schttessung neuer einheimischer ,fettquellen durch Anbau von Oel- und Fettpflanzen, die Verlagerung der Fetteinfuhr ans dem Aus­lande nach dem Gesichtspunkte der Gegenseitig­keit, d. h, der Sicherstellung unseres Industrie­exports nach den Lieferantenländern, und schließlich die Schaffung sozial tragbarer Preise für die minderbemittelte deutsche Bevölkerung.

Dementsprechend wurden verschiedene Maß­nahmen zur Erreichung dieser Ziele getroffen. Die Margarineerzeugung und die Einfuhr von Margarinerohstoffen wurde auf ungefähr 60 ProzentderHöch st zahlen des Jahres 1932 abgedrosselt und für die einheitliche Be­wirtschaftung der Oele und Fette eine Reichs- Stelle errichtet, der sämtliche für die Ernährung bestimmten in- und ausländischen Fette und 'Oele, soweit sie nicht vom ausländischen Erzeu­ger direkt in den Verkehr gebracht werden, an­zubieten sind. Durch das Instrument des Uebernahmescheines und die Monopolgebühr wird eine dauernde Kontrolle der auf den Markt kommenden Mengen und ihre für die

Erzeuger, Verarbeiter, Verteiler und Verbrau­scher angemessene Preisgestaltung gewährleistet. Weiterhin wurden Kontingente für die Butter und andere Fettarten in einer für die deutsche 'Landwirtschaft erträglichen und dem deutschen 'Zusatzbedarf entsprechenden Höhe festgesetzt, die Speckzölle verdreifacht und die Schmalzzölle verzehnfacht. Außerdem wurde im Interesse der bäuerlichen Schweineproduktion der Bei­mischungszwang von geschmack- und geruch­losem Schweineschmalz zur Margarine einge­führt, dessen Satz sich augenblicklich auf 15 Pro­zent stellt.

Dazu erwies es sich als notwendig, die Preis ederausländischenOele und Fette und der daraus hergestellten Marga­rine zu erhöhen, was durch die Einführung einer besonderen Fett st euer erreicht wurde und selbstverständlich den Absatz der deutschen Fette förderte. Ferner wurde die Bewirtschaf­tung des Fettmarktes durch die Reichsstelle auf Schmalz, Speck und Talg nach den oben geschil­derten Grundsätzen ausgedehnt, die Einfuhr ausländischer Oelsaaten und Qelkuchen stark gedrosselt und der Anbau von deutschem Raps, Rübsen, Lein- und Mohnsaat durch besondere Ausgleichsvergütungen an die verarbeitenden Oelmühlen gefördert.

Mit der durchgreifenden Regelung des But­termarktes und der Schaffung auskömmlicher Butterpreise ging dieOrdnungderKäse- Wirtschaft nach ähnlichen Grundsätzen ein­her. Selbstverständlich wurde bei allen diesen Maßnahmen zur Steigerung der deutschen Fett­erzeugung nicht nur der Gedanke der Preis­sicherung in den Vordergrund gestellt, sondern in gleicher Weise die Frage der Qualitätssteige­rung, die Schaffung einheitlicher Typen und Leistungen energisch in Angriff genommen. Denn der Bauer sollte keineswegs auf dem Ruhekissen der höheren Preise schlafen, sondern auch mehr und vor allen Düngen Besseres dem Konsumenten bieten.

Schließlich wurde die größte Rückfichtauf die minderbemittelte Bevölke­rung genommen. Daher wurden vier Grup­pen der Margarine geschaffen: die Haushalls­margarine, die gegen Fettbezugsfcheine für 38 Pfennig pro Pfund nach Maßgabe der Bedürf­tigkeit von den zuständigen Behörden minder­bemittelten Volksgenossen verabfolgt wird und ungefähr 20 Millionen deutschen Menschen zu­gute kommt. Die Erzeugung dieser Margarine­art richtet sich nach der Zahl der Bedürftigen. Ferner wurde für weniger bemittelte Volks­schichten die Komummargarine für 68 Pfennig das Pfund eingeführt und schließlich 2 Spitzen­sorten geschaffen, die zum Preise von 98 Men­

nig und 1.10 Rillt, pro Pfund von den wirt­schaftlich besser gestellten Bolkskreisen gekauft werden sollen. Man sieht also, daß die natio­nalsozialistische Agrarpolitik in weitestem Aus­maße der verschiedenen Kaufkraft der einzelnen Volksschichten in Deutschland Rechnung getra­gen und alle unbilligen Härten vermieden hat.

