Reichsscyatzmeisters Pg. Taupe ri. oec dem Neichsschatzmeister bei der Durchführung seiner Aufaaben rur Seite stellt. beruken.
Fortsetzung folgt.
Ausstellung ..Die Kamera * im Dienst des Volkes
Ihre kulturellen Aufgaben und Ziele aus de«
Munde führender Persönlichkeiten Reichsminister Dr. Goebbels:
Der Mensch unserer Tage will selber sehen und er kann verlangen, daß man ihm, den man mit Wort und Schrift jahrelang irreführte, schwarz auf weiß — d. h. im Foto — beweist, daß eine neue Zeit heraufgestiegen ist und wirklich alle Herzen gewonnen hat. Allen jenen, die die herzerhebenden Tage nicht selber miterleben durften, steht heute durch die Hochflut von Bildveröfsentlichungen der Aufbruch der Nation vor dem geistigen Auge. Das Erlebnis «des Einzelnen ist zu einem Volkserlebnis geworden und das nur durch die Kamera. Ebenso unvergleichlich ist die Wirkung dieser Bilddokumente auf das skeptische Ausland.
(Bei der Eröffnung der Ausstellung in Berlin am 4. November 1933). Reichsstatthalter Murr:
Wenn die Ausstellung eine Aufgabe haben soll, so diese, zu zeigen, daß eine Erfindung niemals gegen die Grundlagen des deutschen Wesens ausgenützt werden darf, sondern immer im positiven Sinne im Dienste am Volk. Die Ausstellung hat«die Hohe Aufgabe, sich in den Dienst des deutschen Volkes zu stellen. Möge sie diese Aufgabe und dieses Ziel erreichen!
(Bei der Eröffnung der Ausstellung in Stuttgart am 24. März 1934.)
Stellv. Gauleiter Schmidt:
Diese Ausstellung ist etwas ganz anderes als sonstige Ausstellungen. Sie ist der Beweis des Ausdrucks des neuen Deutschlands. Sie soll nicht nur wirtschaftlich sein,, sondern sie soll der Einkehr dienen, daß die Menschen sehen, was im politischen Kampf für, große Leistungen vollbracht wurden. Sie zeigt die deutsche Fähigkeit, die deutsche Heimat zu sehen und sie aufs Bild zu bringen. Die Partei sieht es als Pflicht an, daß jeder Volksgenosse diese Ausstellung besucht, die geschaffen wurde, um den großen Ideen Deutschlands zu dienen und daß alle Deutsche in dem Bekenntnis einjg sind, Deutschland und nichts als Deutschland.
(Bei der Eröffnung der Ausstellung in Stuttgart am 24. März 1934.)
Oberbürgermeister Dr. Strölin:
Die Ehrenhalle führt uns in den Ehrenraum für die toten Helden der nationalsozialistischen Bewegung. Diese Weihestätte soll in ihrer schlichten Eindringlichkeit Erinnerungen und Dank in uns lebendig werden lassen für den Opfermut und die Hingabe der vielen deutschen Volksgenossen, die mit einem letzten Heil aus den Führer Blut und Leben für Deutschlands Zukunft gelassen haben. Mögen wir immer uns daran erinnern, daß diese Treuesten im Geiste in unseren Reihen mitmarschieren und möge uns aus diesem Gedenken Kraft zuströmen für die eigene Arbeit, die wir im Menst am Volk zu leisten haben. Das ist der höchste Sinn der Ausstellung.
(Bei der Eröffnung der Ausstellung in Stuttgart am 24. März 1934.)
Eig. Wetterdienst. Noch nicht ausgeglichene Lustdruckverhältnisse lassen weiter veränderliche, ziemlich milde Witterung erwart-
Aus dem Heimatgebiet
Die heutige Ausgabe enthält die Sonderbeilage „Die Brunnenstube".
