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Warschauer Brief
Warschau, den 7. Januar 1933.
Seit der Silvesternacht hat Polen seinen Sturm im Wasserglas. Ein englischer Rundfunkansager hat in der Jahresübersicht, die der großen „Ansprache an alle Völker des englischen Weltreichs" aus dem Munde des^ englischen Königs vorausging, sestgestellt, daß der Frieden solange nicht einkehren könne, als z. B. Polen mehr als ein Drittel seines Staatshaushaltes für die Aufrüstung seiner Wehrmacht ausgebe. Die Wahrheit verletzt immer am meisten, wenn man etwas verheimlichen will, und so vermag man zwar die Richtigkeit der englischen Behauptung nicht zu leugnen, entrüstet sich aber umso mehr über die „britische Anmaßung", die „sich mit heuchelnder Moral über die Staatsnotwendigkeiten des von allen Seiten bedrohten Polen hinwegsetzt und dem Trommelfeuer der deutschen Revisionspolitik kostenlos vergiftete Munition liefert". Schöner kann man es garnicht sagen, als mit diesen Sätzen des halbamtlichen polnischen Organs. Aber auch das ganzamtliche Polen fühlt sich scheinbar an seiner Achillesverse gekitzelt, denn mit Genugtuung verzeichnet man, daß der polnische Botschafter in London — seit einigen Jahren unterhält man gegenseitig in London und Warschau Vollbotschaften — eine ernsthafte Demarche unternommen hat, und daß ihm alle notwendigen Garantien gegen die Wiederholung einer solch fluchwürdigen Darstellung gegeben worden seien. Schade, die englischen Zeitungen, die soeben hier ankamcn und morgen kommentiert werden dürften, wissen nichts von „Entschuldigungen" und „Garantien", sondern sie sind voll überlegenem Spott über das „bebende polnische Froschherz unter der klirrenden Ritterrüstung". So wird man denn in den nächsten Tagen wieder einmal, gesteigert durch die Vorliebe der Warschauer für Pose und Theatralik, die Platte vom „perfiden Albion" und dem „süßen Frankreich" vernehmen.
Menschenverachtung den Begriff des Staates über das Wohl Sie sind zur unpersönlichen, staatlichen .. " "rsten
des Volkes gesetzt. , . .
Härte ausgewachsen, die meist das Schicksal der Fürst/eu und Staatsmänner ist, deren Jugend reich war an volkhafyem Gefühlsüberschwang. Siehe Friedrich der Große, Metternich, Bismarck, Lenin. . .. I .
Hinter den wenigen Säulen, dieser revolutionären Generation aber ist in Polen unmittelbar die „junge Gemsrakion" in die Verantwortung aufgerückt. Der Außenminister/ Oberst Beck, ist 38 Jahre alt. Der Innenminister, Oberst Pierackh, ist ein halbes Jahr jünger. Aber auch der Pressechef, Oberst Matusczewski, wird erst 39, und die Zahl der einflußreichen und verantwortlichen Persönlichkeiten unter 40 ist Legion. Pilsuöski hat Armee und Staatsverwaltung ganz Außerordentlich verjüngt, und bis jetzt hat der Staat keineswegs darunter gelitten. Die Meisten der heute Verantwortlichen waren 1911 noch blutjunge Studenten, die keilte Gelegenheit mehr hatten, die schwierigen sozialen Probleme des polnischen Volkes kennen zu lernen, sondern die vom Hörsaal hinweg in die „Polnische Legion" eingetretcn sind. Sie können führen, vcfehlen, Verantwortung tragen, solange Pilsudski lebt. -Was aber wird sein, wenn er einmal ausgefallen ist. Polens Zukunft hängt von drei Grundbedingungen ab: 1. der Verständigung mit dem wiedererstarkenden Deutschland, 2. der gerechten Eingliederung der Minderheiten, 3. der Verschmelzung der sozialen Forderungen des verarmten Volkes mit den nationalen Notwendigkeiten des Staates. Diese Probleine werden akut, wenn die Pilsndski'sche Zcntralautorität fehlt. Werden die jungen Obersten, die bisher nur Gehorsam und Befehl kennengclernt haben, diese Probleme meistern? Wo sie Pilsudski bisher nicht einmal meisterte, ja kaum anzupkcken wagte!
