Karl Löwe, der bürgerliche Sänger

(Zur «5. Wiederkehr seines Todestages am 20. April)

Das deutsche Volk wird am 20. April seinen Balladensänger zu ehren haben. Das deutsche Bürgertum, nicht die Welt. Denn /dies ist zunächst zu sagen: Karl Löwe ist kein inter­nationaler Meister, aber ein nationaler von so unzweifelhaftem Wert, daß man ihn nicht aus dem Kunstleben Herausschneiden könnte, ohne es in seinen Wurzeln zu gefährden. Er ist fest im Herzen des deutsche!! Mittelstandes verankert, der ihn verhältnismäßig spät, etwa in den Wer Jahren des 19. Jahrhunderts als Geist von seinem Geist erkannt und dann all­mählich zu seinem Halbgott erhoben hat.

Was gibt ihm nun diese Macht über die Seele des deutschen Bürgers? Natürlich k-mnte ste sich erst offenbaren, als ein berufener Sän­ger rhapsadengleich nachschnf. was an schöpfe­rischer Kraft im Löweschen KiinstiMrk schlum­merte. Das tat Engen Gura, der hellseherisch alle Phantastik, allen Humor und alle Senti­mentalität der Löweschen Ballade zum Erklin­gen brachte. Aber Phantastik, Humor, Senti­mentalität. sie alle strömten aus der Seele, des deutschen Kleinbürgers, der zu beschworen wußte, was im Hintergründe von Millionen deutscher Geister schlummerte. An mnem feden von ihnen waren Erlebnisse vorübergezgen, wie sie die Löwesche Kunst zu bannen wußte, an einem Jeden waren die Schatten vorüber- aehuscht, die hier gespensterlich auftauchten Und dann noch eins: Diese Sinnfalligkeit des Bildes und des Erlebnisses wurde unterstützt durch seine Uebereinstimmung von Wort und Ton. wie sie kein anderer deutscher Merster von seinem Sänger forderte. Der Zuhörer hält den Text in der Hand. Aber hat ers nötig? Löwes Musik ist so sehr an schärfste Accentuation gebunden, daß dem Menfchen im Saale keine Silbe entgeht. Beruhigt kann er sein Oor dem Klang, seine Stimme der scharf zupackenden Art musikalischer Deutung öffnen. Im Lied -eines Schubert, Schumann, Brahms ist ihm manches Wort von der Quelle der Musik fortgetragen worden. Die reine Lyrik bedarf sa auch der ununterbrochenen Deutlichkeit der Wiedergabe nicht. Es genügt, wenn ihre Stimmung in den Hauptmomenten gefaßt und im Klang wiedererkannt wird Die Ballade aber will einen Menschen, der sich rm Singen nicht vergißt, sie will, daß sie in der Erzählung wurzelt, die Vernunft ebenso stark wie Ohr und Herz für sich aufrufen. ^o wird der Sänger leicht zum Rezitator und wandelt sich nur in Augenblicken leidenschaftlichster Hingabe des Gefühls zum Sänger zurück. Man spürt, wie Löwes Ballade in ihrer be- grenzteren Art gewisse Kräfte in Anspruch nimmt, an die auch Richard Wagners Werk sich wendet. Auch er fordert sa, wenn auch oft vergeblich, weil zu tief aufwühlend, gleiches Gewicht für Wort und Ton, auch in ihm ist das zeugende Motiv, auch er beschwört phan- tastiicbe Hintergründe des Geistes. Dies alles freilich erschöpft seine Größe nicht. Aber man begreift, daß eben hier Richard Wagner für die verwandte Note nicht empfänglich war, die in Löwes Ballade erklang.

Mau muß Karl Löwe als Kind der Ro­mantik in der kleinen Stadt Löbejün bei Köthen aufsuchen, wo er am 10. Ziovember 1796 als Sohn eines Kantors und Schulleh­rers geboren wurde, um die Triebkräfte feines schöpferischen Geistes zu kennen. Dort, wo vom Fenster des Schulhauses der Blick über die morschen Gräber des Kirchhofes schweift, wo die tiefen Schächte des Bergwerks das Ge­heimnis zu bergen scheinen, wo die Weiden im sinkenden Nebel Erlkönigs Macht verkünden, in derHirschtränkc" die Vögel zwitschern, liegen die Quellen seines Schaffens. Ein Gent fängt hier im täglichen Verkehr mit ihr me Natur auf. Und was die Natur ihm zufln- stert. wird ergänzt durch die Erzählungen der Mutter und durch ihr uaturhaftes Geigen­spiel. das den Knaben aufregt. Kleinburger­lichkeit. die hier wohnt und im Vater beson­ders stark ausgeprägt ist, mischt sich mit dem Phantastischen. Musik aber gärt in dem Klei­nen. Er ist keiner von jenen Schonenden, denen ans tiefsten unerkannten Gründen des Gemütes das Melos fließt. Sein Genie braucht das äußere Bild, um daran anznknup- fen. schaffen zu können. Aber er hat etwas, was ihn- manchem Meister in den Anfängen' verbündet, er spielt nicht nur improvimtornch Klavier und Orgel: er singt selbst eigentlich nicht schön, aber mit der Sicherheit des In­stinktes und mit einer fast dramatischen Fähigkeit sich mitzuteilen. Man begreift, wie

