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Jahrgang 1634 Nr. 172

Freitag den 27. ZuU

Buntes ms Mer Welt

Während der Wagner-Festspiele in Bay­reuth passierte folgender netter Spaß: Der berühmteMeistersinger" - Dirigent Hans Richter geht auf einen Herrn zu, der ans dem Platze steht, wo Lie Signalbläser den Anfang der Akte angeben, und sagt zu ihm:Sie, 's Zeit, lassen's Signal blasen!"

Das kann ich nicht," erwidert der Ange­redete,ich bin der Großherzog von Weimar, aber ich freue mi ch, Sie kennenzulernen."

Der Abend derLohengrin"-Aufführung ist gekommen. Beim Nachspiel des Duetts legt Wagner plötzlich den Taktstock schmunzelnd aus der Hand und läßt das Orchester selbstän­dig spielen. Kaum ist der letzte Ton verklun­gen, bricht ein nicht endenwollender Beifall aus. Während sich der Meister dankbar ver­neigt, flüstert er den nächstsitzenden Geigern zu:Es kommt mir so vor, als gefällt es dem Publikum noch besser, wenn ich nicht dirigiere!"

Der IndianerWeißer Falke" ist zum

Ehrendoktor der medizinischen Fakultät der Columbia-Universität ernannt worden. Die Ernennung erfolgte auf Grund der Geheim­mittel der Sch-Warzsutzindianer. die derWeiße Falke", Medizinmann seines Stammes, Len Wissenschaftlern verraten hatte.Weißer Falke" wird seinen Wohnsitz nach Newyork verlegen müssen, da seine Stammesgenossen ihm LenVerrat" nicht verzeihen. Er ist der erste Indianer, dem der Titel Dr. med. h. c. verliehen worden ist.

Jakob I. von England besuchte einst Len Dom von Salisbury. Dieser soll bekanntlich soviel Fenster als Tage im Jahr haben, sowie! Türen als Monate und soviel Pfeiler als Stunden. Ein sehr geschickter Gaukler klet­terte, während der König das Gebäude besah, von außen auf den Pyramidenförmigen Turm und vollführte dort oben drei Luftsprünge. Allein auf den Herrscher schien dieses Wage­stück gar keinen Eindruck zu machen. Als nun nach einiger Zeit man den König um eine Be­lohnung für die kühne Tat anging, sagte der Herrscher:Gut, er soll eine Belohnung haben, wie ich sie noch nie jemandem gegeben habe: Ich verleihe ihm und allen seinen männlichen Nachkommen in einem Patent das ausschließliche Recht, dieses tollkühne Wage­stück zu unternehmen, und verbiete hiermit allen meinen Untertanen bei harter Strafe, dies zu tun!"

Im Jahre 1878 wurde die Neuinszenierung VonLohengrin" an der Wiener Hofoper von Richard Wagner selbst geleitet. Bei der Probe zum zweiten Akt läßt der Komponist das Nach­spiel zum Elsa-Ortr-ud-Duett vom Orchester ausspielen. Die Streicher geben ihr Bestes her. überrascht vom schönen, warmen Ton der Wiener Geigen wendet sich der Meister zu ihnen und sagt:Sie haben das ja viel schöner gespielt, als ich es komponiert habe!"

Harare Bernet, der berühmte französische Schlachtenmaler, fuhr mit der Eisenbahn von Paris nach Versailles. Im gleichen Abteil mit ihm saßen zwei Damen, die er nie gesehen, die ihn aber zu kennen schienen. Sie betrach­teten ihn genau und machten wenig schmei­chelhafte Aeußerungen über sein ungepflegtes Aussehen. Das verdroß den Maler. Als der Zug durch den Tunnel von St. Cloud fuhr, herrschte völliges Dunkel im Abteil. Und da küßte Vernet zweimal laut den Rücken seiner Hand. Der Zug fuhr wieder ans Tageslicht, und der Maler konnte feststellen, daß die bei­den Damen ihm ihre Aufmerksamkeit entzogen hatten. Jede beschuldigte die andere, daß sie sich habe küssen lassen. Der Maler rüstete sich zum Aussteigen. Aber vorher sagte er noch, schadenfroh über die Verlegenheit seiner Reisegefährtinnen:Meine Damen, ich werde mir noch recht lange den Kopf darüber zer­brechen, wer von Ihnen mich eigentlich ge­küßt hat!"

