/Ws Stsül uns I.SN6

Neuenbürg, 21. März. (Realschule.) Am Montag, 20. März, fand in Wildbad unter dem Vorsitz des Vertreters der Ministerialabteilung, Regierungsrat Dr. Schmidt, der münd­liche Teil der Schlußprüfung statt. Sämtlichen zur Prüfung angemeldeten Schülern konnte das Zeugnis der mittleren Rerfe erteilt werden. Zum Schluß sprach Herr Regieruugsrat Dr. Schmidt Lehrern und Schülern den Dank und die Anerken­nung der Ministerialabteilung für die im verflossenen Schul­jahr geleistete Arbeit aus.

Neuenbürg, 21. März. Die auf Sonntag nachmittag in den Bärensaal anberaumte Jahreshauptversamm­lung des Kriegervereins hatte einen zahlreichen Be­such aufzuweisen. Vorstand Mahler begrüßte die erschiene­nen Kameraden mit dem Hinweis, daß die Hauptversammlung in eine ganz bedeutsame Geschichtsperiode falle. Wenn der Württemberg. Kriegerbund während der nun vollzogenen staat­lichen Umwälzung Neutralität geübt habe, so habe er nicht aus Schwäche gehandelt. Im Gegenteil freue sich der Bund, daß die ruhmreichen Fahnen der alten Armee wieder über Deutschland wehen. Der Kriegerbund wolle mit ganzer Kraft helfen am Neubau des Reiches. Es sei den Soldaten des Welt­krieges Herzenssache, dem ehrwürdigen Reichspräsidenten Ge­folgschaft zu leisten, um dem nationalen Willen und der Ge­schlossenheit des Volkes Ausdruck zu verleihen. Die anwesen­den Kameraden gaben diesen Ausführungen durch freudigen Beifall ihre Zustimmung. Nach kurzer Unterbrechung wurde in die Verhandlungen eingetreten. Zunächst gab der Vorstand einen kurzen Rückblick auf das abgelaufenc Geschäftsjahr. We­sentliche Ereignisse sind nicht eingetrctcn, die.anfallenden Ar­beiten wurden in zwei Hauptversammlungen und sechs Aus- schußsitzungen erledigt. Der Mitgliederstand beträgt 189 or­dentliche Mitglieder, 11 Ehrenmitglieder, 3 männliche und ein weibliches passives Mitglied. Die zur großen Armee abberu­fenen Kameraden Joh. Hiller, Albert Schüler, Karl Schu­macher und Matth. Fessele wurden in üblicher Weise geehrt. Schriftführer Karl Eberhardt verlas die gewissenhaft ge­führten Protokolle, während Kassier L. Proß den Stand der Kasse vortrug. Den Einnahmen von RM. 1195 stehen RM. 1208.25 an Ausgaben gegenüber. Das Vereinsvermögen beträgt RM. 1350.. Der ungünstige Kassenabschluß ist eine Folge des verringerten Beitragssatzes vieler arbeitsloser Kameraden, während die Ausgaben an den Bund für jedes Mitglied in alter Höhe bestehen bleiben. Die ganze Last des Ausfalles hat also die Vereinskasse zu tragen. Den beiden Funktionären wurde unter Dankesworten Entlastung erteilt. Sodann er­folgten die Ehrungen. Bezirksobmann Schur war namens des Bundes und des Bezirks-Kriegcrvcrebandes beauftragt, Kamerad Mahler für seine über 25jährige Zugehörigkeit zum Vorstand des Vereins unter Ueberreichüug einer Ehren­urkunde herzliche Glückwünsche zu überbringcn. Der Geehrte gab das Gelöbnis, auch fernerhin seine ganze Kraft in den Dienst der Kriegervereinssache zu stellen. Sein heißer Wunsch sei, nach Jahren des Niedergangs auch den deutschen Aufstieg noch zu erleben. Anschließend wurden vier Kameraden für 50jährige und sechs Kameraden für 25jährige Zugehörigkeit zum Kriegerverein unter Neberreichung je einer eingerahmten Ehcnnrkunde und Verleihung des Ehrenschildes des Bundes geehrt. 50 Jahre gehören dem Verein an die Kameraden Ehristian Hcinzelmann, Josef Koch, Robert Silbcreisen und Ernst Haist, 25 Jahre Zugehörigkeit weisen auf die Kameraden Ernst Bösinger, Konrad Krauß, Wilhelm Rau, Lndw. Kirchen Friedrich Volz und Karl Zorn. Die ältesten Jubilare erhielten anstelle des Diploms eine Ehrengabe, welche in der heutigen schweren Zeit dankbarer angenommen wird. Die Kameraden Krauß und Kircher dankten für die Ehrungen. Uebcreinstim- meud wurde in den Dankesworten betont, daß es für die alten Soldaten eine große Freude bedeutet, daß durch Verordnung des Herrn Reichspräsidenten die alten Fahnen des deutschen Reiches wieder den ihnen gebührenden Platz einnehmen. In erfreulicher Einmütigkeit vollzogen sich auch die Wahlen. Sowohl der erste und zweite Vorstand als auch Schriftführer und Kas­sier wurden durch Zuruf einstimmig wicdergewählt, ebenso der gesamte Ausschuß und die übrigen Funktionäre. Anstelle des nach Amerika verzogenen Kameraden Rommel wurde Kam. Lindemann in den Ausschuß gewählt. Die Salutkauone wird künftighin von Kam. Karl F'rautz bedient. Beschlossen wurde noch, wenn irgend möglich, den Bundeskriegertag in Schwab. Hall am 23. Mai zu besuchen. Nach Schluß' der Ver­handlungen sprach Kamerad Stierlen Vorstandfchaft und Ausschuß herzlichen Dank ans für die im letzten Jahr geleistete Arbeit, ebenso den Versammlung für die demonstrative Ein­mütigkeit, die während der 2^ständigen Besprechungen zutage trat. Gewiß kann man ihm beipflichten, wenn er sagte, daß man die gleiche Einmütigkeit für ganz Deutschland herbeiseh­nen möchte. Zweiter Vorstand Buck forderte zu treuem Zu­sammenhalten auf zum Segen des Reiches und des engeren Heimatlandes unter der Devise: Furchtlos und treu! Hierauf schloß Vorstand Mahler die in allen Teilen harmonisch verlaufene Versammlung. Bei gemeinsamen Gesängen, sowie ernsten und heiteren Vorträgen verweilte man noch einige Zeit in angeregter Unterhaltung.

