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Nr. 24S

Freitag den 2V. Oktober

Jahrgang 1S3S

Sandwerkec-Werbewoche

Vom 15.21. Oktober findet die große Werbewoche für das Handwerk statt unter dem MottoSegen der Arbeits­beschaffung im Kleinen".

Man macht sich in den breiten Schichten der Bevölkerung trotz der engen Verbundenheit der verschiedenen Verbraucher­kreise mit dem G-ewrbe, vielfach nicht die richtige Vorstellung von der inneren Struktur des Handwerks. Man ist versucht zu glauben, daß es dem Handwerk wohl ergehe, daß es zu den Schichten des Volkes gehöre, die unentwegt allen Stürmen trotzen können, ohne selbst Schaden zu nehmen. Der Schein trügt jedoch, und gerade im Handwerk sieht es gar traurig aus. Es schindet und plagt sich von früh morgens bis spät abends, und kommt heute erst recht auf keinen grünen Zweig. Das ist umso schmerzlicher, als diese Mittelschicht des Volkes ein trotzender Eckpfeiler des Volksganzen ist und mit der Wirt­schaft zusammen ein untrennbares Ganzes bildet. Diesem Handwerk gilt cs in gleichem Maße aufzuhelfen, wie man. allenthalben bemüht ist, die gesamte Wirtschaft in Gang zu bringen und zu heben. Die Arbeitsschlacht hat bereits begon­nen, das Winterhilfswcrk macht beachtlichen Fortschritt. Da tritt zu den andern das Handwerk auf den Plan. Es klopft bescheiden an, macht sich bemerkbar und ruft die Bevölkerung auf, es bei dem großen Feldzug gegen die Arbeitslosigkeit nicht zu vergessen. Die kleinste Gabe ist willkommen! Nicht in Form von Geschenken und Almosen, sondern in der Zu­weisung von Aufträgen, deren Ertrag sich ans alle Volks­genossen wieder verteilt. Fast in jedem Haushalt fehlt etwas, ist etwas zu ändern, zu verbessern, zu erneuern, zu ergänzen oder zu ersetzen.

Man sagt, das Geld fehlt, jawohl, das Geld fehlt, aber es fehlt nicht allen und nicht in jedem Fall. Es fehlt vielmehr öfter an der richtigen Anwendung und Verteilung, und man­chesmal könnte dies und. das zürückgestellt und dafür eine Erwerbung anderer Art gemacht werden, von dem auch dem Handwerk und dadurch der Allgemeinheit etwas zugute kommt.

Das gilt natürlich nicht nur für die außerhalb des Hand­werks Stehenden, sondern ganz besonders auch für die Ange­hörigen des Handwerks selbst, für die Haudwerksfamilien unter sich, und fast könnte das Handwerk vom Handwerk leben, wenn es die gegenseitige Unterstützung, das Eintreten jedes Einzelnen für den Einzelnen, die pflegliche Einstellung des Volksgenossen zum Volksgenossen mehr in den Vorder­grund stellen würde. Auch dazu dient die Handwerkswerbe- woche. Sie will anfrütteln alle die Saumseligen, die Trägen, die Zweifler, die Zurückhaltenden. Sie will zeigen, was das Handwerk kann und bietet und will erreichen, daß die breiten Verbranchermassen ihm ihre Aufmerksamkeit mehr zuwenden sollen als bisher.

In der Theorie des marxistischen Staates galt nur der Arbeiter als Verbraucher und die Gewerkschaft als die Hüte­rin der Verbraucherschaft. Man vermied absichtlich zu betonen, daß jeder in seinem Teil wieder Verbraucher ist, daß der eine immer nur in seinem Beruf Hersteller, Verkäufer, Lieferant ist, in allen anderen Dingn aber selbst wieder Verbraucher ist. Es drückt sich also im Verbrauchen jede Schicht der Bevölkerung aus, nicht nur der eine Teil, aber es geht hieraus die Ver­bundenheit aller Volksgenossen untereinander und miteinander hervor. Zu dieser Zusammengehörigkeit hat die diesjährige 1. Mai-Feier den Boden geschaffen und die Handwerkswerbe- woche ist der nächste Markstein auf dem Wege zur Volks­gemeinschaft iiber den gewerblichen Mittelstand. Kein Stand kann ohne den anderen seine Aufgabe erfüllen, des einen Not ist auch des anderen Not, und das Wohlergehen des einen ist bedingt vom Wohlergehen des andern.

