Rundfunk ohne Führung
(Bon unserem Berliner Mitarbeiter)
Der Rundfunk ist heute in der ganzen Welt ein kulturpolitisches Problem. Er ersetzt zwar nirgends die Elemente der Bildung, noch macht er geistig gehaltvolle Zeitungen überflüssig. Er trägt jedoch den Widerschein des geistigen und künstlerischen Lebens in jedes Haus, und er kann, richtig ge- handhabt, zu einem volkserzieherischen Instrument des Staates werden. Dazu ist jedoch notwendig, daß der Staat gewillt ist, Kulturpolitik zu treiben.
Mit zunehmender Sorge stellen gerade die nationalbewuß- ten Teile des deutschen Volkes fest, daß der Rundfunk seit der Machtverlagerung im Reich und in Preußen völlig führerlos geworden ist. Der Reichsrundfunkkommissar Scholz, der zu Beginn dieses Jahres plötzlich sein nationalsozialistisches Herz entdeckte und vor einigen Wochen wieder aus der Partei ausschied, nicht ohne Adolf Hitler seine Treue auch fernerhin zu bekunden, hat bisher in einer Art und Weise versagt, die zu einer Krise der Rundfunkgestaltung geworden ist. lieber bürokratische Maßnahmen und willkürliche Stellenbesetzungen ist der Reichsrundfunkkommissar noch nicht hinausgekommen. Obwohl er Zeit hatte, sich monatelang auf sein Amt vorzubereiten, haben alle seine Maßnahmen bisher lediglich den Eindruck einer vollkommenen Planlosigkeit gemacht.
Die Feststellung vom Versagen der Rundfunkpolitik ist keine Erfindung der Linken. Die gesamte Rechte ist ebenfalls von Scholz und seinen unfähigen Helfern abgerückt. Selbst in der der Regierung nahestehenden „D.A.Z." kommt der bekannte Theaterkritiker Fechter zu einer vernichtenden Kritik. Die einzelnen Sendegesellschaften sind vollkommen verwirrt. Kein Regisseur weiß, woran er ist. Berlins Rundfunkprogramm ist ausgesprochen schlecht. Statt einer zeitgemäßen Programmgestaltung, die gerade auf die in der Rechten vorhandenen Kräfte zurückgreift, verfährt man nach der Schablone und vermeint, Nationalgefühl allein durch Militärmärsche ersetzen zu können. Keiner der geistigen Führer des jungen Deutschlands ist bisher im Rundfunk zu Worte gekommen. Eine tötende Langeweile geht von den Sendern aus. Die Schuld tragen nicht die teilweise außerordentlich begabten örtlichen Spielleiter, sondern das hoffnungslose Versagen des Reichsrundfunkkommissars. Der Reichsinnenminister Freiherr von Gayl ist zweifellos ein Mann, der eine tiefe Verantwortung gegenüber seine nicht nur verwaltungstechnischen, sondern auch kulturpolitischen Aufgabe empfindet. Es ist an der Zeit, daß er unbeschadet der Parteizugehörigkeit einmal gründlich nach dem Rechten sieht. Eine Regierung kann nur dann ihren Herrschaftsanspruch rechtfertigen, wenn sie ihn kulturpolitisch unterbaut.
Grotz-Schacher i» Genf
Kolonien für Deutschland?
In Genf zerbricht man sich zur Zeit den Kopf, wie man Deutschland wieder versöhnen könne. Man ist nun dort auf folgenden Gedanken gekommen. Japan will bekanntlich wegen des Mandschureistreites den Völkerbund verlassen und nach französischem Vorbild einen asiatischen Völkerbund gründen. In diesem Falle soll nun Japan bewogen werden, die deutschen Kolonien, die es verwaltet, zurückzugebcn. Wir würden allerdings nur einen Teil unserer ehemaligen Südseekolonien wieder erhalten, da Neuguinea australisch bleibt und die an Phosphatlagern unermeßlich reiche Insel Nauru sowie Samoa, „die Perle der Südsee", würden von dem englischen Kolonialreich nicht herausgegeben.
