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^ 10. Amts-
und Änzeigeblatl für den Bezirk Calw. 82. Jahrgang.
Erfcheinungstage! Dienstag. Donnerstag. Samstag. Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stad t und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Donnerstag, de« 17. Januar 1S07.
SLonnement-pr. in Stadtpr. Biertelj. Mt. 1.10 incl. Träger!. Kierleljährl. Bostde-ug-prei- ohne Bestellg. f. d. OrtS- u. Nachbar- or^Soertehr 1 Mt., f. d. sonst. Bekehr Mt. I.io, Bestellgeld 20 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Au die Ortsvorsteher.
Die Wegvifitationsprotokolle sind, soweit diese auf 1. November dem Oberamt nicht in Vorlage kamen, zur Einsicht vorzulegen.
Calw, 14. Januar 1907.
K. Oberamt. Amtmann Ripp mann.
Die Ortsbehörden für die Arbeiterverfiihernng bejvl. die Herren Uerulaltnugsaktnare
werden, soweit damit im Rückstand befindlich, an die Vorlage der Listen über die fingerten Steuer- kapitale erinnert.
Wegen Einhaltung des Termins wird auf den oberamtlichen Erlaß vom 3. Januar d. I., Abs. 2, (Wochenblatt Nr. 4) verwiesen.
Calw, 15. Januar 1907.
K. Oberamt. Amtm. Ripp mann.
Tagesneuigkeiteu.
§ Calw 14. Jan. (Zur Reichstagswahl.) Seit dem Inkrafttreten des neuen Landtagswahl, gesetzes herrscht zwischen dem Abstimmungsverfahren bei den Landtags, und Reichstagswahlen nunmehr eine erfreuliche Uebereinstimmung. Nur wenige Verschiedenheiten bestehen noch, auf welche die Wähler angesichts der bevorstehenden Reichstags- wähl aufmerksam gemacht werden möchten: Nach § 11 des Reichstagswahlgesetzes find die Stimmzettel außerhalb des Wahllokals mit dem Namen des Kandidaten, welchem der Wähler seine Stimme, geben will, handschriftlich oder im Wege der Ver- vielfältigung zu versehen. Es sind deshalb abweichend vonder Landtagswahl in den Absonderungsvorrichtungen keine Schreibzeuge zum Schreiben der Stimmzettel aufgestellt. Die Stimmzettel sollen eine gewisse Größe haben und zwar sollen sie 9 zu 12 ein groß und von mittelstarkem
weißen Schreibpapiersein. Hinsichtlich des Schlusses der Wahlhandlung wird darauf aufmerksam gemacht, daß bei der Reichstagswahl mit dem Schlag 7 Uhr die Abstimmung geschlossen wird und daß also nicht wie bei der Landtagswahl die um 7 Uhr im Wahllokal schon anwesenden Wähler noch wählen dürfen. Auch an dieser Stelle wird darauf aufmerksam gemacht, daß das Wahllokal für den zweiten Wahlbezirk — nördlicher Stadtteil — vom Rektoratsgebäude in die Kanzlei der Stadtpflege (nicht Vereinshaus) verlegt ist.
Calw 15. Jan. Am letzten Samstag hielt der hiesige Militärverein unter sehr großer Beteiligung seitens der Mitglieder seine Weihnachtsfeier im Gasthof zum Bad. Hof ab. Nach der Begrüßungsansprache durch Vorstand Ellinger, die mit einem Hoch auf S. M. den König schloß, folgte die Gabenverlosung, die allerlei nützliche Gegenstände aufwies. Großen Bei- fall fand die Aufführung der „Regimentstochter", die von Vereinskameraden und deren Angehörigen in anerkennenswerter Weise durchgeführt wurde; ebenso der gelungene Vortrag „Käther und Stöffel", sowie die zu Gehör gebrachten Männerchöre. Im Verlauf des Abends sprach Hr. Bezirksobmann Conz über die Kameradschaft in den militärischen Vereinen, mit dem ausdrücklichen Apell an die Versammlung, die unter den schwierigsten Verhältnissen für Deutsche Ehre kämpfenden Truppen in Südwestafrika auch in dieselbe einzuschließen. Hr. Major Blaich toastete auf die Vaterlandsliebe mit der Ermahnung, insbesondere die Heranwachsende Jugend mehr in diesem Sinn zu erziehen. Hr. Feldwebel Pfalzgraf wurde in Anerkennung seiner dem Verein bei Festlichkeiten geleisteten Dienste zum Ehrenmitglied ernannt, und überreichte Vorstand Ellinger demselben als Zeichen des Dankes einen Trinkbecher. Der Verein zählt z. Zt. ca. 160 Mitglieder und wird im Laufe des Jahres sein 25jähriges Bestehen feiern. Möge derselbe auch ferner
hin unter der Parole „Mit Gott für König und Vaterland" wachsen, blühen und gedeihen. bV
-f Bad Teinach 15. Jan. DerMänner- gesangverein Teinach feiert am Sonntag d. 20. d. Mts. 7 Uhr abends im Badhotel hier sein 2. Stiftungsfest. Die guten Leistungen des Vereins sowohl in Männerchören als auch in der Aufführung von Theaterstücken u. s. w. vom letzten Jahr werden noch in bester Erinnerung sein. Auch dieses Jahr sind weder Mühe noch Ausgaben gescheut worden, um die Feier würdig zu gestalten. Jedermann ist herzlich eingeladen und für einen genußreichen Abend ist in jeder Beziehung gesorgt.
