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Andreas Vosseler, Gemeinderat in Schwenningen, Wilhelm Ko Wald, Buchdrucker in Stuttgart, Karl Ott, Schreiner in Biberach a. R.

IV. Wahlvorsch lag: Volks Partei:

Eugen Reihling, Adlerwirt und Landwirt in Bernloch, Oberamts Münsingen,

Eugen Nägele, Gymnafialprofessor in Tübingen, Karl Platz, Sägwerkbesitzer und Landwirt in Saulgau,

Richard Bürk, Fabrikant in Schwenningen, Wilhelm Fischer, Stationskassier in Stuttgart, Hackstraße 39,

Friedrich Bühler, Kaufmann und Gemeinderat, Gutsbesitzer auf Romerhof, in Ulm a. D., Johannes Fischer, Verbandssekretär der evan­gelischen Arbeitervereine in Reutlingen, Emil Mei sei, Kaufmann in Neuenbürg.

V. Wahlvors chlag: Württembergische Zen­trumspartei:

Dr. Karl Josef Späth, Stadtpfarrer in Biberach a. R.,

Johannes Weber, Lehrer in Heilbronn,

Gustav Ha ns er, Redakteur in Stuttgart,

Dr. Benedikt Sporer, Professor und Hand­werkeranwalt in Ehingen a. D.,

Thomas Bau mann, StationS- und Post­verwalter in Loßburg-Rodt, Oberamts Freudenstadt.

Namen, welche in keinem dieser fünf Wahl­vorschläge enthalten sind, werden bei der Stimmen­zählung auf den Stimmzetteln als ungiltig gestrichen.

Der I. Wahlvorschlag: Deutsche Partei ist mit dem II. Wahlvorschlag: Konservative Partei und Bund der Landwirte, verbunden worden, eben­so der HI. Wahlvorschlag: Sozialdemokratische Partei, mit dem IV. Wahlvorschlag: Volkspartei.

Die verbundenen Wahlvorschläge sind daher von der Landeswahlkommission bei der Verteilung der Abgeordnetensitze unter die Wahlvorschläge, jedoch nur den anderen Wahlvorschlägen gegenüber, je als ein einziger Wahlvorschlag anzusehen und zu behandeln (Art. 28 Abs. 7, Art. 34 Abs. 5 und Art. 43 des Landtagswahlgesetzes).

Stuttgart 31. Dezember 1906.

Der Vorsitzende der Landeswahlkommission Regierungsdirektor Sche urlen.

Die Ortsbehörden

werden beauftragt, vorstehende Bekanntmachung alsbald in ihren Gemeinden auf ortsübliche Weise bekannt zu geben und bis spätestens 7. ds. Mts. Vollzugsbericht hierüber zu erstatten.

Calw, 3. Januar 1907.

K. Oberamt. Voelter.

Oberamtsstadt Calw.

Die wahlberechtigten Einwohner der Stadt Calw werden auf vorstehende Bekanntmachung der Landes­wahlkommission über die Vorschläge für die Wahl der acht Abgeordneten des zweiten Landtagswahl­kreises (Schwarzwald- und Donaukreis) gemäß iss. 4 der Verfügung des K. Ministeriums des nnern vom 6. Dez. 1906 besonders aufmerksam gemacht.

Calw, 3. Januar 1907.

Stadtschultheißenamt:

Conz.

Bekanntmachung.

Die Herren Ortsvorstehcr «. Ortsschulausseher

werden hiemit darauf aufmerksam gemocht, daß ge­mäß H 4 Abs. 1 der Vers, der Ministerien des Innern und des Kirchen- und Schulwesens, betr. die fortlaufende Statistik der Taubstummen, vom 10. Mai 1902 (Reg.-Bl. S. 153) für jedes in der Gemeinde vorhandene nicht in einer Taubstummen­anstalt befindliche taubstumme oder der Taub­stummheit verdächtige Kiud am Anfang des Kalenderjahres, in dem es das 7. Lebensjahr voll­endet, ein Fragebogen gemäß § 3 Abs. 1 der gen. Min.-Vcrf. in 3facher Ausfertigung anzulegen und bis 18. ds. Mts. dem Hrn. Oberamtsarzt zu übersenden ist.

Zugleich wird darauf hingcwiesen, daß für diejenigen taubstummen Kinder, welche in diesem Jahre in eine staatliche Taubstummenanstalt aus­genommen werden sollen, dem Fragebogen ein be­

sonderes Aufnahmegesuch der Eltern oder der Stell­vertreter nebst einem Taufschein, Impfschein, Staats­angehörigkeitsnachweis und einem Vermögenszeugnis anzuschließen ist (8 Abs. 2 u. a. O.)

