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Amts- und ÄnzeLgeblatt für den Bezirk Calw
82. Jahrgang.
Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag. Samstag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Sonntags de« 13. Januar 1W7.
AbonnememSpr. in d. SLadtpr. rSiertelj. Mk. r.ioincl.Trägerl. Dierteljährl. PosidezugSpreiS ohne Beftellg. f. d. OrtS- u. Nachbar- orLSoerkehr 1 'Ntt., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Au die Krankenkassen und Ortsbehörden für die Arbeiterverfilherung.
Unter Hinweis auf den Erlaß des Vorstands der Versicherungsanstalt Württemberg vom 3. November 1905 (Ä.-B. des Vorstands der Vers.-Anst. W. Nr. 10) werden die Krankenkassen (die reichs- und laudesgesetzlichen, also u a. die Bezirkskrankenkasse und die Krankenpflegeversicherungen) sowie die Ortsüehörden für die Arbeiter-Versicherung, soweit sie in einem unmittelbaren Abrechnungsoer- hältnis mit der Versicherungsanstalt stehen, veranlaßt die Beitragsmarkenabrechnungen des I V. Vierteljahrs 1906 unfehlbar bis 1. Februar 1907 all die Versicherungsanstalt einzusenden.
Die Einhaltung des Termins wird bestimmt erwartet, damit der von der genannten Behörde an das Reichs-Versicherungsamt einzureichende Rechnungsabschluß nicht verzögert wird.
Calw, 10. Januar 1907.
K. Oberamt.
Voelter.
Bekanntmachung
betr. die Ermittlung des Reichstagswahl- Ergebnisses.
Es wird hiemit zur Kenntnis der Wähler des VII. Wahlkreises gebracht, daß die Ermittlung des Ergebnisses der am 25. ds. Mts. stattfindenden Reichstagswahl am Dienstag, den 29. Januar 1907, vormittags 8'/- Uhr, auf dem Rathaus in Calw vorgenommen wird, wobei der Zutritt zu dem Lokal jedem Wähler offen steht. (8 26 des Wahl- regleußmts.)
Calw, 10. Januar 1907.
Der Wahlkommifsär. Regierungsrat Voelter.
Die Ortsbehörde«
werden veranlaßt, soweit dies noch nicht geschehen ist, die Verzeichnisse über die von der Staatskasse
zu tragenden Kosten der allgemeinen Landtagswahl und der Verhältniswahl bis spätestens 17. ds. Mts. hieher einzureichen. Bet Aufstellung der Verzeichnisse sind folgende Grundsätze zu beachten:
1) Kosten, welche anläßlich der Anfertigung der Wählerlisten oder durch die Ausstattung der Wahllokale entstanden sind, sind von den Gemeinden zu tragen und dürfen nicht in das Verzeichnis ausgenommen werden.
2) Wahlvorsteher, Beisitzer und Protokollführer erhalten beiVerrichtungeninnerhalb ihres Wohnorts keine Bezahlung. Bei Verrichtungen außerhalb ihres Wohnorts erhalten sie nur eine Zehrungs- und Reisekosten-Vergütung, aber kein Taggeld. Die Zehrungsvergütung beträgt 3 für den vollen Tag mit 8 Smnden, während sich die Reisekosten-Entschädigung nach § 4 der K. Verordnung vom 19. Febr. 1900 (Reg.-Bl. S. 143) berechnet.
3) Für die Anrechnungen der Boten, welche die Wahlergebnisse übermittelt haben, sind die Bestimmungen der Z. 6 des Minist -Erlasses vom 20. Mai 1890 (Minist.-Amtsbl. S. 154) maßgebend.
4) Für Telegramme und telephonische Mitteilungen an Staatsbehörden werden die wirklichen Auslagen. vergütet.
Calw, 13. Januar 1907.
K. Oberamt.
Voelter.
Die deckschen rLoiomalbeamten.
Jedem Vaterlandsfreund hat die skrupellose Rücksichtslosigkeit empört, mit welcher in dem aufgelösten Reichstag vor dem In- und Ausland die Tätigkeit unserer deutschen Kolouialbcamten in den Kot heruntergezogen wurde. Szenen, wie sie in keiner außerdeutschen Volksvertretung denkbar wären, wurden zur Schmach der deutschen Nation in edlem Wettstreit von Zentrum und Sozialdemokratie herbeigeführt. Die Uebertreibung und Verallgemeinerung einzelner Verfehlungen, wie sie in jeder Kolonialverwaltung Vorkommen, mußte in weiten Kreisen den
Eindruck Hervorrufen, unsere Beamten in den Kolonien taugen samt und sonders nichts und rekrutieren sich aus dem Abschaum unseres Beamtenkörvers, deren man sich entledigen wolle, indem man sie in die Ferne schicke, weil man sie hier zu Lande nicht brauchen könne.
Gegenüber der hämischen und vernichtenden Kritik, wie sie im Reichstag laut wurde, dürfte es am Platze sein, durch Tatsachen zu bewnsen, saß unsere Kolonialbeamte, von einzelnen unerfreulichen Ausnahmen abgesehen, im Durchschnitt treu und mit Aufopferung ihre Pflicht erfüllen, und hecvor- zuheben, daß das Vaterland Ursache hat, den vielen Männern, die Leben und Gesundheit einsetzen, um deutsche und christliche Kultur zu verbreiten, dankbar zu sein.