Es ist überhaupt sehr fraglich, ob Japan die deutschen Südseekolonien ohne weiteres Preisgeben würde. Der Völkerbund wäre imstande, uns eine Wiedereroberung dieser Kolonien anheimzustellen, und vielleicht bleibt Japan im Völkerbund, wenn es seinen Austritt mit einigen Kolonien bezahlen müßte.
Schließlich ist der wirtschaftliche Wert der in Betracht kommenden Inseln und Landstriche derart gering, daß wir auf diesen Schacher niemals eingehen können. Uebrigens stehen uns die Kolonien auch ohne deutsche Gegengabe zu.
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Berlin, 4. Oktober. In dem Schlichterbezirk Pommern sind vom 28. Sept. bis 3. Okt. rund 2600, im Schlichterbezirk Westfalen in der gleichen Berichtszeit rund 24-0 und im Schlichterbezirk Mitteldeutschland 3200 Neueinstellungen erfolgt.
Die Gisenbauern
Roma« von Rudolf Utsch
(Copyright 1931 bh Verlag Alfred Bechthold in Braunschweig) 35. Fortsetzung.
„Was — hast — du?" fragte sie wieder und blickte ihn entgeistert an. Eine furchtbare Angst lag in ihren Zügen.
Er stand zitternd und bebend vor ihr — mehrmals öffnete er den Mund, doch die Worte blieben ihm in der Kehle stecken.
„O Heiner, sag doch, was ist denn?"
Da fiel er mit einem dumpfen Stöhnen vor ihr auf die Knie, das Gesicht von stürzenden Tränen überströmt, und schrie heiser:
„Der Onkel — der Onkel!!... Gott!!... Mutter — Mutter!"
Die alte Frau Preßte die Hände aufs Herz, sie war todbleich.
„Heiner!"
„Ich — ich -- habe ihn — erschossen!!"
Das letzte furchtbare Wort war noch nicht ganz ausgesprochen, da fiel die Mutter mit einem schrillen Aufschrei, wie Plötzlich gelähmt, in Len Sessel zurück.
Er lag heulend vor ihr aus dem Boden.
Auf einmal hob er den Kopf und sah auf seine regungslose schreckensbleiche Mutter. Dann erhob er sich. In seinem Gesicht malte sich die Verzweiflung.
Er torkelte hinaus auf den Flur. Dort nahm er die «Amte und lud sie von neuem. Dann stampfte er polternd die Treppe hinauf.
^ Seine Mutter kam wieder zu sich. Sie hörte ihn auf den Speicher gehen — sie ahnte, Wasser dort tun wollte. Sie stand aus, ihre Knie wankten. Doch sie mußte ihm nach, um noch ein größeres Unheil zu verhüten ...
. Vor dem Hause liefen Knechte und Mägde zusammen. Sie tu,chelten leise und warfen besorgte Blicke auf das Haus.
Alle ihre Kräfte zusammenraffend, schleppte sich die Mutter brS zu der Treppe, die zum Speicher führte. .Hier brach pe erichöpft zusammen. Doch die Angst, die schreckliche Angst, gab ihr neue Kraft.
„Gütiger Gott, hilf mir!" tönte es gepreßt durch das Hauv.
Mit Händen und Füßen arbeitete sie sich auf der Treppe Weiter. Bald konnte sie Len Speicher überblicken. Da stand der Heiner, ihr einziger Sohn — sie sah die dunklen Umrisse seiner hohen Gestalt — sie sah die Flinte vor ihm, der Lauf war auf seinen Kopf gerichtet — sie sah, wie er mit einem
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— Der Herr Staatspräsident hat den Handelsrichter- Arthur Schmidt, Kommerzienrat, in Firma Haueisen <L Sohn AG- in Neuenbürg, seinem Ansuchen gemäß von dem Amt als Handelsrichter bei der Kammer für Handelssachen an dem Landgericht Tübingen enthoben.
