wiegenden Mehrzahl natürlich Vergnügungsvereine. Auch die Vereinigungen zur Pflege des Sports nehmen einen breiten Raum ein, so zählt man 38 Turnvereine, 21 Radfahrer-, 13 Athleten- und 15 Touristenvereine. Der Pflege des Gesang» widmen sich über 100 Vereine.
Stuttgart 31. Dez. Am Samstag Vormittag fiel in einer Wohnung in Heslach ein I V- Jahre altes Kind in einem unbewachten Augenblick in ein mit heißem Wasser gefülltes Gefäß. Das Kind wurde stark verbrüht in die Olga-Heilanstalt verbracht, wo es bald darauf unter großen Qualen verschied.
Stuttgart 31. Dez. Ein Betrüger schädigt zur Zeit Personen dadurch, daß er sich als städtischer Angestellter vorstellt, vorgibt, er sei beauftragt die Weihnachtsgeschenke für die Arbeiter des Reinigungsamtes einzusammeln und Gaben für sich in Empfang nimmt. Bei seinem Auftreten soll die Polizei benachrichtigt werden.
Heilbronn 31. Dez. Die Kandidatur Naumann-Berlin der vereinigten bürgerlichen Parteien ist nunmehr für den 3. Rächstagswahlkreis (Heilbronn — Besigheim — Brackenheim — Neckarsulm) gesichert. Der liberale Verein und der nationalsoziale Verein hatten die Anregung dazu gegeben. Die Volkspartei und Junge Volkspartei haben in einer Sitzung am Samstag die Kan- didatur Naumann zu der ihrigen gemacht und diesen Beschluß noch nachts telegraphisch dem Kandidaten mitgeteilt; die Deutsche Partei wird zweifellos ebenfalls Naumann auf den Schild erheben, sodaß die Einigung der bürgerlichen Parteien auf diese Kandidatur erfolgt und dieselbe damit zu einer aussichtsreichen geworden ist.
Gmünd 31. Dez. Der 40jährige Kar« tonagearbeiter Kanzler von Lorch geriet gestern abend V»10 Uhr auf dem hiesigen Bahnhof beim Einsteigen in den Stuttgarter Zug unter die Räder. Ein Fuß wurde ihm vollständig ab. gefahren. Kanzler war sofort tot.
Göppingen 31. Dez. In Lorch fanden heute getrennte Wahlkreisversammlungen der Deutschen Partei und der Volkspartei statt. In einer gemeinsamen Kommissionssitzung beider Parteien wurde der Schreinermeister Wieland zum Reichstagskandidaten aufgestellt. Wieland hat die Wahl noch nicht angenommen.
Ulm 29. Dez. Die Zufuhr zum heutigen Schweinemarkt war mit 375 Milch- und 25 Läuferschweinen wieder bedeutender als vor 8 Tagen; der Handel ging aber flau, so daß die Preise, die am letzten Markt um einige Mark per Stück in die Höhe gegangen waren, wieder sanken. Es wurde bezahlt für Milchschweine geringeren Schlags 12—15 mittlere Qualität 16—18 und für schwerere Ware 19—20 ^ per Stück, Läufer 35—65
— Die „Kyffh. Corresp." bezeichnet den sozialdemokratischen Wahlaufruf als ein ödes Machwerk spießbürgerlicher Auffassung. Nichts gibt es, so fährt die Kyffh.-Corresp. fort, woran die Sozialdemokratie nicht etwas auszusetzen hätte, und nichts gibt es, abgesehen natürlich von der Parteikasse und den russischen Revolutionären, wofür sie Geld übrig hätte und bereit wäre, es zu geben. Es ist der Standpunkt verächtlichsten Staatsbürgertums, dessen Weisheit darauf hinausläuft, alle Opfer und Lasten anderen aufzubürden und für sich nur das Vorrecht in Anspruch zu nehmen, über alles zu räsonnieren und alles besser zu wissen. Dabei schlägt dieses Machwerk bewußtermaßen einen Ton nüchternster, überlegenster Kannegießerei an, weil es dadurch am ersten hofft, auf verwandte Seelen, die gleichfalls jedes höheren Aufschwungs unfähig sind, Eindruck zu machen. Was weiter