Deutscher Schritt tu Kowno
Kowno, 3. Mai. Der deutsche Gesandte in Kowno, Mo- rath, ist gestern bei der litauischen Regierung vorstellig geworden und hat Beschwerde darüber geführt, daß das deutsche Generalkonsulat in Memel vor einigen Tagen bemalt und besudelt worden ist. Der litauische Außenminister Zaunius hat, wie in solchen Fällen üblich, die Bestrafung der Täter und eine gründliche Untersuchung zugesagt.
Gleichzeitig hat der litauische Gesa, dte darauf Hingewielen. Laß die verschiedenen litauischen Maßnahmen im Memelgebieß wie die Einbürgerung von Litauern, die Zusammensetzung der Wahlausschüsse und die verschiedenen Uebergriffe bei deutschmemelländischen Wahlversammlungen in mehreren Orten nicht mit den Bestimmungen des Memelstarurs übereinstimmen und eine unzulässige Wahlbecinflussung sind. Da nach den Völkerbundsbeftimmungen ein Staat, der irgend >ine Bestimmung der internationalen Abkommen verletzt, zunächst darauf aufmerksam gemacht werden muß, ehe weitere Schritte gegen ihn unternommen werden können, bat sich die deutsche Regierung hiermit die Möglichkeit geschaffen, nach den Wahlen alle ihr notwendig erscheinenden Maßnahme:: zu erpressen, vor allem unter Umstünden auch die Wahl anzusechten.
Warnung an Polen
Danzig, :>. Mai. Wie aus Moskau gemeldet wird, haben die englischen Enthüllungen über einen Handstreich Polens auf Danzig in russischen politischen Kreisen ungeheures Aufsehen erregt. Mit einer Besetzung Danzigs durch Polen, so heißt es, wäre gleichzeitig das gesamte Ostproblem aufgerollt, an dessen Lösung auch Rußland das größte Interesse hat. Weiterhin heißt es, die polnische Regierung würde, wenn sie einen solchen Schritt unternähme, die Lage in Ostpreußen erheblich verschärfen. Die russische Außenpolitik lege Wert auf das Weiterbestchen Danzigs als Freistaat. Das Danziger Problem sei völlig anders als die Wilnafrage. Ein polnischer Streich gegen Danzig könne in Osteuropa unabsehbare Folgen Hervorrufen.
Tardieus Bedingungen für die Abrüstung
London, 3. Mai. Zu den Genss-r Abrüstungsm örtcrungen schreibt der diplomatische Korrespondent dB „Daily Telegraph", Tardieu habe klar zu verstehen gegeben, daß Frankreich zu einer Verminderung seiner Rüstungen bereu sein würde, wenn die amunkanische und die britische Regierung gewisse Sicherheit,rrannen geben. Diese Bedingungen, die für beide Regierungen unannehmbar seien, lauten den Korrespondenzen zufolge:
1. Amerika verpflichtet sich, mit einem vom Völkerbund als Angreifer bezeichnet:':: Staat keinen Handel zu treiben, mit anderen Worten, eine auf Befehl des Völkerbundes unternommene Blockade zu respektieren;
2. Großbritannien verpflichtet sich, den: Völkerbunde seine Flotte für eine solche Blockade zur Verfügung zu stellen.
3a Erwartung eines deutschen Transfermoratoriums
London, 3. Mai. Ein düsteres Bild der deutschen Finanzlage entwerfen heute die „Financial Times". Das Blatt weist darauf hin, daß die Gold- und Valutareserve der Reichsbank auf 9Ä) Millionen Reichsmark gesunken ist, und nur mit größter Mühe selbst auf diesem Stand gehalten werden kann. Der Tag nahe heran, an dem Deutschland nicht mehr die nötigen Mittel zur Abdeckung seiner Auslandsverpflichtungen finden werde. Dann bliebe nur ein Transfermoratorium. Diese Entwicklung könne nicht wundernehmen, wenn man die schwindenden deutschen Ausfuhrüberschüsse betrachte und sich daran erinnere, daß die deutschen Großbanken zwischen dem t. April 1931 und dem 1. April 19W 5)4 Milliarden Reichsmark an ausländischen Krediten zurückgezahlt haben.
Für besonders gefährlich hält das Blatt die Lage der Gemeinden, der Werksparkassen und der Bausparkassen, aber auch die deutsche Schiffahrt stehe vor ernsten Problemen. Hapag und Llohd, deren Kapital nur rund 190 Millionen Reichsmark umfasse, hätten 380 Millionen Reichsmark Schulden, von denen nur rund 100 Millionen Reichsmark fundiert seien. Früher oder später müssen die beiden Gesellschaften entweder ihr Kapital erhöhen, oder die Schulden konsolidieren.
