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^ 167. Amts- und ÄnzeigeblatL für den Bezirk Calw. 81. Jahrgang.

ÄrscheinungStage: Dienstag, Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. JnsertionspreiS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt and vezirtSorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Sonntag, den 21. Oktober 1906.

Abonnementspr. in d. Stadt pr. Biertelj. Mk. 1.10 incl.Trägerl. Vierteljahr!. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortSverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

Tagesnenigkeiten.

(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.) Das K. Ministerium der Auswärtigen Angelegen­heiten, Verkehrsabteilung, hat am 12. Okt. d. I. die Stationsmeisterstelle in Althengstett dem Expedienten Abele in Jagstfeld über­tragen.

Stammheim 19. Okt. Die hiesige Schaf­weide, die seither von 2 Schäfern befahren wurde, hat nun Schafhalter Schaible von hier allein gepachtet und bezahlt 1385 ^ pro Jahr, 500 ^ mehr als letztes Jahr. Auch anderorts werden für Schafweiden höhere Preise erzielt als in den Vorjahren, eine Erscheinung, die in den gesteiger­ten Wolle- und Fleischpreisen ihren Grund haben dürfte.

Deckenpfronn 19. Okt. Hopfen werden hier immer noch verkauft und zwar zu 5560 ^ per Ztr. gegen 95 ^ zu Anfang des Hopfengeschäfts. Es lagern hier noch kleinere Partien.

Von der Aid, 19. Okt. Ermutigt durch die vorjährigen hohen Preise (20 ^ per Ztr.) für Linsen wurden diese Heuer viel häufiger angebaut. Der Anbauerfolg war jedoch infolge Ungunst der Witterung und Hagelschlag kein guter. Dagegen werden für den Ztr. 2325 bezahlt, ein Preis, der nicht nur den Anbau sehr gut lohnt, sondern auch die Preise um über das Doppelte übertrifft.

Stuttgart 19. Okt. Eine Versammlung der Vorstände des sozialdemokratischen Vereins und der vereinigten Gewerkschaften beschäftigte sich gestern Abend wiederholt mit der Wurst, teuerung. Die von der Metzgerinnung gemachten Zugeständnisse wurden als ungenügend bezeichnet,

und die Organisationsleiter wurden beauftragt, mit dem Jnnungsvorstand weitere Verhandlungen herbeizuführen, um eine weitere Preisherabsetzung, besonders der Stückwürste, zu ermöglichen.

Stuttgart 19. Okt. Die Kammer der Abgeordneten hat heute den Gesetzentwurf über das Unschädlichkcitszeugnis mit 49 gegen 14 Stimmen des Zentrums und den Gesetzentwurf betr. die Rechtsanwaltsgebühren mit sämt­lichen 64 abgegebenen Stimmen angenommen und sodann den dringlichen Antrag der Volkspartei betr. die Notlage der Weingärtner beraten, in dem die Regierung ersucht wird, Erhebungen über den Ausfall des Herbstes und die wirtschaft­liche Lage der Weingärtner anzustellen, den be­drängten Weingärtnern für das laufende Jahr die Grundsteuer nachzulassen und die Einkommensteuer für die Dauer von 2 Jahren zu stunden, ferner Notstandsdarlehen an Genossenschaften oder Ge­meinden zur Verfügung zu stellen, Notstandsarbeiten zu veranstalten und im kommenden Jahre durch Belehrung eine organisierte Bekämpfung der Reb- krankheiten zu veranlassen sowie für weitere Instruk­teure und die Bekämpfungsmittel entsprechende Summen in den nächsten Etat einzustellen. Im Laufe der Debatte die sich an den Antrag knüpfte, wurde von Rednern aller Parteien zum Ausdruck gebracht, wie die anfangs guten Hoffnungen der Weingärtner trotz aller Mühe im Laufe des Jahres durch Regen und Krankheiten zu Nichte geworden und die Weingärtner durch das Mißjahr in eine große Notlage geraten seien, sodaß sie der Zukunft mit Sorgen entgegensehen und staatliche Hilfe dringend erforderlich sei. Das Mitgefühl mit dem arbeitsfreudigen und, wie der Abg. Dr. Wolf hervor­hob, noch von wahremGottvertrauen beseelten Winzer­stande wurde auch von der Regierung geteilt. Minister v. Pischek erklärte sich im ganzen mit dem Antrag einverstanden, bezeichnet aber als Voraussetzung für ein Eingreifen der Regierung die statistische Feststellung des Wetnertrags. Die Empfänger der