Fragebogen können vom Oberamt bezogen werden.

Calw, 2. Januar 1907.

K. gem. Oberamt in Schulsachen:

Voelter. Schmid.

Diejenige« Gemeinden,

welche Heuer eine Bewalzung ihrer Vizinal- oder Ortsetterstraßen vorzunehmen beabsichtigen und hiezu einen Beitrag aus der Amtspflege wünschen, werden aufgefordert in Bälde Anmeldung hierher zu erstatten.

Falls die Walze von der K. Straßenbau­inspektion gemietet werden will, wäre ein diesbezüg­liches Gesuch an die Inspektion bis 10. Januar d. I. zu stellen unter Angabe der Länge und Breite der betr. Straßenstrecke und der ungefähren Menge des einzuwalzenden Schottermaterials. DerOberamts- wegmeister ist bereit auf Verlangen die Gemeinden zu beraten.

Calw, 2. Januar 1907.

K. Oberamt.

Voelter.

Die Ortspolizeibehörden

derjenigen Gemeinden, in welchen der Sitz eines Fleischbeschauers ist, werden veranlaßt, die Fleisch­beschauer auszusordern, ihre Tagbücher bis 18'. Januar d. I. dem Oberamistierarzt einzu­senden, versehen mit einem genauen Abschluß, aus dem hervorgeht, wie viele Tiere jeder Gattung ge­schlachtet wurden, ck. Min.-Verf. vom 22. Aug. 1904 Reg.-Bl. S. 246 betr. die Fleischbeschau und Schlachtungsstatistik.

Desgleichen sind die Beanstandungen, ab­gesehen von den an den OA.-Tierarzt überwiesenen, einzeln unter Hinweis auf die Nummer des Tage­buches nebst dem Grund der Beanstandung und Angabe der beschlagnahmten Teile anzuführen.

Die Vorlage hat als portopfl. Dienstsache zu erfolgen.

Calw, 3. Januar 1907.

K. Oberamt.

Amtmann Rippmann.

Tagesueuigkeite«.

Nagold 3. Jan. Von den 28 Wirtschaften am hiesigen Platz sind gegenwärtig nicht weniger als sieben feil.

Stuttgart 2. Jan. Ter Anfang De­zember einoetretene Abschlag des Fleisches ist nach dem Beschluß der städt. Kommission mit dem 1. Januar teilweise wieder aufgehoben worden. Das Kalbfleisch hat wieder um 5 Pf. (85 resp. 80 Pf.), das Hammelfleisch um 4 Pf. (70 Pf.) urd das Schaffleisch ebenfalls um 4 Pf. (60 Pf.) aufgeschlagen.

Stuttgart 3. Jan. Heute Vormittag fand unter Leitung des Präsidenten der Zentral­stelle für Gerne rbeundHandel, von Most- haf, tie Versammlung der Mitglieder der 8 Handlskommern des Landes zur Vor­nahme einer Vorschlagswohl für Vertreter des Handels und der Industrie zur 1. Kammer statt. Von ca. 130 Wahlberechtigten waren 99 erschienen. Kommerzienrat M elchior- Nürtingen erhielt 92 Stimmen, Geh. Hofrat vn. v. Jobst-Stuttgart 77, Geh. Kommerzien­rat Hägele-Geislingen 74 und Geh. Kommer­zienrat v- Hauck, Heilbronn 67 Stimmen. Die Gewählten erklärten sich sämtlich bereit, eine etwaige Ernennung anzunehmen. Nach der Ver- fafsungsreform wird der König von diesen 4 Vorgeschlogenen in freier Wahl 2 zu ernennen haben. Morgen Vormittag V--11 Uhr findet ebenfalls im Landesgewerbemuseum die Wahl von 2 Vertretern des Handwerks für die 1. Kammer statt, wovon der König einen zu er­nennen hat.

Stuttgart 3. Jan. In letzter Zeit wurden in mehreren Fällen außerhalb der Stadt befindliche Garten- resp. Geflügelhäuser erbrochen und aus denselben Hühner, Gänse und dergleichen entwendet.

