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Dienstag den 24. Oktober
Nr. 248
Jahrgang 1S3S
Besegnung im Seebst
Ein Dialog im Speisewagen
Von R. H. Kunze
Sie sahen sich im Speisewagen gegenüber und tranken roten Wein. Das Gespräch Plätscherte leicht d-ahrn Robert blies ab und zu kunstvolle Ringe in die Luft. Kate knabberte einen Keks. Es war eine selten schöne Stimmung. Draußen lachte die müde Spätsommersonne und der Himmel war noch einmal von solchem tiefdunklen Blau, als fiele es chm schwer, Abschied zu nehmen. Manchmal strahlte das bunte Herbstlaub bis in den Wagen hinein. ^
Käte war nicht mehr jung, und demnächst wurde sie alt sein. Ihr Mann war tot, sie hatte keine Kinder, es gab niemand, der auf sie wartete. Im Abteil hatte sie vorhin Robert Landsberg getroffen und beide wären recht froh, die Reise nun gemeinsam zu verbringen. Sie kannten sich flüchtig von einer früheren Gesellschaft her und fühlten sich doch irgendwie befreundet. ^ ^ -
Robert war Kavalier alter Schule und plauderte sehr amüsant. Die Nachmittagsstundcn vertropften. Der Zug hielt ans einer Station. Zwei Beete gelber Crysanthemen blühten im Garten der Bahnhofswirtschäft. Man sah ihnen an, daß sie leicht froren. Käte las den Namen der Station und wurde plötzlich nachdenklich. Wie eine sehr ferne und freundliche Erinnerung fiel ihr ein Erlebnis ein, sie mußte lächeln. Das machte sie noch schöner. Robert spürte sofort, daß sie etwas bewegte, war jedoch diskret genug, nicht in sie zu dringen. Nach einiger Zeit begann sie von selbst zögernd zu erzählen.
„Vor langer Zeit — es mögen Wohl 30 Jahre her sein — fuhr ich dieselbe Strecke. Ich wollte nach Berlin zu meinem Verlobten und war sehr glücklich. Da stieg hier, ans dieser Station, ein junger Mann zu mir ins Abteil. Zuerst -war ich ärgerlich — ich hatte so schön geträumt, von Hans und den Berliner Tagen — dann aber wurde ich sehr bald besänftigt. Der junge Mann — der übrigens sehr nett aussah — benahm sich tadellos. Er versuchte kein Gespräch und betrachtete mich nur ab und zu bescheiden und achtungsvoll. Seine dunklen
Angen sahen auf meine Hände, als wollten sie sagen-"
„Welch schöne Weiße Hände-"
„Vielleicht —!" sagte Käte und fuhr wieder fort: „Aber er sagte kein Wort. So fuhren wir zwei Stunden lang. Dann kam Berlin. Noch einmal blickte er mich wehmütig an, als wollte er sagen: „Wie schade, daß wir beide, die wir so gut znsammenpassen, uns nun trennen müssen! — Und er nahm Abschied!"
„Abschied -?!"
„Mit den Augen! Er hauchte einen zarten Kuß auf meine Stirn — in Gedanken natürlich! Dann stieg er ans!"
'Robert Landsberg schwieg. Er sah seltsam berührt in den tiefdnnklen Wein, der samtig wie Oel in den Pokal floß, dann fragte er plötzlich: „Und was war weiter —?!"
„Nichts! Er ging fort, verschstand. Ich habe ihn nie mehr gesehen. Aber ich bewahrte ihm ein treues Angedenken. Er war der beste unter den Männern, die ich kenncnlernte. Fa, ich wage sogar zu behaupten: Er hat mich geliebt, wie keiner! Deshalb habe ich ihn nie vergessen."
Robert nahm feierlich ihre Hand:
„Ich danke Ihnen, Frau Käte — das danke ich Ihnen!" Sie sah ihn starr an. Ihre Lippen zuckten ein wenig: „Wofür danken Sie?"
„Jener junge Mann war ich!"