(Wetterbericht.) Bei Island tritt eine neue Depression in Erscheinung. Für Donnerstag und Freitag ist Fortdauer des kühlen, leicht veränderlichen Wetters zu erwarten.
Herrenalb, 4. Okt. (Vom Männergesangverein Liederkranz".) Ter Verein hielt am letzten Samstag bei Mitglied W. Boos z, Bahnhof seine Generalversammlung unter Teilnahme von 60 Mitgliedern. Nach der Begrüßung durch den >. Vorstand Karl Schweizer ließ Hanptlehrer Heiland in Vertretung des Chormeisters Breymaher den Schwäbischen Sängerspruch und „Deutschland, dir, mein Vaterland" erklingen. Der Jahresbericht des Vorstandes kennzeichnet das vergangene Geschäftsjahr als außerordentlich arbeitsreich und gibt die Zahl der Aktiven mit 58, die der Passiven mit 91 an neben 16 Ehrenmitgliedern. Es folgt die Ehrung der Toten: Albert Schweizer und Herm. Waid- ner als Ehrenmitglieder, Ernst König, Karl Hoffmann, Friedrich Krause und August Walther als Passive. Die Vereinsarbeit wird wesentlich erschwert durch manchmal schwachen Besuch der Singstunden, weshalb der Ausschuß beschlossen hat, die Satzungen hiefür künftig rücksichtslos zur Geltung zu bringen. Das öffentliche Auftreten des Vereins bei 11 Beerdigungen, am Totensonntag, auf Weihnachten (auch mit gemischtem Chor), in der Nenjahrsnacht (besonders eindrucksvoll) und zum Osterfest (wieder mit gemischtem Chor), beim Familienabend des Schwarzwaldvereins brachte ausnahmslos erfreuliche Erfolge. Beim Trachtenfest stellte der Verein eine besondere Gruppe. Die Hauptarbeit galt dem 11. Deutschen Bundessängerfest in Frankfurt, über welches der „Enztäler" einen später vom Schriftführer verlesenen Bericht brachte. Die gesamte Vorstandschaft, der Dirigent, der Schriftführer, der Kassier haben durch ein sehr hohes Maß von Vorarbeiten den bleibenden Dayk des Vereins erworben. Die Auslagen blieben um 100 RM. hinter dem Voranschlag zurück. Zum Schluß gab der Vorsitzende die Richtlinien für die Verhandlungen bekannt; daß sie auf günstigen Boden fielen, zeigte der ruhige, harmonische Verlauf der Aussprache. Den Geschäftsbericht mit den sorgfältig ausgezeichneten Einzelheiten verlas Schriftführer W. Weißinger. Von günstigem Kassenstand konnte Kassier R. Kälin Kunde geben. Das meiste Interesse beanspruchte der eingehende Bericht des Vorsitzenden über die Teilnahme am Sängerbundesfest. Der Verein hat zum erstenmal als tätiges Mitglied des Schwab. Sängerbundes mitgewirkt und trotz zahlreicher Hemmungen eine stattliche Sängerzahl nach Frankfurt gebracht. Höhepunkte waren das 2. Hanptkonzert, die Stadionkundgebung und der überwältigende Festzug. Aus der Schwäb. Sängerzeitung verlas der Vorsitzende die Pressestimmen über die Sondervorträge des Schwäb. Sängerbundes, die durchweg begeistertes Lob spendeten; ferner den Dank des Deutschen Sängerbundes an die Fcstteilnehmer, die musikalischen Eindrücke vom Fest, die Ehormeister Beh-Göppingen in lichtvoller Darstellung zusammenfaßte. — Die Wahlen leitete Apotheker Gietl humorvoll und mit vollendetem Geschick. Als Zeichen unerschütterlichen Vertrauens ergab sich Wiederwahl der Vorstandschaft: 1. Vorstand Karl Schweizer, 2. Vorstand Heinrich Romoser, Schriftführer Wilhelm Weißinger, Kassier Rudolf Kälin, Stimmführer 1. Tenor Gottlob Pfeiffer, 2. Tenor Hermann Waidner, 1. Baß Wilhelm Zibold, 2. Baß Arnold Gräßle, dazu als Vertreter der Passiven Otto Kult. Unter den vortrefflich dargebotenen Chören nennen wir noch besonders die sehr dankbare Wengert'sche Komposition „Jägerwerben". Nach Abwicklung der Verhandlungen gedachke mau noch des Geburtsfestes unseres allverehrten Reichspräsidenten. Noch ein aufmunterndes Wort an die Heranwachsende Jugend: Eine Vereinsleitung, die so begeistert lind tatkräftig den hohen Idealen des deutschen Ehorgesangs sich hingibt, darf Wohl die Erwartung aussprechcn, daß die Jugendlichen mehr als bisher in Verträglichkeit und geschlossenem Zusammenhalt der altbewährten Sängerschaft sich anschließen und mit ihr singen „von allem Hohen, was Menschenherz erhebt". So möge die Vcreinsarbcit zu weiterem Gedeihen führen!