an dem Aufrufe besonders auffällt, das ist, daß die Sozialdemokratie es geflissentlich vermieden hat, nach der einen oder anderen Seite hin Farbe zu bekennen; er ist ganz allgemein nur auf den Ton charakterlosester Nörgelsucht gestimmt. Daß das Ziel der Sozialdemokratie darauf hinausläuft, die Kolonien gänzlich aufzugeben, wird sorgfältig verschwiegen, wohl weil "die Parteiführer ahnen, daß das auch dem kleinen Mann gegen sein nationales Ehrgefühl geht. Ganz allgemein wird nur betont, daß es zur Auflösung kam, da sich für den Antrag der Freisinnigen und der Regierungsvorlage keine Mehrheit fand. Auch über die sonstigen Ziele der Sozialdemokratie, ihr eingestandenermaßen revolutionäres Wesen, den Zukunftsstaat, die Feindschaft der Partei gegen Staat und Kirche findet sich in dem Aufruf nichts, der mit folgendem Erguß schließt: „Nieder mit allem, was uns hudelt und büttelt, was sich dem Fortschritt der Menschheit zur vollen Sonnenhöhe entgegenstemmt!" Daß mit derartigen Redensarten auch nicht das geringste gesagt ist, darüber dürften sich auch die urteilslosesten unter denjenigen, auf die es der Wahlaufruf abgesehen hat, klar sein. — Man kann wohl, ohne zu übertreiben, sagen, daß sich in dem ganzen Ausruf nicht ein greifbarer Gedanke findet, sondern daß er nur hinausläust auf eine beispielslose Bauernfängerei, die aber hoffentlich in dieser ernster Stunde, in der das deutsche Volk, man kann wohl sagen, über seine Zukunft zu entscheiden hat, wirkungslos bleiben wird.
Bremen 30. Dez. Schweres Eisenbahnunglück. Der Schnellzug Hamburg- Köln stieß infolge Ueberfahrens des Haltesignals bei dichtem Nebel bei Ottersberg unweit Bremen mit einem Eilgüterzug zusammen. Von dem Zug- und Postpersonal wurden 4 Personen getötet, 5 schwer und 6 leicht verwundet. Reisende wurden nicht verletzt. Der Materialschaden ist erheblich. Sämtliche
Es war sieben Uhr, als ich erwachte und ich eilte sofort zu Phelps, den ich sehr matt und angegriffen fand nach der durchwachten Nacht. Seine erste Frage war, ob Holmes schon da sei.
»Er wird zu der versprochenen Zeit kommen," sagte ich, „keinen Augenblick früher oder später."
Was ich behauptete, ging in Erfüllung, denn kurz nach acht Uhr kam eine Droschke rasch vorgefahren und mein Freund stieg aus. Am Fenster stehend bemerkten wir, daß seine linke Hand verbunden war, auch sah er sehr bleich und ernsthaft aus. Er trat ins Haus, doch dauerte es eine Weile, bis er die Treppe heraufkam.
„Ganz wie ein Besiegter," klagte Phelps.
Ich mußte ihm Recht geben. „Wahrscheinlich werden wir doch noch suchen müssen, die Sache hier in der Stadt zu erforschen," äußerte ich. Phelps seuszte schwer.
„Ich weiß nicht, weshalb," sagte er, „aber ich hatte so große Hoff, nungen auf seine Rückkehr gebaut. Uebrigens trug er gestern die Hand noch nicht in der Binde. Es muß also etwas geschehen sein."
„Du bist doch nicht verwundet, Holmes?" fragte ich, als mein Freund eintrat.
„Unsinn — nur eine Schramme; meine eigene Ungeschicklichkeit ist schuld daran," versetzte er und nickte uns seinen Morgengruß zu. „Das muß ich sagen, Herr Phelps, Ihre Sache ist eine der dunkelsten, die ich je unter den Händen gehabt habe."
„Ich fürchtete gleich, sie würde über Ihre Kräfte gehen."
„Jedenfalls ein merkwürdiges Erlebnis."
„Deine Binde läßt auf ein Abenteuer schließen. Willst du uns nicht sagen, was dir zugestoßen ist?"