Ein leiser Aufschrei — dem eine tiefe Stille folgte, in die nur das monotone Klirren der Räder drang. Draußen zuckten die Telegraphenstangen wie Ausrnfungszeichen ans — die Sonne fiel wie ein glühender Feuerball in den Fluß —
Tastend nahm Käte das Gespräch wieder auf: „Also Sie — ansgerechnet Sie. waren der junge Mann?" Die Verlegenheit gab ihr beinahe etwas Jnngmädchenhaftes.
Robert reichte ihr Feuer zu einer Zigarette, dann sagte er, mit etwas spröder Stimme: „Dreißig Jahre sind es her! Ich fuhr damals nach Berlin, um mich Lei meinem neuen Chef vorzustellen! Meine Situation war sehr verzweifelt, denn ich hatte die verlangte Kaution nicht zusammen! Ich
wußte nicht ein noch ans-"
„Und trotzdem waren Sie so charmant, mich mit Ihren Blicken zu streicheln —"
Rätsel um den Tod des Malers van der Straat von Rein hold Eichacker.
8. Fortsetzung Nachdruck verboten
„Auch gut. Obzwar man sehr wohl einen Feind haben kann, ohne ihn selbst zu kennen. Die Tat war vorbereitet und gut überdacht. Der Tod des Ermordeten war auch gewollt. Also trifft das Motiv einer Feindschaft wohl zu. Das zweite Motiv gibt uns der Schreibtisch. Der Täter hat etwas gesucht. Also muß der Sekretär hier etwas entboltcn haben, was entweder allgemein wertvoll war — Geld. Iuw-sten oder dergleichen —^ oder was für den Täter gleichen Wert belaß: verräterische oder peinliche Urkunden, Bri-ste und so weiter. Im ersten Falle muß der Täter vop dem Vorhandensein der Wertsachen wenigstens gewußt haben: also entweder mit dem Toten und der Räumlichkeit schon bekannt gewesen oder von einem, der den Maler kannte, informiert worden sein. Im zweiten Falle muß er mit dem Toten in irgendeiner geschäftlichen oder persönlichen Verbindung gestanden haben. In beiden Fällen spricht dis Wahrscheinlichkeit dafür, daß es sich beim Täter nicht um einen Gelegen- heitseinbrecher, sondern um eine dem Toten bekannte Person gehandelt haben muß. Einen Anhalt dafür, wer das sein kann, bietet uns vielleicht der Inhalt des Schreibtisches mit feinen Papieren."
„Also, suchen wir!" meinte der Landgerichtsrat enttäuscht. „Da glaubt man, es sei alles einfach und klar und schon sängt die Schweinerei erst richtig an! So viel weiß ich nach dem Anfang schon heute: daß mir dieser Fall meinen Urlaub oersaut."
„Immerhin ist die Rolle des Richters doch angenehmer als sie des Ermordeten," meinte Till trocken.
„Damit wir schneller vom Fleck kommen, schlage ich vor, daß Inspektor Brandt die Papiere durchsieht, da er die größte Routine in solchen Arbeiten hat, und daß wir beide, Herr Rat, zunächst mal den Diener verhören."
Robert nahm alle Kraft zusammen: „Das ist ja eben das Peinliche: Ich kann mich durchaus nicht besinnen. Sie liebevoll betrachtet zu haben-"
„Wie -??"
Verlegen fuhr sich Landsberg durch sein graues Haar: „Ich bin ehrlich genug, zu gestehen, daß — ja, daß ich damals so niedergeschlagen war — und Laß vielleicht aus diesem Grunde meine Blicke so wehmütig und — -- "
Hier stöhnte Käte leise auf. Ein bitterer Zug legte sich um ihren Mund. Robert strich zärtlich über ihre Hand: „Ich weiß, daß es brutal ist, die Illusionen anderer zu zerstören! Ich mußte es tun — weil es meinem Charakter widerspricht, unverdiente Liebe und Erinnerungen einer schönen Frau zu genießen-"
Käte hatte sich langsam gefaßt. Sie brannte sich eine neue Zigarette an und blies den Rauch weit von sich: „Lassen wir doch das! Ich finde —"
„O nein! Was ich damals versäumt habe, was ich in meiner grenzenlosen Torheit nicht achtete — ist es nicht Zeit genug, dies alles nachzuholen —?"