Wir möchten die Aufmerksamkeit der Leser zunächst auf die westafcikanische Kolonie Togo hinlenken, die in Wirklichkeit ein ganz anderes Bild darstellt, als sich aus den Reichstagsverhandlungen ergibt.
Im verflossenen Frühjahr machten zwei Basler Missionare eine Kundschaftsreise nach Hintcr-Togo. Die freundliche Aufnahme, die sie allenthalben bei den Eingeborenen fanden und den glücklichen Verlauf ihrer ganzen Reise schreiben sie mit großem Dank der Tätigkeit der Regierungsbeamten zu. Auf tadellosen Straßen, welche die Regierung planmäßig durch die ganze Kolonie hin angelegt hatte, konnten sie, abgesehen von den eigentlichen Gebirgsgegenden, den Weg auf dem Fahrrad zurücklegen, was eine ungemeine Ersparnis und Erleichterung bedeutete. Gebiete, die sie einige Jahre zuvor mühselig in langsamen Tagemärschen bereisten, durchfuhren sie jetzt auf prächtiger Strecke in wenigen Stunden. Häufig trafen die Missionare auf die überall längs der Karawannenstraßen zweckmäßig angelegten Rasthäuser der Regierung, die jedem Reisenden zur Verfügung stehen und zu Hunderten den durchreisenden Hausahändlern Unterkunft gewähren. An dies en Straßen haben die Beamten eigenhändig mitgearbeitet, um die Eingeborenen, die den Nutzen solcher Kunstbauten zuerst nicht einsehen wollten,
Abenteuer des 8k6r!oel( kloimss.
Von Conan Doyle.
Oie Gutsherren von Neigate.
(Fortsetzung.)
„Wir vertrauen uns Ihnen unbedingt an, Herr Holmes," sagte der alte Cunningham; „was Sie oder der Inspektor vorschlagen, soll ohne Aufschub geschehen."
„Erstens möchte ich, daß sofort eine Belohnung ausgeschrieben würde — am besten von Ihnen selbst; wenn die Polizei erst onfängt, über die Höhe der Summe hin und her zu beraten, geht zuviel Zeit verloren. Ich habe bereits den Wortlaut aufgesetzt, es fehlt nur noch Ihre Unterschrift. Fünf Pfund halte ich für ausreichend."
„Fünfhundert wären mir nicht zu viel," meinte der Friedensrichter während er Zettel und Bleistift nahm, welche Holmes ihm hinreichte.
„Aber das ist nicht ganz richtig," sagte er, das Blatt überfliegend.
„Ich habe es in großer Eile geschrieben."
„Sehen Sie, hier steht: am Dienstag morgen um dreiviertel auf eins wurde ein Einbruchsversuch u. s. w. In Wirklichkeit hat sich die Sache um dreiviertel auf zwölf zugetragen."
Mir war dieser Irrtum sehr unangenehm und betrübend, denn ich wußte, wie schwer ihn Holmes empfinden würde. Eine Ungenauigkeit inbetreff der Tatsachen kam bei ihm sonst gar nicht vor. Das kleine Versehen war mir ein neuer Beweis, wie sehr die Krankheit ihn angegriffen hatte und daß er durchaus noch der Schonung bedurfte. Einen Augenblick geriet er in sichtliche Verlegenheit, der Inspektor zog die Augenbrauen in die Höhe und Alec Cunningham lachte laut. Der alte Herr aber gab HolmesAenIZettel zurück, nachdem er den Fehler verbessert hatte.
„Lassen Sie die Anzeige so schnell wie möglich drucken," sagte er; „Ihr Vorschlag scheint mir vortrefflich."
Holmes verwahrte das Papier sorgfältig in seinem Taschenbuch. „Und unu lassen Sie uns zusammen das Haus besichtigen, um uns zu überzeugen, ob der sonderbare Einbrecher nicht vielleicht doch irgend etwas mitgenommen hat."
Zuerst untersuchte mein Freund die erbrochene Tür. Offenbar hatte man das Schloß mit einem starken Messer oder einem Meißel aufgesprengt. Man sah noch die Spuren am Holz, wo das Werkzeug Hineingetrieben worden war.
„Legen Sie nachts keine Eisenstangen vor?" fragte er.
„Wir hielten es bisher für unnötig."
„Sie haben auch keinen Hund?"
„Doch; aber er ist hinter dem Hause angekettet."
„Wann geht die Dienerschaft zu Bett?"
„Gegen zehn Uhr."
„Nicht wahr, auch Wilhelm schlief gewöhnlich schon um diese Stunde?"
„Jawohl."
„Sonderbar, daß er gerade heute nacht noch so spät auf war. — Jetzt lassen Sie uns, bitte, ins Haus gehen, Herr Cunningham."
Aus einem mit Steinfliesen belegten Gang, in den die Küchenräume mündeten, gelangte man aus einer hölzernen Stiege unmittelbar nach dem Vorplatz des ersten Stockwerks, zu dem auch die reich verzierte Haupttreppe aus der unteren Halle hinaufführte. Sowohl die Türen des Wohnzimmers als mehrerer Schlafzimmer gingen auf diesen Vorplatz hinaus, darunter auch diejenigen der beiden Cunningham«.
Holmes besichtigte die ganze Bauart des Hauses genau und schritt nur langsam vorwärts. Ich sah an seinem Gestchtsausdruck, daß er eine