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M. 24« Samstag den 2l. Sttobee 1933 91. Jahrgang
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Vslit« und M-Waft
Wirtschaftliche Wochenschau
(Nachdruck verböten.)
is. Aus der Führertagung der NSDAP, in Berlin er- Särte dieser Tage der Führer in seiner großen Rede: die politische Befriedung der Welt sei die Voraussetzung zu jeder wirtschaftlichen Genesung.
Dieser Sah des Führers sollte in jedem wirtschaftlichen Katechismus stehen. Gr geht von der Erkenntnis aus, daß die Wirtschaft zusammenbrechen muß, wenn eine zerrissene und sinnlose Politik jede Sicherheit raubt und ein Wirtschaften auf längere Sicht einfach unmöglich macht. Nun aber ist nicht nur die deutsche Volkswirtschaft mit den Wirtschaften der übrigen Länder aufs engste verbunden, sondern alle Länder sind auf Gedeih und Verderben mit einander verkettet. Daher kann die Weltwirtschaftsnot nicht eher überwunden werden, bis nicht die Politik Frieden schließt.
Die Wirtschaft kann kaum mehr die Gleichberechtigung und den Friedensschluss in der Völkerpolitik erwarten. Die Entwicklung der deutschen Ausfuhr im September zeigt dies ganz deutlich. Sie konnte in diesem Monat trotz der weltpolitischen Unsicherheit und des Abgleitens der Preise fast dieselben Werte erreichen wie im gleichen Vorjahrsmonat. Da außerdem die Einfuhr zurückging, konnten wir im September einen Ausfuhrüberschuß erzielen, wie wir ihn in keinem Monat dieses Jahres erreichten. Auch der Ausfuhrüberschuß des September 1932 wurde nicht unerheblich überboten.
Obwohl heute in Deutschland mindestens eine Million Menschen mehr beschäftigt ist als vor einem Jahre, liegt der „Geldumlauf" immer noch rund IVO Millionen RM. unter dem Vorjahrsstand. Diese eigenartige Erscheinung klärt sich sofort auf, wenn man die Politik von einst und jetzt berücksichtigt. Vor einem Jahr herrschte größte innenpolitische Unsicherheit. Jedermann behielt daher sein Geld möglichst zurück. Damaligen Schätzungen zufolge soll mindestens eine Milliarde RM. gehortet gewesen fein. Heute jedoch legt jeder im Gefühl politischer Sicherheit und im Bestreben, Arbeit zu schaffen, sein Geld an. Der in der Wirtschaft tätige Geldumlauf dürfte also heute um rund 500—MV Millionen RM. größer fein als vor einem Jahr. Trotzdem aber scheint er verhältnismäßig nieder zu sein. Bedenken wir doch, daß z. B. am 3. November 1931 rund 6,4 Milliarden RM. Zahlungsmittel, also um rund eine Milliarde RM. mehr als heute, im Umlauf waren. Im November 1931 war gerade die verhängnisvolle Kreditkrise überwunden, die eine Flucht in die Sachwerte anslöste. Äon einer Zurückhaltung des Geldes konnte also keine Rede sein. Und wiederum muß die Politik uns diese Tatsache zu deuten helfen: Die gegenwärtige weltpolitische Verkrampfung unterbindet jede gesunde Ausfuhr, die damals einigermaßen noch die deutsche Wirtschaft belebte. Sobald hingegen die weltpolitische Befriedung Antritt, wird Deutschlands Wirtschaft einen einzigartigen Aufschwung erleben: Denn die außenpolitische Entspannung wird von der innenpolitischen und wirtschaftlichen Gesundung unterstützt.
Von der Wirtschaft muß jede Beunruhigung oder Störung ferugehalten werden. Es sind daher nicht nur Aende- rungen im Preisstand untersagt, sondern es dürfen auch die bisherigen lohnpolitischen Richtlinien nicht verlassen werden, um eine Beunruhigung der Arbeitnehmer oder Unternehmer zu vermeiden.
Hält somit der staatlich-politische Machtapparat jede Störung von der Wirtschaft fern, so durchsetzen auf der anderen Seite Grundsätze der Politik das Wirtschaftsleben. Dr. Krupp P. Bohlen und Halbach erklärte nämlich auf dem Ausschuß für allgemeine Wirtschafts- und Sozialpolitik des Reichs- Randes der deutschen Industrie, daß das Führerprinzip in der Wirtschaft übernommen Werde. Allerdings könne es nicht thematisch von der Politik auf die Wirtschaft übertragen werden. Man dürfe ja nicht die Industrie zum Experinrentier- feld machen. . Schließlich müssen noch die kleineren und mittleren Unternehmungen besonders gefördert werden, schon weil die schöpferische Initiative nicht erstarren dürfe.