„Financial Times" kommen zu dem Schluß, daß nur eine gerechte Regelung der Rcparationsfrage und die Rückkehr zu gesunden internationalen politischen Beziehungen eine Möglichkeit eröffne, den Druck auf Deutschland zu mildern und ihm den Weg zur Erholung freizumachen.
Macöonald wird operiert
London, 3. Mai. Auf Grund einer neuen Untersuchung haben die Aerzte entschieden, nunmehr auch das rechte Auge Macdonalds wegen grünen Stars einer sofortigen Operation zu unterziehen. Die Operation findet am Donnerstag nachmittag statt.
Este« stellt dte Arbeitslofenfürsorge et»
Essen, 3. Mai. Der Oberbürgermeister der Stadt Essen hat nachstehende Verfügung erlassen:
Die weitere außerordentliche Verschlechterung der städtischen Kassenlage läßt keine Möglichkeit mehr, die Kosten der Arbeitslosenfürsorge aufzubringen. Die gesamte Arbeitsfürsorgebeschäftigung (Wohlfahrtsbüroarbeiter, Wohlfahrtsarbeiter, Pflichtarbeiter, jugendliche Pflichtarbeiter) wird bis auf weiteres mit dem 30. Llpril nach Arbeitsschluß eingestellt. Von der Einstellung der Arbeitslosenfürsorge werden etwa 4000 Wohlfahrtsarbeiter betroffen, die bisher eine monatliche Arbeitsvergütung von durchschnittlich 90—100 Mark bezogen. Auch für die 3500 Pflichtarbeiter, die bisher zu ihrer Unterstützung noch eine Arbeitsprämie bekamen, wird jetzt keine Beschäftigungsmöglichkeit mehr sein. Die Stadtverwaltung hofft auf ausreichende Reichs- und Statshilfe.
Amerika geht es nicht bester
„Mississippis Ländereien unter dem Hammer"
Daß der deutsck>e Bauer in seinen amerikanischen Kollegen auch Leidensgenossen hat, denen es teilweise noch schlechter geht, zeigt ein Bericht unter der obigen Ueberschrift, den wir wörtlich dem „Arkansas Echo" vom 13. 4. (Nr. 15) entnehmen. Der Artikel lautet ungekürzt:
„Die stolzen Plantagen, auf denen einst „Old Black Joe" seine schwermütigen Lieder summte, liegen verödet und Tausende von alteingesessenen Familien stehen vor dem Nichts, dem größten Elend.
Der Staat Mississippi, grenzenlos verarmt, steht vor dem Bankerott und unternimmt verzweifelte Maßnahmen, um dem Zusammenbruch zu entgehen. So ist er daran gegangen, 60 000 Farmer wegen Nichtbezahlung der rückständigen Steuern zu öffentlicher Zwangsversteigerung zu bringen.
lieber eine Million Acker hat der Staat schon auf diese Weise selbst in Hand, da sich nur wenige Abnehmer finden. Rund 50 000 Acker im Monat werden versteigert, so daß der Staat nach etwa zehn Monaten über 3 000000 Dollar Farmland verfügen wird.
Das zur Versteigerung gebrachte Land umfaßt 7 000 000 Acker oder ein Viertel des gesamten Staatsgebietes.
Unter den Käufern sind außer dem Staate Versicherungsgesellschaften, Spekulanten und Pfandleiher.
Tie Farmer, welche durch niedrige Baumwollpreise und Mißernten verarmt sind, werden jedoch nicht aus ihrer Heimat vertrieben werden. Sie erhalten eine Frist von zwei Jahren, um ihr Besitztum wieder einzulösen.
Auch die Stadtbewohner befinden sich in gleicher Lage. Man schätzt, daß heute zehn Prozent städtischen Grundeigentums in mehreren Hundert Munizipalitäten wegen Steuer- rückstnnden zur Versteigerung gelangen werden.
Staatliche Bonds wurden zum Verkauf angeboten, um der Notlage abzuhelfen, sie fanden jedoch keine Käufer. Das Schatzamt hat kein Geld, um fällig werdende andere Bonds einzulösen."