Daher ist das Augenmerk der Reichsregierung darauf ge­richtet. vor allen anderen Aufgaben diejenige der Arbeits­beschaffung vordringlich zu behandeln. Dem Handwerk fällt dabei die Aufgabe zu, sich nach Kräften zu bemühen, auch seinen Teil bei der großen Arbeitsbeschaffung zu bekommen, andererseits aber auch das Seinige zur Arbeitsbeschaffung bei- zntragen. Das ist der Sinn und der Zweck der Werbewoche des Handwerks, der Segen der Arbeitsbeschaffung im Kleinen, bei der cs gerade auf den Einzelnen ankommt.

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Hypotheken und Erbhof

Das Erbhofgesetz Warf eine Reihe von Fragen und Problemen auf. Zu diesen gehört u. a. das Problem der Ent­schuldung und Belastung des Erbhofes. Am 30. Juni 1933 waren in Deutschland lautWirtschaft und Statistik" rund 4,5 Milliarden RM. landwirtschaftlicher Hypotheken ausgegeben. Ein erheblicher Teil dieser Summe ruht auf Bauernhöfen, die zum Erbhof erhoben werden wollen. Es ist klar, daß man Milliardenschulden nicht einfach wegstreichen kann, ohne die Geldgeber (Banken, Sparkassen, Versicherungen und sonstige Kreditgenossenschaften) in größte Schwierigkeiten zu bringen. Auch würde eine unvermittelte Entschuldung der Erbhöfe die Pfandbriefe gefährden.

Die 4,5 Milliarden RM. Hypotheken erschöpfen natürlich nicht die ganze hypothekarische Belastung der Landwirtschaft, da sie nur die Hypothekenbeleihung von Anstalten (Banken, Sparkassen, Versicherungen, Genossenschaftsbanken) enthalten. Es fehlen also die Hypotheken, bei denen Private die Geld­geber sind und außerdem wäre noch die anderweitige Verschul­dung der Landwirtschaft zu berücksichtigen, die nicht durch Hypotheken gesichert ist.

Bemerkenswert ist noch, daß die städtischen Hypotheken, die von Banken, Sparkassen, Versicherungen und gewerblichen Genossenschaftsbanken stammen, am 30. Juni 1933 rund 14,1 Milliarden RM. betrugen, also rund dreimal so hoch waren als die landwirtschaftlichen Kredite.

Ebenso wie die Verschuldung der Erbhöfe noch einer er­gänzenden Regelung bedarf, die durch die Praxis von selbst gefunden wird, so wird auch die Neuverschuldung von Erb­höfen besonders geordnet werden müssen. Der Bauer muß be­kanntlich die Anerben auszahlen. Dazu muß er Geld aufneh- men. Ist die hypothekarische Sicherung untersagt, dann dürfte der Bauer schwerlich das nötige Geld zur Auszahlung seiner Geschwister erhalten. Werden diese Schwierigkeiten nicht be­hoben, so könnten sie unter Umständen zu einer Beschränkung der Nachkommenschaft der Erbhofbauern führen, um eben das Auszahlen" zu erleichtern. Diese Erscheinung aber wäre ge­rade das Gegenteil von dem, was das Erbhofgesetz eigentlich erreichen wollte.

Woher stammt die Farbe des Herbstlaubes?

Ueber diese Frage wird vermutlich schon mancher einmal uachgedacht haben, ohne eine Erklärung dafür gefunden zu haben; denn die oft ausgesprochene MeinungDas Lauh wird eben welk" trifft den wahren Grund nicht. Von einem Welk­werden kann keine Rede sein, solange das Laub noch seine volle Saftigkeit und Frische besitzt, aber sich trotzdem lebhaft verfärbt. Die Chemiker haben nun, wie so viele andere Natur- Vorgänge, auch den der herbstlichen Laubfärbung gründlich erforscht. Dabei ist festgestellt worden, daß die Buntfärbung des Landes auf eine chemische Veränderung der im Laube vor­handenen Stärkekörner zurückzuführen ist. Diese Stärkekörner werden im Sommer durch die Einwirkung der Hitze mehr und mehr in Zucker umgewandelt. Im Herbst, wenn die Intensität der Sonnenwärme nachzulassen beginnt, fangen diese Zucker­körner an, sich zu zersetzen. Die Zersetzungsprodukte vor­wiegend Säuren bilden die auffallend roten bis braun­roten Farben. Später, wenn das Laub erst als wirklichwelk" bezeichnet werden kann, haben sich auch die Zersetzungspro­dukte des Zuckers verflüchtigt. Dann bleibt nur das leere, strohige Zellengewebe des Blattes übrig. Derartige Blätter zeigen dann auch stets eine schmutzig-braune, niemals eine leb­hafte Farbe.