(Wetterbericht.) Die Depression liegt jetzt im Norden, Hochdruck über Spanien. Für Mittwoch und Donnerstag ist immer noch etwas unbeständiges, aber ziemlich freundliches Wetter zu erwarten.

Generalversammlung der Ortsgruppe Herrenalb des Württ. Schwarzwaldvereins am 18. März 1933. Im Saal des Hotels zumKühlen Brunnen" begann bei gutem Besuch am Samstagabend die 30. Generalversammlung mit Begrüßung und Tätigkeitsbericht vom Vorsitzenden Postinspektor Sch li­ve lin. Der Willkommgruß galt insbesondere den drei ver­ehrten Gästen aus der Schwabenhauptstadt, dem 1. Vorstand des Hauptvereins Studienrat Dr. Pfeiffer, 2. Vorsitzenden und Schriftleiter der Vereinszeitschrift Studienrat Anke len und dem Geschäftsführer des Hauptvereins Oberlehrer Harm. Vorstand Schübelin kann zum sechstenmale die Versammlung eröffnen und wieder auf ein sehr arbeitsreiches Jahr zurück­blicken. Die wirtschaftliche Depression verursachte einen Rück­gang der Mitgliederzahl von 249 auf 221. Nunmehr ist die Zeck gekommen, alle Kräfte für energische Werbung mobil zu machen. Neben vier Ausschußsitzungen sind folgende Veran­staltungen zu erwähnen: Generalversammlung imWald­horn" am 6. März (10 Ehrenzeichen und Ehrung für Kassier Tranklcrs 25jährige Tätigkeit): 13. März Wettläufe der Schneeschuh-Abteilung mit sehr guten Erfolgen; 10. April llnterhaltungsabend in Mönchs Posthotel mit prächtigen Vor­tragen vom Liederkranz und Lichtbildervortrag von Rudolf- Karlsruhe über den Höhenweg PforzheimBasel; Teilnahme des Vorstands an der Hauptversammlung in Sulz 4. und 5. Jum (Fußwanderung dorthin!); Trachtenfest 13./14. August lvereinscigene Trachten); 26. Dezember Abschied für den Schriftführer Oberlehrer Brehmaher. Ehrenmitglied Romeo- Karlsruhe erhielt zum 75. Geburtstag Glückwunschbrief und Schwarzwaldstrauß, ebenso Ehrenvorstand Fuchs zum 70. Ge­burtstag. Bei zusammen 11 Wanderungen und einer größeren Tour nach der Pfalz kamen durchschnittl. nur 11 Teilnehmer auf eine Wanderung, eine Zahl, die unbedingt wieder steigen muß. Das Wander-Ehrenzeichen wird 1934 an diejenigen verliehen, die 1931 33 die meisten Wanderungen mitgemacht haben. Für die Bezeichnung des Höhenwegs, des Zugangswegs III und der örtlichen sogenannten Nummernwege wie .für die Unterhaltung der Schutzhütten, Brunnen, Brückle würde Zug um Zug nach Maßgabe der verfügbaren Mittel erneuert und ersetzt. Immer wieder sind mutwillige Beschädigungen zu be­