Stock bemüht war, den Hahn der Waffe nach unten zu drücken.
„Heiner, um Christi Willen... halt ein!! Heiner, Halt ein!!"
Er zuckte zusammen. Der Schuß ging dröhnend los. Die Kugel streifte seine Stirne und bohrte sich in einen Balken des Daches. Tie Waffe entsank seiner Hand. Er sah sich um und erblickte seine Mutter, die ohnmächtig halb auf der Treppe und halb aus dem Boden des Speichers lag.
Dieser Anblick gab ihm die Vernunft zurück. Er fühlte sich an den Kops und ächzte laut. Dort lag seine Mutter, ohnmächtig und kraftlos. Er fühlte auf einmal ihre große Liebe — er sah aus ihrem Gesicht den Schmerz und die Angst der letzten Minuten. Der Wahnsinn der vergangenen Stunde verließ ihn. Ueberlegung und Ernüchterung kehrten allmählich wieder. Was hatte er tun wollen?... Wäre seine Mutter nicht gekommen, so lag er jetzt hier mit zerschmettertem Kopfe. Ihre Stimme hatte den Lauf der Waffe gewendet. Er dachte weiter — an Gott — an die Ewigkeit... Ein kalter Schauer überlief seinen Körper.
Er beachtete nicht Las Blut, das ihm übers Gesicht lief und auf die Brust tropfte. Langsam ging er auf seine Mutter zu, hob sie behutsam und liebevoll auf die Arme und trug sie vom Speicher hinunter ins Haus. Unten im Flur begegnete er dem Gesinde, das ihn mit Gebärden der Angst und des Schreckens betrachtete. In der Wohnstube legte er sie in den Sessel. Das nachdrängende Gesinde wies er mit einer stummen Geste zurück.
Nach kurzer Zeit kam seine Mutter wieder zu sich. Als sie ihn vor sich stehen sah, leuchtete es schwach in ihren Äugen auf.
„Beruhige dich jetzt, Mutter, ich tue nichts mehr, was du nicht willst!"
„Lebe Wohl, Mutter!... Ich habe gesündigt an dir und dem Onkel. Ich weiß, was ich getan habe — ich muß büßen!"
Sie nickte leicht. Er ließ ihre Hand los, küßte sie auf die Stirn und wollte hinaus. Ein schwacher Ruf von ihr brachte ihn wieder zurück.
„Wo willst du hin, Heiner?"
„Aufs Gericht!"
„Willst du dich stellen?"
„Ja!" -
„Tue es nicht, Heiner!" flehte sic.
„Ich muß es doch, Mutter!"
„O Gott, Heiner! "
„Was kann ich sonst?"
Sie antwortete in weinerlichem Tone: „Nicht aufs Gericht! Tue es nicht, Heiner! Man verurteilt dich... Heiner, nicht aufs Gericht! Noch keiner von uns war da — noch keiner!"
»Ich muß es doch, Mutter! Noch keiner von uns tat das, was ich getan habe!"
