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Jahrgang 1934 Nr. 117

Donnerstag 24. Mai

Massenmord in uralter Zeit

VllnWte NaMteu

Deutsches Zugendsest am 2Z. Zuni

Berlin, 21. Mai.

Wie im vergangenen Jahre wird die deutsche Jugend zum Deutschen Jugendsest liusgerufen, das am 23. Juni geseiert werden soll. Wieder soll sich an den Sonnwendseuern das im Nationalsozialismus geeinte deutsche Kolk versammeln, um altes ehrwürdiges Krauchtum unserer Vorfahren zu Pflegen und Kraft und Entschlossenheit für neue Aufgaben zu gewinnen. Der Reichssportführer ist beauf­tragt, für die junge Mannschaft des Reichs Wettkämpfe auszuschreiben, damit am Tage des Deutschen Jugendsestes die besten sport­lichen Leistungen der Jugend als Dienst am deutschen Volk gewertet werden. Die Durch­führung der abendlichen Sonnwendfeiern ist dem Jngendführer des Deutschen Reichs über­tragen, durch den im vergangenen Jahre nahezu die gesamte deutsche Jugend in der Hitlerjugend geeint wurde. Im Zeichen dieser geeinten Jugend sollen sich die deutschen Volksgenossen um die Sonnwendfeuer scharen und hier geloben, in Einheit und Kraft das zu vollenden, was der Führer von uns ver­langt.

Zum äußerlich sichtbaren Zeichen der Volks­verbundenheit und als einmütiges Bekenntnis zum Deutschen Jugendsest sollen Männer, Frauen und Jugend an diesem Tage das Festabzeichen tragen, das von der notleiden­den Thüringer Porzellanindustrie hergestellt worden ist und das Abzeichen der Hitlerjugend zeigt. Zweitausend Arbeiter haben es in mühe­voller "Handarbeit vollendet und dadurch Ar­beit und Brot erhalten, so daß das Deutsche Jugendsest auch im Dienst der Arbeitsbeschaf­fung steht. Möge daher jeder Volksgenosse be­denken, daß der Kalls des Abzeichens auch ein kleines Opfer für das große Ziel des Führers bedeutet, jedem deutschen Volksgenossen den Segen der Arbeit zu geben. __

Wie werden die künftigen Handwerkerinnungen beschaffen fein?

Berlin, 17. Mai. Neichshandwerksführer Schmidt hielt heute eine Rede vor Ver­tretern der deutschen Presse, in der er sich mit der Zukunft der Handwerkerinnungen befaßte.

Er führte zu diesem Thema aus, daß die Innung heute nicht mehr Jntercssen-Organi- sation darstelle, sondern ausschließlich volks- gemeinschaftliche Standesorganisa­tion aller im Handwerk hauptberuflich tätigen Menschen. Meister. Gesellen, über­haupt sämtliche im Handwerk Beschäftigten einschließlich der kaufmännischen Angestellten und der Handwerkerlehrlinge, gehören in Zukunft Pflicht mäßig der Innung an. Dabei habe neben dem bisherigen Ober­meister ein mitverantwortlicher Ge sel­ten füh rer zu stehen. Dieser führt die Gesolgschaftsleute und Gesellen des Hand­werks innerhalb der Innung.

Im Anschluß an diese Ausführungen, die im wesentlichen den Rahmen zu der bevor­stehenden zweiten Verordnung zum Hand­werkergesetz vom 12. November 1933 ab­geben werden, nahm Reichshandwerkführer Schmidt die Gelegenheit wahr, dem Führer seinen Dank nnd den seiner Standesgenossen im deutschen Handwerk für die dein Hand­werk geleisteten Dienste ausznsprechen.

Die arische Abstammung

Der Ansturm auf die Pfarrämter zwecks Nachweis der arischen Abstammung war und ist heute noch naturgemäß sehr stark. Dabei unterlaufen den Auskunftheischenden die schönsten Stilblüten, von denen dasHeil­brunner Tagblatt" einige wiedergibt:

Für einen Stammbaum seiche ich einen Grenadier . . .

Zum Zwecke der arischen Abstammung suche ich meine Großmutter, aber nicht die amtlich vorgeschriebene.

Zwecks allgemeinerUmwälzung" brauche ich den amtlichen Nachweis meiner Geburt.

Senden Sie mir bitte meine Geburt. Zweck ist die Eheschließung.

Ich bin ein Hochzeitskind. Am Hochzeits­tag meiner Eltern wurde ich geboren, meine Eltern getraut und ich auch gleich getauft.

Nähere Angaben kann ich nicht machen, da meine Mutter schon 1878 starb und mich als einziges Vermächtnis zurückließ.

