Gedanke« über »Die kleine Stadt-
Großstadt, Großstadt, das ist die Losung Stur in der großen Stadt finde ich das, was mich fördert was mich zu dem macht, was ich als Berufurig in mir fühle, mich nicht nur als schaffende Kraft ins Weltgetriebe stellt, sondern auch meinen inneren Menschen bereichert und vollendet — so sagen Tausende von jungen Menschen. Sie streben mit heißer Sehnsucht und voller Kraft fort aus der kleinen Stadl, in der sie sich schon verallgemeinert, verkümmert, in deren selbstverständlicher Alltäglichkeit sie sich untergegangen wähnen. Ach du liebe kleine -Stadt, wie sehr tut man dir doch unrecht! Wenn du nicht wärest, wo sollten wohl die alten Leute hin, sie, die müde sind vom Lebenskampf? Ilnd die alle, die nicht das Geld haben, draußen in großem Stil mittun zu könne-' und auch nicht die körperlicher: Kräfte besitzen, täglich weite Wege Zu rennen, sich in Straßenbahnen und Autobusse hineinzuzwLugen, nicht soviel Atem haben, um einen langen Wettlauf auszuhalten, und auch nicht die Ellenbogen, die durchaus Bedingung sind in der großen Stadt?
Ach, da lobe ich mir doch die kleine Stadt! Da fließt der Strom des Lebens gemächlicher, er rauscht nicyr daher in rasenden Katarakten, da hat man überallhin so hübsch nah, zur Arbeit und zur Erholung und — zum Friedhof, der doch unser allerletztes Ziel ist. Freilich, man hat den Nachbar nah aus dem Halse; es ist wie im Andersenschen Märchen: spürt man den Rauch aus dem Schornstein nebenan, streckt man den Finger in die Luft und leckt dann an ihm, so schmeckt man gleich, was der drüben sich kocht, obs was Leckeres ist, Gänsebraten mit selbstgemachten Eiernudeln, oder eine magere Wassersuppe. Aber ist das in der großen Stadt nicht evenso? Nur daß der Gänsebraten dort teurer ist. — Ich bin ein begeisterter Lobredner der kleinen Stadt. Vielleicht bin ichs in der Jugend auch nicht gewesen, sicher nicht, aber nun frage ich: Muß man denn dumm sein, wenn man irr der kleiner: Stadt lebt, zurück sein in Bildung und Kultur, vorsintflutlich in der äußeren Erscheinung, altmodisch in seinen Ansichten? O nein, man kann sehr modern sein. Man hat ja so viel mehr Muse, sich in das zu versenken, was uns die Vorwelt an unvergänglichen Werken hinterlassen hat, wie sich in das einzuleben, was eine neue Welt an Neuem aufbaut. Man kann lesen, darüber Nachdenken an wunderbaren stillen Abendei:, an denen der Mond über die Dächer der Häuser spazieren geht, nicht hinter ihrer himmelragende:: Höhe angerußt und beschämt versinken muß. Abende, an derren der Tust aus Gärten irr die geöffneten Feigster steigt und ein voller goldner Mond seine Strahlei: übers Fenster
brett zu uns hereintanzen läßt. Wir hören nicht das dumpfe, aus Wagenrollen und Autogetute unbestimmt gemischte, nie schweigende Nachtgebrause der großen Stadt, wir hören nur ab und zu einmal einen Tritt in unserer stillen Straße, vielleicht, Wenns hoch kommt, ein halblautes zärtliches Lachen, mit dem unseres Nachbars Tochter von dem Geliebten Abschied nimmt. Sie haben sich lieb, lange schon, das weiß die ganze kleine Stadt — aber ob sie sich heiraten werden? Das weiß man noch nicht, das hängt sehr von der Gestaltung der äußeren Verhältnisse ab; man ist in der kleinen Stadt genau so modern wie in der großen, man drückt da eben ein Auge zu. Sie gehen Hand in Hand, vorbei am alter: Gemäuer beim Bache, hinaus in die Felder und Wälder, hofsiiungsfroh und so jung, ! Gottes Sonne küßt ihre Scheitel und eine Lerche macht ihnen eine schönere Musik als jene, die die Kapelle den Liebespaaren im Großstadt-Kaffeehaus spielt. —
Wenn er dann Abschied nimmt, um in der Welt draußen eine Stellung anzutreten, da:::: begleitet sie ihn zum Bahnhof. Da stehen oftmals Kinder in langer Reihe mit Strickmützen, die bunt sind wie Ostereier, und reißen verwundert die blanken Augen auf. Ilnd die Pennäler gehen auch hin mit Spazier- stöckchen und bebordeter Mütze, oder sie bummeln gegen Abend die Hauptstraße entlang. Am Marktplatz steht ein großes Geschäft, da ist alles zu haben: Lingerie und Kleiderstoffe, Vogelbauer und Porzellantassen, Ackergerätschaften und schön geränderte Tischdecken, Kaffee, Mehl, Reis — alle Viktualien — derbe Bauernstiefel und hochhackige Tanzschühchen. Körbe, Strickwollen, Einmachtöpfe und Blumenzwiebeln — das Warenhaus der kleinen Stadt.