Einstweilen glaubt mau, wie die Einleitung dieses Briefes bekundet, mit Bajonetten auskommen zu können. Zur Jahreswende, und damit die englische Feststellung unterstreichend, hat der Marschall den bisher privaten Schützenvcrbaud
kus Slsül unü lisnü
Neuenbürg, 7. Jan. Wieder haben sich zwei Neuenbürger aus das Dichterroß geschwungen und nach der Melodie „Im schönsten Wiesengruude" und „Dort unten in der Mühle" ein Loblied auf Neuenbürg gesungen. Wenn nun noch die übrigen Dichter und Dichterinnen in die Saiten ihrer Leier greifen wollten, so könnte der geneigte Leser bald über das Neuen- bürger Heimatlicö schlüssig werden.
Neuenbürg
(Melodie: „Dort nuten in der Mühle".)
Ein Städtchen liegt im Tale In wundervoller Pracht,
Siehst du's zum ersten Male,
Es dir Eutzücken macht.
Von Berg und Wald umgeben,
Als wie ein großer Kranz,
Man fühlt ein neu Erleben,
Sieht man's im Sonnenglanz.
Hier möcht' ich immer bleiben,
Ganz frei bekenn' ich dies,
Man kann mich nicht vertreiben Ans diesem Paradies.
Sturm im Wasserglas, weil einer die Wahrheit gesagt hat, j »-^^'-zelee , ein Mittelding etwa zwischen Stahlhelm und SA., und diese Wahrheit angesichts des BaucrnekendS und der j bedingungslos Pilludskl ergaben, beauftragt, die offizielle Jnduftrievcrarmuug wehe tut «Polniiche Staatsnnüz zu orgauineren. Der Oberkommandant
" Polen lebt seit 1926, seitdem Marschall Pilsudski, unter-! des „Strzcelec" ist gleichzeitig Heeresgeneral geworden und stützt von englischem Geldc, seine Legionäre gegen das „Bel-! Mit der iwUvertrcteiidcn Zeitung der'Staatsamt.'für xzngeud-
> . .. - t Mit vieler Maßnahme aber
vedere" führte, unter der Diktatur. 'Jede Diktatur hat ihre f ertüchtignug betraut wor Mit dieser Maßnahme aber Probleme eigener Art. Das wichtigste ist das des „Krön- i Leidet bereits Pilmdskr alle deutichen und nkramüchen Ele-
prinzcntums", also der Nachfolge. Von ihm sei heute einmal f mente ans der nationalen Verteidigung Polen cum. Dreier
die Rede. Was weiß man in Westeuropa, aber auch in ^^ujahrscrlaß wird sich noch als Lprengpulver erweisen und!
Deutschland viel von Pilsudski. Die einen halten ihn für i dem eigentlichen Hurnm.sproblem Polen-, der Nachfolge ^ einen zweiten Mussolini oder Kernal Pascha, in London habe j VllNmsklsiliid der -Lchassniig eine- nationalsozialen, alle
ich es dagegen erlebt, daß inan ihn von einer durchaus autori-! Minderheiten clnbezichenden polnischen Staatsgcdamen, der- ^
takiven Seirc als einen „bösartigen Greis mit allen Anzeichen j aan. er geradezu zcgliche Losung. Hat England wrrkliw recht, i ^ drüber wannen
fortschreitender Paralyse" bezeichuetc. Nun, das eine ist so! Man es von dem „bebenden riroschherz rn klirrender Ritter- ^ ffgbemlanz
taaismam,N Pilsudski der große und i j Smaragdgrün schlanker Tanne»
Dick mein stilles Tal usw.
Und wer hat mitgenommen Den derben Wanderstab,
Ist gern zurückgekommcn, Hält Treue bis zum Grab.
E.K.
Neuenbürg
(Melodie: „Im schönsten Wiesengrunde")
Die schönste in der Runde Der Städte allzumal,
Ist „Neuenbürg im Grunde . Das stille Tal.'
Dich mein stilles Tal usw.