IW amerikanische Beamte vor der Entlassung
800 000 Beamte vor der Gehaltskürzung und Verkürzung des bezahlten Urlaubs
Nach einem Kabeltelegramm des „Tribüne Preß Service" hat die interministerielle Kommission der Bundesregierung in Washington eine Liste zusammengestellt, wonach aus Ersparnisgründen rund 100 000 Beamte aus dem Bundesdienst entlassen werden. Bei 800 000 weiteren Bundesbeamten treten Gehaltskürzungen in Kraft, von denen auch Staatspräsident Hoover erfaßt wird. Die Ankündigung der Entlassungen und Kürzungen, die allgemein als die Fortdauer des Wirtschaftselendes und der stark verminderten Steuereingänge gedeutet wird, hat im ganzen Gebiete der Vereinigten Staaten mächtige Erregung unter den Familien der betroffenen Beamten hervorgerufen, dies umsomehr, als auch damit noch eine Verkürzung des bezahlten Urlaubs auf die Hälfte verbunden ist, während die andere Hälfte Urlaub nur bei entfallender Bezahlung erteilt wird.
Die Not in den Vereinigten Staaten ist also zum Teil noch ärger als in der Alten Welt, sonst würde man kurz vor der Präsidentenwahl nicht derartig unpopuläre Experimente wagen.
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Neuenbürg, 2. Mai. In der Vortragsreihe der Arbeitslosenbetreuung sprach am letzten Freitag Rechtsanwalt I. Holl über die „Aufgaben der Gerichtsbehörden". Ausgehend von der Grundlage aller Gerichtsbarkeit, der Gesetzgebung, gab der Redner ein knappes klar umrissc-' nes Bild des Aufbaus der Gerichte und ihrer Zuständigkeit von der kleinsten Instanz bis zur höchsten, dem Reichsgericht. Die hauptsächlichsten Rechtsfälle des täglichen Lebens, Kauf, Verkauf, Zahlung, Haftung, Verjährung u. a. erfuhren an Hand von Beispielen eine verständliche Erläuterung. Mit einer kurzen Erläuterung des Strafrechtes, der Zusammensetzung und Zuständigkeit seiner Gerichte beschloß der Redner seine interessanten Darlegungen, die einen besseren Besuch verdienst gehabt hätten.
(Wetterbericht.) Bei Island liegt ein Hochdruckgebiet, auf dem Festland schwacher Tiefdruck. Für Donnerstag und Freitag ist zwar zeitweilig aufhciterndes, aber immer noch unbeständiges Wetter zu erwarten.
Birkenfeld, 3 . Mai. Gestern abend fand die Schlußveranstaltung des Freiwilligen Arbeitsdienstes, der den F.A.-Weg erbaut hat, statt. Um 147 Uhr versammelte sich der Freiwillige Arbeitsdienst, der Gemeinderat und die geladenen Gäste zur Besichtigung des nun vollständig durchgeführten F.A.-Wegs. An dem Felsblock, an welchem zur Erinnerung an diesen freiwilligen Arbeitsdienst eine Inschrift angebracht worden ist, welcher der erste dieser Art im Bezirk des Landesarbeitsamts Südwestdeutschland und somit auch des Arbeitsamts Pforzheim war, wurde Halt gemacht. Der freiwillige Arbeitsdienst sang gemeinsam das Lied „Im schönsten Wiescngrunde", worauf der Ortsbaumeister als technischer Leiter dieses Unternehmens eine kurze sinnreiche Ansprache hielt und den Weg seiner Bestimmung entsprechend in fertigem Zustand dem Bürgermeister als Vertreter der Gemeinde übergab. Nach den Ausführungen des Ortsbaumeistcrs sind bei diesem Wegbau 5000 Kubikmeter Erd- und Felsenaushub zu bewältigen gewesen, darunter allein 1300 Kubikmeter reine Felsen. Außerdem wurden 3600 Quadratmeter Vorlage gestellt, eine Leistung, die den Arbeitsdienstwilligen mit Herrn Otto Vollmer an der Spitze alle Ehre macht. Der Ortsvorsteher übernahm den Weg mit vollster Genugtuung und lud alle Anwesenden ein, mitzukommen zur Schlußveranstaltung in das Hotel „Schwarzwaldrand", wo er die Begrüßung und den Dank den Beteiligten noch besonders aussprechen wolle. Als man zum Hotel „Schwarzwaldrand" kam, war dort der Saal schon dicht überfüllt.