Sie konnte schon wieder lächeln, ein wenig mokant allerdings sah ihr Mund dabei aus: „Ich bin alt, lieber Freund, endgültig alt!! — Und das Ganze hat ja schließlich das eine tröstende Moment für mich-"
„Das wäre —?"
„Nicht ein Körnchen ist von meiner Geschichte wahr! Nicht ein einziges Wort!!"
„Käte —?"
„Wir Frauen haben oft Stunden, in denen wir Dinge des Alltags mit Illusionen versüßen — und dann vergessen Sie nicht: „Dreißig Jahre sind eine lange Zeit-"
Robert versuchte ein paar hilflose Worte zu stammeln, aber sie machte es ihm leicht: „Ich wünsche Ihnen noch eine gute Fahrt, mein Freund! Leben Sie Wohl --- —"
Dann ging sie rasch davon, schlank und schön, wie ein innges Mädchen. Robert blickte noch lange in die sinkende Nacht. Welke Blätter tanzten an die Scheiben und dicker Nebel/ wie Watte, kroch langsam ans gespenstischem Wald. Was war nun Wahrheit, und was Träumerei? Wer kennt das Herz einer Frau? Es ist nicht gut, Illusionen zu zerstören. dachte Robert und ries oen Ober.
Ganz in der Ferne grüßten die ersten Lichter der Stadt.
führen lassen. Die Stadt gewährt in diesem Fall einen Beitrag von 25 RM- für den Sitz. Ist Zwangsanslage nicht erteilt, so kommt nur der Reichszuschuß von rund 40 Prozent des Aufwands in Frage. Die Arbeiten müssen nach Stellung des Antrags ans Reichszuschuß unverzüglich begonnen und spätestens am 31. März 1934 beendet sein. Bereits ausgeführte Arbeiten können nicht berücksichtigt werden. Die Bürgerschaft wird aufgcfordert, Aufträge dem Handwerk in möglichst großem Umfange zu erteilen und damit die Reichsregierung in ihren Bestrebungen, im kommenden Winter Arbeit zu beschaffen, zu unterstützen. Von den Handwerksmeistern wird erwartet, daß sie die Zunahme der Auftväge nicht zu ungerechtfertigte Preissteigerungen ansnützen und die Belegschaft ihres Betriebes nicht zu erhalten, sondern rechtzeitig weitere Arbeitskräfte cinstellen.
Ulm.. (Schwerer Antounfall.) Mittwoch nachmittag um 3 Uhr ereignete sich bei Ulm ein schwerer Autounfall. Der Autobus der Firma König in Unterkirchberg, der die Strecke Ulm—Lanpheim befährt, stieß mit einem Lastwagen der Reichswehr zusammen. Beide Fahrzeuge wurden dabei schwer beschädigt und vier Personen mußten mit schweren Kopf- und inneren Verletzungen ins Krankenhaus Neuulm eingeliefert werden. Der schwere Lastwagen der Reichswehr fuhr dem Omnibus in die Flanke, sodaß das ganze Vorderteil des Personenwagens zertrümmert wurde. Bei dem heftigen Anprall wurde eine Frau durch das Fenster auf die Straße geschleudert, wobei sie Io schwere Verletzungen erlitt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Bei den ins Krankenhaus verbrachten Personen handelt es sich um den Kraftwagcnsnhrer Karl Steck ans Unterkirchberg, Frl. Walburga Held aus Ober- kirchberg, Theresia Fischer aus Steig OA. Lanpheim und P. Eisele, Händler ans Ulm.
Ochsenhauscn, AO. Biberach. (Gefährlicher Brand.) Sonntag abend ging das Anwesen des Landwirts Angele in Bebenhaus' in Flammen ans. Die Motorspritze von Ochsenhausen war alsbald zur Stelle; mußte sich aber infolge Wassermangels auf den Schutz der Nachbargebäude beschränken. Es muß als Glück bezeichnet werden, daß völlige Windstille herrschte, sonst wäre der ganze Ort ein Raub der Flammen geworden. Von dena Anweien des etwa 120 Morgen großen Gutes konnte nur das lebende und ein Teil des toten Inventars gerettet werden. Brandstiftung wird vermutet.