So ist also der Fettplan der Ausdruck e^iner wahrhaft sozialistischen

Ernüchterung

San Franziska, 17. Juli.

Das starke Truppenaufgebot, das nach dem Eintreffen weiterer Verstärkungen jetzt 700Ü Mann beträgt, sowie die demonstrative Auf­stellung von Geschützen, Maschinengewehren und Tanks scheinen zusammen mit der Un- sicherheit hinsichtlich der Haltung der Bevöl­kerung einen ernüchternden Einfluß auf vtr Streikleitung auszuüben, die sich bemühte, hinsichtlich der Nahrungsmittelzufuhr Zuge­ständnisse zu machen.

Trotzdem werden die Folgen des Streiks von Stunde zu Stunde fühlbarer. Hundert­tausende von dem Streik nur mittelbar In­teressierte können unter dem Druck der zu­nehmenden Entbehrungen ihre bisherige Zurückhaltung rasch ändern. Während sich das Publikum am Montag mit einem gewis­sen Humor über Nahrungsmittelsorgen und Verkehrslahmlegung himveghalf, beurteilt die Presse den Generalstreik mit größter Sorge. Los Angeles Times" führt aus, General­streik sei eine falsche Bezeichnung für die Vor­gänge in San Franzisko. Es handle sich hier um eine kommunistische Revolte gegen die Negierung. Ein weiteres Blatt verlangt die Rückkehr Roosevelts vom Urlaub und fein Eingreifen zur Beendigung ser Streikbewegung.

Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Rosst har sich in San Franzisko ein Bür­gerausschuß von 500 Mitgliedern gebildet, um die Nahrungsmittelzufuhr sicherzustellen. Gouverneur Merriam erklärte im Rund­funk, daß er die Truppen erst aufgeboten habe, nachdem ihm von einem Ausländer, ge­meint ist offenbar der Streikführer Brid­ge s, ein Australier, mitgeteilt worden sei. daß der Betrieb der durch den Hafen führen­den Staatsbahn nicht gestattet werde. Sollten die Truppen nicht ausreichen, so behalte er sich die Anwendung aller für die Erhaltung des Gemeinwohls notwendigen Mittel vor.

Der Streikausschuß hat sich aber bereits am Dienstag zu einigen Zugeständnissen be- quemt, anscheinend in der Erkenntnis, daß eine übermäßige Verschärfung der Lage für die Streikenden selbst nachteilige Folgen haben würde. So hat der Streikausschuß die Wiedereröffnung beinahe sämtlicher Restau­rants erlaubt. Auch die Straßenbahnen Ver­kehren wieder. In einem Erlaß des Streik- ausschusses heißt es, daß niemand in San Franzisko hungern solle und daß die Last­wagen mit Lebensmitteln unge- hindert passieren könnten. Auch die Postsendungen sind planmäßig abgegangen.

Weitere Skreikmeldungen

Der Gouverneur von Minnesota hat in Verbindung mit dem Streik der Fährleute in Mineapolis ein Bataillon National- garde angewiesen, sich für den Notfall bereit ru kalten.

AZrrtZchastspolitik, weil er nicht nur der Nahrungsfreiheit des deutscheil Volkes dient, die bäuerliche Wirtschaft in ihren wich­tigsten Einnahmeposten sichert, die Eigenfutter­grundlage unserer Landwirtschaft erweitert und die Verwertung etwaiger überschüssiger Getreidemengen möglicb macht, sondern auch den Belangen unserer in der Exportindustrie tätigen Arbeiterschaft und auch der ärmsten Deutschen Rechnung trägt. ^ G. W.

in Franzisko

Regelung des deutschen GelreidehandelS

Berlin, 16. Juli. Im Reichsgesetzblatt wird eine Verordnung zur Ordnung der Getreide­wirtschaft veröffentlicht. Ter erste Abschnitt behandelt den Zusammenschluß der deutschen Getreidewirtschaft und bestimmt, daß zur Regelung der Versorgung, sowie des Absatzes und der Verwertung von Getreide, von Er­zeugnissen hieraus und von Brot, sowie der Preise und Preisspannen für Erzengnisse aus Getreide und für Brot, folgende Be­triebe zu Getreidewirtschaftsoerbänden zu- sammeugeschlossen werden:

1. die Betriebe, die inländisches Getreide erzeugen,

2. die Getreide bearbeiten oder Erzeug­nisse hieraus Herstellen,

3. die Getreide oder Erzeugnisse hieraus verteile»,

4. die brotherstellenden Betriebe.

