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Hervorruf hob, als die Künstlerin im Kostüm und mit naturgetreuer Nachahmung die schon genannten Charakterlieder zur reizvollen Wieder­gabe brachte. Alles in allem: Miß Fox ist eine Sängerin, die überall größten Anklang finden wird, ihre natürliche und edle Vortragsweise sichert ihr begeisterte Aufnahme bei den Zuhörern. Die Klavierbegleitung hatte teils die Künstlerin selbst, teils Herr Kauffmann übernommen. Letzte­rer trug außerdem 3 Klavierstücke vor, die ein beredtes Zeugnis von der feinen Amfassung und der eminenten Technik des in allen Musikkreisen hochgeschätzten Vortragenden gaben. Der Lieder­abend war sehr gut besucht, wir glauben aber, daß Frl- Fox bei einem abermaligen Auftreten, das von vielen Seiten sehr gewünscht wird, eine noch größere Zuhörerschaft um sich versammeln würde.

Calw 18. Jan. Ueber die gestern Abend stattgehabte Wählerversawmlung der Volkspartei erscheint morgen der Bericht.

(Amtliches aus dem StaatSanzeiger.s Sle. Majestät der König haben am 14. ds. Mts. allergnädigst geruht, dem Straßenmeister Mogler in Hirsau, Oberamts Calw, die erbetene Zuruhesetzung auf den 31. März d. I. zu ver- willigen.

X Hirsau. Am vorigen Dienstag, 15. d. M., zog die Krankenschwester Lina Hof- mann aus dem Haller Diakonissenbaus hier auf und trat am Mittwoch ihren Dienst an. Damit ist einem mehr und mehr sich geltend machenden Bedürfnisse einer sachverständigen Krankenpflege in willkommener Weise Genüge geleistet. Hundert und zwölf Familien aus Hirsau und Ernstmühl Weiler sind dem Diakonissenverein sofort bki- getreten. Herr Pfarrer Weißer vom Mutter­haus schwäb. Hall wird die Diakonissin am nächsten Sonntag im Vormittagsgottesdienste ein­führen.

X Deckenpfronn 17. Jan. (Zur Reichrtagswahl.) Der Kandidat des Bauern­bunds und der Konservativen Partei Domänen­pächter Adlung hielt heute Vormittag auf dem Rathause eine gutbesuchte Wühlerversammlung ab. Seine sachlichen, jeden Angriff auf den Gegner vermeidenden Ausführungen fanden bei den Zu- Hörern reichen Beifall. Gutspächter Fahrion dankte zunächst für die ihm an der Landtagswahl gegebenen Stimmen und empfchl dann du Adlung- 'sche Kandidatur bestens. Den Tank der Wähler sprach Schullehrer Eisenhart dem Kandidaten für seine Ausführungen aus, dabei auch für die bauernbündleruche Kandidatur aufs wärmste cin- tretend.

Nagold 17. Jan. Gestern abend stellte sich der Kandidat der konservativen Partei und des Bundes der Landwirte für den 7. württembergischen Reichstagswahlkreis, Oekonomie- rat Adlung-Sindlingen im Gasthof zur Traube den Wählern vor. Seine ruhigen und objektiven Anschauungen in politischer Hinsicht im Rahmen seines Parteiprogramms machten einen recht gün- stigen Eindruck. Landlagsabgeordneter Schrempf sprach über Reich und Politik.

Altensteig 16. Jan. Die Zufuhr an Vieh auf den heutigen Markt war eine sehr starke, besonders in Mast- und Zugvieh. Aus­wärtige Händler waren zahlreich am Platz; auch einheimische Händler und Bauern vom Gäu traten als Liebhaber auf. Der Umsatz in Mast- und Zugochsen war darum auch ein lebhafter bei seit­herigen Preisen. Auf dem stark befahrenen Schweinemarkt galten Läufer 40110 Milchschweine 1530 ^ wie am letzten Markt. Umsatz gut.

Weilderstadt. Der Gesangverein Sänger­bund wird am nächsten Sonntag, den 20. d. M., im Gasthof zum Rappen eine Silcherfeier veranstalten mit Theateraufführung, Männerchören, Eolis und Streichquartett. Der Reinertrag wird für die Renovierung des Geburtshauses Silchers in Schnaith abgeliefert.

Leonberg 17. Jan. Bei Höfingen wurden in einer Lehmgrube zwei Arbeiter beim Lehm­graben durch einen Erdrutsch verschüttet. Der 17jährige Gottlob Bäuerle konnte nur als Leiche geborgen werden. Der andere Ver­

unglückte, ein verheirateter Arbeiter, liegt schwer krank darnieder.