Der Ortsvorsteher begrüßte in seiner Ansprache die Gäste und dankte allen denjenigen, die während der vergangenen 2o Wochen dazu üeigetragen haben, daß der ursprüngliche Versuch, einen freiwilligen Arbeitsdienst durchzuführen, zu einem vollen Erfolg geführt hat. 11m das Vollendete nicht selbst loben zu müssen, verlas er ein Anerkennungsschreiben des Schwarzkvaldvereins, Ortsgruppe Birkenfeld, die dem Wege volle Anerkennung zollt. Sie haben als äußeres Zeichen ihrer Ancrkennug eine Schachtel Zigarren gestiftet, die dann anschließend an die F.A.-Leute verteilt wurden. Landrat Lempp war, wie der Bügermeister mitteilte, leider verhindert, an der Schlußveranstaltuug teilzuuehmen und hat auf schriftlichem Wege dem Arbeitsdienst und der Gemeindeverwaltung seine Anerkennung ausgesprochen. Direktor Schnaitmann vom Arbeitsamt Pforzheim wurde bei seinem Erscheinen vom Bürgermeister besonders begrüßt und ihm der Dank dafür ausgesprochen, daß er diese Sache jederzeit voll und ganz unterstützt hat, denn nur mit der Unterstützung des Arbeits-' amts Pforzheim war es möglich, daß der Arbeitsdienst in dieser Art und Weise durchgeführt werden konnte. Mitgewirkt an den Betreuungsmaßnahmen des freiwilligen Arbeitsdienstes haben die Lehrerschaft mit Rektor Fauth an der Spitze, die Rathausbeamten, Bezirksnotar Dopffel, Amtsrichter Pfizenmaier, Rechtsanwalt Dr. Burkhardt, Dr. Dorn, Direktor Viktor Keller, Frl. Erna Glatzer, Pfarrverweser Wagner, die ev. Kirchengemeinde durch lleberlassung des Gemeindehauses, die Sängerabteiluug des 1. F.C. 08, die Reichszentrale für Heimatdienst, Abteilung Stuttgart (Direktor Korzendorfer), Otto Weiß aus Mühlheim, Förster Ehmann und die Arbeitsdienstwilligen vom Arbeitsdienst selbst. Allen den Beteiligten wurde vom Ortsvorsteher der besondere Dank ausgesprochen. Auch Herr Titelius vom Arbeitsdienst selbst hat in seiner Ansprache allen Beteiligten herzlich gedankt und bedauert, daß jetzt beim schönen Mai der Arbeitsdienst aufhören muß, nachdem sie sich jetzt so kameradschaftlich zu einer Gemeinschaft zusammengefunden hätten. Er bat die maßgebenden Srellen, auch künftig für Arbeitsbeschaffung besorgt sein zu wollen, obwohl ihr sehnlichster Wunsch sei, daß bald wieder jeder seinem gelernten Berus nachgehen dürfe.
Direktor Schnaitmann sprach dem freiwilligen Arbeitsdienst des F.A.-Wegs seine volle Anerkennung aus und meint, die Gemeinde könne auf dieses wohlgelungene Werk stolz sein. — Die einzelnen Theateraufführungen und der Einzelvortrag
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Graf Hugo von Brendnitz hielt in seinem nervösen Rundgang inne, als es an der Tür klopfte.
„Ach. Sie sind's," nickte er dem hereintretenden Chauffeur zu. „Was gibt es denn')"
„Wir müssen neue Schläuche bestellen, Herr Graf."
„Bestellen Sie."
„Und Benzin-"
„Bestellen Sie "
„Auch die Polsterung der Limousine bedarf dringend — —"
„Du liebe Zeit, >o tragen Sie mich doch nicht um jede Kleinigkeit Ich habe andere Sorgen im Kops. Bestellen Sie und lassen Tie machen, was nötig ist."
Johann Petersen nickte, machte eine tadellose Verbeugung und verließ das Zimmer.
„Befinde mich also in einer großartigen Vertrauensstellung!" lachte er leise vor sich hin, als er wieder hinabschritt. „Also! Was will man mehr?"
Wie er den Hof überquerte, um zur Garage zu gelangen, vernahm er den Klang einer bekannten Stimme.
„Johann!" scholl es. „Johann! Zum Kuckuck, hat der Mensch denn keine Ohren am Kopfe?" Und wieder nach einer kleinen Pause: „Der Kerl hört doch tatsächlich nicht! I. da soll doch gleich-!"
Johann Petersen trat vor die Garage: „Der Kerl M schon da, Komteß, was soll er?"
Eine dunkle Verlegen' itsröte huschte über Susis Antlitz, daß Johann die allergrößte Lust verspürte, das blühende Leben da an sich zu ziehen. Aber er besann sich wohl und legte seine Mienen in respektvolle Falten.