Die Selbstbesinnung der deutschen Wirtschaft auf ihre eigenen Kräfte verlangt, daß die deutsche Wirtschaft alle Bodenkräfte möglichst ausnütztz Zu ihnen gehören die Was
serkräfte, die der Kraftgewinnung (Elektrizitätswerke) und dem Verkehr (Kanalisation) nutzbar gemacht werden sollen. Unsere Kohlen- und Eisenerzlager sollen unseren Heiz- und Eisenbedarf tunlichst decken usw. usw.
In erster Linie soll der deutsche Boden die zur Ernährung seiner Bewohner ausreichenden Früchte tragen. Dieses Bestreben führte zu „Umstellungstendenzen im deutschen Ackerbau", wie das soeben erschienene Heft von „Wirtschaft und Statistik" feststellt. Danach wurden in diesem Jahr mehr Roggen und Weizen angebaut als im Vorjahr, dafür aber weniger Hafer und Sommergerste. Gemüse- und Obstanlagen wurden erneut ausgedehnt. Zum erstenmal seit vielen Jahren nahm der Anbau von Handelsgewächsen zu. Auch der Zuckerrübenbau wurde wieder ausgedehnt. Anders schaut jedoch das Bild aus, wenn wir die Ergebnisse des deutschen Ackerbaues aus dem Fahre 1933 mit denen von 1913 vergleichen.
So ging z. B. die landwirtschaftliche Nutzfläche gegen 1913 (jetziges Reichsgebiet) um rund 365000 Hektar oder 1,2 Prozent und die Moorfläche um 24 000 Hektar oder 5,6 Prozent zurück, während die Forsten um 136 000 Hektar zunahmen. Das Ackerland nahm gegen 1913 nm rund eine Million Hektar oder 4.7 Prozent ab. Wiesen und Weidegelände wurde jedoch um 6,8 Prozent erweitert. Der Rückgang des Ackerlandes ist neben der Umwandlung in Weidegründe (wegen Uebersäue- rung des Boden? D. Red.) auf die Ausdehnung der Städte, Sportplätze, Vergrößerungen des Gartenlandes und der Freilandbewegung zurückznführen.
Die deutsche Regierung scheint übrigens, wie die Zeitschrift „Natur und Kultur" neuestens meldet, von einer Vergrößerung der Anbauflächen des Brotgetreides abzuraten. Dagegen empfiehlt sie den vermehrten Anbau von Futtermitteln, besonders Gerste, Oclfrüchten und Faserpflanzen.
Wie dieses Beispiel zeigt, steht gerade auch der Bauer unter dem Einfluß der Regierungspolitik, die alle Voraussetzungen für den Wirtschaftsanfbau zu schaffen gewillt ist.
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Produktenmarkt. An den internationalen Getreidemärkten herrscht starker Preisdruck, während in Deutschland durch den Uebergang zu festen Preisen ab 1. Oktober der Landwirtschaft eine volle Sicherung gegen Unbeständigkeiten der freien Marktwirtschaft zuteil geworden und jede Beunruhigung ausgeschalret ist. Die Festpreisregelung in Deutschland befindet sich noch im llebergangsstadiüm. Angesichts der Weltmarktlage dürfte sich die Getreideausfuhr nicht wesentlich gebessert haben. Am Mehlmarkt ist der Verkehr weiter schleppend. Futtermittel notierten etwas fester. Die Kartoffelernte zeigt erwartungsgemäß geringere Erträge, da die Trockenheit in den Spätsommermonaten und außerdem Krankheitserlchei- nnngen ungünstig eingewirkt haben. An der Berliner Produktenbörse notierten Weizen 189 (nnv.), Roggen 153 (unv.), Wintergerste 175 (-9 2), Hafer 154 (—l) RM. je pro Tonne und Weizenmehl 32 (unv.) und Roggenmehl 21X (unv.) RM- Pro Doppelzentner. An der Stuttgarter Landesprodukten- borse blieben Wiefenheu und Stroh mit 5 bzw. 2 RM. Pro Doppelzentner unverändert.
