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Lübeck 15. Jan. Aus verschmähter Liebe erschoß die 30jährige Hausdame und Krankenpflegerin Schulz den Bankdirektor der Commerz- Bank und früheren fortschrittlichen Reichstags- Abgeordneten Ernst Stiller auf offener Straße. Stiller war sofort tot. Sodann flüchtete die Mörderin in ein Haus und jagte sich eine Kugel in die Brust. Auch sie starb alsbald.
Posen 15. Jan. Heute Nacht Vs 2 Uhr flog das Gasmesserhaus der städtischen Gasanstalt in die Luft unter donnerähnlichem Getöse. Die Bewohner der Altstadt wurden aus dem Schlafe gerissen. Fast alle Fensterscheiben und zahlreiche Türen der Altstadt und das Innere der Wohnungen ist zerstört. Viele Decken sind eingestürzt. Im Umkreise von 400 Meter ist keine Scheibe mehr ganz. Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen, doch ist Posen ohne Gas. Die Ursache der Explosion ist noch nicht ermittelt.
Cuxhaven 14. Jan. Das englische Vollschiff „Pengwern," das seit dem 6. Oktober von Taltal in Chile mit Salpeter nach Hamburg unterwegs ist. strandete gegen Mitternacht auf dem Scharhörnriff in der Elbmündung zwischen dxm Leuchtschiff „Elbe I" und ..Elbe II." Die Strandung wurde bald nach Mitternacht von dem hiesigen Schleppdampfer „Vulkan." der die Stran. dungsstelle seewärts gehend passierte, bemerkt. Der Führer erkannte die gefahrvolle Lage sofort, konnte aber wegen der schweren durch Südwest- sturm veranlaßten Brandung das Schiff nicht erreichen. Er hielt sich zweimal längsseits des Fahrzeuges und forderte die Besatzung auf, überzuspringen. Die Mannschaft weigerte sich indessen das Schiff zu verlassen, da sie glaubte, es werde aushalten. Alle Bemühungen des Schleppdampfers, dicht an den Segler heranzukommen, waren vergeblich. Der Schleppdampfer fuhr daher zurück zum Leuchtschiff „Elbe II", um ein Rettungsboot herbeizuholen. Als dieses aus halbem Wege zu dem gestrandeten Schiff war, sprang der Südweststurm mit orkanartiger Gewalt nach Nordwest
um und fiel in die vollen Segel des „Pengwern" mit solcher Gewalt, daß alle eisernen Masten, in dis sich die Mannschaft geflüchtet hatte, über Bord gerissen wurden. Als der Schleppdampfer die Unglücksstelle erreichte, war nichts mehr von Schiff und Mannschaft zu sehen. Alles war in der fürchterlichen Brandung versunken. Das Fahrzeug hatte eine Besatzung von 25 Mann und einen englischen Lotsen aus Falmuth an Bord.
(Eingesandt.)
Wie aus der letzten Nummer dieses Blattes ersichtlich, beabsichtigt der hiesige ev. Kirchen- gesangverein am Karfreitag d. I. die Matthäuspassion von I. Seb. Bach in Auszug zur Aufführung bringen. Es möge dem Einsender gestattet sein, hieran einige Bemerkungen zu knüpfen.
