Stadtteil gleicht einem Hexenkessel. Von allen Seiten werden unsere braunen Kämpfer an­gegriffen und stellenweise sind die größten Straßenschlachten im Gange. Aber trotz- dem wankten und wichen wir nicht und haben unseren Marsch siegreich zu Ende ge­führt. Wir haben Stuttgart bewiesen, daß unser Glaube an Deutschland und unser Wille zur Freiheit alle Hindernisse ü verwindet.

Eine andere wenig angenehme Folge zog dieser Marsch nach sich: Die württ. Staats­regierung verbot uns das braune Hemd und die Umzüge. Das Marschieren war uns also genommen, doch wir wußten uns zu helfen. Das Nachbarland Baden ist ja nicht weit entfernt, und so wurden eben dort große SA.-Aufmärsche veranstaltet. Verbrämt und in allen möglichen Kleidungsstücken ging's in

SA. zieht sich an der Landesgrenze Baden- Württemberg um

lustiger Fahrt bis zur württembergisch-badi- schen Grenze: dort wurde die versteckt gehal­tene Uniform hervorgeholt und es begann ein lustiges Umkleiden auf der Landstraße.

Der letzte große süddeutsche SA.-Auf- marsch fand in Pforzheim statt. Tau­sende von sA.- und SS.-Leuten aus Baden und Württemberg waren in der badischen Edclsteinzentrale zusammcngekommen und bewiesen in wuchtigen Kundgebungen, daß sie trotz Verbot nicht tot zu kriegen sind.

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Als die Neujahrsglocken das Jahr 1932 eiuläuteteu, rüstete sich das System zu sei­nein letzten Verzweiflungskampf. Die Armee Adolf Hitlers wuchs und wuchs, das Volk kam in immer größeren Massen zu ihm, eine neue Zeit war angebrochen. Was halsen da die vielen Wahlen, vor denen jedesmal der Niedergang der Bewegung vorausgesagt wurde und bei denen es dann doch nur einen Sieger gab: den Nationalsozialismus! Die Wahlflüge des Führers waren ein einziger Triumphzug. Auch in Stuttgart kannte der Jubel keine Grenzen, als der Führer im März zu seinen Schwaben sprach.

WaS half es den Machthabern, daß sic unsere SA., SS. und HI. verboten? Wir haben trotz allem weitergekämpft, und als das Verbot wieder fiel, standen wir größer und mächtiger als je da und schritten wei­ter von Sieg zu Sieg. Die Juliwahl kam, die Novemberwahl und immer mehr wuchs die Bewegung. Der Endsieg war endlich in die Nähe gerückt.

ne Kock!

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Die Ernennung deS Führers zum Kanz­ler des deutschen Volkes versetzte die würt- tembergische Landeshauptstadt in einen wgh- ren Taumel. Wenn auch die Marxisten in der ersten Stunde nach dem Bekanntwerden noch versuchten, dagegen zu protestieren; ganz Deutschland wußte jedenfalls: ihre Macht ist zu Ende.

Zchntausende deutscher Volksgenossen jubel­ten den braunen Bataillonen Adolf Hitlers zu. Als diese am nächsten Tag zu einein rie­sigeil Fackelzug auf dem Stuttgarter Markt­platz aufmarschierten. In den Straßen der Innenstadt herrschte an diesem Abend ein lebhaftes Treiben. Eine Völkerwanderung setzte ein, alles schob und drängte sich in freudiger Erwartung. Der Alpdruck, der seit Jahren auf den Herzen aller lastete, ist weg­gefegt. Endlich frei, frei im deutschen Vater­land. Handarbeiter, Bürgersleute, Beamte, Frauen und Männer, Junge und Alte, alles in friedlicher Eintracht. Als die SA. erschien, setzte ein beispielloser Sturm der Begeisterung ein. Die Kolonnen erscheinen endlos. Immer wieder Fahnen, Fackeln, Jugend im Braun­hemd, der Marschtritt Tausender. Die,Men­schen, das spürte man, sind durch die Ge­walt dieses Erlebens anfgerüttelt, sind er­schüttert, tiefst in ihrem Innersten bewegt.

Der in LüLtt-Krt"

Monate waren ins Land gegangen, seitdem Adolf Hitler zum letztenmal in Stuttgart weilte. Damals war er der Führer einer ver- fehlnten, verlachten und verfolgten Oppo­sitionspartei heute der Kanzler des Deutschen Reiches. Nicht enden wol­lende Beifallströme umtosten ihn Ende Februar bei seiner Fahrt durch Stuttgart und in der Stadthalle, als er mit dem System der letzten 14 Jahre abrechnete und dem deutsche Volk einen neuen Ethos vvn Ehre, Freiheit und einen neuen Glauben an Deutschland gab.

