Kidlotl,In Eiütiiln

Jahrgang 1934 Nr. 164

Mittwoch, 18. Juli

Xarlsrutier Llironi^

Rener Führer durch die Fächcrstadt Ter älteste Offizier Deutschlands Wir braten und baden Spielnachmittage im Stadt- garten Waldbrand bei Karlsruhe Das Spiel ist aus!

In einer Auflage von 20 OM Stück hat der Verkehrsverein einen neuen Führer durch Karlsruhe mit dem neuen Stadt­plan herausgebracht. Er ist von weit größerem Umfange als seine Vorgänger und vermittelt durch seinen künstlerischen Bild schmuck in ganz lebendiger Weise die Schönheiten und Sehens­würdigkeiten des Karlsruher Stadtbildes. Ueberhaupt hat der neue Führer sein Haupt­gewicht ans die Hervorstellung des künstle­rischen und schaffenden Karlsruhes gelegt: Museen, Kunstinstitnte, Hochschulen und zahl­reiche Industrien sind zu einheitlichen Grup­pen zusammengcfaßt. Auch die Umgebung ist diesesmal weitgehender berücksichtigt. Kurze und fesselnde Aufsätze teilen erschöpfend alles Wissenswerte über die Stadt mit. Oberbür­germeister Jäger hat dem Führer einige treff­lichen Begleitworte vorangestellt. Mit seinen Plänen und Skizzen wird der neue Führer nicht nur den Fremden, sondern auch den Einheimischen ein willkommener Berater sein.

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Um die Mittagsstunde des letzten Mittwoch ist Hier Ma j o r a. D. Kreßman n im Alter von 98 Jahren zur großen Armee eingegan­gen. Er ist mit seinem biblischen Alter nicht nur der älteste Bürger der Stadt Karlsruhe gewesen, sondern zugleich auch der älteste Offi­zier Deutschlands. Ganz besondere Freude hat ihm in seinem letzten rüstigen Lebeusjahre der Wiederaufstieg des deutschen Reiches be­reitet. Mit glühender Begeisterung hat er im NS.-Frontkämpferbnnd für den neuen Staat gekämpft und geworben. Das Vaterland ging ihm über alles. Darum konnten auch die warmherzigen Worte des Führers der hiesigen Ortsgruppe des NS.-Frontkämpferbundes, Dr. Warth, dem entschlafenen Kameraden alle Ehre und kameradschaftliches Gedenken znm Ausdruck bringen. Die Fahne senkte sich znm letzten Gruße, das Bläsergnartett der NS.- Kapelle spielte die Weise vom guten Kame­raden, ein arbeitsreiches Leben war abge­schlossen. Besondere Verdienste des Entschla­fenen rühmte Dr. Langin im Aufträge des Vereins für das Deutschtum im Anslande. Major Kreßmann war ein weitsichtiger Pio­nier des Deutschtums. Er war es. der immer Las 100 Millionen-Volk der Deutschen er­kannte, indem er alle Verbindungen der Aus­ländsdeutschen znm Mutterlands wachgehalten hatte.

Die Stadt liegt in Sonnenglut. Bis 37 Grad im Schatten gab es in der Innenstadt. Die Augen sind von der Helle geblendet, daher sieht die Stadt noch grauer aus als sonst. Die Fensterläden und Rolläden an den Häuser­fronten sind geschlossen. Die Geschäfte haben Störs und Markisen zugezogen. Die Straßen schlafen. In dem Kessel der Rheinebene geht kein Wind. Die Schulen schließen meist schon vor 12 Uhr. Um 2 Uhr ist die ganze Jugend an der Alb oder im Rhein. Dort liegen sie in der Sonne, braun gebraten, wie Weih­nachtsgänse. Es riecht nach Nivea-Creme auf hundert Schritte. Und dann geht's in das herrliche Rheinwasser. Die Badeanstalten von Rappenwörth bis Maxau hinab haben Re­kordbesuch, so stark wie seit Jahren nicht mehr. Am Mittwoch mittag zog ein Gewitter über die Stadt, aber nur eine Stunde fiel leichter Regen, dann kam die Sonne wieder und wei­ter heißt -es: Braten und baden!