Es darf in unserer an Kunst bedauerlich armen Stadt als eine wirkliche künstlerische Tat bezeichnet werden, daß sich der Kirchengesangverein an diese wahrlich nicht leichte Aufgabe wagt. Bald sind es 200 Jahre, daß diese Passionsmufik an einem Karfreitag in der Thomaskirche zu Leipzig das erste Mal tief an die Herzen der Zuhörer gedrungen ist. Heute noch in gleicher Weise macht diese Musik aus das empfängliche Gemüt jedes Menschen, der nur hören will, einen so großartigen und nachhaltigen Eindruck, wie wohl nur ganz wenige Werke der ganz Großen unter den Tonkünstlern. Die Matthäuspassion ist heute noch so jung und auch für den modernen Menschen so neu und groß, wie am Tage der ersten Aufführung. Selbstverständlich ist es für den Kirchengesangverein nicht möglich, die ganze Passion zur Aufführung zu bringen, und zwar aus Mangel an genügenden Mitteln zur Beschaffung eines großen Orchesters, wie aus Mangel an Stimmen. Daher müssen die großen Chöre, insbesondere die Doppelchöre wie die umfangreicheren Soloszenen voraussichtlich in Wegfall kommen. Dagegen sollen zur Aufführung kommen j die durch die ganze Passion sich durchziehenden un- , verweichlichen schönen Choräle, von denen jeder einzelne eine Perle genannt werden muß, dazukommen sollen noch einige Nummern aus der Johannespassion und aus der ilmoll Messe; die Einheitlichkeit wird aber unter dieser Zusammenstellung durchaus nicht
leiden; dafür bürgt schon der Name des Herrn Dirigenten des Kirchengesangvereins. So steht unserer Stadt für den Karfreitag ein hoher und seltener künstlerischer Genuß bevor, der die ernste Feier dieses Tages nur vertiefen wird.
Der Zweck dieser Zeilen ist aber, jedermann, der eine Stimme zum Singen hat, zum Mitwirken bei diesem Meisterwerk echt deutscher Kunst aufzufordern ; jeder Teilnehmer wird davon gewiß reichsten Gewinn fürs Leben haben. Wer nicht mitsingen kann und doch zum Gelingen etwas beitragen möchte, der tue seine milde Hand auf und gebe seinen Groschen; je mehr Mittel da sind, um so schöner und feierlicher läßt sich die Aufführung gestalten, und gewiß, keinen wird seine Gabe am Karfreitag reuen! K.
Landwirtschaftlicher KeMsvereiu Calw.
Als Bonifikation aus den pro 1906 vereinnahmten Prämien aus Versicherungen der Mitglieder des Landw. Vereins auf Grund des abgeschlossenen Haftpflichtversicherungsvertrags ist heute von Hrn. Konsul Albert Schwarz in Stuttgart namens der „Wilhelma" der Betrag von 489 19 A ausbezahlt worden.
Indem die Vereinsmitglieder hievon in Kenntnis gesetzt werden, ergeht wiederholt die Aufforderung an dieselben — soweit dies noch nicht geschehen sein sollte — der so überaus wohltätig wirkenden Haftpflichtversicherung beizutreten.
Calw, 14. Januar 1907.
Der Vereinsvorstand.
Reg.-Rat Voelter.
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Amtliche und Prwatanzeigen
Oberamtsstadt Calw.
KkkllNtMihMg b-tr-ff. di- Wchstliggmhl.
Gemäß 8 8 des Reglements zum Reichstagswahlgesetz wird hiermit öffentlich bekannt gemacht, daß die
Wahl eines Abgeordneten znm Deutschen Reichstag
am Freitag, den 28. Januar 1907, von vormittags 10 Uhr an bis abends 7 Uhr, stattfindet. Nach dem 7-Uhr-Schlag dürfen keine Stimmzettel mehr abgegeben werden.
Wahllokal für den I. Stadtbezirk (südliche Hälfte) ist der Sitzungssaal im zweiten Stock des Rathauses; für den II. Stadtbezirk (nördliche Hälfte) die Stadtpflegekanzlei im ersten Stock des Rathauses.
Die Grenze beider Wahlbezirke bildet eine Linie, welche vom Weinsteg durch das Biergäßle, den Kirchenberg entlang zum Zwinger zieht, wonach im Bischofs das Gebäude Nr. 493 zur südlichen, Nr. 494 zur nördlichen, im Zwinger das Haus Nr. 303 zur südlichen, Nr. 302 zur nördlichen Hälfte gehört.