Japanische Sitten

Ju Städten und Dörfern von Japan hängt über der Tür eines Hauses in der Regel eine Tafel mit Auskünften über die Familie, die das Haus be­wohnt. An erster Stelle steht die Haus­nummer. an zweiter der Name der Familie, an dritter die Telephonnummer, an vierter der Feuerversicherungsstempel und an fünf­ter ein Stempel der Gesundheitspolizei, durch den bestätigt wird, daß im Hause keine an­steckende Krankheit ist. Die Tafel ist gesetz­lich vorgeschrieben.

Sonderbarer Diebstahl

Ein sehr eigenartiger Diebstahl wurde vor kurzem in Saguacke in den Vereinigten Staaten verübt. Hier hatte ein Mann in seinem Garten einen besonders schönen Aasenplatz. Als er eines Morgens erwachte, bemerkte er zu seinem Leidwesen, daß Diebe in der Nacht den Rasen gestohlen hatten. Sie hatten ihn in Vierecke geschnitten, dann die Fläche abgetrennt und waren mit dem Rasen verschwunden.

Fischfangbombe tötet fünf Menschen

In der Nacht zum Montag forderte in Vnlsano, einem Fischerdorf bei Taranto. ?in ungewöhnlicher Unglückssall sünf Menschenleben. Als gegen Mitternacht der Fischer di Cesario mit seiner Frau und drei Söhnen in seinem Hause saß, um die Fanggcräte, unter denen sich auch frisch ver- iertigte Bomben befanden, wie man sie leichtfertigerweise vielfach zum Fischsang be­nutzt, in Ordnung zu bringen, explo­dierte eine der Bomben. Die Er- Plosion war so stark, daß das Haus und ein Aachbarhaus ein stürzten. Unter den Trümmern fand man den Fischer und zwei seiner Söhne als Leichen. Seine Frau und der dritte Sohn wurden noch lebend geborgen. In dem eingestürzten Nachbarhaus fand man die Frau und die Tochter des Hausbesitzers tot unter den Trümmern.

Sechs Tote, sechs Schwerverletzte bei einem Gewitter

Ueber der in der Nähe von Leningrad ge­legenen früheren Zarenresidenz Peter- hos ging ein ungewöhnlich schweres Gewit­ter nieder, bei dem auch die seltene Natur­erscheinung der Kugelblitze beobachtet wurde. Sechs Personen wurden vom Blitz erschlagen, während sechs weitere schwer ver­letzt wurden und zehn Personen mehr oder weniger erhebliche Brandwunden davon­trugen.

Storchnestermit allem Komfort"

In der PölicherSchweiz", einem der landschaftlich anmutigsten Gebiete der Mosel unweit Trier, haben sich in diesem Jahr nach langer Zeit wieder einmal einige Storchpaare eingefunden. Zum Kummer der Pölicher Jugend nisten sie allerdings nicht im Ort, sondern nur in seiner Umgebung. Die Ge­meinde hat daher beschlossen, auf den Dach­firsten einigemoderne" Rohrnester an­zulegen in der Hoffnung, daß dies die Störche bewegen wird, künftig im Tors selbst zu nisten.

Eine interessante Begegnung

Bach ist 62 Jahre alt und steht auf der Höhe seines Ruhmes; denn seit 1723 ist er Kantor und Musikdirektor an der Thomas­kirche in Leipzig. Ueberall in den Kirchen und Häusern erklingen seine Fugen und Kan­taten, seine Passionen und Oratorien; überall verehrt man ihn als den größten Meister der Töne, welcher jemals gelebt hat.

Während Bach in der Fülle seines Schaf­fens von Werk zu Werk fortschrcitet, steigt der Stern -des jungen Friedrich mit ungeahnter und unerwarteten Schnelligkeit empor.

Nach der Zeit der ersten Maßnahmen und Erlasse, die der Thronbesteigung 1740 folgten und Lurch staatsmännische -Sicherheit über­raschten, nach dem -Schlesischen Feldzug und dem Frieden von Breslau geht der König seinen geheimsten Plänen und seinen Absichten auf künstlerischen und philosophischen, auf staatswissenschaftlichen und politischen Ge­bieten nach. In seinem Lieblingsschloß Sans­souci versammelt Friedrich die berühmte Ta­felrunde. Hier berät er die wichtigsten An­gelegenheiten des -Staates, hier erörtert er mit Voltaire oder Maupertuis die tiefsten Fragen der Unsterblichkeit oder der Unfreiheit des Willens.