ihm das helfen muß, wie ihn diese Verknüp­fung von schöpferischer und von gesanglicher Darstellungskraft auf seinem Wege empor- ftihrt. Was ist nun sein Weg? Das E. T. A. Hoffmannsche liegt in der Luft. Marschner, Weber sind kommende Männer. Mendelssohn beschwört den Elfenspuk. Die Geister in der Natur verlangen nach Musik, die -das Phantastische am besten spiegelt. Die Balladen Stollbergs, Bürgers. Schillers, Goethes aber finden, im Anschluß an ldie Kindheitserlebnissc, den stärksten Widerhall in dem jungen Löwe. -Seine musikalische Bil­dung. vom Vater begründet, im Köthener Sängerchor praktisch fortgeführt, vom Musik­direktor Türk in Halle ausgebaut, ist doch nicht umfassend genug, um die Beherrschung der großen Jnstrumentalformen zu gestatten. O ja. eine Over möchte er schaffen. Earl Maria von Weber winkt ab. Und der Klein­bürger Löwe, der dem Weltbürger Weber aegenübersteht. wird seine Sehnsucht nach dem Theater nie erfüllen können. Er wird sie auch, obwohl er Opern schreibt, im Oratorium einen Mittelweg befchreftet. nie ernststcb er­füllen wollen. Es ill Ethisches, Dramatisches, Lyrisches in ihm. Aber diese drei Elemente sind nicht stark genug, um in dem Spiel der Bühne sich M vereinigen und zu siegen. Das soll sich in einem andern, eben Richard Wag­ner, vollenden,

So führt ihn fein Weg zur Ballade, -die alle in ihm ruhenden Kräfte als kleines Gesamt- knnstwerk spielen lädt. Am stärksten wird die Fähigkeit, Phantastisches dramatisch ausrn- mnnzen, am schwächsten in ibm ist >das Ly­rische. Seltsam die Uebereinstimmung »Vä­schen dem ..Erlkönig" Löwes und demFlie­genden Holländer": der Geist spricht dort

Ein Freibeuter der Industrie

Zur Wiederkehr seines zehnte« Todestages am 1«. April

Der Name Hugo Stinnes, des größten deutschen Wirtschaftssührers der Nachkriegs­zeit. ist auch heute, 10 Jahre nach seinem Tode, noch unvergessen. Freilich, als Hnao Stinnes am 10. Avril 1924, erst ötsährig starb, hatte er den Höbepunkt seines steilen Ausstiegs be­reits überschritten.

In der Zeit, in der die deutsche Wirtschaft in schlimmsten Nöten war, wurde Hugo Stin­nes der mächtigste und reichste Mann in DentMand. Er war der Tyvns des indivi­dualistischen Wirtschaftsftibrers, der nur sein eigenes Werk im Auge hatte und es auch dort anfznbaiien wußte, wo für die Geiämtw-irt- slbaft und die Nation kaum mehr Lebensmög­lichkeiten vorhanden waren.

Hugo Stinnes stammte ans einer alten Kahlenbergbaufamilie. Aber er hat nicht als Erbe seiner Vorfahren das Stammgescbäft der Familie übernommen, sondern als Wsähriger inncier Mann sein eigenes Lebenswerk mit 50 000 Mark auf eigenem Grunde aufzubanen begonnen. Reich geworden ist Stinnes in erster i Linie durch den Kohlenhandel. Aber erst seine HeereSliesernngen, die vorwiegend schon ans dem Gebiet der Eisen- und Stahlindustrie lagen, verschafften ihm das gewaltige Vermö- aen, mit dem er nach dem un-glücklickien Krieasausgange seinen ungeheuren industriel­len Konzern äinbante.

Fanatischer Arbeitswille und ungezügelter Wigemiit waren die Hanpteigenschaften, denen Huao Stinnes seine Erwine verdankte. Noch wichtiger aber war Wohl du Tatsache, daß se'u durchdringender, von GessthlSmomen- ten nicht gehemmter Verstand frühzeitiger als andere die Gesetze des Währungsverfalls er­kannte, der in den Jahren 1919 bis 192.9 die deutsche Wirtschaftsentwicklung in neue Bah­nen -wang. In diest Jahrs fällt denn auch die Blütezeit Hugo Stinnes. Als alle verloren, gewann er und wurde immer reicher.

Rad in Rad hat er organisatorisch inein- andergefücft, bis der aroße Dovpelschranben- dampfer. der in der Stinneswerft vom Stapel lies, mit Kohle und Eisen gebaut werden konnte, die seinen eigenen Grüben und Hoch­öfen entstammten. Seine eigenen Wälder lieferten das Holz, ans dem seine Fabriken

eindringlich in einem aufstrebenden Motiv von etwa dem gleichen Umriß, wie es die Sentaballade einleitet. Hier führen die Wege des epischen Dramatikers Wagner und des Balladenkomponisten Löwe zusammen.