„Nach dem Frühstück, mein lieber Matson. Vergiß nicht, daß ich heute früh schon dreißig Meilen weit in der frischen Luft von Surrey
Verletzte find in das Krankenhaus von St. Georg gebracht worden. Der Oberpostschaffner von Hof, der ebenfalls schwer verletzt worden ist, blieb an der Unfallstätte. Die schwerverletzten Lokomotivführer Münter und Hilfsbremser Ahrendt aus Wilhelmsburg wurden in Harburg an der Elbe abgesetzt. Das Gleis Bremen-Hamburg dürfte etwa 12 Stunden, das Gleis Hamburg-Bremen etwa 24 Stunden gesperrt sein. Die Güterzüge werden teils zurückgehalten, teils über Uelzen geleitet. — Das Eisenbahnunglück ist nachts um 1 Uhr erfolgt. Der Schnellzug fuhr in dem Augenblick auf den Eilgüterzug auf, als dieser auf ein Nebengeleise sahren wollte, um den Schnellzug vorbeizulassen. Der Güterzug wurde in der Mitte getroffen. Der Schlafwagen des Schnellzugs wurde von der Böschung herunter auf eine Wiese geworfen, wo er stehen blieb, so daß die Passagiere, von einigen leichten Verletzungen abgesehen, fast alle mit dem bloßen Schrecken davongekommen sind. In dem Eisen- hahnzug hatten sich mehrere Viehwagen mit lebendem Vieh befunden, von dem der größte Teil umgekommen sein soll. Nach einer amtlichen Meldung erfolgte das Eisenbahnunglück bei Ottersberg infolge des Ueberfahrens von Haltesignalen durch den Schnellzug wegen dichten Nebels und Rauhreifs. Der Schnellzug fuhr dem bei der Weiche Ottersberg befindlichen Eil- güterzug mit voller Geschwindigkeit in die Flanke. Der Zusammenstoß war so heftig, daß beide Lokomotiven Hes Schnellzugs, die darauffolgenden GepäckMgeri und der Postwagen zertrümmert und fast sämtliche Wagen des Schnellzugs mehr oder weniger beschädigt wurden. Von dem Eilgüterzug wurden 15 Wagen beschädigt. Die Wagen wurden teilweise bis zu dreien aufeinandergetürmt, teilweise ineinanderge- schoben. Ein Teil der Wagen stürzte die Böschung hinunter. Der Packwagen des Schnellzugs, welcher mit Rücksicht auf die Neujahrspost mit 14 Beamten und Unterbeamten besetzt war und der neben einer großen Briefpost eine außergewöhnlich große Zahl von Geld-, Wert- und Einschreibesendungen enthielt geriet nach dem Zusammenstoß in Brand, wodurch ein großer Teil der Postsendungen vernichtet wurde. Der übrige Teil der Post ist stark beschädigt und ist durch Feuer, Wagenschmiere und Maschinenöl vielfach unleserlich geworden. Die beschädigten Postsendungen wurden dem Postamt I in Bremen überwiesen, welches dieselben möglichst ordnen und mit Stempel versehen weiterbefördern soll. m -
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Osterb erg 31. Dez. Zu dem Eisenbahnunglück ist noch zu melden: Die umfangreiche und wichtige Post des verunglückten Zuges ist fast völlig verloren. Von den zahlreichen Wert- und Einschreibebriefsendungen hat nur wenig gerettet
gefahren bin. Ist etwa eine Antwort auf meine Droschken-Anzeige gekommen? — Nein? — Nun man kann auch nicht immer den Nagel auf den Kopf treffen."
Der Tisch war schon gedeckt und eben wollte ich klingeln, als Frau Hudson mit Tee und Kaffee hereinkam. Einige Minuten später brachte sie ein paar zugedeckte Schüsseln und wir nahmen am Tische Platz, Holmes hungrig wie ein Rabe, ich sehr gespannt und Phelps in düsterer Stimmung.
„Frau Hudson hat sich selbst übertroffen," sagte Holmes, den Deckel von einem Hühnerfricaffö abhebcnd. „Ihre Küche ist zwar beschränkt, aber sie weiß doch, was zu einem guten Frühstück gehört. — Was hast du da, lieber Watson?"
„Schinken und Eier," antwortete ich.
„So? Soll ich Ihnen vorlegen, Herr Phelps, oder wollen Sie selbst zulangen?"
„Danke, ich kann nichts essen," erwiderte er.
„Ach was, versuchen Sie es doch einmal mit der Schüssel, die vor Ihnen steht."
„Nein, ich muß wirklich danken."
„Nun," sagte Holmes mit listigem Augenblinzeln, „dann darf ich Sie wohl bitten, mir etwas davon zu geben."
Phelps hob den Deckel in die Höhe, stieß einen Schrei aus und starrte mit kreideweißem Gesicht die Schüssel an. Mitten drauf lag eine Rolle von graublauem Papier. Er griff danach, verschlang sie mit dm Augen, drückte sie an sein Herz, tanzte damit im Zimmer herum und jubelte laut vor Entzücken. Tann sank er in den Lehnstuhl zurück und war so erschöpft und matt vor Gemütsbewegung, daß wir ihm ein paar Löffel Branntwein einflößen mußten, damit er nur nicht in Ohnmacht fiele.
„Nur ruhig, ruhig," sagte Holmes, ihm auf die Sulter klopfend. „Es war recht schlecht von mir, Sie so damit zu überraschen. Aber