Schon um Mitternacht liegt der Ort in fiesem Frieden. Vom Kirchturm schlägt es eins. Nur spärlich verbreitet eine einzelne Laterne ihren Lichtschimmer. Selten hört man Schritte auf den Straßen. Ilmsangen vom nächtlichen Zauber der kleinen Stadt geht der junge Herr Amtsrichter nach Hause. Hinterm Kirchturm schiebt sich der Mond vor und lacht; die Pflastersteine, die gestern noch die Stiefelsohlen verwundeten, treten sich heute ganz weich. Gar nicht übel, denkt der Herr Amtsrichter, der ganz verzweifelt über seine Versetzung hierher war, gar nicht übel, sogar ganz angenehm. Wenn man hier so eine hübsche kleine Villa hatte, wie die vom alten Postmeister, bei dem er zur Zeit ein Zimmer gemietet hat, und eine hübsche junge Frau dazu, dann könnte mans gut hier aushalten. find er pfeift vergnügt, als er die Haustüre aufschließt und beim altei: Postmeister die Treppe hinauftappt. Aber der Herr Postmeister hört kein Tappen, er würde nicht einmal ein Gepolter hören, er hat einen ruhigen, festen Schlaf — man schläft so gut in der kleinen Stadt. Radieschen.
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Von Richard Zoozmann, Herrenal b
Sie verdiente diesen Namen mit Recht. Alle Jünglinge und Mäner von Hinterbühl schwärmten für Adeles Schönheit und Liebreiz. Und wenn Hinterbühl auch nicht allzu groß war an Einwohnerzahl, sodaß man von „unzähligen Verehrern hätte sprechen können, so bestand der Schützenverein „Triffgut" doch aus einigen zwanzig wackeren Mitgliedern zwischen dreißig und fünfzig Jahren, die alle der schönen Frau Adele den Hof machten, zumal sie die Gattin des Schützenvereinsvorsitzenden Klaus Bichelmeyer und damit die ungekrönte Königin des Vereins war, an dessen häufig veranstalteten gemütlichen Abenden sie als allgemein umschwärmte Sonne den strahlenden Mittelpunkt bildete. Und mit Recht. Denn sie begnügte sich nicht damit, einfach nur schön zu sein. Sie war auch liebenswürdig, heiter, witzig, immer modern, also elegant gekleidet, und war die erste gewesen von allen Hinterbühler Damen, die sich einen Bubikopf hatte schneiden lassen, einen ganz entzückenden, von Natur goldkrauslockigen Bubikopf. Es gab Wohl keinen Schützenbruder, ob verheiratet, ob Junggeselle, der Herrn Bichelmeyer nicht um den Besitz einer so entzückenden Frau und Schützenschwester beneidet hätte! Nur einer stimmte nicht so frei und frank in die allgemeine Begeisterung mit ein: Das war Herr Waitzinger, der meist nur ein vielsagendes Schmunzeln zum besten gab, wenn Frau Adele wieder einmal verhimmelt wurde. Nun ja, er hatte doch auch eine ganz nette, annehmbare Frau, sodaß er schon schmunzeln konnte — aber gegen die schöne Bichelmeher kam Frau Hulda Waitzinger denn doch nicht auf, durchaus nicht! Sie trug zwar auch elegante Kleider und einen Bubikopf; aber der stand ihr nur darum so gut, weil sie sich einen Tag um den andern — bei feuchtem Wetter täglich — vom Friseur den Kopf zurechtsetzen ließ. Und was das kostete! Aber Herr Waitzinger hatte es ja dazu, da er sich glücklicher Besitzer einer ungewöhnlich gutgehenden Fabrik mit großer Ausbreitung nannte. Und wenn dann die Monatsrechnung des Friseurs kam — zwoundsechzig Mark, auch acht- und dreißig Pfennige dankend erhalten — gab er wieder sein Schmunzeln zum besten. Er hatte es eben dazu.