Löwe weiß neben dem Motiv, das ihm den Grundriß gibt, auch alle tonmalerischen Mit­tel in Bewegung zu setzen: das Brausen des Sturmwindes, das Trappeln der Roßhufe, das Klappern der Gebeine, das Glockenspiel -der Elfenkönigin, die possierliche Mäuseiagd, das angstvoll pochende Herz finden ihr Echo. Und wenn das Motiv nicht entwicklungsfähig ist, so hat es doch mindestens die Fähigkeit, sich, wenn -die Leidenschaft steigt, von Sture zu Stufe zu erheben. Sicher leitet nun auch -der Sinn für Kontraste. So formen sich, ohne daß man je die Einheit vermißt. Meisterwerke wie Edward, das ein Packendes Fresco-Ge- mälde ist. wie Heinrich der Voaler. das eine naive Fröhlichkeit ausivricht. wie dasHoch- zeitslied". das behaglichen Humor atmet, und endlich die breitftächige Evik desGregor auf dem Stein". Wie viel Erfindung in alledem! Oder es warbst wie von selbst -das Trampeter- lisd vom Prinzen Engen aus der Situation heraus.. Es ist wahr: die mittlere Empfin­dung wird leicht ansdringlich inTom -der Reimer" in -derUhr" imArchibald Don­glas". Aber -die Genialität Löwes. beareurt -durch eine Natur, die auf den änderen Anlaß warten mußte, begrenzt aus durch -ein Klein­bürgertum. das ihn 46 Jabre lang in der Enae des Stettiner Schnllebreramtes hielt, weill eben immer wieder ans sein ausgepräg­tes Deutschtum hin. Wie sein Rhvthmns letz­ten Endes im sinn'älliaen Marschrbythmas wurzelt. so überschreitet sein Ausdruck nie die mittlere Linie des Verständnisses. Und seine enge Verknüpfung mit dem Wart, mit dem deutschen Wart, maa ihn vom Podium euro­päischer Musik ausschließen: sie mackü ihn. nochumls sei es gesagt, zum festen Besitz -des deutschen Volkes.

das Papier herstellten, auf -dem seine Zeitun­gen gedruckt wurden. Es führte zur Höchst- > entwicklung jenes Kavitali?-mns. der dann ans der anderen Seite dem Marrismus immer neue Nahrung gab und den Boden schuf, auf dem alle verneinenden und zersec-enden Kräfte wuchsen. Sein ungeheurer Wille schuf nur Vergängliches. Er wurde in den Annen -der Mitwelt geradezu zu dem Prinriv des^n in der W'rtsckiaft. weil sein Ausstieg -restlich mit dem Niedergang der Gesamtwirtschaft zu­sammenfiel.

Dieses so ungeheuer erfolgreiche Leben en­dete ergebnislos wie die ganze Zeit, in der er lebte. Sein ungeheures Vermögen, das von englischen Sachverständigen im Jahre 1929 als das fünftgrößte in der ganzen Welt geschätzt wurde, hat ihn kaum überlebt. Schon ein Jahr nach dem plötzlichen Tode von Hugo Stinnes war sein Konzern abbaureif.

Der Weg. den Hugo Stinnes als größter Vertreter des Trnstprinzips in Deutschland gegangen ist, bat ihn und die deutsche Wirt­schaft in eine Sackaasse geführt. Er bleibt der TYP des individualistischen Eroberers.

Metall im Mevfche«

Man sieht es dem menschlichen Körper nicht ohne weiteres an, daß er zu einem Teil aus Metallen zusammengesetzt ist. Aber der her- vorragende Chemiker Dr. Bertrand be- schäftigt sich seit Jahren damit, zu erforschen, welchen Einfluß diese Metalle und Minerale ans den Körper haben. Dabei sind sehr inter­essante Feststellungen gemacht worden. Das im Körper vorhandene Zink zum Beispiel ver­mindert sich, sobald das Kind geboren ist, in ven ersten Monaten in ganz erheblichem Maß. Sinkt es unter eine bestimmte Menge, die von der Natur als Sicherheitsmenge gesetzt ist, s« ist es für das Kind gefährlich und seine Ge­sundheit leidet. Sobald das Kind gewöhnliche Nahrung zu sich zu nehmen beginnt, vermehrt sich der Zinkgehalt und hält sich dann auf der Höhe, die für eine gute Gesundheit erforderlich ist. Das Herz enthält etwas Kupfer, Alu - minium und Silber. Aluminium wird ständig in beträchtlichen Mengen von dem Ver- daunngsapparat verbraucht, es - ist auch für Nieren, Lungen und Drüsen wichtig. Das Gehirn ist besonders reich an Zinn. Die Lungen enthalten Ti tan inm. In der Bauchspeicheldrüse ist Nickel und Kobalt enthalten. Eisen ist im ganzen Körper ent­halten, und zwar ist kein anderes der Metalle in so großen Mengen vorhanden. An zweiter Stelle, was den Prozentsatz betrifft, stehen Kupfer und Silber.

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