Die 19 Getreidewirtschastsverbünde, deren Gebiete mit denen der gleichnamigen Lan­desbauernschaften übereinstimmen, werden untereinander zur Hauptvereinigung der deutschen Getreidewirtschaft zusam­mengeschloffen. Die wirtschaftliche Vereini­gung der Roggen- und Weizenmühlen wird der Hauptvereinigung angeschlossen. Die aus Grund der Verordnung erfolgten Zusam­menschlüsse stehen unter der Aufsicht des Neichsernährungsministers.

Der zweite Abschnitt hat die Ueber- gangsregelung der Ablieferung und der Verwendung von inländischem Roggen und inländischem Weizen zum Gegenstand. Bis zur Regelung des Absatzes durch die Zusammenschlüsse werden besondere Bestim­mungen erlassen, wonach jeder Erzeuger, dessen landwirtschaftlich benutzte Flüche im Getreidejahr 1934/35 5 Hektar übersteigt, verpflichtet ist, für Zwecke der menschlichen Ernährung oder für technische Zwecke in­ländischen Roggen vom 16. Juli bis 31. Ok­tober 1934 in einer Menge abzuliefern, die 30 Prozent der Menge entspricht, die der Erzeuger aus der Roggenernte 1933 bis zum 15. Juli 1934 abgcliefert hat, ferner in­ländischen Weizen vom 16. August bis zum 31. Oktober 1934 in einer Menge abzuliefern, die 29 Prozent der Menge entspricht, die der Erzeuger aus der Weizenernte 1933 bis zum 15. August 1934 abgeliefcrt hat. Wenn ein Erzeuger im Rahmen der ihm festgesetzten Liefermenge oder ein Erwerber von in­ländischem Roggen oder inländischem Wei­zen für solche Getreide keinen Absatz findet, so hat er dies dem für ihn zuständigen Getreidewirtschaftsverband zu melden, der die Aufgabe hat, für die Ware eine Absatz­möglichkeit nachzuweisen. Die Regelung der

Ablieferung von inländischem Roggen un- inländischem Weizen für die Zeit nach dem 31. Oktober 1934 erfolgt durch die Zusam­menschlüsse. Der Reichsernährungsminister verteilt die von ihm sestgestellte Gesamt­menge auf die Getreidewirtschaftsverbände.

Ein weiterer Abschnitt der Verordnung befaßt sich mit diversen Mahlvorschriften für die im deutschen Zollgebiet liegenden Mühlen.

Die Verordnung tritt ani 1 6. Iuli in Kraft, mit Ausnahme der Bestimmungen über den Zusammenschluß der deutschen Getreidewirtschaft, deren Zeitpunkt des In­krafttretens der Reichscrnährungsminist'^ bestimmt.

Das Amt des Vertrauensmannes ein Ehrenamt

Berlin, 17. Juli.

Das Sozialamt der Deutschen Arbeitsfront gibt folgende Anordnung bekannt:

Nach Z 3 des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit ist das Amt des Ver­trauensmannes ein Ehrenamt, für dessen Wahrnehmung ein Entgelt nicht ge­währt werden darf. Auch eine versteckte Entschädigung ist un­statthaft.

Wer als Vctrauensmann sich Vorteile ge­währen läßt, sei es in geldlicher Art oder durch Versetzung auf einen anderen, besier- bezahlten Arbeitsplatz, durch längere Ur­laubsgewährung oder Gewährung von Lohrr­oder Gehaltszulage außer der Reihe und der­gleichen, verstößt gegen dieses Verbot. Das gleiche gilt für Unternehmer oder Betriebs­führer, die Vertrauensmännern solche Vor­teile verschaffen, in der Absicht, sie in ihrer Amtstätigkeit zu beeinflussen.

