Dienstag, 27. Hornung (Februar)
Jahrgang 1934 Nr. 48
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Matt „Der Emtäler
Sie Sel-engedenNeier
Stuttgart, 25. Febr. Würdig, wie der Ort der Feier, war die Kundgebung der württembergischen Regierung ans Anlaß des Heldengedenktages. Sinnvoll war der Bühnenraum des Großen Hauses auf dunklem Grunde mit den Fahnen des neuen Reiches, der Reichskriegsflagge und dem Eisernen Kreuz geschmückt. Ernstes Grün und mit Trauerfloren umhangene Fahnen gaben dem Zuschauerraum ein festliches Aussehen, wo sich neben zahlreichen Gästen, die der Toten in ernster Stunde gedenken wollten, die Führung des Staates eingesunken hatte.
Der Reichsstatthalter und Gauleiter Wilhelm Murr, der Ministerpräsident Prof. Mevgenthaler, die gesamte württem- bergische Regierung, General Brandt als Vertreter des Reichs- Heeres, Angehörige der Alten Armee, die Vertreter der Schutzpolizei, Gruppenführer Ludin, die Führer der SA. und SS-, sowie der politischen Organisation und Oberbürgermeister Dr. Strölin wohnten dem weihevollen Staatsakt bei.
Ernst und würdig ertönten die Klänge des „Tranermar- sches ans den Tod eines Helden" aus der dritten Sinfonie von Beethoven, an die sich Theodor Körners inbrünstiges Gebet „Vater, ich rufe dich" anschloß, gesungen vom Staatstheaterchor. Darauf sprach Staatsschauspieler Christian Kahßler die unsterblichen Worte Hölderlins, die für alle Zeiten den schönsten Ansdruck der unverbrüchlichen Liebe der jungen Mannschaft zum Vaterlande darstellen werden.
Nachdem bei den Klängen des Liedes vom „Guten Kameraden" die Feiernden der zwei Millionen Toten gedacht hatten, ergriff Ministerpräsident Prof. Mergenthaler das Wort zu seiner Gedenkrede, in der er betonte, daß es für uns eine innere Notwendigkeit ist, das Andenken all derer zu ehren, die in früheren Kriegen, vor allem im Weltkrieg, und seither im Kampfe um Deutschlands Erneuerung und Freiheit ihr Leben für das Vaterland gelassen haben. Erst das Deutschland des Dritten Reiches, das den garmanischen Begriff der Ehre und die heldische Lebensansfassnng zur Grundlage unseres Daseins gemacht hat, hat die Voraussetzung für eine richtige Heldengedenfeier geschaffen.
Die Gefallenen waren die großen Wecker und Mahner, die uns in unserem Kamps für ein neues Deutschland Kraft und Stärke gaben. Wir gedenken ihrerc nicht nur mit Schmerz und Trauer, sondern auch in Dankbarkeit. Ihr Tod war nicht vergeblich. Die Kriegerehrenmale und die Soldatenfriedhöfe sollen Heiligtümer des Dritten Reiches werden, zu welchen die Jugend wallfahren soll. Aus dieser Feierstunde aber möge hell auflodern der Glaube an das ewige Deutschland.
Als Treueschwur sangen nach der Rede des Ministerpräsidenten die Versammelten mit znm Gruße erhobener Hand das Deutschlandlied und das Horst-Wessel-Lied. Aus Erinnerung an die Vergangenheit war der Blick in die Zukunft gerichtet worden, er war erfüllt von Hoffnung auf die Güte der Vorsehung und die Kraft der eigenen Stärke. 'Sinnhaften Ausdruck fand diese Wandlung der Stimmung in der „Siegessinfonie ans Egmont" von Beethoven, die vom Staatstheaterorchester unter Generalmusikdirektor Leonhardt vorgetragen wurde und deren mutige und siegesbewußte Klänge dieser würdigen Feier den erhebenden Schluß gaben.
Kränze des Kyffhäuserbundes
Stuttgart, 25. Febr. Anläßlich des Heldengedenktages haben Abordnungen des Kyffhäuserbundes unter Führung von Sr. Exzellenz Generalleutnant a. D. v. Manr, des Reichsverbandes Deutscher Offiziere (RDO.) unter Führung von General Ritetr von Molo, sowie der NSKOV. unter Führung von Standartenführer Groß, Kränze am Ehrenmal auf dem Waldfriedhof niedergelegt.
Gleichzeitig wurde im Auftrag des Kyffhäuserbundes ein Kranz am Grabe des Königs in Lüdwigsburg niedergelegt.