2. Wildberg 15. Jan. (Wahlversammlung). Letzten Samstag Abend hielt der feitherige Reichstagsabgeordnete Schweikhardt aus Tübingen eine Wählerversammlung im Schwarzwaldbräuhaus hier ab und berichtete über seine Mitarbeit im Reichstag. Der neue Landtagsabgeordnete für Calw, Staudenmeyer, empfahl unter allseitigem Beifall die Wiederwahl des Kandidaten, der seine Pflicht vollauf getan, aufs wärmste. — Der Gegenkandidat Adlung hielt dagegen gestern abend eine Versammlung in der Krone ab, wobei besonders Abgeordneter Schaible- Nagold und Link-Trölleshof die Bauernbundskandidatur mit großem Nachdruck empfahlen.
Nagold 15 Jan. Böllerschüsse kündeten heute morgen die Feier der Einweihung des Neubaues der katholischen Kirche durch Bischof von Keppler aus Rottenburg an. Die Weihe war um 8 Uhr, die Festpredigt um 10 Uhr. Um V-1 Uhr fand ein Festessen im Hotel z. Post statt. Viele Häuser der Stadt waren beflaggt.
Stuttgart 15. Jan. In Cannstatt hat gestern nachmittag eineFraunachvorausgegangenem Wortwechsel mit ihrem Manne Lysol getrunken. Sie wurde ins Krankenhaus verbracht, ihr Zu-
Abenteuer des 8dorloolt Holmes.
Von Conan Doyle.
Die Gutsherren von Reigate.
(Schluß.)
Alles das diente dazu, um mich in der Ansicht zu bestärken, daß die beiden Cunninghams, Vater und Sohn, den Brief geschrieben hatten.
Nachdem ich soweit gelangt war, mußte ich natürlich noch die Einzelheiten des Verbrechens in Betracht ziehen. Ich ging mit dem Inspektor nach dem Hause, und besichtigte alles, was zu sehen war. Die Wunde des Toten rührte von einem Revolverschuß her, welcher auf wenigstens vier Meter Entfernung abgegeben worden war, das konnte ich mit vollkommener Sicherheit feststellen. Die Kleider waren nicht im mindesten vom Pulver geschwärzt. Offenbar hatte Alec Cunningham gelogen, als er behauptete, er habe zwei Männer mit einander ringen sehen, und dann sei der Schuß gefallen. Auch in betreff der Stelle, wo der Mörder über die Hecke gesprungen war, stimmten Vater und Sohn überein. Dort war aber zufällig gerade ein ziemlich breiter Graben. Da nun auf dessen feuchtem Grunde keinerlei Fußspuren zu sehen waren, so kam ich zu der Neberzeugung, das die Cunninghams überhaupt die Unwahrheit gesagt hatten, und daß gar kein fremder Räuber an dem Tatort zugegen ge- wesen sei. Nun galt es den Beweggrund des seltsamen Verbrechens zu finden. Als ich überlegte, welchen Zweck der erste Einbruchsdiebstahl bei Herrn Acton gehabt haben könne, fiel mir der Prozeß zwischen den beiden Guts- befitzern ein, von dem Sie, Herr Oberst, gesprochen hatten. Ich fragte
mich, ob die Cunnighams nicht vielleicht in die Bibliothek eingedrungen wären, um sich irgend einer Urkunde zu bemächtigen, die bei dem Rechtsstreit von Wichtigkeit wäre.
„Ganz richtig," sagte Acton, „das war ohne Zweifel ihre Absicht. Ich habe die begründetsten Ansprüche auf die Hälfte ihres Besitztums. Hätten sie aber auch nur ein einziges meiner Papiere an sich bringen können — die glücklicherweise in dem Aktenschrank des Anwalts liegen — so würden sie mir sicherlich mein Recht streitig gemacht haben."
„Da hätten wir's ja," sagte Holmes lächelnd. „Es war ein gefährliches, tollkühnes Unternehmen, das, meines Erachtens, in dem Kopf des jungen Alec entsprungen ist. — Da sie nichts fanden, suchten sie, um den Verdacht abzulenken, der Tat den Anschein eines gewöhnlichen Diebstahls zu geben, und nahmen die ersten besten Sachen mit, die ihnen in die Hände fielen. Das ist ganz klar, aber im übrigen war mir noch vieles dunkel. Vor allem wünschte ich, den fehlenden Teil des Zettels aufzufinden. Ich zweifelte nicht, daß Alec ihn dem Toten aus der Hand gerissen und ihn in die Tasche seines Schlafrocks gesteckt hatte. Wo sollte er ihn auch sonst hintun? Es fragte sich nur, ob er jetzt noch darin war. Jedenfalls verlohnte es der Mühe nachzusehen, und deshalb gingen wir alle miteinander nach dem Hause. Die Cunninghams trafen, wie Sie wissen, mit uns draußen vor der Küchentür zusammen. Es war von höchster Wichtigkeit, daß sie nicht an den Zettel erinnert wurden, weil sie ihn sonst unfehlbar vernichtet hätten. Der Inspektor war eben im Begriff, ihnen zu sagen, welchen Wert wir auf das Papier legten, als ich zum größten Glück gerade im entscheidenden Moment jenen Krampfanfall bekam, was dem Gespräch eine Ende machte."
„Ist es möglich!" rief der Oberst lachend. „Also haben wir unser