überragende Staatsmann, zu dem man ihn gerne stempeln > I» ^ouischland Polen nicht iluterschntzeii pvliuscy und Wirt-, ^ ^
möchte, noch ist er ein vergreister Trottel, der nicht mehr f Ühack.uh aber .legt Polenv Zu.mift allzmehr aur der Schneide f Dick mein stilles Tr weiß, was er tut. Nwar lieaen aewine .stornesausbrückie aeaeu! des den Seim nu
er tut. Zwar liegen gewisse Zornesausbrüche gegen > - und die Parlamentarier vor, die eine deuisckic Zei- j -
xchwertes, als daß diese Zukunft gesichert wäre.
tuug nicht Wiedergaben kann, will sie sich nicht Herrn Bracht i wegen Verletzung der Moral auf den Hals ziehen. Aber hier i bedient sich der Marschall nur der derbfaftigen Volkstümlich- ' keit der slawischen Sprachen, in denen mau sich bekanntlich bei geringfügigen Anlässen Dinge au den Leib wünscht, vor denen inan in Paris und Berlin, von London ganz zu schweigen, auch heute noch errötet.
Pilsudski ist „erst" 66 Jahre alt. Aber das war für Bismarck immerhin das Alter seiner höchsten staatsmäunischen Reife. Und seit der großen Madeirareise vor rund zwei Jahren ist Pilsudski kerngesund. Wenn er weniger an die Oek- fentlichkeit tritt als früher, so liegt das wohl an der großen Menschenverachtung dieses.Revolutionärs, dem alle Ideale seiner Jugend bis auf die Tatsache des unabhängigen polnischen Staates an der Unzulänglichkeit der menschlichen Charaktere gescheitert sind. Und doch bleibt die „Kronprinzcn- frage" der Diktatur das große Problem. Stalin, Mussolini, Kemal, sie stehen in der Vollkraft ihrer Jahre. Pilsudski mag noch ein Jahrzehnt leben, was aber dann? Der Bolschewismus, der Faschismus, selbst der Kemalismus, das sind Systeme und Ideen. Hinter Pilsudski aber steht nur der Wille eines einzigen Menschen, oder allenfalls der Wille einer kleinen politischen Gruppe.
Pilsudski hat das Kernproblem der polnischen Diklarur längst erkannt, und im „Regime der Obersten", wie die Opposition die derzeitige Regierung Polens nennt, zeigt es sich zur allgemeinen Üeberraschung, daß Polen ja garnicht von „allen Männern mit Greifen-Bösartigkeit" beherrscht wird, sondern daß cs Wohl in der ganzen Welt nicht wieder so jugendliche Staatsführer gibt als gerade in Polen. Lediglich der Ministerpräsident Prhstor und sein Vorgänger, der Chef der Regierungspartei, Oberst Slawek, stammen noch ans der eigentlichen „Pilsudskizeit", das heißt, sie haben mit ihrem Herrn und Meister gegen den Zarismus gekämpft, sie haben den Strang gestreift oder den bittern Gang nach Sibirien antretcn müssen. Sie stammen aus der Arbeiterbewegung des Vorkriegs, und sie werden ein gewisses Einfühlungsvermögen in die Seele des einfachen Volkes besitzen. Es sei denn, auch ihnen hat die
Dcrs Handwerk beim Reichskanzler
Der Reichskanzler empfing am 5. Januar im Beisein des Reichswirtschaftsministcrs, des Reichskommissars für Arbeitsbeschaffung und des ReichSkommissars für das Handwerk und Kleingewerbe Vertreter des Reichsverbauüs des deutschen Handwerks unter Führung des Reichstags-Vizepräsidenten Esser zu einer Aussprache über die vordringlichen Fragen der Handwerkswirtschaft. In gründlichen Verhandlungen wurde weitgehende Uebereinstimmung über die Notwendigkeit baldiger positiver Maßnahmen hauptsächlich auf dem Gebiete der Arbeitsbeschaffung, vor allem der Instandsetzung des Althausbesitzes erzielt. In Verbindung damit wurde auch die Frage der Schwarzarbeit erörtert. Außerdem betonten die Vertreter des Handwerks die Notwendigkeit einer möglichst beschleunigten abschließenden Hilfsaktion für die gewerblichen Kreditgenossenschaften. Der Reichskanzler sagte beschleunigte Entscheidung hierüber zu.
Hinsichtlich der vom Deutschen Genossenschaftsverband in Verbindung mit den geiverblichen Spitzen-Kreditinstituten und den Berufsvertretungen des Handwerks geforderten mittelbaren Reichsunterstützung für eine zu gründende Mobilisie- rungskasse für die gewerblichen Kreditgenossenschaften wurde von den Vertretern der Reichsregierung wohlwollende Prüfung zugesagt. Die Vertreter des Handwerks begründeten schließlich unter Hinweis auf ihre früheren Verhandlungen mit dem Reichspräsidenten noch einmal die Forderung nach einer stärkeren organisatorischen Verbindung der Spitzenvertretungen des Handwerks mit der Reichsregierung. Der Reichskanzler behielt sich seine Entscheidung hierüber nach vor- aufgegaugenen Verhandlungen mit den zuständigen Ressortministern vor.