Wir schreiben den 7. März 1747. Die Tafel­runde ist vollzählig im Saale -versammelt, der schon so oft von -Sonaten und Kantaten wi­dergeklungen hat. Quanz geht aufgeregt auf und ab, Karl Philipp Emanuel Bach ist auch schon da und erwartet den Vater, Franz Benda hält die Geige zum Spiel bereit, und der König steht unbeweglich am Fortepiano; denn jeden Augenblick muß der Diener die Ankunst des Großmeisters der Kontrapunktik melden.

Die Flügeltüren öffnen sich, der Diener meldet den Herrn Kapellmeister. Friedrich geht Bach entgegen. Der -Sieger von Hohen­friedberg nnd der Schöpfer der Matthäus­passion begrüßen einander. Jeder ehrt im anderen den unerreichten Meister.

Friedrich geht alsbald zum Fortepiano und gibt ein Thema, leise mit einem Finger schlägt er die Töne an, wiederholt sie nocheinmal, Bach verneigt sich, lächelt und setzt sich zum Spiel: eine unerhörte Fuge über eben dieses zum ersten Male in seinem Leben vernom­mene Thema erfüllt den Raum, die Hörenden wagen kaum zu atmen, der König steht un­durchdringlichen Gesichts allein, die marmor­nen Wände werden weiter und weiter, der ganze Sternenhimmel geht in das eine Zim­mer ein... Bach nimmt die Hände von den Tasten. Noch minutenlang hinterher wagt keiner zu sprechen. Endlich dankt der König. Er spricht ehrerbietiger, als er mit der römi-

Ein modernes Laboratorium

In Boston gibt es ein L a b o r a t o r i u m, das die Ausgabe hat, das verschiedene Mate­rial zu untersuchen, aus dem die Straßen der ganzen Welt gemacht sind. In mächtigen Regalen sind die Proben aufgeschichtet. Der Zweck ist natürlich, das Material herauszu­finden, das für die Anlage moderner Auto­straßen am besten geeignet ist.

Können Sie das auch?

Manche Weinprobierer haben eine solche Fertigkeit im Weinprobieren erlangt, daß sie, sobald sie den Wein kosten, nicht nur sagen können, aus welcher Art von Trauben der Wein hergestellt ist, sondern auch, in welchem Lande die Trauben gepflückt wurden und in welchem Jahr der Wein hergestellt

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Traubenernte in der Rheinpsalz beginnt bereits

Begünstigt durch das außerordentlich warme Wetter hat die Reifezeit der Trauben im Rheingebiet weit früher eingesetzt als in anderen Jahren. So konnten schon in diesen Tagen an besonders bevorzugten Sonnen­lagen im vorderpsälzifchen Weinbaugebiet die ersten reisen Trauben geerntet werden.

Aus Wildbads alten Tagen

Der Stein in der Enz, jetzt besonders deut­lich zu sehen von der Brücke zur Hotel Klumpp-Kanzlei (Büro) harrt noch immer seiner einwandfreien Deutung. Die erste Ver­öffentlichung über ihn hat namentlich bei älte­ren Einwohnern ein lebhaftes Interesse ge­funden: Bis jetzt -sind zwei Meinungen vor­handen. Nach der erstcren soll es -der Rest des ehemaligen Fischbehälters des Hotel Klumpp sein; nach der anderen Annahme der Rest eines steinernen Latrinebshälters, wie man ihn in Wildbad zu jener Zeit vielfach be­nutzte, als für die Abortanlagen weder Was­serspülung noch Kanalabflnß vorhanden waren.

Gegen die Ansicht, es handele sich um den letzten Rest eines Fisch-behälters spricht seine

scheu Majestät zu Wien reden würde. Und in seiner -Stimme lebt offene und ganz kindliche Freude, die Freude eines Menschen, der sich einmal, ein einziges Mal in seinem Leben mit einem Ebenbürtigen unterhalten darf. Was im amtlichen Verkehr gekrönter Häupter schou -im 18. Jahrhundert längst zur konven­tionellen -nnd erstarrten Phrase, einer Bries- anredeHerr Bruder" geworden ist, das ge­winnt hier lebendige Wirklichkeit: die Bruder­schaft der Herrschenden, in deren Händen das Schicksal ihrer Zeit liegt. Alles springt auf und weiß Lie königliche Kunst des Kantors nicht genug zu rühmen. Am anderen Morgen spielt Bach in der Potsdamer Garnison-kirche vor Friedrich. Dicht gedrängt füllen die preu­ßischen Offiziere und Soldaten, füllen Künst­ler und Volk das goldene Kirchenschiff.