V i e h m arkt. An den Schlachtviehmärkten kam es wieder zu kleinen Preisbesserungen, vor allem bei Kälbern nnd Schweinen. Großviöh lag im großen und ganzen unverändert.
Holzmarkt. "An den Holzmärkten zeigt die Preislinie eiire leichte Aufwärksbewegung. Der Markt ist jedoch keineswegs unbeschränkt aufnahmefähig.
AuftoSrtS
Ueberall in der Wirtschaft geht es aufwärts. Wenn vielleicht der Einzelne in seinem Geschäft von der Belebung nicht so begünstigt wird, wie er es wünscht, so ist dies kein Grund dafür, zu nörgeln und zu stänkern. Die täglich einlaufenden Berichte aus den amtlichen Stellen und von privaten Unternehmungen beweisen, daß sich die Wirtschaft wieder erhebt und auf den: Wege rascher 'Gesundung befindet.
Ganz willkürlich und ohne weitere Ordnung feien hier die neuesten Berichte aufgezählt. Das Institut für Konjunkturforschung stellt fest, daß die industrielle Weltproduktion von 45 Milliarden RM- im Vorjahr auf rund 55 Milliarden RM. in diesem Jatzre gestiegen sei. Während Deutschland vorwärts
marschiert und wiederum ein Viertel der europäischen Jndu- striegi'tererzeugvug lestreitet, wird England nach seiner kurzen Jnflänonserholung wieder zurückgedrängt. Es macht sich jetzt bezahlt, daß Deutschland an einer festen Währung hielt und nicht rn einem Schwächeanfall wie England zur Inflation griff. Leider wird die europäische Industrie von der überseeischen Konkurrenz immer mehr überflügelt. In Deutschland liegt die Produktion der Jnvestitionsgüterindustrien insgesamt nm ein Dritte! über dem Vorjahrsstand.
So weit dir amtlichen Ziffern. Die privaten Berichte bestätigen ganz diese Zahlen. So stellt der eben erschienene Bericht der Industrie- und Handelskammer Regensburg einleitend fest: „Die konjunkturelle Entwicklung der wirtschaftlichen Gesamtlage von Handel und Industrie der Oberpfalz zeigt zusammenfassend in Len abgelaufenen Monaten Juli, August und September 1933 eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung seit Frühjahr 1933. „Allerdings meint der Bericht später: „Die Belebung des Jnlandsmarktes konnte jedoch den anhaltenden Rückgang der Exportumsätze nicht immer ausgleichen. „Ta? Gleiche können wir an dem jüngsten Bericht der Vereinigten Stahlwerke beobachten. Im 8. Geschäftsjahr (Oktober 1932 bis September 1933) wurden wesentlich mehr Kohle, Koks, Roheisen, Rohstahl hergestellt als im 7. Geschäftsjahr. Dementsprechend beschäftigt heute das Riesenunternehmen rund 107 000 Arbeiter und Angestellte, gegen nur rund 93 000 vor einem Fahre. Während nun der Umsatz mit Fremden von 520 Mill. RM. im letzten Geschäftsjahr auf fast 566 Mill. im 8. Geschäftsjahr stieg, sank gleichzeitig der Absatz ins Ausland um fast 9 Mill. RM.. sodaß infolge der Erstarkung des Binnenmarktes allein rund 55 Millionen RM. Erzeugnisse mehr abgesetzt werden konnten als im 7. Geschäftsjahr. Amtliche Ziffern behaupten nun, daß der Geschäftsinnsang in Deutschland sich den Zahlen von 1930 nähere. Das stimmt genau genommen allerdings nicht. Man muß nämlich in Erwägung ziehen, daß wir damals unserem Geschäftsleben die reiche Ausfuhr verdankten, die heute in der Hauptsache fehlt. Der deutsche Binnenmarkt hat also einen solchen Aufschwung erlebt, daß er z. T. die damalige Ausfuhr ersetzt. Die deutsche Wirtschaft an und für sich steht also heute viel gesünder, lebendiger und geschäftiger da, als etwa 1930 und auch 1929. Wenn also endlich die Schranken auf dem Weltmarkt fallen, dann kann diese gesunde deutsche Wirtschaft einen Aufschwung erleben, der alles bisherige in den Schatten stellt.