Stuttgart 15. Jan. Kolonialdirektor Dernburg hat sich bereit erklärt, auch nach Stuttgart zu kommen und hier am Mittwoch, den 23. ds. Mts., über Kolonialfragen einen Vortrag zu halten. Die Anregung dazu ist ausgegangen von dem Vorstand der Abteilung Stuttgart der deutschen Kolonialgesellschaft, Ober- landesgerichtsrat Dr. v Rvpp und dem Vorsitzen­den der Stuttgarter Handelskammer, Geh. Kom­merzienrat v. Widenmann.

Stuttgart 17. Jan. Heute nackt um 12'/n Uhr hat sich ein Studierender in den Silber­burganlagen mit einem Terzerol einen Schuß in die Herzgegend beigeb', acht. Er wurde mit dem Sanitätswagen ins Koth.-Hospital verbracht.

Bietigheim 17. Jan. Vergangenen Mittwoch versammelte wieder Herr Kommerzien­rat Faber die Kinder seiner Arbeiter mit ihren Müttern zu einer Weihnachtsfeier in dem Post­saal; nachdem sich die 167 Kinder an Kaffee und Kucken gelabt hatten, wurden einige Weihnachts­lieder und Gedichte vorgetragen, ansckließend daran wurde jedem Kind ein passendes Geschenk von Frau Kommerzienrat Faber überreicht.

Bietigheim 17. Jan. Von drei schul, pflichtigen Buben von 1214 Jahren wurde eine Opferbüchse in der kath. Kirche ihres Jnbalts beraubt. Zwei der Gutedel erhoben außerdem mit gefälschter Unter sckrift den Betrag des Spar- kaflenbuchs ihrer Mutter. Der Dritte entnahm noch ein Paket aus einem Postkarren. Sie wurden verhaftet und ins Amtsgericht Besigheim eingeliefert.

Göppingen 16. Jan. Dem gestrigen Viehmarkt waren zugesührt: 20 Ochsen, 31 Kühe, 35 Stück Schmalvieh. Verkauft wurden 6 Ochsen, 9 Kühe, 9 Stück Sckmalrieb Die Preise bewegten sich bei Ochsen zwischen 940 und 1003 per Paar, bei Kühen von 180 bis 465 bei Sckmalvieh von 135 bis 427 ^ per Stück. Der Gesamtumsatz stellte sich auf 8003

Geislingen 17. Jan. Die Volks­partei legt sich in unserem Bezirk fest ins Zeug. Der seitherige volksparteiliche Abgeordnete unseres Kreises und nunmehrige Kandidat Storz von Heidcnheim, hielt gestern und heute eine Reihe von Wählervcrsammlungen ab, so in Kuchen, Großsüßen und Donzdorf; gut besucht war auch gestern abend die Versammlung in dem benachbarten Altenstadt. Der Kandidat er­örterte u. a. die Gründe, die die Volkspartei und Deutsche Partei in unserem Wahlkreis zusammengesührt haben, so daß der volkspartei­liche Kandidat jetzt von der Deutschen Partei unterstützt werde, dieses Zusammengehen sei gegen die Sozialdemokratie und das Zentrum gerichtet. Einer fesselnden Schilderung über Togo und Kamerun, wo der Redner selbst gewirkt hatte, folgte die Entwicklung seines Programms. Als Hauptpunkte sind herauszuheben, daß Redner die Erhaltung unserer Kolonien für absolut notwendig hält. Heer und Flotte, besonders das Landheer sei unentbehrlich. In eingehender Weise be­handelte der Redner auch die sozialen Fragen und trat für die Rechte der Arbeiterschaft und des kleinen Mannes ein. Erwiderung erfolgte nicht. Tie Ausführungen des Redners fanden Beifall.

Tübingen 16. Jan. Ueber die Findig­keit der hiesigen Post berichten Tübinger Blätter: Ein Cchuhmachermeister erhielt eine Postkarte aus einem entfernten Torfe mit der Adresse:An den Schuhmacher, der die krummen Stiefel macht in Tübingen". Die Karte kam an. Der Schuh­macher macht nämlich Schuhe für abnorme Füße.

Schramberg 15. Jan. Wegen Mangels an einheimischen weiblichen Arbeitskräften hat die Junghans'sche Fabrik dieser Tage 10 junge Italienerinnen, zunächst versuchsweise, ein­gestellt. Die Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik hier behilft sich schon seit Jahren mit solchen Arbeiterinnen.

München 15. Jan. (Vermächtnis.) Eine kürzlich verstorbene Dame hat der Stadt­gemeinde 100 000 ^ namentlich zur Bekämpfung

derKindersterblichkeit gemacht. Weitere 100000 ^ sind als Grundstock für eine Münchener Gallerie zur Förderung der Malerei und Bildhauerei bestimmt.