Vorsicht b' i Berweudrrng von Fuchs- und Dachsfleisch
Stuttgart, 20. Okt. Die Reichsregicrnng stellt zur Verminderung der Arbeitslosigkeit erneut erhebliche Mittel zur Vertilgung. Ein Reichsznschnß von 20 Prozent des Aufwands wird gewährt für Jnstandfctzungs- und Erganzungsarbeiteu an Gebäuden jeder Art, insbesondere auch an solchen, die gewerblichen Zwecken dienen. Bei der Teilung von Wohnungen und dem,Umban sonstiger Räume zu Wohnungen, wenn dadurch in sich abgeschlossene Wohnungen gewonnen, werden, ferner zur Erstellung von An-, Auf- oder Ausbauten zur Ergänzung bestehender Wohnungen und zum Ausbau von Räumen für Zwecke des Luftschutzes beträgt der Zuschuß 50 Proz. der Kosten, im Höchstfall 1000 RM. für jede Teilung und jeden Einzelnen An- und Ausbau. Neben dem Reichszuschuß wird aus 6 Jahre eine Verzinsung zu 4 Prozent jährlich desjenigen Betrages gewährt, den der Antragsteller über den Reichs- znschuß hinaus aus eigenen oder geliehenen Mitteln ansbringt. Dadurch stellt sich der Reichszuschuß 1. bei Instandsetzungen und Ergänzungen an Wohngebäuden auf rund 40 Prozent der Posten, 2. bei Instandsetzungen und Ergänzungen an gewerblichen, landwirtschaftlichen oder dergleichen Betriebsgebäuden aus rund 40 Prozent der Kosten, wenn die Voraussetzung des 1 des Gesetzes über Steuererleichterungen vom 15. Juli 1933 nicht gegeben ist, und rund 50 Prozent, wenn die bezeichnte Voraussetzung gegeben ist, 3. bei Teilungen und Umbauten in Wohnungen und bei Umbauten und Ausbauten, die bestimmt sind. Zwecken des zivilen Luftschutzes zu dienen, auf rund 60 Prozent der Kosten, wenn die Voraussetzung des K 1 des Gesetzes vom 15. Juli 1933 nicht gegeben ist, und rund 70 Prozent der Kosten, wenn die bezeichnte Voraussetzung gegeben ist. Eine weitere Vergünstigng erhalten die Hauseigentümer, denen wegen Einrichtung von Wasferspnlaborten Zwangsanf- lage erteilt worden ist und die nunmehr diese Arbeiten aus-
Amtlich wird mitgeteilt: Nach den in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen spielen die Füchse und die Dachse bei der Verbreitung von Trichinen eine Rolle, da Fuchs- und Dachsfleisch an Schweine verfüttert.wird. Trichinenfälle bei Schweinen sind oftmals ans Verftitterung von Fuchs- oder Dachsfleisch znrückzuführcn. Aus diesem Grunde hat das Innenministerium eine Verordnung erlassen, wonach Kadaver und Kadavcrtcilc von Füchsen und Dachsen (Fuchs- und Dachs- kcrne), soweit iricht ihre Verwertung zngelassen wird, unschädlich zu beseitigen sind. Die unschädliche Beseitigung hat durch Vergraben an geeigneten Stellen (Wasenplätzen), durch Verbrennen oder durch Kochen bis zum Zerfall der Weichteile zu geschehen. Die Kadaver und Kadaverteile sind bis zur Beseitigung so aufznbewahren. daß Haustiere, einschließlich Geflügel, mit ihnen nicht in Berührung kommen können. Das Liegenlassen im Freien ist untersagt. Die Verwendung von Kadaverfleisch von Füchsen und Dachsen (Fuchs- und Dachskerne) außerhalb des eigenen Wirtschastsbetriebs ist verboten. Eine Verwendung von Kadaverfleisch als Futtermittel im eigenen Wirtschaftsbetrieb des Besitzers darf nur mit Genehmigung der Ortspolizeibehörde und unter der Bedingung des vorherigen Kochens erfolgen. Das Kochen ist dann nur als genügend anznsehen, wenn das Fleisch auch in den innersten Schichten grau oder grauweiß verfärbt ist und der von frischen Schnittflächen abfließende Saft keine rötliche Farbe mehr besitzt. Im übrigen wird darauf hingewiesen, daß Fi«HK- und Dachsfleisch, sofern cs zum menschlichen Genuß bestimmt ist, trichinenschaupflichtig ist.