klagen, sogar an den kostspieligen Orientierungstafeln auf der Teufelsmühle, dem Bernstein und dem Falkenftein. Sehr große Kosten verursachten die Wiederherstellungen am Aus­sichtsturm auf der Teufelsmühle. Zwei Fünftel 269 RM. treffen unsere Ortsgruppe; 61 RM. kostete die Instandsetzung des Wegs beim Albtaljagdhaus und das dortige neue Brückle, 76 RM. die Erneuerung des Dachs, der Bänke und des Tisches der Schutzhütte auf dem Käppele. Der Gemeinde Loffenau gebührt öffentlicher Dank für die Bereitstellung des Holzes zu den beiden letztgenannten Arbeiten und für die wiederholt nötig gewordene Ausbesserung des Weges amGroßen Loch". Stadtgemeinde und Kurverein haben uns zu den Unterhal­tungskosten (in 2 Jahren 1200 RM.) namhafte Beiträge ge­währt, für die wir herzlich dankbar sind. Wir hoffen auf ferneres ersprießliches Zusammenwirken. Die Jungschar wollen wir im Frühjahr unter verständnisvoller Mithilfe der Eltern wieder neu aufrichten. Die Schneeschuh-Abteilung mit ihrem tatkräftigen Führer P. Zibold hat beachtenswerte Lei­stungen aufzuweisen und wird von der Ortsgruppe nach Kräften unterstützt. Die Aussicht vom Bernstein wird durch den emporstrebenden Forstbestand mehr und mehr beengt. Der Plan, am Wildsee behufs Ueberblick über das gesamte Moor­gebiet ein kleines Aussichtsplateau zu errichten, mußte auf- gegeben werden. Die Pacht des Pächters auf dem nunmehr völlig versicherten Teufelsmühleturm wurde von 120 auf 75 RM. herabgesetzt. Mitglied Hotelier Funk-Dobel hat mit Hilfe von 8 jungen Leuten den Höhenweg DobelTeufels­mühle sehr dankenswert verbessert, wofür wir ihm einen Zu­schuß von 25 RM. gewähren konnten. An den Endpunkten des von der Gemeinde Rotensol neugeschaffenen Fußweges RotensolKullenmühle wird je ein Wegzeiger angebracht wer­den. Das wertvolle neue Kartenblatt FreudenstadtKniebis wird an diejenigen Mitglieder sofort abgegeben, welche den Jahresbeitrag 1933 entrichtet haben. Der Geschäftsbericht schließt mit Dankesworten an die Gemeinden Herrenalb und Lossenan, den Kurverein, die beiden Forstämter, den Kassier und die Ausschußmitglieder. Möge die Ortsgruppe und mit ihr der Gesamtverein wieder wachsen, blühen und gedeihen! Apotheker Tränkler gab den Kassenbericht bekannt, der durch Kaufmann Lörcher Entlastung fand. Dr. Pfeiffer widmete mit einer gehaltvollen Ansprache die Goldenen Ehrenzeichen samt Urkunde an drei Mitglieder, Stadttierarzt Dr. Stöckhert, Förster Züfle-Bernbach und Sattlermeister P. Waldmann für 25jährige Mitgliedschaft. Eine rege Aussprache ergab wert­volle Anregungen. Den bedeutsamen Abschluß bot ein herz­erfreuender Lichtbildervortrag von Dr. Pfeiffer über das zeit­gemäße Thema: Natur und Heimatschutz.