Praktische Winke

Die Hausfrau rät:

In das Gebiet der Hausfrau gehört nicht nur kochen, waschen und reinmachen, sondern auch neben vielem anderen die Anschaffung der Garderobe für die Familienmitglieder. Es kann nicht oft genug gesagt werden, nur die allerbesten Stoffe zu verwenden, nur dann hat man an seinen Kleidern wirklich Freude und kann sie Jahre lang tragen, ohne daß

sie an Qualität etwas einbüßen. Hier ist wirklich das Teuerste das Billigste. Etwas anderes ist es natürlich bei kleinen Kin­dern, die ständig wachsen. Auch ist mit dem Teuersten nicht gemeint, daß man die sich die teuersten Sachen aufschwatzen lassen soll, sondern jede Frau muß soviel Warenkenntnis haben, daß sie gute Stoffe von mittleren und minderwertigen unterscheiden kann, und dann wirklich lieber ein paar Groschen mehr für den Meter ausgibt.

Wer Fieber hat,

gehört ins Bett, Fieber ist immer ein Zeichen dafür, daß im Körper etwas nicht in Ordnung ist, und das erste Mittel ist dann immer Bettwärme. Bald werden sich dann die Anzeichen der Krankheit einsinden, die das Fieber anzeigte, sodaß man diese behandeln kann, oder aber der Anfall wird frühzeitig überwunden und das Fieber geht zurück. Auf jeden Fall soll man darum mehrmals am Tag (um 7, 12 und 18 Uhr) das Fieber messen. Fieber steigt im Laufe des Tages um etwa 1 ^ Grad, das ist eine natürliche Erscheinung, wegen der man sich keine besonderen Sorgen zu machen braucht. Die Normal­temperatur liegt zwischen 36,5 und 37 Grad. Bei Messungen in der Achselhöhle ist die Temperatur ^ Grad niedriger als unter der Zunge oder im After. Am besten mißt man das Fieber unter der Zunge oder im After. Hier dauert die Mes­sung fünf Minuten, unter der Achsel zehn Minuten. Kinder sollte man nur im After messen. Bei einer Temperatur über 42 Grad besteht Lebensgefahr. Temperaturen bis zu 40,5 Grad kann ein widerstandsfähiger Kranker wochenlang gefahrlos ertragen. Bei Fiebererscheinungen soll man stets auch den Puls messen. Bei gesunden Erwachsenen macht dieser 60 bis 80 Schläge in der Minute, beim gesunden Kind 90 bis 120.

Württembergs

Stuttgart. (Das Braunhemd ist ein Ehrenkleid.) Der Führer des Gebiets Württemberg der Hitler-Jugend, Wacha, gibt bekannt: Mehr und mehr nehmen die Klagen zu, daß Nicht-Parteigenossen, die keine Eignung zur Jugendführung besitzen, Mitarbeiter in der HI. werden wollen und sich dazu anbieten, um durch die Mitgliedschaft in der HI. das Recht zum Tragen des Braunhemds zu erwerben. Ich mache darauf aufmerksam, daß Führer der HI. und des Deutschen Jung­volkes in der HI., die über 18 Jahre alt sind und erst nach dem 5. März ds. Js. in die Partei eintraten, ausnahmslos nur dann die Berechtigung zum Tragen des Braunhemds be­sitzen, wenn sie sich durch den ordentlichen Führerausweis der Reichsjugeudführung ausweisen können. Die Hitler-Jugend ist durch jeden deutschen Statsbürger zu unterstützen, auch ohne daß er dafür mit dem Recht des Braunhemdtragens vor der Zeit belohnt wird. Unserer Jugend darf das Bild des alten Kämpfers, der diesen Staat geschaffen hat, nicht ver­fälscht werden. Hitler-Jungen, die vor dem 5. März in die Hitler-Jugend eingetreten sind, tragen unter dem jetzigen HJ.-Abzeichen das alte Abzeichen mit der aufgehenden Sonne.