Das alte Schlaft von Neuenbürg wird sichtbar
Die Besteigung des Schlotzbergs war schon immer lohnend. Die Mühe des Kletterns auf der steilen übergrünten gepflasterten Straße, oder auf gemächlichen Umwegen, oder schnurstracks auf den Staffeln des Eberhardpfads hinauf, wurde reichlich ausgewogen durch fesselnde Blicke auf die Stadt und den hohen Kranz der Wälder. Man gab sich dem Zauber der Stimmung hin, die das Schloß, fern Hof und der gewundene Torweg boten. Weiter- dringend,' in den finstern Wald, stieß man dann, zuweilen nach Irrwegen, auf das ruinenhafte alte Schloß, ohne jedoch mehr als in Bäumen fast verschwindendes, hochragendes Gemäuer zu erkennen. Seine Schönheiten zu offenbaren, war einer in den letzten Wochen auf Wunsch der Stadt und des Verkellrsver- einns vom württ. Forstamt durchgeiührten Auslichtung zu verdanken. Wer jetzt hinauf- kommt, ist überrascht von dem Blick, den der nunmehr ziemlich sreigelegte stattliche Bau gewährt. Erst jetzt kommen wenigstens in der Nähe seine malerischen Stimmungswerte zur Geltung, da das Licht, die Mauern umspielt und der Blick über die Fenster der hohen Wände in ihrer geschickten Verteilung eine Ahhnung von dem wenngleich nicht reichen, so doch erfreulich sicheren Geschmack der Erbauer geben. Der verhältnismäßig gut erhaltene Bau stellt ein Kleinod dar,, das in ziemlich weitem Umkreis nicht seinesgleichen hat. Pflegliche Behandlung des noch Vorhandenen ist geboten, besonders der noch recht gut erhaltenen Umrahmungen mancher Fenster und des Tores vom Treppenturm, das ein schlichtes, aber reizvolles Renaissance-Ornament zeigt.
Die vorerst dnrchgeführte Beseitigung von Bäumen läßt die beherrschende Kuppenstellung des Bauwerks besonders talaufwärts gut'zur Geltung kommen. Ursprünglich wird, der Hochlage entsprechend, die ganze Kuppe kahl gewesen sein; ein gefühlsschwelgerisches Geschlecht, in «dessen Seele eine Walddämmerromantik in seltsame Verbindung mit industrieller Barbarei trat, das Geschlecht der imitierten Gotik und der scheußlichen Fabrikbauten. spann das Schloß in Wald ein, und nun ist es an uns, das Gleichgewicht von Natur und Kultur wiederherzustell-en. Richtigerweise wählte man den goldenen Mittelweg. um nichts Wesentliches am gewohnten Bild zu vernichten und die Wirkung des neuen Bildes bei belaubten Bäumen zu prüfen. Mit dieser Lösung wird, jeder einverstanden sein; weiteres bleibt künftiger Entscheidung Vorbehalten. Es darf jedoch schon festgestellt werden, daß die geschehene teilweise Freilegung entschieden eine Verbesserung bedeutet.
kapelle eingezogen ist. Me Badesaison hat also begonnen. Auch die Staatl. B-a-dverwaltung gibt bereits Thermalbäder in bemerkenswerter Zahl ab. Insbesondere halten sich zahlreiche Ausländer rn Wildbad auf und regelmäßig sieht man Kraftwagen mit ausländischen Nummern. M.
Helft der lreiw. Hrankenhilse!
Durch die immer mehr verminderten Einnahme:: ist das Weiterbestehen der Wudbader Krankenschwesternstation ernstlich in Frage gestellt. Wer nur einigermaßen Einblick in die segensreiche Tätigkeit unserer beiden Diakonissenschwestern hat und weiß, wie oft sie in Anspruch genommen werden, der will diese wohltätige Einrichtung unserer Stadt fernerhin erhalten wissen. Zu diesem Zwecke versucht man, die notwendigen Mittel aus einer freiwilligen Krankenhilfe aufzubringen. Von heute ab werden Frauen vom Evangelischen Gemeindsdienst Listen zum Eintrag als Mitglied der „Freiwilligen Kvankenhilfe" in allen Haushaltungen vorlegen. Hoffentlich wird diese Mitgliederwerbung den gewünschten Erfolg bringen. Der Beitrag, der jährlich auf 2 M. festgesetzt wurde, braucht nicht auf einmal entrichtet zu werden, sodaß sich Jeder an dieser für eine Gemeinde «unentbehrlichen Krankenhilfe beteiligen kann. Die Mitglieder haben für sich und ihre Familienangehörigen Anspruch auf freie Pflege durch die Schwestern, während von andern künftig eine Gebühr erhoben werden müßte. fl.
. .rn.