Nun war die Kasse des Schützenvereins „Triffgut" im Laufe des letzte Vereinsjahres so gut gefüllt worden durch Spenden, Prämien, Schuß- und Strafgelder, daß man den üblichen „damenlosen" Herrenausflug diesmal nach U... heim, am „schönen grünen deutschen Rhein" zu machen beabsichtigte. Dieser Vorschlag des Vorsitzenden Klaus Bichelmeher wurde mit einstimmigem Freudengeheul angenommen und der Tag festgesetzt. Herr Waitzinger war der einzige, der schmunzelnd erklärte, er könne an dem Vereinsausflug leider nicht teilnehme!:, da er grade an diesem Tage eine dringende Geschäftsreise machen müßte, die sich durchaus nicht verlegen ließe, weil es sich um eine höchst wichtige Besprechung mit mehreren Geschäftsfreunden handle, die schon seit Wochen eben diesen Tag dafür bestimmt hätten. Da war natürlich nichts zu machen, denn Arbeit und Verdienen geht vors Vergnügen, und so ließen die Herren, wenn auch ungern, ihren schmunzelnden Schützenbruder schießen.
Also der Tag der Abreise erschien. Schon um sechs Uhr früh fand sich die Schützengilde am Bahnhof ein, und um sechs Uhr achtzehn dampfte sie mit der Hinterbühler Bimmelbahn los, die sie mit der Geschwindigkeit einer dreihundertjährigen Schildkröte zu den sonnigen Ufern des Rheines bringen wollte — mit zweimaligem Umsteigen auf eine ebenso unvorschriftsmäßig-schnellfahrende Neben- und Zweigbahn. „An den Rhein, an den Rhein, zieh nicht an den Rhein, / Mein Sohn, ich rate dir gut" — hieß das erste Lied, das aus den offenen Fenstern des Bähnle in die morgenfrische Landschaft hellstimmig hinausklang. O hätte der Vorsitzende, Herr Klaus Bichelmeher, eine „Ahnung von der Mahnung" gehabt, die für ihn in diesem Liede enthalten war — doch davon später!
Es verlief alles programmgemäß und ohne Regen. In U... heim angekommen, wurde zuerst in einer kleinen Gartenwirtschaft am Rheinufer ergiebig gefrühstückt, dann eine Kletterpartie durch die Weinberge gemacht — „nein, sieh doch die himmlische Aussicht —", „nein, und die Ruine da drüben" — „nein, und das schöne Wiesental hier links" — und daran schloß sich das bestellte Mittagessen in der „Traube", auch am Ufer des stolzen Rheines, der Deutschlands Strom, nicht Grenze sein will — wenigstens wird es immer behauptet, obwohl er selbst von diesem seinen Willen noch nichts geäußert hat. Schadet nichts! Schön ist es doch bei ihm! Die Weine waren
,Hallo, stopp! Der Pickel glüht!" murmelte sie betroffen. Sie hatte sich in die Stille ihres Zimmerchens zurückgezogen — nicht etwa, weil sie Zahnschmerzen hatte, i bewahre, nein, lediglich, um auf diese Weise der „Empfangszeremonie" zu entgehen. Darum hatte sie auch ihren Vater mit den Blumen aufsitzen lassen —.
Als Tante Elisa verschwunden war, richtete sie das Glas auf den zweiten, den männlichen Besucher, der just im Begriff stand, ihrem Pa kräftig die Hand zu schütteln. Hm — das war also der neue Kousin, von dem der
Vater dem Justizrat gegenüber geäußert hat: „-jetzt
taucht er hier bald als der liebenswürdige, harmlose junge Mann auf, der nach kurzer Zeit erklären wird, sterblich in meine Tochter verliebt zu sein —"
Das also war der saubere Gentleman, den nur die Sorge um die väterliche Testamentsmillion Hertrieb — die Million, die er nur dann erhielt, wenn er sie, die Komteß, zur, Frau wählte! Dieses Ziel zu erreichen, war demnach der Urzweck seines Kommens, kein anderer!
Susi lachte spöttisch.
Der Herr Kousin sollte statt der zur Rose erblühten Jungfrau, die er wahrscheinlich im Sturm zu pflücken beabsichtigte, einen stacheligen Kaktus vorfinden! Das hatte sie sich fest vorgenommen I Sie wollte aus dieser Komödie als Siegerin hervorgehen und den Grafen mit einem haushohen Korbe nach Hause schicken! Der Mann, der einmal i h r Gatte werden sollte, den suchte sie sich selbst aus. Jawohl! Den ließ sie sich nicht durch ein verrücktes Testament aufbinden!