Stuttgart. (Steuergutscheine für Mehrbeschäftigung.) Die Handelskammer Stuttgart schreibt: Zahlreiche Firmen, die an sich für das 2. Kalendervierteljahr 1933 wegen Mehrbeschäf­tigung von Arbeitnehmern steuergutscheinbercchtigt waren, haben wegen verspäteter Einreichung der Anträge von 'den Finanzämtern keine Steuergutscheine mehr erhalten können. Nach unseren Beobachtungen waren viele Geschäftskreise da­rüber überrescht, weil sie ihre geschäftlichen Kalkulationen auf den Erhalt von Steuergutscheinen aufgebaut und ebenso wie in den Vvrausgeaangenen Kalendervierteljahren mit einer Fristverlängerung zur Beantragung von Steuergutscheinen gerechnet hatten. Um Härten zu vermeiden und wirtschaftliche Nachteil? von den Firmen abzuwenden, die in Erwartung des Erhalts von Steuergutscheinen für das 2. Kalendervierteljahr entsprechend kalkuliert haben, hat der Deutsche Industrie- und Handelstag in Berlin den Reichsarbeitsminister gebeten, die Antragsfrist entsprechend zu verlängern. Diesem Antrag haben der Neichsaebeitsminister und der Reichsminister der Finanzen durch Erlaß vom 13. 10. 1933 entsprochen. Hiernach ist die Antragsfrist für die Gewährung von Steuergutscheinen für Mehrüeschästigung von Arbeitnehmern im 2. Kalenderviertel­jahr 1933 bis zum 31. 10. 1933 verlängert worden.

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Rätsel um den Tod des Malers van der Straat von Rein hold Eichacker.

2. Fortsetzung Nachdruck verboten

Hänge?" fragte Dr. Till hastig dazwischen.

Der Kommissar nickte.Ja: hänge. Na, die Mordkommis­sion fuhr also gleich los. Die Villa des Toten ist Ihnen be­kannt? Schön. Der Diener erwartete uns an der Treppe. Im Haus alles ruhig. Nur oben im Herrenzimmer ein toller Schlamassel: Teppiche umgelegt, Schreibtischschubladen offen und durchwühlt Papiere umherliegend"

Und der Maler?" fiel Dr. Till chm gespannt in die Rede.

Der hing an der Wand, die Gardinenschnur um d Hals. Eine dicke, geflochtene Schlinge. Na, also: Die Ko Mission nahm den Tatbestand auf, wie üblich. Dr. Vollermm stellte den Tod des Ermordeten fest. Alles sonnenklar. F der typische Schulfall. Wenn nicht-"

Wenn nicht?" fragte Kettler, als Brandt nicht gle fortfuhr.Was wollten Sie sagen?"

Der Inspektor kniff beide Augen zusammen.Wenn nv alles zu klar gewesen wäre! Meine Herren, ein alter Krin nalmensch, wie ich, bekommt mit den Jahren bald einen R cher dafür, was N und was U ist. Und hier will uns eb der Mörder ein R für ein U vormachen. Ich will mich vie teilen lassen, wenn der Fall hier so sonnenklar liegt, wie aussieht. Ich habe das Zimmer genau abgegrast, nach Spuv durchsucht... Der Teufel soll mich holen, wenn die Spur nicht für drei Morde ausreichenl Für einen Mord sii sie zu viel!"

Kettler sah Till etwas unsicher an. Der räusperte st Sie wollen damit sagen, daß die Spuren sich teilweise widersprechen, daß sie nicht auf einen Mord zu vereinig!

Der andere nickte.Das wollte ich sagen."

Kettler nahm seine Uhr.Es wird am besten sein, meine Herren, wir sehen uns selber gleich den Sachverhalt an."

Till ging schon zur Tür und setzte den Hut auf.Mein Wagen steht unten."