Bevor der traditionelle erste Maikäfer des
Jahves seinen Antrittsbesuch in der Redaktion gemacht hat, kommt aus Wildbad die Kunde, daß die außergewöhnlich warme Witterung die ersten Gäste zum Besuch des Strandbades Großnmnn veranlaßt hat. ehe noch die Mnsik-
NS.-Volkswohlfahrt und innere Mission arbeiten miteinander
Am Donnerstag abend fand in der Turnhalle eine gutbesuchte Versammlung statt, in welcher Pfarrer Lörcher und Bürgermeister Nsuhaus über Fragen der Inneren Mission sprachen. Eingangs gab Pfarrer Lörcher einen Usberblick über die Geschichte der nneren Mission, deren Wurzeln im vanaelium liegen und deren großer Ausbau nach den Vorarbeiten im 17. und 18. Jahrhundert im 19. Jahrhundert erfolgt ist, namentlich im Anschluß an das Wirken von Fliedner, den Vater des Diakoifissenwerks, und Wichern, den die Hamburger Elendsviertel gelehrt hatten, daß es christliche und mich nationale Missionspflicht sei, sich «der Notstände anzunehmen, «die sich namentlich seit der Freizügigkeit und dem Emporwachsen der Städte ins Riesenhafte steigerten. Ein weitverzweigtes Werk ist aus diesen Anfängen erwachsen, dessen Segen man hinaus «bis in jede Gemeinde zu spüren bekommt. Nicht eine weichliche, nur eine starke Liebe, wie sie aus „dem Evangelium von Jesus Christus wächst, konnte diese Aufgabe anfassen und in solcher Weise lösen, wie wir es z. B. in den großen Werken der Anstaltsfürsorge sehen, deren es auch in Württemberg «sine nicht kleine Anzahl gibt.
Als zweiter Redner sprach Bürgermeister Neuhaus und führte aus.„daß es so schwer sei, ein wirklicher Nationalsozialist zu sein, da Nationalsozialismus höchste Vollendung bedeute, so sei es auch beim Christentum schwer, ein wirklicher Christ zu sein; auch hier habe nur unser großes Vorbild
Jesus Christus selber «die höchste Vollendung erreicht. Er machte Ausführungen über die Begriffe Kirche und Religion, die nicht miteinander zu verwechseln seien. Gottlose Maschen seien nur «die, die nach dem Grundsatz handeln, eßt und trinkt und lebt in Schmaus, nach «dem Tod ist alles aus — die Weltanschauung des Kommunismus. Es komme in der Religion nicht auf die einzelnen Glaubensrich- tungen, nicht aus Dogmen und Formen an, sondern auf das Tun und Handeln, auf die Tat. Hier habe uns wieder Christus selbst ein leuchtendes Vorbild gegeben und Beispiele gelehrt, die heute und für alle Ewigkeit Geltung haben werden. Mit der Inneren Mission habe «die Kirche durch ihre Tat ihr Christentum, ihre Christenpflicht und Nächstenliebe zu beweisen. Die NS.-Volkswohlfahrt und die Innere Mission hätten eine Arbeitsgemeinschaft beschlossen und wollen in heiligem Wetteifer Gutes tun. die NSV. am gesunden Volk, die Innere Mission an den kranken Volksgenossen. Das Werk der NSV. und der Inneren Mission dürfe von niemand sabotiert werden. Wenn es noch Leute gebe, bei denen man sagen müsse, daß sie eine Unterstützung nicht verdient haben, so sei es unsere Aufgabe, solche heute zum Verantwortlichkeitsgefühl zu erziehen und streng nach dem Grundsatz zu «handeln: keine Unterstützung ohne Arbeit. Alles Trennende sei teuflisch; wir dürften uns davon nicht hemmen lassen; man müsse darüber hinweggehen, immer das große Ziel vor Augen und den geraden und kürzesten Weg zu Gott.
Zum Schluß erinnerte Pfarrer Lörcher an den Volkstagder Inneren Mission und die für diese Tage vorgesehene Haus- sammlunq. Sie ist eine Frage an das evangelische Volk, ob der evangelische Glaube zur leeren toten Form geworden ist, oder ob in ihm die Kräfte liegen, die «den Menschen auch heilte zu jedem guten Werk geschickt machen. Sollen wir zugrundegehen lassen, was durch die Innere Mission geschaffen wurde, oder wollen wir in neuer Opferwilligkeit auch dieses Erbe der Väter für das kommende Geschlecht erhalten? Nur der darf bitten: „Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unserer Not!" bei dem Herz und Hand willig ist, au «der Erfüllung dieses Gebets mitzuhesien.
Die Kultur- und SPortgemeinde Birkenfeld führt morgen Sonntag den 15. April die vom Reichssportbeaustragten für Württemberg angesetzten Kämpfe zur Suche nach dem „unbekannten Sportsmann" für Langstreckenläufer und Geher durch. Angehörige der SA.. HI. und aller sporttreibenden Vereine, auch Nichtorganisierte, sollen sich «dieser Prüfung unterziehen, denn nicht nur aus «dem engen Rahmen einzelner Vereine, sondern auf «der breiten Grundlage des Volksganzen sollen die Höchstleistungen zur Olympiade 1936 erwachsen. G.