Aufruf des Kriegerbundes

Der Präsident des Württ. Kriegcrbundes, Generalleutnant a. D. Dr. v. Maur, richtet folgenden Aufruf an die Krieger­vereine: Die Kriegervereine des Württ. Kriegerbundes im ganzen Land beteiligen sich am Dienstag, 21. März, an den ans Anlaß des nationalen Festtages stattfindenden Feiern. Die Kriegervereine von Groß-Stuttgart nehmen am Feldgottes­dienst teil. Außerdem beteiligen sich diese Vereine an dem am Abend stattfiudenden Fackelzug.

Ausgabe von Sonntagsrückfahrkarten am 21. Mürz

Wie die Rcichsbahudirektion Stuttgart mitteilt, sind die Bahnhöfe aus Anlaß der feierlichen Reichstagseröffnung er­mächtigt worden, am Dienstag, den 21. März, Sonntagsrück­fahrkarten auszugeben. Die Fahrkarten gelten am Dienstag zur Hinfahrt von 0 bis 24 Uhr, zur Rückfahrt am Dienstag den ganzen Tag und am Mittwoch bis 12 Uhr (spätester An­tritt der Rückfahrt). Für Arbeiterrückfahrkarten gilt der 21. März als Feiertag.

Der Frühling ist da

Frühlingsanfang am 21. März

Der Frühling beginnt kalendermäßig mit dem Zeitpunkt, da der Mittelpunkt der Sonnenbahn auf den Aeguator zu stehen kommt. Das ist in diesem Jahre am 21. März, morgens 2 Uhr 43 Minuten mit dem Eintritt der Sonne in das Zeichen des Widders der Fall. An diesem Tage liegt ihr Aufgang genau im Osten, dementsprechend liegt ihr Untergang genau im Westen. Tag und Nacht sind gleich lang, wir haben die sogenannte Frühlings-Tag- und Nachtgleiche, den Frühlings­anfang. Vom 21. März ab rücken bis zum 21. Juli, dem läng­sten Tag des Jahres und zugleich Sommeranfang, der Auf- uud Untergangspunkt der Sonne immer weiter gegen Norden, der Tagesbogen nimmt mit jedem Tag an Umfang zu und der lichte Tag, der bei Frühlingsanfang eine Dauer von 12 Stunden 11 Minuten aufweist, wächst bis Sommeranfang zu einer Länge von 16 Stunden 23 Minuten an. In vielen Gegenden bezeichnet mau auch den Josefstag und den Feiertag Mariä Verkündigung (25. März) als den Anfang des Früh­lings.Josephus macht behende der Winterszeit ein Ende" undMariä Verkündigung bringt allenthalben die Störche zurück und die Schwalben", so lauten zwei der bekanntesten Bauernregeln. Unsere Vorfahren, die de«^ größten Teil der Winterszeit tatenlos verbinden mußten, begrüßten das auf­steigende Licht des Frühlings mit besonderer Freude. Sie zün­deten eigene Freudenfeuer an und tanzten üm dieses herum. Verschiedentlich finden sich noch Volksbräuche, die auf diese Tage zurückgeheu. So sei erinnert an das am Sonntag Lätare üblicheTodesfragen" und dasSechseläuten" in Zürich am ersten Montag nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche.