Berlin 17. Jan. Herr Erzberger hat angeblich auf Wunsch vieler Wähler im Kreise Hamm-Soest gegen Professor Berndt wegen Aeuße« rungen, die derselbe in der nationo Liberalen Wähler- Versammlung in Hamm über Erzberger machte (er hatte ihn den Kolonialstänker Erzberger genannt) die Beleidigungsklage angestrengt.

Zu den Reickstagswahlen. Die Nordd. Allgem. Ztg." schreibt unter dem Titel: Der genasführte Reichstag": DerVorwärts" wiederholt, gestützt auf den Bericht eines Schutz« tr üpplers, die Behauptung, daß die Waffenstreckung der Bondelzwarts schon vor dem 13. Dezbr. bekannt gewesen sei und daß die Regierung den Reichstag durch Vorenthaltuug dieser Tatsacke irregesührt habe. Wir haben an unseren Fest­stellungen in dieser Sache nickts zu ändern. Die Unterwerfung ist tatsächlich erst an dem von uns mitgeteilten Termin erfolgt. Daß be­reits monatelange Verhandlungen oorher- gegangen sind, ist nie bestritten und auch mehrfach dem Reichstag zur Kenntnis gekrackt worden. Der Beginn dieser Verhandlungen fällt in den Oktober. Wann und ob sie zum Ziel führen würden, konnte bei der in ollen B eichten be­tonten Unberechenbarkeit der Hottentotten nie­mand übersehen und war am 13 Dezember noch völlig im Dunkeln. Kurz vor der entscheiden­den Verhandlung im Reichstag bat die Regierung durch telegraphische Anfrage bei d m Kommandeur der Schutztrupv« in Cüdwestajnka sich verge­wissert, wcttcke Truppenstärke unum­gänglich notwendig wäre. Am 10. Dezember ging das Ar-tworttelegiamm des Kommandeurs hierein, worin dieser folgend-« aussührte:Nach meinem pflichtgemäßen Ermessen ist eine Truppen­verminderung auf 6000 Köpfe bis Ende März 1907 unmöglich ohne ernstliche Gefähr­dung der bisherigen Resultate. Außer 16000 Gefangenen, deren Waffen nicht sämtlich erbeutet, deren Freiheitsdrang nicht erloschen, sind rund 15 000 Farbige im besiedelten Schutzgebiet ohne die Bergdamara und Buschleute, zum Teil noch in Stammesorganisation und beritten, an der Grenze des Siedlungsgebiets etwa 3000 auf britisches Gebiet Uebergetretene, im Nordosten an Zahl unbekannte Hereros, schließlich noch die Ovambos. Mit 8000 Mann ist daher die Truppen­stärke schon auf das Unerläßliche bemessen. Das Festhalten an dieser Zahl ist notwendig, auch wenn die Bondelzwarts unterworfen sind, weil die Be­siedelung und der Wirtschastsbetrieb nur gesichert ist, wo die Erstickung eines jeden Aufflackerns des Aufstandes durch die Bereitschaft der Truppen gesichert ist. Wie die Entwickelung vor sich gehen und demgemäß eine Truppenverminderung möglich wird, kann noch nicht beurteilt werden." Die Nordd. Allg. Ztg." schließt: Mit der Veröffent­lichung dieses Telegramms hoffen wir nun endlich das Gerede der sozialistischen Presse über eine Irreführung des Reichstags erledigt zu haben.

New-Uork 16. Jan. Die Stadt Kingston auf Jamaika ist durch ein Erdbeben zerstört worden. Viele Menschenleben find vernichtet. Das Kabel noch Kingston, sowie das­jenige nach Panama über Jamaika ist unterbrochen. Auch die Kabel-Verbindung mit den Bermudas- Inseln ist seit vorgestern Abend unterbrochen. Die We stern - Union - Telegraph > Compagnp, welche die Nachricht von dem Erdbeben zuerst verbreitete, hat sie von ihrem Verteter auf St. Thomas. Wie das Washingtoner Wetter-Bureau mitteilt, hat der dortige Seismograph vorgestern Nachmittag ein Erdbeben angczeigt. Um 5 Uhr Nachmittags lagen in New-Dork über das Erdbeben in Kingston neuere Meldungen nicht vor, da der Kabelverkehr noch unterbrochen ist.

Das Kolonialamt in London hat vom Gouverneur vonIamaika nachstehendes Telegramm erhalten: Ein heftiges Erdbeben hat unter den Gebäuden der Stadt Kingston großen Schaden angerichtet. Eine dadurch verursachte Feuersbrunst ist noch nicht bezwungen, beschränkt