Sodann bitte ich Sie um gefällige Aus­kunft, ob in den dortigen Sterberegistern mein toter Großvater erscheint. Er starb von 1821 bis 1850.

Meine Großmutter ist auch schon 1860 in der alten Gartenkirche geboren gewesen, weil sie aber nicht mehr existieren soll, frage ich Sie nach der Zuständigkeit.

Senden Sie mir bitte meine arische Groß­mutter, sie ist schon 1871 verschieden.

Da ich arabischer Abstammung bin, vollen Sie mir solches bescheinigen. -

Ich bin agrarischer Herkunft, was ich zu beglaubigen bitte.

Unweit von Ehalons-sur-Saone ist durch die unermüdliche Forschungsarbeit eines Abbs Guillard auf einem Berggebiet, das zu ChenoveZ gehört, ein Mord entdecket worden, der freilich mehr als 2000 Jahre zurückliegt, Diesem Mord siel vermutlich eine ganze Familie von zehn erwachsenen Personen zum Opfer, nicht gezählt die Kinder, die jammer­voll im rückwärtigen Teil der Höhle ver­hungerten.

Im Verlaufe des vergangenen Winters war der Abbs auf einen Fuchsbau aufmerk­sam geworden, der offenbar zu einer stark ausgeweiteten Höhle führte. Bei näherem Zusehen entdeckte der Abbö, daß sich seitlich und oberhalb des Baues Abstützungen be­fanden, dis ohne Zweifel von menschlicher Hand angebracht worden waren. In müh­samer Arbeit und nur ab und zu unterstützt von einigen hilfreichen Bauern bewegte der Abbs im Lause der Wochen mehrere hundert Kubikmeter Erdreich. Doch die Arbeit lohnte sich. Er fand Münzen und Geräte, die den Beweis erbrachten, baß die Höhle, die sich wirklich hinter dem Fuchsbau befand, schon zur gallischen und später zur gallo-romani- schen Zeit bewohnt war. Aber interessanter als alle Münzensunde war die Entdeckung von Skeletten, die ungeordnet, zehn an der Zahl, in der Nähe des Eingangs herumlagen.

Mein Schwiegervater gibt an, arisch zu sein. Mündlich will man das nicht wissen, aber schwarz auf weiß kann man daran nicht zweifeln.

Helsen Sie mir bitte zu meiner arischen Großmutter, sie muß sich im dortigen Kir­chenbuche befinden.

In Südsrankreich in der Nähe der Küste des Mittelmeers hat ein belgischer Jngenienr einen eigentümlichen, kuppelsörmigen Turm gebaut, den Uneingeweihte oder Touristen, die ihn im Vorbeifahrcn sehen, für ein rie­senhaftes Grabmal oder irgendein seltsames Monument halten. Dieser ungeheure, bie- nenkornsörmige Turm ist jedoch ein Wasser­turm, der den Bewohnern der wasserarmen Gegend Trinkwasser beschafft, indem er die Feuchtigkeit der Lust in Wasser umwanöelt. Ter Turm hat eine Höhe von 22 Meter und ist aus unglasierten Ziegelsteinen erbaut. Er hat sehr dicke Mauern und eine Menge offene Fenster, durch die die Lust frei und ungehin­dert aus- und einströmen kann. Im Turm sind etwa 3000 große Schieserplatten in einer bestimmten Schrägstellung angebracht, an diesen setzt die durchströmcnde Luft Tau ab. der sich dann zu Wasser verdichtet, das in Zisternen gesammelt wird. Die Leistungs­fähigkeit des eigentümlichen Wasserwerks ist abhängig von dem Feuchtigkeitsgrade und denTemperaturschwingungen der Lust vom warmen Tag zur kühleren Nacht.

Eines der glücklichsten Länder der Welt ist zur Zeit die kleine südamerikanische Republik Venezuela, die seit fünfundzwanzig Jahren unter der Regierung des Generals Gomez steht. In Venezuela braucht man keine Ein-

Diesc Menschen waren nicht von Steinen bedeckt und wurden also nicht durch einen Bergeinsturz getötet, dagegen ließen andere Einzelheiten den Schluß zu. daß sich hier an dem Eingang zur Ssihle ein schwerer Kamps abgespielt.haben müßte, bei dem diese zehn Personen erschlagen worden sind.

Diese Vermutung wurde noch bestätigt, als der Abbs weiter in die Höhle eindrang. Er fand nämlich in einem weit zurückliegen, den Gewölbe Ueberreste von Kinderskeletten, kleine Zähne, die noch gut erhalten waren, während die Zeit die zarten Knochen zerstört hatte.

