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6. Amts-

und ÄnzeLgMatl für den KezLrk Calw. 82 . Jahrgang.

Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Sams- tag, Sonntag. Jnssrtionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Donnerstag, den 10. Jannar 1907.

LbonnernenlSpr.ind. Ltadtpr. Stertelj. Mk. L.iOincl.Trägerl. Dtsrteljährl. DostbezugSpreiL ohne Bestellg. f. d. OrtS- u. Nachbar- ortSverkehr 1 Mk.,f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Die K. Ortsschnlinspcktorate

werden unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung im Calwer Wochenblatt vom 22. Dezember 1906 Nr. 202 ersucht, in gefl. Bälde mitzuteilen, wie viele Knaben im April ds. Js. aus der Schule Schule kommen werden, damit der „Ratgeber zur Berufswahl" versandt werden kann.

Calw, 8. Januar 1907.

K. ev. Bezirksschulinspektorat. Schmid.

Kurs für Wagner im Kastenban.

Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabsichiigt, im Falle genügender Beteiligung in der Zeit vom 4. Februar bis 2. März 1907 einen Kurs zur Unterweisung von Wagnern im Kastenbau abzuhalten.

Zu dem Kurs werden im Lande ansässige selbständige Handwerker und ältere Gesellen, in erster Linie solche, welche sich selbständig zu machen im Begriffe sind, zugelassen. Von den Teilnehmern wird vorausgesetzt, daß sie einige Uebung im Fach­zeichnen schon besitzen. Ein U iterrichtSgeld wird nicht erhooen. Auswärtigen minderbemittelten Teil­nehmern wird auf Ansuchen ein Beitrag zu den Kosten der Reise nach Stuttgart gewährt; außerdem kann solchen auswä tigen Kursteilnehmern, welche besonders b dürftig sind, auf Ansuchen und auf Nachweis einer besonderen Bedürftigkeit ein Beitrag zu den Kosten des Aufenthalts in Stuttgart gereicht werden Beitragsgesuche find gleich bei der An­meldung anzubringen; nachträglich einkommende Gesuche können in der Regel nicht mehr berücksichtigt werden

Anmeldungen zur Teilnahme an dem Kurs sind durch Vermittlung der Gemeindebehörde des Wohnorts oder des Vorstandes einer örtl chen ge­werblichen Vereinigung bis spätestens 20 Januar 1907 an die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel einzureichen.

Die Gemeindebehörden und die Vorstände

der gewerblichen Vereinigungen werden ersucht, bei der Vorlage der Anmeldungen sich darüber zu äußern, ob die Angemeldeten nach ihrer Ausbildung und ihren Fähigkeiten voraussichtlich in der Lage sind, mit Erfolg an dem Kurs sich zu beteiligen und ob ihre Zulassung zu dem Kurs befürwortet werden kann. Soweit die Angemeldeten wegen besonderer Bedürftigkeit um Beiträge zu den Kosten des Auf­enthalts in Stuttgart nachsuch.m, wolle bei der Vor­lage der Anmeldungen auch Auskunft über die Ver­mögens- und Familienverhältnisse der Gesuchsteller, beziehungsweise auch ihrer Eltern gegeben werden.

Aus den Anmeldungen sollen im übrigen ersichtlich sein: Namen, Beruf, BeruMellung (ob selbständig oder Geselle), Wohnort und Alter der Angemeldeten. Außerdem soll auch angegeben sein, ob die Angemeldeten Uebung im Fachzeichnen haben.

Stuttgart, 21. Dezember 1906.

Mosthast_

Tagesnenigkelten.

Calw 9. Jan. Gestern befand sich eine Abordnung der Volk spartet aus den Ober­ämtern Freudenst idt, Horb und Sulz hier, um hem Gemeinderat Hermann Wagner ein Reichs- tagsmandat für den 8 württ Reichstagswahlkreis anzutragen. Wagner hat die Kandidatur für den 8. Wahlkreis angenommen und wird sofort mit der Wühlarbeit beginnen. Bisheriger Reichstags­abgeordneter war Ratsschreiber Wagner aus Stutt­gart, der bei der letzten Landtagrwahl in Freuden­stadt neben dem Abgeordneten Schmid ebenfalls als demokratischer Kandidat ausgetreten, aber bei der Wahl unterlegen war. Der Wahlkreis ist schon lange im Besitz der Demokratie.

Calw. (Egsdt.) Einen ganz eigenartigen Genuß verspricht der auf nächsten Freitag Abend angekündigte Georgenäumsvortrag. Herr Pfarrer A. Burk, der seit einigen Jahren hier lebt, wird eines seiner wirkungsvollen dramatischen Festspiele selbst vortragen und hat dazu die un­

vergänglich großartige Geschichte von dem mut- vollen Auftreten des Propheten Elias gegen den ungerechten und abgöttiichm König Ahab und dem über diesen hereinbrechenden Gerichte gewählt. Die Rezitation wird etwa eine Stunde in Anspruch nehmen. Gedruckte Programme mit dem Personen- Verzeichnis werben verteilt werden. — Gegen Ende des Monats wird Herr U livsrsitätsprosessor Dr Voretzsch von Tübingen die Güte haben, einen Vortrag über die Poesie des Handwerks zu halten.