Landgerichtsrat Kettler hatte trotz der Kürze der Fahrt genügend Zeit, über den Fall nachzudenken. Obwohl seit Jah­ren fast alle größeren Kriminalfälle durch seine Hand gingen, beschlich ihn doch jedesmal, wenn er zur Aufklärung eines neuen Mordes fuhr, wieder das eigentümliche, unbehagliche Gefühl, das ihn zum ersten Male als jungen Referendar be­fallen hatte, als ihn ein auswärtiger Lokaltermin mit dem gewaltsamen Tod eines Menschen in Berührung brachte. Es war wie der Schritt in ein anderes Land: mitten aus dem geschäfts- und arbeitsreichen Alltag des Berufslebens und fröhlicher Geselligkeit in eine fremde und düstere Welt, deren Stille und Unveränderlichkeit etwas Unheimliches hatte.

Kettler kämpfte noch mit diesem Gefühl, als er vor der Villa van der Straats aus dem Wagen stieg und zwischen Dr. Till und Inspektor Brandt zur Haustüre ging.

Auf ihr Läuten verging fast eine halbe Minute. Dann kamen Schritte von innen. Ein älterer Mann, zwischen Fünf­zig und Sechzig, mit dem typischen glatten Gesicht des er­grauten Herrschaftsdieners, öffnete mißtrauisch. Als er Brandt sah, gab er den Eingang schnell frei.

Der Diener," sagte Brandt kurz.Etwas Neues vorge­fallen ?"

Fußspuren im Garten?

Der Diener verneinte. Sein Blick irrte scheu an den mu­sternden Augen der drei vorbei.Die Herren von heute früh sind vor einer halben Stunde fortgegangen. Nur ein Herr ich glaube, der Arzt wartet noch oben."

Gut! Halten Eie sich zur Verfügung, wenn wir Sie brauchen!"

Ueber das verschlossene Gesicht des Mannes lief ein ner­vöses Zucken. Er schloß schnell die Tür.

Die geräumige Diele mit der künstlerisch geschnitzten Treppe machte in ihrer behaglichen, geschmackvollen Einrich­tung den Eindruck eines vornehmen Künstlerheims, in das die Sorge des Alltags nicht «indrang. Durch breite, gemalte

Fenster fiel flutende Sonne und warf bunte Kreise und Vier­ecke auf den Parkettboden und rings um den Teppich.

Der Landrichter ging neben Till nach der Treppe.Man sollte nicht glauben, daß in diesem Hause vor wenigen Stun­den ein Mord geschehen sei. Diese Ruhe, dieser Frieden! Wie ein sicherer Hafen vor dem Lärm da draußen!"

Till schien nicht zu hören. Er nickte nur flüchtig. Sein Blick wanderte ruckweise beim Gehen über die Wände, die Fußböden und nach der Decke, als präge sein Hirn sich die Räumlichkeit ein, um sie nie zu vergessen. Kettler wußte, mit welch verblüffendem Gedächtnis der Kollege einmal Ge­sehenes wiederzugeben vermochte, wenn es darauf ankam, aus kleinsten Beobachtungen später ein Bild der Gesamtheit zu rekonstruieren. Er schwieg, um den anderen nicht mehr zu stören.

Hier!" sagte Brandt ruhig und öffnete eine der zahl­reichen Türen.

Das große Zimmer lag trotz der Mittagszeit halb in Dämmerung. Die schweren Brokatvorhänge vor dem breiten Fenster waren bis auf einen schmalen Spalt, der den Son­nenschein durchließ, zusammengezogen. Auf dem prunkvollen Sekretär brannte die Lampe. Die Herren brauchten einige Sekunden, um sich an das Dämmern des Raumes zu ge­wöhnen.

Aus einem Sessel erhob sich ein älterer Herr und kam näher. Der Landgerichtsrat erkannte den Polizeiarzt.Ah Herr Dr. Vollermann! Sie warten auf uns?"

Jawohl, Herr Rat. Wegen des Toten. Es liegt mir daran, die Leiche möglichst bald obduzieren zu dürfen, um die Todesursache mit Sicherheit feststellen zu können."

Ich denke, wir werden bald fertig sein und Ihnen die Leiche dann freigeben können, nachdem die Herren von der Polizei schon alle Vorarbeit im wesentlichen geleistet haben."

Wir haben alles gelassen, wie es zuerst war. Ich nahm an, daß es Ihnen so lieber sei, Herr Landgerichtsrat. Zur Orientierung."

Der andere nickte.Ja danke. Gewiß!" Wieder schlich das leise Kältegefühl ihm über de» Rücken, als er jetzt die Leiche erkannte.

(Fortsetzung folgt.)