Damit hier von vornherein völlig klare Verhältnisse geschaffen werden, ordnet Dr. Ley folgendes an:

Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront, die hiergegen verstoßen, verwirken da­durch ihre Mitgliedschaft zur Deutschen Arbeitsfront und ver­lieren damit ohne weiteres ihr Amt als Ver­trauensmänner. Unberührt hiervon bleibt die etwaige Verantwortung vor dem sozialen Ehrengericht.

Die Entscheidung über den Ausschluß aus der Deutschen Arbeitsfront trifft der Kreis­walter der Deutschen Arvcitsfr t. Auf Be­schwerden entscheidet der Vczi .Swalter der Deutschen Arbeitsfront. Seine Entscheidung ist endgültig. -

VMMum der BeWerrrnßs' MMMg im emliMN Miess- miniiterlum

London, 17. Juli.

WieDaily Herold" meldet, soll die Belie­ferungsabteilung im englischen Kriegsmini­sterium, die sich mit der Vorbereitung von Plänen für die Beschleunigung und Erhöhung der Lieferung von Kriegsvorräten im Falle der Mobilisierung befaßt, zur Zeit mit Hoch­druck arbeiten. Sechs Sachverständige, näm­lich drei Chemiker und drei Ingenieure, seien neu eingestellt. Die Kosten der Belieferungs­abteilung seien in diesem Jahre annähernd auf das Dreifache des Vorjahres, nämlich 22 200 Pfund, erhöht worden. Diese Verstär­kung der Abteilung sei auf einen Beschluß des englischen Armeerates zurückzuführe». Man wünschefestzustellen, welche Fabriken im Kriegsfälle von ihrer normalen Tätigkeit umgeschaltet werden können".

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Roman von Klara Laidhausen.

llrhebcrrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, Regensburg. 22. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Aber Frau Hormann zwang sich selbst zu kühler, ruhiger Freundlichkeit. Wenn ihr auch, seit ihr dieses junge, schöne Geschöpf gegenüberstand, so eigentümlich glücklich zumute war, so als habe ihr diese Stunde etwas lang und schmerz­lich Entbehrtes zurückgegeben, etwas, das sie nun hegen und halten müsse, um es nie mehr zu verlieren, so war es doch wohl verfrüht, einer völlig Fremden gleich im ersten Augen­blick mit so viel intimer Zärtlichkeit entgegenzutreten. So begnügte sie sich damit, Dithas Hand mit warmem, herz­lichen Druck wieder frei zu geben, ihre große Erregung scheinbar gar nicht bemerkend. Das Wort, das einem fieber­haft darnach verlangenden Herzen sogleich die Brücke zum Glück gebaut hätte, blieb ungesprochen, die Erfüllung zweier füreinander bestimmter Menschenschicksale ans Wochen und Monate hinaus verzögert und einem blinden Ungefähr an­heimgegeben.

Frau Hormann hatte Ditha und Ilse, die die Freundin natürlich begleitet hatte, aus ihren Überkleidern heraus­geschält und bat sie nun, in dem klematisumsponnenen Erker Platz zu nehmen.

Sie müssen schon noch bleiben, Ilschen," lächelte sie, als diese abwehren wollte,und müssen Ihrer Freundin ein bißchen über die erste Viertelstunde im fremden Haus hin­überhelfen l Außerdem wollen wir doch auch ein Gläschen Wein auf glücklichen Einstand mitsammen trinken. Nicht wahr, Fräulein Berger?"

Sie find sehr gütig, Gnädige Frau!" sagte Ditha leise. Ihre Stimme schwankte noch immer bedenklich. Sie fing einen nervösen Blick Ilses auf und verstand die stumme Mahnung, die darin lag. Mein Gott, ja, sie spielte ihre

Rolle herzlich schlecht. Konnte es ihr denn gar nicht gelin­gen über die qualvoll vibrierenden Nerven Herr zu werden! Wenn schon das Wiedersehen mit Franz' Mutter sie so furchtbar aufregte, wie würde es erst sein, wenn sie Franz selbst gegsnüberstand! Ein Glück nur, daß die Mutter unwillkürlich gab sie der klein-n Frau den teuren Namen

nicht auf ihr krampfhaftes Ringen um Fassung achtete, sondern in ihrer lebhaften, heiteren Art unentwegt weiter­plauderte.