Aus der Gemeinderatssitzung vom 12. April 1934. Die abgeschlossene Rechnung der Gemeinde- und Ortsarmenpflege für das Rechnungsjahr 1931, die ordnungsmäßig zur öffentlichen Einsicht aufgelegt «war. wurde in ihren einzelnen Ergebnissen dem Gemeinderat vorgetragen. — Der seither an den Bezirkswohltätigkeitsverein geleistete iährliche Beitrag «wird künftig der NS.-Volkswohlfahrt überwiesen. — Der Gemeinderat stimmt dem
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>15. Fortsetzung.»
Noch war alles erst ein wehendes Gefühl, ein dunkles Tasten, aber sie gab gern den lockenden Stimmen nach. Werner Soenken hatte nichts mit Geheimnis und Wunder zu tun. Er war ein Stück jener Wirklichkeit, die hinter ihr lag.
Sie halte ihn gerufen, ja, aber war es nicht Schicksal und Fügung, Saß ihr Ruf ihn nicht erreicht hatte?
cr neuen wann gefolgt zu ihm führte kein Weg
mehr zurück
Mi; rechtem Behagen machte sich Jenny an die Vertilgung des Frühstücks. Der Kaffee war gut Der Kuchen ermangelte zwar der besonderen Feinheiten raffinierter Backkünste, aber er schmeckte ihrem ausgehungerten Magen vorzüglich.
Später kam der Wirt mit einem umfangreichen Tintenzeug und eriuchle sie. den Meldezettel auszufüllen.
Jenny, ohne das vorsintflutliche Schreibzeug eines Blickes zu würdigen, nahm ihren Füllhalter und schrieb entschlossen Namen und Perionalien auf das Formular.
„Ist mein Wagen gut untergebracht?" fragte sie, als sie den Schein zurückgab
„Er wurde sofort in die Garage gefahren. Heute morgen ist er gewaichen worden, er hatie'es nötig. Soll er fahrfertig gemachl werden?"
Jenny 'chütlelte den Kopf. „Nein, nein! — Wo ist eigentlich das Telephon? Ich möchte später mal anrufen."
Der Wirk wies IN das Nebenzimmer. „Aber das Zimmer ist abgeschlossen. Sie müssen sich vorher am Büfett den Schlüssel abholen!"
Die meisten Gäste hatten sich inzwischen, von dem herrlichen Wetter angelockt, ins Frei« begeben. Nur das ältliche Mädchen don schien sich von ihrem Roman nicht trennen zu können
Jenny Brenner entschied sich, als sie mit dem Frühstück fertig war. ein wenig durchs Dorf zu bummeln.
Der Spaziergang brachte die wunderbarsten Erlebnisse. Zuerst be'ah 'ich Jenny die paar Schaufenster, die der Ort aufwies. und die mit rührender Unbeholtenheit ausgeschmückt waren. Ach daß die Leute gar nichts von der Kunst der Werbung verstanden! Fast verspürte sie Lust, den kleinen Kaui!aden zu betreten und den Leutchen zu zeigen, wie man seine Waren ms rechte Licht setzte.
Ah, das Postamt war ganz neu erbaut! Das mußte man sich anl'ehen. Jenny benützte die Gelegenheit, einige Briefmarken zu kaufen und betrat den Schalterraum, wo ein junger Mann hinter einem Schalterfenster sie sogleich neugierig musterte
Dann — mit einer überraschenden Schnelle des Entschlusses — stand sie in der Fernsprechkabine und nahm, ohne sich zur Besinnung Zeit zu lassen, den Hörer ab
„Kann ich mit dem Nürnberger Fernamt verbunden werden?" hört« sie sich zu ihrer eigenen Ueberraschung lagen „Nein, keine Fernverbindung, ich möchte vom Amt eine Auskunft haben."
Sie wartete, den Hörer am Ohr. Fetzen eines Gespräches klangen auf. dann meldete sich das Fernamt in Nürnberg
Jenny fühlte plötzlich ihr Herz heftig schlagen. Es schien ihr, als sei sie unterwegs auf einer Reise, unmittelbar vor dem ersehnten Ziel.
„Ja, bitte. Fräulein, ich möchte eine Auskunft haben. Ich führte gestern abend gegen sechs Uhr von dem Anschluß Nürnberg 911 aus ein Ferngespräch Könnte ich bitte erfahren, mit welchem Ort und welcher Nummer ich verbunden war?"
