parteilichen Kandidaten in Beziehung auf nationale Fragen mißtrauisch sei, er glaube, daß der Vorwurf der Doppelzüngigkeit, den selbst die Sozialdemokratie gegen die Volkspartei erhebe, bei manchen Hand­lungen der Partei begründet sei. Schweickhardt er­klärt, daß er aus etatsrechtlichen Bedenken gegen eine bessere Bezahlung des Unteroffizierstandes ge­stimmt, daß er die Mittel zu dem genannten Bahn­bau bewilligt habe und daß seine Partei es ge­wesen sei, die den Antrag aus Einführung einer direkten Vermögenssteuer gestellt hätte, das Ver­hältnis der Demokratie zur Tagwacht werde am besten durch die Zornausbrüche der Tagwacht be­leuchtet. Den Vorwurf, als ob ihm der Sinn für nationale Fragen abgehe, müsse er entschieden als eine Verdächtigung zurückweisen. Payer hält die Angriffe auf die Volkspartei für gehässig, er bean­sprucht, daß man ihn beurteile nach dem was er bisher getan habe, er mißbillige die Aufnahme des Ge­dichtes in die Festschrift, müsse aber jede Verant­wortung dafür ablehnen; es sei ein unberechtigter Vorwurf, wenn man von ihm glaube, er wechsle seine Ansicht über die nationale Frage wie die Leib­wäsche. Das Verhältnis der Demokratie zur Sozial­demokratie werde am besten dadurch illustriert, daß in der Tagwacht der Volkspartei Niederträchtigkeit und andere schöne Dinge an den Kopf geworfen werden; in Bezug auf die Verkehrspolitik halte er daran fest, daß die württ. Eisenbahnen dem Staat Württemberg erhalten bleiben und daß der Z 42 der Reichsverfassung durchgeführt werden solle. Ueber die weitere Haltung der Volkspartei hinsichtlich der Steuer- und Kolonialpolitik könne er sich nicht bindend aussprechen, da es darauf ankomme, wie sich die Ver­hältnisse ferner gestalten würden. Stadtschultheiß Conz erwidert nochmals eingehend auf sämtliche Punkte und gibt die Erklärung ab, daß er von den Antworten des Kandidaten hauptsächlich in Bezug auf die Unteroffiziersfrage und auf daS Verhältnis zur Sozialdemokratie bei den Stichwahlen nicht be­friedigt sei, da sowohl der Kandidat als auch Payer eine präzise Stellungnahme absichtlich vermieden hätten. Schweickhardt wiederholt hierauf, daß er für den Bahnbau gestimmt habe und daß ein Miß­verständnis hierüber vorzuliegen scheine. (Nach den vorliegenden Reichstagsberichten hat Schweickhardt für die Bahn Lüderitz-Kubub und gegen die Bahn Kubub-Keetmannshoop gestimmt). Die Versamm­lung wurde nach hitziger Debatte vom Landtags­abgeordneten Staudenmeyer nach Mitternacht mit einer warmen Empfehlung der Kandidatur Schweick- hardt geschlossen.

sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.j Befördert wurde der Oberbahnassistent Gr einer in Hessental zum Eisenbahnsekretär in Heidenheim.

Wildbad 18. Jan. In der Nähe der Stadt Birkenfeld wurde auf den Frühzug von Pforzheim her geschossen und ein Reisender durch die Revolverkugel verletzt. Der Täter ist bis jetzt nicht ermittelt.

Stuttgart 18. Jan. Landtagswahl. Heute trat hier der ritterschaftliche Adel Württembergs zusammen, um 8 Mitglieder zur Ersten Kammer zu wählen. Gewählt wurden: Friedrich Freiherr v. Gaisberg-Schöckingen mit 69 Stimmen, Georg Freiherr v. Wöllwarth- Hohenroden, (67), Gras Albert v. Uxkull-

Gyllenband (67), Erwin Freiherr v. Secken- dors-Gutend (66), Freiherr Hans v. Ow (63), Franz Freiherr v. König zu Fachsenfeld (54), Franz Freiherr Schenk von Stauffenberg (46), Otto Freiherr v. Breitschwert (41).