Württemberg

Bad Liebenzell. (Die Stadtvorstandswahl.) Bei der am letzten Samstag stattgehabten Bürgermeisterwahl stimmten von 978 Wahlberechtigten 875 ab, das sind rund 90 Prozent. Stadt- Pfleger Klepser erhielt 87 Prozent aller abgegebenen Stimmen, insgesamt also 766 Stimmen, sein Gegenkandidat Scheiger 108 Stimmen. Das Wahlergebnis gibt ein deutliches Bild von der Größe des Vertrauens, welches Stadtpfleger Klepser in Bad Liebenzell genießt. Alle Stände, Parteien und Kreise traten für ihn ein und brachten durch das Wahlergebnis einmütig zum Ausdruck, daß sie dem seitherigen Stadtpfleger auch weiterhin ihr Vertrauen schenken wollen. Der Wahltag verlief verhältnismäßig ruhig. Nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses versammelte sich ein großer Teil der Bürger­schaft vor dem Rathaus, um den neuen Stadtvorstand mit einer begeisterten Kundgebung zu begrüßen.

Calw. (Unfall mit Todesfolge.) Als der 25 Jahre alte ledige Schreiner Gottlob Reutter, Sohn des Schreinermeisters G. Reutter, in Stammheim in der Scheune mit Brenn­holzsägen an der Kreissäge beschäftigt war, sprang ihm auf ungeklärte Weise ein abgesägtes Rundholzstück an den Hals. Eine eigentliche äußere Verletzung war nicht wahrnehmbar. Sofort aber spürte der Verletzte am Kehlkopf heftige Schmer­zen und erstickte kurze Zeit darauf, ehe man noch einen Arzt herbeirufen konnte. Bis der Vater vom Telephonieren zurück­kam, war sein Sohn bereits tot. Die von einem Ausgang zurückkehrende Mutter traf ihren Sohn ebenfalls nicht mehr lebend an. Der in kürzester Zeit eintreffende Arzt schrieb die Todesursache einer aus frühester Kindheit herrührenden Diphtherie-Operations-Narbe, welche das Holzstück getroffen hatte, zu.

Flacht, OA. Leonberg. (Ortsvorsteherwahl.) Bei der Orts­vorsteherwahl am Sonntag haben von 430 Wahlberechtigten 322 Wähler abgestimmt. Gültig waren 319 Stimmen. Davon

erhielten Verwaltungspraktikant Vogt-Stuttgart-Zuffenhausen 204, Verwaltungspraktikant Kienzle-Stuttgart 113 Stimmen. Die übrigen beiden Stimmen waren zersplittert. Der Ge­wählte hat das gesetzliche Alter noch nicht erreicht. Er ist noch nicht ganz 25 Jahre alt.

Stuttgart. (Prof. Dr. Lehnich-Tübingen als Staatsrat ins Wirtschaftsministerium berufen.) Wie derNS.-Kurier" mel­det, hat der Herr Staatspräsident den Universitätsprofessor D. Oswald Lehnich in Tübingen zum Staatsrat beim Wirt­schaftsministerium ernannt. Der Herr Staatspräsident hielt es für geboten, in der Person des Universitätsprofessors Dr. Lehnich einen anerkannten Fachmann ins Wirtschaftsministe­rium zu berufen und ihn als seinen ständigen Stellvertreter mit der Leitung dieses Ministeriums zu betrauen. Der Ab­sicht der Regierung wegen Angliederung des Wirtschaftsmini­steriums als selbständige Abteilung an das Innenministerium werde dadurch nicht vorgegriffeu. Dr. Lehnich stand von 1914 bis 1918 im Feld, von 1922 bis 1927 war er im Reichswirt- schäftsmiuisterium tätig, worauf er sieb an der Universität Tübingen habilitierte, wo er einen Lehrauftrag für National­ökonomie und Sozialpolitik inne hat.