Wahlvorsteher im I. Bezirk ist Herr Stadtschultheiß Conz;
Stellvertreter Herr Stadtrat Eugen Dreiß; im II. Bezirk Herr Stadtpfleger Dreher;
Stellvertreter Herr Stadtrat Schlottere r.
Nur diejenigen sind zur Teilnahme an der Wahl berechtigt, welche in die Wählerliste ausgenommen sind.
Das Wahlrecht wird in Person durch verdeckte, in eine Wahlurne niederzulegende Stimmzettel ohne Unterschied ausgeübt. Die Stimmzettel müssen von weißer Farbe und dürfen mit keinem äußeren Kennzeichen versehen sein; sie sollen 9X12 cm groß und von mittelstarkem Schreibpapier hergestellt seiu.
Die Stimmzettel sind außerhalb des Wahllokals mit dem Namen des Kandidaten, welchem dem Wähler seine Stimme geben will, handschriftlich oder im Wege der Vervielfältigung zu versehen.
Der Wähler, welcher seine Stimme abgeben will, muß sich schon vor dem Betreten des Wahllokals mit einem Stimmzettel versehen haben; er nimmt sodann im Wahllokal von der durch den Wahlvorstand in der Nähe des Eingangs zu den Absonderungsvorrichtungen ausgestellten Person einen abgestempelten Umschlag an sich, begibt sich an den abgesonderten Nebentisch oder in den Nebenraum, wo er seinen Stimmzettel unbeobachtet in den Umschlag steckt, tritt an den Vorstandstisch und übergibt den den Stimmzettel enthaltenden Umschlag unverschlossen dem Wahlvorsteher oder dessen Vertreter, der ihn sofort »«eröffnet in die Wahlurne legt.
Wähler, welche durch körperliche Gebrechen behindert sind, ihren Stimmzettel eigenhändig in den Umschlag zu legen und diesen dem Wahlvorsteher zu übergeben, dürfen sich der Beihilfe einer Vertraueusperson bedienen.
Calw, den 15. Januar 1907.
Stadtschultheitz:
Conz.
Calw, 15. Januar 1907.
Danksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Liebe und Teilnahme, welche wir während der langen Krankheit und dem allzufrühen Hinscheiden unseres lieben Gatten, Vaters, Bruders und Schwagers
Narl Lchmid» Kaufmann,
erfahren durften, für die vielen Blumenspenden, die A zahlreiche Leichenbegleitung, besonders auch dem Herrn " Geistlichen für die trostreichen Worte am Grabe, dem verehrl. Kirchenchor für den erhebenden Gesang, sowie seinen lieben Altersgenossen, welche ihm die letzte Ehre erwiesen, sagen hiemit unfern innigsten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen die Gattin: Sophie Schmid mit Tochter Luise.
Statt Karten.
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DllllKsMIIS.
Für die mir für die wohltätigen Anstalten des Landes gütigst übersandten Gaben sage ich herzlichen Dank und wünsche allen Gebern Gottes reiche Vergeltung.
Dekan Roos.
Neue Dampfäpfest „ Zwestchgeir
empfiehlt
C. F. Grünenmai jr.,
Calw, Telefon 76.
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Heute Donnerstag keine Singstunde.
Nächste Singstunde am Samstag, den 19. ds. Mts., abends 8 Uhr. Vollzähliges Erscheinen erwartet der Vorstand.
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wett kt ein guter, reiner SeNcktt. r»N^« jugenäkrircher Hurrel,««, weirre. rammet- weiche tzaut unä blenäemi schöner Leittt. Mer erreugt ckie allein echte:
v. Bergmann L Co., Radebeal mit Schutrmsrke: 5teckenpter«i. s §t. 5o Pf. bei: tz. »«irrer, w. Zcl,n«i<I«e. 8. lpkeikker. Amalie 7el<tweg in Lalv, in weiläerrlaäl, Apoll». Metzltretter.