Steinbach b. Plochingen 18. Jan. Seit 13. Dezember vorigen Jahres wird Adlerwirt Götz von hier vermißt. Derselbe war einige Tage in Köngen geschäftlich tätig und scheint abends beim Nachhauseweg in der Dunkelheit in den Neckar geraten zu sein. Sein Leichnam wurde nun gestern bei der Pfauhausener Brücke geländet.

Sulzgries OA. Eßlingen 18. Jan. Durch einen Kellereinsturz, welcher beim Ausschalen des Gewölbes an einem Neubau sich ereignete, wurden gestern abend der ledige Gustav Wäger, sowie der gleichaltrige Ernst Wäger verschüttet. Beide konnten nur als Leichen geborgen werden. Ein dritter Arbeiter, der verheiratete Gottlieb Kenner, wurde ziemlich schwer verletzt aus den Trümmern geborgen.

Vermischtes.

Der Alkohol in den Kolonien. Der deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hat auf seiner 23. Jahresversammlung in Karlsruhe am 2.-4. Okt. 1906 eine Reihe von Resolutionen gefaßt, die der großen Gefahr der Alkoholeinsuhr für die Eingeborenen in den Kolonien Vorbeugen sollen. Aus der die Reso­lutionen einleitenden Rede des in Kolonial- und Missionskreisen wohlbekannten Kaufmanns I. K. Viktor in Bremen heben wir folgendes hervor: ,,Mit der Erschließung Westafrikas seit 1884 trat eine bedeutende Steigerung des Spirit uosenhandsls ein. Der Branntwein wurde immer billiger, das Trinken nahm überhand zum schweren Schaden der Bevölkerung. In Keta waren z. B. die Bootsleute öfters so betrunken, daß man die Ar­beit einstellen und schließlich überhaupt andere Leute von auswärts anwerben mußte. Von der Kiste drang der Branntwein immer mehr ins Innere. Im privaten und öffentlichen Leben, bei Besuchen, Verhandlungen und Festlichkeiten, überall spielt der Branntwein eine große Rolle. Kein Wunder, daß in den 90er Jahren die Spirituoseneinfuhr in Togo 2030°/°, in Kamerun 12-15°/° der Gesamteinfuhr betrug. Erfreu­licherweise wird auch aus den Kreisen des Handels eine Erhöhung des Einfuhrzolles für Branntwein in den Kolonien verlangt nnd dis deutschen Kauf­leute in Togo haben sich einstimmig für eine Zoll­erhöhung auf 80 für das Liter, sowie für eine Erhöhung der Eisenbahnfrachten ausgesprochen, damit die Spirituosen nicht mehr fo billig in das Innere gebracht werden könne. Auch die Bremer Handelskammer hat sich auf den gleichen Stand­punkt gestellt und die Regierung aus wirtschaft­lichen Rücksichten gebeten, eine weitere Verseuchung der Kolonien durch Spirituosen nicht zuzulassen.

Ueber die Lage in dem chinesischen

Hungersnotgebiet ging dem Bureau Reutter ein vom 16. datierter Bericht aus Schanghai zu. Hauptmann Kirton, der Vertreter des aus­ländischen Unterstützungsausschusses, berichtet, daß der Ausbruch von schwarzen Pocken dazu gezwungen habe, das Hungernotlager bei Tsingkiangpu abzu­brechen. 300000 mittellose Leute wurden er­barmungslos daraus verjagt. Es spielten sich auf der ganzen Straße herzzerreißende Szenen ab. Die meisten der Hungernden zeigten aller­dings stoische Gleichgültigkeit. Der englische Karre- spondent ist davon überzeugt, daß aus diesem Lager allein etwa eine Viertel Million Menschen umkommen würden. Bei Antung würden wohl 400 000 Menschen ihr Leben einbüßen. Die von der Regierung dort getroffenen Maßnahmen seien kindisch und vollständig wertlos. Der Hauptfehler sei der, daß man keine Verbindungsmittel habe. Die reichen Chinesen erklären, sie möchten ihr Geld nicht zu öffentlichen Arbeiten hergeben, weil in jedem Augenblick ein neuer Regierungsbeamter auftauchen und das auf diese Weise verwendete Kapital sich aneignen könnte. Die sämtlichen Dämme sind verfallen und neueUeberschwemmungen sind unvermeidlich, wenn sie nicht ausgebessert werden. In der Umgegend von Antung fand die Unterstützungskommiffion kein einziges Haus ohne Tote und Sterbende. Das einzige noch vorhandene Getreide ist etwa ein Drittel des not­wendigen Aussaatkorns. Der mandschurische Zweigverein des Roten Kreuzes gab einen Ueber- schuß von 44 500 Taels zu dem Hungersnotfonds, der in Schanghai dadurch die Höhe von 150 000 Taels erreichte. Das auswärtige Komitee versucht, durch Bieten von Arbeitsgelegenheit in Suchten und Hsuchoufa, Hilfe zu bringen.