Stuttgart. (Zur Aufhebung der Staatlichen Pressestelle.) Durch die Aufhebung der Pressestelle des Staatsministeriums ist ihr bisheriger Leiter, Oberregierungsrat Vögele, seines Amtes enthoben worden. Die Beziehungen zwischen ihm und der Presse waren dank der vorbildlichen Art seiner Geschäfts­führung so ausgezeichnet, daß es eine Pflicht der Presse ist, ihm hiefür öffentlich zu danken. Die Pressestelle hat bei ihrer Entstehung nach der Revolution schon um ihrer Ueberbesetzung mit drei Regierungsräten willen nicht überall Beifall gefun­den, aber seitdem ihre Aufgaben lediglich in die sachkundigen Hände ihres jetzt ausscheidenden Leiters gelegt waren, ge­staltete sic sich zu einer für die Arbeit der Presse und für die Beziehungen zwischen Regierung und Presse schätzenswerten Einrichtung. Ihre Aufgaben sind nun vorläufig mit dem Amt des ersten Schriftleiters beimStaatsanzeiger" verbunden worden. Darin liegt eine Gewähr, daß auch künftig den Be­dürfnissen der Tagespreise Rechnung getragen werden wird.

Stuttgart. (Simplizissimus" undSonntags-Zeitung" beschlagnahmt.) Wie derSchwäb. Merkur" hört, ist die letzte Nummer des in Stuttgart erscheinendenSimplizissimus" und die von Dr. Schairer herausgegebeneSonntags-Zeitung" be­schlagnahmt worden. Ein Verbotsantrag läuft beim Ministe­rium des Innern.

Heilbronn. (Alle Gewehre aufs Rathaus".) Der Unter­kommissar für den Bezirk der Polizeidirektion Heilbronn, Dr. Sommer, erläßt in den Amtsblättern einen Aufruf zur Waf- fenablieferuug für die kommunistische, sozialdemokratische und deutsch-demokratische Partei, sowie ihrer Kampf-, Hitfs- und Nebcnorganisationen einschließlich der unter ihrem Ein­fluß stehenden Sportvereine, insbesondere dem Antifaschisti­schen Kampfbund, dem Reichsbanner und der Eisernen Front, ferner die im persönlichen Besitz von Mitgliedern der genann­ten Parteien und Organisationen befindlichen Schuß-, Hieb­und Stoßwaffen. Diese sind bis Mittwoch, 22. März 1933, nachmittags 6 Uhr, bei der Polizeidirektion abzuliefern.

Brettach, OA. Neckarsulm. (Zwei schwere Unfälle.) Die Ehefrau des Ehr. Welz geriet auf der Heimfahrt vom Felde so unglücklich unter die Sämaschine, daß ihr ein Unterschenkel abgedrückt wurde, auch hat sie sonstige schwere Verletzungen davongetragen. Altgemeindepfleger Britsch verunglückte beim Vaumspritzcn. Als er den Apparat nachprüfen wollte, der sich verstopft hatte, drang ihm die Spritzmasse in die Augen. Das Augenlicht ist stark gefährdet.