Und am Abend sind König und Kapellmei­ster noch einmal zusammen. Abermals impro­visiert Bach ein meisterhaftes Spiel, diesmal über -ein s-elbstg-ewähltes Thema, welches er sechsstimmig kontrapunktiert. Der König und seine drei konzertierenden Freunde wissen, was das bedeutet. Sie lauschen fassungslos überwältigt, hingegeben, -dankbar. Wiederum werden nach dem Spiel zwischen Friedrich und Bach nur wenige Worte gewechselt, während die Tafelrunde sich in Lobpreisungen ergeht. Dann greift auch Friedrich zur Flöte und ver­sucht stammelnd in -der Sprache Bachs von der Einsamkeit zu berichten, in der auch er lebt, von den niemandem bekannten Gesichten, die ihm während seines Aufstiegs begegnet sind, durch -den er sich mehr und mehr von der Welt seiner Mitmenschen entfernt hat. Bach versteht. Dann erwidert er den Gruß Fried­richs, indem er sich der Sprache des Königs bedient, von politischen Dingen redend, von dem Sinn des kriegerischen Amtes, das dem jungen Herrscher obliegt. Und Friedrich ver­steht.

Die beiden Heroen haben einander nicht wiederg-efehen. Drei Jahre nach dem Zu­sammensein stirbt Bach; zuvor hat er seine Variationen über das von ihm von Friedrich gegebene Thema in Kupfer stechen lassen und dem Königals Dankesopfer" zugeschickt. Und als 13 Jahre nach Bachs Tod der König aus dem Siebenjährigen Kriege heimkehrt, da ist Bachs Sohn nicht mehr in Potsdam, da lebt kaum einer mehr von den Vertranten seiner Tafelrunde, da ist Voltaire -und mit ihm die größte Enttäuschung in Dingen des Geistes vorbei nn-d verschwunden, da hat der König von allen den Häuptern der Tafelrunde eigentlich nur noch den Marschall von -Schott­land, mit dem er in der Dämmerung stille Gespräche führt oder brüderlich schweigt. Da bleibt an Len Herrn und Meister der Fugen nur noch die Erinnerung.

Lage im Enzbett (zu-weit fort vom Ufer bzw. von Klumpps Küche). Ferner steht hier noch Meinung gegen bestimmte Behauptung. Ein Alt-Flaschnermeister sagt auf das bestimmteste, daß der Hotel-Klumpp-Fischkasten 1. aus der­bem Holz war und 2. daß er dicht an -der Hausmauer unter der Enzterrasse gewesen sei.

Die Hauptfrage, um was für einen Stein es sich hier handelt und die Nebenfrage, wieso er in die Enz gekonrmen ist, steht noch offen. Wildbader Heimatforschung. 8VV.

WNdbader Flößer

Die Flößerei hat in Wildbad manche Er­innerung hinterlassen durch den wirtschaftlich außerordentlich weit reichenden Einfluß durch die Jahrhunderte. In alten Zeitschriften und in manchem Buch- und Bild ist noch viel -davon zu finden. Das letzte Floß aufderEnz fuhr 1909 bis Höfen. (Kuhn, Führer durch Enzklösterle). Es war eine sogenannte Floßpartie für Kurgäste. Das Floß -war ge­schmückt, hatte Must! an Bord und -wurde allenthalben bejubelt von den am Ufer Ste­henden. Die Mitfahrenden wurden bei den Durchfährt durch die engen Wehre naß von außen und im übrigen auch reichlich von innen durch den mitgeführten Trunk. Von Höfen, wo man lustige Einkehr hielt, fuhr man mit Madame Klumpps Hotelomnibus nach Wild­bad zurück. Der übliche Nachtrunk daselbst zog sich nach den Kurgast-Floßfahrten oft in die Länge. Es ist heute nicht mehr festzustellen, ob ab und zu ein geeichter Kurgast oder ob stets die wackeren Flößer, die schwäbischen Flaizer, mit ihren Allüren des nördlichen Schwarzwaldes die bessere Kehle und den ge­waltigeren Durst hatten. Nur das eine ist gewiß, -die Enz und der Durst, beide hatten etwas Gemeinsames, nämlich ein ganz erheb­liches Gefälle. Uebrigens ist der Enz das Ge­fälle geblieben und mit dem Durst der Flaizer- Nachfahren soll es ebenso sein.