Leider kann mein Sohn sie nicht gleich begrüßen, Fräu­lein Berger, er hat gerade heute ziemlich viel Patienten in der Sprechstunde. Die Badesaison geht allmählich an, und ich bin wirklich froh, daß er nun in Ihnen eine treue Ge­hilfin bekommt. Es liegt wirklich oft zu viel auf ihm und ich bange manchmal heimlich um seine Gesundheit." Sie lachte leicht auf:Nicht wahr, so sind wir Menschen immer jam­mern! Mal ist die Praxis zu klein und mal ist sie zu groß

zufrieden sind wir nie!"

Oho, Mütterchen," protestierte Ilse lustig eine Idee zu lustig in ihrer NervositätSie dürfen sich Lore gegen­über nicht schlimmer machen als Sie wirklich find! Wären nur alle Menschen in jeder Lebenslage jo zufrieden, so eins mit ihrem Schicksal wie Sie . .

Mit meinem Schicksal, Kindchen?" Frau Hormann be­wegte zweifelnd den feinen Kopfnein, so dürfen Sie nicht sagen! Das schien mir schon manchmal ein wenig zu schwer für mich. Aber mit dem, der mir's geschickt hat, mit meinem Schöpfer war ich immer eins und das ist das ganze LH meiner Lebenskunst."

Ergriffen sah Ditha in das liebe, alte Gesicht und eine grenzenlose Innigkeit schwang in ihrer Stimme, als sie leise sagte:Ich bin sehr glücklich, in Ihrem Hause sein zu dür­fen, Gi-lidige Frau, und ich hoffe nur, daß Sie mit mir zufrieden sein werden."

Sicher, Kindchen," nickte Frau Hormann,ich freue mich ja so, daß ich nun auf einmal wieder so viel liebes, junges Blut um mich haben werde. Frau Ilse wird Ihne»

sagen, daß unser Haus früher immer voll Jugend war. Aber seit mein Mann tot ist und ich mit meinem Sohne hierher­gezogen bin, habe ich die Fühlung ein wenig verloren. Franz geht ganz in seinem Berufe auf und hat darüber hinaus wenig Bedürfnis nach Verkehr, und ich selbst habe so lang« nur meinen Toten gelebt, daß ich darüber fast vergessen habe, wieviel junges Leben draußen in der Welt pulsiert. Erst als Frau Ilse" liebevoll ruhten die gütigen Augen auf dem Gesicht der jungen Fraumir so unerwartet wieder geschenkt wurde» da merkte ich, was ich all die Jahre her entbehrt hatte und daß ich auf dem besten Weg gewesen war, eine grillige, einsame, alte Frau zu werden."

Nein, lassen Sie nur, Ilschen," wehrte sie, als Ilse leb­haft protestieren wolltees ist schon so! Aber nun ist die Gefahr ja glücklich überwunden. Nun habe ich Sie beide darauf wollen wir anstotzen!"

Sie nahm ein Glas Wein von dem Tablett, welches dar Mädchen inzwischen gebracht und vor sie hingestellt hatte und hob es mit liebem Lächeln den zwei Freundinnen ent­gegen:Also auf ein recht gutes, frohes Zusammensein!"

Ditha mutzte alle Willenskraft aufbieten, um das Glas in den zitternden Händen festhalten zu können, als sie es nun an das der alten Dame stieß. Ihre Augen standen noch imnier voll Tränen, aber sie senkten sich nicht mehr vor dem klugen, warmen Blick, der tief in den ihren tauchte.Möch­ten Sie sich recht, recht wohl bei uns fühlen!"

Langsam und innig kamen die Worte von Frau Hör- manns Lippen. In diesem Augenblick war ihre ganze, son­stige Lebhaftigkeit und Hast von ihr abgefallen und nur zögernd lösten sich ihre Augen von Ditha los. Sie fragte sich selbst ein wenig beklommen, was es denn eigentlich fei» das von dem fremden Mädchen her so übermächtig auf sie einströmte, daß ihr diese Worte, die unter andern Umstän­den kaum mehr als eine gesellschaftliche Phrase oder höch­stens ein herzlich gemeinter Wunsch gewesen wären, wie ei«, heißes, inbrünstiges Gebet aus ihrem Herzen stiegen.

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