Paris, 9. Jan. Wie „Echo de Paris" aus Marseille berichtet, wurden am Sonntag auf dem Orientpassagierdampfer „Pierre Loti" 900 Kilogramm Opium von den Zollbeamten beschlagnahmt. Das Opium war in einem Kohlenbunker versteckt gehalten.
Vom Berge grüßen nieder Ruine und das Schloß,
Ich yör' der Heimat Lieder Von klein und groß.
Dich »nein stilles Tal usw.
Es treibt die flinke Säge,
Schafft Plätten, Mehl und Sens', Bringt Kraft und Licht zuwege Die fleißige Enz.
Dich mein Mes Tal usw.
Was Eich' und Buchen sagen, Was Mühl- u. Schnaizbach rauscht, Was dir die Tennen sagen,
Hast du's belauscht?
Dich mein stilles Tn! usw.
„Q komm in inis're Hallen!"
So rufen sie dir zu,
„Will dir denn nicht gefallen Des Waldes Rch?"
Dich mein stilles Tal usw.
Bon Gräbern rings umgeben j Ein Kirchlein halt zur Nacht,
!Bis Gott sie weckt zum Leben, Den Toten Wachr. l Dich mein stilles Tal usw.
Dort, wenn mein Ständlein kommet,
Singt mir beim Abendschein,
Wic's Ncuenbürgcrn frommet,
Ins Grab hinein:
Dir, o stilles Tal,
Gruß zum letztenmal. Ernst Gottschalk.
(Wetterbericht.) Im Westen liegt Hochdruck, aber von Skandinavien ist eine Depression gegen Deutschland vorgerückt. Für Mittwoch und Donnerstag muß immer noch unbeständiges und auch zu weiteren Niederschlägen geneigtes Wetter rn Aussicht genommen werden.
Calmbach, 9. Jan. Oberlandjäger Mundle gelang es, heute eine steckbrieflich verfolgte Person mit Namen Noe festzunehmen und in das Amtsgericht Neuenbürg einzuliefern. Der Festgenommene hat auch hier seine betrügerische Tätigkeit ausgeübt und verschiedene Leute um ihr Geld gebracht. Er gab sich als Geldvermittler aus und versprach den Leuten, in Bälde billige Darlehen zu verschaffen, was ja heute bereits unmöglich ist. Zunächst lassen sich diese Leure eine sogenannte Bearbettuttgsgebühr ausbezahlen. Diese Gebühr richtet sich nach der Höhe der versprochenen Summe. Die angeblichen Geldgeber wohnen meistens in Mittel- ooer Norddeutschland. Diese prüfen nun zunächst den ausgefüllten Fragebogen, verlangen dann noch verschiedene Papiere und ebenfalls eine Bearbeitungsgebühr. Nachdem auch diese Gebühr entrichtet ist, gehen dann die Papiere an irgend einen Geldgeber und von dort erhält dann der Gesuchsteller den schriftlichen Bescheid, daß er unter den gegebenen Umständen kein Geld erhalten könne. Ans diesen Schwindel fallen immer wieder leichtgläubige Personen herein.
Conweiler, 8. Jan. Einen in allen Teilen gelungenen Unterhaltungsabend veranstaltete am Dreikönigstag
Oer Kaiserwalzer
Ein Roman aus Oesterreich von H. Käufer.
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Alexander gab ihm ein Stück Zucker, das er willig nahm. Dann sprach er auf ihn ein, mit ganz ruhiger Stimme. Aber er rührte sich sonst nicht, stand wie eine Statue.
Nach einer Weile versuchte er ihn zu streicheln, wollte ihni den Hals klopsen.
Der Hengst biß nach ihm. aber blitzschnell gab ihm Alexander, ohne seine Stellung zu wechseln, einen Schlag auf die Schnauze.
Der Hengst zuckte zusammen, wieherte auf und wollte hoch, aber da war schon Alexander mit einem raschen Sprunge auf seinem Rücken.
Was setzt kam. entsetzte alle.