Ulm. (Erklärungen des Staatskommissars im Gemeinde­rat.) Der Gemeinderat war auf Samstag nachmittag 3 Uhr zu einer Sitzung eingeladen. Staatskommissar Dr. Schmid gab eine Erklärung ab über seine Berufung zum Staatskom­missar und über die Beurlaubung von Oberbürgermeister Dr. Schwammberger. Er betonte, daß eine Tätigkeit des Ge- meiuderats insolauge nicht in Frage komme, als nicht der Staatspräsident eine anderslautende Weisung erteile. Es sei auch damit zu rechnen, daß eine Umgestaltung des Gemeinde­rats in nächster Zeit erfolgen wird, was durchaus begründet sei. Er wolle nicht mit rauher Hand in die Verwaltung ein- greifen, halte es aber für richtig, Untersuchungen darüber austelleu zu lassen, ob sich die Verwaltung der Stadt in allen Teilen in einwandfreier Ordnung befinde. Er behalte sich auch vor die Amtstätigkeit einzelner Beamter von Fall zu Fall nachprüfen zu lassen. Das Staetskommissariat könne nur eine vorübergehende Erscheinung sein, sobald von Staatswegen eine zielsichere Neuordnung der Dinge durchgeführt sei. Er hoffe, daß dies nicht lange austehe. Weiter teilte der Staats­kommissar mit, daß Stadtrat Rektor Herrlinger (bisher Vor­sitzender der Sozialdemokratischen Partei) seinen Austritt aus dieser Partei erklärte und sein Mandat als Stadtrat nieder­gelegt habe. An seine Stelle rückte Herr Mühleisen. Unter­kommissar Dreher hob mit sofortiger Wirkung die polizeiliche Besetzung des Rathauses auf.

Woert, OA. Ellwangen. (Durch einen Schuß schwer ver­letzt.) Am Freitag gab ein lediger Händler aus Unterdeuf- stettcn auf eine Frau aus Dinkelsbühl einen Schuß ab, als letztere beim Aumühlschlag mit Holzsammeln beschäftigt war. Der Schwerverletzten der Schuß ging durch die Vrust in die Lunge wurde durch einen Dinkelsbühler Arzt in der Au­mühle die erste Hilfe zuteil. Der Täter konnte verhaftet und nach Ellwangen eingeliefert werden.

Bekanntmachung des Staatsministeriums

Stuttgart, 20. März. Für Dienstag, den 21. März, den Tag der feierlichen Eröffnung des neugewählten Reichstags, ordnet das Staatsministerium nach dem Vorgehen der Reichs­regierung folgendes an: 1. An sämtlichen Dienstgebäuden des Staates, der Gemeinden und der öffentlichen Körperschaften ist am 21. März nach dem Erlaß des Herrn Reichspräsidenten vom 12. März 1933 die schwarz-weiß-rote Flagge und die Haken­kreuzflagge zu hissen. 2. Der 21. März ist bei allen staatlichen Behörden dienstfrei. Der für Sonntage und Feiertage vor­gesehene Bereitschaftsdienst wird dadurch nicht berührt. Die Gemeinden und öffentlichen Körperschaften werden ersucht, sich diesem Vorgehen anzuschließen. Stuttgart, den 19. März 1933. Das Staatsministerium, (gcz.) Murr, Mergenthaler, Dr. Deh­lingen

Deulschnatiouale Führertagung

Stuttgart/ 20. März. Vergangenen Samstag traten der Landesvorstaud und der Landesausschuß der Deutschnationalen Volkspartei Württembergs in Stuttgart zusammen, um sich über die politische Lage, wie sie sich durch die nationale Um- Wälzung gestaltet hat, zu besprechen. Der Landesvorsttzende, Abq Staatsrat Hirzel, hielt ein eingehendes Referat über die Vorgänge, die zur Regierungsbildung führten und legte die Aufgaben dar, die in der nächsten Zeit vor uns liegen. Dabei wies er nachdrücklich auch auf die zahlreichen starken und ern­sten Spannungen in Europa hin, die einen besonderen Gefahr- Punkt bedeuten. Eine lebhafte Aussprache schloß sich diesen Ausführungen an, in der u. a. Finanzminister Dr. Dehlinger wertvolle Mitteilungen machte. Die Handlungsweise der Par­teileitung wurde von allen Rednern als richtig anerkannt und diese Auffassung fand ihren Niederschlag in nachstehender ein­stimmig gefaßter Entschließung.Der Landesvorstand und der Landesausfchuß der Deutschnationalen Volkspartei Württem­bergs billigen die Haltung der Parteileitung bei der jetzigen Regierungsbildung und sprechen Minister Dr. Dehlinger und Staatsrat Hirzel Dank und vollstes Vertrauen aus."