Ludwigsburg 3. Jan. Im Bahnhotel fand gestern abend eine Vertrauensmännerversamm­lung des zweiten württembergischen Reichstags­wahlkreises statt, die aus allen vier Oberamts, bezirken (Cannstatt, Ludwigsburg, Marbach, Waiblingen) stark besucht war. Bauernbund, deutsche Partei ünd'Jungliberale stellten mit Unter- stützung der Volkrpartei die Kandidatur von Professor Dr. Hieber^sntst), dem bisherigen Vertreter, wiederum auf. Letzterer erschien bald nach seiner Benachrichtigung und gab die Erklärung ab, daß er aus Rückfichten für seine Familie zwar gerne auf eine Wiederwahl verzichtet hätte, aber nach Lage der Verhältnisse es für seine Pflicht halte, die Kandidatur anzunehmen. Die Aus­fichten Hiebers scheinen nicht ungünstig zu sein.

Reutlingen 3. Jan. Zwei schwere Unglücksfälle ereigneten sich gestern hier. Der verheiratete Elektrotechniker Peter Schmidt wollte im Aufträge seiner Firma in einer Maschinenfabrik ein auf zwei verschiebbaren Krahnen ruhendes Gerüst aufrichten, ein anderer Arbeiter verschob ein Brett. Schmidt stürzte in die Tiefe und brach beide Beine. Er wurde ins Bezirks­krankenhaus von Mannschaften der Sanitätskolonne verbracht. Dem in den 30er Jahren stehenden Meister Widmaier wurde in der Gminder- 'schen Fabrik auf der Säge ein Arm und ein Fuß abgeschlagen.

Crailsheim 3. Jan. Die Jagst ist heute stark über die Ufer getreten und führt ge­waltige Wassermassen zu Tal.

Berlin 2. Jan. Das neue Schiller. Theater in Charlottenburg wurde gestern Abend in Anwesenheit der staats- und städtischen Behörden mit einer Aufführung derRäuber" eröffnet.

Berlin 2. Jan. Der Reichskanzler Fürst Bülow hat an den Vorstand des Reichs- Verbandes gegen die Sozialdemokratie, zu Händen des Generalleutenants von Siebert ein Schreiben gerichtet, worin es u. a. heißt: Die parlamentarische Lage, die ich bei meinem Amts, antri'.t vorfand, war nicht wesentlich verschieden von der im letzten Reichstage. Eine and. re Mög­lichkeit, als mit dem Zentrum die Geschäfte zu erledigen, gab es, namentlich seit den Wahlen von 1903 nicht. Der Reichskanzler war auf bie Mit­arbeit dieser Partei angewiesen und mußte ver­suchen ihre Zustimmung zu den im Interesse des Landes nötigen wirtschaftlichen Vorlagen zu er­langen. Daß er dem Zentrum zuliebe staatliche Hoheitsrechte preisgegeben oder sich in religiösen und kulturellen Fragen preisgegeben habe, bestreite ich. Ich habe diesen Zustand der Abhängigkeit der parlamentarischen Ergebnisse von dem gutem Willen einer Partei in dem vielgestalteten deutschen Parteigetriebe immer als nicht unbedenklich gefunden. Es zu ändern hatte ich solange keinen Grund, als das Zentrum sich bereit zeigte, mit den verbündeten Regierungen positive Arbeit zu leisten und der Versuchung seine parlamentarische Stärke zu miß­brauchen, nicht nachgab. Aber bereits im Früh- fahr des abgelaufenen Jahres wurden drei dringende notwendige Forderungen, die Eisenbahn Ketmanns- hop, die Entschädigung der Farmer und die Er- richtung eines Kolonialamtes durch eine vom Zentrum u. Sozialdemokratie geführte Opposition«. Mehrheit verworfen. Damals konnte ich von schwerer Krankheit noch nicht erholt, nicht ein- greifen. Aber es reiste in mir der Entschluß, jedem neuen Versuch solcher Machtproben bei ernsten und wichtigen Angelegenheiten des Reiche« mit voller Kraft entgegenzutreten. Neben der notwendigen Wahrung der Autorität der Regierung und ihrer Stellung über den Parteien schien mir auch ein gewisser Pandel in den doktrinären An­schauungen der Vertreter des liberalen Bürger- tums und der steigende Widerstand gegen da« sozialdemokratische Treiben die Hoffnung zu recht­fertigen, daß eine Aenderung der parlamentarischen Lage durch das deutsche Volk selbst möglich sei. Ich arbeite mit jeder Partei, welche die große« nationalen Gesichtspunkte achtet. Wo diese Ge­sichtspunkte mißachtet werden, hört die Freundschaft auf. Niemand in Deutschland will ein persönliche« Regiment, die große Mehrheit des deutschen Volke« will aber erst recht kein Parieiregiment. Mögen