Die Stadtverwaltung ist dazu übergegan­gen, den Besuch des Sita d-t garte ns dadurch zu beleben, daß die oberen Klassen der hiesigen Volksschulen an den Mittwochnach­mittagen Schulspiele im Stadtgar- ten unter Leitung von Turnlehrern veran­stalten. Namentlich aus Kreisen der Eltern­schaft hat dadurch der Besuch des Stadtgar­tens an den Nachmittagen sehr zugenommen. So hat sich die neue Werbung als sehr erfolg­reich bewiesen.

Trotz der großen Dürre ist der angrenzende Wald des Schwarzwaldgebietes von Brand bisher bewahrt geblieben. Am Montag letzter Woche brach aber im südlichen Teil des an­grenzenden Mörscher Jungwaldes, offenbar durch einen unachtsamen Fußgänger verur­sacht, ein ungeheurer Waldbrand aus. In kurzer Zeit standeu 15 Hektar junger Forlen­wald in Hellen Flammen. Neben den Feuer­wehren und Einwohnern des Dorfes war die gesamte Karlsruher Berufsfeuerwehr und die gesamte Landespolizei in Stärke von 600 Mann an der Brandstätte. Dazu kam noch der Ettlinger Arbeitsdienst und die Technische Nothilfe. Das Feuer war so gewaltig, daß sogar^ die sechs Meter breite Forchheimer Landstraße vom Feuer übersprungen wurde. Glücklicherweise schlug gegen 2 Uhr mittags der Wind um, so daß die Gefahr des weiteren lleberspringens beseitigt war. Die Löschmaß­

nahmen litten auch sehr unter dem großen Wassermangel; nur durch die Anlage von Dämmen und Gräben gelang es, den Herd einznbetten. Schön war die Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnern. Mädchen n. Frauen brachten in Eimern aus dem fern gelegenen Dorfe frisches Trinkwasser für die Löschmann­schaften. Für die großen Dampfspritzen wurde das Wasser durch die großen städt. Spreng­wagen herbeigeführt. So gelang es in ge­meinsamer zäher Arbeit den älteren Wald­bestand vor der Vernichtung zu schützen.

Im Staatstheater machte derBa­jazzo" einen feinen Opernabschluß dem dann am Sonntag dieZauberflöte" folgte. Das Spiel ist aus. Aber zuvor brachte das Schau­spiel mit Dietrich Eckarts KomödieEin Kerl, der spekuliert" noch eine Prächtige Neuheit. Das Stück ist vollständig gesund und bejahend in seinem Abschluß. Das ist das erfrischende daran. Lachen und flotte Unterhaltung be-

Mit Kuranlagen kann schließlich jeder Kurort aufwarten. Ein besonderes Gesicht bekommen sie erst dann, wenn sie auf eine lange oder große Ueberlieferung zurückhlicken, und deren gibt es nicht viele. Wildbad gehört dazu. Wenn man für die unverkennbare und dem Gefühl sofort deutliche Eigenart der An­lagen an der Enz das Wort sucht, dann bietet es sich unwillkürlich dar mittels einer selt­samen, aber erklärlichen Gedankenverbindung literarischer Art, mit Uhland, dessen dichte­rischer Genius die Form der Romanze be­vorzugte, auch Wildbad solchermaßen bedich­tend. Sind die Anlagen nicht in höherem Sinne als Ganzes die Verkörperung der ro­mantischen Ballade? regen nicht die dichten Wälder und rauschenden Wasser etwas Ge­heimnisvolles in der Seele auf, das durch den Gegensatz der darin eingebetteten glitzernden Schmuckwerke von Menschenhand noch verstärkt wird?Es glänzen die Schilde im dunklen Tann..." Geschichte und Natur verbinden sich mit den Bauwerken zu einem Kunstwerk, an dem die Jahrhunderte arbei­teten, beginnend mit dem Württemberger Herzog, der vor zweihundert Jahren die ersten Bäume an der Enz entlang Pflanzen ließ und damit dem Fluß die noch heute be­stimmende und selbstverständliche Rolle im Bild zuwies. Bis zum Ende des 18. Jahr­hunderts bildete mau im damals herrschenden englischen Geschmack: die Natur in Form ge­bracht. Bäume, Felsen und Steige wurden Ausdruck jener sentimental-malerischen Hal­tung, der Goethe imWeither" die weltgül­tige Form gab, die noch imFreischütz" (Wildbad gäbe dessen idealen Rahmen) nach­wirkte, also zu einer Zeit, wo die Maschicnzeit sich bereits bemerkbar macht.