Wie hart übrigens der Kampf um den Auslandsmarkt zur Zeit noch ist, lehrt die Nachricht, daß die Sicmenswerke ihr polnisckics Geschäft vollständig zurückzogen. Der Drahtverband in Düsseldorf berichtet, daß er nm 10 Prozent mehr absetze als vor einem Jahr. Dabei sei allerdings seine Ausfuhr um 15 Prozent znsammengeschmolzen.
-So bietet sich überall daS gleiche Bild: Die deutsche Wirtschaft, im Kern gesund, dürfte den Stand der Hochkonjunktur von 1929 erreicht haben. Sie verhindert jedoch die freie Entfaltung der nunmehr gesunden deutschen Wirtschaft.
Hus Welt un6 lieben
Aus Der Wett des Wissens. Die Chinesen halten an dem Glauben fest, daß fsuerfrcssende Drachen nur zeitweise diese Erde verlassen haben. — Die Leute von Haiti tragen ihre Toten auf Zickzackwegen, um die bösen Geister irrezusühren die vielleicht dem Leichnam folgen. — Um 2 Uhr mittags wird auf dem Markusplatz in Venedig regelmäßig ein Schuß abgegeben, der nur den Zweck hat, die Tauben zur Fütterung zu rufen. — In Jamaika glauben die Nachkommen der afrikanischen Sklaven, daß Gott ein Neger sei. — Die Leute in Venezuela schmücken ihre Omnibusse mit Szenen aus der Bibel, um Unfälle zu verhüten. — Schon zu Ciceros Zeiten schrieb man im alten Rom Briefe, die eine große Entfernung zurucklegeii sollten, auf Papier, das damals Chartas genannt wurde. — In einigen Gegenden Chinas benutzen die Bauern «chweine als Zugtiere. — Westlich von Schottland liegt die Inselgruppe der Hebriden; obwohl sich diese Inseln so nahe der Zivilisation befinden, leben doch Leute auf ihnen die noch me in einer Stadt waren; es kann Vorkommen' daß manche von ihnen noch keine Eisenbahn gesehen haben
/eskee ist
Rätsel um den Tod des Malers van der Straat von ReinholdEichacker.
3. Fortsetzung Nachdruck verboten
Der Tote hing oder lehnte, halb von der Mauer gestützt, an einer kräftigen, rostbraunen Schlinge, die oben auf einen der Wandhaken zulief, an denen die zahlreichen Oelbilder hingen. Das Bild selbst war guer auf den Teyvich geworfen. Der goldene Rahmen war unten zerbrochen. Ein Stuhl lag, mit allen vier Beinen nach oben, dicht neben der Mauer.
Dr. Till ging bis zur Hälfte des Zimmers und drehte sich langsam und nichts übersehend ganz um seine Achse. Dis Schritte im Gehen zählend, ging er zum Fenster, hielt sich die Gardinenschnur dicht vor die Auaen und zog dann den Vorhang vorsichtig zur Seite. Der Sommertag tauchte das Zimmer in Sonne. „Hallo!" entfuhr es ihm unwillkürlich.
Brandt nickte gleichgültig. ..Ja — die Fensterscheibe ist eingedrückt. Dicht neben dem Riegel."
Till gab keine Antwort. Er ging zu dem Toten und hob ihn mit überraschender Kraft allein aus der Schlinge. Einen Augenblick lang fiel der Kopf des Ermordeten an seine Schulter. Dann legte ihn Till auf den seitlichen Diwan.
Wieder glaubte Kettler, bei Till jenen seltsamen Ausdruck zu sehen, der ihn schon vorhin in Erstaunen versetzte: Der Assessor war trotz seiner sonnengebräunten Haut bleicher als sonst. Seine kräftige Hand strich leise zitternd und, wie es Kettler schien, wie in innerer Ueberwindunq die grauen Haare des Toten zurück und tastete über den Hinterkopf hin.
Der elegante Straßenanzug des Malers war vorn aufgerissen: der Kragen hing lose vom Hemdrond herab und gab vorn die Brust frei. Am Hals, an der Stirn und an beiden Händen saß dick rotes Blut, neben Kratzern nnd Striemen. Die kräftiae Gardinenschnur hatte einen dentckH-n Streiken am Hals abgezeichnet. Eine weitere Wunde war nicht aufzu- finden.
Till schloß einen Augenblick sinnend die Augen und ging dann, leicht wankend, wie vorwärtsgetrieben, zurück an den Schreibtisch.