Die Feier der Alien Garde
Der Gauparteitag wurde am Samstag abend mit einer überaus eindrucks- und machtvollen Parteigründungsfeier eingeleitet, zu der etwa 1500 Parteigenossen und -Genossinnen der Alte Garde aus dem ganzen Land im Festsaal der Liederhalle zusammengekommen waren.
Von den bewährten Vorkämp.ern der Partei sah man, um nur eine kleine Anzahl zu nennen, Gauleiter und Reichsstatthalter Murr, der bei seinem Eintritt in den Saal mit einem
-er württ. Regierung
Jubel ohnegleichen empfangen wurde, den Stellvertretenden Gauleiter Schmidt, Ministerpräsident und Kultminister Mergenthaler, Innen- und Justizminister Schmid, Kreisleiter Meier, Staatssekretär Waldmann, den Gebietsführer der Hitlerjugend, Wacha und viele mehr.
Die offizielle Eröffnung des Abends der Alten Garde erfolgte durch den Stv. Gauleiter Schmidt. Stürmisch begrüßt hielt sodann
Reichsstattbalter Murr
eine markige, von altem Kämpfergeist getragene Ansprache. Dieser Saal, so führte er u. a. aus, sehe am heutigen Abend Geschichte. Was sich hier versammelt habe, seien die Kämpfer ans den Jahren des Ringens um Deutschlands Bestand. Sie kamen einst herein, weil sie gewohnt waren, gegen den Strom zu schwimmen, sie empfanden im Innersten, daß sie sich, wenn sie nicht ihre Pflicht täten für Deutschland, an sich selbst, an Deutschlands Geschichte und an seiner Jugend versündigen würden. Der Reichsstatthalter erinnerte in diesem Zusammenhang an den Amtswalterappell im Jahre 1932, wo die Parteigenossen einmütig einen Schwur abgelegt hätten, den Führer, komme, was kommen mag, niemals zu verlassen. Diejenigen, die nach uns kommen, so fuhr der Gauleiter fort, würden einmal ehrfurchtsvoll an den Gräbern dieser Männer stehen, diese Gewißheit hätten sie, und mehr wollten sie nicht haben.
Pflicht auch an diesem Abend sei es, all derer zu gedenken, die in diesen Jahren des Kampfes im ganzen Reich und besonders auch in unserem Lande Württemberg gefallen sind. Mit erhobener Hand gedachte die Riesenversammlung dieser Toten, während die Musik das Lied vom „Guten Kameraden" intonierte. Zum Schluß richtete Reichsstatthalter Murr die Mahnung an die Alte Garde: „Bleibt uns fest und erlahmt nicht!"
Die Alte Garde sei die Garantie dafür, daß auch in Zukunft Deutschland lebt. Sie ist es, auf die der Führer baut! Der
Führer wird auf uns Alte Garde zählen dürfen. Reichsstatthalter und Gauleiter Murr schloß mit einem brausend auf- genommeuen Sieg-Heil auf den Führer, dem das gemeinsame Absingen des Horst-Wessel-Liedes folgte.
Um 8 Uhr schloß sich dann die Uebertragung der Rede des Führers ans München an. Ein Höhepunkt des Abends war u. a. auch die Ausgabe der Ehrenzeichen an rund 260 verdiente alte Kämpfer. Der weitere Verlauf des Abends war umrahmt von Vorführungen und Sprechchören der Hitlerjugend und durch Musikvorträge der SA.-Standartenkapelle 119.
Die MSrzplakette des Wioterhilfswerks
EWU
Für den Monat März gibt das Winterhilfswerk diese Plakette heraus, die in künstlerischer Form einen Ritter im Kampf mit dem Tcachen darsteüt. und die die Inschrift trägt: Sichert den Sieg über Hunger und Kälte. Wir opfern!
Bad Liebenzell. (Ein Naturdenkmal in Gefahr.) Ein einzigartiges Naturdenkmal des Schwarzwaldes soll demnächst verschwinden. Wohl das seltsamste Felsgebilde des mittleren Buntsandsteins ist der „Ptochmannsfelsen" in den Steinberganlagen unweit unseres Kurortes. Im Staatswald wurde der Felsen von Oberförster Plochmann 1899 durch Erstellung eines bequemen Spazierweges zugänglich gemacht. Zum Dank und zur Erinnerung an diesen Forstbeamten wurde sein Name in diesen Stein eingemeißelt. Da ängstliche Gemüter eine Absturzgefahr befüchrten, soll der Felsblock gesprengt werden. Es wäre außerordentlich zu bedauern, wenn dieses Denkmal nicht auf irgendeine Weise gerettet werden könnte.