Notstandsdarlehen würden aber nicht die Genossen­schaften, sondern die Gemeinden und Amtskorpo­rationen sein müssen. Mit den Notstandsarbeiten, die überdies während des Winters nicht ausge­führt werden könnten, während dann im Frühjahr die Arbeit im Weinberg beginne, habe man keine guten Erfahrungen gemacht. An Belehrung habe es bisher keineswegs gefehlt und das Verlangen, daß der Staat die Kosten für die Beschaffung der Bekämpfungsmittel aufbringe, gehe zu weit; das sei Sache der Gemeinden. Finanzminister v. Jeher sah in dem Notstandsdarlehen die wirksamste Maß­regel und versprach, hierfür die nötigen Mittel be­reit zu stellen. Ein Nachlaß der Grundsteuer würde wenig nützen, da auf 1('s Morgen Weinberg nur etwa 65 A Grundsteuer kommen und es sich des­halb nicht lohne, den umständlichen Apparat der Einbringung eines Gesetzes über den Nachlaß dieser Steuer in Bewegung zu setzen. Eine Stundung der Einkommensteuer zu beantragen, sei nicht nötig, da das Gesetz bereits die Berücksichtigung einer solchen Notlage zulasse. Das bereitwillige Ent­gegenkommen der Regierung fand dankbare Zu­stimmung. Auf politisches Gebiet wurde die De­batte von dem Abg. Vogt (Bbd.) hinübergespielt, der der Volkspartei zu verstehen gab, daß es eines solchen Antrags gar nicht bedurft hätte, wenn sie in ihrer Wirtschafts- und Zollpolitik einen anderen Standpunkt eingenommen und für einen genügenden Schutz deS heimischen Weinbaues gegen die die Preise drückende ausländische Traubenmaische gesorgt hätte. Dem wurde, namentlich von dem Abgeord­neten Liesching, entgegengehalten, daß die Freunde Vogts die Schuld an den hohen Lebensmittelpreisen tragen und daß die Zölle zudem keinen Einfluß auf die Verhältnisse des württ. Weinbaues hätten, was von dem Abg. Dr. Wolfs unter Berufung auf das Gutachten eines Heilbronners, der Gegner der jetzigen Zollpolitik ist, sowie mit dem Hinweis darauf entschieden bestritten wurde, daß auch der Bauernbund der Oeffnung der Grenzen zustimmen würde, wenn er die Ueberzeugung haben könnte,

Sein Dämon.

Roman von Franz Treller.

(Fortsetzung.)

Der Türhüter in Towertown wußte nicht, ob Doktor Wood, der Besitzer und Leiter der Anstalt, zu sprechen sei, der Sheriff erklärte ihm aber, daß er Einlaß kraft seines Amtes begehre und zwar sofort. Der eingeschüchterte Türhüter ließ hierauf die Herren ein.

Zu Mr. Wood geführt, fand Ellinghaus einen schlanken Herrn in mittleren Jahren mit einem klugen, nicht unschönen Gesicht vor sich, der den Besucher mit weltmännischer Höflichkeit und Sicherheit empfing. Hatte ihm der Besuch des Sheriffs Schrecken eingeflößt, wußte er es gut zu ver­bergen, aber in seinen Augen lag etwas Lauerndes, was Ellinghaus nicht entging.

Wood nötigte zu sitzen; während er den Advokaten und Ellinghaus verstohlen musterte, sagte er:Ich bin begierig zu hören, was mir die Ehre verschafft, den Sheriff der Grafschaft bei mir zu sehen." Er schien Ellinghaus nicht wiederzuerkennen.

Ich erscheine hier," erwiderte dieser, sofort zur Sache kommend, um Auskunft über den Ihnen am 12. Februar d. I. anvertrauten Patienten Arnold von Hohenthal zu bitten."

Ellinghaus, der den Irrenarzt fortwährend scharf im Auge behielt, gewahrte, wie dieser leicht zusammenzuckte, aber so wenig bemerkbar, daß es den beiden anderen Herren entging, gleich darauf aber in seiner ge­schmeidigen Weise erwiderte:Ach, Sie sprechen von dem deutschen Farmer? Leider habe ich ihm weder das Licht der Vernunft wiederzugeben, noch ihn

am Leben erhalten können, er ruht seit Monaten auf dem kleinen Kirch­hofe des Dorfes."

Von wem wurde Ihnen der Kranke anvertraut?"

<Von seiner sehr um ihn besorgten Gattin, die in Rocksville zu Hause ist."

Woran starb der Mann?"

Ich möchte mir doch die Frage erlauben, ob ich hier ein Verhör bestehe?" fragte höflich Mr. Wood.

Ja," erwiderte der Sherif trocken,ich bin hier in meinem amt­lichen Charakter."

Eine Lungenentzündung, deren ich nicht Herr zu werden vermochte, machte seinem Leben, sehr zu meinem Bedauern, rasch ein Ende."

Sie haben das Verdikt des Coroners?"

«Gewiß, Sir!"

Woran litt der Mann sonst?"

An Wahnvorstellungen, die ihn für seine Umgebung gefährlich machten."

Sie besitzen die gesetzlich vorgeschriebenen Zeugnisse über seinen ursprünglichen Krankheitszustand?"

Ich besitze sie."

Die Sicherheit des Arztes war imponierend.

Sie werden sie mir vorlegen, Sir."

Sofort."

Wood ging an einen Sekretär und entnahm einem der Fächer einige Papiere und legte sie ruhig dem Sherif vor.

Da» war das Verdikt des Coroners, welches dahin lautete, daß Arnold