Der Sekretär bot ein Bild der Verwüstung. Die Schubfächer waren nach vorn aezogen. Ein einzelnes Fach lag beschädigt am Boden. Der Inhalt, offenbar Briefe und Zeichnungen, war aus dem Teppich verstreut. Vermutlich hatte der Täter sich sicher gefühlt vor teder Entdeckung und alles durchetnandergewühlt- und zur Seite geworfen. Auf dem Tisch selbst lag ein begonnener Brief, mit dem Bordruck des Toten. Till prüfte ihn sorgsam, ohne ihn anzufassen, und las ihn laut vor, damit Kettler ihn hörte.
„Lieber Mar! Es freut mich, daß Deine Befürchtungen grundlos gewesen. Ich fühle mich gesundheitlich. m!e immer, glänzend und babe den Kauf wieder voll neuer Pläne. Morgen will ich für einige Wochen binaus an die Osisee, nm einiae Sfiidien für mein Gemälde zn machen, das kommenden Winter zur Akademie soll. Ich freue mich-"
Hier nahm der Brief plötzlich ein iähes Ende. Ein Tin- tensi'-ich lief auer zur unteren Ecke und riß da-- Panier aus. wo die Schrift in einen brocken Klocks endete, der über den Rand aing und dort verwischt worden war.
„Ich babe das Blatt ko liegen lassen, wie ich es fand." sagte Brandt, „damit nichts vervfirscht wird. Ich worbe nachher die Tinaerabdrücke abnehmen. Auch aut der Tischplatte findon sich Flecken."
Kettler nickte. „Haben Sie schon das Fenster untersucht?"
„Sofort. Es ist nicht fachmännisch eingedrückt oder ausgeschnitten, sondern mit einem stumpfen Gegenstand einae- schlaaen worden. Wahrscheinlich mit einer umwickelten Hand. Der Täter muß also sicher gewesen sein, daß niemand ihn hörte."
„Also geschah der Einstieg in Abwesenheit der Hausbewohner?" warf Kettler dazwischen.
„Wahrscheinlich. Er müßte demnach um diese Abwesenheit gewußt haben."
Assessor Till drehte sich um. „Haben Sie draußen schon nachaesuckt?"
„Natürlich. Der Efeu an der Wand ist an mehreren Siel- len zerrissen. Die Mauer zeigt deutlich frische Kratzspuren, in der Breite von ein bis acht Zentimeter."
Kettler nickte sinnend. „Die Stiefel des Täters.*
„Fußspuren im Garten?" fragte Till kurz.
„Nichts."
„Dachte ich mir."
Der Kommissar sah ihn unwillig an. „Der Täter kann -silzschuhe getragen haben. Der Boden am Hause ist rinas betoniert. Im übrigen habe ich mehr gefunden als eine Fußspur. Der Handschuh lag draußen."
Mit leichter Erregung hob Kettler den Fund an zwei Fingern vom Tisch hoch. Eg war ein noch neuer schwarzer Gummihandschuh. „Was halten Sie davon?" meinte der Landgerichtsrat.
Der Assessor leat den Handschuh flach auf seine Hand. Sein Blick ging dabei nach dem Toten hinüber.
Brandt, der ihn beobacktet hatte, sckmmnzelte spöttisch. „Ich denke genau dasselbe wie Sie, Herr Assessor: Der Handschuh gehört nicht dem Toten! Er paßt an eine viel größere Hand!"
Till kab ihn einen Augenblick abwesend an, doch saate er nichts. Seine Lippen schoben sich, indes er zu überlegen schien, von links nach rechts. Seine Lider waren zur Hälfte geschlossen. Nur wenige Sekunden. Dann war sein Gesicht wieder alatt. Er lächelte flüästia. „Sie haben aus dem Handschuh schau nach Spuren gesucht, wie ich ans dem Pulvcr- staub hier erkenne. Haben Sie etwas aefunden?"
Der Kommissar nickte selbstsicher. „Allerdinas. Hier ist das Ergebnis!" sick überreichte den Herren ein dünnes Papier, auf dem deutlich die fiinf Fingerabdrücke einer Hand zu erkennen waren, „find hier das Pendant: die Finger des loten. Wenn die Herren das Vergrößerungsglas nehmen wol- len —?
Dem Landqerichtsrat entfuhr unbewußt ein Ausruf des Staunens. „Die gleiche Hand — zweifellos! Und was schlie- ßen Sie daraus?"
(Fortsetzung folat.1