Von den Anlagen des Spätbarock führt eine gerade Linie durch die Zeiten bis heute, noch Abschnitt für Abschnitt erkennbar an den Spuren der Geschlechter, die sie in ihrem Ge­schmack als Baudenkmäler hinstellten bis hin zu der fast vollendeten neuen Trinkhalle, womit denn ein vorläufiger Abschluß erreicht ist. Anlagen in solcher lückenlosen Folge sind selten. Der Vorzug Wildbads beruht außer­dem in der beherrschenden Landschaft, in der die Bauten und Parks das Wirken des Kul­turmenschen darzustellen haben. Diese Auf­

sichtslose Ausbeuter, Inhaber einer chemischen Fabrik; nebenbei noch egoistischer und tyran­nischer Hausvater zweier allerliebster Töchter, fällt einem noch gerisseneren Ausbeuter und Hochstapler in die Hände. Das Spiel dreht sich; die Spekulation auf die Gutmütigkeit seiner Umgebung schlägt fehl; er sieht selbst ein, daß er sich verspekuliert hat und so ver­söhnt der Schluß, belehrt ohne zu moralisie­ren. Denn davor hat uns der Komödiendichter zir verschonen. Dietrich Eckart tut es aber aus so Prächtige Art, daß man erfreut und befrie­digt seinem verspekulierten Prachtkerl ver­zeiht. Die Aufführung gab Paul Schulze und Paul Müller alle Möglichkeiten, ihre erprobte Bühnenfähigkeiten in allen Farben schillern zu lassen. Der Erfolg und Beifall zeigte sich bereits auf offener Bühne. Spielleiter Ulrich von der Trenck hat sich für die neue Spielzeit einen Schlager bereitgestellt, gesund und sprühend vor Laune. Das Spiel ist aus, aber in Wirklichkeit hat es bereits wieder begon­nen. Wir haben das Zugstück der neuen Spiel­zeit gesehen. -fttb.

gäbe ist großenteils, besonders seit zehn Fah­ren, sehr glücklich gelöst worden. Die berufene Stelle der staatlichen Badverwaltung darf mit Befriedigung auf die eigenartigen und vor­bildlichen Schöpfungen Hinweisen.

Die Enz und ihr Tal ist die Schlagader der Anlagen. Das ewige -Sausen der Tannen und Strömen des Wassers spricht überall hinein. Das Grün bestimmt. Steilhänge und Berg­stufen bilden das gegebene Gelände; daher rühren die Schwierigkeiten für eine in ande­ren Orten beliebte einheitliche und übersicht­liche Fassung. Dies einsehend, verfuhr man derart, daß die einzelnen Anlagen meistens in sich abgeschlossen gehalten wurden, wirkend aus sich -im Rahmen des Waldes, die Land­schaft belebend, nicht vergewaltigend. Nur ein­mal tritt der Mensch mit dem Anspruch als Herrscher auf: mit der alten Trinkhalle, die als Verbindung des geschlossenen Stadtbildes zur Natur an bevorzugter Stelle errichtet ist, zwischen Enz und breitem steinernen Wandel­gang, im Hintergrund die Wipfel der alten Promenade. Schön gelegen, doch baulich wenig befriedigend mit ihren dünnen antik­verbildeten gerüstähnlichen Säulen, Len von unendlich vielen Eisenrahmen zerschnittenen Glaswänden und dem Anhängsel der Ver- kaufsbndenreihe. Ein typisches Bild für das, was man sich noch vor einem Menschenalter unter Badeeleganz vorstellte. Man wußte mit dem Material Eisen und Glas noch nichts rechtes anzufangen. Niedliche Spielereien sind auch die Holztempelchen über der Enz, die unser Geschmack belächelt. Verniedlichung der Natur; sie darf allerdings in der Sammlung von bezeichnenden Schaustücken der verschiede­nen Zeitalter nicht fehlen, da wir an den uns gemäßen Bauten erfreulichen Ersatz finden. Links und rechts von der tief beschatteten Enz- Promenade leuchten sie ans dem Grün. Vor allem das im Jahre 1909 erbaute Kurhaus, das mit seinem von seltenen Pflanzen na­mentlich Steinpflanzen, bereicherten Park und dem seltsamen Vogelhaus eine besondere Würdigung erfahren soll.

