Träger des Amtes des Reichspräsidenten.
Ein Wunder hat sich vollzogen, wie wir
in der Geschichte kaum seinesgleichen finden: In der höchsten Not bringt ein Volk de» Mann hervor, dessen es zur Rettung bedarf.
So groß die Not unseres Volkes- so groß ist der Mann, der kommen mußte, um sie zu meistern. Die Vorsehung gab ihm die Gaben und Kräfte, um die günstigen und ungünstigen Um- stände, die er vorfand und die im Laufe der Zeit sich entwickelten, zu verwenden zur Errei- chung seines Zieles: Der Rettung Deutschlands.
Die Vorsehung handelt durch ihn unerklärlich, zugleich aber auch sichtbar für alle, die das Glück haben, ihn in seinem Schaffen aus nächi ster Nähe verfolgen zu können. Wie oft sagt« er mir: „Ich weiß, daß diese meine Entscheid düng oder diese meine Handlung richtig ist. Ich kann im Augenblick noch nicht sagen warum, aber ich fühle, daß es richtig ist, und die Entwicklung soll die Richtigkeit beweisen." Mit untrüglicher Sicherheit zeigte sich später stets, da« dieses unerklärliche Gefühl den Führer richtig geleitet hatte. ' - --.D/
Ein großer Geschichtsschreiber hält die Fähigkeit, die Dinge richtig zu sehen, sür das Entscheidende für den Staatsmann und für wichtiger als das Talent. Kaum je hat aber ein Führer diese Fähigkeit stärker gehabt, als Adolf Hitler — den Beweis finden wir in seinen Reden seit 1920. Selten sind politisch« Zustände und Zukunftsentwicklungen richtiger gesehen und vorausgesagt worden dank seiner Fähigkeit, die schwierigsten und kompliziertesten Dinge und Fragen in die großen und einfachen Grundlinien zu zerlegen und zurückzuführen auf den klaren Ursprung.
Es ist der „schlichte Verstand >des Genies", der immer das wesentliche und naheliegende sieht. Ja, Adolf Hitler ist ein Genie. Auch die Gegner bestreiten das heute nicht mehr. Die Fähigkeit, richtig zu sehen, die der Geschichtsschreiber für wesentlicher hält, als Las Talent, verbindet sich beim Führer nicht nur mit Talent, sondern mit Genialität. Ist es nicht ein Wunder, daß es Adolf Hitler gelang, in so kurzer Zeit einen solch überwältigenden Sieg in der Arbeitsschlacht davonzutragen, die brachliegenden Kräfte einzusetzen? Ist es nicht ein Wunder, wenn eine Nation, die gespalten war, in sich bitter befehdende Klassen und Stände, in eigenbrüdlerische Kleinstaaten, in Preußen, Bayern und Sachsen und was alles mehr, nun zusammenwirkt in gegenseitigem Verstehen für die eigenen gemeinsamen Aufgaben und für die Erhaltung von Volk und Nation? Wie ich zu Anfang sagte, ich weiß es nicht, wie ich es noch begründen sollte, daß Hitler und nur Hitler der Führer sein kann. Wer wollte auch einen anderen nennen, der würdiger und fähiger wäre, das Amt desf Reichspräsidenten, des obersten Leiters der, Geschicke des Reiches zu bekleiden?
Ich weiß, daß seine Ehre und sein Werk auf dem Spiele stehen. Er kann seine Verantwortung nicht verstecken hinter Beschlüssen unverantwortlicher parlamentarischer Mehrheiten wie die Fiihrer anderer Staaten. Dafür wird sein Handeln aber auch nicht gehemmt. Notwendige Entschlüsse werden nicht verzögert und verwässert durch Parlamentarische Vertretungen oder sonst einer Zweiteilung der Macht. Er kann, wo notwendig, blitzschnell eingreifen und durchgreifen. Dies vor allem ist der Grund, warum in Notzeiten der Staaten und Völker der unumschränkte Führer — sofern er die Befähigung zum wirklichen Führer besitzt — eine Notwendigkeit ist, ja die Voraussetzung sein kann für die Erhaltung des Lebens von Staat und Volk.
Historiker nennen die Alleinherrschaft die beste oder schlechteste Staatsform je nach der'
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Roman von Klara Äaidhausen.
Lrheberi lsschutz durch Verlagsanstalt Manz, Regensburg. 46. Fortsetzung. """ " ' ' Nachdruck verboten.
Assessor von Friede! schwamm ln einem Meer von Wonne über das gute Gelingen des Abends. Mit strahlendem Lächeln nahm er den wohlverdienten Tribut des allgemeinen Beifalls entgegen, der ihm in zahllosen Varianten von allen Seiten gezollt wurde. Mit stets gleichbleibender Liebenswürdigkeit empfing er hundert Anerkennungen und erwiderte tausend Artigkeiten, drückte herzhaft all die kräftigen Männerhände, die sich ihm entgegenstreckten und küßte noch mehr zarte, weiche, duftende, die schönen Frauen gehörten.
Und fand dazwischenhinein immer wieder einige Minuten, das zu tun, wozu sein Herz ihn trieb, nämlich sich seiner schönen Nachbarin zu widmen. Auch jetzt hob er ihr wieder sein Glas entgegen^ „Sie müssen trinken, Schneewittchen, damit Sie in die richtige Stimmung kommen — Sie sind noch immer so sehr still. Gefällt es Ihnen denn wirklich auf diesem ersten Fest, das Sie bei uns mitmachen?"
Lächelnd hob Ditha ihr Glas an das seine. „Aber gewiß, Herr Assessor! Sorgen Sie doch nicht um mich! Es gefällt mir wirklich sehr, sehr gut, wenn ich es auch in meiner stillen Art nicht so ganz zeigen kann."