Stuttgart. (Reichsgericht in Stuttgart.) Um einen Hochverratsprozeß gegen Backnanger Kommunisten durchzuführen, der schon rund ein Jahr schwebt, wird voraussichtlich noch im März ein Strafsenat des Reichsgerichts aus Leipzig nach Stuttgart kommen. Als Verhandlungsraum ist der Stuttgarter Schwurgerichtssaal in Aussicht genommen.
Stuttgart. (90. Geburtstag eines Geistlichen.) Stadtpsar- rer a. D. Friedrich Martin Jehle, der in seiner letzten Stellung erster Stadtpfarrer an der Friedenskirche in Stuttgart war und sich einer ungewöhnlichen geistigen Frische erfreut, kann am 2. März den 90. Geburtstag feiern. Seit 1S13 lebt der verdienstvolle Geistliche im Ruhestand in Degerloch, ist dabei aber immer noch wissenschaftlich sehr tätig.
Gmünd. (Einzug im Landeswaisenhaus.) Die letzten 14 Tage waren dazu benützt worden, die Einrichtung des Waisenhauses, die über 60 Wagenladungen beanspruchte, von Ell- wangcn nach Gmünd zu bringen und hier wieder einznräumen. Während dieser Zeit waren nur die Lehrlinge und Lehrmädchen (zusammen 22) in dem neuen Heim untergebracht, während die Waisenkinder selbst in verschiedenen evangelischen Gemeinden an der Bahnlinie Ellwangen—Schorndorf Gastfreundschaft genossen. Am Freitag abend trafen sie mit ihren Betreuern von Schorndorf und von Aalen her auf dem Hauptbahnhof ein, empfangen vom Lehr- und Hauspersonal mit den schon anwesenden Lehrmädchen und Lehrlingen und dem Schulvorstand Schulrat Leube an der Spitze. Ohne Aufenthalt ging es unter dem Absingen frisch-fröhlicher Marschlieder dem Waisenhaus zu. Die Anstalt ist jetzt mit etwa 150 Kindern belegt.
Neuer württ. Scgelflugrekord
Fritz Dietrich von der Akademischen Fliegergruppe Stuttgart startete am Donnerstag auf dem Hornberg zur Segelslug- „L"-Prüfung. Bei einem ziemlich schwachen Wind, ca. 7 Meter- Sekunden ,gelang es Dietrich, in verhältnismäßig kurzer Zeit eine Höhe von ca. 200 Metern über Start zu erreichen. Unter guter Ausnutzung der Windverhältnisse pendelte er vor den Hängen des Kalten Feldes auf und ab. Nach genau 7 Stunden und 11 Minuten landete Dietrich glatt auf dem Schulgelände. Dietrich hat den bisherigen württ. Dauerrekord um eine halbe Stunde überboten.
Vor hundert Jahren war der Schauspieler Opitz erster Held und Liebhaber am Leipziger Stadttheater. Er liebte- besonders „Knalleffekte", mit denen er auf das Publikum gewaltigen Eindruck machte. Manchmal gerieten seine Einfälle aber auch daneben und endeten im Komischen.
Einen dieser „Knalleffekte" — im wahrsten Sinne des Wortes — produzierte Opitz jedesmal in den „Räubern". In der Szene, in der Karl Moor die Gesellschaft im Walde trifft und nun Wecken will, schoß Opitz eine Pistole aus des seligen Wallensteins Zeiten ab, worauf die Räuber erschrocken aufsprangen. Diese Räuber wurden damals von Statisten, und zwar von den Leipziger Stadtsoldaten — im Volksmunde ihrer bunten Uniform wegen „Meisen" genannt — gespielt. Nach altem militärischen Brauch trugen die Meisen noch Zöpfe.
Eines Tages hatte Opitz wieder geballert und damit das Publikum erschreckt und die Räuber hochfahren lassen — aber einer der Räuber blieb liegen und wälzte sich verzweifelt am Boden herum.
„Steh auf!" schrie Opitz den Mann an.
„Ich gann ja nich, Här Obitz", jammerte die Meise, „Sie- drättn mer ja uff mei Zoppe."
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Ruhig und sachlich sprach er, erörterte, warum und weshalb dieser Zusammenschluß des Weltkapitals erfolgen müsse und daß er als Beauftragter des englischen Großkapitals trotz mancher Gegensätze mitgehe und zum Zusammenschluß bereit sei.
Andere Vertreter der Staaten sprachen nach ihm, alle betonten den absoluten Machtstaudpunkt, machten Vorschläge, d>e sich sogar gegen die Regierungen richteten.
Mit den Regierungen waren scheinbar nicht alle recht einverstanden und sie verurteilten scharf, daß sie sich der Masse in einem viel zu hohen Grade unterordneten.
Stärkeren Einfluß aus die Regierungen gewinnen!