Aufatmend trat Susi vom Fenster fort, als ihr Vater mit dem Neffen im Schloß verschwand. Kampfeslust sprühten ihre Mienen, und in die Augen, die klaren, schwärmerisch blickenden Augen, trat ein feuriges, übermütiges Leuchten —.
IV.
Zwei mit molliger Behaglichkeit ausgestattete Räume waren es, die Johann Graf von Brendnitz bezogen hatte. Die hohen Fenster gestatteten einen weiten Ausblick auf Park und See
18. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Willkommen, Elisa, und Dank für dein rasches Erscheinen!"
Als er ihre zornglühenden Augen und den geröteten Nasenpickel erblickte, geriet er etwas aus dem Konzept. Ein wenig überstürzt reichte er ihr die Rosen. „Entschuldige bitte, daß meine Tochter nicht zur Stelle ist," sagte er hastig. „Es lag ursprünglich in ihrer Absicht, dir diesen Blumengruß selbst zu überreichen. Aber Susi ist —
— Susi wird-Susi hat-ja, Susi hat plötzlich jo
schreckliche Zahnschmerzen bekommen —"
Mit saurem Lächeln nahm Tante Elisa die Rosen entgegen.
„Vielleicht besitzt du die Freundlichkeit, mir sogleich meine Zimmer anweisen zu lasten, Hugo. Die Reise hat mich mehr als sonst angestrengt und überdies in starkem Maße aufgeregt. Ich möchte dich gleich jetzt bitten, den Tee mit mir allein einzunehmen."
„Aber-"
„Es handelt sich um Familienangelegenheiten, die mir mehr als dringlich erscheinen, Hugo." unterbrach sie ihn scharf.
„Ich verstehe dich nicht ganz. Um was handelt es sich denn, um Himmelswillen?"
„Um diesen Herrn da!" Feindselig wies ihr Zeigefinger rückwärts zum Wagen, dem eben der junge Graf entstieg.
Das Weitere wartete sie nicht ab. „Ich erwarte also deine entsprechenden Dispositionen," sagte sie nur noch. Dann preßte sie die Rosen an sich und rauschte die Freitreppe empor.
Oben aber am Fenster stand Susi, mit dem Krimstecher bewaffnet.
vorzüglich. Die Fröhlichkeit stieg nfit jeder neuen Flasche Als daher ein bejahrter Main: in seemännischer Ausrüstung erschien und die lustigen Herren fragte, ob sie nicht mit seinem eleganten, „neurenovierten" Motorboot „Kranich" nach dem idyllisch-gelegenen, berühmten Aufenthaltsort O...burg am andern Ufer hinübergondeln wollten, Person nur neunzig Pfennig, Trinkgeld nach Beliebei: — und dort drüben vielleicht den Kaffee nehmen wollten, als vorzüglich weit und breit bekannt — da war die ganze Schützengilde sogleich einverstanden. Alles ging an Bord und der „Kranich des Jbhkus" - wie ein klassisch-gebildetes Mitglied witzelte — brachte die vergnügten Schützenbrüder mit „stolz-ziehender Furche" nach dem reizenden kleinen Hotel „Rheiublick" hinüber. Dort war es wirklich ganz allerliebst zu sitzen in der schattigen Glasveranda! Und während die Runde den Kaffee einnahm und die Aussicht mit Muße genoß, machte ein Mitglied, wieder der klassisch-gebildete Kranich des Jbykus, der einen nötigen Gang durch die Hotelvorräume unternommen hatte. Plötzlich die staunenerregende Mitteilung, daß er draußen ai: der Gästetafel soeben gelesen hätte: es sei ihr Vereinsbruder Waitzinger mit Frau gleichfalls in diesem idyllischen Hotel abgestiegen. Allgemeines Hallo und Gejubel! Welche Ueberraschung! Welch glücklicher Zufall, daß die Geschäftsreise den Bruder Waitzinger auch in den „Rheiublick" geführt hatte! Und da der Gastwirt bestätigte, daß die Hinterbühler Herrschaften in ihrem Zimmer Nr. 18 grade jetzt den Mokka einnähmen, so bewaffnete sich alles mit den Blumensträußchen aus den auf den Tischen stehenden Vasen und stürmte mit lautem Hallo in den echten Stock, um das Ehepaar mit einem feierlich-komischen Willkomm zu begrüße::. Wie sichs gebührt, als Erster der Vorsitzende Herr Klaus Bichelmeher mit dem größten Blumenstrauß. Als er klopfte, rief Herrn Waitzingers Stimme von drinnen freundlich „Herein!" Als der Vorsitzende die Tür öffnete und er mit seinem Gefolge eintrat, sahen sie Len Fabrikbesitzer mit der schönen Frau Adele aus dem Soja sitzen, in lieblicher Versunkenheit, Hand in Hand geschlungen.