Der alte Flaizer Calmbach hatte es ganz besonders bequem. Wo jetzt in der König- Karl-Straße das Haus Franziska (Maisch) steht, befand sich des Flößers Calmbach kleines Fachwerkhaus. Die Sage will wissen, daß -die ehemalige Brauerei Kübler (später Restaura­tion Maisch, jetzt Wildbader Hof Straßer) nur deshalb so gute -Geschäfte durch großen Bierabsatz gemacht habe, weil der selige Calm­bach daneben gewohnt habe. Natürlich Mär­chen.

Ein Flö ß e r - Zu n ft - Ze i ch en befin­det sich noch in Wildbad. Es ist in Bunt­sandstein gehauen im Schlußstein -des Ein­gangstores der Mühlen-Pfau'schen Scheuer am Stichweg neben dem Gasthaus zum Anker. Das Flößer-Zunftzeichen stellt ein Steuerrad dar, ein Kreis mit Kreuz darin, dessen Vier- Enden ein Weniges über ihn nach außen reichen. Wildbader Heimatforschung. 8>V.

Viel mehr Naps anbauen

Für -die Versorgung unserer Wirtschaft mit Fett ist der Anbau von Raps durch die be­kannten Maßnahmen der Reichsregierung- wieder lohnend geworden. Eine Zunahme des Rapsbaus ist im Reich von 5200 Hektar im Jahr 1982 auf 31300 Hektar im Jahre 1933 gestiegen. In Württemberg betrug der Anbau 203 bzw. 622 Hektar.

So erfreulich diese Zunahme des Rapsbaus ist, so genügt sie keineswegs. Es liegt aber nicht nur im Interesse unserer Gesamtwirt­schaft, -wenn eine starke Ausdehnung des Raps­baues so rasch als möglich, also schon bei der Aussaat 1934 durchgeführt wird, sondern auch in dem des landwirtschaftlichen Betriebes. Der Raps ist eine vorzügliche Vorfrucht für Ge­treide. Durch die Einschaltung seines Anbaus in die Fruchtfolge wird die Bodenfruchtbarkeit verbessert. Es ergibt sich daraus eine Steige­rung des Ertrags der Nachfrucht, die meist Getreide sein wird. Ohne Einbuße an dem Gesamterträge der Halmfrüchte zu erleiden, können also in den meisten Ackerbaubetrieben Feldflächen für den Rapsbau zur Verfügung gestellt werden. Beim Rapsbau ist aber zu beachten, daß dafür gute Böden zu verwenden sind und diese gründlich und tief bearbeitet und für die Saat fein hergerichtet werden müssen. Ferner muß in Betracht gezogen werden, daß der Raps gegen andauernde Bo- dcnnässe sehr empfindlich ist. Man kann Raps nach allen früh das Feld räumenden Feldfrüch­ten anbaucn, nach Frühkartoffeln, Futter- gemenge, Wintergerste, mancherorts vielleicht aus Sommergerste und Roggen oder dem er­sten Schnitt Rotklee bzw. Luzerne. Brache des Feldes mit gleichzeitiger Stallmistdüngung kommt dem Raps -besonders zustatten.

Die Aussaat kann im milderen Klima Ende August, anfangs September erfolgen, sie muß meist bereits Mitte August vorgenommen werden. Man sät mit der Sämaschine auf dem völlig unkrautfreien, feingeeggtcn und ge­walzten Boden je Hektar 12 Kg. Saatgut auf 40 bis 45 Zentimeter Reihenentfernung und 12 Zentimeter Saattiefe aus. Im Herbst wird der Raps bei genügender Entwicklung der Pflanzen noch gehackt und gehäufelt. Auch im Frühjahr ist nochmals Hacken und Häufeln . des Feldes notwendig.

Friedrich der Große und I. S. Vach