Parker nahm wieder das Wort und sagte, daß man dies schon habe, aber nach seien die Regierungen in Sargen über die Massen und ließen sich zu unnützen Konzessionen hinreißen.
„Wir haben zuviel Menschen!" sagte er offen. „Der letzte Krieg ha! uns um Millionen entlastet, aber noch nicht genug. Wir müssen auf die Zukunft warten und Mitarbeiten, daß . . . abermals eine Entlastung kommt."
Hanni war aufs tiefste empört.
Das wagte ein Mensch, hier zu erklären, daß man für neue Kriege, mit neuen Opfern sorgen müsse.
Je länger sie ihn anslarrte, um so unheimlicher kam ihr der Mensch vor.
Wie der Teufel erschien er ihr und sie wartete förmlich, daß ihm die Hörner aus dem Kopf wuchsen.
Sechs Stunden dauerte die Aussprache. Hanni hatte alle ihre Filme verbraucht. Sie war am Rande der Erschöpfung.
Gegenwärtig-sprach ein Vertreter des italienischen Großkapitals. Er führte aus, daß sich das italienische Großkapital nicht gegen Mussolini wenden brauche, denn er sei ihr bester Vorkämpfer, ohne daß er es wolle.
Zum Schluß sprach Generaldirektor Gassert als deutscher Vertreicr. Hanni schämte sich als Deutsche bis ins Innerste, als ste ihm zuhörte.
Das wagte ein Deutscher zu sagen. Er wagte es, den Männern zuzustimmen und pries die Knebelung, die das deutsche Volk wehrlos mache.
Nach ihm schloß Parker die Debatte.
„Wir haben genug gesprochen. In den einzelnen Verhandlungen -st alles bis aufs letzte erörtert. Unser Ar- beits- und Kamptplcm steht fest. Ich bitte, an die Unterzeichnung des Vertrages zu gehen. Ich will ihn vorlesen.
Und der Mann las mit der ruhigsten Stimme der Welt das schändlichste Dokument, das seit Erschaffung der Erde die Menschen aufgehetzt hatten, vor, das Dokument, das nichts anderes wellte, als eine Knechtung der Menschheit linier das Großkapital, und als er endete, klatschten die Männer Beifall.
„Geld ist o>e Waffe des Teufels!" dachte Hanni erbittert. „Keiner von den Männern Miß mehr, was ein Mitmensch ist. Erbarmen. Liebe und Güte ... es war verirocknei in ihnen, die Zahlen hatten es abgewürgt.
Ter Vertrag wurde unterzeichnet.
Hanni hielt die Unterzeichnung mit den lebten drei Bildern lest.
„Ich schließe unsere Sitzung!"
Hanni sah, wie die Männer aufstanden und sich reckten und sich gegenseitig die Hände schüttelten.
In dem Lärm, dein Geschwirr der Worte zog sie sich
^Sie vergaß für Minuten völlig ihre Aufgabe.
vorsichtig zurück, öffnete leise die Tür zum Gang und stieg tiesaufatmend in die Tiefe.
Sie war so malt, daß sie doppelt so lang als vorher brauchte, um die Kapelle zu erreichen.
Draußen wartete Charles auf sie-, er stützte die Wankende.
Seine Stimme bebte vor Aufregung.
„Wir haben'?- geschafft! Gottlob, daß ich dich wieder sehe!" Dabei drückte er ihren Arm herzlicher denn ie, seine starken Augen sahen sie an.
„Hanni . . . ich glaube, selten haben zwei Menschen so zueinander gepaßt wie wir! Sage mir ein Wort!"
„Nicht setzt!" stieß Hanni hervor. „Jetzt warten unser andere Aufgaben. Wir müssen sofort die Platten entwickeln. Und dann fort! Damit die Welt das Schändliche erfährt, was Menschen se ausgedacht habeu."
Sie liefen durch den Regen, über ihnen grollte der Donner, das Gewitter schien näher zu kommen. Endlich erreichten sie die Jagdhütte.
Eine Tür öffnete sich blitzschnell und sie stürzten ins Zimmer.
Schnell schob man der zusammenbrechenden Hanni einen Schemel hin.
Einer der Männer reichte ihr eine Flasche, die Kognak enthielt.
Hanni tat einen Zug. Feurig ging es ihr durch den Körper und richtete sie wieder auf.
„Hunger'" sagte sie und aß das gereichte Brot mit förmlicher Gier.
Die Männer saßen stumm um sie und warteten.
„Ist dir besser, Hanni?"
„Ja! Jetzt geht es wieder! Gottlob!" Sie horchte auf.
Der Donner rollte stärker.
„Das Gewitter zieht heran! Ich will die Platten ent- Wickeln." .