Schömberg, 3. Sept. Leider mußte uns unser zweiter evangelischer Geistlicher Parochial-Vikar Wagner verlassen. Er ist als Stadtpfarrverweser in die Oberamtsstadt Vrackeu- heim versetzt worden. Nicht nur die Einwohner und Kurgäste von Schömberg bedauern seiner. Weggang, sondern auch die Gemeinden unseres Kirchspiels, Oberlengenhardt, Schwarzenberg, Jgelsloch und Bieselsberg. Znm Nachfolger wurde der bisher in Gräfenhansen tätig gewesene Vikar Grözinger aus Sturtgart ernannt, der sein Amt bereits angetreren hat.
Schömberg, 3. Okt. Flaschnermeister Gustav Weber und Frau Anna geb. Wild konnten am Samstag das Fest der silbernen Hochzeit begehen. Von allen Seiten gingen dem Jubelpaar Glückwünsche zu. Am Abend brachte der Gesangverein „Germania" Schömberg ein wohlgelungenes Ständchen.
Herbstfreuden im Hausgarteu
Die Zeit der Erfüllung ist da! Fruchtbeladene Obstbäume, — weniger wie im Vorjahre — erfreuen unser Auge, im Gemüsegarten stehen unsere Psleglinge Kopf an Kopf in Parade- aufstellnng, und der Farbenreichtum im Blumenbeet ist mit Worten nicht zu schildern. Doch nun hebt auch das Herbsten an und die Hände müssen sich wieder fleißig rühren. Im Ziergarten ist nach dem letzten Rasenschnitt und allgemeiner Reinigung nicht viel zu tun, nur ist der Boden für die geplanten Nenpflanzungen vorzubereiten. Die Namen der vorgesehenen Sträucher sind doch notiert? Sehr zu empfehlen ist die Bereithaltung leichter Schutzvorrichtungen für Dahlien und andere Blutenpflanzen, denn schon in der Uebergangszeit zum Oktober kann leicht ein Nachtfrost auftreten, wonach aber gewöhnlich noch eine Wärmeperiode kommt, so daß man sich an seinen durch Frostschntz erhaltenen Blumen noch lange erfreuen kann. Der Gemüsegarten steht im Zeichen der Ernte. Spinat wird gesät, Salat gepflanzt, Endivien aufgebunden usw., für Erdbeerumpflanzungen ist es nun die allerhöchste Zeit. —
Die meiste Aufmerksamkeit erfordert jetzt die rechtzeitige Ernte des Herbstobstes. Ganz besonders ist auf die sogenannte Pflückreife der edlen Herbstbirnen zu achten, die dann eingetreten ist, wenn sich bei Änheben der Frucht diese leicht vom Zweige löst. Der Pflückreife folgt die Lagerreife am geeigneten Ort. Die späten Kernobstsorten lasse man so lange wie möglich am Baume hängen; selbst ein leichter früher Nachtfrost schadet ihnen nicht, doch stütze man die vollen Aeste gut. Das Stützen der Früchte ist namentlich auch für die besonders großen Schau- und Tafelfrüchte bezw. Spalierfrüchte notwendig. Dies geschieht durch kleine unter den Früchten befestigte „Holztische" oder entsprechende Vorrichtung aus starkem Draht, am einfachsten aber, indem man mit einem Bastfaden den Stiel der Frucht mit dem Fruchtzweig verbindet, fo daß diese nicht herunterfallen kann. Steinobstbäume können nach der Aberntung unbedenklich ausgelichtct werden, die abgeschmt- tenen Zweigteile sind zu verbrennen. Hs.