Der Abbs schließt nun so, daß die Bewoh­ner der Höhle ihre Kinder in der Tiefe des Berges vor den Feinden versteckten und sie mit Löwenmut verteidigten, ohne sie freilich vor dem Tode bewahren zu können. Weiter freilich werden die Detektivfeststellungen des Abbs nicht gehen können. Denn zu dieser Tat, die in den ersten Jahrhunderten vor Christi Geburt geschah, die Täter zu ermit­teln, dürfte auch dem Abbtz von ChenoveZ nicht gelingen.

Man wird jedoch, angeregt durch die un­ermüdlichen Arbeiten des Abbll, anderen in­teressanten Erscheinungen der Gegend starke Beachtung schenken. ^

kommensteuer zu zahlen, und es gibt dort keine Arbeitslosigkeit. Auch Auslandsschul­den hat das Land nicht, im Gegenteil ist stets ein so großer Ueberschuß Vorhanden, daß der Staat auch die Jnlandschulden drei­fach decken könnte. Dieser Wohlstand hat sich aber erst im Lause der letzten fünfundzwan­zig Jahre entwickelt, und zwar nachdem man die Oelschätze des Landes auszuwerten ver­standen hat. Da Oel in der ganzen Welt ge­braucht wird, ist die Nachfrage nur immer im Steigen gewesen, und dem Oel verdankt das Land seine Ausnahmestellung.

Daß mathematische Begabung sich auch bei geistesschwachen Personen findet, weiß man ans vielen Beobachtungen und Erfah­rungen. Tie in dieses Gebiet gehörenden Bei­spiele sind jetzt wieder um eines vermehrt worden. In einem Irrenhaus in Kairo näm­lich ist vor kurzem der Türke Mohammed Ismail Turki El Attar gestorben, der ganz außerordentlich befähigt im Rechnen war. Er konnte im Kopf dreistellige Zahlen multi­plizieren und innerhalb 8 bis 45 L>ekunden das Ergebnis nennen. Er konnte im Kops den Kubus jeder zweistelligen Zahl im Lause von zwei oder höchstens drei Minuten errech­nen, auch konnte er die Quadratwurzel einer sechsstelligen Zahl in weniger als einer Minute ziehen. Auch die zehnfache Potenz von sechs konnte er in wenig mehr als einer Minute seststellen. Abgesehen von diesen er­staunlichen Fähigkeiten aber waren seine Geistesgaben nur gering.

Was ist ein Eid?

8^. Neuhork, 22. Mai.

In einer Brandstiftunasasfäre in Mon­

treal wurde ein 9 Jahre älter Knabe, LA Beauchamp, als Zeuge aufgeboten. De« Richter wies darauf hin, daß man den Kna­ben leider nicht zum Eid Anlassens könne, da er die Bedeutung des Eides niA verstünde.Oder weißt du, was ein Eid ist?"' fragte der Richter.Ja, ein Eid will bedeu­ten, daß ich die Wahrheitsagenmutz, Sage ich sie nicht, dann wird meine Seels ganz schwarz, und ich komme nie in den Himmel." Das war die Antwort deS Neun­jährigen. Der Richter mußte zugebem daß die Antwort klarer und umfassender sei als alle theologischen oder juristischen Gut- achten über den Eid.

Das Medersetzen nach 2« gatzren

So unwahrscheinlich ist manchmal das Leben

Eine Familie in der Sckrcckensnacht von

Messina

Werner More»;

Das Leben treibt bisweilen ein grau­sames, aber oft auch ein glückhaftes Spiel, ein Spiel der Ilnwahrscheinlichkeiten. Oder ist es kein Zufall, wenn ein Vater nach 26 Jahren seine Kinder wiedersindet, die er längst für tot wähnte, und wenn er seinen Sohn aus Messina in Odessa wiedertrifst statt in der Ewigkeit?

Zwischen dieser Trennung und diesem Wiederfinden liegen die Schreckenstage von Messina, Jahre der Entbehrung, Zeiten des Kriegs Dinge, die vergessen sind, als der Glückszufall alle Hindernisse wegräumte. Das Glück der Familie Jnferrera ist so un­wahrscheinlich, daß nur die Wirklichkeit es schaffen konnte, die bekanntlich die besten Romane schreibt.

lieber Messina graute der Morgen des 28. Dezember 1908, als Plötzlich die Erde zu Wanken begann. Das Meer kam- Die Häu­ser sielen. Menschen wurden erschlagen oder erstickten. An 100 000 fanden den Tod. Auch Angela Jnferrera wurde aus dem Schlaf emporgeschreckt. Er sah die Mauern auf sich zukommen. Seine Kinder schrien schmerzge- guält auf. Er hatte gerade noch die Tür gewonnen. Ta brach das Haus hinter ihm zusammen. Das Blut lief ihm vom Kopf über die Arme. Ein Stein hatte ihn schwer verletzt. Er brach zusammen.