Weiterschreitend schaut rechts von halber Höhe ein lustiges Bauwerk herab: die Halle des Luft- und Lichtbades. Praktisch und schön zugleich ist die Anlage der drei Stufen von Rasen und weißem Sand in die Landschaft

gebettet, voll der Tonne hingegeben; einla­dend mit Schatten steht auf der höchsten Stufe der Bau, vor sechs Jahreu errichtet; zwei im Winkel an einen Rundbau gelehnte offene Hallen mit Brause- und Fußbädern und An- kleideräumen. Weiß und rot abgesetzt, mit einem Unterton von Faschingsübermnt, viel­leicht dadurch Hineingetrageu, daß der Ge­danke zufällig am Fastnachtsdienstag 1928 (dem kältesten Tage seit hundert Jahren) Form gewann.

Von anderer Art sind die gleichsam vetter- lich verwandten reizenden Bauten des Ten­nis- und Kleingolfplatzes. Schwarzwälder Art fand hier einen ins Weltstädtische gewandten Ausdruck, etwa in der Art wie fürstliche Jagd­schlösser beides vereinigen. Schlicht und ge­diegen nach außen, behaglich-vornehm innen, soweit es dem Zweck dient. Unterstand für Stunden zu bieten. Ein richtiges Haus ist es, was am Nordende der vier Tennisplätze steht; an beiden Schmalseiten von bastionartig gegen die Enz vorgebauten Plattformen mit Tischen und Stühlen, herrlichen Plauderplätzchen, ein­gefaßt. Honigfarben ist die Außenverkleidung von Holzplatten, braunrot das Ziegeldach und edle Naturhölzer bilden die gesamte Innen­ausstattung. Der Hauptranm, nach dem Ten­nisplatz geöffnet, dient dem geselligen Aufent­halt. Links und rechts liegen die Ankleide- räume mit Brausebad, für Damen und Her­ren. Bewunderung verdient die von der Täfe­lung und der Kassettendecke bis zum Treppen­geländer originell durchgearbeitete Formung, die dem Material nicht nur gerecht wird, son­dern seine Schönheit und Eigenart erst richtig zur Schau bringt.

Klein aber fein. Dieses Wort gilt auch für das in gleicher Art später ausgebaute Haus des Golfplatzes. Entstanden aus einem soge­nannten Schwarzwaldhäuschen, heute ein Kleinod. Das ehedem in Privatbesttz be­findliche, jetzt staatliche Kurtheater in antiki­sierendem Stil darf hier ebenfalls gewürdigt werden als ein in seiner Art sehr erfreuliches Muster eines intimen Theaters für -etwa 300 Besucher. Die lichte Tönung mit zierlichen bunten Ornamenten gibt dem Raum eine heiter-behagliche Note von vornehmer Hal­tung. Die an sich etwas versteckte Lage des Theaters hat durch die Freilegung der Fläche vor der neuen Trinkhalle entschieden ge­wonnen.

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Ein kunstvoller hölzerner Brunne« in Neu­stadt im Schwarzwald, wo das Holzschnitzerei, gewerbe in besonderem Maße gepflegt wird.

Buntes ms aller Welt

Wieder einmal ein Seeungeheuer

Ein seltsames, 10 Meter langesSeeunge Heuer" ist bei Du n n e t Head an der schob tischen Nordküste an Land geschwemmt wor­den. Der Kopf des Tieres ist nach Aussagen der Kinder groß und flach, und der Hals weist eine Art Mähne ans. Ter Umfang des Rumpfes soll etwa 55 Zentimeter betraacn

Wildwest an Bord

Auf einem Schiff entspann sich in der Näht von Honston ein Streit, bei dem von dei Schußwaffe Gebrauch gemacht wurde. Dre- Hafenarbeiter wurden getötet und ein vier­ter schwer verwundet. Ein weiterer Hafen­arbeiter und rwer Newr erlitten leichte Ver letzungen.

Entzifferte Handschriften

Uralte ägyptische Handschrif- ! e n, die man bisher nicht entziffern konnte, veil die Schriftzeichen zu undeutlich waren, kann man jetzt deuten, nachdem man die Platten mit infrarot-empfindlichen Platten photographiert hat.

Dürre in England. Ein großer Fluß ist ausgetrocknet.

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Von Karl Steffin, Neuenbürg