Komteß Sufi betrachtete sich den „Kerl" von oben bis unten.
„Es w:ro auch o:e hochge Enenvayu, Laß Sie j'.ch endlich hier eintrudeln!" meinte sie dann mit mühsam verhaltener Ungeduld. „Haben wohl wieder mal mit der Marie poussiert, was?"
„Aber, Komteß!"
„Keine lange Geschichten. Ausfahren will ich. Und zwar hinüber nach Holdenbach, zu meiner Freundin." „Sofort?" " z
„Natürlich sofort. Auf der Stelle sogar." i . ^
„Verzeihung, Komteß, ich muß erst-* , "
„Sie müssen gar nichts!"
„Doch, ich muß erst-" - ^
„Johann!" , ^ ^
„Gnädigste Komteß?"
„Sie werden mich jetzt augenblicklich nach Holdenbach fahren!"
„Gewiß, aber ich muß doch erst-" "
„Sie! Wenn Sie jetzt nicht augenblicklich losgondeln, gibt's ein Unglück!" schwadronierte sie. „Ich zähle nur noch bis drei, verstanden? Und wenn Sie bis dahin nicht —!" Sie vollendete nicht, sondern sprang in den Fond des Wagens: „Eins!"
Johann verbiß ein Lächeln. .
„Zwei!" - . .
Jetzt bestieg er den Sitz am Steuer,.
„Drei!"
Er hantierte an dem elektrischen Anlasser, ohne daß der sollst so gehorsame Motor angesprungen wäre.
„Warum fahren Sie nicht, zum Donnerwetter?"
„Ich muß erst-"
„Himmelbombenelementnichnochmal!"
ich muß doch erst — Benzin auffüllen!" vollendete er endlich den Satz, wandte sich dabei um und sah der zornigen Schönheit vergnügt ins Gesicht.
Sufi starrte den Mann entgeistert an. Dabei stellte sie fest, daß Johann Petersen eigentlich recht seltsame, nein, sogar schöne Augen befaß. Diese ihr bisher entgangene Eigentümlichkeit bewirkte, daß sie für flüchtige Sekunden
!h;cü Unmut vergaß Daun freilich fuhr sie schier erschrocken zusammen und verließ mit rotem Kopf de» Wagen.
„Ich mag nicht mehr," sagte sie. kehrte ihm brüsk den Rücken und floh über den Hof >ns Schloß zurück. Erst als sie hinter dem Store im Flur stand, machte sie Halt und spähte vorsichtig zur Garage hinüber, wo Johann Petersen neben dem gräflichen Automobil stand und träumend zu den sich leise im Winde wiegenden Baumkronen des alten Parkes empor schaute.
Susi verzog das Mündchen. Pah — auch einer, der fi« scheinbar für eine dumme Eöhre hielt. Einer, der auch dachte, mit ihr umgehen zu können, wie er Lust hatte. Wie er sie angesehen hatte! Also einfach unverschämt!
Sie stampfte mit dem Fuße auf. Anstatt feige auszukneifen. hätte sie ihm lieber anständig die Wahrheit sagen sollen! Ob sie noch einmal hinging und ihn abkanzelt« nach Strich und Faden?
Aber, ach was — Unsinn! Was sollt« sie sich mit dem Kerl herumärgern? Bei Gelegenheit würde sie ihm schon beweisen, wer Herr und wer Diener war!
Mit diesem beruhigenden Vorsatz verließ sie den Ausguck Nur schade um den himmlisch-schönen Sommertag! Heute hätte es sich sicher wieder mal famos über die Chaussee sausen lassen —
Verärgert schritt sie durch die Zimmer, die mit schweren, wuchtigen Möbeln aus klobigen Füßen, noch aus Urgroßvaters Tagen stammend, ausgestattet waren. An de« Fenstern hingen dichte Gardinen, die der lachende«, strahlenden Sonne kategorisch den Zutritt verweigerten. Puh — wie man nur in diesen dunklen, unheimlichen Räumen das ganze Jahr über wohnen konnte! Dunkel entsann sie sich, daß vor langer, langer Zeit Tante Elisa hier gehaust hatte ehe sie zu anderen Verwandten iiberstedelte. Ob sie auch jetzt wieder hier ihren Einzug hielt?
Ein Geräusch ließ Susi aufhorchen. Es klang wie das Rollen eines rasch näherkommenden Wagens. Flugs eilte sie an eines der Fenster, schob de« Vorhang beiseite »uo spähte hinaus,
(Fortsetzung folgt.)