„Doch, das lei wohl festzustellen," erwiderte die Beamtin, „aller es dauere eine Zeit, vielleicht zehn Minuten. Man werde anrufen "
Jenny verließ die Kabine und letzte sich auf eine Bank, die unter dem Fenster aufgestellt war
Sie befand sich in einem Zustand hindämmernder Gedankenlosigkeit. Wie kam sie eigentlich dazu, solche Geschichten zu machen? Sie hatte es doch gar nicht tun wollen. Zwar hatte sie beim Frühstück einen Augenblick mit dem Gedanken gespielt. aber es war ihr damit doch nicht Ernst gewesen
Ehe noch die angegebene Zeit verstrichen war. kam die Auskunft des Fernamtes
„Das gestern abend sechs Uhr zwölf von Nürnberg 911 geführte Ferngespräch war mit Berlin Amt Königstadt 8823 verbunden "
„Berlin Königstadt 8823!" wiederholte Jenny aufmerksam Noch bevor sie das Gespräch bezahlte, hatte sie die Handtalche oufgerissen. den Füllhalter zur Hand genommen und die Nummer auf den Umschlag von Paul Märckls Brief geschrieben.
Sie verließ das Postamt in leltiamer Verwandlung Alles Schwere, Bittere, war von ihr gefallen. Gleichsam verjüngt trat sie in ein neues, heiteres Leben ein.
I°tzt hatte sie ja den Schlüssel, das geheime Kennwort, das ihr )as Tor öffnete Nun brauchte sie nur anzurusen dann war er da. sie konnte ihn hören, mit ihm reden, konnte leinen Namen, lerne Adresse erfahren. Aus dem spukhaften Phantom wurde ein warmblütiger» lebender Mensch.
Auf dem Kirchplatz war Markt Jenny kaufte sich eine Tüte voll Aepfel und begann sogleich, während sie langsam den Heimweg antrat, von den wohlschmeckenden Früchten z« knabbern. —
Die Abfahrt wurde von einem Tag zum andern verschoben, Jenny fühlte sich lo glücklich in der friedlichen Geborgenheit des kleinen Ortes, daß sie mit geheimer Angst an den Tag dachte, der sie aus dieser Beschaulichkeit in die Bitternis des Lebens hinauszwang
Jenes Ferna-nnräch nach Berlin würde ja wohl niemals angemeldet werden Nein, soweit vergaß sich Jenny Prenner nicht, wenigstens jetzt noch nicht Später vielleicht wenn sie gesiegt, wenn sie ihr Leben erobert hatte konnte sie de» Fremden anrufen und ihm für seine Hilfsbereitschaft danken. Aber bis dahin würde er wohl die Geschichte schon vergesse« haben
Immerhin, das Wissen um sein Dasein gab ihr Kraft, eine» sieghaften Mut. frohe Kampfbereitschaft —
Wahrhaftig, so oft Iennn Prenner an dem kleinen Kaufhaus vorüberging, mußte sie sich über das alberne Schaufenster ärgern. Es wäre eine hübsche Idee sich einmal als Dekorateurin zu versuchen. Vielleicht, wenn sie ihr Talent erwies. gab es da für später eine Möglichkeit des Verdienstes.
Und eines Tages betrat Jenny den Laden, kaufte einige Kleinigkeiten und verlangte bann den Chef zu sprechen.
Aus einem anliegenden Büro kam ein netter alter Herr von behäbigem Aussehen Er hörte sich Jenny ungewöhnliches Angebot schmunzelnd an
„Aber warum nicht, liebe Frau!" lachte er. „Wenn es Ihnen Spaß macht ich habe nichts dagegen "
Die einzige Verkäuferin, ein unonsebnliches Mädchen mit einer gewaltigen Brille machte große Auaen. als sie hörte, was geschehen sollte
Jenny hatte schon den Hut abgelegt „Kann ich vielleicht eine Schürze baden?" bat sie. und dann machte sie sich mit Fenereiler an die Arbeit
Die Verkäuferin balf ihr zunächst das Fenster ausräume«. Dann wurden der Baden und die Seitenwände mit einem goldgelben Stoff austapeziert
Hernach ging es an den Aufbau der neuen Dekoration. Jenny kniete im Fenster hatte die Aermel des Kleides am- gekrempelt und war eben im Begriff die neuesten Hntmadelle 'n kübner Anordnung zur Geltung zu brinaen Da bemerkte sie aufhsicksnd daß ein sssrr vor d»m Fenster stand und 'bk wohlgefällig zuichaute Für einen Auaenbl'ck war üe peinlich überrascht ab»r die Komik der Situation zwang sie a'sb«üd mm Lachen Der iunge Mann da draußen mit seinen aecken- hatt-n Knickerbockers hielt sie wohl für ein kleines Ladenmädchen.
(Fortsetzung folgt.)