Lei EWiiler" KM MW bestellt Mden
Der andere nickte.
„Sie kommen meinem Vorschlag zuvor. Bitte, wollen Sie läuten!"
Es dauerte oeraume Zeit, bis der Diener erschien. Man sah, dar er wußte, was man von ihm wollte. Er blieb an der Tür stehen.
„Wir möchten von Ihnen einige Auskünfte haben," meinte der Rat, während Till ruhig mitschrieb. ..Sie waten bereits vor der Polizeikommission aus. Sie heißen Fred Da^ner, sind achtundvierzig Jahre alt, waren Diener des Herrn van der Straat. Waren sonst kein- Dienstboten wer?"
„Nein. Nur eine Scheuerfrau kam täglich einmal zum Reiniaen der anderen Zimmer im Laufe.""
„Schön. Nach Ihrer früheren Aussage kam - die Scheuerfrau- niemals in dies Zimmer, da Sie es selbst reinigten."
K"ttl?r und Till tauschten einen fragenden Blick aus.
„Sie sind feit neun Jahren im Laus^ des Taten, batten es stets gut bei ihm und er war zufrieden mit Ihnen. Latten eine besondere Zuneigung zu Ihrem Herrn und mar Ihr Pe'-bältnis zu dem Toten mit den Jahren vertrauter geworden?"
„Herr van der Straat war sehr freigebig. Im übrigen liebte er es nickst, viele Worte zu machen. Das schloß Vertraulichkeit aus."
„Was ft'ir einen Eindruck hatten Sie von Ihrem Herrn als Mensch?"
„Darüber habe ich mir als Diener keine Gedanken zu machen."
Der Landgerichtsrat zog leicht die Brauen hoch und spielte nervös mit dem silbernen Bleistift.
„Wir interessieren uns aber für Ihre Gedanken und möchten sie wissen. Sie sind doch auch als Diener keine tote Maschine, sondern ein denkender Mensch! Wir fragen Sie hier auch in Ihrem Interesse, wie in dem des Toten."
Der Diener verbeugte sich höflich und schweigend. Seine farblosen Augen hatten eine unheimliche Starrheit.
„Hatte Herr van der Straat viel Verkehr?" fragte Kett- ler von neuem.
„Nur früher. Damals verreiste er häufig. In den letzten
Jahren lebte er sehr zurückgezogen. Er empfing nur selten Besuch hier im Haus."
„Immerhin empfing er Besuch. Wen zum Beispiel?"
„Berufskollegen: Maler, die ich nicht kannte: Interessenten kür seine Bilder: Agenten — ab und zu ein Modell. Aber im letzten Monat kam auch das nicht mehr vor. Seitdem ließ ich nur zwei, drei Personen ins Haus."
„Wer mar das?"
„Lerr Geheimrat von Schleicher, der langjährige Freund des Herrn van der Straat und früher sein Hausarzt. Und dann-" Er zögerte sichtlich.
„Und dann?" drängte Kettler
„Fräulein Ruth Schauenberg."
„Die Schauimelerin?" fragte Dr. Till eilig.
„Fräulein Schauenberg ist von der Bühne," bestätigte Daxner.
„In welchem Verhältnis stand sie zu Herrn van der Straat?"
Der Diener iah unsicher an ihm vorüber. „Sie war — waren befreundet..."
„Näher?"
„Jawohl."
„Besuchte die Dame Ihren Herrn auch des Nachts?"
„Nein — sa—; auch — — zuweilen."
Kettler machte eine längere Pause und notierte sich etwas.
„Sonst kennen Sie niemanden, der kürzlich hier war?" begann er dann wieder. .
„Nein." )
„Schön. Dann sagen Sie uns fetzt mal, was Sie vvni
diesem traurigen Vorfall hier wissen!"
Fräulein Schauenberg. -
Daxners farblose Augen wanderten unruhig über die!
Möbel. „Als ich heute früh Herrn van der Straat wecken , wollte, fand ich das Zimmer verschlossen."
„Steckte der Schlüssel im Schloß?"
^ „Nein. Ich konnte nichts sehen."
„Was taten Sie dann?"
(Fortsetzung folgt.)