Er sah ihr mit einem eigenen Blick in die Augen: „Schneewittchen sehnt sich von der Seite ihres Prinzen weg ins stille Zwergenhaus?"
Er sagt Zwergenhaus und meint Doktorhaus — fühlte sie — wie recht er doch hatte! Doch schüttelte sie mit liebem Lächeln den Kopf. „Oh nein! Ich bin nur derartige große Festlichkeiten so gar nicht gewöhnt. Außerdem ist es eine Eigenart von mir, die ich wohl kaum mehr ablegen werde. Ich war schon als Kind immer daun am stillsten, wenn die
anderen am lautesten lärmten. Hoffentlich empfinden Sie als mein Nachbar diese Schwerfälligkeit nicht störend!"
Es lag ein Anflug ganz, ganz seiner Koketterie in dem Ton dieser Frage, der Assessor Friede! entzückle. Ach, was entzückte ihn denn nicht an ihr! Wie gern hätte er ihr jetzt schon gesagt: Du, Du kannst ja gar nicht anders sein, als Du bist! Du bist nicht nur die Schönste im Land, Du bist auch die Feinste von allen! — Und stärker als je empfand er es in diesem Augenblick, daß er sie gerade um dieser Feinheit willen liebte, die auch im Strudel des Vergnügens wie ein Hauch von Unberllhrbarkeit um sie lag. Und er wußte: Wenn er je eine Frau gefunden hatte, die dem Ideal entsprach, das er von seiner künftigen Gattin vor Augen hatte, dann war es dieses Mädchen.
Aber trotzdem er schon fest entschlossen war, die entscheidende Frage zu tun — direkt wagte er sie nicht. Wovon er bei jeder anderen Frau bis jetzt überzeugt gewesen war, nämlich, daß sie mit beiden Händen zugreisen würde nach dem, was ein Joachim von Friede! zu bieten hatte — bei diesem Mädchen wußte er es nicht. Er hatte Angst — der reiche vornehme, verhätschelte Assessor Friedei hatte regelrechte Angst vor einem Korb! Wer ihm das einmal gesagt hätte!
Er würde Franz bitten, für ihn zu sondieren, gleich heute noch, wenn sich die Gelegenheit dazu bot — das war wohl das einzig Richtige. Wenn sie ihm nur erlaubte, treu und zart um sie zu werben — mehr wollte er vorerst ja gar nicht verlangen.
Ditha war weit entfernt davon zu ahnen, welch bedeutende Pläne sich im Kopfe ihres liebenswürdigen Nachbars formten. Sie hörte auch kaum mehr, was er auf ihre scherzhafte Frage erwiderte und war froh, als er wieder von anderer Seite in Anspruch genommen wurde. Ihre Blicke flogen sehnsüchtig ans andere Ende der Tafel hinunter. Dort war einer, dev shre stille Art verstand, einer, der wie sie empfand und wiq-te, daß in dem Schweigen zweier Menschen, die sich gut sind, tausendmal mehr liegen kann als in langen und lauten Gesprächen. -
Aber er hatte heute keine Zeit für sie, war, seit sie zusammen das Künstlerzimmer betreten hatten, nicht mehr von der Seite Eva Nottsteins gekommen. Sie schienen sich sehr gut zu unterhalten, die beiden. Immer wieder klang das aufreizend Helle Lachen der Komtesse herauf und wenn sie ihr Glas gegen das Franz Hermanns hob, lockten ihre schillernden Äugen voll betörender, gefährlicher Süße.
Wie schön sie war in dem schweren Kleid aus mattrosa Seide — Ditha gestand es sich immer wieder bewundernd ein — der verkörperte Frühling. Ein Kind fast noch mit den gelösten blonden Locken und dem Rosenkranz um die weiße Stirn. Ob Franz wohl wußte, wie gefährlich dieses kinderjunge Geschöpf war? Ob er in ihren Augen das Wissen las, das so gar nichts mehr mit Kindlichkeit zu tun hatte — das Wissen um Weibesmacht und Weibeswaffen dem sinnenhörigen Mann gegenüber? Gab es wohl überhaupt einen Mann, der vor so viel äußerem Reiz und so viel Entgegenkommen, Blick und Urteil nüchtern genug bewahrte, um Wert und Unwert noch unterscheiden zu können?
Freilich, so oft Dithas Augen an diesem Abend die beiden auch schon gesucht hatten — nie hatte sie gesehen, daß Franz wärmer und herzlicher zu Eva Rottstein gewesen wäre, als die Umstände dies eben geboten. Er war aufmerksam, heiter, ein guter Gesellschafter — mehr nicht. Wohl aber geschah es öfter, daß auch seine Augen über den Tisch heraufkamen, öfter, daß wie von einem Magnet zusammengezogen ihre Blicke sich trafen und einen Herzschlag lang ineinanderruhten wie heute im Stübchen der Mutter — ein leises, innig warmes Grüßen von einem Herzen zum andern. Dann kroch die Flamme der Eifersucht, die in beiden glühte, wieder eine Zeitlang beschämt in sich zusammen. Dann sagte sich Franz Hormann: Nein, sie steht viel zu hoch, um sich mit dem Assessor in eine aussichtslose Liebelei einzulassen, sie ist keine Frau, die sich in kleinen, nichtigen Eefühlchen verausgabt. Was an Liebesfähigkeit in ihr ruht, wird ganz und ungeteilt nur ' m Manne gehören, dem sie sich fürs Leben zu eigen gibt
(Fortsetzung folgt.).