Zum letztenmal zwar versuchte der Gegner sich zu wehren. Das Kabel, das von der Stadthalle zum Südsunk führte, durch den die Rede in ganz Württemberg übertragen werden sollte, wurde von einer Bubenhand durchschlagen und so die Uebertragnng ge­stört. Auf dem Stuttgarter Marktplatz, wo sich ebenfalls Tausende versammelt hatten, um den Führer zu hören, war die Empörung allgemein, als die Rede plötzlich abbrach.

Doch diese letzte Verzweiflungstat war vvn geringem Wert. Der 5. März brachte ein ge­waltiges Treuebekenntnis für den National- fozialrsmus.

Nun fielen auch die letzten Bollwerke des Weimarer Systems. Jubelnd zogen am 6. März die Menschenmassen vor das Land­tagsgebäude, und unter den Klängen des Deutschlandliedes und unter dem Beifall der

Am Tag des Sieges flat­tern Haken­kreuzfahnen an der Front des Württem- bergischen Landtags­gebäudes; eine neue Zeit ist angebrochen.

gesamten Stuttgarter Bevölkerung gingen am Landtagsgebäude die Hakenkreuzfahneu und die alten ruhmreichen Fahnen schwarz- weiß-rot hoch. Jetzt ließ sich das Volk nicht mehr aufhalten. Vom Landtag ging es zum Rathaus und auch hier wurde unter all­gemeinem Jubel die Hakenkreuzfahne gehißt.

Weiter marschierten dre braunen Kolonne« zum Südfunk, der von da ab für einige Wo­chen eine SA.-Wache bekam. Dann ging zum Polizeipräsidium, zum Jnnenmini- sterium, zum Staatsministerium und zu der übrigen öffentlichen Gebäuden. Der Sie« war unser.

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ob. Die Landeshauptstadt Württembergs ist diejenige aller Länder, um die sich der Führer persönlich niehr als um alle anderen eingesetzt hat. Diese Tatsache ist für das ganze Land Württemberg charakteristisch, ohne daß wir das zum Nachteil des Landes seststelleu wollen.

Wir alten und älteren Nationalsozialisten des Landes haben es uns oft einander ge­sagt: Stuttgart und Württemberg ist ein harter Boden". Oder:In den schwä­bischen Dickschädel will es einfach nicht hin­ein." Andere, die mit unserer Sprache noch nicht ganz vertraut waren, drückten sich an­ders aus, die meinten, der Schwabe ist nun mal konservativ. Und die, denen das Licht noch gar nicht ausgegangen war, die mein­ten. in Württemberg ist alles in Ordnung, was wollen die Nazi überhaupt, wir haben immer noch eineRechtsregierung" gehabt, wir brauchen keinen Hitler.

Wir brauchen heute nicht mehr den Be­weis anzutreten, daß es mit der so oft ge­rühmten Ordnung doch nicht so weit her war, wie reine Toren und die großen schwä­bischen Politiker meinten. Es ist heute weni­ger denn je angebracht, im schwäbischen Panoptikum und Museum Staub aufzuwir­beln. Wir überlassen das alles dem Prozeß des Vergehens und Vergessens und wollen unseren Verstand nicht anstrengen, um längst ilnferer Erinnerung entschwundene Geister und Manen aus der versöhnenden Ver­senkung herauszubeschwören.

Der Schwabe ist im Grund seines Wesens tatsächlich konservativ, im guten Sinne des Wortes, weil er im übergroßen Teil der Bevölkerung noch bodenständig ist. Daraus ist es zu erklären, daß er der natio­nalsozialistischen Bewegung, die nicht aus dem Lande selbst kam, mit Zweifeln und großen Vorurteilen gegenüber stand. Ein­mal waren die Nöte und Sorgen der Be­völkerung nicht so groß, wie es im Norden des Reiches der Fall war und zum anderen waren die Erscheinungen des kulturellen Verfalls im Lande nicht so zutage getreten, daß er sie als solche erkennen konnte, ob­wohl seine Hauptstadt bereits mit allen Segeln in der trüben Flut der Großstadt­kultur dahinsegelte.