Der Hengst ging hoch und versuchte den Reiter abzuwerfen, der auf dem bloßen Rücken wie angewachsen saß.
Tessa stockte der Atem.
Jetzt . . alle schrien auf . . der Hengst warf sich mit einem jähen Ruck zu Boden, aber Alexander war noch fixer herunter und stand neben dem Hengst, der am Boden liegend mit allen Vieren ausschlug.
Alexander schlug ihm nur auf das Maul, nicht einmal stark, aber er wußte, daß die Pferde dort besonders empfindlich sind:
Plötzlich war der Hengst wieder hoch, schon saß Alexander auf seinem Rücken. Jetzt versuchte der Hengst eine andere Taktik. Er stürmte davon, spram, i her den niedrigen Koppelzaun und raste über die Koppeln dahin, daß Nackschauenden meinten, der '-'eiter müsse jeden
Augenblick herabskürzen.
Aber Alexander hatte -jetzt den Hengst da, wohin er ihn haben wollte.
Er ließ ihn lausen.
Die Koppel war zu Ende. Der Hengst stürmte nur so über den Koppelzaun, lief über den Rain hinweg mitten in den weichen Äcker.
Alexander wußte, daß der Hengst jetzt ausgespielt hatte, in dem lockeren Boden verging ihm bald der rasende Galopp.
Und es war so. Das trat schon nach wenigen hundert Metern ein.
Jetzt setzte nun der Reiter Trumpf auf und trieb den Hengst mit Peitsche und Sporen vorwärts, daß ihm der Angstschweiß aus allen Poren kam.
Er fühlte, wie das Pferd unter ihni zitterte und dampfte. Er war naß vom Pferdeschweiß bis aus die Haut, aber er gab nicht nach, trieb das Pferd noch eine Viertelstunde im Kreise herum und dann dirigierte er es dem Stalle zu.
Als er vor dem Stall hielt und Alexander vom Rücken sprang, da wollten die Knechte zupacken. Aber sie hatten es nicht mehr nötig. Der Hengst, der am ganzen Leibe zitterte, stand still wie ein Lamm.
„Trocken reiben! Decken her!" kommandierte Alexander und die Knechte liefen. Zwei Mann rieben ihn dann wohl eine Viertelstunde lang. Währenddessen stand Alexander vor dem Hengst und ließ ihn nicht aus den Augen und gab ihm noch ein Stück Zucker. Kurz danach legte er den Kopf auf Alexanders Schulter, als wenn er sich ausruhen wolle.
Alexander drehte sich zu Tessa herum, die mit leuchtenden Augen zugesehen hatte und sagte froh: „Ich glaube, wir haben ^etzt gewonnen."
„Ja!" entgegnete Tessa. „Sie haben ihm den Meister
gezeigt! Sie find ein Reiter, Herr Alexander! Meine: Hochachtung!"
„Ein Lob von Ihnen freut mich!" entgegnete Alexander dankbar.
Der gute Pepi schwamm inzwischen in Seligkeit, denn Lader hatte ihm aus Wien ein herrliches Buch mitgebracht, das jetzt für Pepi das Buch der Bücher bedeutete.
„Wiener Kochbuch" lautete der Titel des Buches.
Pepi war überglücklich, jawohl, jetzt wollte er kochen!
Hui.. was gab's da für delikate Sachen, die ausführlich beschrieben waren. Jetzt würde er ihnen mal zeigen, was er leisten konnte. Den ganzen Tag lief er mit seinem Kochbuch herum.
„Was Habens da für ein Buch?" fragte die Theres neugierig.
Pepi wurde verlegen. „Des .. des ist a Geschäftsbuch für mich! Wissens, Theres, i zerbrech mir schon den ganzen Tag den Kopf, mit was i der Herrschaft a mol ganz besonders imponier'!"
„Zeigens das Buch nur a mol her!"
„Na, na, des ist mein Geheimbuch! Wissens was! I werd' den Sonntag einmal kochen! Net wahr? Was ganz feines! Erst ein Sm-'eii! Und zwar ein Kaiser» jager-Suppen!"
„Die kenn' i net!"
„Glaub's wohl! Des ist so eine Spezialität von mir! Da hat schon der Esterhazy zu mir g'sagt: Pepi . . das hast fein g'macht!"
„Für den Habens kocht?"
„Nu freili ... nur für feinste Herrschaften!"
„Net möglich!"
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