Do« der Landrvirtfchaftsfchule in Calw
Die Landwirtschaftsschule Calw wird, wie aus einer oberamtlichen Bekanntmachung vom 5. August hervor- geht, am 3. November wieder eröffnet. Die Anmeldungen zum Schulbesuch haben bis spätestens 15. Oktober bei Landwirtschaftslehrer Pfetsch in Calw zu geschehen. Neneinzntretende Schüler und Schülerinnen müssen das 17. Lebensjahr zurückgelegt haben. Mit der Anmeldung sind ein Geburtsschein, ein Leumundszeugnis, die Schulzeugnisse und die Einwilligung des Erziehungsberechtigten znm Besuch der Schule vorznlegen; die Schüler haben weiterhin den Nachweis einer mindestens 1)4 jährigen Tätigkeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb zu erbringen. Das Schulgeld beträgt für den oberen Kurs 35 RM., für den unteren Kurs,40 RM. Bedürftigen Schülern und Schülerinnen kann aus Antrag das Schulgeld ganz oder teilweife erlassen werden. Diejenigen Schüler, die während des Schulbesuches in Calw wohnen müssen, haben in der Jugendherberge sehr günstige und billige Wohngelegenheit. Weitere Auskunft erteilt der Schulvorstand. Es wäre sehr zu wünschen, wenn von dem in jeder Hinsicht nützlichen Schulbesuch auch von Bezirkseinwohnern reichlich Gebrauch gemacht würde.
„Fliehe ins Ausland!" flüsterte sie gequält. „Irgendwohin
_ Du wärst ja sonst der erste von uns, der vor Gericht
käme! Die Schande..."
Er schwieg.
„Flieh nach Amerika, Heiner!"
„Nach Amerika, Mutter?... Es geht doch nicht!"
„Doch — doch! Nur nicht aufs Gericht! Das könnte ich nicht überleben!"
Er stand unentschlossen vor ihr.
„Werde wieder ein anständiger Mensch, Heiner!"
„Ich — ich..." Er fühlte sich an den Hals.
„Geh, Heiner, sonst holt man dich... Vergiß nicht, dir Geld mitzunehmen!"
„Gut, so will ich fliehen!"
„Heiner, mach mir keine Schande mehr!"
„Nein, Mutter!" Wie ein Schwur kam es über seine Lippen, und er drückte fest ihre Hände.
„Ich werde für dich beten, Heiner!"
Er ging auf sein Zimmer. Dort setzte er sich einen Hut auf und zog einen Mantel an. Als er sich mit der Hand übers Gesicht fuhr, klebte Blut an ihr. Er stellte sich vor den Spiegel. Er sah entsetzlich aus. Rasch nahm er ein Handtuch, tauchte es in ein Wasserbecken und wusch sich das Blut ab. Aus einer Truhe holte er einen Beutel mit Geld und steckte ihn in die Tasche. Dann schritt er wieder hinaus...
Seine Mutter hörte ihn über den Flur gehen. An der Türe der Wohnstube blieb er noch einmal stehen. Sie vernahm seine tiefen Atemzüge.
„Auf Wiedersehen, Mutter!"
Er wartete noch auf ein Abschiedswort. Die alte Frau umklammerte die Sessellchne. Ihr Mund blieb stumm — nur ihre Augen weinten...
Da ging er weiter — und allmählich verhallten seine Schritte auf dem Hofe...
Nicht den Weg zum Bahnhof wählte er, sondern über die Berge lief er von dannen, ohne Ziel. Nur noch einmal wandte er sich um und warf einen Blick auf die Heimat. Eben breiteü der Abend seine schwarzen Fittiche über Wald und Flur aus-
„Vorbei!" sagte Heinrich zu sich selbst. „Ich habe die Heimät verloren!"
Drunten lispelten die Wasser der Sieg ihre gewöhnlichen Weisen. Auch sic sind heimatlos, dachte er, auch sie müssen rastlos wandern, können sich nicht anfhalten bei den Bergen, die ihnen den Ursprung geben. Unablässig ziehen sie westwärts _
Er sah hinauf zum Himmel, an dem die Wolken, hell flammend in den letzten Strahlen der untergchenden Sonne, eilig über die Berge zogen. „Auch sie sind heimatlos", murmelte er, „auch sie müssen wandern, müssen sich fügen einer allmächtigen und weise leitenden Hand, müssen sich beugen ewigen Gesetzen..."
-Fortsetzung folgt.)