Erst der allmählich auch in Württemberg cintretende Zusammenbruch der Wirtschaft, der infolge der wahnsinnigen Verpflichtun­gen eintreten mußte, die die nachnovember- lichen Neichsregierungen unterzeichnet haben, hat in der politischen Haltung des Landes eine Aenderung und eine Verschiebung n a ch links, und in den kleineren Städten das Eindringen des kulturpolitischen Zer­falles ermöglicht. Es hatte vieler Jahre be­durft, ehe die große Mehrzahl der Bevölke­rung diese Erscheinungen als Untergangs­merkmale erkannte und ehe sie dann den Entschluß faßte, gegen sie Stellung zu neh­men. Die führenden Männer der National­sozialistischen Partei des Landes, die in Tau­fenden von Versammlungen versuchten, die Erkenntnis des Volkes zu wecken, können davon berichten, wie schwer es war, das schwäbische Volk von der Wahrheit und der

Nichtigkeit des Nationalsozialismus zu über­zeugen.

Ein kleiner Haufen beherzter entschlossener Männer hat es in unermüdlichem Kampf zu­wege gebracht, die Bahn für den Führer sc weit zu ebnen, daß er überhaupt an da? schwäbische Volk herankam, und er st nach Jahren war der Bann, in dem sich Würt­temberg durch die geschickte Taktik der schwarz-roten Parteien befand, gebrochen Es kann der moralischen Bewertung der we­nigen württembergischen Nationalsozialisten der früheren Jahre keinen Abbruch tun, wenn wir feststellen, daß die immer stärker werdenden wirtschaftlichen Nöte ihnen den Kampf erleichtert haben, denn so war es überall im Reich, daß erstd i e N o t b e t e n lehrt e", und daß erst dre Not den deutschen Menschen zwang, über das übliche Denken hinaus die Gründe des Verfalls zu suchen.

Nur ganz allmählich konnte das Feuer der Begeisterung, wie es in anderen Ländern Deutschlands Platz gegriffen hatte, in den ^ Herzen des schwäbischen Volkes entzündet ! werden. Jeder von den älteren National- i sozialsten weiß, daß selbst da, wo der Schwabe dem Nationalsozialismus recht ge­ben mußte, eine auflodernde Begeisterung nicht recht durchgesetzt werden konnte.

Aber auch die härtesten der deutschen Köpfe, mochten sie nun aus Stuttgart oder aus dem Lande Württemberg sein, mußten im Lauie der Monate und Jahre den Appell des Führers an den deutschen Menschen hören und ihm Recht geben, daß er zu dem Wiederaufbau Deutschlands nicht nur dic Länder und Völker nötig hatte, denen es be­sonders schlecht ging, sondern daß alle deut­schen Menschen gemeinsam zusammenstehen mußten, damit deren gemeinsame Kraft dar Fundament zu dem neuen Reich werde.

Die Treue ist des schwäbischen Menschen erste Tilgend, das weiß der Führer des neuen Deutschland, und deshalb konnte er bei seiner letzten Rede, die er in der Stadt­halle Stuttgart hielt, auch den Württem- bergern die Anerkennung aussprechen, die in seinen bekannten Worten lag, daß er bei bei Entscheidung um die Ehre und das Rech! des deutschen Volkes auf die harten KöpfederWü rite m bergerrech ne

Was dieses Land in früheren Jahren zv tun vergaß, das hat es in den letzten zwei Jahren aufgeholt, und wenn heute gan- Württemberg hinter dem jungen Kanzler steht und Württemberg ihm am Tage der Entscheidung die besten Meldungen machen kann, dann ist es berechtigt, aller Männer zu gedenken, die im Lande Württemberg seil Jahren im Dienste des Führers die Seelc des Schwabenvolkes zu erobern suchten, allen voran der Gauleiter und Reichsstatthalter Pg. Wilhelm Murr

In hunderttausend Kämpfen haben diese Männer ihr Bestes und ihren Glauben an den Führer und an ein neues Deutschland dem württembergischen Volk in das Her; gerufen. Das Herz war hart, weil die Kopfe hart waren, aber das Werk ist vollendet, und Württemberg steht treu hinter dcni Füh- rer, der das deutsche Volk durch Kamps und Arbeit zur Ehre und Freiheit zurückführen wird.

Bild rechtS:

Der 11. März 1933 in Stuttgart Von Jagow mar­schiert in seiner Ei­genschaft als Reichs­kommissar für Würt­temberg an der Spitze der nationalen Ver­bände und der Stutt­garter Polizei.

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