Standesamt Calw.

Geborene.

14. Jan. Heinrich, S. d. Felix Westermayer, Eisen­bahninspektors.

Gestorbene.

12. Jan. Wilhelm, S. d. Moritz Wilhelm Holz­äpfel, Schlossermeisters hier, 7 Mo­nate alt.

12. Karl Heinrich Schmid, Kaufmann hier, 38'/- Jahre alt.

18. Christine Sofie Stotz, geb. Weiß, Ehe­frau des Jakob Friedrich Stotz, HilfS- bremsers hier, 36 Jahre alt.

18. Lina Gluth, T. d. Nikol Gluth, Appretur­meisters hier, 15 Jahre alt.

Sieklametetl.

Gewerbliche hautleiden, Beruft-

u. s. w. verhütet man durch Gebrauch tmn Hausnafalan, Rezept: Nafalan 50, Zinkweiß 20, Lanolin 15, Paraffin 15, ä 50 und 100 und Nafalan-Medizinal-Seife, Rezept: Nafalan 25, Seife 75, ä 60 A, beides vorzügliche Hautpflegemittel von hohem Werte und billigem Preise. Nur echt und rein mit Retorten-Marke und Namenszug Dr. Adolph List. Packunge» ohne diese weise man zurück!

Amtlich« und Privatanzeigen.

Stammheim OA. Calw.

Stattgen-Verkauf.

^ Mittwoch, den 23. Januar 1907, vou vor- mittags 10 Uhr ab, kommen auf hiesigem Rathaus zum ' Verkauf:

Abt. Bäckenacker und Gebersack.

Derbstangen: I. KI. über 13 m lang 200 Stück, II. Kl. 1113 m lang 270 Stück, HI. Kl. 911 m lang 163 Stück;

Hopfenstangen: über 9 m lang 430 Stück, 79 m lang 800 Stück; Retsstangen: 7 m lang 270 Stück und 57 m lang 985 Stück. Stammheim, 12. Januar 1907.

Gemeinderat.

Handwerkskammer Reutlingen.

Gesellenprüfungen 1W7.

Die Anmeldungen zu den im Februar uud März stattfindenden Prüfungen find bis spätestens 12. Februar an die Vorsitzenden der zustän­digen Prüfungs-Ausschüsse einzureichen.

Formulare zu den Anmeldungen können unentgeltlich bezogen werden vom Bureau der Handwerkskammer, von den gewerblichen Vereinigungen und dem unten genannten Herm.

Die Prüfungsgebühr beträgt 3 Sie ist vor der Prüfung an den Vorsitzenden zu entrichten.

Auskunft über die Prüfungsorte und die Namen der zuständigen Vor­sitzenden erteilt Herr Gust. Schlatterer, Privatier in Calw.

Reutlingen, den 17. Januar 1907.

CH. Fr. Fischle. H. Freylag.

Würzbach.

Wegsperre.

Der Heselbachweg zwischen Würzbach und Kleinenzhof ist wegen Holzfällung bis auf weiteres gesperrt.

Schultheißenamt.

Girrbach.

Bäckerlehrling

gesucht.

Ein ordentlicher junger Mensch, der Lust hat, die Brot- und Feinbäckerei gründlich zu erlernen, nach Pforzheim gesucht.

Näheres zu erfragen bet Ulrich Rentschler in Ottenbronn.

Un«i»i»ei«rkt in LN1« unil Ntokignnvkninerir »inck

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