Als er zu sich kam, lag er an Bord eines der Schiffe, die in der Nähe geweilt und so­fort die Rettungsarbeiten ausgenommen hat­ten. Ein russisches Schiff, aus dem man ihn gut Pflegte. Ob er heimwollte, fragte man ihn, als es für das Schiff Zeit wurde, die Anker zu lichten. Angelo blickte nach Messina hinüber. Ein Bild des Schreckens. Trüm­mer, nichts als Trümmer. Was sollte er dort? Alle waren tot. Er hatte gesehen, wie die Mauern über seinen Kindern zusammen­fielen. wie seine Frau von den Steinen er­schlagen wurde. Nein, er mochte nicht mehr zurück nach Messina.Nehmt mich mit nach Rußland!" bat, er. So nahm man ihn. des­sen Zustand sich allmählich besserte, mit- In Odessa ging er au Land und begann sich hier ein neues Leben aufzubauen, nicht gar zu sehr beschwert durch Erinnerung an die Katastrophennacht des Jahres 1908.' Er war ein fleißiger und anstelliger Mann.

Und min kommt der Zufall. Die Kinder des Jnferrera waren gar nicht tot geblieben in der Unhcilsnacht. Sie wurden später ge­borgen. Aber die Gattin war tot geblieben, und auch den Vater hielt man für tot. An­drea. das älteste der überlebenden Kinder, wurde Seemann. Er sorgte dafür, daß llsine Geschwister etwas lernten, und vertrau so den Vater bei ihnen. So vergingen sechs- undzwanzig Jahre. Andrea war ein guter L-ecmann geworden. Auf einer Transport­fahrt kam er nun in diesen Tagen nach Odessa. Er hatte sich ein wenig Vorlauben in den Gassen dieser Stadt- Als er einige Leute nach dem Wege fragte, verstanden sie ihn nicht. Nur ein junges Mädchen drängte sich zu ihm und antwortee ihm in italieni­scher Sprache. Die Dolmetscherin bat ihn, doch sie und ihren Vater zu besuchen, der sich gewiß sehr freuen würd». nieder einmal mit einem Landsmann zu , schein

Ter Seemann Andrea kommt zu Besuch und trifft als Vater des jungen Mädchens

seinen eigenen Vater wieder. Angelo hatte sich wieder Verheiratet, nachdem er eine Reihe von Jahren schon in Odessa gelebt. Das Mädchen war seine Tochter. Und das Ende? Andrea Jnferrera gelang es, für seinen Vater, dessen Tochter und seine zweiie Frau die Ausreisepapiere zu bekommen. Sie sind kürzlich alle nach Messina heimgekehrt, wo die übrigen überlebenden Kinder aus der Schreckensuacht des Dezember ihren Vater begrüßen konnten, der nach 26 Jah­ren wieder zu ihnen zurückgefnnden hatte. Wer möchte bestreiten, daß das Leben doch die besten Geschichten schreibt? Und vor allem: sie sind wahr!

Bekanntlich ist es nach einjährigem Be­stehen des Dritten Reiches gelungen, die Arbeitslosigkeit um rund 2 Vs Millionen zu verringern. Bon der reinen Zahl ver­mag man sich srcilich keine rechte Vorstel­lung zu machen, denn eS entsteht die Frage, mo diese 2^ Millio­nen Mehrbeschäftig- ien untergekommen sind. Eine Zergliede­rung dieser Zahl lie­fert nun aufschlutz- reiche Einzelheiten. Es zeigt sich, datz zu­nächst einmal rund 70l> 000 durch öffent­liche Arbeitsbefchas- fungsmatznahinen un- iergebracht wurden, als La sind Straßen­bau, Meliorationen, Arbeitsdienst usw. Der Rest von ihnen in einer Zahl von 1.8 Millionen hat eine reguläre Anstel­lung gefunden, ist also von der Privat­wirtschaft ausgenom­men worden. Die Be-

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lebiing ,n der Privatwirtschaft ,st zum Te,l auf die Rückwirkung der öffentlichen ArbeitsbesAaffungsmatz- nabmen. Mm Teil auf eine allgemeine Neuerung der Konjunktur zurückzuführen. Sind Loch alle In­dustrien ,m Durch,chnltt um 30 v, H. bester beschäftigt als im Vorjahre. Interessant ist auch noch die Gliederung der zusätzlich Beschäftigten. Die Steigerung um 700 MO berücksichtigt, sind heute insgesamt 1,04 Millionen zusätzlich durch die Arbeitsbeschaffung in Arbeit, davon 240 000 im freiwilligen Arbeitsdienst, lov 000 als Landhelfer und 650 000 als Notstandsarbeiter.