Nein, was das eine Ueberraschung! Frau Adele stieß einen lauten, domglockenhellen Schrei aus, und Herr Waitzinger schmunzelte diesmal nicht. Aber die andern schmunzelten dafür — mit Ausnahme ihres Vorsitzenden, der nach anfänglicher Erstarrung nichts besseres zu tun wußte, als dem Ehepaar seinen umfangreichen Blumenstrauß an den Kopf zn werfen, samt Vase, die er vorhin in der Eile mitergriffen hatte. Die andern folgten getreulich ihrem Vorsitzenden und warfen gleichfalls ihre Sträuße aus das verstummte Ehepaar, sodaß dieses vor dieser überreichen Huldigung der lieblichen Floratöchter alsbald wie unter einem Blumenregen, schon mehr Blumenwolkenbruch, beinahe verschwand und mai: von Frau Adele nur noch einen schwachen Aufschrei hörte — nicht domglockenhell, sondern mehr nach einem Armesünderglöckchen tönend.
Man sagt, Herr Bichelmeher hätte den Vorsitz der Schützengesellschaft niedergelegt, da er mit solchem Schützenbruder nicht mehr nach einer gemeinsamen Scheibe schießen wolle, und die Scheidungsklage eingeleitet.
is- Der Umfang der industriellen Weltproduktion sank im März auf den Stand von 1913, die deutsche Produktion dagegen soll nur etwa soviel wie um 1896/97 betragen.
Die Lausanne:'Konferenz, die im' Juni tagen soll, ist die 35. Konferenz, -die sich seit Versailles, mit der: Reparationen beschäftigt.
Ein Fahrrad mit elektrischem Antrieb
Das Elektro-Fahrrad, das von holländischen Firmen jetzt in Serien-Fabrikation hergestellt wird. Das Rad besitzt einen bequem auswechselbaren 12-Volt-Akkunmlator, der vor den Pedalen angebracht ist, unter dem Sattel ist ein Elektro-Motor eingebaut. Eine Geschwindigkeit von 25 Kilometer soll mit dem im Betrieb sehr billigen Rad erzielt werden.
Eine ganze Weile stand Johann mit sinnendem Lächeln j
da und schaute dem Spiel der goldenen Sonnenfäden zu Dann trat er mit einem gemurmelten „Ich hätte doch meine Finger davon lasten sollen!" vom Fenster fort und machte sich mit sichtlicher Unlust ans Auspacken. nickü ahnend, daß seine Person soeben den Mittelpunkt der erregten Debatte bildete, die Tante Elisa mit ihrem Bruder führte.
Ursprünglich hatte sie ja die Teestunde benutzen wollen, Anklage gegen den jungen Schnösel von Neffen zu erheben, aber die Zeit bis dahin schien ihr eine Ewigkeit. Sie vermochte es einfach nicht, ihren Grimm und ihre Befürchtungen mit sich allein herumzutragen.
Zu alledem, was sie in hitziger Form vorbrachte, trommelte Hugo nur einen Marsch auf der Tischplatte. Er kannte seine Schwester ja nicht seit gestern, wußte, da» Ueberempfindlichkeit und die Sucht, alles ihrem Willen unterzuordnen, schon stets ihre schwache Seite gewesen war
„Schön," sagte er schließlich, „ich werde mit ihm sprechen und er wird dich für sein saloppes Benehmen um Entschuldigung bitten, trotzdem — hm — trotzdem ich nicht annehme, daß er provozieren wollte. Du liebe Zeit, et ist ja noch ein junger Mensch, der genau so mutterlos ausgewachsen ist wie meine Susi. Wo sorgende, liebespendende Mutterhände fehlen, bleiben immer eimgr störende Schlacken zurück. Mir ist Johann nicht unsympathisch. Er ist ja schließlich ein Eroßstadtmensch. Man lebt und spricht dort anders als in unseren stillen Winkeln, in denen wir gar nicht merken, daß Welt und Menschen anders werden. Moderner sagt man wohl dazu Na, immerhin bin ich von ihm noch angenehm enttäuM Und sieh, Elisa, sei ein wenig nett zu ihm, komm ihm ein wenig lieb, ein wenig mütterlich entgegen. Weißt du, was verfehlt selten seine Wirkung. Hat er dich wirklm gekränkt, wirst du ihn damit erst recht beschämen "
(Fortsetzung folgt.)
Wenn man älter wird, mutz man mit Bewutztsein auf einer gewissen Stufe stehen bleiben. Gvethe.
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