Calw. Die Meisterprüfung vor der Prüfungskommission der Handwerkskammer Reut­lingen haben u. a. erstanden und damit das Recht zur Füh ung des Meistertitels erworben: Essig, Karl, Metzger, Calw; Ziegler, Adolf, M'tzzer, Calw; Braun, Christian, Schreiner, Calw; Sch e- chinger, Karl, Zinmermann, Teinach.

Calw 9. Jan. (Viehmarkt.) Zufuhr 294 Stück Rindvieh. Preise für Kleinvieh 130 bis 300 Kühe 130—450 höchster Preis für 1 Paar Ochsen 1250 Gesamtoerkauf 170 St. — Auf dem Schweinemarkt lösten Milchschwetne 15—30 Läufer 45—130 pro Paar. Zu­fuhr von Milchschweinen 245 Stück, von Läufern 114 Stück.

Berneck 8. Jan. Ein noch selten hier gesehener großer Leichenzug bewegte sich gestern nachmittag durch unsere Stadt, galt es doch der allgemein hier beliebten Patconatsherrin Freifrau Luise v. Gültlngen, Witwe des 1898 ver­storbenen Ecbkämmeres und Landgerichtsturektors, welche am 4. ds. Mts. im Alter von 63 Jahren in Stuttgart bei ihrem Sohn Konrad Freiherr v. Gültlingen, Geh. Legationsrat und Kabinets« sekretär Seiner Majestät der Königs, nach längerem Leiden starb, die letzte Ehre zu erweisen. Die Verstorbene wollte hier im Familiengrab mit ihrem im Tod vorausgegangenen Gemahl vereint sein und wurde von ihren Hinterbliebenen hier-

Abenteuer des Llisploek tiolmsb.

Von Conan Doyle.

Die Gutsherren von Reigate.

(Fortsetzung.)

„Der alte Cunningham ist ein recht braver und der angesehenste Guts­besitzer von Reipate. Er wird sich die Sache schrecklich zu Herzen nehmen, denn der Kutscher ist seit Jahren in seinem Dienst und hat sich immer gut gehalten Offenbar waren es dieselben Schurken, die bei Acton einge­brochen sind."

Wo sie die merkwürdige Auswahl von Gegenständen gestohlen haben?" sagte Holmes nachdenklich.

„Jawohl

..Hm! Möglich, daß es die einfachste Sache von der Welt ist — aber, auf den ersten Blick erscheint es doch sonderbar, meinen Sie nicht auch? Diebe, die in Landhäusern einbrechen, pflegen sonst den Schauplatz ihrer Talen zu verändern und nicht innerhalb weniger Tage bet zwei Nachbarn einen Besuch abzustatten. Als Sie gestern Abend von Vorsichtsmaßregeln sprachen, fuhr mir der Gedanke durch den Kopf, daß dieser Bezirk für den Augenbl ck w hr'chetnlich so sicher vor den Räubern sei, wie kein anderer. Ein Beweis, daß ich noch immer viel zu lernen habe."

„Vermutlich ist der Dieb ein Ortsangehöriger," sagte der Oberst. „Das erk ärt auch, warum er sich gerade Acton und Cunnigham ausgesucht hat. die beiden größten Grundbesitzer der Gegend."

„Auch die reichsten?"

„Von Hau« au«, ja; aber sie haben jahrelang miteinander im Prozeß gelegen uns sind dabei tüchtig geschröpft worden. Der alte Acton erhebt

Ansprüche auf Cunninghams halbes Gut und die Advokaten haben mit beiden Händen zugegriffen."

„Wenn der Dieb von hier ist, wird man ihn ohne Schwierigkeit fangen können," äußerte Holmes und gähnte dazu. „Ich weiß schon, was du sagen willst, Watson; aber sei nur ruhig, ich mische mich nicht hinein."

In diesem Augenblick riß der Hausmeister die Tür auf: „Polizei­inspektor Forrester!" meldete er.

Der Beamte, ein j mger Mann mit klugem, durchdringendem Blick, trat rasch ein. „Guten Morgen, Herr Oberst," sagte er, „entschuldigen Sie, wenn ich störe. Mir wurde gesagt, Herr Holmes aus der Baker­straße sei hier."

Der Oberst machte eine Handbewegung nach meinem Freunde hin, und Forrester verbeugte sich.

„Wir glaubten, Sie würden es vielleicht der Mühe wert erachten, mit hinüber zu kommen."

„Das Schicksal erklärt sich gegen dich, Watson," sagte Holmes lachend. „Wir sprachen gerade von der Angelegenheit, als Sie kamen, Herr In­spektor. Vielleicht berichten Sie uns noch einige Einzelheiten."

Die Art, wie er sich bei diesen Worten in den Stuhl zurücklehnte, war mir wohlbekannt. Ich sah ein, daß jeder Widerspruch nutzlos sein würde, und ich der Sache ihren Lauf lassen müsse.

„Der Einbruch bei Acton ist ganz unaufklärlich geblieben. Aber diesmal fehlt es uns nicht an Anhaltspunkten, und es handelt sich ohne Zweifel um den nämlichen Verbrecher. Der Mann ist gesehen worden."

„Wirklich!"

„Ja gewiß. Aber, nachdem er den Schuß abgegeben hatte, der dem armen Wilhelm Kirwan das Leben kostete, ist ec entflohen, wie ein ge­hetztes Wild. Herr Cunningham sah ihn aus dem oberen Schlafstuben­fenster und sein Sohn Alec vom Hausflur aus. Um dreiviertel auf zwölf